PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
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in philosophisch-orientierender Reflexion einen Blick auf den<br />
Menschen, wie er in seinem Grunde ist, gewinnen will.Jtfas Herder<br />
von seiner Philosophie der Geschichte erwartet, ist ein<br />
Beitrag „zur Bildung der Menschheit", wie es in der Fortführung<br />
des Titels „Auch eine Philosophie der Geschichte" heißt.<br />
Und es bedarf keiner mühsamen Strategien der Aktualisierung,<br />
um zu zeigen, daß Bildungstheorien auch heute noch aus dem<br />
Rückblick auf die Geschichte entwickelt werden. Das -gilt für<br />
Wilhelm Flitner ebenso wie für Wolf gang Klafki, fürMaxHorkheimer<br />
ebenso wie für Jürgen Habermas, für Eugen Fink ebenso<br />
wie für Helmut Schelsky - um nur einige Namen zu nennen. Mit<br />
. allen diesen Namen verbinden sich Rekonstruktionen der Ge-<br />
' schichte, in der Hoffnung dadurch zu einem Urteil darüber ge-<br />
* langen zu können, ob und in welcher Weise Bildung möglich oder<br />
noch möglich sei. Die Grundthese aller dieser „Bildungsdenker"<br />
ist die Überzeugung, daß der Mensch sich geschichtlich verwirkliche,<br />
daß er im Spiegel der Geschichte sich selbst „erscheine"<br />
und daß der Verzicht auf den Blick in die Geschichte<br />
- sei es in Absicht der Wiedererkennung oder der kritischen<br />
Distanzierung - durchaus unverzichtbar sei. Nur ein enger Begriff<br />
von Erfahrungswissenschaft und erfahrungswissenschaftlicher<br />
Pädagogik schließt die Besinnung auf die Geschichte in<br />
orientierender Absicht als „vor-wissenschaftliche" Spekulation<br />
und damit den Bildungsbegriff selbst aus der wissenschaftlichen<br />
Pädagogik aus. - Was nun Herder als Protagonisten ge-<br />
F schichtlicher Selbstbefragung in philosophisch-anthropologi-<br />
. scher Absicht auszeichnet, ist die Tatsache, daß er einerseits<br />
darauf insistiert, Wesen und Bestimmung des Menschen seien nur<br />
aus der Geschichte zu begreifen, daß er andererseits aber auch<br />
Jene methodischen Probleme historisch angeleiteter Selbsterkenntnis<br />
wenigstens andeutend vorwegnimmt, die dann in der Dilthey-Schule<br />
und im Historismus zur vollen Entfaltung kommen<br />
sollten. Im Hinblick auf das erste - daß Selbsterkenntnis des<br />
Menschen eine Frage philosophierenden Umgangs mit der Geschichte<br />
sei - muß betont werden, daß Herder sich damit gegen alle