Rapskuchen Neu.pdf (32 KB) - DLR
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Wie viel <strong>Rapskuchen</strong> für Milchkühe?<br />
Die Rapsverarbeitung boomt in Deutschland. Die dabei entstehenden<br />
eiweißreichen Nebenprodukte stellen hochwertige Futtermittel dar. Das Hofgut<br />
<strong>Neu</strong>mühle und das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (<strong>DLR</strong>) Westpfalz<br />
gehen im Rahmen eines Fütterungsversuches der Frage nach, wie viel<br />
<strong>Rapskuchen</strong> an Milchkühe verfüttert werden kann. Hierbei soll der <strong>Rapskuchen</strong><br />
als einheimisches Eiweißfuttermittel das häufig eingesetzte<br />
Sojaextraktionsschrot ersetzen.<br />
Der Rapsanbau hat in den letzten Jahren in Deutschland und auch in der EU ständig<br />
zugenommen. Im Jahre 2007 hat er mit 1,53 Mio. ha in der Bundesrepublik<br />
Deutschland einen Höchststand erreicht, 5 Mio. t Raps wurden allein in deutschen<br />
Ölmühlen verarbeitet. Gründe sind neben pflanzenbaulichen Vorteilen die gestiegene<br />
Nachfrage nach Rapsöl für die Ernährungsindustrie und insbesondere die<br />
Biodieselherstellung. Die dabei anfallenden Nebenprodukte wie <strong>Rapskuchen</strong> suchen<br />
einen Markt. Was liegt näher, als diese eiweißreichen Nebenprodukte als<br />
hochwertiges Futtermittel in der Fütterung von Wiederkäuern einzusetzen.<br />
Futterwert von <strong>Rapskuchen</strong><br />
Der Wert von Futtermitteln wird generell von den Gehalten an Nährstoffen und<br />
Energie bestimmt. Aufgrund einzelner Verarbeitungsschritte bei Raps werden die<br />
Inhaltsstoffe der anfallenden Nebenprodukte jeweils angereichert oder reduziert.<br />
<strong>Rapskuchen</strong> fällt in erster Linie in den dezentralen Ölmühlen an, in denen das Öl aus<br />
der Rapssaat alleine durch mechanisches Abpressen, ohne nachfolgende Extraktion,<br />
gewonnen wird. In den letzten Jahren wurden auch zunehmend größere Pressen<br />
(jährliche Verarbeitungsmenge > 1000 t Rapssaat) errichtet. Der Entzug des Öls führt<br />
zu einer Konzentration der übrigen Inhaltsstoffe des <strong>Rapskuchen</strong>s.<br />
In Tabelle 1 sind einige Inhaltsstoffe von <strong>Rapskuchen</strong> im Vergleich zu<br />
Sojaextraktionsschrot , Rapssaat und Rapsextraktionsschrot aufgeführt.<br />
<strong>Rapskuchen</strong> liegen im Rohproteingehalt niedriger und im Fettgehalt höher als<br />
Sojaextraktionsschrot. Je nach Abpressgrad sind hier zwei Fettbereiche aufgeführt.<br />
Der Phosphorgehalt ist in Rapsfuttermitteln bedeutend höher als im<br />
Sojaextraktionsschrot. Der Energiegehalt variiert mit dem Fettgehalt, d. h. je mehr<br />
Restfett im <strong>Rapskuchen</strong> enthalten ist, desto höher ist der Energiegehalt. Mit<br />
steigendem Fettgehalt nehmen jedoch alle anderen Nährstoffe ab. Z. B. enthält<br />
<strong>Rapskuchen</strong> ca. <strong>32</strong>0 g Rohprotein in der Frischsubstanz im Vergleich zu ca. 200 g<br />
Rohprotein im Ausgangsmaterial Rapssaat. (vgl. Tabelle 1). Somit lässt sich der<br />
<strong>Rapskuchen</strong> als energiereiches Eiweißfuttermittel einstufen, welches in der Fütterung<br />
landwirtschaftlicher Nutztiere gut eingesetzt werden kann. Der Schalenanteil der<br />
Rapskörner führt zu einem hohen Rohfasergehalt im <strong>Rapskuchen</strong>, der von<br />
Wiederkäuern effizient verwertet werden kann.
