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PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

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gie n (die pädagogische <strong>Anthropologie</strong> als Grundmoment immer einschließend)<br />

ist für uns nicht nur die Bezeichnung einer „datenverarbeitenden"<br />

Disziplin. Er ineint mehr, nämlich die Praxis<br />

einer Selbstanfrage, die letztlich jeden Menschen trifft, insbesondere<br />

aber den Erzieher, der in seiner erzieherischen Haltung<br />

(wenn das Empfinden dafür noch nicht ganz verloren ist) in<br />

ganz elementarer Weise vor die berühmten drei Fragen Kants gezwungen<br />

wird, vor die Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich<br />

tun? Was darf ich hoffen?<br />

Wir können auch sagen, der Titel „pädagogische <strong>Anthropologie</strong>"<br />

bedeutet für uns primär das Problem der Selb%erkenntnis in pädagogischer<br />

Absicht. In solcher Perspektive schließen sichinder<br />

Tat pädagogische <strong>Anthropologie</strong> und Bildungstheorie zusammen. Die<br />

<strong>Anthropologie</strong> wird gleichsam zum Medium bildungstheoretischer<br />

Besinnung in der Hoffnung, daß uns ein Blick auf uns selbst auch<br />

den Weg unserer möglichen und notwendigen Selbstbestimmung weise.<br />

Da wir aber nie auf uns selbst so kommen können wie auf die „Sachen<br />

selbst 11 , die wir nicht sind, da wir immer schon in traditionell<br />

eingespielten Deutungen, Schätzungen, Interpretationen<br />

unseres Weltbezugs stehen, Jedes einzelne und neue Leben sich<br />

auf den Sedimenten einer langen Geschichte aufbaut, muß diese<br />

Geschichte als die Instanz, die uns mit uns selbst vermittelt,<br />

entscheidend mit in den Bildungsprozeß unseres Selbstbewußtseins<br />

einbezogen werden. So werden systematische Erinnerungen notwendig.<br />

Konkret: Erinnerungen an Pädagogen (und Philosophen), deren<br />

anthropologische Gedanken und Theoreme zu Sinn-Elementen des<br />

neuzeitlichen anthropologischen Bewußtseins wurden. Ohne Herders<br />

Frage nach dem Entwicklungssinn der Geschichte und der Stellung<br />

des Menschen in ihr, ohne diesen Versuch, den Sinn der Geschichte<br />

im Menschen zu exponieren, gäbe es kein „modernes" anthropologisches<br />

Selbstverständnis. Ohne Humboldts Bemühung, die Selbstbestimmung<br />

der Individualität als Prinzip seiner Bildung zu bedenken,<br />

hätten nicht einmal die eiligen Kritiker des Idealismus<br />

die Möglichkeit, ihr eigenes anthropologisches Konzept des Realismus<br />

aus dem Gegensatz heraus zu formulieren. Und ohne den Mut

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