Grenzüberschreitender Verkehr zwischen Deutschland ... - IHK Berlin
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<strong>Grenzüberschreitender</strong> <strong>Verkehr</strong><br />
<strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen<br />
Industrie- und Handelskammern<br />
in <strong>Berlin</strong>-Brandenburg
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden<br />
<strong>Verkehr</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen<br />
entwickelt für:<br />
Industrie- und Handelskammern in <strong>Berlin</strong> und Brandenburg<br />
vorgelegt durch:<br />
ETC Transport Consultants GmbH<br />
Stand: Mai 2013
Inhaltsverzeichnis<br />
1 MANAGEMENT SUMMARY 3<br />
2 AUSGANGSLAGE 5<br />
3 DERZEITIGER ZUSTAND UND LAUFENDE VORHABEN 7<br />
3.1 Korridor Rostock/Lübeck – Szczecin 7<br />
3.2 Korridor <strong>Berlin</strong> – Szczecin (– Gdańsk)) 8<br />
3.3 Korridor <strong>Berlin</strong> – Gorzów Wielkopolski 11<br />
3.4 Korridor <strong>Berlin</strong> – Poznań – Warszawa 15<br />
3.5 Korridor <strong>Berlin</strong> – Frankfurt (Oder) – Zielona Góra (– Wrocław) 17<br />
3.6 Korridor <strong>Berlin</strong> – Cottbus – Wrocław (– Kraków) 19<br />
3.7 Korridor Dresden – Wrocław 24<br />
4 GÜTERVERKEHR 26<br />
5 CHANCEN FÜR UND DURCH VERBESSERUNGEN IM GRENZ-<br />
ÜBERSCHREITENDEN VERKEHR SOWIE WEITERER HANDLUNGSBEDARF 28<br />
5.1 Einrichtung schneller Eisenbahnverbindungen <strong>zwischen</strong> den Metropolregionen 30<br />
5.2 Verknüpfung der Hochgeschwindigkeitsnetze 32<br />
5.3 Fernbusverkehr <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen 34<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 2<br />
Seite
1 Management Summary<br />
Gute Bahnverbindungen <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen bestehen bisher nur auf regionalen<br />
Verbindungen, wie auf der Insel Usedom und <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Kostrzyn. Alle anderen<br />
grenzüberschreitenden Bahnstrecken, die die Hauptstadtregion <strong>Berlin</strong>-Brandenburg mit Polen<br />
verbinden, werden zumeist nur wenige Male am Tag bedient. Mit Ausnahme der Hauptstrecke<br />
<strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Warszawa über Poznań sind zudem die Reisezeiten nicht konkurrenzfähig<br />
zum Straßenverkehr.<br />
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Eisenbahn nur eine vernachlässigbare<br />
Rolle im grenzüberschreitenden Personenverkehr <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen einnimmt;<br />
so erfolgen weniger als 2% aller Fahrten <strong>zwischen</strong> beiden Ländern mit der Bahn. Es fehlen insbesondere<br />
schnelle und attraktive Verbindungen <strong>zwischen</strong> der Metropole <strong>Berlin</strong>, den Oberzentren<br />
Brandenburg an der Havel, Cottbus, Frankfurt (Oder) und <strong>Berlin</strong> und wichtigsten Mittelzentren<br />
des Grenzgebiets, obwohl die Eisenbahn eigentlich hier ihre Systemvorteile mit schnellen,<br />
bequemen und verlässlichen Verbindungen ausspielen könnte. Um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Bahnverkehrs zu verbessern, sind daher umgehend attraktive Verbindungen auf den Korridoren<br />
mit den wichtigsten Zentren der Grenzregionen einzurichten:<br />
<strong>Berlin</strong> – Szczecin (– Gdańsk)<br />
<strong>Berlin</strong> – Poznań (– Warszawa / Gdańsk)<br />
<strong>Berlin</strong> – Wrocław (– Kraków)<br />
Dresden – Wrocław (– Kraków)<br />
Mit Ausnahme der Verbindung <strong>zwischen</strong> den beiden Hauptstädten ist hierfür eine grundlegende<br />
Verbesserung der Bahninfrastruktur unumgänglich. Daher müssen mittelfristig (2016) die geplanten<br />
bzw. begonnenen Elektrifizierungsmaßnahmen <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Szczecin bzw.<br />
Wrocław realisiert werden. Die Elektrifizierungen sind ausschließlich auf deutscher Seite erforderlich,<br />
auf polnischer Seite sind sie dagegen bereits abgeschlossen.<br />
Mit dem dann möglichen elektrischen Betrieb können Fahrzeiten von 1:30 <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und<br />
Szczecin bzw. 3:45 <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Wrocław erreicht werden. Bis dahin sind auf diesen<br />
beiden Relationen Direktverbindungen mit Dieseltriebwagen als Interimslösungen analog zur<br />
Verbindung Dresden – Wrocław einzurichten, um insbesondere Tagesrandverbindungen zu<br />
ermöglichen. Mittelfristig sollte auch <strong>zwischen</strong> Dresden und Wrocław als Bestandteil des paneuropäischen<br />
Korridors III ein elektrischer Betrieb möglich sein. Hierfür ist der deutsche Abschnitt<br />
Dresden – Görlitz in den nächsten Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen und möglichst bis<br />
2020 zu elektrifizieren.<br />
Auf der Verbindung <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Poznań ist das <strong>Verkehr</strong>sangebot so auszuweiten, das<br />
Tagesreisen in beide Richtungen problemlos möglich werden. Langfristig ist zudem der weitere<br />
Ausbau dieser wichtigsten Bahnstrecke <strong>zwischen</strong> beiden Ländern zu konzipieren. Vor dem Hintergrund<br />
der vorerst gestoppten polnischen Hochgeschwindigkeitsplanungen sind hier alternative<br />
Lösungen („HGV light“) voranzubringen.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 3
Mit einer zukunfts- und leistungsfähigen Infrastruktur kann auch die regionale Wirtschaft in den<br />
verschiedenen Zentren der <strong>Verkehr</strong>skorridore ihr Entwicklungspotential besser ausschöpfen.<br />
Sofern auf den genannten Relationen die Eisenbahninfrastruktur nicht zeitnah verbessert wird,<br />
können alternativ mit Fernbussen diese Verbindungen verbessert werden.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 4
2 Ausgangslage<br />
Nicht erst seit dem Beitritt Polens zur Europäischen Union im Jahr 2004 und der Einbeziehung<br />
in den Geltungsbereich des Schengen-Abkommens im Jahr 2007 sind <strong>Deutschland</strong> und Polen<br />
immer stärker miteinander verbunden und es ist ein stetig steigender grenzüberschreitender<br />
Austausch von Personen und Gütern zu beobachten. Mit der vollständigen Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
in 2011 sind nun die letzten administrativen Hindernisse für einen umfangreichen Austausch<br />
gefallen und die Grenze <strong>zwischen</strong> beiden Staaten wird immer weniger wahrnehmbar.<br />
Die einzelnen Regionen des Grenzgebietes entwickeln sich dabei äußerst heterogen, wie die<br />
nachfolgende Abbildung verdeutlicht. Das größte Wirtschaftswachstum konnten in den vergangenen<br />
Jahren demnach neben dem Großraum Warszawa/Mazowieckie die südpolnischen<br />
Wojewodschaften erzielen, wobei das polnische Prokopfeinkommen weiterhin unter dem deutschen<br />
liegt.<br />
Abbildung 1: BIP Wachstum 2000 – 2008 1<br />
1 Quelle: HWWI: Ökonomische Entwicklungsperspektiven in der Kammerunion Elbe/Oder - HWWI Policy<br />
Report Nr. 18, Hamburg, Mai 2012, S. 27<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 5
Die zunehmenden verkehrlichen Verflechtungen werden vor allem durch die Aufnahme von<br />
Beschäftigungen im Nachbarland (bisher vor allem in <strong>Deutschland</strong>) und daraus folgende Familien-<br />
und Bekanntenbesuche sowie durch erhebliche wachsende Warentransportmengen generiert.<br />
Gegenwärtig leben in <strong>Deutschland</strong> etwa 1,5 Millionen Menschen mit polnischem Migrationshintergrund.<br />
Eine steigende Bedeutung erfahren Ausbildungsverkehre (insbesondere Hochschulstudium)<br />
und der Tourismus in landschaftlich reizvolle Regionen und die Metropolen Polens, aber auch<br />
von Polen nach <strong>Deutschland</strong>. So stellen in Brandenburg in<strong>zwischen</strong> Polen die größte Gruppe<br />
der ausländischen Gäste dar. <strong>Berlin</strong> erfährt eine immer größere Bedeutung nicht nur als Ausflugsziel,<br />
sondern auch als Ausbildungs- und Wohnort junger Erwachsener aus Polen. Zudem<br />
haben die <strong>Berlin</strong>er Flughäfen schon heute eine wichtige Bedeutung für Westpolen, was sich mit<br />
der Inbetriebnahme des neuen Flughafen BER weiter verstärken wird.<br />
Durch die zentrale Lage im europäischen Netz bildet die Hauptstadtregion <strong>Berlin</strong> Brandenburg<br />
mit seinen Güterverkehrszentren (GVZ) einen logistischen Knoten. Die Güterverkehrszentren<br />
<strong>Berlin</strong>-Brandenburgs zählen international zu den modernsten. Das GVZ <strong>Berlin</strong> Süd in Großbeeren<br />
gehört im europaweiten Standortvergleich zu den Top 10, die Güterverkehrszentren <strong>Berlin</strong><br />
Süd und West belegen deutschlandweit nach Umsatzgröße die Plätze drei und vier. Darüber<br />
hinaus bietet die Hauptstadtregion insgesamt sieben öffentliche Kombiterminals. Als Distributionsknoten<br />
spielt die Region schon heute eine große Rolle und hat Potential für mehr. Dazu bedarf<br />
es leistungsfähiger <strong>Verkehr</strong>sverbindungen.<br />
Gleichzeitig behindern aber weiterhin sprachlich-kulturelle aber auch technische Hürden eine<br />
noch tiefer gehende Integration, was insbesondere die Entwicklung der grenznahen Räume<br />
behindert. Während sich das grenzüberschreitende Straßennetz weitestgehend in einem guten<br />
bis befriedigenden Zustand befindet und neue Grenzübergänge eröffnet wurden, stellt sich die<br />
Situation im Bahnverkehr sehr differenziert dar: Neben positiven Entwicklungen, wie der Infrastruktursanierung,<br />
neuen Zugangeboten und verkürzten Fahrzeiten, lässt sich in mehreren Relationen<br />
eine Stagnation auf sehr geringem Attraktivitätsniveau oder sogar eine weitere Reduzierung<br />
von <strong>Verkehr</strong>sangeboten beobachten. Beispielgebende Projekte wie die Eisenbahnanbindung<br />
der Stadt Świnoujście an die Strecken der Usedomer Bäderbahn oder die Regional-<br />
Express-Verbindung Dresden – Wrocław bleiben in ihrer Wirkung zumeist nur regional begrenzt.<br />
Gerade auf den transeuropäischen Korridoren bleibt das <strong>Verkehr</strong>sangebot hinter den Anforderungen<br />
an attraktive <strong>Verkehr</strong>sverbindungen im Herzen Europas zurück. Zudem sind die einzelnen<br />
Maßnahmen nur unzureichend miteinander verknüpft. Es fehlt ein realistisches und verkehrsträgerübergreifendes<br />
Gesamtkonzept, wie die <strong>Verkehr</strong>sverbindungen <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
und Polen in den kommenden Jahren schrittweise und kontinuierlich verbessert werden<br />
sollen.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 6
In der nachfolgenden Übersicht wird zunächst dargestellt, welcher Zustand in den letzten Jahren<br />
erreicht werden konnte 2 und welcher weitere Handlungsbedarf noch besteht. Der Blick richtet<br />
sich dabei auf überregional bedeutsame <strong>Verkehr</strong>skorridore, daher werden vorwiegend regional<br />
bedeutsame Verbindungen, wie z.B. auf der Insel Usedom, <strong>zwischen</strong> Cottbus und Zielona<br />
Góra oder <strong>zwischen</strong> Dresden und dem Riesengebirge nicht betrachtet. Aufgrund des größten<br />
Handlungsbedarfs stehen dabei die Bahnverbindungen im Mittelpunkt, andere <strong>Verkehr</strong>sträger<br />
werden – soweit relevant – mit betrachtet.<br />
3 Derzeitiger Zustand und laufende Vorhaben<br />
3.1 Korridor Rostock/Lübeck – Szczecin<br />
Der nördlichste Korridor verläuft ungefähr im Zuge der Autobahn A20, hat aber im Bahnverkehr<br />
aufgrund der Infrastruktur und Angebotsgestaltung nur regionalen Charakter, während der überregionale<br />
<strong>Verkehr</strong> vorwiegend über <strong>Berlin</strong> geführt wird.<br />
Schwerin<br />
Lübeck<br />
Rostock<br />
Güstrow<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Stralsund Stralsund<br />
Neubrandenburg<br />
Neubrandenburg<br />
Greifswald Greifswald<br />
Neustrelitz<br />
Sassnitz Gda ń sk<br />
Ś Świnouj winouj ś cie<br />
Ueckermünde<br />
Pasewalk<br />
Szczecin Szczecin<br />
Kamie ń Pomorski<br />
Goleni Golenió ó w<br />
Ko ł łobrzeg<br />
obrzeg<br />
Koszalin Koszalin<br />
Bia ł łogard<br />
ogard<br />
Zachodniopomorskie<br />
Stargard Stargard Szczeci Szczeci ń ski<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 7<br />
Gryfice<br />
Abbildung 2: Bahnstrecken im Korridor Rostock/Lübeck – Szczecin<br />
3.1.1 Aktueller Zustand<br />
Szczecin wird mit einer direkten Regionalbahnlinie Lübeck – Güstrow – Neubrandenburg – Pasewalk<br />
– Szczecin im Zwei-Stunden-Takt angebunden. Aus Richtung Rostock ist ein Umsteigen<br />
in Güstrow, aus Stralsund in Pasewalk erforderlich. Die Gesamtfahrzeit ist sowohl für die Relation<br />
Lübeck – Szczecin (4:45 h) als auch für Rostock – Szczecin (3:30 h) nur begrenzt zur in<strong>zwischen</strong><br />
gut ausgebauten Autobahnverbindung (A20 – A11) konkurrenzfähig. Das Zugangebot<br />
und die Fahrzeiten sind <strong>zwischen</strong> Lübeck und Szczecin in den vergangenen 10 Jahren nahezu<br />
unverändert geblieben.<br />
2 Nachfragewerte sind dabei aufgrund der unterschiedlichen und teilweise voneinander abweichenden<br />
deutschen und polnischen Quellen (Straße: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) und polnisches<br />
Pendant (GDDKiA), Schiene: eigene Berechnungen aus zahlreichen Studien) gemittelt und gerundet.