Tab.1: Futterwert von <strong>Rapskuchen</strong> (RK) im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot<br />
(SES), Rapssaat und Rapsextraktionsschrot (RES)<br />
Einheit <strong>Rapskuchen</strong> SES Rapssaat RES<br />
Rohfettgehalt % 8 – 12% 12 – 20%<br />
Rohprotein g/kg 333 315 449 200 399<br />
Rohfaser g/kg 115 100 59 66 117<br />
Rohfett g/kg 91 140 13 391 25<br />
NEL MJ/kg 7,2 7,8 7,4 9,46 6,57<br />
UDP % 20 20 30 30 30<br />
nXP g/kg 193 198 253 195 242<br />
RNB g/kg 22 19 31 18 25<br />
WEISS, 2006<br />
NEL: Netto-Energie-Laktation; UDP: unabbaubares Futterprotein; nXP: nutzbares<br />
Rohprotein; RNB: Ruminale-Stickstoff-Bilanz<br />
Unterschiedliche Qualitäten am Markt<br />
Die Kenntnis über die Inhaltsstoffe des zur Verfügung stehenden <strong>Rapskuchen</strong>s ist<br />
unabdingbar, um eine leistungsgerechte und wiederkäuergerechte Ration zu<br />
erstellen. Nur so kann das Ziel erreicht werden, die Herde gesund zu ernähren, hohe<br />
Milchleistungen zu erzielen und letztlich die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion zu<br />
steigern.<br />
Um diese Forderung zu gewährleisten sollten zeitnahe Analysedaten der verfütterten<br />
<strong>Rapskuchen</strong>chargen vorliegen, denn die Inhaltsstoffe der <strong>Rapskuchen</strong> schwanken je<br />
nach Abpressgrad, Presstechnik und Ausgangsmaterial. Die größten Schwankungen<br />
lassen sich in den Rohfettgehalten nachweisen.<br />
Das Hofgut <strong>Neu</strong>mühle und das <strong>DLR</strong> Westpfalz haben in Zusammenarbeit mit der<br />
Universität Hohenheim ein <strong>Rapskuchen</strong>monitoring durchgeführt. Im Rahmen dieses<br />
Monitorings wurden <strong>Rapskuchen</strong>proben aus 12 ausschließlich dezentralen Ölmühlen<br />
auf Rohnährstoffe analysiert. Die Ergebnisse sind der Tabelle 2 zu entnehmen.<br />
Tabelle 2: Ergebnisse des <strong>Rapskuchen</strong>monitorings (n=12) (STEINGASS, 2007)<br />
Inhaltsstoffe Mittelwert SD Min - Max<br />
Tabellenwert 1)<br />
RK 12-20 %<br />
Fett<br />
TM - Gehalt % 91,43 0,87 90,2 – 93,2 90<br />
1.000 g Futtermittel enthalten:<br />
Rohasche g 62 3 58 – 67 62<br />
Rohprotein g 289 14 265 – 313 315<br />
Rohfett g 174 28 146 – 251 140<br />
Rohfaser g 119 106 109 – 134 100<br />
NfE g 270 27 202 – 316 283<br />
SD: Standardabweichung; TM: Trockenmasse; NfE: Stickstoff - freie Extraktstoffe;<br />
1)<br />
DLG – Futterwerttabellen Rind<br />
Die vorliegenden Ergebnisse des <strong>Rapskuchen</strong>monitorings stimmen sehr gut mit den<br />
Ergebnissen des Monitorings von Herrn Prof. Dr. Dusel (2006) überein (vgl. Tabelle<br />
3).
Tabelle 3: Ergebnisse <strong>Rapskuchen</strong>monitoring, (n=22), DUSEL (2006)<br />
Inhaltsstoffe Mittelwert SD Min - Max<br />
Tabellenwert 1)<br />
RK 12-20 %<br />
Fett<br />
TM - Gehalt % 90 1,1 88,1 – 92,5 90<br />
1.000 g Futtermittel enthalten:<br />
Rohasche g 57 3 50 – 63 62<br />
Rohprotein g 289 22 244 – <strong>32</strong>0 315<br />
Rohfett g 169 28 129 – 243 140<br />
Rohfaser g 106 5 96 – 116 100<br />
SD: Standardabweichung; TM: Trockenmasse; 1) DLG – Futterwerttabelle Rind<br />
Beide Untersuchungsergebnisse machen die erhebliche Streubreite bei den<br />
Rohfettgehalten sowie Rohproteingehalten im <strong>Rapskuchen</strong> deutlich. So schwanken<br />
die Rohfettgehalte in unseren Untersuchungen von 14,6 % bis 25,1 % in der<br />
Frischsubstanz. DUSEL (2006) hat Rohfettgehalte von 12,9 % bis 24,3 % in der<br />
Frischsubstanz analysiert. Hohe Rohfettgehalte lassen auf unvollständigen Ölentzug<br />
durch den Pressvorganges schließen, d. h. die <strong>Rapskuchen</strong> enthalten noch<br />
