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i n d e r S p o r t a r t i k e l i n d u s t r i e<br />

► Woher kommt unsere Kleidung?<br />

► Ursachengeflecht Kinderarbeit<br />

► Sialkot, die Hauptstadt der<br />

Fußballproduktion<br />

► Handlungsmöglichkeiten<br />

► Didaktische Empfehlungen<br />

polis aktuell<br />

Nr. 4<br />

2006


E d i t o r i a l<br />

Nach der Fußball-Europameisterschaft 2004 und den<br />

Olympischen Winterspielen 2006 steht Europa das<br />

nächste Sport-Event der Superlative ins Haus: die Fußball-Weltmeisterschaft<br />

2006 in Deutschland.<br />

Die OrganisatorInnen der WM erwarten zu diesem<br />

sportlichen Großereignis einen Weltrekord an ZuschauerInnenzahlen.<br />

Insgesamt mehr als drei Millionen Gäste<br />

werden die einzelnen Spiele live im Stadion verfolgen, ein<br />

Vielfaches davon am Fernsehschirm.<br />

Mit dem sportlichen Ereignis eng verknüpft ist ein global<br />

agierender Wirtschaftszweig: die Sportartikelindustrie.<br />

Egal ob es das Originaltrikot des Lieblingsvereins ist oder<br />

man einfach nur gerne in bequemen Turnschuhen unterwegs<br />

ist, wohl jedeR hat schon Geld für Sportbekleidung<br />

ausgegeben. Dabei vergessen wir nur allzu leicht,<br />

dass sich hinter der „fiten, jugendlichen, spaßigen“ Welt<br />

des Sports eine andere Realität verbirgt:<br />

Es sind weltweit Millionen Frauen und Männer, welche<br />

die teuer beworbenen Trikots, Schuhe und Fußbälle<br />

produzieren. Für einen Lohn, der kaum zum Überleben<br />

reicht, schwitzen die NäherInnen täglich, um das permanent<br />

steigende Arbeitssoll zu erfüllen – Pausen werden<br />

nicht geduldet. Wenn die Frauen und Männer nicht<br />

schnell genug arbeiten, droht ihnen die Entlassung. Soziale<br />

Absicherungsmodelle wie Krankenversicherung,<br />

Pensionsanspruch oder Unfallversicherung gibt es nicht.<br />

p o l i s a k t u e l l<br />

Viele der ArbeiterInnen müssen sieben Tage die Woche<br />

arbeiten und von Urlaub können die meisten nur träumen.<br />

ArbeiterInnen, die eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen<br />

einfordern oder sich gewerkschaftlich organisieren,<br />

droht die Entlassung. Auch Kinderarbeit ist in<br />

der Fußballproduktion keine Seltenheit, denn ohne den<br />

Zuverdienst der Kinder könnten viele Familien in Pakistan<br />

nicht überleben.<br />

Zwar haben sich die Arbeitsbedingungen in den letzten<br />

Jahren verbessert und bleiben vielen Kindern durch die<br />

Arbeit in den Fabriken weitaus schlimmere Formen der<br />

Arbeit erspart, so bleibt trotzdem ein wesentlicher negativer<br />

Aspekt: Kinder, die eine Beschäftigung gefunden<br />

haben, müssen auf ihre Schulbildung verzichten. Ohne<br />

Schulbildung fehlt ihnen aber die Grundlage dafür, ihre<br />

Lebenssituation nachhaltig zu verbessern. Ein negativer<br />

Kreislauf kommt in Gang, der den Ausbruch aus Armut<br />

und Ausbeutung langfristig verhindert.<br />

Christina Schröder und Michaela Königshofer von der<br />

Südwind Agentur bzw. der Clean Clothes-Kampagne haben<br />

vorliegendes Heft zur Kinderarbeit in der Sportartikelindustrie<br />

gestaltet.<br />

Das Redaktionsteam von Zentrum polis wünscht viel<br />

Spaß beim Lesen!<br />

Patricia Hladschik und Christoph Wagner<br />

Global Solidarity 2006. Jugend übernimmt Verantwortung<br />

Unter dem Motto „Deine Leistung ist Solidarität“ führt der Verein<br />

INTERSOL in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Bildungswerk die<br />

Aktion „Global Solidarity. Jugend übernimmt Verantwortung“ durch. Die<br />

Aktion läuft von 19. Juni bis 6. Juli 2006 zugunsten des Solarkomplexes<br />

Oruro in Bolivien. Sonne ist das einzige, was in Oruro (3.700 m über<br />

dem Meeresspiegel, Hochland) im Überfluss vorhanden ist und kann<br />

durch Solarenergie optimal genutzt werden. Der Finanzbedarf beträgt<br />

jährlich 30.000 Euro.<br />

Information, Beratung, Jobangebote: T 0043 662 87 26 91-20<br />

intersol2006@yahoo.de ++ www.intersol.at/globalsolidarity<br />

w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t<br />

2006


Nr. 4 K i n d e r a r b e i t<br />

4,4%<br />

5,0%<br />

5,2%<br />

4,4%<br />

5,6%<br />

3,3%<br />

Quelle: www.cleanclothes.at, 24.04.06<br />

1 B e k l e i d u n g s - u n d<br />

s p o r t a r t i k e l i n d u s t r i e<br />

g l o B a l<br />

W o h e r k o m m t u n s e r e k l e i d u n g?<br />

Bis ein T-Shirt oder eine Hose in Österreich in einem Geschäft<br />

ankommen, haben sie oft schon viele tausend Kilometer<br />

zurückgelegt. Der Weg einer Jeans beginnt beispielsweise<br />

beim Baumwollanbau in Usbekistan, bis die<br />

Hose in Österreich über den Warentisch geht, legt eine<br />

Jeans rund 40.000 km zurück (Garnspinnen in Bangladesch,<br />

Garnfärben in Nordindien, Stoff weben in Südindien,<br />

Stoff zuschneiden in Indonesien, Teile zunähen in<br />

Guatemala, Etiketten annähen in Portugal, Modegroßhandel<br />

in Salzburg, Einzelhandel in Wien).<br />

W a ru m W e r d e n k l e i d u n g s s t ü c k e<br />

u n d s p o rta rt i k e l n i c h t i n<br />

Ö s t e r r e i c h p ro d u z i e rt?<br />

Der Großteil unserer Kleidung wird in Asien, Afrika und<br />

Osteuropa produziert, weil dort Arbeitskräfte billiger sind<br />

und Gewerkschaften weniger Einfluss haben.<br />

Ein Unternehmen zahlt z.B. der ArbeiterIn in China nur<br />

rund 2% des Lohnes, den es einer österreichischen ArbeiterIn<br />

für die gleiche Tätigkeit bezahlen müsste.<br />

Top Ten der Bekleidungszulieferer in die EU<br />

2,9%<br />

7,0%<br />

17,9%<br />

Geschichte der Verlagerung<br />

Die Zulieferbetriebe der großen Firmen befinden sich<br />

überwiegend in Ländern, die unter dem Begriff „Entwicklungsländer“<br />

zusammengefasst werden. Diese Staaten<br />

sind in jüngerer Vergangenheit mit Schuldenkrisen<br />

konfrontiert. Die Antwort darauf waren und sind Strukturanpassungsprogramme:<br />

Als Ausweg aus der Krise forderten<br />

der Internationale Währungsfonds und die Weltbank<br />

die Öffnung der Märkte. Mit investitionsfördernden<br />

Maßnahmen wird um ausländische Anleger geworben,<br />

um wirtschaftliche Erholung und „Entwicklung“ in Gang<br />

zu setzen.<br />

Das darauf von den „Entwicklungsländern“ geschnürte<br />

Maßnahmenpaket umfasst in der Regel: Reduktion der<br />

Zölle, Errichtung von freien Exportproduktionszonen<br />

mit kostenloser Infrastruktur, Steuererlässe bzw. -erleichterungen,<br />

die gesetzliche Garantie des Gewinntransfers<br />

sowie eine dehnbare Arbeitsgesetzgebung.<br />

Obwohl in den betroffenen Ländern zumeist ArbeitnehmerInnenrechte<br />

gesetzlich festgeschrieben sind, mangelt<br />

es an der Einhaltung der Schutzbestimmungen. Verstöße<br />

gegen die national oder international geltenden Arbeitsschutzbestimmungen<br />

bleiben oft ohne Konsequenzen.<br />

Für große Bekleidungs- und Sportartikelunternehmen<br />

zahlt es sich aus, ihre Produkte weltweit fertigen zu lassen!<br />

Bekleidung ist ein elementares menschliches Bedürfnis, das weltweit Nachfrage verursacht; zudem sind Textilien leicht transportfähig,<br />

was eine wichtige Voraussetzung für die Massenproduktion war und einen weltweiten Handel möglich machte. Internationale<br />

Handelsnetzwerke lassen sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Sie gingen mit verschiedenen Formen der Arbeitsteilung<br />

einher. Nach einer wechselnden Vorherrschaft in der Textilproduktion von verschiedenen Weltregionen kristallisierte<br />

sich im Textil- und Bekleidungshandel ein System des „Handelskolonialismus“ heraus. Heute wird unsere Bekleidung von verschiedenen<br />

Firmen, die weltweit verteilt sind, erledigt. Wie oben beschrieben, wird beispielsweise eine Jean nicht nur in einer<br />

einzigen Fabrik gefertigt, sondern die verschiedenen Arbeitsschritte wie Stoffe zunähen oder Stoffe zusammennähen werden<br />

von zwei verschiedenen Betrieben gemacht, die unter Umständen auch in verschiedenen Ländern ansässig sind. Ein großes<br />