3.1.2 Geplante Maßnahmen und weiterer Handlungsbedarf<br />
Der für eine Beschleunigung der Relation konzipierte Ausbau der Bahnstrecken Rostock –<br />
Stralsund und Stralsund – Pasewalk – <strong>Berlin</strong> (nicht jedoch über Güstrow – Neubrandenburg) ist<br />
Bestandteil des Bundesverkehrswegeplanes, wobei die Fertigstellung derzeit nicht terminiert ist.<br />
Für die direkte Dieselverbindung über Güstrow – Neubrandenburg bestehen Überlegungen zur<br />
Streckenmodernisierung seitens des Landes Mecklenburg-Vorpommern, die aber noch mit keiner<br />
konkreten Planung untersetzt sind. Das Ausschreibungsverfahren für die <strong>Verkehr</strong>sleistungen<br />
<strong>zwischen</strong> Lübeck und Szczecin ab Dezember 2014 hat die <strong>Verkehr</strong>sgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern<br />
begonnen, wobei die Spezifikationen für den Grenzabschnitt bisher offen<br />
geblieben sind.<br />
3.2 Korridor <strong>Berlin</strong> – Szczecin (– Gdańsk))<br />
Der Korridor <strong>Berlin</strong> – Szczecin verbindet die beiden wichtigsten Metropolen im nördlichen<br />
Grenzraum und verfügt demzufolge über ein hohes Entwicklungspotenzial. Über Szczecin reicht<br />
der Korridor bis zur Agglomeration Gdańsk-Gdynia-Sopot („Dreistadt“) und hat daher auch eine<br />
überregionale Bedeutung. Durch den Verlauf im Hinterland der polnischen Ostseeküste bestehen<br />
auch erhebliche touristische Potenziale.<br />
Schwerin<br />
Lübeck<br />
Rostock<br />
Güstrow<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Stralsund Stralsund<br />
Neubrandenburg<br />
Neubrandenburg<br />
Greifswald Greifswald<br />
Neustrelitz<br />
Zachodniopomorskie<br />
Brandenburg Wie<br />
Hamburg<br />
Hannover<br />
Magdeburg<br />
Potsdam<br />
Sassnitz Gda Gda ń sk<br />
Angermünde<br />
Eberswalde<br />
Eberswalde<br />
<strong>Berlin</strong><br />
ŚŚ winouj winoujśś cie cie<br />
Ueckermünde<br />
Pasewalk<br />
Szczecin Szczecin<br />
Gryfino Gryfino<br />
Schwedt Schwedt<br />
Kamie ń Pomorski<br />
Goleni ó w<br />
Kostrzyn<br />
Frankfurt Frankfurt (Oder) (Oder) Rzepin<br />
Fürstenwalde Słubice (Spree)<br />
Ko Kołł obrzeg obrzeg<br />
Stargard Stargard Szczeci Szczecińń ski ski<br />
Gorzów Gorzów Wlkp. Wlkp.<br />
Świebodzin<br />
Świebodzin<br />
Koszalin Koszalin<br />
Bia Białł ogard ogard<br />
Mi Mięę dzyrzecz dzyrzecz<br />
Zbąszynek Nowy Nowy TT<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 8<br />
Gryfice<br />
Abbildung 3: Bahnstrecken im Korridor <strong>Berlin</strong> – Szczecin (– Gdańsk)<br />
Krzyż
3.2.1 Aktueller Zustand<br />
Aktuell besteht das grenzüberschreitende <strong>Verkehr</strong>sangebot in einem angenäherten Zwei-<br />
Stunden-Takt <strong>zwischen</strong> Szczecin und <strong>Berlin</strong>, wobei im Regelfall in Angermünde auf die RE-<br />
Linie 3 umgestiegen werden muss. Der Umsteigezwang in Angermünde senkt die Attraktivität<br />
der Bahnverbindung <strong>zwischen</strong> den beiden Großstädten; dabei ist die tatsächliche Reisezeit<br />
nicht grundsätzlich länger als bei den Direktverbindungen. Durchgehend <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und<br />
Szczecin verkehren nur 2 Zugpaare in Verlängerung der RB-Linie 66, bis zur Sperrung <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Berlin</strong>-Wannsee und Potsdam reichte eine Verbindung auch in die brandenburgische<br />
Hauptstadt. Eine zusätzliche durchgehende EC-Verbindung wurde im Sommer 2012 eingestellt.<br />
Die Fahrzeit <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Szczecin beträgt für die Umsteige- und Direktverbindungen<br />
rund 2 Stunden, wobei die in den vergangenen Jahren verkürzten Reisezeiten in erster Linie<br />
aus den entfallenen Grenzaufenthalten sowie der Eröffnung des Nord-Süd-Eisenbahntunnels in<br />
<strong>Berlin</strong> resultieren.<br />
Fahrzeit in Stunden<br />
03:00<br />
02:00<br />
01:00<br />
00:00<br />
1995 2000 2005 2010 2012<br />
Abbildung 4: <strong>Berlin</strong> – Szczecin, Entwicklung der Fahrzeiten und Verbindungshäufigkeit<br />
Anzahl der Fahrtenpaare/Tag<br />
Die Fahrzeiten <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Szczecin sind dennoch nur begrenzt konkurrenzfähig zur<br />
durchgängigen Autobahn A11. Die Eisenbahninfrastruktur lässt im Abschnitt Angermünde –<br />
Szczecin nur geringe Reisegeschwindigkeiten zu. Zudem ist dieser Abschnitt nicht elektrifiziert.<br />
Die Führung durchgehender Züge auf der kürzesten Verbindung nach <strong>Berlin</strong> ist daher ohne<br />
Traktionswechsel nicht möglich, da der Nord-Süd-Tunnel zum <strong>Berlin</strong>er Hauptbahnhof nur für<br />
den Einsatz von elektrischen Zügen zugelassen ist.<br />
Auf dem Grenzabschnitt Angermünde – Tantow – Szczecin nutzen täglich 500 – 600 Fahrgäste<br />
die Regionalzüge. Allerdings unterliegt das <strong>Verkehr</strong>saufkommen hier sehr starken Schwankungen<br />
insbesondere durch den hohen Anteil an polnischen Wochenendpendlern. Im Straßenverkehr<br />
passieren täglich ca. 8.000 Kfz, davon rund 1.600 LKW den Grenzübergang<br />
Pomellen, wobei dieser Wert <strong>zwischen</strong> 2005 und 2010 annähernd gleich geblieben ist.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 9<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Direkt Umstieg<br />
1995 2000 2005 2010 2012
Zwischen <strong>Berlin</strong> und Gdańsk gibt es seit 2011 eine direkte Flugverbindung von Air <strong>Berlin</strong>,<br />
zweimal am Tag, sieben Mal die Woche. Diese ermöglicht Tagesreisen in beiden Richtungen<br />
und bindet Gdańsk an das <strong>Berlin</strong>er Drehkreuz an.<br />
Zwischen <strong>Berlin</strong> und Szczecin besteht ein reger Busverkehr. Neben den wöchentlich 10 Fahren<br />
von langlaufenden Fernbuslinien verkehren täglich bis zu 50 Kleinbusse mit festem Fahrplan<br />
<strong>zwischen</strong> Szczecin und dem <strong>Berlin</strong>er Stadtzentrum und den Flughäfen. Darüber hinaus verkehren<br />
weitere Kleinbusse nach Bedarf. Das Busangebot wird fast ausnahmslos von polnischen<br />
Fahrgästen wahrgenommen.<br />
Da sich die betrieblichen Einschränkungen im Bahnverkehr nur durch grundlegende organisatorische<br />
oder gar infrastrukturelle Änderungen beheben lassen, standen in den letzten Jahren<br />
Marketingmaßnahmen im Mittelpunkt der Angebotsverbesserungen. Kern war dabei die Senkung<br />
des Fahrpreises für Einzelreisende auf zehn Euro (ermäßigt 7,50 Euro) pro Richtung für<br />
die einfache Fahrt – und damit auf das Preisniveau der parallel verkehrenden Minibusse mit<br />
mehr als 20 Verbindungen am Tag (vgl. Kapitel 5.3.2). Die Fahrscheine sind auch im Stadtverkehr<br />
in <strong>Berlin</strong> bzw. Szczecin gültig. Für Kleingruppen bis zu fünf Erwachsenen besteht zudem<br />
die preislich konkurrenzlose Möglichkeit, mit dem Brandenburg-<strong>Berlin</strong>-Ticket für 28 Euro <strong>zwischen</strong><br />
und in beiden Städten zu fahren. Mit diesen Angeboten des <strong>Verkehr</strong>sverbundes <strong>Berlin</strong>-<br />
Brandenburg kann auch der gesamte Stadtverkehr in <strong>Berlin</strong> und Szczecin mitgenutzt werden.<br />
3.2.2 Geplante Maßnahmen und weiterer Handlungsbedarf<br />
Aufgrund des Einsatzes von Dieseltriebwagen auf der RB 66, die nach derzeitigen Bestimmungen<br />
nicht den <strong>Berlin</strong>er Nord-Süd-Tunnel benutzen dürfen, verkehren die durchgängigen Regionalzüge<br />
entweder nur von/bis <strong>Berlin</strong> Gesundbrunnen oder über den östlichen <strong>Berlin</strong>er Außenring<br />
und die Stadtbahn, was zu Fahrzeitverlängerungen gegenüber der direkten Führung führt.<br />
Daher muss das mittelfristige Ziel die Elektrifizierung und Ausbau des eingleisigen und nicht<br />
elektrifizierten Streckenabschnitts <strong>zwischen</strong> Passow und Szczecin Gumieńce sein. Mit der dann<br />
möglichen durchgehenden Elektrotraktion kann die Fahrzeit der Direktverbindungen auf unter<br />
1½ Stunden verkürzt werden. Die Elektrifizierung ist zwar Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans,<br />
doch liegen bisher keine konkreten Ausbauplanungen sowie ein belastbarer Zeithorizont<br />
für die Realisierung vor. Das Bundesministerium für <strong>Verkehr</strong>, Bau- und Wohnungswesen<br />
(BMVBS) sieht eine Elektrifizierung erst bis zum Jahr 2020 vor, was das polnische Infrastrukturministerium<br />
sowie die grenznahen Regionen gerne vorziehen möchten (angestrebte Realisierung<br />
bis 2016).<br />
Kurzfristig ist mit dem heutigen Infrastrukturzustand und den damit verbundenen betrieblichen<br />
Einschränkungen nur eine geringfügige Steigerung der grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong>snachfrage<br />
auf rund 700 tägliche Fahrgäste realistisch. Diese Steigerung kann in erster Linie durch<br />
die günstigeren Tarifangebot und eine bessere Koordination der Angebote (Anschlusssicherung<br />
und umfangreichere Information) erreicht werden. Als Mindestangebot sollten täglich 3 Direktverbindungen<br />
<strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Szczecin angeboten werden. Darüber hinaus sind die Anschlussverbindungen<br />
