Kinesiologie in der Allergie-Diagnostik
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<strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Allergie</strong>diagnostik<br />
R. Lüdtke, N. Seeber, B. Kunz und J. R<strong>in</strong>g<br />
Zusammenfassung<br />
Anhand zweier Studien wird die Wertigkeit k<strong>in</strong>esiologischer Untersuchungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diagnostik</strong> von Soforttypallergien beurteilt. In e<strong>in</strong>er ersten Pilotstudie<br />
wurden 42 Patienten von zwei Untersuchern im H<strong>in</strong>blick auf zehn Allergene<br />
getestet. E<strong>in</strong>e Folgestudie untersuchte die Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Methode am<br />
Modell <strong>der</strong> Wespengiftallergie. Hier wurden fünf Wespengiftallergiker von<br />
vier Untersuchern jeweils zehnmal mit Wespengift und zehnmal mit Kochsalzlösung<br />
getestet. Alle Untersuchungen <strong>in</strong> beiden Studien erfolgten doppelbl<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> randomisierter Reihenfolge. In beiden Studien wurden die k<strong>in</strong>esiologisch<br />
gewonnenen Ergebnisse mit den allergologischen Testergebnissen (Prick, i.c.,<br />
RAST) und <strong>der</strong> Anamnese verglichen. Die Ergebnisse zeigen e<strong>in</strong>e äußerst ger<strong>in</strong>ge<br />
Reproduzierbarkeit (Intraclass-Kappa = 0.02) und Reliabilität <strong>der</strong> Methode<br />
(Intraclass-Kappa = 0.00). Sensitivität und Spezifität s<strong>in</strong>d mit 44% und<br />
70% ebenfalls niedrig.<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
Die Health-<strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong> ist e<strong>in</strong>e von J. Scott <strong>in</strong> den USA entwickelte Methode<br />
1,2 . Sie gehört zu den sogenannten unkonventionellen mediz<strong>in</strong>ischen Verfahren.<br />
Vorrangiges E<strong>in</strong>satzgebiet ist die <strong>Diagnostik</strong> von <strong>Allergie</strong>n und Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
3 . Die Methode ist <strong>der</strong>zeit vor allem bei nie<strong>der</strong>gelassenen<br />
Ärzten und Heilpraktikern weit verbereitet, ihr Bekanntheitsgrad<br />
und ihre Akzeptanz wächst.<br />
Mit <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong> soll <strong>der</strong> gesamte Körper im H<strong>in</strong>blick auf se<strong>in</strong>e Reaktion<br />
auf e<strong>in</strong>e Substanz mittels <strong>der</strong> Stabilität (Haltekraft) e<strong>in</strong>es Indikatormuskels<br />
beurteilt werden 4 . Im Gegensatz zu den üblichen schulmediz<strong>in</strong>ischen Standarddiagnostiken,<br />
wie RAST o<strong>der</strong> Intra Cutan-Test, handelt es sich um e<strong>in</strong>e<br />
nicht-<strong>in</strong>vasive, wenig belastende Methode. Dieser Vorteil hat unter an<strong>der</strong>em<br />
dazu geführt, daß k<strong>in</strong>esiologische Untersuchungen häufig bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n angewendet<br />
werden.<br />
Im Gegensatz zur Verbreitung und Attraktivität <strong>der</strong> Methode haben sich<br />
bisher nur wenige unabhängige Untersuchungen wissenschaftlich mit <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong><br />
beschäftigt 5,6 . Diese Umstände haben die Hautkl<strong>in</strong>ik des Universitätskrankenhauses<br />
Eppendorf <strong>in</strong> Hamburg dazu bewogen, die Wertigkeit <strong>der</strong><br />
<strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Allergie</strong>diagnostik aus wissenschaftlicher Sicht zu beurteilen.<br />
Diese Bewertung ersche<strong>in</strong>t umso notwendiger, als es sich bei <strong>der</strong> <strong>Allergie</strong>-
diagnostik um Diagnosen mit zum Teil sehr weitreichenden Konsequenzen<br />
handelt, die <strong>in</strong> das tägliche Leben <strong>der</strong> Betroffenen massiv e<strong>in</strong>greifen können.<br />
Man denke dabei etwa an e<strong>in</strong>en langjährigen Verzicht auf bestimmte Lebensmittel,<br />
die Umstellung von Lebensgewohnheiten o<strong>der</strong> an erhöhte f<strong>in</strong>anzielle<br />
Aufwendungen bei <strong>der</strong> Beschaffung neuer Möbel. Beson<strong>der</strong>s kritisch muß jedoch<br />
<strong>der</strong> therapeutische E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Methode bei anaphylaktischen, potentiell<br />