Unternehmen wie adidas zum Beispiel, lässt seine Produkte in rund 800 Zulieferbetrieben weltweit produzieren, auf dem Etikett<br />

steht am Ende immer adidas.<br />

w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t<br />

13,0%<br />

China<br />

Türkei<br />

Rumänien<br />

Tunesien<br />

Bangladesch<br />

Marokko<br />

Hong Kong<br />

Indien<br />

Polen<br />

Indonesien


0,57<br />

0,4<br />

0,25<br />

0,41<br />

0,34<br />

2,3<br />

2,13<br />

Die Arbeiterin, die einen Sportschuh, der bei uns ca. 100<br />

Euro kostet, zusammennäht, bekommt gerade einmal 40<br />

Cent dafür.<br />

Gewinn vor Steuern von vier großen Sportbekleidungsunternehmen<br />

im Jahr 2004<br />

Nike 1,450 Mrd. US$<br />

adidas 520 Mio. US$<br />

Puma 456 Mio. US$<br />

Reebok 266 Mio. US$<br />

2 F u s s B a l l i s t k e i n<br />

k i n d e r s p i e l<br />

Johnson ist 13 Jahre alt und lebt in einem Dorf in der<br />

Nähe der pakistanischen Stadt Sialkot. Er hat zwei jüngere<br />

Brüder und zwei jüngere Schwestern. Sein Vater und<br />

sein Onkel arbeiten in einer Ziegelei. Der magere Lohn,<br />

den sein Vater verdient, reicht nicht aus, um die Familie<br />

zu ernähren. Johnson hat nie eine Schule besucht. Seine<br />

Mutter begann zuhause Fußbälle zu nähen und Johnson<br />

hat sehr früh begonnen, ihr dabei zu helfen. Weil<br />

seine Mutter zusätzlich noch auf die Kinder achten und<br />

den Haushalt führen muss, schafft sie nur drei Bälle an<br />

einem Tag, dafür bekommt sie 45 Rupees. Für die täglich<br />

anfallenden Ausgaben für die Familie wären aber rund<br />

100 Rupees von Nöten. Die Familie begann, sich von den<br />

Nachbarn Geld zu leihen, das sie wahrscheinlich nie zurückzahlen<br />

kann. Durch harte Arbeit in der Ziegelei ist<br />

Johnsons Vater gesundheitlich so angeschlagen, dass er<br />

keine schwere Arbeit mehr ausüben kann.<br />

Weltweit wird jedes sechste Kind zwischen fünf und 17<br />

Jahren durch die verschiedensten Formen von Kinderarbeit<br />

ausgebeutet. 1<br />

www.ilo.org/public/german/region/eurpro/bonn/aktuelles_invest.htm, 24.04.06<br />

p o l i s a k t u e l l<br />

Stundenlöhne 2002 in US Dollar<br />

15,13<br />

a B k o m m e n F ü r d i e r e c h t e d e r k i n d e r<br />

Die Vereinten Nationen verabschieden 1989 eine Kinderrechtskonvention,<br />

die bisher von 187 Staaten ratifiziert<br />

wurde: Artikel 32 erkennt das Recht der Kinder an,<br />

vor Arbeiten geschützt zu werden, die ihre körperliche<br />

und seelische Gesundheit, ihr Recht auf Bildung und<br />

Entwicklung bedrohen.<br />

Die Konvention Nr. 1 8 der Internationalen Arbeitsorganisation<br />

(ILO) verpflichtet die unterzeichnenden<br />

Staaten, politisch aktiv zu werden, um Kinderarbeit endgültig<br />

abzuschaffen. Kinder im schulpflichtigen Alter<br />

dürfen demnach nicht arbeiten, mindestens soll ein<br />

Schulalter von 15 Jahren eingehalten werden. Arbeiten,<br />

welche die Sicherheit, Gesundheit oder Moral gefährden,<br />

sind unter 18 Jahren verboten. Wichtige Nicht-Unterzeichner<br />

sind: USA, Indien, Korea, Mexiko, Pakistan,<br />

Thailand. Die Konvention 138 wurde 1973 verabschiedet<br />

und bisher von 49 Staaten ratifiziert.<br />

Die Konvention Nr. 9 (19 0) der Internationalen Arbeitsorganisation<br />

(ILO) und die UN-Konventionen<br />

über die bürgerlichen und politischen Rechte (1966)<br />

und die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen<br />

Rechte (1966) schreiben unter anderem fest, dass niemand<br />

in Sklaverei oder<br />

Knechtschaft, Schuldknechtschaft<br />

oder Leibeigenschaft<br />

gehalten<br />

werden darf, niemand<br />

Zwangsarbeit leisten<br />

soll und niemand<br />

zwangsverheiratet werden<br />

darf. Beide UN-<br />

Konventionen wurden<br />

bisher von 135 Staaten,<br />

die ILO-Konventionen<br />

von 139 Staaten ratifiziert.<br />

2<br />

2 Quelle: terre des hommes, www.tdh.de/content/themen/schwerpunkte/kinderrechte/<br />

kinderrechtskonvention.htm, 24.04.06<br />

w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t<br />

22,76<br />

26,57<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Quelle: www.cleanclothes.at, 24.04.06<br />

Quelle: www.cleanclothes.at, 24.04.06<br />

USA<br />

Mexiko<br />

Indien<br />

Sri Lanka<br />

Bangladesch<br />

Japan<br />

China<br />

Pakistan<br />

Türkei<br />

Österreich (2004)<br />

Wann spricht man<br />

von Kinderarbeit?<br />

Internationale Arbeitsorganisation<br />

(ILO), Konvention Nr.<br />

138, 1973<br />

Mindestalter: 15 Jahre (für Industriestaaten)<br />

oder Ende der<br />

allgemeinen Schulpflicht<br />

Mindestalter: 13 bis 14 Jahre<br />

für sogenannte leichte Arbeit,<br />

die keine Gefährdung bringt<br />

UN-Kinderrechtskonvention<br />

von 1989<br />

generelle Altersschutzgrenze<br />

18 Jahre<br />

2006


Nr. 4 K i n d e r a r b e i t<br />

Interview mit Anwar Sadiq<br />

Rechtsanwalt, Koordinator der Bonded Labour Liberation Front (BLLF), Pakistani und Experte für Kinderarbeit<br />

Frage: In welchem Zusammenhang steht die Kinderarbeit in Pakistan?<br />

Anwar Sadiq: Kinderarbeit hängt typischerweise zusammen mit dem, was wir „bonded labour“ nennen – auf Deutsch könnte<br />

dies als „Schuldarbeit“ oder „Schuldknechtschaft“ übersetzt werden. In Pakistan wird dieses System „beshgi“ genannt, was<br />

in etwa Vorschuss oder Bürgschaft bedeutet. Es ist ein altes System: Wenn jemand Arbeit sucht, so erhält er häufig Geld im<br />

voraus, als eine Art Vorschusszahlung, sagen wir 1000 oder 2000 Rupien. Und dieses Geld ist eben „beshgi“, geborgtes Geld.<br />

Wer dieses Schuldgeld akzeptiert, ist auswegslos an den Geldgeber gebunden.<br />

Damit ist die ganze Familie quasi an den Geldgeber „verkauft“ und sie arbeitet sich für den Geldgeber zugrunde. Aus dieser<br />

Schuld kann sie sich trotz aller Arbeit nämlich nicht mehr befreien. Denn sie braucht immer wieder neues Geld, z.B. für medizinische<br />

Behandlungen, Hochzeiten usw. Der Schuldenberg wächst stetig. Es ist ein Teufelskreis, eine Falle. Wenn jemand<br />

aus dieser Schuldenfalle auszubrechen versucht, landet er meist in (Privat-)Gefängnissen bzw. in den Werk- und Arbeitsstätten<br />

dieser Gefängnisse.<br />

Frage: Was ist speziell bei der Produktion von Fußbällen?<br />

Anwar Sadiq: Die Unternehmen bevorzugen Kinder nur deshalb, weil die kleinen Finger so gut nähen können. Kinder können<br />

die vorgestanzten Kunststofflederstücke besonders geschickt zusammenfügen. Deshalb werden sie fast ausnahmslos<br />

beim Nähen der Bälle eingesetzt. Diese Kinder beginnen für gewöhnlich bereits im Alter von vier Jahren mit dieser Arbeit.<br />

Normalerweise müssen Sie mindestens zwei Fußbälle pro Tag nähen. Gemäß unserer letzten Untersuchungen sind etwa<br />