in Angermünde zu optimieren (Anschlusssicherung und Information).<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 10
Mittelfristig (2016 – 2020) ist nach der durchgängigen Elektrifizierung ein regelmäßiger Taktverkehr<br />
im Fern- und Regionalverkehr <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Szczecin einzurichten. Dabei ist zu<br />
prüfen, inwieweit das Gleichstromnetz bis Szczecin GŁowny geführt werden kann, um den auch<br />
mit Einsystemfahrzeugen <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Szczecin fahren zu können. Durch die kürzeren<br />
Reisezeiten sowie das ausgeweitete <strong>Verkehr</strong>sangebot können wesentliche <strong>Verkehr</strong>spotenziale<br />
gehoben und zusätzliche Fahrgäste von der Straße auf die Schiene verlagert werden.<br />
Die im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) prognostizierte <strong>Verkehr</strong>sstärke von täglich 1.800<br />
Fahrgästen im Grenzabschnitt entspricht einem Modal-Split-Anteil der Eisenbahn von 9%; dies<br />
ist bei den künftigen Fahrzeiten eine optimistische aber realisierbare Größenordnung. Bei einem<br />
Modal-Split-Anteil der Bahn von nur 5%, was rund 1.000 Fahrgästen im Grenzabschnitt<br />
entspräche, wäre die im BVWP unterstellte Fernverkehrsanbindung (Zweistundentakt) dagegen<br />
nur schwer zu rechtfertigen.<br />
Im Straßenverkehr ist die Schnellstraße S6 von Szczecin über Kołobrzeg 3 nach Gdańsk in Planung,<br />
befindet sich aber nicht auf der Liste der prioritären Projekte des Infrastrukturministeriums.<br />
Daher gibt es auch keinen detaillierten Zeitplan für die Realisierung.<br />
3.3 Korridor <strong>Berlin</strong> – Gorzów Wielkopolski<br />
Der Korridor <strong>Berlin</strong> – Gorzów Wielkopolski ist Bestandteil der ehemaligen Ostbahn, die von <strong>Berlin</strong><br />
bis nach Königsberg reichte. Heute hat die nicht elektrifizierte Strecke vorwiegend regionale<br />
Bedeutung, während der Fernverkehr vollständig über Frankfurt (Oder) geführt wird.<br />
Brandenburg W<br />
Hamburg<br />
Hannover<br />
Magdeburg<br />
Potsdam<br />
Angermünde<br />
Eberswalde<br />
Eberswalde<br />
<strong>Berlin</strong><br />
Schwedt Schwedt<br />
Kostrzyn<br />
Frankfurt Frankfurt (Oder) (Oder) Rzepin<br />
Fürstenwalde Słubice (Spree)<br />
Abbildung 5: Bahnstrecken im Korridor <strong>Berlin</strong> – Gorzów Wielkopolski<br />
Gorzów Gorzów Wlkp. Wlkp.<br />
Świebodzin<br />
Świebodzin<br />
Mi Mięę dzyrzecz dzyrzecz<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 11<br />
Krzyż<br />
NN<br />
Zbąszyn 3<br />
Die bisherige einstreifige Staatsstraße führt nicht über Kołobrzeg. Die neue S6 soll vierstreifig dimensioniert<br />
werden, zumindest bis Słupsk. Ein endgültiger Beschluss steht aber noch aus.
3.3.1 Aktueller Zustand<br />
Auf dem Korridor <strong>Berlin</strong> – Kostrzyn – Gorzów – Krzyż wird auf deutscher Seite ein attraktiven<br />
Ein-Stunden-Takt <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> Lichtenberg und dem polnischen Grenzbahnhof Kostrzyn<br />
angeboten. Von Kostrzyn nach Krzyż über Gorzów wird ein nicht vollständig vertaktetes <strong>Verkehr</strong>sangebot<br />
etwa alle zwei Stunden gefahren.<br />
Der polnische Abschnitt ist bereits heute durchgehend zweigleisig. Der Abschnitt Kostrzyn –<br />
Gorzów wird derzeit modernisiert und wird demnächst mit 120 km/h befahren werden können.<br />
Die Modernisierung des Abschnitts Gorzów – Krzyż ist in Vorbereitung, ebenfalls die weitergehende<br />
Modernisierung des deutschen Abschnitts.<br />
Die bis zum 1999 bestehenden Direktverbindungen mit lokbespannten Zügen konnten nicht<br />
fortgeführt werden, da der Regionalverkehr auf Triebwagen umgestellt wurde, für die bisher<br />
keine uneingeschränkte Zulassung in Polen vorliegt. Im Jahr 2009 bestand für eine Fahrplanperiode<br />
eine direkte Tagesrandverbindung nach Gorzów mit dem Nachtzug <strong>Berlin</strong> – Warszawa.<br />
Fahrzeit in Stunden<br />
03:00<br />
02:00<br />
01:00<br />
00:00<br />
1995 2000 2005 2010 2012<br />
Anzahl der Fahrtenpaare/Tag<br />
Abbildung 6: <strong>Berlin</strong> – Gorzów Wielkopolski, Entwicklung der Fahrzeiten und Verbindungshäufigkeit<br />
Die Verbindung <strong>Berlin</strong> – Kostrzyn – Gorzów ist die bislang erfolgreichste und nachfragestärkste<br />
Linie im Schienenpersonennahverkehr <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburg und Polen. Im Schnitt<br />
überqueren täglich rund 850 Fahrgäste die Oder <strong>zwischen</strong> Küstrin-Kietz und Kostrzyn. Wie <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Berlin</strong> und Szczecin schwankt auch hier die Nachfrage im Wochengang stark, je nach<br />
Wochentag sind es <strong>zwischen</strong> 700 und 1.000 Fahrgäste. Damit hat die Eisenbahn an diesem<br />
Grenzübergang den höchsten Marktanteil an der deutsch-polnischen Grenze. Über den Straßengrenzübergang<br />
in Küstrin (B1) verkehren täglich rund 6.000 Kfz, wobei dieser Wert <strong>zwischen</strong><br />
2005 und 2010 annähernd gleich geblieben ist.<br />
Der entscheidende Faktor für die vergleichsweise hohe <strong>Verkehr</strong>snachfrage ist das seit Jahren<br />
kontinuierlich gute Angebot <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Kostrzyn, das auch zahlreiche Fahrgäste anderer<br />
Relationen auf diesen Grenzübergang lenkt. So fahren beispielsweise polnische Fahrgäste<br />
auch aus weiter entfernten Orten mit dem Zug, Bus oder auch PKW zu den beiden Küstriner<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 12<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Direkt Umstieg<br />
1995 2000 2005 2010 2012
Bahnhöfen, um dann mit dem stündlich verkehrenden Zug nach <strong>Berlin</strong> weiter zu reisen, da über<br />
den Grenzübergang in Frankfurt (Oder) nur sehr wenige Züge verkehren. Weitere Gründe sind<br />
die mittlerweile vollständige tarifliche Integration, die neuerdings kurzen Umsteigezeiten in<br />
Kostrzyn sowie die im Vergleich zum PKW konkurrenzfähigen Reisezeiten <strong>zwischen</strong> Kostrzyn<br />
und <strong>Berlin</strong> (keine Autobahn oder Schnellstraße vorhanden, aber gut ausgebaute zweistreifige<br />
Straßen 4 wobei der Grenzübergang in Küstrin auf 7,5 t beschränkt ist).<br />
4 Weiter befindet sich die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Schnellstraße S3 im Bau (Vgl. 3.5.2)<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 13
3.3.2 Geplante Maßnahmen und weiterer Handlungsbedarf<br />
Die Infrastruktur soll sowohl auf polnischer als auch auf deutscher Seite weiter ausgebaut werden.<br />
Die gesamte Strecke soll auf 120 km/h ausgebaut werden (derzeit meist 100 km/h), so<br />
dass weitere Fahrzeitverkürzungen möglich sind. Für den deutschen Abschnitt ist weiterhin die<br />
Einrichtung eines Begegnungsabschnitts <strong>zwischen</strong> Strausberg und Rehfelde angedacht, um die<br />
derzeit langen Wartezeiten auf den Gegenzug in den eingleisigen Abschnitten zu reduzieren.<br />
Mit den dann kürzeren Fahrzeiten können die Züge dann auch bis zum Bahnhof <strong>Berlin</strong>-<br />
Ostkreuz verlängert werden, wo bessere Anschüsse in Richtung der <strong>Berlin</strong>er Innenstadt und<br />
zum Flughafen <strong>Berlin</strong> Brandenburg International (BER) bestehen werden. Eine Verlängerung<br />
auf die <strong>Berlin</strong>er Stadtbahn ist bisher nicht vorgesehen, da dies mit erheblichen Kosten verbunden<br />
wäre.<br />
Durchgehende Verbindungen <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Gorzów Wielkopolski streben der VBB und<br />
das Marschallamt Lubuskie seit geraumer Zeit an und möchten dies bei der Neuvergabe der<br />
<strong>Verkehr</strong>sleistungen berücksichtigen. Einen konkreten Realisierungstermin für diese durchgehenden<br />
Verbindungen, wofür die Dieseltriebwagen noch vollständig in <strong>Deutschland</strong> und Polen<br />
zuzulassen sind, gibt es bisher aber nicht.<br />
Mit den durchgehenden Verbindungen <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> Ostkreuz und Gorzów Wielkopolski sowie<br />
kürzeren Fahrzeiten können mittelfristig zusätzliche Fahrgäste gewonnen werden und die<br />
Nachfrage im Grenzabschnitt auf rund 1.000 Fahrgäste am Tag gesteigert werden. Grund für<br />
diesen eher moderaten Zuwachs sind in erster Linie „Rück“-Verlagerungen von Fahrgästen auf<br />
andere Grenzübergänge unter der Voraussetzung, dass an diesen das <strong>Verkehr</strong>sangebot deutlich<br />
ausgeweitet wird, insbesondere <strong>zwischen</strong> Frankfurt (Oder) und Rzepin. Mit rund 1.000<br />
grenzüberschreitenden Fahrgästen ist die Verbindung <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Gorzów Wielkopolski<br />
aber auch künftig von besonderer Bedeutung.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 14
3.4 Korridor <strong>Berlin</strong> – Poznań – Warszawa<br />
Der Korridor über Frankfurt (Oder) stellt die wichtigste Bahnverbindung <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
und Polen dar und verbindet die beiden Hauptstädte <strong>Berlin</strong> und Warszawa.<br />
Brandenburg<br />
chs<br />
Hamburg<br />
Hannover<br />
Magdeburg<br />
Potsdam<br />
Angermünde<br />
Eberswalde<br />
