12.10.2013 Aufrufe

ie ein Wirbel - feireiss

ie ein Wirbel - feireiss

ie ein Wirbel - feireiss

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

HAUS & GARTEN KÜCHENGÄRTEN<br />

Garten sa!<br />

Der Wirsing für d<strong>ie</strong> Kohlrouladen kommt aus<br />

dem eigenen Garten, der knackige Chicorée und<br />

d<strong>ie</strong> Zitronenmelisse ebenfalls. Was eckt hinter<br />

der Sehnsucht, w<strong>ie</strong>der alles selb anzubauen?<br />

Plus: In sechs Schr<strong>ie</strong>n zum Küchengarten.<br />

TEXT NIKOLAS FEIREISS<br />

FOTO: GARY ROGERS<br />

Mit Weitblick<br />

Der Küchengarten<br />

von Chatsworth<br />

House fügt sich wunderbar<br />

in d<strong>ie</strong> sanfte<br />

Hügellandschaft.<br />

Ende des 20. Jahrhunderts<br />

wurde er<br />

von den Fürsten von<br />

Derbyshire w<strong>ie</strong>der<br />

zum Leben erweckt.<br />

50 COUNTRY 2/2012<br />

2/2012 COUNTRY<br />

51


HAUS & GARTEN KÜCHENGÄRTEN<br />

W<br />

<strong>ie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Wirbel</strong>wind<br />

saust Viktoria<br />

von dem<br />

Bussche durch<br />

d<strong>ie</strong> blühende<br />

Parklandschaft.<br />

Schnuppert h<strong>ie</strong>r an <strong>ein</strong>er Blüte, zupft dort<br />

<strong>ein</strong> trockenes Blatt ab. Es ist nicht <strong>ein</strong>fach,<br />

mit ihr Schritt zu halten. Dann stürmt s<strong>ie</strong><br />

zu <strong>ein</strong>em Beet und beginnt mit bloßen<br />

Händen, in der Erde zu buddeln. „Schauen<br />

S<strong>ie</strong> mal“, ruft s<strong>ie</strong> begeistert, „<strong>ein</strong>e Vitelotte!“<br />

D<strong>ie</strong> Vitelotte ist k<strong>ein</strong>e seltene<br />

Blume, sondern <strong>ein</strong>e seltene Kartoel,<br />

auch Trüelkartoel genannt. Und s<strong>ie</strong> ist<br />

nur <strong>ein</strong>e der zahlreichen kulinarischen<br />

Kostbarkeiten im Küchengarten von<br />

Schloss Ippenburg.<br />

Immer mehr Menschen krempeln d<strong>ie</strong><br />

Ärmel hoch, um Kartoeln, Rüben oder<br />

Pastinaken aus dem Boden zu holen. Und<br />

immer mehr Bücher erklären, w<strong>ie</strong> man<br />

zum Selbstversorger wird. Darunter auch<br />

Viktoria von dem Bussches Bildband „Ich<br />

träume von <strong>ein</strong>em Küchengarten“, der<br />

d<strong>ie</strong>sen Monat ersch<strong>ein</strong>t (s<strong>ie</strong>he Seite 57).<br />

Doch was ist eigentlich <strong>ein</strong> Küchengarten?<br />

Eine Art Parad<strong>ie</strong>s, w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Perser ihre<br />

Gärten schon vor unserer Zeitrechnung<br />

Erfüllt sich <strong>ein</strong>en<br />

Kindheitstraum<br />

Viktoria von dem<br />

Bussche im Küchengarten<br />

von Schloss<br />

Ippenburg. Rechts:<br />

Toskanischer Palmkohl<br />

mit Currykraut<br />

und Tagetes.<br />

nannten, in denen W<strong>ein</strong>, Obst und Gemüse<br />

wucherten. Aus d<strong>ie</strong>sen „Parad<strong>ie</strong>sen“<br />

entwickelten sich unsere Pfarr-, Bauern-<br />

und auch Küchengärten. Typisch ist d<strong>ie</strong><br />

symmetrische Anlage der Wege, weil man<br />

so am besten d<strong>ie</strong> Beete erreichen kann.<br />

Zum Pflanzen-Kanon <strong>ein</strong>es Küchengartens<br />

gehören klassische Kräuter w<strong>ie</strong><br />

Dill und Petersil<strong>ie</strong>, Rosmarin und Minze,<br />

Gemüse von Artischocke bis Zucchini und<br />

natürlich Obst: Rhabarber zum Beisp<strong>ie</strong>l<br />

und Beeren. Doch nichts muss, alles kann.<br />

Bis auf <strong>ein</strong>s: K<strong>ein</strong> Küchengarten ohne Blütenpracht.<br />

