Gemeindebrief 03 - Dorfkirche Bochum-Stiepel
Gemeindebrief 03 - Dorfkirche Bochum-Stiepel
Gemeindebrief 03 - Dorfkirche Bochum-Stiepel
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kircheaktuell<br />
Lutherecke<br />
als eure Wege und meine Gedanken als<br />
eure Gedanken.“ (Jesaja 55,8-9)<br />
Aber wie nun kommen wir denn an diesen<br />
Gott des Himmels heran, wenn es<br />
im Grunde menschlich unmöglich erscheint?<br />
Darauf gibt Luther eine Antwort,<br />
in der er das Herzstück des christlichen<br />
Glaubens auf ganz einfache Weise verkündet:<br />
„Wer Gott erkennen und ohne<br />
Gefahr von Gott spekulieren will, der<br />
schau in die Krippe, heb unten an und<br />
lerne erstlich erkennen der Jungfrau Maria<br />
Sohn, geboren zu Bethlehem, so der<br />
Mutter im Schoß liegt und säugt oder am<br />
Kreuz hängt, danach wird er fein lernen,<br />
wer Gott sei. Solches wird alsdann nicht<br />
schrecklich, sondern aufs allerlieblichste<br />
und tröstlichste sein. Und hüte dich ja<br />
vor den hohen, fliegenden Gedanken, hinauf<br />
in den Himmel ohne diese Leiter zu<br />
klettern, nämlich den Herrn Christus in<br />
seiner Menschheit, wie ihn das Wort fein<br />
einfältig darstellt. Bei dem bleibe und laß<br />
dich von der Vernunft nicht davon abführen,<br />
so ergreifst du Gott recht.“ (Luther,<br />
Tischreden).<br />
Damit ist klar: Gott ist nicht im Himmel<br />
zu finden. Er hat sich sehen lassen, er ist<br />
heruntergestiegen, heruntergekommen<br />
auf die Erde. Durch Jesus Christus ist der<br />
Himmel auf die Erde gekommen, in ihm<br />
finden wir den (sonst) verborgenen Gott.<br />
Ganz so wie Martin Luther in seinem<br />
Weihnachtslied den Engel verkünden<br />
lässt: „Vom Himmel hoch, da komm ich<br />
her...“<br />
26 <strong>Gemeindebrief</strong> <strong>Stiepel</strong><br />
Wir begegnen demnach dem verborgenen<br />
Gott dort, wo der Himmel unten ist,<br />
in der Schwachheit Jesu Christi. So findet<br />
Luther in Jesus buchstäblich den Himmel<br />
auf Erden. Kümmern wir uns um Christus,<br />
dann brauchen wir uns um den Himmel<br />
nicht mehr sorgen. So einfach ist das.<br />
Oder doch so schwer?<br />
In jedem Fall verwundert es nicht, dass<br />
mit Luther die „Erde“ und das Leben auf<br />
ihr in all seinen Seiten eine ungeheure<br />
Aufwertung erhielt. Er selbst hat ja auch<br />
ganz in der Diesseitigkeit gelebt, was sich<br />
nicht zuletzt auch in dem zeigt, was er zu<br />
allem Möglichen des alltäglichen Lebens<br />
gesagt und geschrieben hat. Vieles von<br />
dem ist in seinen Tischreden gesammelt<br />
worden. Manches lässt sich heute auch<br />
nicht mehr zitieren, will man nicht anecken.<br />
Denn es gehören etliche derbe<br />
Sprüche dazu, die aber oft einen Bezug<br />
zu Gott und Christus haben. Ein Vergleich<br />
mitten aus dem Leben mag am<br />
Ende stehen: „Ein Schluck Wasser oder<br />
Bier vertreibt den Durst, ein Stück Brot<br />
den Hunger, Christus vertreibt den Tod.“<br />
JS