30.000 Kinder in Pakistan in der Fußballindustrie beschäftigt.<br />

Quelle: Mosquito. Die entwicklungspolitische Zeitschrift der Schweiz: Kicker, Kohle, Knechte, Nr. 4, Juni 998, S. 9.<br />

u r s a c h e n g e F l e c h t k i n d e r a r B e i t<br />

Kinder müssen arbeiten, weil ihre Eltern keine oder nur<br />

unzureichende Erwerbsmöglichkeiten haben. In der Familie,<br />

in der jeweiligen Politik der Länder des Südens, aber<br />

auch in der Teilung der Welt in den „reichen Norden“<br />

und in den „armen Süden“ liegen die Wurzeln des Problems<br />

Kinderarbeit. Die schwierige ökonomische Lage<br />

beherrscht die sozialen Beziehungen und die Familiensituation.<br />

Soziale Absicherung für die Familien fehlt ebenso<br />

wie die Bildungsangebote und vor allem der politische<br />

Wille der Staaten, sich für diese Bereiche zu engagieren.<br />

Neben einer verfehlten Wirtschafts- und Sozialpolitik<br />

verstärken ungerechte Handelsstrukturen und Verschuldung<br />

die miserable wirtschaftliche Situation der Länder.<br />

Armut alleine kann jedoch die Existenz von Kinderarbeit<br />

nicht erklären. Auch kulturell bedingte Traditionen<br />

spielen eine Rolle, wenn z.B. wie in Indien die Mitarbeit<br />

von Kindern in der Landwirtschaft unter Bedingungen<br />

von Zwangsarbeit seit Generationen hingenommen wird.<br />

Fehlende kostenlose Schulangebote oder schlecht ausgestattete<br />

Schulen führen auch dazu, dass Kinder arbeiten<br />

gehen, statt die Schulbank zu drücken.<br />

d i e h au p t s ta d t d e r<br />

F u s s B a l l p ro d u k t i o n: s i a l k ot<br />

Warum kommen 80% der Fußbälle aus Pakistan?<br />

Bereits in den 1860er Jahren wurden in Sialkot Sportartikel<br />

– zunächst Tennis-, Badminton-, Cricket- und Poloschläger<br />

– angefertigt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

kam die Produktion von Fußbällen dazu. Abnehmer waren<br />

Angehörige der britischen Armee und der Verwaltung<br />

im britisch-indischen Kolonialreich. Die Krise in der<br />

Landwirtschaft mit der Einführung des britischen Bodenrechts<br />

hatten zu einer hohen Verschuldung der Bauern<br />

geführt und die Zahl der Landlosen vervielfacht, die<br />

in der Stadt eine Arbeit suchten. Die gut funktionierende<br />

Zusammenarbeit zwischen Handwerkern, Händlern und<br />

Vertretern der britischen Kolonialverwaltung und der Armee<br />

im Distrikt Sialkot führte zur Entwicklung von ma-<br />

nufakturähnlichen Großbetrieben mit einem Netz von<br />

vielen Kleinbetrieben. 3<br />

Heute werden in Pakistan jährlich ca. 40 bis 43 Millionen<br />

Fußbälle produziert. Die Fußballproduktion und Sportartikelproduktion<br />

ist auf die Stadt Sialkot und ihren Umkreis<br />

konzentriert. In Sialkot gibt es 34 Großbetriebe mit<br />

insgesamt mehr als 4.000 Beschäftigten, darüber hinaus<br />

haben sich 2.500 bis 3.000 städtische Kleinbetriebe und<br />

Werkstätten angesiedelt, mit Teilaufträgen sind 12.000 bis<br />

15.000 ArbeiterInnen im Umland von Sialkot beschäftigt.<br />

a r B e i t e n i n g a r a g e n o d e r z u h au s e<br />

Bei Fußball-Näher-Werkstätten handelt es sich zumeist<br />

um garagenähnliche Arbeitsplätze, in denen fünf bis sieben,<br />

manchmal auch bis zu 15 Männer und männliche<br />

Jugendliche auf niedrigen Bänken sitzen und Fußbälle nähen.<br />

In abseits liegenden Dörfern gibt es Näher-Werkstätten<br />

meist am Ende des Dorfes in ungenutzten Lehmhäusern,<br />

wo die Näher mit Kofferradio, umgeben von Lehmwänden,<br />

die mit Zeitungsfotos von berühmten Filmstars<br />

und Fußballern beklebt sind, ihre Arbeit verrichten. Auch<br />

hier arbeiten nur Männer. Im Durchschnitt verdienen die<br />

Arbeiter in diesen Näher-Werkstätten 35 Euro pro Monat.<br />

Sie werden aber nach Stück und Qualität bezahlt, sozialeAbsicherungsmo-<br />

delle wie Kranken- und<br />

Pensionsversicherung<br />

gibt es nicht.<br />

Aber auch Frauen sind<br />

mit der Fußballproduktion<br />

beschäftigt und zwar<br />

in der Heimarbeit – ca.<br />

17.000 bis 20.000 Frauen<br />

und Mädchen nähen<br />

Fußbälle. Der Arbeits-<br />

Wer bekommt was<br />

bei einem Fußball?<br />

Gemessen am Endverbraucherpreis<br />

eines Fußballs fließen<br />

nur etwa neun bis zehn<br />

Prozent in das Herstellerland<br />

Pakistan. Kostet ein Ball beispielsweisse<br />

36 Euro, so erhält<br />

der pakistanische Exportbetrieb<br />

davon lediglich<br />

etwa 3,20 bis 3,50 Euro.<br />

Quelle: Zimmermann, Jörg (2002): Fußbälle aus Pakistan – der globalisierte Alltag.<br />

Hintergründe für Fußballfans, die für Fair Play nicht nur auf dem Spielfeld sind. – In:<br />

Fanizadeh, Michael; Hödl, Gerald; Manzenreiter, Wolfram (Hrsg.): Global Players – Kultur,<br />

Ökonomie und Politik des Fußballs. – Frankfurt. S. 227-255<br />

w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t


6<br />

platz sind die eigenen vier Wände. Oft treffen sich die<br />

Fußballnäherinnen mit Freundinnen und Nachbarinnen<br />

in den offenen Höfen und nähen gemeinsam. Die Heimarbeit<br />

ermöglicht es ihnen einerseits, die Hausarbeit noch<br />

immer wahrnehmen zu können, und ist andererseits ein<br />

Ausdruck des patriarchalischen „Purdah“ Systems der<br />

Geschlechtertrennung, das den meisten Frauen vor allem<br />

in ländlichen Gebieten eine Arbeit außerhalb der eigenen<br />

vier Wände oder außerhalb des Dorfes verbietet.<br />

a r m u t z W i n g t z u r k i n d e r a r B e i t<br />

Die Hälfte der Fußball-Näher stammt aus landlosen Familien.<br />

Auf Grund der geringen Verdienstmöglichkeiten<br />

als Landarbeiter, als Arbeiter in der Kleinindustrie und<br />

in Werkstätten oder als mobile Händler sind diese Familien<br />

besonders stark auf den Zuverdienst weiterer Familienmitglieder<br />

angewiesen. Zusätzlich sind viele dieser<br />

Familien verschuldet und stehen unter enormem ökonomischem<br />

Druck. Dies führt dazu, dass auch die Kinder<br />

Fußbälle nähen müssen, damit die Familie überleben<br />

kann. Es ist davon auszugehen, dass für 75 bis 90 Prozent<br />

der Familien von Kinder-Fußball-Nähern der wirtschaftliche<br />

Druck zu der Entscheidung geführt hat, ihre<br />

Kinder diese Tätigkeit ausüben zu lassen.<br />

k a m p F g e g e n k i n d e r a r B e i t<br />

Bei der Fußball Weltmeisterschaft 2006 werden Bälle<br />

zum Einsatz kommen, die nicht mit Hilfe von Kinderarbeit<br />

hergestellt wurden. Der offizielle WM Fußball 2006<br />

kommt aus Thailand und wird maschinell geklebt.<br />

Im Jahr 1996 führte das pakistanische Arbeitsministerium<br />

eine Studie über ausbeuterische Kinderarbeit in der Fußballherstellung<br />

in Sialkot durch. Dieses Gutachten stellte<br />

fest, dass etwa 42.000 Erwachsene und 17.000 Kinder<br />

mit dem Nähen von Fußbällen beschäftigt sind. Das<br />

Durchschnittsalter der Kinder betrug zwölf Jahre.<br />

Der Skandal, dass die offiziellen Fußbälle der Weltmeisterschaft<br />

1996 mit dem FIFA Emblem von Kindern gefertigt<br />

wurden, führte zu einem Umdenken in der Branche.<br />

Atlanta Abkommen<br />

Das Atlanta Abkommen wurde im Februar 1997 von der<br />

Sialkoter Industrie- und Handelskammer (SCCI) als Vertreterin<br />

der pakistanischen Sportartikelindustrie, der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation (ILO) sowie dem UN-Weltkinderhilfswerk<br />

