Wachstum, Ressourcenverbrauch und technischer Fortschritt
Wachstum, Ressourcenverbrauch und technischer Fortschritt
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Enquete PG 3 – Berichtsentwurf Kapitel 1-6 – Stand 17.9.2012<br />
Sie besagt, dass die Belastung der natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen (Impact-I) ein Produkt der<br />
Bevölkerung (Population-P), des materiellen Wohlstands (Affluence-A) sowie der genutzten<br />
Technologie (Technology-T) ist, also:<br />
I = P * A * T<br />
Nach ihr können die Belastungen über eine Reduzierung des materiellen Wohlstandes, eine<br />
schrumpfende Bevölkerung oder aber eine Veränderung im Faktor Technologie erreicht<br />
werden. Dabei bildet der Faktor Technologie die gesamten Produktions- <strong>und</strong> Konsummuster<br />
<strong>und</strong> ihre Ressourcenintensität ab. Die IPAT-Gleichung beschreibt keine Kausalitäten, sondern<br />
verdeutlich statistische Zusammenhänge zwischen Wohlstand, Technologie <strong>und</strong><br />
Bevölkerungszahl einerseits <strong>und</strong> Umweltbelastung andererseits. 59<br />
Seit den 1970er Jahren sind zahlreiche Forschungsansätze entstanden, 763 die sich mit der<br />
Übernutzung der natürlichen Ressourcen <strong>und</strong> den Bedingungen 764 einer Nachhaltigen<br />
Entwicklung beschäftigen. Sie werden unter Sustainable Science 765 zusammengefasst, obwohl<br />
sich die einzelnen Schulen <strong>und</strong> auch Unterschulen teilweise strikt voneinander abgrenzen 60 766<br />
.<br />
Nachfolgend werden knapp <strong>und</strong> exemplarisch wichtige wissenschaftliche 767 Zugänge zum<br />
Verhältnis von wirtschaftlicher Aktivität bzw. Gesellschaft zur Umwelt 768 bzw. den natürlichen<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lagen skizziert. Dabei soll die Pluralität der in der Projektgruppe 769 3 vertretenen<br />
Zugangsweisen deutlich werden.<br />
Die in der neoklassischen Volkswirtschaftslehre verankerte <strong>Wachstum</strong>stheorie<br />
berücksichtigt die Wechselwirkung von natürlicher Mitwelt <strong>und</strong> wirtschaftlichem 772<br />
<strong>Wachstum</strong><br />
vor allem mit Blick auf die Begrenztheit natürlicher Ressourcen, die 773im<br />
Produktionsprozess<br />
verwendet werden. Obwohl die natürlichen Faktoren endlich oder 774sogar<br />
erschöpfbar sind,<br />
kann in solchen Modellen <strong>Wachstum</strong> dann dauerhaft aufrecht erhalten 775 werden, wenn die<br />
jeweiligen Faktoren durch andere Faktoren, insbesondere durch Kapital, 776 substituiert werden<br />
können. Damit ein solcher <strong>Wachstum</strong>spfad dauerhaft 61 aufrecht erhalten 777 werden kann, ist es<br />
aber erforderlich, dass der technische <strong>Fortschritt</strong> hinreichend hoch 778ist.<br />
Im Falle endlicher<br />
Ressourcen unterstellen solche Pfade dann entweder, dass die Ressource 779 (in immer kleineren<br />
Quantitäten) unendlich lange verwendet wird, oder, falls sie in endlicher 780 Zeit aufgebraucht<br />
wird, dass eine sogenannte „Backstop“-Technologie entwickelt wird, 781 die die Verwendung<br />
dieser Ressource unnötig macht. 62<br />
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Bezogen auf die zentrale Größe der globalen CO2- Emissionen wird das obige Verhältnis auch als Kaya-<br />
Identität bezeichnet <strong>und</strong> zum Beispiel wie folgt parametrisiert: CO2 = CO2/PEV x PEV/GDP x GDP/POP x<br />
POP. Hierbei bezeichnet CO2 die absoluten CO2-Emissionen in der Welt, CO2/PEV die Karbonintensität der<br />
Energieversorgung, PEV/GDP die Energieintensität der Weltwirtschaft, GDP/POP den Pro-Kopf-Wohlstand der<br />
Weltbevölkerung <strong>und</strong> POP die absolute Größe der Weltbevölkerung. Eine Reduzierung der CO2-Emissionen<br />
wird also einhergehen müssen mit einer Senkung der Karbonintensität, der Energieintensität, des<br />
Wohlstandsniveaus oder der Bevölkerungszahl.<br />
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Rogall, Holger. Nachhaltige Ökonomie. Marburg 2009<br />
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Im modellierten Extremfall sogar unendlich lange.<br />
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Einen Überblick über die Entwicklung der Einbeziehung erschöpfbarer Ressourcen in die <strong>Wachstum</strong>stheorie<br />
vermitteln Toman, Pezzey <strong>und</strong> Krautkraemer (1995) <strong>und</strong> Erreygers (2008).