Hans Schneider und Max Friedländer - CODART
Hans Schneider und Max Friedländer - CODART
Hans Schneider und Max Friedländer - CODART
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
dürfe. 14 Seltsamerweise wurde dies aber<br />
im Jahresbericht des RKD von 1939 mit<br />
keinem Wort erwähnt. Doch angesichts<br />
des enormen Gewinns, die diese<br />
Übereinkunft langfristig für das RKD<br />
bedeutete, hätte diese Tatsache gewiss<br />
Erwähnung verdient, so schien es<br />
jedenfalls dem Generalsekretär namens<br />
des Ministers für Unterricht, Kunst <strong>und</strong><br />
HANS SCHNEIDERS ABSCHIED<br />
Die ständig zunehmende Bedrohung durch<br />
den Nationalsozialismus erreichte ihren<br />
Höhepunkt mit der deutschen Invasion<br />
<strong>und</strong> der Kapitulation der Niederlande im<br />
Mai 1940. Dies führte bei <strong>Schneider</strong> zu<br />
einem Haufen zusätzlicher Sorgen, nicht<br />
nur um das RKD, seine Mitarbeiter <strong>und</strong><br />
den in die Niederlande emigrierten<br />
<strong>Friedländer</strong>, sondern auch um seine eigene<br />
Familie. Die außergewöhnlich ungewissen<br />
Umstände, welche die deutsche Besetzung<br />
mit sich brachte, wie auch sein<br />
rheumatisches Leiden veranlassten<br />
<strong>Schneider</strong>, der nun als Deutschsprachiger<br />
mit Argwohn betrachtet wurde, sich<br />
wegen Krankheit beurlauben zu lassen <strong>und</strong><br />
in sein Heimatland zurückzukehren. 16 Von<br />
Basel aus hielt er Kontakt mit dem RKD<br />
<strong>und</strong> insbesondere mit seinem<br />
stellvertretenden Direktor Jan van Gelder<br />
(1903-1980). Die Korrespondenz dieser<br />
Jahre zeigt, dass <strong>Schneider</strong> nach bestem<br />
Vermögen seine Tätigkeiten fortzusetzen<br />
versuchte. Jedoch entmutigte es ihn, dass<br />
er nicht mehr optimal arbeiten konnte,<br />
<strong>und</strong> auch die andauernde Kriegssituation<br />
setzte ihm zu. Im Sommer 1942 schrieb er<br />
an van Gelder: "Es sieht ansonsten<br />
elendiglich aus in der Welt <strong>und</strong> jeder muss<br />
sich fragen, wie lange dieser wahnsinnige<br />
Zustand noch fortbestehen kann. Es wird,<br />
wenn es so weitergeht, nicht mehr viel<br />
Wissenschaften. <strong>Friedländer</strong> hatte jedoch<br />
<strong>Schneider</strong> darum gebeten, die<br />
Vereinbarung nicht bekannt werden zu<br />
lassen, da er nicht wünschte, dass die<br />
Presse etwas davon erfuhr. Letzten Endes<br />
wurde entschieden, diese Angelegenheit in<br />
jenem Teil des Berichts zu vermelden, der<br />
nicht zur Veröffentlichung bestimmt war. 15<br />
von unserem alten Europa übrig bleiben<br />
<strong>und</strong> wir werden am Ende sehr viele<br />
Menschen vermissen, wenn dieser Zug in<br />
den Osten [die in Richtung Russland<br />
marschierende deutsche Armee] weiter<br />
anhält. Es ist lehrreich, über den<br />
vergangenen Weltkrieg nachzudenken,<br />
jetzt, wo die Kriegshandlungen sich erneut<br />
jenen Gebieten zu nähern beginnen, in<br />
denen damals auch schon gefochten<br />
wurde, <strong>und</strong> mit welchem schlussendlichen<br />
Resultat?" 17<br />
Die 1940 erfolgte Abreise <strong>Schneider</strong>s,<br />
seiner großen Stütze in Den Haag,<br />
stimmte <strong>Friedländer</strong> melancholisch. Am<br />
14. Februar 1941 schrieb er seinem<br />
ehemaligen Volontär Julius Held: "Ich lebe<br />
bequem, ein bißchen faul u.[nd] ein wenig<br />
einsam. Dr. H.[ans] Schn.[eider] ist<br />
fortgezogen. Für mich ein schwerer<br />
Verlust." 18 Ob es danach noch einen<br />
regelmäßigen Briefkontakt zwischen<br />
<strong>Friedländer</strong> <strong>und</strong> <strong>Schneider</strong> gab, ist nicht<br />
ganz klar, aber 1942 erwähnte <strong>Friedländer</strong><br />
in seinem Notizbuch mehrmals Briefe an<br />
<strong>Schneider</strong>, so auch noch am 1. Januar<br />
1944. 19<br />
<strong>Friedländer</strong> führte während des Krieges<br />
<strong>und</strong> bis zum Januar 1944 ein Notizbuch. 20<br />
Zwischen den geschäftlichen Verabredungen<br />
finden sich hin <strong>und</strong> wieder<br />
Bemerkungen, die auf das Geschehen in<br />
5