UNICEF unterzeichnet.<br />

Darin verpflichten sich alle Beteiligten, an „der Beseitigung<br />

der Kinderarbeit bei der Herstellung von Fußbällen<br />

und anderen Produkten, für die Sialkot bekannt ist“, mitzuwirken.<br />

Ein Kernstück dieses Abkommens besteht darin,<br />

dass die pakistanischen Hersteller von Fußbällen „eingeladen<br />

werden, sich einem freiwilligen Programm zur Vermeidung<br />

(von Kinderarbeit) und Überwachung (Monitoring)<br />

anzuschließen“.<br />

Als Reaktion auf das Atlanta Abkommen wurden in Sialkot<br />

große Nähhallen errichtet, in denen 500 Arbeiter Platz<br />

finden. Damit soll eine bessere Kontrolle jener Personen<br />

garantiert werden, die die Fußbälle nähen. Personen un-<br />

p o l i s a k t u e l l<br />

ter 15 Jahren werden<br />

in diesen Hallen<br />

nicht beschäftigt.<br />

Diese neu errichteten<br />

Hallen sind zusätzlich<br />

mit Ventilatoren,Toiletteanlagen<br />

und Waschmöglichkeitenausgerüstet,<br />

was die kleinen<br />

Näher-Werkstätten<br />

im Umland von Sialkot<br />

nicht vorweisen<br />

können.<br />

Die Beschäftigung<br />

in diesen Nähhallen<br />

birgt aber auch<br />

Nachteile. Der Arbeitsplatz<br />

ist von<br />

den Dörfern oft<br />

schlecht erreichbar,<br />

die Arbeiter müssen<br />

lange Anfahrtswege<br />

in Kauf nehmen<br />

und sind den<br />

ganzen Tag von der<br />

Familie getrennt<br />

und können somit schwer die Erwerbstätigkeit mit der<br />

Erledigung von Aufgaben zuhause in Einklang bringen.<br />

Zusätzlich wurden viele Frauen durch dieses Produktionssystem<br />

arbeitslos, da besonders Frauen aus ländlichen<br />

Gebieten der Tradition entsprechend keiner Arbeit außerhalb<br />

ihrer vier Wände nachgehen dürfen.<br />

Das grundsätzliche Problem der zu geringen Entlohnung<br />

der Arbeiter, das die Kinderarbeit eigentlich begründet,<br />

wurde nicht gelöst. Das Atlanta Abkommen sieht keine<br />

Verpflichtung vor, dass die Arbeiter einen Lohn bekommen<br />

müssen, mit dem sie auch ihre Familien ernähren<br />

können.<br />

Außerdem ist auch die soziale Verantwortung der großen<br />

Markenfirmen gefordert, die das Atlanta Abkommen bis<br />

dato nicht unterschrieben haben. 4<br />

k e i n e n d g ü lt i g e s a u s<br />

F ü r k i n d e r a r B e i t<br />

Phan, eine thailändische<br />

Näherin, erzählt<br />

“Wir arbeiten jeden Tag von acht<br />

Uhr früh bis mittags, dann haben<br />

wir eine Pause. Nach der Mittagspause<br />

arbeiten wir wieder von ein<br />

bis fünf Uhr. Ab halb sechs müssen<br />

wir jeden Tag Überstunden<br />

machen. In der Hochsaison arbeiten<br />

wir bis zwei oder drei Uhr<br />

früh. Wir müssen immer Doppelschichten<br />

machen. Auch wenn wir<br />

noch so erschöpft sind, wir haben<br />

keine Wahl. Wir können keine<br />

Überstunden ablehnen, weil<br />

unsere Standardlöhne so niedrig<br />

sind. Manchmal würden wir uns<br />

gern ausruhen, aber unser Arbeitgeber<br />

zwingt uns zu arbeiten.“<br />

Phan, eine 22 Jahre alte Arbeiterin,<br />

schildert ihren Arbeitsalltag<br />

als Näherin in der Fabrik S.<br />

in Thailand. Diese Erfahrung teilt<br />

sie mit tausenden Beschäftigten<br />

in der internationalen Bekleidungs-<br />

und Sportartikelindustrie.<br />

Quelle: Olympics Bericht der<br />

Clean Clothes Kampagne,<br />

www.oneworld.at/cck/olympics/<br />

Olympic_Report_DE.pdf, 24.04.06<br />

Für viele Fußbälle und Werbebälle gilt das Atlanta Abkommen<br />

nicht, da es sich dabei um eine freiwillige Selbstverpflichtung<br />

handelt. Spiel- und Werbebälle kommen<br />

immer häufiger aus der Volksrepublik China, in der die<br />

Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation<br />

nicht anerkannt werden. Zu diesen Konventionen gehört<br />

auch das Verbot der Kinderarbeit. 5<br />

4 Quelle: Zimmermann, Jörg (2002): Fußbälle aus Pakistan – der globalisierte Alltag.<br />

Hintergründe für Fußballfans, die für Fair Play nicht nur auf dem Spielfeld sind. – In:<br />

Fanizadeh, Michael; Hödl, Gerald; Manzenreiter, Wolfram (Hrsg.): Global Players – Kultur,<br />

Ökonomie und Politik des Fußballs. – Frankfurt. S. 227-255<br />

5 www.friedenspaedagogik.de/themen/fussball/fair_26.htm, 24.04.06<br />

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2006


Nr. 4 K i n d e r a r b e i t<br />

3 t r i k o t s n i c h t<br />

o h n e s c h W e i s s<br />

Seit den 1970er Jahren wird die Produktion von Bekleidung<br />

und Sportartikeln zunehmend ausgelagert. Das bedeutet,<br />

dass ein multinationaler Konzern wie Nike seine<br />

Sportbekleidung nicht in Beaverton, Oregon/USA herstellt,<br />

wo das Unternehmen seinen Firmensitz hat, sondern<br />

hunderte Firmen, die weltweit verteilt sind, die Produkte<br />

für Nike fertigen.<br />

Kaum ein Bekleidungsstück, das man heute in den Geschäften<br />

in Österreich kaufen kann, wird zur Gänze in<br />

Europa oder gar in Österreich gefertigt.<br />

Denn multinationale Konzerne lassen dort produzieren,<br />

wo es für sie am günstigsten ist: niedrige Löhne, flexible<br />

Arbeitszeiten, schwache oder gar keine Gewerkschaften,<br />

die auf die Einhaltung der Arbeitsgesetze achten, beeinflussen<br />

die Unternehmen in der Wahl ihrer Produktionsländer.<br />

Dazu kommt, dass es in den meisten Ländern, in<br />

denen Bekleidung und Sportartikel gefertigt werden, ein<br />

Heer von Arbeitslosen<br />

gibt, die auf Grund der<br />

wenigen Arbeitsmöglichkeiten<br />

gezwungen sind,<br />

auch unmenschliche Arbeitsbedingungen<br />

zu akzeptieren.<br />

Lokalaugenschein<br />

in Indonesien<br />

Im indonesischen Industrievorort<br />

Tangerang<br />

stehen 2.000 Fabriken<br />

dicht gedrängt. Viele<br />

große Namen der Weltwirtschaft<br />

lassen hier<br />

produzieren. Hohe Mauern<br />

umgeben jede Fabrik,<br />

oft zusätzlich mit<br />

Stacheldraht gesichert.<br />

Vor den Eingängen steht<br />

Sicherheitspersonal. Die<br />

Geplatzte Träume<br />

Auch Amelita Fernandez von den Philippinen stammt aus ärmlichen, ländlichen Verhältnissen. Nach Schulabschluss beschloss<br />

sie, in die Stadt auszuwandern, um dort einen Arbeitsplatz in einer Bekleidungsfabrik anzunehmen. Mit dem Lohn wollte sie<br />

sich ihren Traum finanzieren: eine Ausbildung zur Buchhalterin, mit der sie in ihre Heimatprovinz zurückkehren und so zum<br />

Familieneinkommen beitragen könnte.<br />

Die Realität sieht anders aus. Für die Ausbildung blieb neben den 10 bis 13 Stunden, die sie pro Tag arbeiten musste, keine<br />

Zeit. Amelita heiratete und bekam Kinder, die sie zu ihren Eltern schickte, weil sie und ihr Mann arbeiten mussten, um die Familie<br />

zu ernähren. Als Amelita, da ihr Einkommen nicht mehr ausreicht, um ihre Kinder zu ernähren, um Kredite bei der Sozialversicherung<br />

ansucht, bekommt sie zu hören, dass ihr Arbeitgeber seit langem aufgehört hat, die Pflichtanteile abzuführen.<br />

Amelita muss die Kinder aus der Schule nehmen, welche von nun an als Straßenverkäufer ihren Beitrag zum Familieneinkommen<br />

leisten. Als Amelita grundlos gekündigt wird, kann sie nicht einmal mehr die Ernährung der Familie sichern. Sie beschließt,<br />

zusammen mit ihrem Mann und den Kindern zu ihren Eltern zurückzukehren, um dort ein Stück Land zu bewirtschaften. Die<br />

Träume, mit denen sie vor 10 Jahren ihre Heimatprovinz verlassen hat, sind geplatzt wie Seifenblasen. Amelita ist trotzdem<br />

froh, dass sie wenigstens einen Platz hat, an den sie zurückkehren kann, eine Möglichkeit, die vielen ihrer Kolleginnen nicht<br />

offen steht.<br />

Quelle: Made by Women, www.cleanclothes.org/ftp/made_by_women.pdf, 24.04.06<br />

Quelle: www.cleanclothes.at, 24.04.06<br />

schweren Eisentore sind nur soweit geöffnet, dass eine<br />

Person durchgehen kann.<br />

Das Ehepaar Sinaga arbeitet in einer dieser Bekleidungsfabriken.<br />

Sie wohnen wie die meisten anderen ArbeiterInnen<br />

auf dichten Raum gedrängt. Das Wohnzimmer,<br />

das gleichzeitig auch als Schlafzimmer dient, ist 3 x 3 Meter<br />

groß. Dahinter liegen eine Küche von 1 x 3 Metern<br />

und ein Bad, das nur mit einem Plastikkübel mit einem<br />

Schöpfer ausgestattet ist. Die Toilette ist draußen: ein<br />

Bretterverschlag, der für die Bewohner von zehn Häusern<br />

reichen muss, ebenso wie eine Wasserpumpe. In jedem<br />

Haus leben 2 bis 4 ArbeiterInnen.<br />

Mit dem mageren Lohn – rund 70 Euro im Monat –, der<br />

sogar niedriger ist als der gesetzlich festgelegte Mindestlohn,<br />

können sich die ArbeiterInnen nicht mehr leisten.<br />

Die normale Arbeitszeit beträgt 40 Stunden pro Woche,<br />

doch bei guter Auftragslage kann es schon mal 90-Stunden-Wochen<br />

geben, obwohl das indonesische Gesetz nur<br />

eine 54-Stunden-Woche inklusive Überstunden erlaubt.<br />

Der niedrige Lohn zwingt die ArbeiterInnen diese Bedin-<br />

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8<br />

p o l i s a k t u e l l<br />

Die acht Kernarbeitsübereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)<br />