Eberswalde<br />
<strong>Berlin</strong><br />
Schwedt Schwedt<br />
Eisenhüttenstadt<br />
Eisenhüttenstadt<br />
Guben Guben<br />
Kostrzyn<br />
Frankfurt Frankfurt (Oder) (Oder) Rzepin<br />
Fürstenwalde Słubice (Spree)<br />
Gorzów Gorzów Wlkp.<br />
Świebodzin<br />
Świebodzin<br />
Lubuskie<br />
Mi Mi ę ędzyrzecz<br />
dzyrzecz<br />
Zbąszynek Sulech Sulech ó w<br />
Zielona Zielona Góra Góra<br />
Nowa Nowa Sól<br />
Wielkopolskie<br />
Poznań Poznań<br />
Nowy Nowy Tomy Tomy ś l<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 15<br />
Gubin<br />
Abbildung 7: Bahnstrecken im Korridor <strong>Berlin</strong> – Poznań – Warszawa<br />
3.4.1 Aktueller Zustand<br />
Krzyż<br />
Leszno<br />
Warszawa Warszawa<br />
Im Fernverkehr setzen DB Fernverkehr und PKP Intercity gemeinsam den <strong>Berlin</strong>-Warszawa-<br />
Express mit derzeit vier täglichen Zugpaaren, ein EC-Zugpaar <strong>Berlin</strong> – Gdynia sowie ein Euro-<br />
Night-Zugpaar ein, die eine Fahrzeit von ca. 2:45 h <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Poznań bzw. 5:30 <strong>zwischen</strong><br />
den beiden Hauptstädten erreichen. Im SPNV verkehren nur einzelne Züge <strong>zwischen</strong><br />
Frankfurt (Oder) und Rzepin, bzw. Poznań oder Zielona Góra.<br />
Der bereits weitgehend erfolgte Ausbau der gesamten Strecke auf eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 160 km/h ermöglicht konkurrenzfähige Reisezeiten gegenüber dem Autoverkehr. Auf deutscher<br />
Seite ist der Streckenausbau auf 160 km/h derzeit im Gange, wird sich aber bis zur Fertigstellung,<br />
insbesondere auf <strong>Berlin</strong>er Gebiet, noch einige Jahre hinziehen.<br />
Fahrzeit in Stunden<br />
03:00<br />
02:00<br />
01:00<br />
00:00<br />
1995 2000 2005 2010 2012<br />
Abbildung 8: <strong>Berlin</strong> – Poznań, Entwicklung der Fahrzeiten und Verbindungshäufigkeit<br />
Anzahl der Fahrtenpaare/Tag<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Direkt<br />
1995 2000 2005 2010 2012
Verbesserungswürdig bleibt auf dieser Relation weiterhin das <strong>Verkehr</strong>sangebot, da das Fahrplanangebot<br />
zahlreiche Lücken aufweist; so bestehen beispielsweise von Poznań nach <strong>Berlin</strong><br />
keine attraktiven Tagesrandverbindungen 5 . Zudem werden zahlreiche Zwischenhalte nicht bedient.<br />
Die Nachfrage im Korridor <strong>Berlin</strong> – Frankfurt (Oder) – Poznań / Zielona Góra wird dominiert vom<br />
Pendlerverkehr der Großräume <strong>Berlin</strong> und Poznań. Die im Halbstundentakt verkehrende Regionalexpresslinie<br />
RE 1 Frankfurt (Oder) – <strong>Berlin</strong> – Brandenburg an der Havel ist die am stärksten<br />
nachgefragte SPNV-Linie Brandenburgs mit weit über 10.000 Fahrgästen pro Tag östlich<br />
der <strong>Berlin</strong>er Landesgrenze. Der Fernverkehr spielt dagegen auf dem Abschnitt <strong>Berlin</strong> – Frankfurt<br />
(Oder) mit nur 6 Zugpaaren und rund 1.000 Fahrgästen pro Tag eine untergeordnete Rolle.<br />
Grenzüberschreitend stellt sich diese Situation umgekehrt dar: Während die Nachfrage im<br />
Fernverkehr östlich von Frankfurt (Oder) nahezu gleich bleibt, geht sie im SPNV auf einen nahezu<br />
vernachlässigbaren Bruchteil (unter 100 Fahrgäste am Tag, an Wochenenden geringfügig<br />
darüber) bei nur 3 Zugpaaren zurück.<br />
Den Grenzübergang Frankfurt (Oder) – Świecko der Autobahn A12 bzw. A2 überquerten im<br />
Jahr 2010 knapp 20.000 Kfz täglich, wobei hiervon rund 8.500 LKW sind. Gegenüber 2005 hat<br />
das <strong>Verkehr</strong>saufkommen um rund 20% zugenommen, insbesondere im Güterverkehr. Im Jahr<br />
2012 konnte die Autobahn A2 von der Grenze bis Warszawa fertig gestellt werden und bietet in<br />
Verbindung mit der A12 nun eine durchgehende Schnellstraßenverbindung <strong>zwischen</strong> beiden<br />
Hauptstädten. Bei der unter großem Zeitdruck fertiggestellten A2 fehlen auf zahlreichen Abschnitten<br />
noch weitere Anschlussstellen, Querungsbauwerke und Raststätten, auf deutscher<br />
Seite zudem Standstreifen.<br />
Zwischen <strong>Berlin</strong> und Warszawa gibt es eine direkte Flugverbindung von Star Alliance (LOT),<br />
zweimal am Tag, sieben Mal die Woche. Diese ermöglicht Tagesreisen in beiden Richtungen.<br />
Das Preisniveau dieser Verbindungen ist aber sehr hoch, für eine Hin- und Rückflugverbindung<br />
muss zumeist über 500 € bezahlt werden.<br />
Zwischen <strong>Berlin</strong> und Warszawa verkehren wöchentlich rund 80 Fernbusse, überwiegend langlaufende<br />
Linien <strong>zwischen</strong> Westdeutschland/Westeuropa und Polen. Weitere Fernlinien verkehren<br />
<strong>zwischen</strong> Westeuropa und Polen bzw. <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Russland /Weißrussland/<br />
Ukraine, können aber nicht <strong>zwischen</strong> Ostdeutschland und Polen benutzt werden. Zwischen den<br />
<strong>Berlin</strong>er Flughäfen und Poznań verkehren darüber hinaus Kleinbusse, davon täglich fünf mit<br />
festem Fahrplan.<br />
5<br />
So kann <strong>Berlin</strong> aus Poznań erst um 12:30 (Fahrplan 2013: 11:12) erreicht werden, in der Gegenrichtung<br />
fährt der letzte Zug bereits um 17:40 ab <strong>Berlin</strong> (Fahrplan 2013: 17:37).<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 16
3.4.2 Geplante Maßnahmen und weiterer Handlungsbedarf<br />
Im Fahrplan 2013 wurden die Abfahrtszeiten <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Poznań bereits verbessert,<br />
dennoch ist eine frühe Abfahrt von Poznań und spätere ab <strong>Berlin</strong> wünschenswert. Die Anschlüsse<br />
in den Unterwegsbahnhöfen in Lubuskie sind weiter zu verbessern und abzusichern.<br />
Bei der <strong>Verkehr</strong>sinfrastruktur sollen die laufenden Maßnahmen abgeschlossen werden, derzeit<br />
wird hier 2016 angestrebt. Nach dem vollständigen Streckenausbau können die Fahrzeiten <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Berlin</strong> und Poznań auf rund 2:15 h verkürzt werden. Nach der Modernisierung ist gemäß<br />
BVWP und auch dem polnischen Masterplan 6 ein Zweistundentakt im Fernverkehr <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Berlin</strong> und Warszawa vorgesehen. Durch die Überlagerung von <strong>Verkehr</strong>sströmen <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong><br />
und Poznań sowie Zielona Góra besteht ein erhebliches <strong>Verkehr</strong>spotenzial auf diesem wichtigsten<br />
Eisenbahnkorridor <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen; langfristig (2025) sind hier 3.000<br />
tägliche Fahrgäste eine realistische Größenordnung.<br />
Über den durchgehenden Streckenausbau auf 160 km/h bestehen nicht weiter konkretisierte<br />
Überlegungen zur weiteren Reisezeitverkürzung auf diesem Hauptkorridor (Vgl. 5.2). Hier sind<br />
Möglichkeiten für weitere Fahrzeitverkürzungen (Vmax = 200-230 km/h und einzelne Neutrassierungen)<br />
zu prüfen.<br />
3.5 Korridor <strong>Berlin</strong> – Frankfurt (Oder) – Zielona Góra (– Wrocław)<br />
Dieser Korridor ist nicht nur für den Regionalverkehr <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Zielona Góra von<br />
Bedeutung, sondern stellt auch eine mögliche Verbindung <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Wrocław dar.<br />
chsenhalt<br />
alle<br />
/Jena<br />
Hamburg<br />
Hannover<br />
Magdeburg<br />
Potsdam<br />
Wittenberg<br />
Leipzig Leipzig<br />
Riesa Riesa<br />
Sachsen<br />
<strong>Berlin</strong><br />
Eisenhüttenstadt<br />
Eisenhüttenstadt<br />
Cottbus Cottbus<br />
Hoyerswerda<br />
Hoyerswerda<br />
Guben Guben<br />
Bautzen Bautzen<br />
Kostrzyn<br />
Frankfurt Frankfurt (Oder) (Oder) Rzepin<br />
Fürstenwalde Słubice (Spree)<br />
Bischofswerda<br />
Spremberg Spremberg<br />
Świebodzin<br />
Świebodzin<br />
Lubuskie<br />
Forst(Lausitz)<br />
Forst(Lausitz)<br />
Mi Mi ę ędzyrzecz<br />
dzyrzecz<br />
Sulech Sulech ó w<br />
Zielona Zielona Góra Góra<br />
Nowa Nowa Sól<br />
G ł łogów<br />
ogów<br />
Poznań Poznań<br />
Nowy Nowy Tomy ś<br />
l<br />
Dolnoślą skie<br />
Wo łó w<br />
Wroc ł aw<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 17<br />
Gubin<br />
Horka<br />
Żary Żary<br />
Ż aga ń<br />
Węgliniec Zbąszynek Lubin<br />
Boles Bolesł ł awiec<br />
Zgorzelec Zgorzelec<br />
Görlitz Görlitz Luba Luba ń Ś l ą<br />
ski ski<br />
Legnica Legnica<br />
Abbildung 9: Bahnstrecken im Korridor <strong>Berlin</strong> – Frankfurt (Oder) – Zielona Góra (– Wrocław)<br />
Leszno<br />
Rawicz<br />
Warszawa Warszawa<br />
Opole/<br />
Kraków 6<br />
Ministerstwo infrastruktury: Master plan dla transportu kolejowego w polsce do 2030 roku (Masterplan<br />
für den Eisenbahnverkehr in Polen bis 2030); Warszawa, August 2008
3.5.1 Aktueller Zustand<br />
Zwischen <strong>Berlin</strong> und Zielona Góra besteht derzeit kein durchgängiges <strong>Verkehr</strong>sangebot. Lediglich<br />
<strong>zwischen</strong> Frankfurt (Oder) und Zielona Góra verkehrt ein tägliches Zugpaar, weitere unsystematische<br />
Verbindungen bestehen durch Anschlüsse in Rzepin. Die Fahrzeiten <strong>zwischen</strong> Rzepin<br />
und Zielona Góra sind aufgrund des schlechten Infrastrukturzustandes sehr lange und betragen<br />