lebensbedrohlichen Krankheiten gesehen werden (z.B. Wespengiftallergiker).<br />
Im Rahmen unseres Konzepts zur Überprüfung <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong> wollen<br />
wir zwei Studien vorstellen. Die erste Studie war als Pilotstudie gedacht, die<br />
im wesentlichen zur Standardisierung <strong>der</strong> verwendeten Methode diente.<br />
Gleichzeitig sollte <strong>der</strong> Grad an Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>der</strong> Diagnosen zweier verschiedener<br />
Untersucher abgeschätzt werden. Die Studie versucht bewußt, die<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis üblichen Bed<strong>in</strong>gungen nachzubilden 7 , <strong>in</strong>dem an e<strong>in</strong>em Patienten<br />
mehrere verschiedene Allergene h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ausgetestet werden.<br />
Ziel <strong>der</strong> daran anschließenden Studie war es, Erkenntnisse über die Zuverlässigkeit<br />
<strong>der</strong> Methode (Reproduzierbarkeit, Reliabilität und Richtigkeit) <strong>in</strong>nerhalb<br />
des gewählten Modells zu gew<strong>in</strong>nen. Sie wurde am Modell <strong>der</strong> Insektengiftallergie<br />
durchgeführt. Bienen- und Wespengift bieten sich als<br />
Testsubstanz an, weil die Standardallergiediagnostik durch Komb<strong>in</strong>ation verschiedener<br />
Testverfahren (RAST, Intrakutantest, Anmnese und ergänzende<br />
Verfahren <strong>in</strong> dann noch unsicheren Fällen) sichere und reproduzierbare Ergebnisse<br />
über das Vorliegen und den Typ <strong>der</strong> <strong>Allergie</strong> liefert.<br />
Die Pilotstudie<br />
Methoden<br />
Studiendesign<br />
Von September 1993 bis August 1994 wurden <strong>in</strong>sgesamt 42 Testpersonen mit<br />
e<strong>in</strong>er anamnestisch bekannten und allergologisch gesicherten Wespen- o<strong>der</strong><br />
Bienengiftallergie (Prick und RAST positiv) untersucht. Vor Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Hyposensibilisierung<br />
mit dem entsprechenden Insektengift wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong> o<strong>der</strong><br />
zwei k<strong>in</strong>esiologischen Untersuchungen folgende Allergene getestet: Azetylsalizylsäure,<br />
Hausstaubmilbe, Katzenhaare, Laktose, Graspollen, Wespengift<br />
und Bienengift. Die Testungen wurden stets von denselben Untersuchern<br />
durchgeführt, wobei bei e<strong>in</strong>em Teil <strong>der</strong> Patienten Doppeluntersuchungen vorgenommen<br />
wurden. Der Austestung von Candida albicans wird von vielen k<strong>in</strong>esiologischen<br />
Untersuchern große Bedeutung beigemessen. Diese Substanz<br />
wurde aus diesem Grund <strong>in</strong>s Repertoire aufgenommen. Zusätzlich wurden<br />
auch Kochsalz und Histam<strong>in</strong> als Kontrollsubstanzen <strong>in</strong> die Untersuchungen<br />
e<strong>in</strong>geschlossen, da man bei diesen Substanzen aus schulmediz<strong>in</strong>ischer Sicht<br />
immer negative bzw. immer positive Reaktionen erwarten kann.<br />
55
56<br />
Die Reihenfolge, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die verschiedenen Allergene getestet wurden, war<br />
zufällig und doppelt verbl<strong>in</strong>det, so daß we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Untersucher noch <strong>der</strong> Proband<br />
wußten, ob e<strong>in</strong>e Reaktion bei <strong>der</strong> jeweiligen Untersuchung zu erwarten<br />
war o<strong>der</strong> nicht.<br />
Patienten und Untersucher<br />
Die Testpersonen waren 42 freiwillige Probanden (23 Frauen und 19 Männer<br />
im Alter von 11 bis 74 Jahren) <strong>der</strong> ambulanten <strong>Allergie</strong>sprechstunde <strong>der</strong> Hautkl<strong>in</strong>ik<br />
<strong>in</strong> Eppendorf. Es handelte sich um fünf Bienengiftallergiker, 36 Wespengiftallergiker<br />
und e<strong>in</strong>e Person mit beiden <strong>Allergie</strong>n.<br />
Beide Untersucher waren Assistenzärzte <strong>der</strong> Hautkl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Hamburg, die<br />
vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Studie nicht k<strong>in</strong>esiologisch tätig waren. E<strong>in</strong> Untersucher (K)<br />
durchlief e<strong>in</strong>e Grundausbildung <strong>in</strong> TFH (Touch for Health) sowie e<strong>in</strong>en Aufbaukurs<br />