No. und Name des<br />

Übereinkommens<br />

No. 29<br />

Zwangsarbeit<br />

No. 87<br />

Vereinigungsfreiheit<br />

und Schutz des Vereinigungsrechts<br />

No. 98<br />

Vereinigungsrecht<br />

und Recht zu Kollektivverhandlungen<br />

No. 100<br />

Gleichheit des<br />

Entgelts<br />

No. 105<br />

Abschaffung der<br />

Zwangsarbeit<br />

No. 111<br />

Diskriminierung (Beschäftigung<br />

und Beruf)<br />

No. 138<br />

Mindestalter<br />

No. 182<br />

Verbot und unverzüglicheMaßnahmen<br />

zur Beseitigung<br />

der schlimmsten Formen<br />

der Kinderarbeit<br />

Text<br />

Jeder Unterzeichner<br />

verpflichtet sich, den<br />

Gebrauch der Zwangs-<br />

oder Pflichtarbeit in allen<br />

ihren Formen zu<br />

beseitigen.<br />

Die ArbeitnehmerInnen<br />

und die ArbeitgeberInnen<br />

haben das<br />

Recht, ohne vorherige<br />

Genehmigung Organisationen<br />

nach eigener<br />

Wahl zu bilden<br />

und solchen Organisationen<br />

beizutreten.<br />

ArbeitnehmerInnen<br />

haben das Recht, sich<br />

zu gemeinsamen Zwecken<br />

und Zielen zusammenzuschließen<br />

und diese gemeinsam<br />

anzustreben und das<br />

Recht auf Abschluss<br />

von Gesamtarbeitsverträgen,<br />

um Regelung<br />

der Lohn- und Arbeitsbedingungenverhandeln<br />

zu können.<br />

Anwendung des Grundsatzes<br />

der Gleichheit<br />

des Lohnes männlicher<br />

und weiblicher Arbeitskräfte<br />

für gleichwertige<br />

Arbeit.<br />

Die Unterzeichner<br />

verpflichten sich, die<br />

Zwangs- oder Pflichtarbeit<br />

zu beseitigen<br />

und in keiner Form zu<br />

verwenden.<br />

Die Unterzeichner sind<br />

verpflichtet, politische<br />

Maßnahmen zu setzen,<br />

um eine Gleichbehandlung<br />

aller ArbeitnehmerInnen<br />

zu<br />

fördern.<br />

Mindestalter von ArbeiterInnen<br />

darf nicht unter<br />

dem Alter, in dem<br />

die Schulpflicht endet,<br />

und auf keinen Fall unter<br />

15 Jahren liegen.<br />

Die Unterzeichner haben<br />

unverzügliche und<br />

wirksame Maßnahmen<br />

zu treffen, um sicherzustellen,<br />

dass die<br />

schlimmsten Formen<br />

der Kinderarbeit vordringlich<br />

verboten und<br />

beseitigt werden.<br />

Jahr der<br />

Verabschiedung<br />

Zahl der<br />

Ratifikationen<br />

Wichtige Nichtunterzeichner<br />

1930 168 China, Korea, USA<br />

1948 145<br />

1949 154<br />

1951 162 USA<br />

Brasilien, China,<br />

Indien, Thailand, USA<br />

China, Indien, Korea,<br />

Mexiko, Thailand, USA<br />

1957 165 China, Japan, Korea<br />

1958 164 Japan, Thailand, USA<br />

1973 143<br />

1999 158 Indien<br />

Die gesamte Liste der Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation findet sich unter:<br />