annähernd 2 Stunden für die rund 70 km lange Strecke. Daher haben DB Fernverkehr<br />
und PKP Intercity auch die Führung des EC „Wawel“ auf den Korridor via Cottbus verlegt<br />
(vgl. 3.6).<br />
3.5.2 Geplante Maßnahmen und weiterer Handlungsbedarf<br />
Der Abschnitt ist Bestandteil der Güterverkehrsmagistrale CE-59 (Wrocław – Szczecin) und soll<br />
perspektivisch modernisiert werden, mit Ausnahme der Sanierung von Einzelabschnitten allerdings<br />
erst nach 2025. Damit wird die Einführung eines hochwertigen Regionalverkehrs <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Berlin</strong> und Zielona Góra möglich. Dieser erst langfristig geplante Infrastrukturausbau sollte<br />
vorgezogen werden, insbesondere vor dem Hintergrund der überregionalen Bedeutung der<br />
Strecke für den Güterverkehr.<br />
Derzeit befindet sich die Schnellstraße S3 <strong>zwischen</strong> Gorzów und Zielona Góra im Bau und soll<br />
bis 2014 auf diesem Abschnitt fertiggestellt sein. Über das Autobahnkreuz in Świebodzin wird<br />
dann eine durchgehende vierstreifige Straßeninfrastruktur <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Zielona Góra<br />
sowie Gorzów zur Verfügung stehen.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 18
3.6 Korridor <strong>Berlin</strong> – Cottbus – Wrocław (– Kraków)<br />
Von den Einwohnerzahlen sowie von der Größe und Bedeutung der Agglomerationsräume her<br />
ist <strong>Berlin</strong> und Wrocław das wichtigste Städtepaar im deutsch-polnischen Grenzraum mit einem<br />
demzufolge hohen <strong>Verkehr</strong>spotenzial. Der Paneuropäische Korridor 3 reicht darüber hinaus bis<br />
nach Oberschlesien und Kraków sowie weiter in die Ukraine.<br />
chsenhalt<br />
alle<br />
/Jena<br />
Hamburg<br />
Hannover<br />
Magdeburg<br />
Potsdam<br />
Wittenberg<br />
Leipzig Leipzig<br />
Riesa Riesa<br />
Sachsen<br />
<strong>Berlin</strong><br />
Dresden Dresden<br />
Eisenhüttenstadt<br />
Eisenhüttenstadt<br />
Cottbus Cottbus<br />
Hoyerswerda<br />
Hoyerswerda<br />
Guben Guben<br />
Bautzen Bautzen<br />
Kostrzyn<br />
Frankfurt Frankfurt (Oder) (Oder) Rzepin<br />
Fürstenwalde Słubice (Spree)<br />
Bischofswerda<br />
Bad Schandau<br />
Spremberg Spremberg<br />
Świebodzin<br />
Świebodzin<br />
Lubuskie<br />
Forst(Lausitz)<br />
Forst(Lausitz)<br />
Mi Mię ę dzyrzecz dzyrzecz<br />
Sulech Sulechó ó w<br />
Zielona Zielona Góra Góra<br />
Nowa Nowa Sól<br />
G ł<br />
ogów ogów<br />
Poznań Poznań<br />
Nowy Nowy Tomy Tomyś ś l<br />
Dolnoślą skie<br />
Wo Wołó łó w<br />
Wroc Wrocł ł aw aw<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 19<br />
Gubin<br />
Horka<br />
Zittau Zittau<br />
Żary<br />
Ż aga<br />
ń<br />
Węgliniec Lubin Lubin<br />
Boles Boles ł ławiec<br />
awiec Legnica Legnica<br />
Zgorzelec Zgorzelec<br />
Görlitz Görlitz Luba Luba ń Ś l ą ski<br />
Jelenia Jelenia Góra Góra<br />
Szklarska Poręba Zbąszynek Abbildung 10: Bahnstrecken im Korridor <strong>Berlin</strong> – Cottbus – Wrocław (– Kraków)<br />
3.6.1 Aktueller Zustand<br />
Karpacz<br />
Leszno<br />
Wa ł łbrzych<br />
brzych<br />
Rawicz<br />
Warszawa Warszawa<br />
Opole/<br />
Krak w<br />
ó<br />
Die derzeitigen Fahrzeiten <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Wrocław sind völlig unbefriedigend und befinden<br />
sich mit rund 5½ Stunden 7 auf dem Niveau von 1895, obwohl hier in der letzten Jahren<br />
erheblich Mittel in den Ausbau der Infrastruktur 8 geflossen sind. Da <strong>zwischen</strong> Cottbus und Legnica<br />
bzw. Węgliniec eine „Sanierungslücke“ besteht 9 , konnten diese Maßnahmen aber nur bedingt<br />
wirksam werden. Eine Untersuchung der <strong>Berlin</strong>er Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
im Rahmen des INTERREG-Projektes „Via Regia plus“ aus dem Jahre 2012 10 hat aufgezeigt,<br />
wie schon heute deutlich kürzere Fahrzeiten (rund 4 Stunden) möglich wären und wie diese<br />
schrittweise weiter verbessert werden könnten.<br />
7<br />
Durch einen verkürzten Traktionswechsel in Węgliniec verringert sich die Fahrzeit im Fahrplan 2013 auf<br />
rund 5 Stunden.<br />
8<br />
Ausbau <strong>Berlin</strong> – Cottbus und Węgliniec – Wrocław – Opole, insgesamt über 850 Mio. €<br />
9<br />
Auf zahlreichen Streckenabschnitten sind hier nur Geschwindigkeiten <strong>zwischen</strong> 30 und 60 km/h möglich.<br />
So beträgt die Reisezeit <strong>zwischen</strong> Cottbus und Legnica rund 3 Stunden für rund 150 km.<br />
10<br />
Via Regia plus (Output Nr 3.2.2): Fahrzeitverkürzungen <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Wrocław
Hierzu könnten bis zur Fertigstellung der durchgehenden Elektrifizierung übergangsweise ein<br />
Teil der in Polen zugelassenen Dieseltriebwagen des Dresden-Wrocław-Express auch <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Berlin</strong> und Wrocław eingesetzt werden, ohne das Angebot <strong>zwischen</strong> Dresden und<br />
Wrocław einzuschränken. Grundlage hierfür ist aber eine Bestellung durch die SPNV-<br />
Aufgabenträger, da die <strong>Verkehr</strong>sunternehmen vorerst keine Grundlage für einen eigenwirtschaftlichen<br />
Betrieb sehen.<br />
Bezogen auf die gesamte Nachfrage im Korridor <strong>Berlin</strong> – Cottbus – Wrocław (– Katowice –<br />
Kraków) hat der grenzüberschreitende Eisenbahnverkehr derzeit nur eine vernachlässigbare<br />
Bedeutung. Aufgrund der zum PKW nicht wettbewerbsfähigen Reisezeiten erreicht die Eisenbahn<br />
hier auch den geringsten Marktanteil (unter 1% mit nur rund 150 Fahrgästen pro Tag) aller<br />
Grenzübergänge <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen, obwohl es sich um äußerst bahnaffine Relationen<br />
<strong>zwischen</strong> Metropolregionen handelt.<br />
Fahrzeit in Stunden<br />
06:00<br />
05:00<br />
04:00<br />
03:00<br />
02:00<br />
01:00<br />
00:00<br />
1995 2000 2005 2010 2012<br />
Abbildung 11: <strong>Berlin</strong> – Wrocław, Entwicklung der Fahrzeiten und Verbindungshäufigkeit 11<br />
Anzahl der Fahrtenpaare/Tag<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Direkt Umstieg<br />
1995 2000 2005 2010 2012<br />
Auf der Straße gibt es <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Wrocław – Kraków eine durchgehende Autobahnverbindung,<br />
wobei in Fahrtrichtung Wrocław ein rund 70 km langer Abschnitt der A18 noch modernisierungsbedürftig<br />
ist. Den Grenzübergang Forst – Olszyna der Autobahn A15 bzw. A19<br />
überquerten im Jahr 2010 täglich ca. 9.000 Kfz, hiervon rund 2.500 LKW. Gegenüber 2005 hat<br />
das <strong>Verkehr</strong>saufkommen um über 25% zugenommen.<br />
Zwischen <strong>Berlin</strong> und Kraków besteht seit 2011 eine direkte Flugverbindung von Air <strong>Berlin</strong>,<br />
zweimal am Tag, sieben Mal die Woche. Diese ermöglicht Tagesreisen in beiden Richtungen<br />
und bindet Kraków an das <strong>Berlin</strong>er Drehkreuz an.<br />
Zwischen <strong>Berlin</strong> und Wrocław – Kraków verkehren wöchentlich 12 Fernbusse; weiterhin täglich<br />
3-4 Kleinbusse mit festem Fahrplan <strong>zwischen</strong> den <strong>Berlin</strong>er Flughäfen und Wrocław.<br />
11 Es bestehen weitere Umsteigeverbindungen über bzw Cottbus-Görlitz. Diese sind aber in keiner Weise<br />
abgestimmt, d.h. zumeist besteht keine Anschlusssicherung und es können keine durchgehenden Fahrkarten<br />
erworben werden.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 20
3.6.2 Geplante Maßnahmen und weiterer Handlungsbedarf<br />
Nach langen Jahren unklarer Prioritäten und Korridore scheint für die Bahnverbindung <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Berlin</strong> und Wrocław mit der im Frühjahr <strong>zwischen</strong> dem BVMBS und DB Netz abgeschlossenen<br />
Finanzierungsvereinbarung für den Abschnitt Hoyerswerda – Horka – Bielawa Dolna mittelfristig<br />
eine deutliche Verbesserung möglich. Mit dem zweigleisigen Ausbau und der Elektrifizierung<br />
dieses Abschnitts soll ab Ende 2016 12 eine durchgehende elektrische Bahnstrecke zur Verfügung<br />
stehen. Über Cottbus – Senftenberg – Hoyerswerda wird dann eine Fahrzeit von rund<br />
3:45 möglich sein, wie in der „Via Regia plus“ Studie ermittelt wurde. Durch die kürzeren Reisezeiten<br />
und die Ausweitung des <strong>Verkehr</strong>sangebots können dann im Grenzabschnitt rund 800<br />
Fahrgäste pro Tag erreicht werden.<br />
Auch vor Fertigstellung der durchgehenden Elektrifizierung könnten die Fahrzeiten <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Berlin</strong> und Wrocław durch den Einsatz vorhandener Dieseltriebwagen mit einer Höchstgeschwindigkeit<br />
von 120 km/h schon heute auf rund 4 Stunden verkürzt und Tagesrandverbindungen<br />
eingerichtet werden.<br />
Mittelfristiges Ziel muss eine weitere Verkürzung der Fahrzeit auf rund 3 Stunden sein. Die dafür<br />
erforderlichen Maßnahmen hat bereits eine von der <strong>Berlin</strong>er Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
sowie der Industrie- und Handelskammer <strong>Berlin</strong> beauftragte Studie 13 im Jahr 2007<br />