<strong>in</strong> HK (Health <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong>), <strong>der</strong> von J. Scott geleitet wurde. Zur Qualitätskontrolle<br />
<strong>der</strong> Untersuchungen wurden außerdem zwei externe, seit Jahren<br />
k<strong>in</strong>esiologisch tätige Ärzte h<strong>in</strong>zugezogen. Der zweite Untersucher (S) wurde<br />
im Vorlauf <strong>der</strong> Studie <strong>in</strong> die Methodik e<strong>in</strong>gewiesen.<br />
K<strong>in</strong>esiologische <strong>Diagnostik</strong><br />
Die k<strong>in</strong>esiologischen Tests wurden nach dem Verfahren von Jimmy Scott<br />
(Health <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong>) durchgeführt. Zunächst wurde e<strong>in</strong> Indikatormuskel ohne<br />
Allergenkontakt getestet. Die Testung erfolgte am Musculus deltoideus anterior<br />
im Stehen. Der Tester versucht, den Arm <strong>der</strong> Testperson herabzudrücken,<br />
während diese versucht, den Arm <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgangsposition zu halten, ohne<br />
selbst Gegendruck auszuüben. Durch diesen Test wird <strong>der</strong> Bewegungsablauf<br />
tra<strong>in</strong>iert. Um festzustellen, ob <strong>der</strong> Indikatormuskel erwartungsgemäß reagiert,<br />
wurden die Testpersonen aufgefor<strong>der</strong>t „JA“ o<strong>der</strong> „NEIN“ zu sagen. Bei „JA“<br />
wurde e<strong>in</strong>e starke Reaktion, bei „NEIN“ e<strong>in</strong>e schwache Reaktion erwartet.<br />
Vergleichbare Testsysteme s<strong>in</strong>d das Sagen des „eigenen Namens“ und e<strong>in</strong>es<br />
„fremden Namens“ o<strong>der</strong> das „Kneifen“ und „Ausstreichen“ des Indikatormuskels.<br />
Hierbei handelt es sich um Bestätigungstestungen.<br />
Die weitere Testung wurde im Liegen durchgeführt. Zunächst erfolgte e<strong>in</strong>e<br />
Überprüfung <strong>der</strong> Meridianbalance anhand <strong>der</strong> um den Nabel angeordneten<br />
Testpunkte für die Meridianpaare. Schwache Elemente wurden unmittelbar<br />
korrigiert. Der Korrekturmodus wurde nach <strong>der</strong> Methode von Scott festgelegt.<br />
Begonnen wurde <strong>in</strong> solchen Fällen mit <strong>der</strong> Austestung <strong>der</strong> „Neurovaskulären<br />
Punkte“, bei starker Reaktion folgte die Testung <strong>der</strong> „Meridian-Endpunkte“<br />
und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge die „Neurolymphatischen Punkte“ und „Sedierungspunkte“.<br />
Schwach testende Punkte wurden entsprechend korrigiert.<br />
Zum Abschluß <strong>der</strong> Vortestungen wurden e<strong>in</strong>e Nabel-Balance (Hand <strong>der</strong><br />
Testperson wird über den Bauchnabel, d.h. über sämtliche Meridianpaare, gelegt,<br />
dann erfolgt die Testung des Indikatormuskels) und die Testung des Al-
lergietestpunktes (e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Knochengrube vor dem Ohr, die die Testperson<br />
selbst während des Tests halten muß) durchgeführt.<br />
Die für die anschließende Testung vorbereiteten Allergene waren sämtlich<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e Glasfläschchen e<strong>in</strong>gepackt und wurden dem Tester von e<strong>in</strong>er Hilfsperson<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Pappschachtel angereicht. Alle Glasröhrchen waren<br />
gleich schwer. Die Reihenfolge <strong>der</strong> Allergene und das getestete Allergen waren<br />
für den Tester und die Testperson somit unbekannt. Die Pappschachtel<br />
wurde im folgenden vom Tester unterhalb des Bauchnabels <strong>der</strong> Testperson auf<br />
die sog. Substanztestzone aufgelegt. Daraufh<strong>in</strong> wurde erneut <strong>der</strong> Indikatormuskel<br />
geprüft. E<strong>in</strong>e Unsicherheit im Halten des Armes o<strong>der</strong> das wi<strong>der</strong>standslose<br />
Nachgeben des Armes unter Druck wurden als schwache Reaktion, das<br />
stabile Halten des Armes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgangsposition als starke Reaktion gewertet.<br />
Die schwache Reaktion steht <strong>in</strong> diesem k<strong>in</strong>esiologischen Testsystem für<br />
e<strong>in</strong>e <strong>Allergie</strong> gegenüber <strong>der</strong> Testsubstanz.<br />
Statistik<br />
Da es sich bei den Untersuchungen um Meßwie<strong>der</strong>holungen am gleichen Probanden<br />
