NS-Staatsterror trieb Lindauer Juden 1934 in den Tod
NS-Staatsterror trieb Lindauer Juden 1934 in den Tod
NS-Staatsterror trieb Lindauer Juden 1934 in den Tod
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Während Alfons im März 1933 direkt <strong>in</strong> das bis 1935 französisch verwaltete Saarland<br />
floh, besuchte Julius zuerst se<strong>in</strong>e Frau, welche sich damals <strong>in</strong> Zielschlacht bei<br />
Romanshorn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sanatorium von e<strong>in</strong>er schweren Erkrankung erholte. Danach reiste<br />
auch er nach Neunkirchen.<br />
Ab Juli 1933 wur<strong>den</strong> L<strong>in</strong>daus <strong>NS</strong>-Behör<strong>den</strong> aktiv, um sich der emigrierten Brüder zu<br />
bemächtigen. Doch diese kamen nicht zurück, weil sie wie e<strong>in</strong>e Aktennotiz es festhielt,<br />
befürchteten, „bei e<strong>in</strong>em Übertritt über die Grenze verhaftet und nach Dachau geschickt<br />
zu wer<strong>den</strong>.“ L<strong>in</strong>daus 1. Bürgermeister Friedrich Siebert schaltete <strong>in</strong>zwischen unter e<strong>in</strong>er<br />
Deckadresse <strong>den</strong> <strong>NS</strong>DAP-Kreis-Propagandaleiter <strong>in</strong> Saarbrücken e<strong>in</strong>, um Erkundigungen<br />
e<strong>in</strong>zuziehen. Am 25. August beantragte er beim <strong>L<strong>in</strong>dauer</strong> Postamt erfolgreich die<br />
Aufhebung des Briefgeheimnisses der Flüchtl<strong>in</strong>ge und deren <strong>in</strong> L<strong>in</strong>dau verbliebenen<br />
Hausangestellten.<br />
Diese waren am Tag zuvor von Bürgermeister und Polizei zu Verwaltern der bei<strong>den</strong><br />
<strong>in</strong>zwischen beschlagnahmten Häuser bestimmt wor<strong>den</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs trauten ihnen die <strong>NS</strong>-<br />
Stellen nicht ganz, wie Bürgermeister Siebert notierte: „Beide wer<strong>den</strong> weiter von der<br />
Polizei beobachtet; außerdem wurde bei der Post die Aufhebung des Briefgeheimnisses<br />
bereits mündlich beantragt. Sollte die Wahrnehmung gemacht wer<strong>den</strong>, dass sie nicht<br />
zuverlässig genug s<strong>in</strong>d, wird es sich notwendig erweisen, e<strong>in</strong>en SA oder SS-Mann <strong>in</strong><br />
jedem der bei<strong>den</strong> Anwesen unterzubr<strong>in</strong>gen.“ Zusätzlich wur<strong>den</strong> der frisch e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Verwalter<strong>in</strong> und dem Verwalter jeweils per Brief eröffnet, „e<strong>in</strong>e Benachrichtigung des<br />
Herrn Herzberger von vorstehender vorläufiger Beschlagnahme ist Ihnen verboten. Bei<br />
Zuwiderhandlung machen Sie sich e<strong>in</strong>er Beihilfe schuldig und strafbar.“<br />
Beim Reichs<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und dem bayerischen Innenm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong><br />
München beantragten L<strong>in</strong>daus <strong>NS</strong>-Behör<strong>den</strong> zwischenzeitlich die nach e<strong>in</strong>em <strong>NS</strong>-Gesetz<br />
vom Juli 1933 ermöglichte Wiederaberkennung der Staatsangehörigkeit für die Gebrüder<br />
Herzberger. Beim Grundbuchamt des Amtsgerichtes und beim Notariat wurde beantragt,<br />
e<strong>in</strong>en eventuellen Verkauf der bei<strong>den</strong> Grundstücke durch ihre Besitzer nicht amtlich<br />
Die ehemalige Villa von Cäcilie und Julius Herzberger <strong>in</strong> der Schöngartentrasse 21 im<br />
Sommer 2007. Seit Ende der 1980er-Jahre dient das Haus als Unterkunft von<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gen aus aller Welt.. Foto: Schweizer