ie ein Wirbel - feireiss
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HAUS & GARTEN KÜCHENGÄRTEN<br />
Garten sa!<br />
Der Wirsing für d<strong>ie</strong> Kohlrouladen kommt aus<br />
dem eigenen Garten, der knackige Chicorée und<br />
d<strong>ie</strong> Zitronenmelisse ebenfalls. Was eckt hinter<br />
der Sehnsucht, w<strong>ie</strong>der alles selb anzubauen?<br />
Plus: In sechs Schr<strong>ie</strong>n zum Küchengarten.<br />
TEXT NIKOLAS FEIREISS<br />
FOTO: GARY ROGERS<br />
Mit Weitblick<br />
Der Küchengarten<br />
von Chatsworth<br />
House fügt sich wunderbar<br />
in d<strong>ie</strong> sanfte<br />
Hügellandschaft.<br />
Ende des 20. Jahrhunderts<br />
wurde er<br />
von den Fürsten von<br />
Derbyshire w<strong>ie</strong>der<br />
zum Leben erweckt.<br />
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2/2012 COUNTRY<br />
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HAUS & GARTEN KÜCHENGÄRTEN<br />
W<br />
<strong>ie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Wirbel</strong>wind<br />
saust Viktoria<br />
von dem<br />
Bussche durch<br />
d<strong>ie</strong> blühende<br />
Parklandschaft.<br />
Schnuppert h<strong>ie</strong>r an <strong>ein</strong>er Blüte, zupft dort<br />
<strong>ein</strong> trockenes Blatt ab. Es ist nicht <strong>ein</strong>fach,<br />
mit ihr Schritt zu halten. Dann stürmt s<strong>ie</strong><br />
zu <strong>ein</strong>em Beet und beginnt mit bloßen<br />
Händen, in der Erde zu buddeln. „Schauen<br />
S<strong>ie</strong> mal“, ruft s<strong>ie</strong> begeistert, „<strong>ein</strong>e Vitelotte!“<br />
D<strong>ie</strong> Vitelotte ist k<strong>ein</strong>e seltene<br />
Blume, sondern <strong>ein</strong>e seltene Kartoel,<br />
auch Trüelkartoel genannt. Und s<strong>ie</strong> ist<br />
nur <strong>ein</strong>e der zahlreichen kulinarischen<br />
Kostbarkeiten im Küchengarten von<br />
Schloss Ippenburg.<br />
Immer mehr Menschen krempeln d<strong>ie</strong><br />
Ärmel hoch, um Kartoeln, Rüben oder<br />
Pastinaken aus dem Boden zu holen. Und<br />
immer mehr Bücher erklären, w<strong>ie</strong> man<br />
zum Selbstversorger wird. Darunter auch<br />
Viktoria von dem Bussches Bildband „Ich<br />
träume von <strong>ein</strong>em Küchengarten“, der<br />
d<strong>ie</strong>sen Monat ersch<strong>ein</strong>t (s<strong>ie</strong>he Seite 57).<br />
Doch was ist eigentlich <strong>ein</strong> Küchengarten?<br />
Eine Art Parad<strong>ie</strong>s, w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Perser ihre<br />
Gärten schon vor unserer Zeitrechnung<br />
Erfüllt sich <strong>ein</strong>en<br />
Kindheitstraum<br />
Viktoria von dem<br />
Bussche im Küchengarten<br />
von Schloss<br />
Ippenburg. Rechts:<br />
Toskanischer Palmkohl<br />
mit Currykraut<br />
und Tagetes.<br />
nannten, in denen W<strong>ein</strong>, Obst und Gemüse<br />
wucherten. Aus d<strong>ie</strong>sen „Parad<strong>ie</strong>sen“<br />
entwickelten sich unsere Pfarr-, Bauern-<br />
und auch Küchengärten. Typisch ist d<strong>ie</strong><br />
symmetrische Anlage der Wege, weil man<br />
so am besten d<strong>ie</strong> Beete erreichen kann.<br />
Zum Pflanzen-Kanon <strong>ein</strong>es Küchengartens<br />
gehören klassische Kräuter w<strong>ie</strong><br />
Dill und Petersil<strong>ie</strong>, Rosmarin und Minze,<br />