handelte, wurde die Inter-Rater-Reliabilität zunächst für jedes Allergen<br />
getrennt beurteilt. Wurden Untersuchungen wie<strong>der</strong>holt, g<strong>in</strong>g lediglich die erste<br />
Untersuchung <strong>in</strong> die Analyse e<strong>in</strong>. Die globale Inter-Rater-Reliabilität wurde<br />
abgeschätzt, <strong>in</strong>dem Untersuchungen auf zwei verschiedene Allergene an e<strong>in</strong>er<br />
Testperson als unabhängige Untersuchungen aufgefaßt wurden. Maß für die<br />
Güte <strong>der</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung war Cohen’s Kappa 8 .<br />
Die Validität <strong>der</strong> Methode wurde über die Sensitivität und Spezifität je<br />
Untersucher beurteilt, d.h. über die Anteile <strong>der</strong> korrekt diagnostizierten <strong>Allergie</strong>n<br />
bzw. des korrekten Ausschlusses e<strong>in</strong>er Bienen- o<strong>der</strong> Wespengiftallergie.<br />
Ergebnisse<br />
In Tab. 1 s<strong>in</strong>d die Schätzer zur Inter-Rater-Reliabilität zusammengefaßt. Bei<br />
nahezu ke<strong>in</strong>er Substanz kann man e<strong>in</strong>e überzufällige Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen<br />
den beiden Untersuchern erkennen. Dennoch auftretende Übere<strong>in</strong>stimmungen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>e Folge <strong>der</strong> Tatsache, daß wesentlich häufiger<br />
auf „ke<strong>in</strong>e <strong>Allergie</strong>“ als auf „<strong>Allergie</strong>“ entschieden wird. Übere<strong>in</strong>stimmende<br />
Urteile für e<strong>in</strong>e <strong>Allergie</strong> s<strong>in</strong>d sehr selten. Ausnahme ist das Bienengift:<br />
In 17 Urteilen stimmten die beiden Untersucher übere<strong>in</strong>, lediglich sechsmal<br />
differierten die Diagnosen.<br />
Die Ergebnisse ergaben e<strong>in</strong>e Schätzung <strong>der</strong> Inter-Rater-Reliabilität von<br />
0.17. Die untere Grenze des Konfidenz<strong>in</strong>tervalls zeigt zwar e<strong>in</strong>e statistisch überzufällige<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen den beiden Untersuchern an, doch ist<br />
diese weit von e<strong>in</strong>er wirklich perfekten Übere<strong>in</strong>stimmung entfernt.<br />
Tab.1 Inter-Rater-Reliabilität bei verschiedenen Allergenen<br />
57
58<br />
Allergen N Kappa 95%-Konfidenz<strong>in</strong>tervall<br />
Laktose 23 0.16 -0.21 - 0.52<br />
Hausstaubmilbe 23 0.11 -0.31 - 0.52<br />
Katzenhaare 22 0.31 -0.09 - 0.70<br />
Graspollen 23 -0.02 -0.42 - 0.38<br />
Azetylsalizylsäure 23 -0.16 -0.50 - 0-19<br />
Wespengift 23 -0.14 -0.54 - 0.27<br />
Bienengift 23 0.47 0.13 - 0.81<br />
Candida albicans 22 0.25 -0.15 - 0.66<br />
Kochsalz 23 0.42 0.01 - 0.82<br />
Histam<strong>in</strong> 23 0.21 -0.18 - 0.59<br />
gesamt 228 0.17 0.04 - 0.30<br />
Tab. 2 zeigt die Orig<strong>in</strong>aldaten an ausgewählten Allergenen. Die Ergebnisse für<br />
Candida albicans, e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>esiologische Standardtestung, zeigen ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen den beiden Untersuchern. Ebenso bleibt die<br />
Hypothese unbestätigt, daß <strong>der</strong> k<strong>in</strong>esiologische Test unter Kochsalz immer nur<br />
negative Reaktionen und unter Histam<strong>in</strong> überwiegend positive Reaktionen erreicht.<br />
Tab.2 E<strong>in</strong>zelergebnisse bei ausgewählten Allergenen<br />
Allergen Untersucher S<br />
− +<br />
Candida albicans K − 9 3<br />
+ 5 5<br />
− +<br />
Kochsalz K − 15 1<br />
+ 4 3<br />
− +<br />
Histam<strong>in</strong> K − 12 6<br />
+ 2 3<br />
+ = positive Diagnose<br />
− = negative Diagnose<br />
Als Schätzer für die Sensitivität und Spezifität ergeben sich bei beiden Untersuchern<br />
sehr ähnliche Werte. Die Sensitivität <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong> zur Diagnose<br />
von Bienen- und Wespengiftallergien liegt demnach bei etwa 44% (Untersucher<br />
S: 43.9%, Untersucher K: 44.0%). Ihre Spezifität kann mit ca. 70% beschrieben<br />
werden (Untersucher S: 71.8%, Untersucher K: 69.6%).<br />
Die Reproduzierbarkeitsstudie<br />
Methoden
Patienten und Untersucher<br />
Um die Reproduzierbarkeit <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong> zu überprüfen, wurden im Januar<br />
