Februar - Der Fels
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DER FELS 4215<br />
PVSt/Entgelt bezahlt/DPAG<br />
<strong>Fels</strong>Verein e.V., Auslieferung<br />
Postfach 11 16<br />
86912 Kaufering<br />
General Groppe – der „schwarze General“<br />
oder „der katholische“ Hund.<br />
Graf Stauffenberg ist wohl der einzige<br />
Offizier, dessen Heldentat von<br />
der linken Propaganda nicht aus dem<br />
kollektiven Gedächtnis getilgt werden<br />
konnte. Er ist jedoch bei weitem<br />
nicht der einzige Offizier, der sein<br />
Leben aufs Spiel setzte, um seinem<br />
Gewissen zu folgen. Es waren Tausende<br />
von Offizieren, die aus Gewissensgründen<br />
Verfolgung auf sich<br />
nahmen, um dem Unrecht zu wehren.<br />
Glücklicherweise fielen nicht<br />
alle dem Henker oder den Erschießungskommandos<br />
zum Opfer. Einer<br />
von ihnen ist der „schwarze General“<br />
Theodor Groppe, der nach dem 20.<br />
Juli 1944 zunächst in Gestapohaft<br />
war und dann im Januar 1945 in die<br />
Festungshaftanstalt Küstrin überführt<br />
wurde.<br />
Er ist am 18. August 1882 als Sohn<br />
eines Verlegers in Trier geboren. Als<br />
Soldat im Ersten Weltkrieg erhielt<br />
er neben anderen Auszeichnungen<br />
den höchsten Orden, den Pour le<br />
Mérite. Nach dem Ersten Weltkrieg<br />
blieb er bei der damaligen Reichswehr<br />
der Weimarer Republik und<br />
wurde unmittelbar nach der „Machtergreifung“<br />
Hitlers als Generalmajor<br />
entlassen, weil seine kompromisslos<br />
katholische Weltanschauung nicht<br />
zum Nationalsozialismus passe. Als<br />
bekennender Katholik hatte er im<br />
vorwiegend preußischprotestantischen<br />
Offizierskorps einen schweren<br />
Stand. Seine Gegner nannten ihn<br />
den „schwarzen General“ oder auch<br />
den „katholischen Hund“. Weil man<br />
angesichts der sprunghaften Vergrößerung<br />
der Armee auf kriegserfahrene<br />
Offiziere nicht verzichten<br />
wollte, wurde Groppe Ende 1933<br />
wieder als Divisionskommandeur<br />
eingestellt. Die Geheime Staatspo<br />
lizei und die SS beobachteten den<br />
General jedoch misstrauisch, weil er<br />
den Gruß „Heil Hitler“ konsequent<br />
verweigerte und seine Kinder nicht<br />
zu Veranstaltungen der so genannten<br />
„HitlerJugend“ gehen ließ. Am<br />
12.12.1939 befahl die Nationalsozialistische<br />
Arbeiterpartei (NSDAP)<br />
„spontane Volkskundgebungen“ gegen<br />
die Juden im Bereich der Division.<br />
Da erließ General Groppe sofort<br />
den Befehl, Ausschreitungen gegen<br />
Juden notfalls mit Waffengewalt zu<br />
verhindern. Tatsächlich fanden deshalb<br />
keine Ausschreitungen statt.<br />
Da die Partei (NSDAP) und die SS<br />
bereits ihre Aufpasser in der Armee<br />
hatten, wurde über das Vorgehen<br />
Groppes sofort an den Reichsführer<br />
der SS, Heinrich Himmler, berichtet.<br />
Dieser wollte nun Groppe endgültig<br />
ausschalten. Dabei kam ihm Groppes<br />
Protest gegen Himmlers Fortpflanzungsbefehl<br />
sehr gelegen. Heinrich<br />
Himmler hatte am 28. Oktober 1939<br />
den SSMännern und der Polizei befohlen,<br />
auch außerhalb der Ehe Kinder<br />
zu zeugen, damit sie vor ihrem<br />
möglichen Tod im Krieg noch dazu<br />
beitragen, der „Volksgemeinschaft“<br />
möglichst viel „wertvolles“ Blut zu<br />
erhalten. Als General Groppe von<br />
diesem SSBefehl erfuhr, kritisierte<br />
er ihn bei Offiziersbesprechungen als<br />
schamlos. General Groppe wusste,<br />
dass dieser Protest nun seinen Tod<br />
bedeuten könne. Aber er wollte Gott<br />
und seinem Sittengesetz mehr gehorchen<br />
als den damaligen Machthabern.<br />
Jetzt wollte Himmler den General<br />
vor den Volksgerichtshof bringen.<br />
Da jedoch die Vorgesetzten Groppes,<br />
die damaligen Generalobersten<br />
von Witzleben und Ritter von Leeb,<br />
ihn verteidigten, hatte Himmler nicht<br />
sofort Erfolg. Auch der Chef der<br />
Heeresjustiz, Generalstabsrichter Dr.<br />
Karl Sack, setzte sich unerschrocken<br />
für General Groppe ein. Von Witzleben<br />
und Dr. Karl Sack endeten nach<br />
dem 20. Juli selber am Galgen. Dieses<br />
Schicksal blieb Theodor Groppe<br />
erspart. Er wurde von Hitler degradiert,<br />
aus der Wehrmacht ausgestoßen<br />
und schließlich verhaftet. Zweimal<br />
gaben der Chef der Gestapo, Kaltenbrunner,<br />
und Himmler den Befehl<br />
zur Liquidierung Groppes. Aber der<br />
Kommandant der Haftanstalt, Major<br />
Dr. Leussing, verhinderte dies durch<br />
kluge Maßnahmen und Täuschung,<br />
so dass neben General Groppe auch<br />
seine Mithäftlinge im April 1945 im<br />
Dörfchen Umau in Baden von den<br />
Franzosen befreit werden konnten.<br />
Generalleutnant Theodor Groppe<br />
starb erst am 28.04.1973 in Trier.<br />
Seine Seelengröße hat die nationalsozialistische<br />
Zeit überdauert.<br />
Eduard Werner<br />
64 DER FELS 2/2009