wertvolles Öl, was aus wirtschaftlicher Sicht nachteilig für den Ölmühlenbetreiber zu<br />
bewerten ist. Der Ölentzug ist abhängig vom Ausgangsmaterial, von der<br />
Rapssaatbehandlung (z. B. Trocknung und Reinigung) und der Presstechnik. Nach<br />
der Analyse von DUSEL (2006) wurde deutlich, wie wichtig eine Reinigung und<br />
Trocknung der Saat vor der Pressung ist. Die Variation der Inhaltsstoffe im<br />
<strong>Rapskuchen</strong> steht stark unter dem Einfluss des Fremdbesatzanteils und der<br />
Rapsfeuchte. Die puffernde Wirkung des Fremdbesatzes verhindert eine optimale<br />
Auspressung der Saat, wodurch ein hoher Rohfettgehalt im Nebenprodukt<br />
<strong>Rapskuchen</strong> zu finden ist. Um die Datengrundlage für die Fütterungsberatung zu<br />
verbessern, wird in weiteren Untersuchungen an der Universität Hohenheim die<br />
ruminale Abbaubarkeit d. h. die Abbaubarkeit des <strong>Rapskuchen</strong>proteins im Pansen<br />
analysiert.<br />
Einsatz von <strong>Rapskuchen</strong><br />
Bei der Verfütterung von <strong>Rapskuchen</strong> ist der Fettgehalt zu beachten. Hohe<br />
Fettzulagen können die Verdaulichkeit der Zellwandbestandteile mindern. Hierbei<br />
werden hauptsächlich zwei Ursachen diskutiert:<br />
• das „Coating“ d. h. eine Ummantelung der Futterpartikel durch das<br />
Futterfett<br />
• ein direkt hemmender Einfluss langkettiger Fettsäuren auf das<br />
Wachstum der Pansenmikroorganismen<br />
Nach heutigen Fütterungsempfehlungen sollte der Rohfettgehalt in der Gesamtration<br />
800 bis 1.000 g nicht überschreiten. Dies entspricht ca. 5 % Rohfett in der<br />
Trockenmasse der Ration. In der Tagesration einer Milchkuh kommen ca. 400 g<br />
Rohfett aus den Grobfuttermitteln. Kalkuliert man für die Kraftfutterration noch 100<br />
bis 200 g Rohfett, bleiben 200 bis 400 g Rohfett für <strong>Rapskuchen</strong> übrig. Je nach<br />
Fettgehalt ergeben sich daraus mögliche Einsatzmengen zwischen 1 bis 2 kg je Kuh<br />
und Tag. Wie die Tabellen 2 und 3 zeigen, können die Inhaltsstoffe der angebotenen<br />
Chargen stark variieren. Deshalb wird empfohlen nur <strong>Rapskuchen</strong> mit bekannten
Inhaltsstoffen in Milchviehrationen einzusetzen. Die niedrigen Glucosinolatgehalte<br />
der heutigen 00–Rapssorten begrenzen beim Wiederkäuer nicht die Futteraufnahme<br />
und damit den mengenmäßigen Einsatz.<br />
Viel versprechende Hinweise ergeben sich aus einem Fütterungsversuch von<br />
KUDRNA und MAROUNEK (2006), die den Einfluss der Fütterung von <strong>Rapskuchen</strong><br />
und Sojaextraktionsschrot auf Milchleistung, Milchinhaltsstoffe und<br />
Milchfettzusammensetzung untersuchten. Hierzu wurden 27 Kühe der Rasse<br />
Deutsche Holstein mit einer TMR gefüttert und über 14 Wochen beobachtet. In der<br />
Tabelle 4 sind die Ergebnisse zusammengefasst. Sojaextraktionsschrot konnte<br />
vollständig durch <strong>Rapskuchen</strong> ersetzt werden, ohne signifikante Auswirkungen auf<br />
die Milchleistung und die Milchinhaltsstoffe. Die Milchfettzusammensetzung<br />
veränderte sich bei Verfütterung von <strong>Rapskuchen</strong> dahingehend, dass sich die<br />
Streichfähigkeit der Butter verbesserte. Dies ist auf den höheren Anteil ungesättigter<br />
Fettsäuren im Milchfett, aufgrund der <strong>Rapskuchen</strong>fütterung, zurückzuführen. Dieser<br />
Versuch fand allerdings auf einem hohen Milchleistungsniveau mit niedrigen<br />
prozentualen Milchinhaltsstoffen statt. Deshalb ist es notwendig, diese Aussagen<br />
unter hiesigen Bedingungen zu untersuchen.<br />
Tabelle 4: Versuchsergebnisse von KUDRNA u. MAROUNEK, (2006)<br />
Parameter <strong>Rapskuchen</strong><br />