aufgezeigt: Hierzu müsste der gesamte Korridor zweigleisig und für eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 160 km/h ausgebaut werden. Gegenüber den bisher beschlossen und in der Via Regia +<br />
Studie unterstellten Maßnahmen sind insbesondere folgende 3 Abschnitte weiter auszubauen:<br />
Lübbenau – Cottbus (Bisheriger Ausbau nur eingleisig)<br />
Cottbus – Horka – Görlitz (BVWP: Nur eingleisige Elektrifizierung mit Vmax = 120 km/h)<br />
Verbindungskurve Horka: Neutrassierung mit Vmax = 100 km/h (keine laufende Planung)<br />
Die ausstehende Modernisierung der Fahrbahnen in Richtung Wrocław der polnischen Autobahn<br />
A 18 ist zwar in Planung, befindet sich aber nicht auf der Liste der prioritären Projekte des<br />
polnischen Infrastrukturministeriums, der Realisierungstermin ist damit weiterhin offen.<br />
12 Pressemitteilung 062/2012 des BMVBS<br />
13 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung / <strong>IHK</strong> <strong>Berlin</strong>: Darstellung des <strong>Verkehr</strong>spotenzials <strong>zwischen</strong> den<br />
Wirtschaftsräumen <strong>Berlin</strong> – Breslau unter Berücksichtigung der Einbettung in den Korridor Skandinavien /<br />
Raum Hamburg – Südwestpolen / Ukraine, <strong>Berlin</strong>, April 2007<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 21
3.6.3 Exkurs: Stufenkonzept der „Via Regia Plus“ Studie<br />
In der von der <strong>Berlin</strong>er Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beauftragten und durch das IN-<br />
TERREG-Programm „Via Regia Plus“ finanzierten Studie zu Fahrzeitverkürzungen <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Berlin</strong> und Wrocław hat die ETC auf Grundlage der ab 2012 und künftig verfügbaren Infrastruktur<br />
ein Betriebskonzept für den Personenverkehr <strong>zwischen</strong> beiden Städten erarbeitet. Untersucht<br />
wurden unterschiedliche Streckenverläufe, die aber alle durch Südbrandenburg verlaufen.<br />
In die Untersuchung waren die betroffenen Eisenbahninfrastrukturunternehmen, Eisenbahnverkehrsunternehmen,<br />
<strong>Verkehr</strong>sministerien und Aufgabenträger des Schienenverkehrs eingebunden.<br />
Abschließend wurde folgendes Stufenkonzept zur schrittweisen Attraktivierung der Verbindungen<br />
vorgeschlagen:<br />
Stufe 0: Fahrplan EC „Wawel“ (Fahrplan ab 12/2011)<br />
Stufe 1: Direktverbindungen mit Dieseltriebwagen (Fahrplan ab 12/2012)<br />
Stufe 2: Elektrische Direktverbindungen über Hoyerswerda – Bielawa Dolna<br />
(vsl ab Fahrplan 12/2015 oder 12/2016)<br />
Stufe 3: Elektrische Direktverbindungen über Spremberg - Bielawa Dolna / Görlitz<br />
(Realisierung und entsprechende Zeithorizonte noch offen)<br />
Abbildung 12: Untersuchte Streckenverläufe <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Wrocław 14<br />
14 Quelle: Via Regia plus (Output Nr 3.2.2): Fahrzeitverkürzungen <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Wrocław<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 22
Die Stufe 0 ist das ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2011 von DB Fernverkehr und PKP<br />
Intercity realisierte Angebot des EC „Wawel“ mit einer mittleren Fahrzeit von 05:15, unter Beibehaltung<br />
des derzeitigen Laufwegs über Forst – Żary - Węgliniec. Die technisch mögliche<br />
Fahrzeit von rund 4:30 wird dabei aus wirtschaftlichen und betriebstechnischen Gründen nicht<br />
erreicht.<br />
In der Stufe 1 werden zusätzliche Direktverbindungen mit Dieseltriebwagen <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und<br />
Wrocław angeboten. Mit 2 Fahrzeugeinheiten können täglich 3 Zugpaare (morgens, mittags und<br />
abends) angeboten werden, ggf. kann als Mittagsleistung der EC „Wawel“, vorrangig für den<br />
touristischen <strong>Verkehr</strong>, integriert werden. Die kürzeste Fahrzeit (knapp 4:00) der dieselbetriebenen<br />
Direktverbindungen kann via Spremberg – Bielawa Dolna erreicht werden. Durch die Baustellenzustände<br />
in den kommenden Jahren auf dem Grenzabschnitt Horka – Bielawa Dolna<br />
sind aber auch Laufwege über Forst – Żary oder Görlitz in Erwägung zu ziehen. Die Fahrzeiten<br />
verlängern sich dadurch um rund 20 Minuten. Zum Einsatz bieten sich für die Direktverbindungen<br />
Dieseltriebwagen an, für die eine Zulassung in beiden Ländern vorliegt (z.B. BR 642 und<br />
BR 646) und das Angebot dadurch entsprechend kurzfristig betriebsfähig wäre. Die geringere<br />
Höchstgeschwindigkeit dieser Fahrzeuge von 120 km/h ermöglicht dennoch kürzere Fahrzeiten<br />
als die Varianten mit Traktionswechsel. Zudem können so kurzfristig die Angebote <strong>Berlin</strong> –<br />
Wrocław und Dresden – Wrocław durch Flügelung/Kopplung in Węgliniec miteinander verknüpft<br />
und wirtschaftlicher angeboten werden. Die Komforteinschränkungen der genannten Fahrzeuge<br />
könnten durch eine höherwertige Inneneinrichtung kurzfristig verbessert werden.<br />
In der Stufe 2 können <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Wrocław über Cottbus erstmals elektrisch betriebene<br />
Direktverbindungen angeboten werden. Mit der nach derzeitigem Kenntnisstand zum Fahrplanwechsel<br />
im Dezember 2015 realisierten Elektrifizierung des Abschnitts Knappenrode – Horka –<br />
Bielawa Dolna können Fernverkehrszüge mit einem Richtungswechsel in Cottbus durchgehend<br />
über Senftenberg – Hoyerswerda verkehren. Die Reisezeit <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Wrocław beträgt<br />
beim derzeit geplanten Ausbaustandard rund 3:45 einschließlich des Fahrtrichtungswechsels<br />
in Cottbus. Durch weitere Ausbauabschnitte mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h<br />
könnte diese auf rund 3:30 verkürzt werden. Über diese zusätzlichen Maßnahmen sollte in einem<br />
Gesamtpaket (u.a. Elektrifizierung Dresden – Görlitz sowie Cottbus – Görlitz vs. Geschwindigkeitsanhebung<br />
Hoyerswerda – Węgliniec) für den Korridor <strong>Berlin</strong> /Dresden - Wrocław<br />
entschieden werden.<br />
Die Strecke über Forst – Żary – Żagań hat in dem Stufenkonzept vorrangig eine regionale Bedeutung.<br />
Ohne umfangreiche Mehrleistungen kann dort das ausgeweitet werden, in dem die<br />
bisher in Forst bzw. Żary endenden Linien zu einer durchgehenden RE-Linie Cottbus – Legnica<br />
verknüpft werden. Hierfür sind allerdings die eingesetzten Dieseltriebwagen in beiden Ländern<br />
zuzulassen. Durch die insbesondere auf dem polnischen Abschnitt mangelhafte Infrastruktur<br />
ließe sich derzeit nur eine Reisezeit von rund 2:30 erzielen, was aber gegenüber den im Status<br />
Quo quasi nicht existenten Verbindungen trotzdem eine deutliche Verbesserung wäre. Mit einer<br />
grundlegenden Sanierung des polnischen Streckenabschnitts auf eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 100 km/h könnte die Fahrzeit dann um rund 50 Minuten verkürzt werden und wäre konkurrenzfähig<br />
zum Straßenverkehr. Langfristig kann diese Strecke aber aufgrund der kürzesten<br />
Länge auch für den überregionalen <strong>Verkehr</strong> bedeutsam werden.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 23
3.7 Korridor Dresden – Wrocław<br />
Die beiden Hauptstädte Sachsens und Niederschlesiens, Dresden und Wrocław verbindet<br />
ebenfalls der Paneuropäische Korridor 3.<br />
chsenhalt<br />
alle<br />
/Jena<br />
ngen<br />
Wittenberg<br />
Leipzig Leipzig<br />
Riesa Riesa<br />
Sachsen<br />
Dresden Dresden<br />
Cottbus Cottbus<br />
Hoyerswerda<br />
Hoyerswerda<br />
Bischofswerda<br />
Bautzen Bautzen<br />
Bad Schandau<br />
Praha<br />
Spremberg Spremberg<br />
Lubuskie<br />
Forst(Lausitz)<br />
Forst(Lausitz)<br />
Nowa Nowa Sól<br />
G ł<br />
ogów ogów<br />
Dolnoślą skie<br />
Wo łó<br />
w<br />
Wroc Wrocł ł aw<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 24<br />
Horka<br />
Zittau Zittau<br />
Żary Żary<br />
Ż aga<br />
ń<br />
Węgliniec Lubin Lubin<br />
Boles ł<br />
awiec awiec Legnica Legnica<br />
Zgorzelec Zgorzelec<br />
Görlitz Görlitz Luba Luba ń Ś l ą ski<br />
Jelenia Jelenia Góra Góra<br />
D Děč ěč in<br />
Liberec<br />
Abbildung 13: Bahnstrecken im Korridor Dresden – Wrocław<br />
3.7.1 Aktueller Zustand<br />
Szklarska Poręba Karpacz<br />
Wa ł łbrzych<br />
brzych<br />
Rawicz<br />
Opole/<br />
Kraków Wie bereits in 3.6 dargestellt, sind in den vergangenen Jahren erhebliche Mittel in den Ausbau<br />
des Paneuropäischen Korridors (Eisenbahnkorridor E 30) geflossen. Aufgrund weiterhin bestehender<br />
Ausbau- und Elektrifizierungslücken wurde das <strong>Verkehr</strong>sangebot aber nicht nennenswert<br />
verbessert. Im Gegensatz wurde sogar der grenzüberschreitende Fernverkehr auf dieser<br />
Relation im Jahre des EU-Beitritt Polens (2004) eingestellt. Zwischen 2004 und 2009 gab es<br />
<strong>zwischen</strong> Dresden und Wrocław nur Umsteigeverbindungen. Deren Fahrzeit war aufgrund des<br />
nicht erforderlichen Traktionswechsels vereinzelt sogar kürzer als die vorherigen IR-<br />
Direktverbindungen. Dennoch wurden diese Umsteigeverbindungen generell wegen der teilweise<br />
unsicheren Anschlüsse bzw. langen Übergangszeiten nur sehr wenig nachgefragt. Seit Frühjahr<br />
2009 verkehren mit dem Dresden-Wrocław-Express drei durchgehende Zugpaare mit einer<br />
Fahrzeit von 3:30 h.
