Medikamente alleine genügen - Deza
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14<br />
Über resistente Krankheitserreger,<br />
Carlos M. Morel ist in<br />
Recife, Brasilien, geboren.<br />
Nach dem Medizinstudium<br />
an der Universität von<br />
Pernambuco absolviert er<br />
seine Nachdiplomausbildung<br />
unter anderem am<br />
Schweizerischen Institut<br />
für experimentelle Krebsforschung<br />
in Lausanne.<br />
1974 doktoriert er in<br />
Molekularbiologie an der<br />
Universität von Rio de<br />
Janeiro. Anschliessend<br />
lehrt er an der Universität<br />
von Brasilia und arbeitet<br />
daneben für die Stiftung<br />
Oswaldo Cruz (FIOCRUZ)<br />
in Rio, ein öffentliches<br />
Forschungsinstitut, dem<br />
er von 1993 bis 1997 vorsteht.<br />
Von der WHO wird<br />
er an die Spitze ihres<br />
Spezialprogramms für<br />
Forschung und Ausbildung<br />
in tropischen Krankheiten<br />
(TDR) berufen. Während<br />
dieses Mandats beteiligt<br />
sich Carlos Morel an der<br />
Gründung verschiedener<br />
ÖPP zur Entwicklung von<br />
<strong>Medikamente</strong>n gegen vernachlässigte<br />
Krankheiten.<br />
2003 verlässt er das TDR<br />
und wird wissenschaftlicher<br />
Koordinator des<br />
Zentrums für medizintechnische<br />
Entwicklung, einer<br />
von der FIOCRUZ neu<br />
geschaffenen Einheit zur<br />
Stimulierung von Innovationen<br />
im Gesundheitsbereich.<br />
Eine Welt Nr.1 / März 2006<br />
Isabelle Eshraghi / Agence Vu<br />
Noch immer gibt es keine Impfungen gegen parasitäre Krankheiten.<br />
Davon heimgesucht werden vor allem Entwicklungsländer,<br />
ein für global tätige Pharmakonzerne wenig rentabler<br />
Markt. Der brasilianische Biologe Carlos Morel setzt auf verstärkte<br />
Forschungsnetze unter den Ländern des Südens, um<br />
die Armuts-Krankheiten zu bekämpfen. Interview: Jane-Lise<br />
Schneeberger.<br />
In den Gesundheitszentren Guineas – besonders fernab der Hauptstadt – mangelt es oft an den selbstverständlichsten<br />
Ausstattungen<br />
Eine Welt: 1990 konstatierte ein Bericht, dass<br />
gerade 5 Prozent der Forschungsausgaben im<br />
Gesundheitsbereich für Probleme der Entwicklungsländer<br />
bestimmt sind,diese aber 93<br />
Prozent der weltweiten Krankheitslast tragen.<br />
Konnte der Rückstand inzwischen verringert<br />
werden?<br />
Carlos Morel: Investitionen in die Armuts-Krankheiten<br />
bleiben weiterhin äusserst bescheiden. Man<br />
spricht heute meistens vom «10/90-Ungleichgewicht».<br />
Darunter ist allerdings eher ein Symbol als<br />
eine mathematische Grösse zu verstehen, denn es<br />
ist äusserst schwierig, die Aufteilung der Forschungsgelder<br />
genau zu evaluieren.Der Rückstand<br />
zeigt sich bei der Registrierung neuer <strong>Medikamente</strong>:<br />
Ein verschwindend kleiner Teil steht in<br />
Zusammenhang mit tropischen Krankheiten wie<br />
Malaria, Schlafkrankheit, Onchocercose, Dengue-<br />
Fieber,Leishmaniose usw.Und wenn Behandlungsmöglichkeiten<br />
bestehen, sind sie oft wirkungslos,<br />
weil die Krankheitserreger resistent geworden sind.<br />
Zudem haben wir immer noch keine Impfungen<br />
gegen diese parasitären Krankheiten.<br />
Und dies bloss,weil die Kranken aus dem Süden<br />
nicht solvent sind?<br />
Die Situation hat teilweise mit Marktversagen zu<br />
tun. Der private Sektor hat tatsächlich sehr wenig<br />
in die Erforschung der Tropenkrankheiten investiert<br />
und sich auf die Malaria beschränkt.Der Misserfolg<br />
ist aber auch ein wissenschaftlicher.Viele Laboratorien,<br />
zumeist öffentliche, haben versucht, Impfstoffe<br />
zu entwickeln, bisher jedoch erfolglos. Dazu<br />
kommen Unzulänglichkeiten der Regierungen.<br />
Mit ihrem Rückzug aus der Forschung unter dem<br />
Vorwand,<strong>Medikamente</strong> seien Sache des Privatsektors,haben<br />
sie es sich zu einfach gemacht.Ohne die<br />
Perspektive,dass sich eine Investition lohnt,kann die<br />
Industrie keine Produkte entwickeln. Der Rückzug<br />
der Regierungen liess öffentlich-private Partnerschaften<br />
(ÖPP) entstehen, die vorab von Wohltätigkeitsorganisationen<br />
finanziert werden.Die ÖPP