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…aus der Sicht der Tierernährung - DLR

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<strong>…aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>der</strong> <strong>Tierernährung</strong><br />

Stickstoff: Aus <strong>Sicht</strong> <strong>der</strong> <strong>Tierernährung</strong> hat die N-Düngung des Grünlandes neben<br />

<strong>der</strong> ertragssteigernden Wirkung vor allem Einfluss auf den Rohproteingehalt des<br />

Aufwuches. Bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Grassilage auf Rohprotein wird <strong>der</strong><br />

Stickstoffgehalt bestimmt und entsprechend seines Anteils am Protein von im Mittel<br />

16 % mit 6,25 multipliziert. Die Fraktion Rohprotein beinhaltet also Protein, das als<br />

Aminosäuren in <strong>der</strong> Pflanzenzelle eingebaut ist, und den freien „ Nicht-Protein-<br />

Stickstoff „ (NPN). Der Wie<strong>der</strong>käuer baut jedoch im Pansen auch das zellgebundene<br />

Protein zu großen Teilen zu Ammoniak ab. Bei <strong>der</strong> Grassilage sind dies je nach<br />

Trockensubstanz- und Rohproteingehalt zwischen 80 und 90 Prozent. Mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Energie sind die Pansenbakterien in <strong>der</strong> Lage, aus dem Ammoniak im Pansen<br />

Bakterienprotein zu synthetisieren. Im Mittel sind dies ca. 11 g je MJ umsetzbarerer<br />

Energie (ME).<br />

Unter Berücksichtigung dieser Zusammenhänge wird das Rohprotein seit 1997 in<br />

das nutzbare Rohprotein (nXP) und die ruminale Stickstoffbilanz (RNB) unterteilt.<br />

Der nXP-Gehalt einer Grassilage besteht somit aus dem im Pansen unabgebauten<br />

Protein (ca. 10 bis 20 %) und <strong>der</strong> Bakterienproteinmenge, die mit Hilfe <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Silage enthaltenen Energie gebildet werden kann. Liegt <strong>der</strong> nXP-Wert unter dem<br />

Gehalt an Rohprotein in <strong>der</strong> Silage, wird die Differenz durch 6,25 dividiert, um den<br />

Rohproteinüberschuss als RNB in g Stickstoff darzustellen. Liegt <strong>der</strong> errechnete<br />

nXP-Wert höher als <strong>der</strong> Gehalt an Rohprotein, wie zum Beispiel in <strong>der</strong> Maissilage,<br />

erhält <strong>der</strong> RNB-Wert ein negatives Vorzeichen. Bei <strong>der</strong> Bilanzierung <strong>der</strong><br />

Gesamtration sollte <strong>der</strong> RNB-Wert im Pansen nicht negativ sein und im positiven<br />

Bereich einen Wert von 50 bis 70 g nicht längerfristig überschreiten.<br />

Die Untersuchungen <strong>der</strong> Grassilagen über den Futtermittelprüfring Eifel ergaben in<br />

den letzten Jahren Rohproteingehalte von durchschnittlich 160 bis 170 g in <strong>der</strong><br />

Trockenmasse (TM) bei einem Energiegehalt zwischen 5,9 und 6,1 MJ NEL. Daraus<br />

errechnete sich ein nXP-Gehalt von ca. 135 g mit einem RNB-Gehalt von 5 bis 6 g je<br />

kg Trockenmasse. Dabei differieren die Rohproteingehalte im Rahmen einer<br />

Standardabweichung - das heißt zwei drittel <strong>der</strong> Werte liegen in diesem Bereich -<br />

zwischen 150 und 200 g in <strong>der</strong> Trockenmasse. Die daraus errechneten nXP-Werte<br />

lagen zwischen 128 und 140 g, die RNB-Werte zwischen 4 und 10 g je kg TM. Dabei


haben die energetisch besten Grassilagen in <strong>der</strong> Regel auch die höheren<br />

Rohproteingehalte. Einzelne Proben über- o<strong>der</strong> unterschritten diese Werte zum Teil<br />

erheblich.<br />

Wird nun Grassilage als alleiniges Grundfutter eingesetzt, liegt <strong>der</strong> durchschnittliche<br />

Rohproteingehalt von 170 g je kg TM im Bereich <strong>der</strong> Zielvorgabe. Mit einer RNB von<br />

6 g je kg TM ergibt sich bei einer möglichen Trockenmasseaufnahme <strong>der</strong><br />

Durchschnittssilage von ca. 13 kg eine positive RNB von 78 g aus Grassilage. Bei<br />

einer Ausgleichsfuttergabe von 3 kg einer energiereichen Komponente wie Triticale<br />

o<strong>der</strong> Melasseschnitzel mit negativen RNB-Gehalten von – 4 bis – 5 g reduziert sich<br />

<strong>der</strong> RNB-Gehalt in <strong>der</strong> Gesamtration auf ca. 64 g. Dieser Ammoniaküberschuss im<br />

Pansen muss in <strong>der</strong> Leber in Harnstoff umgewandelt und mit dem Harn<br />

ausgeschieden werden. Ein Teil gelangt auch in die Milch und wird dort routinemäßig<br />

gemessen. Der genannte RNB-Wert von 64 g lässt bei einer guten Ration einen<br />