1995 fünf Testpersonen von vier Untersuchern auf Wespengiftallergie vor Beg<strong>in</strong>n<br />
<strong>der</strong> Hyposensibilisierung k<strong>in</strong>esiologisch untersucht. Alle Testpersonen<br />
waren nachgewiesene Wespenallergiker, d.h. sie wiesen sowohl positive Laboruntersuchungen<br />
(RAST), positive Hauttestungen (Intracutan-Test) als auch<br />
e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Anamnese e<strong>in</strong>er anaphylaktischen Reaktion nach Insektenstich<br />
auf.<br />
Bei den Untersuchern handelte es sich um Personen mit sehr unterschiedlichem<br />
Ausbildungsstand: e<strong>in</strong> erfahrener K<strong>in</strong>esiologe und K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt (Untersucher<br />
G), zwei Ärzt<strong>in</strong>nen, die an Standardkursen zur Erlernung <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong><br />
teilgenommen hatten (K und V), und e<strong>in</strong> Arzt (S), <strong>der</strong> die k<strong>in</strong>esiologische<br />
Methode von e<strong>in</strong>er dieser vorher genannten Untersucher<strong>in</strong>nen gelernt hatte.<br />
Studiendesign<br />
An je<strong>der</strong> Testperson wurden von jedem Tester 20 k<strong>in</strong>esiologische Testungen<br />
vorgenommen. Zehn dieser Untersuchungen wurden mit Wespengift, die an<strong>der</strong>en<br />
zehn mit Kochsalz durchgeführt. Die Reihenfolge, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Substanzen<br />
geprüft wurden, war randomisiert, die Randomisierung doppelt verbl<strong>in</strong>det, so<br />
daß we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Untersucher noch <strong>der</strong> Proband wußten, ob es sich bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Untersuchung um Kochsalz o<strong>der</strong> das auslösende Allergen handelte. Alle<br />
Untersuchungen an e<strong>in</strong>em Patienten wurden am selben Tag unter gleichbleibenden<br />
Bed<strong>in</strong>gungen vorgenommen.<br />
K<strong>in</strong>esiologische <strong>Diagnostik</strong><br />
Die k<strong>in</strong>esiologischen Tests wurden mit <strong>der</strong> gleichen Methode durchgeführt wie<br />
sie bereits unter 2.1 beschrieben wurde. Auf e<strong>in</strong>en vorausgehenden Test auf<br />
Belastung mit Candida albicans wurde jedoch verzichtet.<br />
Statistik<br />
Maß für die Reproduzierbarkeit <strong>der</strong> Methode je Untersucher und Testperson<br />
war <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beobachtungen, <strong>der</strong> vom häufigeren Meßergebnis abweicht.<br />
Je größer demnach dieser Anteil ist, desto weniger ist die Beobachtung reproduzierbar.<br />
Als Globalmaß für die Reproduzierbarkeit <strong>der</strong> Gesamtmethode wurde<br />
<strong>der</strong> Intraclass-Kappa-Koeffizient verwendet, <strong>der</strong> den Anteil <strong>der</strong> Gesamtvarianz<br />
beschreibt, <strong>der</strong> durch die Probanden- und Untersuchervariabilität erklärt<br />
werden kann 9 . Als globales Reliabilitätsmaß galt e<strong>in</strong> analoger Koeffizient, <strong>der</strong><br />
den Anteil <strong>der</strong> Gesamtvarianz beschreibt, <strong>der</strong> alle<strong>in</strong> durch die Probandenvariabilität<br />
erklärt werden kann. Werte nahe 0 sprechen daher für e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Reproduzierbarkeit<br />
bzw. Reliabilität.<br />
Die Richtigkeit <strong>der</strong> Methode wurde als Anteil <strong>der</strong> Beobachtungen je Untersucher<br />
und Testperson def<strong>in</strong>iert, <strong>der</strong> das korrekte Ergebnis erbr<strong>in</strong>gt.<br />
59
60<br />
Ergebnisse<br />
Abb. 1 zeigt die Verteilung <strong>der</strong> Reproduzierbarkeitsmaße im Vergleich zur<br />
Verteilung dieser Maße bei e<strong>in</strong>em fairen Münzwurf, d.h. e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Zufallsexperiment,<br />
bei dem e<strong>in</strong> Ereignis mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 50% auftritt.<br />
Beide Verteilungen stimmen ungefähr übere<strong>in</strong>. Optimale Reproduzierbarkeit<br />
ist bei 0.000 gegeben, schlechtestenfalls kann das Maß den Wert 0.500<br />
annehmen. Die erwartete Reproduzierbarkeit e<strong>in</strong>es Münzwurfexperiments liegt<br />
bei 0.377, die ermittelten mittleren Reproduzierbarkeiten s<strong>in</strong>d unter Wespengift<br />
