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Maida blickt etwas besorgt vor der OP. Zukunft. Befürchtungen lodern auf, genährt von generationenlanger Erfahrung und Vorurteilen: Den Gang ins Spital wählt man zuletzt, quasi als Gottesurteil. Derweil schlüpft drinnen Dr. Wiehler in die blaue Operationskleidung. Geheilt in zehn Minuten Bald darauf wird Maida in den OP- Raum geführt, wo es nach Desinfektions- und Putzmitteln riecht. Der Hygiene halber stülpt ihr ein Pfleger Mit der Taschenlampe im OP Sie schwankt, die Stromspannung in Malawi, schildert Augenchirurgin Dr. Ute Wiehler: «Wenn der Wasserkocher 40 Minuten benötigt hat, um zu erhitzen, habe ich lieber eine Taschenlampe, mit in den OP genommen.» Für die CBM ist Dr. Wiehler zwei Jahre lang im Nkhoma-Spital in Malawi im Einsatz gewesen und davor zwei in Nepal. Rund 10 000 Augenoperationen, vorwiegend am Grauen Star, hat die 35-jährige Chirurgin an den CBM-geförderten Kliniken durchgeführt. Dr. Wiehler ist in Luxemburg aufgewachsen und hat sich in Heidelberg zur Augenärztin ausbilden lassen. Plastiksäcke über die Füsse und hilft ihr auf die Operationsliege. Kräftig abstossen kann die Bäuerin nur noch mit den Armen. Zu stark schmerzen die Beine vor Alter und Arbeit. Kaum hat sie sich hingelegt, wird ihr Augenumfeld desinfiziert und das Auge lokal betäubt. Lediglich zehn Minuten später ist die trübe Linse entfernt und die neue implantiert. Jubel und Zuversicht Um Infektionen vorzubeugen bleibt Warum sind Sie Augenärztin geworden? «Mich hat das Auge von Anfang an fasziniert. Ein so kleines Organ, das aber so wichtig ist! Die Arbeit am Auge ist sehr ästhetisch und mir gefällt, dass gerade bei einer Grau-Star-Operation eine riesige Wirkung erzielt wird. Ein beidseits Erblindeter in den Entwicklungsgebieten ist zur Unselbständigkeit verdammt und meist eine Last für seine Familie. Mit zwei Mal zehn Minuten und wenig Aufwand ihm das eigene Leben zurückgeben zu können ist enorm!» Wie ist die augenmedizinische Lage in einem Entwicklungsland? «Hier kommen alle Patienten mit wirklich gravierenden Problemen. Ihre Augenleiden sind weit fortgeschrittener als in der Schweiz, wo sofort in den Anfangsstadien behandelt wird. In Die blinde Bäuerin wird in den Untersuchungsraum geführt. der Augenverband bis zum nächsten Tag. Als er abgenommen ist, gerät Grossmutter Maida in helle Freude: «Nun kann ich die Leute um mich sehen» ruft sie strahlend. «Ich freue mich, wieder Gemüse anbauen zu können! Den Rest lege ich in Gottes Hand.» der Schweiz praktizieren mehr als 500 Augenärzte, in einem Land wie Malawi aber kommt nur einer auf zwei Millionen Menschen.» Welches sind die häufigsten Augenkrankheiten? «In den Entwicklungsgebieten sind es der Graue Star (trübe Augenlinsen), das Glaukom (Sehnerv- und Netzhaut- blickkontakt 4
schäden), Entzündungen, Tumore und Verletzungen.» Was ist das grösste Problem in einem Land wie Malawi? «Extreme Armut, die oft mit mangelnder Bildung einhergeht. Viele können weder lesen noch schreiben. Mangelndes Verständnis für die Krankheiten macht die Nachsorge schwierig.» Wie unterschiedlich haben Sie Nepal und Malawi erlebt? «In Nepal suchen die Augenkranken von allein Hilfe. Sie wissen, dass der Graue Star operiert werden kann. In Afrika müssen wir sie eher zu Hause aufsuchen und abholen. Die Menschen in Nepal sind gelassen, schicksalsergeben und zeigen nur sehr selten ihre Gefühle. Auch über Schmerzen klagen sie kaum. Afrikanische Patienten hingegen sind mitteilsam und fragen, was mit ihnen während der Behandlung geschieht. Das Personal in Nepal arbeitet unglaublich präzis und zügig. Bildung Unsere Bitte Die Sehkraft rettende Star operation kostet bei Erwachsenen 50 Franken, bei Kindern und Voll narkose 180 Franken. Schenken Sie Erblindeten das Augenlicht! gilt als wichtig und Bescheidenheit ist weit verbreitet. In Afrika kann man sich von der Freundlichkeit einiges abschneiden. Die Menschen sind sehr direkt und offen.» Schildern Sie bitte besonders eindrückliche Erlebnisse. «Generell fasziniert mich am meisten der staunende Ausdruck im Gesicht der Patienten, wenn sie erstmals wieder sehen können. Einmal in Nepal bei einem Ausseneinsatz wurde ein alter Mann auf einer Trage von vier jungen im Laufschritt eine fast senkrechte Treppe herabgetragen. Wir rechneten mit einem sehr kranken Patienten. Doch er war lediglich in beiden Augen am Grauen Star erblindet. Nie werde ich vergessen, wie er nach der Operation wackeren Schrittes den Heimweg antrat. Genauso jene alte Dame, die auf dem Rücken ihrer Enkelin ankam und nach beidseitiger Operation am nächsten Tag wieselflink Richtung Berge verschwand. In Malawi habe ich Grossmutter Maida sind Sehkraft und Freude zurückgekehrt! einen eineinhalbjährigen Jungen operiert, der seit dem fünften Monat am angeborenen Grauen Star blind war. Nie begann er daher mit Krabbeln oder Aufstehen. Doch nach der Operation ist er selbstständig aufgestanden – was für ein Privileg, solches erleben zu dürfen!» Wie ist die Reaktion der Geheilten? «In Nepal geht sie von fehlender Emotion bis zu stiller Dankbarkeit. In Afrika reagieren sie mit strahlendem Lächeln oder auch mit spontanem Tanz. Sie freuen sich sehr, wieder arbeiten zu können und der Familie keine Last mehr zu sein.» Wie wichtig ist die CBM für die augenmedizinische Versorgung in Nepal und Malawi? «Sehr wichtig! Die CBM-geförderten Kliniken stemmen in beiden Ländern weit über die Hälfte aller Augenoperationen, und das jedes Jahr aufs neue.» 5 www.cbmswiss.ch
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