http://www.ilo.org/ilolex/german/docs/convdisp1.htm<br />

Indien, Mexiko,<br />

Pakistan, USA<br />

w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t<br />

2006


Nr. 4<br />

gungen zu akzeptieren, denn das Überstundengeld haben<br />

sie bitter nötig.<br />

Viele junge Frauen verlassen ihre Dörfer, um in der Stadt<br />

Arbeit zu finden. Esther, eine 20-jährige junge Frau aus<br />

einem Dorf oberhalb des Toba-Sees, hat ein Jahr in einer<br />

Bekleidungsfabrik gearbeitet. Die damals 19-jährige<br />

ist von ihrer Familie fort gegangen, um ihr eigenes Geld<br />

zu verdienen und unabhängiger leben zu können. Esther<br />

berichtet über ihre Arbeit: 12 Stunden Schichtarbeit, abwechselnd<br />

tags und nachts, sieben Tage die Woche. Ein<br />

Jahr lang hatte sie keinen freien Tag.<br />

Tausende Frauen und Männer in Fabriken, in kleinen Garagenfirmen,<br />

aber auch von zuhause aus nähen für große<br />

Bekleidungsvertriebe und Marken. Sie nehmen ein unverhältnismäßig<br />

großes Risiko auf sich: Nicht nur, dass<br />

ihr Lohn kaum ausreicht, um sich und ihre Familien zu<br />

erhalten, müssen sie zudem auch das Fehlen von internationalen<br />

Arbeitsstandards tolerieren. Lange Arbeitstage,<br />

unmenschliche Bedingungen, temporäre Verträge,<br />

Sicherheitsrisiken in Produktionsstätten und das Fehlen<br />

von Absicherung gegen Entlassungen sind nur einige<br />

Punkte der langen Liste der Verstöße gegen Menschen-<br />

und Arbeitsrechte. Durch Gewerkschaftsverbote sind die<br />

ArbeiterInnen den Betreibern dieser Bekleidungsfabriken<br />

ausgeliefert, bei Entlassung rückt die nächste ArbeiterIn<br />

nach – eine von den unzähligen, die Arbeit suchen und<br />

keine andere Wahl haben, als diese Arbeitsbedingungen<br />

zu akzeptieren, um ihre Familie zu ernähren. Die meisten<br />

ArbeiterInnen haben kein Recht auf Kranken- oder<br />

Mutterschaftsfreistellung oder Gesundheits- und Arbeitslosenleistungen.<br />

4 h a n d l u n g s m Ö g l i c h k e i t e n<br />

Boykott ist nicht die Lösung<br />

Damit könnte man zwar Unternehmen unter Druck setzen,<br />

aber dafür wären die Arbeitsplätze jener ArbeiterInnen<br />

in Gefahr, für die wir eigentlich eine Verbesserung<br />

ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen erreichen<br />

möchten.<br />

Der Kostenanteil der Arbeitskraft von einem Sportschuh<br />

beträgt rund 0,4 Prozent. Durch die Verschiebung von<br />

nicht einmal einem Prozentpunkt könnte den ArbeiterInnen,<br />

die in der Bekleidungs- und Sportartikelindustrie<br />

beschäftigt sind, ein Lohn gezahlt werden, mit dem sie ihren<br />

Familien und sich selbst einen angemessenen Lebensstandard<br />

ermöglichen könnten. Hier stellt sich die Frage,<br />

ob einem David Beckham beispielsweise wirklich 161 Millionen<br />

US$ für einen Sponsorvertrag gezahlt werden müssen<br />

oder ob es nicht verantwortlicher und ethischer wäre,<br />

ArbeiterInnen, die mit ihren Niedrigstlöhnen schwer<br />

ihr Auskommen finden, fair zu bezahlen. Diese Strategie<br />

könnte auch für Unternehmen ökonomische Vorteile ergeben.<br />

Immer mehr KonsumentInnen legen mehr Wert<br />

K i n d e r a r b e i t<br />

auf soziale Verantwortung als auf werbewirksame Sportler.<br />

Machen Sie mit!<br />

Die KonsumentInnen haben durch ihre<br />

Kaufentscheidung Macht. Und diese<br />

Macht kann genutzt werden…<br />

Das Ziel jedes Unternehmens ist es, Produkte auf den<br />

Markt zu bringen, die regen Absatz finden. Hier besteht<br />

ein Wechselspiel zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen.<br />

Die Firmen versuchen, mittels Marktforschung<br />

oder auf anderen Wegen zu ergründen, was die<br />

KäuferInnen anspricht und was nicht. Gibt es von Seiten<br />

der KäuferInnen Interesse an sozial fair produzierten Textilien,<br />

so entsteht eine entsprechende Nachfrage. Wenn<br />

die KonsumentInnen vermehrt und konstant dieses Bedürfnis<br />

nach fair produzierter Kleidung zum Ausdruck<br />

bringen, werden die Firmen darauf reagieren müssen.<br />

u rg e n t a c t i o n s d e r c l e a n<br />

c l ot h e s k a m pa g n e<br />

Bei der Herstellung Ihrer Kleidung werden täglich Menschen-<br />

und Arbeitsrechte verletzt. Das muss nicht so sein:<br />

Daran etwas zu ändern, würde Sie nur ein paar Minuten<br />

kosten.<br />

Die Clean Clothes Kampagne wird regelmäßig über Arbeitsrechtsverletzungen<br />

informiert.<br />

Lokale Organisationen und Gewerkschaften wollen durch<br />

gezielte internationale Protestaktionen Druck auf Konzerne,<br />

Regierungen und Zulieferbetriebe ausüben.<br />

Beteiligen Sie sich an den Urgent Actions der Clean Clothes<br />

Kampagne! Nähere Informationen unter:<br />

www.oneworld.at/cck/start.asp?b=32<br />

s h o p p i n g F o r a B e t t e r Wo r l d<br />

• Förderung von Alternativprodukten<br />

Kaufen Sie, wenn es Geldbörse und Sortiment zulassen,<br />

Kleidung bei „alternativen Anbietern“ (z.B. Weltläden,<br />

EZA, Naturtextilhandel). Hier kann man ziemlich sicher<br />

annehmen, dass die Textilien unter besseren Arbeitsbedingungen<br />

produziert werden.<br />

• Mitglieder von Überprüfungsinitiativen<br />

Positiv hervorzuheben sind Unternehmen, die gemeinsam<br />

mit VertreterInnen von Gewerkschaften, NGOs und<br />

aus der Wirtschaft an so genannten Multi-Stakeholder-Initiativen<br />

(MSI) teilnehmen, um ein System der externen<br />

Überprüfung von Arbeitsbedingungen in der Sportartikel-<br />

und Bekleidungsindustrie in der Praxis zu erarbeiten<br />

und durchzuführen. Diesen Schritt hat zum Beispiel der<br />

deutsche Naturtextilversand Hess Natur gemacht. Dieses<br />

Unternehmen wurde 2005 Mitglied bei der europäischen<br />

Überprüfungsorganisation Fair Wear Foundation.<br />

•<br />

Einbeziehung von Ethiktests in die Kaufentscheidung<br />

Bei diesen Tests werden Unternehmen nach ihren Bemühungen<br />

um faire Arbeitsbedingungen sowie umweltgerechte<br />

Produktionsbedingungen geprüft. So können Sie<br />

w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t<br />

9


10<br />

bei ihrem Kleidereinkauf Unternehmen unterstützen, die<br />

versuchen, ihre Sozialstandards zu verbessern.<br />

• Nachfragen im Geschäft<br />

Auch direkt im Geschäft können Sie Anliegen positionieren<br />

und ihren Wunsch nach fair produzierten Produkten<br />

artikulieren.<br />

• Schriftliche Anfragen<br />

Eine weitere Erfolg versprechende Möglichkeit, die<br />

soziale Verantwortung des Unternehmens einzufordern,<br />

liegt darin, ein E-Mail oder einen Brief an die<br />

Geschäftsleitung zu schicken (Briefvorschläge unter<br />

www.cleanclothes.at).<br />

Wie kann ich die ArbeiterInnen in ihrem Kampf<br />

um bessere Arbeitsbedingungen unterstützen?<br />

• Tragen Sie sich in den Urgent-Actions-Verteiler ein<br />

(www.cleanclothes.at) oder lassen Sie sich eintragen.<br />

T 01/405 55 15-306<br />

F 01/405 55 19<br />

• Wenn die Clean Clothes Kampagne über einen Fall<br />

von Arbeitsrechtsverletzungen informiert wird und die<br />

betroffenen ArbeiterInnen um Unterstützung ersuchen,<br />

schicken wir Ihnen ein E-Mail.<br />

• Ein Link im E-Mail führt Sie zu einem Protestbrief<br />

auf der Website. Diesen können Sie nach Belieben verändern<br />

und ergänzen und an die verantwortlichen Unternehmen<br />

schicken.<br />

• Sie können Ihre Besorgnis über Arbeitsrechtsverletzungen<br />

auch per Telefon oder Fax an die verantwortlichen<br />

Unternehmen übermitteln.<br />

Mit der Unterstützung von KonsumentInnen weltweit<br />

wurde bereits vielen ArbeiterInnen zu ihrem Recht verholfen.<br />

F a i r g e h a n d e lt e B ä l l e<br />

Fair gehandelte Bälle berücksichtigen jene Aspekte, die<br />

der Atlanta Vertrag außer Acht gelassen hat. Für Produkte,<br />

die mit dem Fairtrade Gütesiegel ausgezeichnet<br />

sind, bezahlt man einen Fairhandels-Aufschlag.<br />

Warum mehr bezahlen? Dieser Fairhandels-Aufschlag ermöglicht<br />

den Menschen in den entsprechenden Produktionsländern<br />

faire Bezahlung. NäherInnen bekommen einen<br />

20 bis 60 % höheren Lohn als der Durchschnitt der<br />

Fußball-NäherInnen. Damit müssen ihre Kinder nicht<br />

mehr arbeiten und können eine Schule besuchen. Die<br />

NäherInnen werden sozial abgesichert, beispielsweise<br />

durch eine Krankenversicherung und Altersversorgung.<br />

Außerdem wird damit ein Fonds für Kleinprojekte in den<br />

Dörfern unterstützt.<br />

Nähere Infos zum Fairen Handel: www.fairtrade.at<br />

p o l i s a k t u e l l<br />

5 d i d a k t i s c h e<br />

e m p F e h l u n g e n<br />

V i e l a r B e i t F ü r e i n g a n z<br />

n o r m a l e s h e m d – a k k o r da r B e i t<br />

Material:<br />

Textliche Auflistung der zwölf Arbeitsschritte, um ein<br />

Hemd zu nähen.<br />

Aufgabenstellung:<br />

Es werden Kleingruppen gebildet, in der eine „Aufseherin“<br />

bestimmt wird, der Rest spielt die Rolle der „NäherInnen“.<br />

Die „NäherInnen“ müssen möglichst schnell<br />

und fehlerfrei die einzelnen Arbeitsschritte reihum laut<br />

vorlesen. Verliest sich eine „Näherin“ bei einem Arbeitsschritt<br />

muss wieder beim ersten Arbeitsschritt begonnen<br />

werden. Die „Aufseherin“ hat die Aufgabe ihre „NäherInnen“<br />

anzutreiben, zu kontrollieren, ob keine „Fehler“<br />

gemacht werden, und muss mitzählen, wie oft die 12 Arbeitsschritte<br />

fehlerfrei laut vorgelesen wurden, um festzustellen,<br />

wie viele fingierte, fehlerhafte Hemden produziert<br />

worden sind. Abschließend (nach ca. 5-10 Minuten<br />

der „Hemdproduktion“) wird verglichen, welche Gruppe<br />

am meisten Hemden produziert hat.<br />

Ziel:<br />

Sensibilisierung dafür, was es bedeutet unter massivem<br />

Druck und unter ständiger Aufsicht zu arbeiten.<br />

d e r l a n g e W e g d e r J e a n s<br />

Materialien:<br />

• Weltkarte<br />

• Maßstableiste<br />

•<br />

Formular mit drei Spalten: Produktionsschritte (vorgegeben),<br />

Produktionsländer (vorgegeben), Kilometer<br />

(auszumessen)<br />

Aufgabenstellung:<br />