und Kochsalz 0.338 bzw. 0.368. Der Intraclass-Kappa-Reproduzierbarkeitskoeffizient<br />
ist demzufolge mit dem Wert 0.03 (Konfidenz<strong>in</strong>tervall -0.02 -<br />
0.07) nicht vom Zufallswert zu unterscheiden. Der Reliabilitätskoeffizient ist<br />
mit 0.00 sogar exakt gleich dem Wert, den e<strong>in</strong> Münzwurfexperiment erreicht<br />
(Konfidenz<strong>in</strong>tervall: -0.02 – 0.02).<br />
E<strong>in</strong>e detailliertere Betrachtung zeigt, daß die Reproduzierbarkeit bei allen<br />
Untersuchern <strong>in</strong> etwa <strong>der</strong> gleichen Größenordnung liegt (Tab. 3). Beim Untersucher<br />
G ist sie am größten, ohne dem optimalen Wert nahe zu kommen. Unterschiede<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Reproduzierbarkeit zwischen den Untersuchungen unter<br />
Wespengift und Kochsalz s<strong>in</strong>d nicht erkennbar. E<strong>in</strong>e analoge Aufschlüsselung<br />
zeigt ebenfalls, daß sich die mittleren Reproduzierbarkeiten je Testperson nicht<br />
wesentlich unterscheiden. Bei ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Personen werden Werte unter 0.25 erreicht,<br />
schlechtestenfalls wurden Werte von 0.4 ermittelt. Auch hier s<strong>in</strong>d Unterschiede<br />
zwischen beiden getesteten Allergenen nicht ersichtlich.<br />
rel. Häufigkeit<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0<br />
Münzwurf<br />
<strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong><br />
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5<br />
Reproduzierbarkeit
Abb.1 Verteilung <strong>der</strong> Reproduzierbarkeitsmaße<br />
Die über alle Testpersonen und Untersucher gemittelte Richtigkeit liegt bei<br />
etwa 42% unter Wespengift und 59% unter Kochsalz. Die höchste Richtigkeit<br />
<strong>der</strong> Untersuchungen bei Kochsalz weist Untersucher G auf, gleichzeitig ist aber<br />
se<strong>in</strong> Wert für Wespengift mit e<strong>in</strong>em Anteil an richtigen Entscheidungen<br />
von 24% sehr ger<strong>in</strong>g. Alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> Untersucher S hat sowohl unter Wespengift<br />
wie unter Kochsalz mehr als 50% richtige Entscheidungen getroffen.<br />
Tab.3 Mittlere Reproduzierbarkeit und Richtigkeit nach Untersuchern<br />
Untersucher<br />
G K S V<br />
Wespengift Reproduzierbarkeit 0.24 0.38 0.36 0.38<br />
Richtigkeit 24 % 45 % 61 % 38 %<br />
Kochsalz Reproduzierbarkeit 0.28 0.38 0.36 0.46<br />
Richtigkeit 68 % 55 % 61 % 50 %<br />
Diskussion<br />
Sowohl die Pilotstudie als auch die Reproduzierbarkeitsstudie belegen deutlich,<br />
daß es sich bei <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong> um e<strong>in</strong>e nicht reproduzierbare, unreliable<br />
und <strong>in</strong>valide Methode zur Diagnose von Insektengiftallergien handelt. Geht<br />
man davon aus, daß die Wespengiftallergie e<strong>in</strong> adäquates Modell für die Evaluierung<br />
<strong>der</strong> Health-<strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong> ist, so s<strong>in</strong>d die obigen Aussagen auf die gesamte<br />
Methode verallgeme<strong>in</strong>erbar.<br />
Wir glauben dieses Fazit <strong>in</strong> dieser Klarheit ziehen zu können, obwohl unsere<br />
Untersuchungen e<strong>in</strong>ige Mängel o<strong>der</strong> Probleme aufweisen. So beschränkt<br />
sich die Auswertung <strong>der</strong> Pilotstudie auf die jeweils erste Untersuchung e<strong>in</strong>es<br />
Untersuchers mit e<strong>in</strong>em Allergen. Informationen aufgrund von Wie<strong>der</strong>holungsmessung<br />
gehen demzufolge verloren. Da aber nicht alle Untersuchungen<br />
repliziert worden s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d lediglich die Erstmessungen zweier Untersucher je<br />
Person und Allergen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichbar. Nur die von uns gewählte Analysemethode<br />
garantiert unverzerrte Ergebnisse, ohne zusätzliche Annahmen<br />
über die Reproduzierbarkeit zu treffen. Lediglich die Genauigkeit <strong>der</strong> Schätzer<br />
kann durch das Weglassen <strong>der</strong> Informationen über Meßwie<strong>der</strong>holungen betroffen<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Ähnliches gilt für die Unbalanciertheit <strong>der</strong> Daten: Lei<strong>der</strong> konnten nicht alle<br />
Testpersonen von beiden Untersuchern k<strong>in</strong>esiologisch mit allen Allergenen<br />