Borretsch, Ringelblumen oder<br />

Dahl<strong>ie</strong>n schmücken d<strong>ie</strong> Beete, halten<br />

Schädlinge ab und schmecken als Salatzugabe<br />

sommerlich frisch.<br />

Pasta mit eigenen Tomaten<br />

Wollte man früher unbedingt <strong>ein</strong>en romantischen<br />

Rosengarten haben, wird nun<br />

Platz für Salat und Rüben reserv<strong>ie</strong>rt. Sogar<br />

Michelle Obama ist unter d<strong>ie</strong> Küchengärtnerinnen<br />

gegangen. Zusammen mit <strong>ein</strong>er<br />

Gruppe von Schülern grub d<strong>ie</strong> First Lady<br />

100 Quadratmeter Rasen am Weißen Haus<br />

um und pflanzte dort mehr als 50 versch<strong>ie</strong>dene<br />

Gemüsesorten. Ein Signal gegen Fast<br />

Food und für soziale Verantwortung. Denn<br />

d<strong>ie</strong> Ernte wird zwar teilweise im Reg<strong>ie</strong>rungsgebäude<br />

verarbeitet, kommt aber<br />

größtenteils Bedürftigen zugute.<br />

D<strong>ie</strong> Sehnsucht, sich s<strong>ein</strong> eigenes Parad<strong>ie</strong>s<br />

zu schaen, hat längst auch d<strong>ie</strong> Großstädte<br />

erobert. Wer k<strong>ein</strong>en Garten hat,<br />

z<strong>ie</strong>ht auf dem Balkon oder der Dachterrasse<br />

Tomaten, Bohnen und Kapuzinerkresse.<br />

In Berlin-Kreuzberg – eher für<br />

Maikrawalle als für ländliche Idylle bekannt<br />

– verwandelte <strong>ein</strong>e Anwohnerinitiative<br />

<strong>ein</strong>e heruntergekommene 6000<br />

Quadratmeter große Brachfläche in <strong>ein</strong>e<br />

ökologische Landwirtschaft: den Prinzessinnengarten.<br />

D<strong>ie</strong> Pflanzen werden in<br />

recycelten Bäckerkisten, Reissäcken und<br />

Tetrapaks angebaut. Das macht den Garten<br />

mobil und den Anbau auf vers<strong>ie</strong>gelten<br />

Flächen möglich.<br />

Das Glück sch<strong>ein</strong>t also nicht nur auf<br />

der W<strong>ie</strong>se zu l<strong>ie</strong>gen, sondern auch zwischen<br />

Kohl und Koriander. Es ist aber<br />

auch <strong>ein</strong> tolles Gefühl, wenn man für das<br />

Abendessen mit Freunden d<strong>ie</strong> Pastasoße<br />

aus eigenen Tomaten kocht. Mit den Kindern<br />

für den Nachtisch Erdbeeren pflückt.<br />

Oder ihnen dabei zuschaut, w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> den<br />

selbst gezogenen Salat ganz freiwillig und<br />

mit Begeisterung essen.<br />

„Schon beim Flan<strong>ie</strong>ren<br />

durch den Garten soll<br />

<strong>ein</strong>em das Wasser im<br />

Mund zusammenlaufen.“<br />

VIKTORIA VON DEM BUSSCHE<br />

FOTO: JOSEF BIEKER (2)<br />

FOTO: GARY ROGERS<br />

Unter der Glocke<br />

Melonenzucht war<br />

<strong>ein</strong>es der bel<strong>ie</strong>btesten<br />

Hobbys von<br />

Königen und Adligen<br />

im 17. Jahrhundert.<br />

52 COUNTRY 2/2012<br />

2/2012 COUNTRY<br />

53


HAUS & GARTEN KÜCHENGÄRTEN<br />

Symphon<strong>ie</strong> in Grün<br />

Von links nach rechts: Rote Beete trit d<strong>ie</strong> Ackerbohne Vicia faba,<br />

reihenweise Salat im Rundbeet, Hotel für Insekten,<br />

Sommeraster ‘Stella Hellblau’ inmitten von Fenchelkraut, Weidenpyramide<br />

für Salatgurken, Kapuzinerkresse im Kräuterrondell,<br />

weißes Mini-Gewächshaus vor blühendem Koriander, historische<br />

Gartengeräte, junge Stangenbohnen, Gladiolen zwischen<br />

Grünkohl, witterungsbeständiger Staketenzaun aus Kastan<strong>ie</strong>nholz,<br />

der üppige Küchengarten von Schloss Ippenburg.<br />

FOTO: JOSEF BIEKER (12)<br />

FOTOS: DAGMAR SCHWELLE (2)<br />

Für Viktoria von dem Bussche ist ihr 3000<br />

Quadratmeter großer Küchengarten bei<br />

Osnabrück d<strong>ie</strong> Erfüllung <strong>ein</strong>es Kindheitstraums.<br />