Berechnung (durch das Ausmessen der Teilstrecken mit<br />

Hilfe der Maßstableiste), wie viele Kilometer eine Jeans<br />

bereits gereist ist, bis sie in Österreich zum Verkauf angeboten<br />

wird.<br />

Ziel:<br />

Bewusstmachen der einzelnen Arbeitsschritte und der<br />

Transportwege in der Bekleidungsproduktion<br />

B au m Wo l l-mode-Workshop:<br />

d e r l a n g e W e g m e i n e r J e a n s<br />

Internationale Zusammenhänge und Hintergründe hautnah<br />

– die Geschichte unserer Kleidung wird methodisch<br />

vielfältig erfahrbar gemacht. Wir spinnen! Spinnt Ihr<br />

mit? Aus indischer Rohbaumwolle einen möglichst dünnen,<br />

langen und reißfesten Faden zu spinnen, erfordert<br />

einiges an Geschick! Aber das ist in diesem Workshop<br />

noch lange nicht alles: Wir verfolgen den Weg der Baumwolle<br />

vom Anbau in Indien über die Verarbeitung in<br />

Asien und Mittelamerika zu den Modezentren Europas<br />

w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t<br />

2006


Nr. 4<br />

und schließlich auf die Altkleidermärkte in Ghana. Dazu<br />

gibt es u. a. viele Informationen zu sozialen und ökologischen<br />

Aspekten des Baumwollanbaus und zur Herstellung<br />

von Kleidung, eine Modeschau aus Altkleidern und<br />

nicht zuletzt setzen wir uns mit dem eigenen Modebewusstsein<br />

auseinander.<br />

Altersstufen: 8 bis 18 Jahre<br />

Nähere Informationen unter:<br />

www.oneworld.at/swagentur/start.asp?b=55<br />

F u s s B a l l-Workshop: V o n u n ru n d e n<br />

B ä l l e n u n d k i n d e r h ä n d e n<br />

Wer weiß, aus wie vielen Teilen ein Fußball besteht? Wer<br />

hätte gewusst, dass die fünf- und sechseckigen Teile notwendig<br />

sind, um eine Kugelform zu erhalten? Wer hat eine<br />

Ahnung, wo und unter welchen Bedingungen Fußbälle<br />

genäht werden? Und wie funktioniert das eigentlich mit<br />

der letzten Naht?<br />

Die Antworten auf diese Fragen liefert unser Fußball-<br />

Workshop für Kinder und Jugendliche. In kleinen Teams<br />

werden Bälle selbst genäht, Produktionsländer auf der<br />

Weltkarte gesucht, Fußballausrüstung aus vergangenen<br />

Tagen mit den aktuellen Sportartikeln verglichen, und<br />

noch einiges mehr. Die TeilnehmerInnen beginnen zu begreifen,<br />

dass Sport, Mode und Konsumverhalten in Europa<br />

auch etwas mit den Arbeitsbedingungen in Pakistan,<br />

Indien oder China zu tun haben.<br />

Altersstufe: 8 bis 14 Jahre<br />

Nähere Informationen unter:<br />

www.oneworld.at/swagentur/start.asp?b=55<br />

B i l d u n g s m a t e r i a l i e n B e i B a o B a B<br />

Die folgenden didaktischen Materialien zum Thema Bekleidungs-<br />

und Sportartikelindustrie werden von der Entwicklungspolitischen<br />

Bildungs- und Schulstelle Baobab<br />

verliehen und vertrieben.<br />

T 01/319 30 73, office@baobab.at<br />

Nähere Informationen: www.baobab.at<br />

• „Kleider-Koffer“, Die Welt am eigenen Leib<br />

(GUJER Marianne u. a., Bern, 2003.)<br />

Der Koffer umfasst folgende Materialien: Begleitdossier,<br />

Unterrichtsanregungen, 7 Bücher und Unterrichtseinheiten,<br />

2 Videos, Folienset, 9 Infotafeln, 5 Kleidungsstücke.<br />

• „Globales Spiel um Knopf und Kragen“, Die globalisierte<br />

Textilindustrie und das Ende des Welttextilabkommens<br />

Diese Broschüre berichtet über die Entwicklungen der<br />

letzten 50 Jahre in der Textil- und Bekleidungsindustrie.<br />

Industrialisierung, Arbeitsplatzabbau in Europa, Intensivierung<br />

des Wettbewerbs, Standortverlegungen und das<br />

Welttextilabkommen sind nur einige der angesprochenen<br />

Themenbereiche. An der Textil- und Bekleidungsindustrie<br />

lassen sich exemplarisch die Perspektiven, GewinnerInnen<br />

und VerliererInnen der Globalisierung gut erkennen.<br />

K i n d e r a r b e i t<br />

• „Mode, Marken, Märkte“, Globalisierung konkret<br />

(BÜHLER Marcel/FUCHS Elisa, Bern, 2002.)<br />

Ausgehend vom eigenen Konsumverhalten der Leser-<br />

Innen und von persönlichen Erfahrungen können mit<br />

diesem Arbeitsbuch naheliegende und weltweite Zusammenhänge<br />

entdeckt und erarbeitet werden.<br />

• Unterrichtseinheit „Kleider, Mode, Märkte“<br />

(FUCHS Elisa, Zürich, 2. Aufl. 1995.)<br />

Ausgehend von den Vorlieben der SchülerInnen für Mode,<br />

bestimmte Kleider oder Marken, thematisiert das Unterrichtsmaterial<br />

die gesellschaftliche Bedeutung von Kleidern,<br />

die Modewerbung, die Bekleidungsindustrie und die<br />

internationale Arbeitsteilung, soziale Produktionsbedingungen<br />

in Übersee und ökologische Aspekte. (viele Kopiervorlagen<br />

und auch Aktivierungsideen)<br />

• Informationsbroschüre „TexMix – Ein bunter Reiseführer<br />

durch die Welt der Textilien“<br />

(RÜESCH Dorothea, Zürich, 1995.)<br />

Von der Faser bis zum Kleid ist ein weiter Weg, eine Reise<br />

oft kreuz und quer durch Kontinente. Die Muster und<br />

Motive der internationalen Textilwirtschaft und der Welt<br />

der Mode sind vielfältig verstrickt. TexMix führt zu textilen<br />

Schauplätzen in der Schweiz und in anderen Ländern,<br />

die, obwohl weit voneinander entfernt, eng miteinander<br />

verwoben sind.<br />

• „Der Ball ist rund“<br />

(KAMINSKI Daniela, Herne, 2005.)<br />

Auf mehr als 200 Seiten bietet diese Mappe Hintergrundinformationen,<br />

Arbeitsaufgaben und Aktionsvorschläge<br />

zu Produktionsbedingungen, Welthandel, Fairer Handel<br />

uvm. Die Praxismappe liefert keine fertigen Konzepte für<br />

den Unterricht, sondern verschiedene Module rund um<br />

die Thematik. Der Kurzfilm „Holt euch die Fairen Bälle“<br />

ermöglicht einen guten Einstieg ins Thema.<br />

Fair Play for Fair Life<br />

(HILDEBRAND Ursula; Stuttgart; 2005.)<br />

Unterrichtsbausteine für die Grundschule, Sekundarstufe<br />

I und II und für die außerschulische Jugendarbeit. 6<br />

•<br />

F i l m e B e i B a o B a B<br />

•<br />

„Opfer der Globalisierung“<br />

GABRIEL Leo, Wien, 1998. (VHS, 3 Beiträge á 12 Min.)<br />

Der erste Teil einer dreiteiligen Serie schildert die menschenunwürdige<br />

Situation der Arbeiterinnen in lateinamerikanischen<br />

Zulieferbetrieben (Maquiladoras) transnationaler<br />

Konzerne.<br />

Der zweite Teil zeigt, dass dieses Verhalten der Multis<br />

massive Verluste an Arbeitsplätzen in den Industrieländern<br />

mit sich bringt. So sind zum Beispiel in der Vorarlberger<br />

Textilindustrie bereits rund 50% der Arbeitsplätze<br />

verloren gegangen.<br />

Im drittenTeil wird eine „freie Produktionszone“ in<br />

Sri Lanka gezeigt. Auch hier betreiben große ausländische<br />

Konzerne Auslegerbetriebe.<br />

6 Download unter www.friedenspaedagogik.de/service/zips/g_lernen/gl_2005_02.pdf<br />

w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t<br />

11


1<br />

• „Frauen ÜberLeben“, Textilarbeiterinnen in El Salvador<br />

Dokumentarfilm, Salzburg, 1998. (VHS, 16 Min.)<br />

Frauen haben nur vier Möglichkeiten, sich ihren Lebensunterhalt<br />

in El Salvador zu verdienen. Als Hausangestellte,<br />

als Straßenhändlerinnen, in den Textilfabriken der<br />

Freihandelszonen oder in der Prostitution.<br />

• „Jeans“, Baumwolle im Zeichen der Globalisierung.<br />

HELLER Peter, Grünwald, 2002. (19 Min.)<br />

Der Film beschreibt auf anschauliche Weise die langen<br />

Wege, die eine fertige Jeans von der Baumwollernte bis<br />

ins Geschäft zurücklegt.<br />

• „Saubere Ernte“, Schicksal Baumwolle<br />

HELLER Peter, Grünwald, 2002. (VHS, 50 Min.)<br />

Der Film erzählt vom Schicksal zweier Dörfer in Ostafrika.<br />

Die Menschen dort leben seit Generationen von der<br />

Baumwolle, dem wichtigsten Rohstoff unserer Bekleidungsindustrie.<br />

• „Fair-Kleiden“<br />

Fernsehdokumentation 2000. (VHS; 24 Min.)<br />

Der Film geht Fragen unseres Kleidungskonsums und<br />

der Altkleiderverwertung nach. Eingebettet ist dieses<br />

Thema in eine Rahmenhandlung, in der die jugendliche<br />

Anja am Wühltisch im Kaufhaus eine Menge ganz billiger<br />

T-Shirts ersteht.<br />

• „Die Welt ist rund“, Fußballträume - Fußballrealitäten.<br />

5 Dokumentarfilme, Bern, 2005. (DVD Video, DVD<br />

ROM, 120 Minuten)<br />

Fünf Filme schaffen Begegnungen<br />

mit Kindern und Jugendlichen<br />

über eine der populärsten<br />

Sportarten der Welt,<br />

nämlich Fußball. Dabei wird<br />

ein Blick hinter die Kulissen<br />

eröffnet. Themen wie Fairer<br />

Handel, Menschenrechte oder<br />

Begegnungen über soziale<br />

Grenzen hinweg werden aufgegriffen.<br />

Die Filme bieten einen<br />

Einblick in den Alltag von<br />

Jungen und Mädchen in Afrika, Asien und Lateinamerika<br />

und erzählen von ihren Wünschen und Perspektiven.<br />

Die DVD ist bei BAOBAB im Verleih oder zum Preis<br />

von € 40,00 (zzgl. Porto) erhältlich.<br />

zu bestellen auf www.cleanclothes.at :<br />

• Können Verhaltenskodizes ArbeiterInnen schützen?<br />

Dokumentarfilm, Österreich, 2004. (DVD, 22 Min.)<br />

Das Video betrachtet die Sinnhaftigkeit und die Umsetzung<br />

von Verhaltenskodizes aus dem Blickwinkel von<br />

Frauen in Indien. Produktion: SEWA – Self Employment<br />

Women´s Association.<br />

p o l i s a k t u e l l<br />

l i t e r a t u r:<br />

• ADICK Christel (Hg.): Straßenkinder und Kinderarbeit:<br />

sozialisationstheoretische, historische und kulturvergleichende<br />

Studien. Frankfurt/M., 1997.<br />

• KÜPPERS Barbara/RAMM, Wolf-Christian: Kinderarbeit<br />

- Kein Kinderspiel, Osnabrück, 2005.<br />

• ZIMMERMANN Jörg: Fußbälle aus Pakistan – der<br />

globalisierte Alltag. In: Fanizadeh, Michael u.a. (Hg.):<br />

Global Players - Kultur, Ökonomie und Politik des Fußballs,<br />

Wien, 2002, S. 227-255.<br />

HILDEBRAND Ursula: Fair Play for Fair Life, Unterrichtsbausteine<br />

für die Grundschule, Sekundarstufe I<br />

und II und für die außerschulische Jugendarbeit, Stuttgart,<br />

2005. 7<br />

•<br />

i n F o m a t e r i a l i e n Vo n<br />

W W W.cleanclot h e s.at<br />

• „Mady by Women“<br />

Weltweit sind 75 % der Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie<br />