Gemüse von Artischocke bis Zucchini und<br />
natürlich Obst: Rhabarber zum Beisp<strong>ie</strong>l<br />
und Beeren. Doch nichts muss, alles kann.<br />
Bis auf <strong>ein</strong>s: K<strong>ein</strong> Küchengarten ohne Blütenpracht.<br />
Borretsch, Ringelblumen oder<br />
Dahl<strong>ie</strong>n schmücken d<strong>ie</strong> Beete, halten<br />
Schädlinge ab und schmecken als Salatzugabe<br />
sommerlich frisch.<br />
Pasta mit eigenen Tomaten<br />
Wollte man früher unbedingt <strong>ein</strong>en romantischen<br />
Rosengarten haben, wird nun<br />
Platz für Salat und Rüben reserv<strong>ie</strong>rt. Sogar<br />
Michelle Obama ist unter d<strong>ie</strong> Küchengärtnerinnen<br />
gegangen. Zusammen mit <strong>ein</strong>er<br />
Gruppe von Schülern grub d<strong>ie</strong> First Lady<br />
100 Quadratmeter Rasen am Weißen Haus<br />
um und pflanzte dort mehr als 50 versch<strong>ie</strong>dene<br />
Gemüsesorten. Ein Signal gegen Fast<br />
Food und für soziale Verantwortung. Denn<br />
d<strong>ie</strong> Ernte wird zwar teilweise im Reg<strong>ie</strong>rungsgebäude<br />
verarbeitet, kommt aber<br />
größtenteils Bedürftigen zugute.<br />
D<strong>ie</strong> Sehnsucht, sich s<strong>ein</strong> eigenes Parad<strong>ie</strong>s<br />
zu schaen, hat längst auch d<strong>ie</strong> Großstädte<br />
erobert. Wer k<strong>ein</strong>en Garten hat,<br />
z<strong>ie</strong>ht auf dem Balkon oder der Dachterrasse<br />
Tomaten, Bohnen und Kapuzinerkresse.<br />
In Berlin-Kreuzberg – eher für<br />
Maikrawalle als für ländliche Idylle bekannt<br />
– verwandelte <strong>ein</strong>e Anwohnerinitiative<br />
<strong>ein</strong>e heruntergekommene 6000<br />
Quadratmeter große Brachfläche in <strong>ein</strong>e<br />
ökologische Landwirtschaft: den Prinzessinnengarten.<br />
D<strong>ie</strong> Pflanzen werden in<br />
recycelten Bäckerkisten, Reissäcken und<br />
Tetrapaks angebaut. Das macht den Garten<br />
mobil und den Anbau auf vers<strong>ie</strong>gelten<br />
Flächen möglich.<br />
Das Glück sch<strong>ein</strong>t also nicht nur auf<br />
der W<strong>ie</strong>se zu l<strong>ie</strong>gen, sondern auch zwischen<br />
Kohl und Koriander. Es ist aber<br />
auch <strong>ein</strong> tolles Gefühl, wenn man für das<br />
Abendessen mit Freunden d<strong>ie</strong> Pastasoße<br />
aus eigenen Tomaten kocht. Mit den Kindern<br />
für den Nachtisch Erdbeeren pflückt.<br />
Oder ihnen dabei zuschaut, w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> den<br />
selbst gezogenen Salat ganz freiwillig und<br />
mit Begeisterung essen.<br />
„Schon beim Flan<strong>ie</strong>ren<br />
durch den Garten soll<br />
<strong>ein</strong>em das Wasser im<br />
Mund zusammenlaufen.“<br />
VIKTORIA VON DEM BUSSCHE<br />
FOTO: JOSEF BIEKER (2)<br />
FOTO: GARY ROGERS<br />
Unter der Glocke<br />
Melonenzucht war<br />
<strong>ein</strong>es der bel<strong>ie</strong>btesten<br />
Hobbys von<br />
Königen und Adligen<br />
im 17. Jahrhundert.<br />
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2/2012 COUNTRY<br />
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HAUS & GARTEN KÜCHENGÄRTEN<br />
Symphon<strong>ie</strong> in Grün<br />
Von links nach rechts: Rote Beete trit d<strong>ie</strong> Ackerbohne Vicia faba,<br />
