Geistliches Wort von Pfarrer Bernd Haase - Erzbistum Paderborn
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<strong>Pfarrer</strong> <strong>Bernd</strong> <strong>Haase</strong><br />
Hövelhof<br />
(Jingle)<br />
1<br />
Das Geistliche <strong>Wort</strong> in WDR5<br />
1. April 2013<br />
„Für wen gehst du? - Durch Ostern in Bewegung kommen.“<br />
„Sie müssen sich mehr bewegen!“ – einen guten Gruß an diesem<br />
Ostermontagmorgen, in dem Bewegung steckt.<br />
Einen guten Morgen und ein gesegnetes Osterfest, liebe Hörerinnen und Hörer!<br />
Mein Name ist <strong>Bernd</strong> <strong>Haase</strong> und ich bin katholischer <strong>Pfarrer</strong> in Hövelhof bei<br />
<strong>Paderborn</strong>.<br />
„Sie müssen sich mehr bewegen, Herr Pastor“, sagt mir mein Hausarzt regelmäßig,<br />
wenn ich zum Gesundheitscheck bei ihm bin. Er empfiehlt Nordic-Walking durch den<br />
Wald an der frischen Luft. Und klar: dabei geht es ihm um mehr, als einen<br />
beschwingten Osterspaziergang. Letztlich geht es um meine Gesundheit. Während<br />
früher die Bewegung automatisch gegeben war, wenn jemand <strong>von</strong> A nach B ging,<br />
gibt es heute ganze Industrien, um dieses Quantum an Bewegung wieder zu fördern:<br />
Fitnessstudios sind nur eine Form da<strong>von</strong>. Denn wir wissen: Wenn wir nur die Kraft in<br />
der Ruhe suchen, kommt die ewige Ruhe schneller, als wir wollen.<br />
„Sie müssen sich mehr bewegen“, dieser Satz könnte aber auch in einem<br />
übertragenden Sinn verstanden werden. Dann geht es darum, sich Veränderungen<br />
zu stellen, mit der Zeit zu gehen, nicht ständig auf Althergebrachtem zu beharren. So<br />
manches Mal gilt diese Aufforderung auch meiner Kirche!<br />
Dass auch Gott jemand ist, der Menschen in Bewegung setzt, liest man in der<br />
gesamten Heiligen Schrift.
2<br />
„Zieh weg aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde“, so ruft es<br />
Gott dem Abraham zu (vgl. Gen12,1-4a) – und dieser Abraham bricht auf und wird<br />
damit zum Prototyp des glaubenden Menschen in Bewegung. Gott möchte den<br />
Menschen verändern, ihn wandeln. Aber dafür gilt es, das Alte, Liebgewordenes und<br />
so manche Gewohnheiten hinter sich zu lassen – und aufzubrechen, wie Abraham.<br />
Schließlich ist es das ganze Volk Israel, das sich aus der Knechtschaft der Ägypter<br />
befreit, indem es sich auf den Weg macht. Gegen alle Widerstände bricht das Volk<br />
auf ins Ungewisse und vertraut, allein auf die Zusage Gottes hin: Ich bin da und gehe<br />
mit euch.<br />
Es erfordert Mut, aufzubrechen, sich in Bewegung zu setzen, denn der Weg in die<br />
Zukunft, in meine Zukunft, ist nicht immer leicht. Es bleibt die Frage: Wer oder was<br />
kann mich in Bewegung setzen?<br />
(Musik I: Xavier Naidoo: Dieser Weg)<br />
Wer die Osterberichte der verschiedenen Evangelisten aufmerksam liest, dem fällt<br />
ganz automatisch eine starke Dynamik auf. Verben wie „laufen“, „aufbrechen“ und<br />
„eilen“ prägen diese Texte. Etwas so Unglaubliches ist geschehen, dass keine Rede<br />
mehr ist <strong>von</strong> Ruhe und Gelassenheit. Es scheint: Die Nachricht vom leeren Grab<br />
reißt die Hörer aus der Lethargie des Karfreitags. Die Ahnung der Auferstehung treibt<br />
die Beteiligten raus zum leeren Grab, um das Unvorstellbare mit eigenen Augen zu<br />
sehen.<br />
Der Evangelist Johannes berichtet vom „Wettlauf“ der Apostel Petrus und Johannes.<br />
Sie starten gemeinsam; doch so groß sind die Neugier und die Aufregung, dass<br />
Johannes nicht auf den langsameren Petrus warten kann und vor ihm am leeren<br />
Grab ankommt. Er riskiert einen Blick, geht aber nicht hinein. Bei den Evangelisten<br />
Matthäus und Markus sind es die Frauen, die voll Furcht und großer Freude die<br />
Botschaft <strong>von</strong> der Auferstehung verkünden.<br />
Beim Evangelisten Lukas schließlich hören wir den vielleicht berühmtesten<br />
Auferstehungsbericht in Bewegung: der Gang nach Emmaus – das heutige<br />
Tagesevangelium in der katholischen Kirche: Zwei Jünger, die nach den<br />
schrecklichen Ereignissen des Karfreitag am Ostermorgen <strong>von</strong> Jerusalem aus in das<br />
Dorf Emmaus aufbrechen. Auf diesem Weg begleitet sie – zunächst unerkannt – der<br />
Auferstandene und fragt die beiden niedergeschlagenen Männer: „Was sind das für<br />
Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?“ (Lk 24,17) Gemeinsam gehen<br />
sie weiter und im miteinander gehen erinnert sie der Auferstandene an das Zeugnis<br />
der Heiligen Schrift. Er erklärt und deutet ihnen die Schrift. Im Gehen mit diesem<br />
Jesus Christus, im Hören auf ihn und im Zeichen des Brotbrechens erkennen sie ihn<br />
schließlich als den Auferstandenen.