diagnostiziert werden. Dies führte zu kle<strong>in</strong>eren Fallzahlen zur Beurteilung <strong>der</strong><br />
Inter-Rater-Reliabilität und damit zu erhöhten Variabilitätsschätzungen.<br />
61
62<br />
E<strong>in</strong> zweites statistisch-methodisches Problem tritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pilotstudie dann<br />
auf, wenn bestimmte Messungen an e<strong>in</strong>em Patienten als unabhängig angesehen<br />
werden; d.h. sie werden so behandelt, als ob sie von verschiedenen Patienten<br />
stammten. Dies gilt für die Schätzung <strong>der</strong> globalen Inter-Rater-Reliabilität und<br />
für die Schätzung von Sensitivität und Spezifität. Alle drei Maßzahlen können<br />
daher verzerrt geschätzt worden se<strong>in</strong>. Da aber die E<strong>in</strong>zelergebnisse je Allergen<br />
diesen Schätzungen nicht wi<strong>der</strong>sprechen, s<strong>in</strong>d wir sicher, daß die Verzerrungen<br />
nicht beson<strong>der</strong>s groß s<strong>in</strong>d.<br />
Unser Fazit bleibt auch vor dem H<strong>in</strong>tergrund bestehen, daß die Inter-<br />
Rater-Reliabilität formal statistisch signifikant überzufällig ist. E<strong>in</strong> Wert von<br />
0.17 mag nicht durch Zufallsergebnisse zu erreichen se<strong>in</strong>, doch ist er kl<strong>in</strong>isch<br />
nicht relevant: Die Diagnoseunsicherheit ist bei weitem zu groß, als daß man<br />
die Methode für die Praxis empfehlen könnte.<br />
Wir können weiterh<strong>in</strong> davon ausgehen, daß die Ergebnisse nicht vom<br />
mangelnden Ausbildungstand <strong>der</strong> Untersucher geprägt s<strong>in</strong>d, da auch <strong>der</strong> erfahrene<br />
K<strong>in</strong>esiologe G e<strong>in</strong>e schlechte Reproduzierbarkeit und Richtigkeit aufweist.<br />
Außerdem wird <strong>der</strong> Ausbildungskurs, den die Untersucher K und V besucht<br />
haben, als ausreichend angesehen, die Methode <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />
anzuwenden. Die besten Validitätsergebnisse erzielte zudem <strong>der</strong> unerfahrene<br />
Untersucher S.<br />
Die Diagnose <strong>der</strong> <strong>Allergie</strong> über die <strong>Allergie</strong>tests (meistens e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />
verschiedener Tests und <strong>der</strong> Anamnese) kann als goldener Standard anerkannt<br />
werden. Selbst wenn man diese Annahme nicht trifft, könnten <strong>in</strong> unseren<br />
Untersuchungen lediglich die Ergebnisse zur Validität und Richtigkeit davon<br />
betroffen se<strong>in</strong>, während die Zuverlässigkeitsmaße vom Außenkriterium unabhängig<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Gleiches gilt auch für den E<strong>in</strong>wand, daß die benutzte Pappschachtel ebenfalls<br />
e<strong>in</strong>en Effekt auf die Diagnoseergebnisse haben kann, so daß die Annahme<br />
falsch sei, daß unter Kochsalz e<strong>in</strong>e negative Reaktion zu erwarten ist. Auch<br />
hier wären wie<strong>der</strong>um die Zuverlässigkeitsmaße nicht betroffen.<br />
Auch die Möglichkeit, daß sich e<strong>in</strong>ige Patienten zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Untersuchung<br />
bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Hyposensibilisierung befunden haben könnten,<br />
kann sich lediglich auf Richtigkeit und Validität auswirken. Zudem behaupten<br />
erfahrene K<strong>in</strong>esiologen, daß hierdurch ke<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong><br />
k<strong>in</strong>esiologischen Methode erfolgt.<br />
Unsere Testdurchführung wurde von erfahrenen K<strong>in</strong>esiologen beurteilt<br />
und für durchaus dem Standard <strong>der</strong> k<strong>in</strong>esiologischen Testung entsprechend befunden.<br />
Zudem wurde die Testdurchführung im Vorfeld unserer Studie mit<br />
J. Scott besprochen, welcher ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wände gegen e<strong>in</strong> solches Studienprotokoll<br />
hatte.<br />
E<strong>in</strong>e von den K<strong>in</strong>esiologen als möglicher Störfaktor angeführte unzureichende<br />
Wassersättigung des Körpers wurde von uns <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Studie (<strong>der</strong><br />
Reproduzierbarkeitsstudie) berücksichtigt und führte zu ke<strong>in</strong>en besseren Resultaten.