reihenweise Salat im Rundbeet, Hotel für Insekten,<br />
Sommeraster ‘Stella Hellblau’ inmitten von Fenchelkraut, Weidenpyramide<br />
für Salatgurken, Kapuzinerkresse im Kräuterrondell,<br />
weißes Mini-Gewächshaus vor blühendem Koriander, historische<br />
Gartengeräte, junge Stangenbohnen, Gladiolen zwischen<br />
Grünkohl, witterungsbeständiger Staketenzaun aus Kastan<strong>ie</strong>nholz,<br />
der üppige Küchengarten von Schloss Ippenburg.<br />
FOTO: JOSEF BIEKER (12)<br />
FOTOS: DAGMAR SCHWELLE (2)<br />
Für Viktoria von dem Bussche ist ihr 3000<br />
Quadratmeter großer Küchengarten bei<br />
Osnabrück d<strong>ie</strong> Erfüllung <strong>ein</strong>es Kindheitstraums.<br />
Auf dem Gelände <strong>ein</strong>es ehemaligen,<br />
600 Jahre alten Obstgartens legte<br />
s<strong>ie</strong> ihn in Zusammenarbeit mit den Landschaftsgärtnern<br />
Lohaus & Carl an. Umringt<br />
von Mauern aus dem 15. Jahrhundert<br />
hat er d<strong>ie</strong> klassische formale Einteilung<br />
der Beete, d<strong>ie</strong> Bepflanzung jedoch ist<br />
von fast wilder Schönheit. D<strong>ie</strong>ser sinnliche<br />
Aspekt ist Viktoria von dem Bussche<br />
besonders wichtig, Anlage und Pflanzung<br />
ergeben für s<strong>ie</strong> optimalerweise <strong>ein</strong> Gesamtkunstwerk.<br />
„D<strong>ie</strong> strenge Form musste<br />
für mich durch d<strong>ie</strong> Bepflanzung gebrochen<br />
werden“, sagt s<strong>ie</strong>. „Im ersten Jahr<br />
sah der Garten für m<strong>ein</strong>en Geschmack zu<br />
sehr nach Lehrgarten aus.“<br />
Lebensfreude und Genuss<br />
Während es beim Pfarr- und Küchengarten<br />
in erster Lin<strong>ie</strong> um Vorratswirtschaft<br />
ging, ist d<strong>ie</strong> oberste Prämisse für den Küchengarten:<br />
Lebensfreude und Genuss.<br />
„Schon beim Anblick der Beete soll <strong>ein</strong>em<br />
das Wasser im Mund zusammenlaufen“,<br />
lacht von dem Bussche. Ein Wunsch mit<br />
großer Tradition: Ludwig XIV. führte s<strong>ein</strong>e<br />
Gäste, bevor er s<strong>ie</strong> an d<strong>ie</strong> Tafel bat,<br />
durch s<strong>ein</strong>en „Potager du Roi“, wo s<strong>ie</strong> sich<br />
an den Köstlichkeiten berauschten, welche<br />
d<strong>ie</strong> Natur versprach. Und auch in dem<br />
berühmten Küchengarten von Chatsworth,<br />
dessen Hochzeit Anfang des 19.<br />
Jahrhunderts begann, wurde der Appetit<br />
aufs Üppigste angeregt. Gerne auf Exotisches:<br />
Mehr als 20 Gewächshäuser lockten<br />
mit Ananas, Melonen und Feigen.<br />
Aber auch ganz banales Obst und Gemüse<br />
wurde mit höchster Sorgfalt gepflanzt.<br />
In ihrem Buch beschreibt Viktoria von<br />
dem Bussche d<strong>ie</strong> Qual, das richtige Erbsensaatgut<br />
auszuwählen und zit<strong>ie</strong>rt aus<br />
<strong>ein</strong>em Br<strong>ie</strong>f der Duchess of Devonshire:<br />
„Ich sehne mich nach dem Tag, an dem <strong>ein</strong><br />
Verkäufer neben der fantas<strong>ie</strong>vollen Handelsbezeichnungen<br />
schreibt: ,Nicht der<br />
Mühe wert, zu zäh und unmöglich zu kochen,<br />
faserig, geschmacklos, nur zum Unterpflügen<br />
geeignet‘.“<br />
In Schloss Ippenburg schmecken d<strong>ie</strong><br />
Erbsen vorzüglich. Das weiß auch Thomas<br />
Bühner. Der Osnabrücker Spitzenkoch<br />