Auf dem Gelände <strong>ein</strong>es ehemaligen,<br />

600 Jahre alten Obstgartens legte<br />

s<strong>ie</strong> ihn in Zusammenarbeit mit den Landschaftsgärtnern<br />

Lohaus & Carl an. Umringt<br />

von Mauern aus dem 15. Jahrhundert<br />

hat er d<strong>ie</strong> klassische formale Einteilung<br />

der Beete, d<strong>ie</strong> Bepflanzung jedoch ist<br />

von fast wilder Schönheit. D<strong>ie</strong>ser sinnliche<br />

Aspekt ist Viktoria von dem Bussche<br />

besonders wichtig, Anlage und Pflanzung<br />

ergeben für s<strong>ie</strong> optimalerweise <strong>ein</strong> Gesamtkunstwerk.<br />

„D<strong>ie</strong> strenge Form musste<br />

für mich durch d<strong>ie</strong> Bepflanzung gebrochen<br />

werden“, sagt s<strong>ie</strong>. „Im ersten Jahr<br />

sah der Garten für m<strong>ein</strong>en Geschmack zu<br />

sehr nach Lehrgarten aus.“<br />

Lebensfreude und Genuss<br />

Während es beim Pfarr- und Küchengarten<br />

in erster Lin<strong>ie</strong> um Vorratswirtschaft<br />

ging, ist d<strong>ie</strong> oberste Prämisse für den Küchengarten:<br />

Lebensfreude und Genuss.<br />

„Schon beim Anblick der Beete soll <strong>ein</strong>em<br />

das Wasser im Mund zusammenlaufen“,<br />

lacht von dem Bussche. Ein Wunsch mit<br />

großer Tradition: Ludwig XIV. führte s<strong>ein</strong>e<br />

Gäste, bevor er s<strong>ie</strong> an d<strong>ie</strong> Tafel bat,<br />

durch s<strong>ein</strong>en „Potager du Roi“, wo s<strong>ie</strong> sich<br />

an den Köstlichkeiten berauschten, welche<br />

d<strong>ie</strong> Natur versprach. Und auch in dem<br />

berühmten Küchengarten von Chatsworth,<br />

dessen Hochzeit Anfang des 19.<br />

Jahrhunderts begann, wurde der Appetit<br />

aufs Üppigste angeregt. Gerne auf Exotisches:<br />

Mehr als 20 Gewächshäuser lockten<br />

mit Ananas, Melonen und Feigen.<br />

Aber auch ganz banales Obst und Gemüse<br />

wurde mit höchster Sorgfalt gepflanzt.<br />

In ihrem Buch beschreibt Viktoria von<br />

dem Bussche d<strong>ie</strong> Qual, das richtige Erbsensaatgut<br />

auszuwählen und zit<strong>ie</strong>rt aus<br />

<strong>ein</strong>em Br<strong>ie</strong>f der Duchess of Devonshire:<br />

„Ich sehne mich nach dem Tag, an dem <strong>ein</strong><br />

Verkäufer neben der fantas<strong>ie</strong>vollen Handelsbezeichnungen<br />

schreibt: ,Nicht der<br />

Mühe wert, zu zäh und unmöglich zu kochen,<br />

faserig, geschmacklos, nur zum Unterpflügen<br />

geeignet‘.“<br />

In Schloss Ippenburg schmecken d<strong>ie</strong><br />

Erbsen vorzüglich. Das weiß auch Thomas<br />

Bühner. Der Osnabrücker Spitzenkoch<br />

vom Restaurant „La V<strong>ie</strong>“ erntet h<strong>ie</strong>r.<br />

V<strong>ie</strong>lleicht mit <strong>ein</strong> Grund dafür, dass s<strong>ein</strong>er<br />

Küche gerade der dritte Michelin-Stern<br />

verl<strong>ie</strong>hen wurde.<br />

No risk, no fun<br />

Michael Homann vom Berliner Restaurant<br />

„Margaux“, ebenfalls mit Stern gekrönt,<br />

nennt sich sogar „Koch und Gärtner“.<br />

Er „erdet sich“ in s<strong>ein</strong>em Garten bei<br />

Kr<strong>ie</strong>low in Brandenburg und versucht das<br />

ganze Jahr über, selbst gezogenes Gemüse<br />

auf den Tisch zu bringen. 3000 bis 5000<br />

„Ich koche am<br />

l<strong>ie</strong>ben saisonal, weil<br />

ich mich w<strong>ie</strong>der über<br />

d<strong>ie</strong> eren Erdbren<br />

freuen möchte.“<br />

MICHAEL HOFFMANN<br />

Gourmet-Garten<br />

In s<strong>ein</strong>em Berliner<br />

Restaurant „Margaux“<br />

vewendet<br />

Michael Homann<br />

selbst gezogene<br />

Zutaten. Unten<br />

pflanzt der Sternekoch<br />

gerade Blumenkohlsetzlinge.<br />

Gläser weckt Michael Homann jedes<br />

Jahr <strong>ein</strong>, als Reserve für den Winter. Doch<br />

l<strong>ie</strong>ber kocht er mit Produkten der Saison.<br />

„V<strong>ie</strong>le m<strong>ein</strong>er Kollegen wollen sich w<strong>ie</strong> ich<br />

