Februar - Der Fels
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Februar - Der Fels
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Alois Epple:<br />
Neues Personenstandsgesetz ist seit<br />
Januar 2009 in Kraft<br />
Ausgerechnet die Politiker, die<br />
die Bedeutung von Ehe und Familie<br />
relativieren, halten an der<br />
Bestimmung aus dem Kulturkampf fest,<br />
dass die Ehe nur anerkannt wird, wenn<br />
sie vor einer säkularen Institution z.B.<br />
vor dem Standesbeamten vertraglich unterzeichnet<br />
wird.<br />
Dabei geht es bei einer zivilen Ehe<br />
im Wesentlichen um materielle Aspekte,<br />
die mit staatbürgerlich rechtlichen Wir<br />
kungen verknüpft sind. Rechtlich völlig<br />
wirkungslos sind kirchlich geschlossene<br />
Ehen. Das Paar, das sich vor dem Priester<br />
das JaWort gibt, gilt nach bürgerlichen<br />
Recht als nichteheliche Gemeinschaft.<br />
Damit bleibt der Bismarcksche Vorrang<br />
der Zivilehe vor der religiösen erhalten<br />
mit allen Konsequenzen für das<br />
Unterhaltsrecht, Erbrecht, Steuerrecht<br />
(Splitting), Schutzvorschriften für den<br />
Schwächeren beim Scheitern der Ehe,<br />
Zugewinnausgleich. Auch das Namensrecht<br />
könnte noch ein Rolle spielen.<br />
Früher war das Zusammenleben ohne<br />
Trauschein durch den Kuppelungsparagraphen<br />
gewissermaßen geächtet. Die<br />
Zeugung eines Kindes vor der Ehe nahm<br />
die Partner in die Pflicht, und meist folgte<br />
ordnungsgemäß die Eheschließung. Frü<br />
Kritische Anmerkungen<br />
her war also in den Augen des Gesetzgebers<br />
der Hauptsinn der Ehe, eine Zweipersonengemeinschaft<br />
zu bilden, in der<br />
Kinder gezeugt wurden und aufwuchsen.<br />
Diesen Sinn gibt es heute im politischen<br />
Denken nicht mehr. Alleinerziehung ist<br />
up to date, und in Schwulen“ehen“ können<br />
keine Kinder gezeugt werden. Früher<br />
verstand man unter Ehe das Zusammenleben,<br />
„bis der Tod scheidet“, heute versteht<br />
man unter Ehe das Zusammenleben,<br />
„solange es gut geht“. Also bleibt für die<br />
standesamtliche Heirat im weitesten Sinn<br />
der steuerliche Aspekt. Schließlich könnte<br />
eines Tages durch die Gier des Staates das<br />
Ehegattensplitting, die besondere Steuerklasse<br />
für Verheiratete, und die reduzierte<br />
Erbschaftssteuer beim Ehepartner wegfallen.<br />
Dann aber gibt es keinen Grund mehr,<br />
standesamtlich zu heiraten. Noch aber besteht<br />
das Konkordat, das Staat und Kirche<br />
miteinander vereinbart haben. Bischöfe,<br />
Priester und Gläubige sind daran gebunden.<br />
Warum aber ändert der Gesetzgeber<br />
das Personenstandgesetz, ohne zuvor das<br />
Konkordat zu ändern? Warum erkennt er<br />
die kirchliche Eheschließung nicht an, wie<br />
es in anderen Ländern auch der Fall ist?<br />
Man hält wohl an dem Kulturkampfparagraphen<br />
fest, weil man immer noch gegen<br />
die katholische Kirche agiert, sie in ihrem<br />
Wirken einschränken will und vor allem<br />
die Oberhoheit über alle Lebensbereiche<br />
der Bürger haben will. Deshalb hat man<br />
auch den nüchternen Vertragsabschluss<br />
einer standesamtlichen Eheschließung<br />
mit quasireligiösen Zeremonien ausgeschmückt:<br />
ein würdevoll gekleideter Standesbeamter<br />
trägt stehend eine salbungsvolle<br />
Ansprache aus dem „Rednerbuch<br />
für Standesbeamte“ vor; das Brautpaar<br />
– selbstverständlich die Braut in Weiß –<br />
sitzt dem Standesbeamten an einem Tisch<br />
gegenüber; Blumen stehen auf dem Tisch,<br />
eine Kerze brennt – der „Altar“ im Stan<br />
Da die Ehe die Gatten in einen öffentlichen<br />
Lebensstand innerhalb<br />
der Kirche stellt, geschieht die<br />
Trauung öffentlich vor dem Priester<br />
(oder dem dazu bevollmächtigten<br />
Zeugen der Kirche) und den<br />
anderen Zeugen.<br />
KKK Ziff 343, Kompendium<br />
desamt; zu allem Überfluss wird nach dem<br />
Vertragsabschluss am Gebäudeausgang<br />
Reis geworfen, um dessen religöse Bedeutung<br />
man sich keine Gedanken macht.<br />
Das Standesamt versucht, die Festlichkeit<br />
in der Kirche zu imitieren, weil der Staat<br />
den Bürgern einen Religionsersatz bieten<br />
will. In der Tat sieht man, dass die Kulturkampfintention,<br />
die kirchliche Hochzeit<br />
durch eine zivile Eheschließung zu ersetzen,<br />
doch einigermaßen erfolgreich war.<br />
Nur etwa ein Drittel der standesamtlichen<br />
Hochzeitspaare findet auch den Weg zur<br />
kirchlichen Eheschließung. (Ähnlichen<br />
Erfolg hatten auch die Machthaber der<br />
ehemaligen DDR. Sie wollten Konfirmation<br />
bzw. Kommunion und Firmung<br />
überflüssig machen, indem sie die Jugendweihe<br />
einführten. Hier zeigt schon<br />
das Wort „Weihe“ den Status eines Ersatzkultes.).<br />
DER FELS 2/2009 55