vom Restaurant „La V<strong>ie</strong>“ erntet h<strong>ie</strong>r.<br />
V<strong>ie</strong>lleicht mit <strong>ein</strong> Grund dafür, dass s<strong>ein</strong>er<br />
Küche gerade der dritte Michelin-Stern<br />
verl<strong>ie</strong>hen wurde.<br />
No risk, no fun<br />
Michael Homann vom Berliner Restaurant<br />
„Margaux“, ebenfalls mit Stern gekrönt,<br />
nennt sich sogar „Koch und Gärtner“.<br />
Er „erdet sich“ in s<strong>ein</strong>em Garten bei<br />
Kr<strong>ie</strong>low in Brandenburg und versucht das<br />
ganze Jahr über, selbst gezogenes Gemüse<br />
auf den Tisch zu bringen. 3000 bis 5000<br />
„Ich koche am<br />
l<strong>ie</strong>ben saisonal, weil<br />
ich mich w<strong>ie</strong>der über<br />
d<strong>ie</strong> eren Erdbren<br />
freuen möchte.“<br />
MICHAEL HOFFMANN<br />
Gourmet-Garten<br />
In s<strong>ein</strong>em Berliner<br />
Restaurant „Margaux“<br />
vewendet<br />
Michael Homann<br />
selbst gezogene<br />
Zutaten. Unten<br />
pflanzt der Sternekoch<br />
gerade Blumenkohlsetzlinge.<br />
Gläser weckt Michael Homann jedes<br />
Jahr <strong>ein</strong>, als Reserve für den Winter. Doch<br />
l<strong>ie</strong>ber kocht er mit Produkten der Saison.<br />
„V<strong>ie</strong>le m<strong>ein</strong>er Kollegen wollen sich w<strong>ie</strong> ich<br />
w<strong>ie</strong>der über den ersten Spargel und d<strong>ie</strong><br />
ersten Erdbeeren freuen“, sagt er. Wenn<br />
man etwas nicht immer haben kann,<br />
schätzt man s<strong>ein</strong>en Geschmack v<strong>ie</strong>l mehr.<br />
Dann zaubert das Erdbeeraroma w<strong>ie</strong>der<br />
Kindheitserinnerungen herbei. An Tage,<br />
an denen man über Feldwege l<strong>ie</strong>f<br />
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HAUS & GARTEN KÜCHENGÄRTEN<br />
und d<strong>ie</strong> Sonnenstrahlen, d<strong>ie</strong> auf der Nase<br />
kitzelten. Nur so schmecken d<strong>ie</strong> Frühlingsboten<br />
wirklich nach Frühling.<br />
Jedes Wochenende verbringt Michael<br />
Homann mit s<strong>ein</strong>er Frau in s<strong>ein</strong>em Garten.<br />
Und auch in der Woche vergeht kaum<br />
<strong>ein</strong> Tag, an dem er nicht dort vorbeischaut.<br />
„Ich habe oft Erde unter den Fingern“, erzählt<br />
er. Weil er so v<strong>ie</strong>l an der frischen Luft<br />
arbeitet und d<strong>ie</strong> Jahreszeiten hautnah miterlebt,<br />
hat sich auch d<strong>ie</strong> Art, w<strong>ie</strong> er kocht,<br />
verändert. Er experiment<strong>ie</strong>rt jetzt mehr<br />
mit rotem Grünkohl zum Beisp<strong>ie</strong>l oder mit<br />
Schoten, d<strong>ie</strong> er bisher noch n<strong>ie</strong> gesehen hat<br />
und d<strong>ie</strong> er probehalber <strong>ein</strong>fach mal <strong>ein</strong>legt.<br />
No risk, no fun. So entstehen Zufallsprodukte.<br />
Hochgewachsener Römischer Salat<br />
ersetzte auch schon mal d<strong>ie</strong> Blumen auf<br />
den Restauranttischen. Besonders angetan<br />
haben es dem Spitzenkoch d<strong>ie</strong> „vergessenen“<br />
Gemüsesorten w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Haferwurzel<br />
oder Erdmandeln. Immer ist Michael<br />
Homann auf der Suche nach der besonderen<br />
geschmacklichen Gemüsequalität. Inzwischen<br />
sind s<strong>ein</strong>e vegetarischen Menüs<br />