Fahrzeit in Stunden<br />
06:00<br />
05:00<br />
04:00<br />
03:00<br />
02:00<br />
01:00<br />
00:00<br />
1995 2000 2005 2010 2012<br />
Abbildung 14: Dresden – Wrocław, Entwicklung der Fahrzeiten und Verbindungshäufigkeit 15<br />
Das Angebot wird gut angenommen, die Fahrgastzahlen haben sich gegenüber dem vorherigen<br />
Zustand etwa vervierfacht, wenn auch noch auf sehr niedrigem Niveau mit derzeit rund 300<br />
täglichen Fahrgästen. Den Grenzübergang Ludwigsdorf – Jędrzychowice der durchgehenden<br />
Autobahn A4 überquerten im Jahr 2010 täglich ca. 12.000 Kfz, hiervon rund 3.500 LKW. Gegenüber<br />
2005 hat das <strong>Verkehr</strong>saufkommen um rund 20% zugenommen.<br />
Zum Einsatz kommen speziell für die Anforderungen in Polen angepasste Nahverkehrstriebwagen<br />
mit Dieselantrieb (Baureihe 642). Die Finanzierung des durchgehenden Angebots ist allerdings<br />
nur bis Ende des Jahres 2012 gesichert. Im Fahrplan 2013 wird der Dresden-Wrocław-<br />
Express in die sächsische RE-Linie 1 integriert, d.h. es entfallen die zusätzlichen Zugangebote<br />
<strong>zwischen</strong> Dresden und Görlitz. Zudem verlängert sich die Fahrzeit durch zusätzliche Halte.<br />
Der bevorstehende Abschluss der Modernisierungsarbeiten auf dem polnischen Abschnitt für<br />
eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h kann nicht vollständig für eine Fahrzeitverkürzung<br />
genutzt werden, da die gegenwärtig eingesetzten Nahverkehrs-Dieseltriebwagen, die zudem<br />
keinen adäquaten Reisekomfort bieten, maximal 120 km/h fahren können.<br />
Zwischen Dresden und Wrocław – Kraków verkehren wöchentlich 6 Fernbusse; weitere Linien<br />
<strong>zwischen</strong> Westdeutschland/Westeuropa und Südpolen verkehren ohne Halt an Dresden vorbei.<br />
3.7.2 Geplante Maßnahmen und weiterer Handlungsbedarf<br />
Anzahl der Fahrtenpaare/Tag<br />
10<br />
Für den Ausbau und die Elektrifizierung des Abschnitts Węgliniec – Görlitz – Dresden gibt es<br />
zwar konzeptionelle Ansätze aber keine belastbare Planungen. Mittelfristig besteht bei entsprechenden<br />
<strong>Verkehr</strong>sangeboten ein <strong>Verkehr</strong>spotenzial <strong>zwischen</strong> 1.000 und 1.500 Fahrgästen pro<br />
Tag.<br />
15 Es bestehen weitere Umsteigeverbindungen über bzw Cottbus-Görlitz. Diese sind aber in keiner Weise<br />
abgestimmt, d.h. zumeist besteht keine Anschlusssicherung und es können keine durchgehenden Fahrkarten<br />
erworben werden.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 25<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Direkt Umstieg<br />
1995 2000 2005 2010 2012
4 Güterverkehr<br />
Der deutsch-polnische Grenzraum hat durch seine zentrale Lage innerhalb der europäischen<br />
Union und des Schengen-Raums ein großes Potenzial für Logistik und Güterverkehr. Auch die<br />
naturräumlichen Gegebenheiten des Flachlandes bieten gute Voraussetzungen für Ost-West-<br />
<strong>Verkehr</strong>, insbesondere auch über die EU-Außengrenze hinaus. Vor diesem Hintergrund hat der<br />
Güteraustausch <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen in den vergangenen Jahren bis zum Beginn<br />
der Wirtschaftskrise deutlich zugenommen.<br />
Abbildung 15: <strong>Verkehr</strong>saufkommen und Modal Split im Güterverkehr <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen 16<br />
Die Zuwächse waren aber in erster<br />
Linie im Straßengüterverkehr zu<br />
verzeichnen, während die anderen<br />
<strong>Verkehr</strong>sträger nahezu konstant<br />
blieben. So werden im Jahr 2008<br />
über 60% des deutsch-polnischen<br />
Güterverkehrs auf der Straße abgewickelt.<br />
16 Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 26
Die Anteilsgewinne des Straßengüterverkehrs beruhen vor allem auf dem lückenlosen Straßennetz,<br />
den sich verändernden Strukturen des Ladungsaufkommens von Massengütern hin zu<br />
Halb- und Fertigprodukten sowie der großen Flexibilität bei der Anpassung an sich ändernde<br />
Marktbedingungen. Durch den Wegfall der Grenzkontrollen mit dem EU-Beitritt Polens im Jahr<br />
2004 entfielen im Straßengüterverkehr die bis dahin üblichen langen Grenzaufenthalte und haben<br />
dessen Wettbewerbsfähigkeit deutlich gesteigert. Gewichtsbeschränkungen an einzelnen<br />
Grenzübergängen behindern den freien Warenaustausch aber weiterhin.<br />
Die Entwicklungsmöglichkeiten der Eisenbahn werden nach wie vor durch den relativ schlechten<br />
Ausbauzustand des West-Ost-Schienennetzes, insbesondere in Polen und Systembrüche<br />
an den Staatsgrenzen eingeschränkt. Bisher steht mit Frankfurt (Oder) nur ein einziger elektrifizierter<br />
Grenzübergang zur Verfügung. Eine deutliche Verbesserung wird sich mit dem Streckenausbau<br />
der Niederschlesischen Magistrale (Zweigleisiger Streckenausbau und Elektrifizierung<br />
<strong>zwischen</strong> Hoyerswerda und der Staatsgrenze) ergeben, der nun gemäß der Finanzierungsvereinbarung<br />
<strong>zwischen</strong> dem BMVBS und der DB Netz AG bis 2016 erfolgen soll. Damit<br />
wird ein zweiter leistungsfähiger Ost-West-Korridor für den Schienengüterverkehr zur Verfügung<br />
stehen. Damit werden dann insgesamt höhere Streckenkapazitäten <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
und Polen und eine elektrifizierte Alternative zum Grenzübergang Frankfurt (Oder) zur Verfügung<br />
stehen. Gerade für die Verbindungen <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> (incl. seiner drei Güterverkehrszentren)<br />
und Südpolen werden dann bessere Verbindungen möglich, da die Modernisierung der<br />
Strecke über Zielona Góra bisher nicht terminiert ist.<br />
Ähnliches gilt für die Binnenschifffahrt. Auch hier steht keine durchgehend leistungsfähige Infrastruktur<br />
zur Verfügung und es reihen sich Abschnitte mit unterschiedlichsten Wasserstraßenklassen,<br />
d.h. Ausbaustandards aneinander. Es fehlt an durchgängig ausgebauten Strecken.<br />
Dies behindert insbesondere die Möglichkeiten für Erzeuger und Verlader von Baustoffen und<br />
Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, die Ihre Produkte über die Binnenwasserstraße<br />
versenden, bis hin zu Herstellern voluminöser High-Tech-Produkte z.B. aus dem Kraftwerksbereich.<br />
Eine Unternehmensbefragung der <strong>IHK</strong>s in <strong>Berlin</strong>-Brandenburg ergab, dass jährlich mindestens<br />
300.000 zusätzliche LKW-Fahrten nötig wären, müsste man die heute auf den Wasserstraßen<br />
der Region transportierte Tonnage auf LKW-Transporte verlagern. Um dies zu verhindern,<br />
müssen die nationalen Wasserstraßennetze besser miteinander verknüpft werden. Hier<br />
sind in erster Linie der Ausbau von Oder, Havel-Oder-Wasserstraße und Oder-Spree-Kanal zu<br />
nennen.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 27
5 Chancen für und durch Verbesserungen im grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong><br />
sowie weiterer Handlungsbedarf<br />
Die vorangegangene Übersicht über die <strong>Verkehr</strong>skorridore <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen<br />
zeigt, dass wesentliche Chancen des grenzüberschreitenden Austausches bisher nicht genutzt<br />
werden. Der Blick auf die nachfolgende Karte der Zugzahlen im Personenverkehr verdeutlicht,<br />
dass beiderseits der Grenze eine je nach Strecke sehr unterschiedliche aber insgesamt zumindest<br />
ausreichende Anzahl an Zügen verkehrt, diese Angebot an der Grenze deutlich einbricht.<br />
Mit Ausnahme der Grenzübergänge in Świnoujście und Kostrzyn verkehren über die deutschpolnische<br />
Grenze nur einzelne Züge, während dies- und jenseits der Grenze ein deutlich umfassenderes<br />
Angebot besteht. Insbesondere fehlen Verbindungen <strong>zwischen</strong> den Ober- und<br />
Mittelzentren im Grenzraum. Hier bedarf es umgehend eines Mindestangebots, um insbesondere<br />
Tagesrandreisen <strong>zwischen</strong> diesen wirtschaftlichen Zentren der Region zu ermöglichen. Nur<br />
so kann der grenzüberschreitende Austausch auch auf der Schiene erfolgen.<br />
Um darüber hinaus die bestehenden Potenziale mittelfristig besser heben zu können, bedarf es<br />
in erster Linie anstatt isolierter Maßnahmen einer integrierten Betrachtung des gesamten<br />
Grenzraumes sowie eindeutiger Prioritäten und belastbarer Zeitpläne für die künftige Entwicklung.<br />
Die geplanten Infrastrukturmaßnahmen, wie die durchgehende Elektrifizierung <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Berlin</strong> und Szczecin sowie <strong>Berlin</strong> und Wrocław müssen zeitnah umgesetzt werden und ein Angebotskonzept<br />
einschließlich der erforderlichen Fahrzeuge für die Inbetriebnahme entwickelt<br />
werden. Die Erfahrung aus den in den vergangenen Jahren abgeschlossenen Jahren zeigt,<br />
dass auch auf modernisierten Strecken, wie z.B: <strong>Berlin</strong> – Poznań noch kein zufriedenstellendes<br />
<strong>Verkehr</strong>sangebot besteht.<br />
Darüber hinaus müssen auch die „weichen“ Nutzungsfaktoren verbessert werden. Hierzu zählen<br />
eine durchgehende zwei- bzw. dreisprachige (englisch, deutsch und polnisch) Fahrgastinformation<br />
in Echtzeit – vor, während und nach der Fahrt. Mehrsprachiges Zugpersonal, das<br />
auch in Ausnahmesituationen den Fahrgästen kompetent weiterhelfen kann, sollte in allen<br />
grenzüberschreitenden Zügen Standard sein, nicht nur <strong>zwischen</strong> Frankfurt und Paris oder Zittau<br />
und Liberec. Dieser unzureichende Service stellt derzeit noch eine erhebliche Hürde für Bahnfahrten<br />
in das Nachbarland dar, insbesondere wenn dabei noch umgestiegen werden muss.<br />
Weiterhin muss der Vertrieb deutlich vereinfacht und für alle Verbindungen durchgehende<br />
Fahrscheine angeboten werden.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 28
Abbildung 16: Zugangebot im deutsch-polnischen Grenzraum<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 29
5.1 Einrichtung schneller Eisenbahnverbindungen <strong>zwischen</strong> den Metropolregionen<br />
Gute Beispiele für grenzüberschreitende <strong>Verkehr</strong>sangebote <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Polen finden<br />
sich bisher in erster Linie auf regionalen Verbindungen. So besteht das dichteste <strong>Verkehr</strong>sangebot<br />
auf der Schiene <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen auf der Insel Usedom, seitdem die<br />
Usedomer Bäderbahn 2008 von Ahlbeck bis nach Świnoujście verlängert wurde. Der grenzüberschreitende<br />
Abschnitt wird im Sommer im Halbstundentakt und im Winter im Stundentakt<br />
bedient. Ebenfalls im Stundentakt verkehren Züge <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Kostrzyn. Alle anderen<br />
grenzüberschreitenden Bahnstrecken werden wesentlich seltener bedient, oftmals nur wenige<br />
Male am Tag. So fehlen insbesondere schnelle und attraktive Verbindungen <strong>zwischen</strong> den<br />
wichtigsten Ober- und Mittelzentren des Grenzgebiets, auf denen die Eisenbahn eigentlich ihre<br />
Systemvorteile ausspielen könnte:<br />
<strong>Berlin</strong> – Szczecin (Einstellung der einzigen Fernverkehrsverbindung in 2012,<br />
nur 2 Direktverbindungen, davon 1 nur ab <strong>Berlin</strong>-Gesundbrunnen, zu lange Fahrzeit)<br />
Kurzfristig (2013/2014):<br />
Einrichtung von 3 täglichen Direktverbindungen mit Dieseltriebwagen mit einer Fahrzeit<br />
von unter 2 Stunden sowie Optimierung der Anschlussverbindungen in Angermünde.<br />
Mittelfristig (2016):<br />
Zeitnahe Elektrifizierung <strong>zwischen</strong> Angermünde (Passow) und Szczecin. Dabei ist zu<br />
prüfen, inwieweit das Gleichstromnetz bis Szczecin G£owny geführt werden kann, um<br />
den auch mit Einsystemfahrzeugen <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Szczecin fahren zu können.<br />
Für den Realisierungshorizont ist ein integriertes Angebotskonzept aus Fern- und Regionalverkehr<br />
zu entwickeln und nach dem Infrastrukturausbau einzuführen.<br />