Ermüdungsersche<strong>in</strong>ungen bei Patienten o<strong>der</strong> Untersuchern wurden ebenso<br />
wie äußere Störfaktoren (z.B. Unruhe, Lärm im Untersuchungsraum) soweit<br />
wie möglich gemieden.<br />
Differenziert man die Patienten mit e<strong>in</strong>em positiven k<strong>in</strong>esiologischen Test<br />
auf Candida albicans von den testnegativen, so f<strong>in</strong>den sich ke<strong>in</strong>e relevanten<br />
Untersuchungsunterschiede h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Reproduzierbarkeit. Dieser Befund<br />
spricht gegen die häufig vertretene Me<strong>in</strong>ung unter K<strong>in</strong>esiologen, daß e<strong>in</strong>e<br />
ordnungsgemäße k<strong>in</strong>esiologische Testung bei positivem Ausfall <strong>der</strong> Testung<br />
auf Candida albicans nicht möglich ist. Zudem zeigten die Mehrfachtestungen<br />
auf Candidabefall <strong>in</strong> unserer ersten Studie ebenfalls sehr schlechte Wie<strong>der</strong>holungswerte.<br />
E<strong>in</strong>e quantitative Stuhluntersuchung zur Objektivierung e<strong>in</strong>er pathologischen<br />
Besiedelung des Darmes mit Candida albicans wird <strong>in</strong> praxi nur<br />
selten durchgeführt.<br />
Wir hoffen, mit unseren Ergebnissen dazu beigetragen zu haben, die Diskussion<br />
um die Wertigkeit <strong>der</strong> K<strong>in</strong>sesiologie zu beleben. Unsere Ergebnisse<br />
bestätigen die Schlußfolgerungen von Haas et al. 5 , die ähnliche Ergebnisse für<br />
die kl<strong>in</strong>ische Untersuchung <strong>der</strong> Wirbelsäule mittels k<strong>in</strong>esiologische Techniken<br />
erhalten haben. Von Rom 6 gelang zusätzlich <strong>der</strong> Nachweis, daß die Reaktionen<br />
des Indikatormuskels stark von psychischen Faktoren abhängig s<strong>in</strong>d. Aus unserer<br />
Sicht besteht daher <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong> wissenschaftlich begründbarer Anhaltspunkt<br />
dafür, die <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Allergie</strong>diagnostik e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
Literatur<br />
1 Scott J., Goss .K: <strong>Allergie</strong> und <strong>der</strong> Weg, sich <strong>in</strong> wenigen M<strong>in</strong>uten davon zu befreien.<br />
Freiburg/Breisgau: Verlag für Angewandte <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong>, 1990<br />
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für angewandte <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong>, 1992<br />
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1992; 12: 881-887<br />
4 Garrow J. S.: <strong>K<strong>in</strong>esiologie</strong> and food allergy. BMJ 1988; 296: 1573-1574<br />
5 Haas M., Peterson D., Hoyer D., Ross G.: Muscle test<strong>in</strong>g response to provocative vertebral<br />
challenge and sp<strong>in</strong>al manipulation: A randomized controlled trial of construct validity.<br />
J Manipulative Physiol Ther 1994; 17: 141-148<br />
6 von Rom D.: Das Phänomen <strong>der</strong> unwillkürlichen Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Armkraft. naturamed<br />
1995; 1: 19-25<br />
7 Gerz W.: Applied K<strong>in</strong>esiology (AK) - E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> naturkundlichen Praxis<br />
- Son<strong>der</strong>druck aus Naturheilpraxis 1991; 8<br />
8 Fleiss J. L.: Statistical methods for rates and proportions. 2nd ed. New York: John Wiley<br />
& Sons, 1981<br />
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Meth. Med. Res. 1992; 1: 183-199<br />
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Dipl. Stat. Ra<strong>in</strong>er Lüdtke°, Dr. Nikolaus Seeber*, Dr. Barbara Kunz* und<br />
Prof. Dr. Dr. Johannes R<strong>in</strong>g*<br />
° Biometrisches Zentrum für Erfahrungsmediz<strong>in</strong>, Institut für Med. Informationsverarbeitung,<br />
Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Westbahnhofstr. 55, 72070 Tüb<strong>in</strong>gen<br />
* Universitäts-Hautkl<strong>in</strong>ik Hamburg-Eppendorf, Mart<strong>in</strong>istr. 52, 20251 Hamburg