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Der neue westliche Interventionskrieg in Mali - Goethe-Universität

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© 2013 Egbert Jahn – Zitieren bitte nur unter Angabe der Quelle<br />

15<br />

In Deutschland wurde darüber gestritten, ob Regierung und Bundestag von sich aus Frankreich<br />

den militärischen Beistand der Bundeswehr anbieten sollte. Dafür sprachen sich Bundestagspräsident<br />

Norbert Lammert und General a. D. Harald Kujat, ehemaliger General<strong>in</strong>spekteur<br />

der Bundeswehr und Vorsitzender des Militärausschusses der NATO, aus. Daß nicht<br />

an e<strong>in</strong>e Europäisierung der Interventionsstreitmacht gedacht wurde, etwa unter E<strong>in</strong>schaltung<br />

e<strong>in</strong>er EU-Kampfgruppe (battle group), bedauern manche <strong>in</strong> Deutschland wie Walter Isch<strong>in</strong>ger.<br />

37 Sie benutzen die <strong>Mali</strong>krise, um wieder e<strong>in</strong>mal ihren Wunsch vorzubr<strong>in</strong>gen: „Deutschland<br />

kann sicherheitspolitisch nicht <strong>in</strong> der dritten Reihe <strong>in</strong> Europa stehen. Unser Platz ist mit<br />

Frankreich, Großbritannien und e<strong>in</strong>igen anderen vorne. Wir müssen Führungsverantwortung<br />

mit übernehmen – nicht nur beim Management der Euro-Krise, wo manche ja über angebliche<br />

deutsche Diktate klagen.“ 38 Obwohl Deutschland ke<strong>in</strong>e eigenen relevanten eigenen Wirtschafts<strong>in</strong>teressen<br />

wie Frankreich <strong>in</strong> Nordafrika zu verfechten hat, wollen e<strong>in</strong>ige Politiker und<br />

Militärs die <strong>Mali</strong>krise zu e<strong>in</strong>er Stärkung der militärpolitischen Rolle Deutschlands <strong>in</strong> Europa<br />

nutzen. Sie er<strong>in</strong>nern an die politische Isolation Deutschlands durch se<strong>in</strong>e als pe<strong>in</strong>lich empfundene<br />

Absage an e<strong>in</strong>e Beteiligung am Libyenkrieg. Mehrere Mitglieder der Regierung und<br />

Regierungsparteien sprachen sich h<strong>in</strong>gegen gegen e<strong>in</strong>en Kampfe<strong>in</strong>satz der Bundeswehr aus<br />

und führten als Argument <strong>in</strong>s Feld, daß Deutschland nach den USA zur Zeit mit 5.800 Mann<br />

die meisten Soldaten im Auslandse<strong>in</strong>satz habe. Sie dürften die kommenden Bundestagswahlen<br />

und die Abneigung der meisten Deutschen gegen e<strong>in</strong>en weiteren Auslandse<strong>in</strong>satz im Blick<br />

haben, obwohl bislang ke<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ungsumfragen zu diesem Thema veröffentlicht wurden. Die<br />

SPD und die Grünen halten sich bislang <strong>in</strong> dieser Frage auffallend zurück, während die L<strong>in</strong>ke<br />

sich <strong>in</strong> der Logik ihrer bisherigen Politik entschieden dagegen ausspricht.<br />

5 Koord<strong>in</strong>ation von militärischer Stabilität und ziviler Entwicklung von<br />

Gesellschaft und Staat<br />

Was wäre <strong>in</strong> dieser Situation ratsam? E<strong>in</strong>e Duldung des islamistischen Eroberungszuges und<br />

der Terrorisierung der Bevölkerung wäre selbst vom Standpunkt e<strong>in</strong>er strikt gewaltfreien Politik<br />

nicht zu vertreten gewesen, da es auch kaum Ansatzpunkts für e<strong>in</strong>en gewaltlosen Widerstand<br />

gegen die islamistische Expansion und Herrschaft gab. Auch wenn es eher unwahrsche<strong>in</strong>lich<br />

sche<strong>in</strong>t, daß die Islamisten ganz <strong>Mali</strong> hätten erobern können, vor allem, wenn die<br />

malische Armee Unterstützung von ECOWAS-Truppen erhalten hätte, so hat die überlegene<br />

französische Militär<strong>in</strong>tervention trotz ihrer vielen Opfer vermutlich e<strong>in</strong>e noch größeres, längeres<br />

Blutvergießen <strong>in</strong> den Hauptteilen <strong>Mali</strong>s verh<strong>in</strong>dert. Frankreich hat ansche<strong>in</strong>end ke<strong>in</strong> Inter-

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