3<br />
Und mit dieser Erkenntnis setzt es die beiden Männer erst recht in Bewegung: Nach<br />
der Begegnung mit dem Auferstandenen hält es sie nicht in Emmaus; noch bei Nacht<br />
machen sie sich auf und kehren nach Jerusalem zurück, um die frohe Botschaft zu<br />
verkünden. Für den Auferstandenen setzen sie sich in Bewegung, machen sie sich<br />
auf den Weg!<br />
Ostern – ein Fest der Dynamik, ein Ereignis, das Menschen in Bewegung setzt,<br />
innerlich und äußerlich. Vielleicht sind die mancherorts üblichen Osterläufe und der<br />
„Emmausspaziergang“ eine letzte Erinnerung an das, was vor 2000 Jahren<br />
geschehen ist.<br />
(Musik II: Hans-Jürgen Hufeisen: Kanon (nach Pachelbel in der Bearbeitung<br />
<strong>von</strong> Hufeisen – zu finden auf seiner CD „Die neue Flöte“), 5.33 – nicht ganz<br />
abspielen))<br />
Und Ostern heute? Nicht wenige lässt das Ostergeschehen kalt, auch unter Christen.<br />
Osterferien und langes Osterwochenende laden zwar zu mehr oder weniger langen<br />
Urlaubstagen ein, aber der eigentliche Grund und Inhalt des Festes, die<br />
Auferstehung Jesu Christi <strong>von</strong> den Toten, bewegt nur noch die wenigsten. Im<br />
Frühjahr wurde eine Studie der Katholischen Kirche vorgestellt, die Neuauflage der<br />
sogenannten „Sinus-Studie“. Deutschlandweit wurden Katholikinnen und Katholiken<br />
in detailreichen Interviews zu ihren religiösen und kirchlichen Orientierungen befragt.<br />
Was erstaunlich war: Der Glaube an die Auferstehung kam hier nicht vor. Während<br />
die Befragten viel sagten zur Institution Kirche, kamen fast keine Äußerungen zu<br />
zentralen Glaubensthemen, schon mal gar nicht zum Glauben an die Auferstehung.<br />
Eine andere Umfrage unter allen Deutschen aus dem Jahr 2012 legte offen: nur 30<br />
Prozent der Deutschen glauben noch an die Auferstehung.<br />
Aber gerade dieses Ereignis ist doch der Kern des Glaubens, der eigentliche Grund<br />
dafür, dass wir Christen eine solch frohe Botschaft verkünden können; mitten in eine<br />
Welt hinein, die uns Tag für Tag Tod und Sterben via Fernsehen bis ins Wohnzimmer<br />
liefert. Die Welt mit den Augen der Auferstehung zu sehen, heißt, aus der Erfahrung<br />
zu leben, dass der Tod nicht die letzte Grenze ist. Dass es letztlich nicht egal ist, wie<br />
wir hier auf Erden leben und ob wir etwas aus unserem Leben machen oder nicht.<br />
Das Wissen um die Auferstehung Jesu Christi musste auch in den ersten Zeugen<br />
seiner Auferstehung langsam wachsen. Aber dieses Wissen setzte eine schier<br />
unglaubliche Bewegung in Gang. Sie geht noch weiter, über das Heute hinaus. Diese<br />
Botschaft lässt die Christen nämlich nicht kalt: dass der Tod seine letzte Macht<br />
verloren hat.<br />
Solche Christen wünsche ich mir an diesem Osterfest, die trotz der vielen<br />
Karfreitagserfahrungen im Leben zum leeren Grab kommen, dort sehen und
glauben, wie es der Apostel Johannes getan hat und voll Freude hinauslaufen in<br />
unsere Welt, um das weiter zu sagen, dass sie selbst erfahren durften: „Ja, er ist<br />
wahrhaft auferstanden!“ – auch für mich!<br />
Ich wünsche mir Christen in Bewegung: die an Ostern nicht kalte Skeptiker bleiben<br />
und so die vielen Dunkelheiten nur verstärken, sondern solche, die das Licht der<br />
Osternacht in diese Welt hineintragen und es selbst bezeugen. Und sei es noch so<br />
klein, dieses Licht.<br />
Ostern, die Erfahrung <strong>von</strong> Auferstehung in meinem Leben, das könnte ein Grund<br />
sein, in Bewegung zu kommen, sich in Bewegung zu setzen. Ein Osterbote zu sein,<br />
also für den auferstandenen Herrn Jesus Christus zu gehen, das ist wahrhaftig ein<br />
Grund, für den es sich aufzubrechen und loszugehen lohnt. Unsere Welt wäre ohne<br />
diese Botschaft und ohne ihre Boten ärmer, ja letztlich hoffnungsloser.<br />
(Musik III)<br />
Das war das geistliche <strong>Wort</strong>. Heute aus der katholischen Kirche.<br />
Aus Hövelhof grüßt Sie <strong>Pfarrer</strong> <strong>Bernd</strong> <strong>Haase</strong>. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten<br />
Ostermontag!<br />
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