Ration<br />
Sojaextraktionsschrot<br />
Anfangsgewicht, kg 603 629<br />
Endgewicht, kg 614 644<br />
TM – Aufnahme, kg 23,2 23,4<br />
Milchleistung, kg/Tag 36,3 36,6<br />
Fettkorrig. Milch, kg/Tag 31,6<br />
30,6<br />
Milchfett, % 3,16<br />
2,97<br />
Milchfett, kg/Tag 1,15 1,09<br />
Milcheiweiß, % 3,10 3,04<br />
Milcheiweiß, kg/Tag 1,12 1,10<br />
Lactose, % 4,94 4,98<br />
Harnstoff, mg/l 229 a<br />
200 b<br />
ab<br />
: unterschiedliche Buchstaben stehen für signifikante Unterschiede (p
Das Hofgut <strong>Neu</strong>mühle und das <strong>DLR</strong> Westpfalz führen deshalb einen praktischen<br />
Fütterungsversuch mit bis zu 4 kg TM <strong>Rapskuchen</strong> je Kuh und Tag durch. Hierbei<br />
soll untersucht werden, ob Sojaextraktionsschrot vollständig durch <strong>Rapskuchen</strong>, als<br />
einheimisches energiereiches Eiweißfuttermittel, nicht nur rechnerisch sondern auch<br />
praktisch ersetzt werden kann. Die Versuchsdauer ist auf 35 Wochen angelegt.<br />
Diese 35 Wochen untergliedern sich in fünf Versuchsabschnitte zu je sieben Wochen<br />
mit unterschiedlichen Mengen <strong>Rapskuchen</strong> in der Ration. Im Verlauf des Versuches<br />
sollen bis zu 4 kg TM <strong>Rapskuchen</strong> (∅ ca. 16 % Rohfett) je Tier und Tag verfüttert<br />
werden. Bei einem Rohfettgehalt von 5 – 5,5 % der Rations – TM würde dies eine<br />
Gesamtrohfettaufnahme von 1.000 – 1.200 g je Kuh und Tag bedeuten.<br />
Um anschließend für die Praxis gesicherte Empfehlungen ableiten zu können,<br />
werden umfangreiche Daten erhoben. Die eingesetzten Futtermittel werden<br />
kontinuierlich analysiert und die Milchmenge und die Futteraufnahme täglich erfasst.<br />
Eine Bestimmung der Milchinhaltsstoffe wird wöchentlich durchgeführt. Anhand von<br />
Blutproben werden Kennzahlen, z. B. Leberwerte, freie Fettsäuren (NEFA) usw.<br />
analysiert, die Aussagen über den physiologischen Zustand der Versuchsherde<br />
zulassen. Kot- und Harnproben vervollständigen die Kenngrößen des Stoffwechsels.<br />
Um Anhaltspunkte über den Konditionszustand während des Versuches zu erhalten,<br />
werden die Tiere wöchentlich gewogen. Im 14-tägigen Wechsel wird die Kondition<br />
jeder Kuh mit BCS (Note: 1 – 5) beurteilt und die Rückenfettdicke per Ultraschall<br />
gemessen.<br />
Fazit<br />
Aufgrund seiner Inhaltsstoffe stellt <strong>Rapskuchen</strong> ein hochwertiges energiereiches<br />
Eiweißfuttermittel dar. Erhebungen in der Praxis zeigen insbesondere bei den<br />
Rohfett- und Rohproteingehalten eine große Schwankungsbreite. Deshalb sollten für<br />
einen sinnvollen Einsatz von <strong>Rapskuchen</strong> in Milchviehrationen die Inhaltsstoffe der<br />
zu verfütternden Charge vorliegen..<br />
Bisherige Empfehlungen begrenzen den Einsatz von <strong>Rapskuchen</strong> auf ca. 2 kg je Kuh<br />
und Tag. In dem vom Hofgut <strong>Neu</strong>mühle und dem <strong>DLR</strong> Westpfalz begonnenen<br />
Fütterungsversuch wird Sojaextraktionsschrot durch bis zu täglich 4 kg TM<br />
<strong>Rapskuchen</strong> in verschiedenen Stufen ganz oder teilweise ersetzt. Ziel ist es, für die<br />
Praxis Empfehlungen abzuleiten, mit denen auch höhere Mengen <strong>Rapskuchen</strong> in der<br />
Milchviehfütterung eingesetzt werden können, ohne dass physiologische Probleme<br />
auftreten. Dies würde die für die Milchviehhalter zur Verfügung stehenden Palette der<br />
Futtermittel deutlich erweitern.<br />
Christian Koch<br />
Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung<br />
Hofgut <strong>Neu</strong>mühle<br />
Dr. Dieter Reinecke<br />
Dienstleistungszentrum<br />
Ländlicher Raum Westpfalz