<strong>Berlin</strong> – Frankfurt (Oder) – Poznań (attraktive Fahrzeit, aber nur 6 Verbindungen / Tag mit<br />
großen Angebotslücken, insbesondere fehlen Tagesrandverbindungen aus Poznań)<br />
Kurzfristig (2013/2014):<br />
Im Fahrplan 2013 wurden die Abfahrtszeiten <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Poznań bereits verbessert,<br />
dennoch ist eine frühe Abfahrt von Poznań und spätere ab <strong>Berlin</strong> wünschenswert.<br />
Die Anschlüsse in den Unterwegsbahnhöfen in Lubuskie sind weiter zu verbessern<br />
und abzusichern.<br />
Mittelfristig (2016):<br />
Einrichtung eines durchgehenden Zweistundentakts im Fernverkehr. Darüber hinaus<br />
sind die Möglichkeiten für weitere Fahrzeitverkürzungen (Vmax = 200-230 km/h und<br />
einzelne Neutrassierungen) zu prüfen.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 30
<strong>Berlin</strong> – Cottbus – Wrocław (völlig unattraktive Fahrzeit, nur 1 Direktverbindung / Tag, Zwischenlösung<br />
bis zur durchgehenden Elektrifizierung über Hoyerswerda ab 2016)<br />
Kurzfristig (2013/2014):<br />
Einrichtung von zwei zusätzlichen Direktverbindungen mit Dieseltriebwagen<br />
Mittelfristig (2016):<br />
Begonnenen Streckenausbau (Elektrifizierung Knappenrode – Horka) zeitgerecht realisieren<br />
Dresden – Wrocław (Sicherstellung und Ausweitung der Direktverbindungen)<br />
Kurzfristig (2013/2014):<br />
Verknüpfung der Direktverbindungen mit dem Angebot <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Wroc³aw<br />
zur besseren Auslastung<br />
Langfristig (2020):<br />
Elektrifizierung <strong>zwischen</strong> Dresden und Węgliniec<br />
Auf diesen vier Achsen ist kurzfristig ein schnelles Mindestangebot von drei Zugpaaren einzurichten,<br />
das insbesondere Tagesausflüge und -geschäftsreisen ermöglicht. In Abhängigkeit von<br />
der <strong>Verkehr</strong>snachfrage ist dieses Mindestangebot relationsbezogen unter Einbeziehung des<br />
bestehenden und geplanten Regional- und Fernverkehr zu verdichten. In diese vier Hauptachsen<br />
sind weitere Zentren (Potsdam, Brandenburg an der Havel, Gorzów Wlkp und Zielona<br />
Góra) einzubinden. Weiterhin sind auch die außerhalb des Grenzraums gelegenen polnischen<br />
Ballungsräume (Gdańsk, Bydgoszcz/Toruń, Łódź, Katowice und Kraków) besser mit <strong>Deutschland</strong><br />
zu verbinden.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 31
5.2 Verknüpfung der Hochgeschwindigkeitsnetze<br />
Die seit geraumer Zeit laufenden Planungen für eine erste Hochgeschwindigkeitsstrecke „Y“<br />
Poznań / Wrocław – Łódź – Warszawa wurden im Dezember 2011 von der polnischen Regierung<br />
aufgrund des enormen Investitionsvolumens bis auf weiteres unterbrochen. Diese sahen<br />
unter anderem eine Weiterführung bis nach <strong>Berlin</strong> vor, wobei hierfür noch keine belastbaren<br />
Planungen existierten.<br />
Abbildung 17: Kernnetz 2020 des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Polen 17<br />
Nach dem Moratorium des polnischen Infrastrukturministerium vom Dezember 2011 sind nun<br />
neue Überlegungen zu entwickeln, wie die Fahrzeiten <strong>zwischen</strong> den wichtigsten ostdeutschen<br />
und polnischen Metropolen mittelfristig mit einem geringeren Investitionsaufwand so verkürzt<br />
werden können, dass insbesondere Tagesreisen möglich werden (Vgl. „Eisenbahnverbindungen<br />
<strong>zwischen</strong> den Metropolregionen“)<br />
Gleichzeitig sind für den weiterhin vorgesehenen Hochgeschwindigkeitsverkehr (Realisierung<br />
nach 2030) Eckpunkte für dessen grenzüberschreitende Ausgestaltung zu definieren. Die begonnene<br />
Machbarkeitsstudie für das „Y“ Poznań / Wrocław – Łódź – Warszawa sowie deren<br />
Einbindung in die bestehenden Bahnknoten soll weiterhin abgeschossen werden.<br />
17<br />
Quelle: PKP PLK S.A.: Kierunki rozwoju kolei dużych prędkości w Polsce (Leitlinien zur Entwicklung<br />
des Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Polen); Warszawa, August 2011; S. 15<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 32
Zur Vorbereitung einer mittel- bis langfristigen Hochgeschwindigkeitsperspektive sind zeitnah<br />
folgende Fragestellungen zu klären:<br />
Was planen die <strong>Verkehr</strong>sministerien der beiden Länder jetzt?<br />
Ausgangssituation klären<br />
Alternative Ausbaumaßnahmen und Anpassung der geplanten Realisierungshorizonte auf<br />
den Hauptrelationen <strong>Berlin</strong> – Poznań – Warszawa und <strong>Berlin</strong> – Wrocław – Kraków<br />
Aufwertung des Korridors III (<strong>Berlin</strong>/Dresden – Wrocław – Kraków), da die schnellsten Verbindungen<br />
<strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und Katowice / Kraków nun auch perspektivisch wieder über<br />
Wrocław führen (und nicht über Poznań – Łódź nach Realisierung der „Y“ – Hochgeschwindigkeitsstrecke)<br />
Technische Ausbauparameter (Höchstgeschwindigkeit wie gehabt 160 km/h oder<br />
Ausbaustrecken für 200-230 km/h?)<br />
Mögliche Infrastrukturengpässe durch den Mischbetrieb auf den Hauptachsen<br />
Langfristige Infrastrukturentwicklung (Kompatibilität zum Zwischenkonzept),<br />
insbesondere auf der Achse <strong>Berlin</strong> – Frankfurt – Poznań (Kapazitätsgrenze?) 18<br />
18 Derzeitiges Fernverkehrsangebot: 5 Zugpaare <strong>Berlin</strong> – Poznań – Warszawa/Gdynia, 1 Zugpaar <strong>Berlin</strong><br />
– Cottbus – Wrocław – Kraków. Gemäß Bundesverkehrswegeplan ist für 2020 <strong>zwischen</strong> <strong>Berlin</strong> und<br />
Warszawa sowie <strong>Berlin</strong> und Szczecin ein Zweistundentakt (jeweils 8 Zugpaare) vorgesehen. Weitere<br />
deutsch-polnische Fernverkehrsrelationen sind im BVWP nicht enthalten.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 33
5.3 Fernbusverkehr <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen<br />
5.3.1 Liberalisierung des Fernbuslinienverkehrs in <strong>Deutschland</strong><br />
Der Betrieb von Busfernlinien in <strong>Deutschland</strong> unterlag in der Vergangenheit einer starken gesetzlichen<br />
Reglementierung u.a. mit dem Ziel der Stärkung des Eisenbahnverkehrs durch Konkurrenzschutz.<br />
Ausnahmen dabei bildeten der historisch gewachsene Busfernverkehr in das<br />
ehemals geteilte <strong>Berlin</strong> sowie der Busfernverkehr von <strong>Deutschland</strong> in das europäische Ausland.<br />
Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung von 2009 wurde eine weitgehende Liberalisierung<br />
des Fernbusverkehrs festgeschrieben: „Wir werden Busfernlinienverkehr zulassen und dazu §<br />
13 PBefG ändern“.<br />
Mit der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) hat sich eine Reihe von neuen<br />
Angeboten im innerdeutschen Fernlinienbusverkehr etabliert. Die Neuregelung ist am 1. Januar<br />
2013 in Kraft getreten.<br />
5.3.2 Chancen für den Fernbusverkehr <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen<br />
Für Fernbusverkehre <strong>zwischen</strong> Polen und <strong>Deutschland</strong> ist die Liberalisierung aber nur von indirekter<br />
Bedeutung, da hier schon zuvor ein umfangreicher Fernbusverkehr besteht, wenn auch<br />
in erster Linie mit Start und Ziel in Westdeutschland und nur vereinzelten Halten Ostdeutschland.<br />
So halten von den über 500 regulären Verbindungen <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen pro<br />
Woche nur rund 40% in <strong>Berlin</strong> und Ostdeutschland. Hinzu kommen über 200 reguläre Minibus-<br />
Verbindungen pro Woche <strong>zwischen</strong> westpolnischen Städten (Szczecin, Poznań, Wrocław und<br />
Zielona Góra) und den <strong>Berlin</strong>er Flughäfen bzw. dem Stadtzentrum sowie ein nur schwer überschaubarer<br />
Markt an bedarfsorientierten Angeboten.<br />
Durch die mit der Liberalisierung zu erwartende allgemeine Marktausweitung des Fernbusverkehrs<br />
können grenzüberschreitende Verbindungen <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen aber für<br />
weitere Anbieter, sowohl mittelständische Unternehmen als auch international tätige Konzerne<br />
interessant werden. Gerade auf vielen grenzüberschreitenden Relationen wird gemäß den aktuellen<br />
Planungen der Ausbau der Schieneninfrastruktur nicht dem des Straßennetzes nachkommen<br />
und so bleibt der Bus mittelfristig auf vielen Relationen schneller als die Bahn. Dies<br />
betrifft sowohl Verbindungen <strong>zwischen</strong> Metropolregionen als auch in touristische Gebiete:<br />
<strong>Berlin</strong> – Szczecin (- Ostseebäder)<br />
<strong>Berlin</strong> – Zielona Góra<br />
<strong>Berlin</strong> – Wrocław / Sudeten.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 34
Neben der Reisezeit gibt es weitere Kriterien zur Nutzung von Fernbusangebote:<br />
Marktmerkmal Präferenz Segmentierung<br />
Reisezeit Kurze Reisezeit hat<br />
keine Priorität<br />
Zeitunsensible Kunden<br />
Beförderungsentgelt niedrige Grundpreise und<br />
Rabattierung<br />
Preissensible und Preisbewusste<br />
Bequemlichkeit, Nicht oder wenig<br />
Stresssensible, Mobilitätseinge-<br />
Stressfreiheit<br />
Umsteigen<br />
schränkte, viel Gepäck,<br />
Unerfahrene ÖV-Kunden<br />
Service Kundebetreuung,<br />
Kunden mit spezifischen<br />
Umfeldangebote<br />
Anforderungen<br />
Sicherheit Subjektives Empfinden Pragmatisch bei Bewertung Safety,<br />
sensibel bei Bewertung Security<br />
Regionaler Bezug Sonstige Angebotssituation<br />
Fernverkehr<br />
alle Kundengruppen<br />
Im grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Deutschland</strong> und Polen ist dabei insbesondere die<br />
Preisgestaltung für ein nicht zu vernachlässigendes überwiegend preissensibles Kundensegment<br />
relevant. Dies betrifft in erster Linie Verbindungen auf denen bei der Bahn EC-Züge 19 genutzt<br />
werden müssen, die für den polnischen Markt sehr hochpreisig sind. Durch die Marktzersplitterung<br />
<strong>zwischen</strong> Fern- und Regionalverkehr können zudem meist keine durchgehenden<br />
Fahrscheine erworben werden. Darüber hinaus sind die direkten Busverbindungen mit weniger<br />
Sprachbarrieren verbunden als viele Bahnverbindungen, auf denen weiterhin im Grenzgebiet<br />
umgestiegen werden muss.<br />
Die bestehenden grenzüberschreitenden Busverbindungen nach <strong>Berlin</strong> und Brandenburg zeigen,<br />
dass neben dem Individualverkehr weitere Potenziale für den öffentlichen <strong>Verkehr</strong> bestehen.<br />
Diese können bei einer entsprechenden Infrastruktur und Angebotsgestaltung auch durch<br />
den Eisenbahnverkehr gewonnen werden. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Verbindung<br />
<strong>Berlin</strong> – Szczecin mit einem derzeit erheblichen Busangebot.<br />
Sofern auf den genannten drei Relationen von <strong>Berlin</strong> nach Szczecin, Zielona Góra und Wrocław<br />
die Eisenbahninfrastruktur nicht umgehend modernisiert wird, können Fernbusse kürzere Reisezeiten<br />
gegenüber der Eisenbahn erreichen. Somit können Fernbusverbindungen kurzfristig<br />
das grenzüberschreitende <strong>Verkehr</strong>sangebot verbessern und die Bedeutung des <strong>Verkehr</strong>sknotens<br />
<strong>Berlin</strong> weiter steigern.<br />
19 Oder auch EIC- und Express-Züge der PKP Intercity innerhalb Polens.<br />
Handlungsbedarf für den grenzüberschreitenden <strong>Verkehr</strong> DE-PL Seite 35
Herausgeber<br />
Industrie- und Handelskammern in <strong>Berlin</strong> und Brandenburg<br />
Infrastruktur und Stadtentwicklung<br />
Fasanenstraße 85<br />
10623 <strong>Berlin</strong><br />
Telefon: +49 30 31510–0<br />
Telefax: +49 30 31510-166<br />
E-Mail: service@berlin.ihk.de<br />
www.ihk-berlin.de<br />
Ansprechpartner<br />
Christian Ostendorf | <strong>IHK</strong> <strong>Berlin</strong><br />
E-Mail: christian.ostendorf@berlin.ihk.de<br />
Titelbild<br />
© Deutsche Bahn AG<br />
Druck<br />
Koebcke Information Partners<br />
Axel-Springer-Straße 54<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
2013-05-07-<strong>Grenzüberschreitender</strong>-<strong>Verkehr</strong>-DRUCK.indd 2 08.05.2013 10:59:51