weiblich, eine Tatsache, die die Clean Clothes<br />

Kampagne dazu bewegt, sich im Speziellen mit Frauen<br />

und deren Rolle in der globalen Bekleidungsindustrie<br />

auseinanderzusetzen.<br />

• „Kampf der Ausrüster – Die Fußball-Weltmeisterschaft<br />

im Land der Ideen“<br />

Nach der Fußball-Europameisterschaft und Olympia<br />

steht in Europa das nächste Sport-Event der Superlative<br />

ins Haus: die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.<br />

• „Der Stoff, aus dem die Träume sind“<br />

Vom eigenen Kleiderschrank bis zur Näherin in der Weltmarktfabrik<br />

- ein Beispiel für Globalisierung<br />

• „Nähen für den Weltmarkt“<br />

Frauenarbeit in den Freien Exportzonen und in der<br />

Schattenwirtschaft; Länderbeispiele China, Indonesien<br />

und Sri Lanka; Modemultis auf dem Prüfstand.<br />

• „Kleidung aus der Weltfabrik“<br />

Die Auswirkungen der Globalisierung auf die internationalen<br />

Arbeitsbedingungen. Diese Broschüre beinhaltet<br />

Artikel mit Hintergrundinformationen zur Clean Clothes-<br />

Kampagne. Sie finden darin Aufsätze zu Nike, die Feminisierung<br />

der Beschäftigung, Garagenfabriken, Heimarbeit<br />

und anderen Themenschwerpunkten der CCK.<br />

•<br />

„Let´s wear fair“<br />

Die Broschüre richtet sich an Jugendliche, die Hauptzielgruppe<br />

aller Jeans-Produzenten. An Hand konkreter Beispiele<br />

von jungen Textilarbeiterinnen werden die Bedingungen<br />

bei der Jeans-Produktion geschildert – leicht verständlich<br />

und ohne Umschweife. Die Broschüre macht<br />

klar, wie einfach es wäre, die Lebensverhältnisse der Betroffenen<br />

zu verbessern. Und was die LeserInnen selbst<br />

machen können, wenn sie nicht tatenlos zusehen wollen:<br />

sei es durch Beteiligung an Postkartenaktionen oder den<br />

7 Download unter www.friedenspaedagogik.de/service/zips/g_lernen/gl_2005_02.pdf<br />

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2006


Nr. 4<br />

Kauf von Hanf-Jeans.<br />

• „Workers‘ tool or PR ploy?“ A guide to codes of international<br />

labour practice.<br />

Diese englischsprachige Broschüre von Ingeborg Wick<br />

gibt eine Einführung in die verschiedenen Verhaltenskodices<br />

und deren Kontrolle. Dabei liegt die Konzentration<br />

auf der Frage, ob es sich bei diesen Kodices nur um PR<br />

Gags handelt oder ob sie wirklich etwas zur Verbesserung<br />

der Arbeitsbedingungen beitragen.<br />

l i n k s<br />

• www.jugendeinewelt.at<br />

Unter den Punkten Projekte/Aktionen erhalten Sie ausführliche<br />

Informationen zu den Don Bosco Fußballschulen<br />

für Straßenkinder in Ecuador, Mexiko und Südafrika.<br />

Wie sind diese organisiert, wie arbeiten sie und was ist das<br />

Ziel dieser Schulen? Außerdem finden Sie Hinweise auf<br />

Veranstaltungen rund um das Thema und Zusammenfassungen<br />

von bereits abgeschlossenen Aktionen.<br />

• www.fussball-fuer-strassenkinder.at<br />

Diese Homepage bietet die Möglichkeit, ein Internetquiz<br />

zu veranstalten.<br />

• www.fairtrade.at<br />

Was bedeutet Faire Trade? Welche Rohstoffe kommen<br />

woher? Welche Kriterien gibt es für den Fairen Handel<br />

und wie wird ihre Einhaltung kontrolliert? Wo kann ich<br />

welche Produkte kaufen? Auf dieser Homepage finden<br />

Sie auf alle diese Fragen Antworten und noch mehr.<br />

• www.weltlaeden.at<br />

Die Weltläden sind Fachgeschäfte für Produkte aus dem<br />

Fairen Handel. Neben fairen Waren können Sie sich dort<br />

auch bei spannenden Veranstaltungen mit Informationen<br />

zum Thema eindecken.<br />

K i n d e r a r b e i t<br />

• www.filmeeinewelt.ch<br />

Sie sind auf der Suche nach geeigneten visuellen Materialien<br />

für die Schule? Hier finden Sie nicht nur eine Fülle<br />

an geeigneten Filmen, sondern auch Vorschläge wie diese<br />

im Unterricht einsetzbar sind.<br />

• www.brot-fuer-die-welt.de/schule-aktiv/index.php?<br />

Schule aktiv! Hier finden Sie viele Anregungen und Tipps<br />

für die Schule und die außerschulische Arbeit.<br />

• www.cleanclothes.at<br />

Material- und Medienliste „Sport“<br />

Die Clean Clothes-Kampagne, die ihrerseits von vielen<br />

NGOs und ArbeiterInnenvereinigungen rund um die<br />

Welt unterstützt wird, setzt sich für die Rechte der ArbeiterInnen<br />

und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

in der internationalen Bekleidungs- und Sportartikelindustrie<br />

ein.<br />

• www.suedwind-agentur.at<br />

Die Südwind Agentur bietet unter anderem die Workshops<br />

„Der lange Weg meiner Jeans“ und „Von unrunden<br />

Bällen und Kinderhänden“ sowie einen Spiele-Koffer<br />

an.<br />

• Didaktische Tipps für die Mittelstufe zum Thema<br />

www1.arbeiterkammer.at/webquest/kinderarbeit/u__<br />

beginn.htm<br />

• Informationen zum Thema von der AK, mit neuen<br />

Medien aufbereitet<br />

http://doku.globaleducation.at/MittelstufeKArbeit.pdf<br />

Aus Anlass des UNO-Jahrs 2005 aber auch in Vorbereitung auf die kommende Fußballweltmeisterschaft im Juni 2006, sind<br />

im letzten Jahr eine Reihe von Bildungsmaterialien zum Globalen Lernen erschienen, die in der Material- und Medienliste<br />

„Sport“ vorgestellt werden.<br />

Die große Auswahl zeigt, dass Sport für die Bildungsarbeit mehr Anknüpfungspunkte bietet, als nur die ihm üblicherweise<br />

zugeschriebene völkerverbindende oder friedensstiftende Wirkung. Niedrige Sozialstandards und Kinderarbeit in einer boomenden<br />

Sportartikelindustrie, Rassismus im Fußball, das Abwerben von SpitzensportlerInnen aus Ländern des Südens sind<br />

Varianten umstrittener Spielzüge in der Arena des globalisierten Sports, die man in der Bildungsarbeit kritisch beleuchten<br />

kann. Sport im Alltagsleben von Menschen aus verschiedenen Kulturen bietet aber auch Möglichkeiten, sich über dieses Thema<br />

mit anderen Lebensformen und -perspektiven auseinander<br />

zu setzen.<br />

Dass Sport auch eine wichtige Rolle in der Sozialarbeit<br />

mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen in Afrika,<br />

Asien und Lateinamerika spielt, zeigt sich in den<br />

verschiedenen Materialien dieses Heftes. Dieses breite<br />

Spektrum an Anknüpfungspunkten finden Sie auch<br />

beim Angebot von Workshops, Links und Kampagnen<br />

im Serviceteil.<br />

Die Material- und Medienliste „Sport“ kann bei BAOBAB<br />

bestellt oder aber unter www.globaleducation.at (unter<br />

Menüpunkt Bibliothek) heruntergeladen werden.<br />

Berggasse 7, 1090 Wien<br />

T 01/319 30 73 ++ service@baobab.at ++ www.globaleducation.at<br />

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1


1<br />

SO KÖNNTE DER WEG DEINER JEANS AUSGESEHEN HABEN<br />

ERRECHNE DIE KILOMETER!<br />

Baumwollanbau Usbekistan km<br />

zum Garn spinnen Bangladesh km<br />

Garn färben Nordindien km<br />

zum Stoff weben Südindien km<br />

p o l i s a k t u e l l<br />

Stoffe zuschneiden Indonesien km<br />

Teile zusammennähen Guatemala km<br />

Etiketten anbringen Portugal km<br />

Modegroßhandel Salzburg km<br />

Einzelhandel Boutique (wo du sie kaufst) km<br />

Einkauf privater Kleiderkasten<br />

Tragen der Jeans Wohin auch immer du gehst<br />

Altkleidersammlung Ghana km<br />

Gesamtkilometer km<br />

w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t w w w . p o l i t i k - l e r n e n . a t<br />

2006


Nr. 4<br />

K i n d e r a r b e i t<br />

Viel Arbeit für ein ganz normales Hemd<br />

– Akkordarbeit<br />

Arbeitsschritte<br />

Näherin 1: Einzelteile zuschneiden<br />

Näherin 2: Schulterpassen (doppelseitig) einsetzen<br />

Näherin 3: Seitennähte schließen und säumen<br />

Näherin 4: Brusttasche vorbereiten und aufsteppen<br />

Näherin 5: Knopfleiste fertigstellen<br />

Näherin 6: Knopflochleiste aufsetzen und feststeppen<br />

Näherin 7: Ärmelschlitze mit Blenden säumen<br />

Näherin 8: Manschetten vorbereiten und feststeppen<br />

Näherin 9: Ärmel einsetzen<br />

Näherin 10: Kragen vorbereiten und feststeppen<br />

Näherin 11: Knopflöcher nähen<br />

Näherin 12: Knöpfe annähen<br />

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1


Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule<br />

Zentrum polis unterstützt LehrerInnen und MultiplikatorInnen bei der schulischen und fallweise auch außerschulischen Bildungsarbeit<br />

rund um die Themen Politik, Demokratie und Menschenrechte. polis widmet sich der Wissensvermittlung, der<br />

Bewusstseinsförderung und der Stärkung sozialer Fähigkeiten.<br />

polis aktuell<br />

Nr. 4<br />

2006<br />

polis aktuell: Kinderarbeit in der Sportartikelindustrie, Nr. 4, 2006<br />

Herausgeber: Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule, Heßgasse 1, 1010 Wien<br />

Tel. 01/42 77-274 44, service@politik-lernen.at, www.politik-lernen.at<br />

Redaktion: Patricia Hladschik, Christoph Wagner<br />

Herstellung: Eigenvervielfältigung BMBWK<br />

Foto auf Titelblatt von der Kampagne Clean Clothes auf www.oneworld.at<br />

Zentrum polis arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur.<br />

Projektträger: Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte-Forschungsverein<br />

P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien<br />

GZ 03Z035275M<br />

Nachhaltig Fußball<br />

Auch an der Bildung für nachhaltige Entwicklung kann die Fußballweltmeisterschaft<br />

nicht spurlos vorübergehen.<br />

Die neue Ausgabe von umwelt & bildung klopft das Phänomen<br />

„Fußball“ sowohl als kulturelles Ereignis als auch in seinen materiellen<br />

Auswirkungen nachhaltig ab.<br />

Weitere Themen:<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Wellness: Sanfter Ego-Kult<br />

Vielfalt: Wiesen und Almen<br />

Tourismus: Kurzflüge<br />

Film: Unser täglich Brot

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