für v<strong>ie</strong>le Gourmets <strong>ein</strong> Grund, <strong>ein</strong>en Platz<br />
im „Margaux“ zu reserv<strong>ie</strong>ren.<br />
Für alle, d<strong>ie</strong> sich ebenfalls für alte Gemüsesorten<br />
interess<strong>ie</strong>ren, lohnt der Besuch<br />
des n<strong>ie</strong>derländischen Küchengartens<br />
„Moestuin“ von Schloss Twickel. Das<br />
drei Hektar große Grundstück l<strong>ie</strong>gt auf<br />
der Strecke nach Borne, kurz hinter der<br />
Grenze. An <strong>ein</strong>em Teil der 800 Meter langen<br />
Mauer, d<strong>ie</strong> den Garten umgibt, wird<br />
Kletterobst angebaut. D<strong>ie</strong> vertikale Nutzfläche<br />
ergänzt d<strong>ie</strong> horizontalen Beete. Außerdem<br />
reflekt<strong>ie</strong>ren d<strong>ie</strong> St<strong>ein</strong>e Wärme.<br />
Unter Anleitung von Gartenchef Hans<br />
Hondebrink sorgen ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
dafür, dass h<strong>ie</strong>r w<strong>ie</strong>der Schwarzwurzeln<br />
oder d<strong>ie</strong> Ur-Artischocke Cynara<br />
cardunculus, <strong>ein</strong> Distelgewächs, gedeihen.<br />
Dank der archiv<strong>ie</strong>rten Rechnung <strong>ein</strong>er<br />
Saatgutl<strong>ie</strong>ferung aus dem Jahre 1691<br />
konnte rekonstru<strong>ie</strong>rt werden, welche Gemüsearten<br />
<strong>ein</strong>mal im Wirtschaftsgarten<br />
des Schlosses angebaut wurden. Ein etwas<br />
anderer Geschichtsunterricht.<br />
Gepflanzt wird, was schmeckt<br />
Es geht aber auch <strong>ein</strong> paar Nummern kl<strong>ein</strong>er.<br />
Denn <strong>ein</strong> Küchengarten ist das, was<br />
s<strong>ein</strong> Besitzer dazu erklärt. Ein, zwei Kästen<br />
auf dem Balkon oder <strong>ein</strong> Beet in <strong>ein</strong>er<br />
sonnigen Ecke des Gartens. Dazu braucht<br />
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Ein Herz für Altes<br />
Hans Hondebrink,<br />
Chef des historischen<br />
Gartens<br />
„Moestuin“.<br />
Rankglocken d<strong>ie</strong>nen<br />
in Schloss Twickel<br />
seit drei Jahrhunderten<br />
zur Gemüseanzucht<br />
(unten).<br />
„Anhand <strong>ein</strong>er<br />
Rechnung von 1691<br />
wissen wir, welches<br />
Saatgut damals<br />
gepflanzt wurde.“<br />
HANS HONDEBRINK<br />
man mehr Fantas<strong>ie</strong> als Platz: Zur Selbstversorgung<br />
reichen 20 bis 25 Quadratmeter<br />
pro Person. Und weil d<strong>ie</strong> Bezeichnung<br />
Küchengarten d<strong>ie</strong>ses Mini-Format nicht<br />
vermuten lässt, kurs<strong>ie</strong>rt bereits <strong>ein</strong> neuer<br />
Begri dafür: Vegg<strong>ie</strong> Pad.<br />
Je v<strong>ie</strong>lfältiger der Garten, umso mehr<br />
Zeit und Aufmerksamkeit braucht er. D<strong>ie</strong><br />
wichtigste Grundregel lautet allerdings<br />
immer gleich – egal ob für den Sternekoch,<br />
d<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> auf dem Land oder den Single<br />
in der Stadt: Gepflanzt wird, was schmeckt.<br />
Backe ich gerne Kuchen, werden mehr<br />
Beeren im Repertoire s<strong>ein</strong>. L<strong>ie</strong>be ich es<br />
knackig-frisch, pflanze ich Salate und Gemüse,<br />
das als Rohkost taugt.<br />
Und wetten, dass es – zumindest am<br />
Anfang – k<strong>ein</strong>e Vitelotte s<strong>ein</strong> muss, um<br />
euphorisch in der Erde zu buddeln?<br />