Harnstoffwert von 260 bis 270 mg je Liter erwarten, liegt also im Bereich des<br />

Zielkorridors von 200 bis 300 mg je Liter.<br />

Beim Einsatz von Grassilagen mit Rohproteingehalten von 200 g und RNB-Werten<br />

von 10 g je kg TM ergeben sich bei <strong>der</strong> vorgenannten Futteraufnahme RNB-Gehalte<br />

von 130 g in <strong>der</strong> Gesamtration. Diese Werte sind auch durch einen höheren Einsatz<br />

von energiereichen Komponenten kaum unter 100 g zu senken. Die zu erwartenden<br />

Harnstoffwerte in <strong>der</strong> Milch liegen über 300 mg je Liter. Dies ist deutlich zu hoch, da<br />

<strong>der</strong> Umwandlungsprozess in <strong>der</strong> Leber sehr viel <strong>der</strong> vor allem in <strong>der</strong> Phase nach <strong>der</strong><br />

Kalbung knappen Energie verbraucht und zum an<strong>der</strong>en die Leber stark belastet wird.<br />

Die Folge sind in erster Linie Fruchtbarkeitsprobleme, aber auch<br />

Klauenerkrankungen, Leberschäden und Ketose, da die Futteraufnahme sinkt.<br />

An<strong>der</strong>s stellt sich die Situation dar, wenn neben <strong>der</strong> Grassilage in größerem Umfang<br />

Mais- o<strong>der</strong> Pressschnitzelsilage als Grundfutter eingesetzt wird. Diese haben eine<br />

negative RNB, die durch die positive RNB <strong>der</strong> Grassilage ausgeglichen werden kann.<br />

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Rohproteingehalte bei <strong>der</strong> Fütterung von<br />

Grassilage als einziges Grundfutter im Bereich von 160 bis 180 g je kg TM liegen<br />

sollten. Höhere Gehalte sind nur bei Mischrationen aus Gras- und Mais- o<strong>der</strong><br />

Pressschnitzelsilage ohne Nachteile zu tolerieren. Es soll auch erwähnt werden, dass<br />

solche Silagen ein beson<strong>der</strong>s gutes Siliermanagement erfor<strong>der</strong>n, da <strong>der</strong> hohe<br />

Proteingehalt die Säurebildung bei <strong>der</strong> Silierung abpuffert und somit erschwert.


Deutlich niedrigere Rohproteingehalte sind ebenfalls nicht sinnvoll, da das fehlende<br />

Protein über an<strong>der</strong>e Komponenten teuer zugekauft werden muss.<br />

Kali: Der Kaligehalt deckt in den Rationen für Rindvieh meist das Mehrfache des<br />

Bedarfs. Da eine überschüssige Kalizufuhr einen Natriummangel verursacht und die<br />

Magnesiumresorption stört, wird <strong>der</strong> Gehalt vorrangig unter dem Aspekt <strong>der</strong><br />

Überversorgung diskutiert. Viele Untersuchungen belegen auch einen<br />

Zusammenhang zwischen gestörter Fruchtbarkeit, Nachgeburtsverhalten und in <strong>der</strong><br />

Folge Gebärmutterentzündungen (Güllekatarrh) und einer überhöhten Kaliumzufuhr.<br />

In den letzten Jahren ist eine hohe Kaliversorgung in <strong>der</strong> Zeit des Trockenstehens<br />

und <strong>der</strong> Vorbereitungsfütterung <strong>der</strong> Milchkuh als ein wesentlicher begünstigen<strong>der</strong><br />

Faktor für das Auftreten einer Gebärparese (Milchfieber) nach <strong>der</strong> Kalbung erkannt<br />

worden.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Grassilageuntersuchungen im FPR Eifel ergeben für den ersten<br />

Schnitt im Mittel Kaligehalte von ~ 29 g in <strong>der</strong> Trockenmasse, wobei zwei Drittel <strong>der</strong><br />

Werte in einem Bereich zwischen 24 und 34 g liegen. Einzelne Ergebnisse liegen<br />

deutlich über bzw. unter diesen Werten. Die Kaligehalte des zweiten Schnittes liegen<br />

mit durchschnittlich 24 g je kg TM deutlich niedriger, dies gilt auch für dritte und<br />

weitere Schnitte.<br />

Insgesamt sind Werte von über 30 g je kg TM als überhöht und bei alleiniger<br />

Grassilagefütterung als nachteilig für die Gesundheit <strong>der</strong> Tiere zu beurteilen. Solche<br />

Silagen sollten in keinem Fall in <strong>der</strong> Zeit des Trockenstehens und <strong>der</strong><br />

Vorbereitungsfütterung auf die Laktation eingesetzt werden, um das Risiko <strong>der</strong><br />

Gebärparese zu verringern. Da Zusammen mit einer hohen Natriumzufuhr auch die<br />

Wassereinlagerung in die Gewebe und damit die Euterödembildung geför<strong>der</strong>t wird,<br />

ist ein Kaliumüberschuss in dieser Phase beson<strong>der</strong>s ungünstig. In Mischrationen<br />

kann die Problematik eines überhöhten Kaligehaltes in <strong>der</strong> Grassilage durch den<br />

Einsatz an<strong>der</strong>er Futtermittel deutlich entschärft werden.

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