Schon <strong>ein</strong>e ganz normale ‘Linda’ wird das<br />
Herz höherschlagen lassen und d<strong>ie</strong> Ofenkartoel<br />
mit Quark und Schnittlauch (natürlich<br />
auch aus dem eigenen Garten)<br />
zum Festessen machen!<br />
In 6 Schritten zum Küchengarten: S. 58<br />
FOTO: JOSEF BIEKER (2)<br />
Neue Bücher zur Inspiration<br />
DER SELBST-<br />
VERSORGER-<br />
KÜCHENGARTEN<br />
„Gerade noch hat<br />
der Schnee den<br />
gesamten Garten<br />
bedeckt …“ So beginnt das<br />
Buch, das nach Monaten in<br />
zwölf Hauptka pitel <strong>ein</strong>geteilt<br />
ist. Fotos und Zeichnungen illustr<strong>ie</strong>ren<br />
d<strong>ie</strong> Entwicklung. Was<br />
im März zu tun ist? Sommerblume<br />
vorkeimen lassen, welke<br />
Pflanzen beschneiden, Mistbeet<br />
<strong>ein</strong>richten.<br />
Christian Verlag, um 30 Euro,<br />
Ersch<strong>ein</strong>ungstermin: Februar.<br />
MEIN KÜCHEN-<br />
GARTEN Auf<br />
dem Balkon<br />
oder im Rundbeet<br />
– <strong>ein</strong> Küchengarten<br />
kann<br />
überall gelingen.<br />
Tipps für d<strong>ie</strong> Anlage am<br />
Reihen eckhaus: an der Ostfassade<br />
Bayernkiwi, Glyzin<strong>ie</strong><br />
und Kletterrose emporranken<br />
lassen. Dazwischen<br />
Töpfe<br />
mit Tomaten,<br />
Peperoni und<br />
Hängeerdbeeren<br />
platz<strong>ie</strong>ren.<br />
BLV, um<br />
17 Euro,<br />
Ersch<strong>ein</strong>ungstermin:<br />
März.<br />
ICH TRÄUME VON EINEM<br />
KÜCHENGARTEN „Lass uns<br />
träumen von ‚Kohl und Königen‘<br />
und von <strong>ein</strong>er Zeit, in der der<br />
Anbau von Obst, Gemüse<br />
und Kräutern auf dem besten<br />
Wege war, zu den ‚Schönen<br />
Künsten‘ zu zählen, und<br />
wo <strong>ein</strong> Gespräch über Melonen,<br />
Kirschen oder Birnen zu<br />
<strong>ein</strong>em festen Bestandteil an<br />
der königlichen Tafel gehörte.“<br />
Viktoria von dem Bussches<br />
Bildband ist gleichzeitig Kulturgeschichte<br />
und Ratgeber.<br />
D<strong>ie</strong> opulenten Fotos entführen<br />
den Leser nicht nur<br />
in ihr eigenes Parad<strong>ie</strong>s nach<br />
Schloss Ippenburg, sondern<br />
zum Beisp<strong>ie</strong>l auch<br />
ins britische Highgrove zu<br />
Prince Charles.<br />
Callwey Verlag, um 40 Euro,<br />
Ersch<strong>ein</strong>ungstermin: Februar.<br />
GARTENSCHÄTZE<br />
Das perfekte Buch für Einsteiger<br />
und Gen<strong>ie</strong>ßer. Denn<br />
h<strong>ie</strong>r gibt es nicht nur verständliche<br />
Tipps zu Anbau<br />
und Ernte, sondern auch<br />
zur Verwertung: leckere<br />
saisonale Rezepte! Gräfe<br />
und Unzer, um 25 Euro, Ersch<strong>ein</strong>ungstermin:<br />
Februar.<br />
HÜHNERSTALL UND<br />
KÜCHENGARTEN D<strong>ie</strong>ses Buch<br />
ist vollgepackt mit Informationen.<br />
Es erklärt Fruchtwechsel und<br />
Mischkultur, w<strong>ie</strong> man in Gefäßen<br />
richtig anbaut, praktisch<br />
bewässert und gegen Schädlinge<br />
vorgeht. Der größte Part ist<br />
dem Gemüse (beste Sorten,<br />
Pflegetricks etc.) gewidmet.<br />
Plus: <strong>ein</strong> Kapitel<br />
zur B<strong>ie</strong>nenzucht<br />
und Haltung von<br />
Hühnern, Z<strong>ie</strong>gen<br />
und Schw<strong>ein</strong>en.<br />
Thorbecke Verlag,<br />
um 25 Euro.<br />
Ersch<strong>ein</strong>ungstermin:<br />
14. März.