w<strong>ie</strong>der über den ersten Spargel und d<strong>ie</strong><br />

ersten Erdbeeren freuen“, sagt er. Wenn<br />

man etwas nicht immer haben kann,<br />

schätzt man s<strong>ein</strong>en Geschmack v<strong>ie</strong>l mehr.<br />

Dann zaubert das Erdbeeraroma w<strong>ie</strong>der<br />

Kindheitserinnerungen herbei. An Tage,<br />

an denen man über Feldwege l<strong>ie</strong>f<br />

54 COUNTRY 2/2012<br />

2/2012 COUNTRY<br />

55


HAUS & GARTEN KÜCHENGÄRTEN<br />

und d<strong>ie</strong> Sonnenstrahlen, d<strong>ie</strong> auf der Nase<br />

kitzelten. Nur so schmecken d<strong>ie</strong> Frühlingsboten<br />

wirklich nach Frühling.<br />

Jedes Wochenende verbringt Michael<br />

Homann mit s<strong>ein</strong>er Frau in s<strong>ein</strong>em Garten.<br />

Und auch in der Woche vergeht kaum<br />

<strong>ein</strong> Tag, an dem er nicht dort vorbeischaut.<br />

„Ich habe oft Erde unter den Fingern“, erzählt<br />

er. Weil er so v<strong>ie</strong>l an der frischen Luft<br />

arbeitet und d<strong>ie</strong> Jahreszeiten hautnah miterlebt,<br />

hat sich auch d<strong>ie</strong> Art, w<strong>ie</strong> er kocht,<br />

verändert. Er experiment<strong>ie</strong>rt jetzt mehr<br />

mit rotem Grünkohl zum Beisp<strong>ie</strong>l oder mit<br />

Schoten, d<strong>ie</strong> er bisher noch n<strong>ie</strong> gesehen hat<br />

und d<strong>ie</strong> er probehalber <strong>ein</strong>fach mal <strong>ein</strong>legt.<br />

No risk, no fun. So entstehen Zufallsprodukte.<br />

Hochgewachsener Römischer Salat<br />

ersetzte auch schon mal d<strong>ie</strong> Blumen auf<br />

den Restauranttischen. Besonders angetan<br />

haben es dem Spitzenkoch d<strong>ie</strong> „vergessenen“<br />

Gemüsesorten w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Haferwurzel<br />

oder Erdmandeln. Immer ist Michael<br />

Homann auf der Suche nach der besonderen<br />

geschmacklichen Gemüsequalität. Inzwischen<br />

sind s<strong>ein</strong>e vegetarischen Menüs<br />

für v<strong>ie</strong>le Gourmets <strong>ein</strong> Grund, <strong>ein</strong>en Platz<br />

im „Margaux“ zu reserv<strong>ie</strong>ren.<br />

Für alle, d<strong>ie</strong> sich ebenfalls für alte Gemüsesorten<br />

interess<strong>ie</strong>ren, lohnt der Besuch<br />

des n<strong>ie</strong>derländischen Küchengartens<br />

„Moestuin“ von Schloss Twickel. Das<br />

drei Hektar große Grundstück l<strong>ie</strong>gt auf<br />

der Strecke nach Borne, kurz hinter der<br />

Grenze. An <strong>ein</strong>em Teil der 800 Meter langen<br />

Mauer, d<strong>ie</strong> den Garten umgibt, wird<br />

Kletterobst angebaut. D<strong>ie</strong> vertikale Nutzfläche<br />

ergänzt d<strong>ie</strong> horizontalen Beete. Außerdem<br />

reflekt<strong>ie</strong>ren d<strong>ie</strong> St<strong>ein</strong>e Wärme.<br />

Unter Anleitung von Gartenchef Hans<br />

Hondebrink sorgen ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

dafür, dass h<strong>ie</strong>r w<strong>ie</strong>der Schwarzwurzeln<br />

oder d<strong>ie</strong> Ur-Artischocke Cynara<br />

cardunculus, <strong>ein</strong> Distelgewächs, gedeihen.<br />

Dank der archiv<strong>ie</strong>rten Rechnung <strong>ein</strong>er<br />

Saatgutl<strong>ie</strong>ferung aus dem Jahre 1691<br />

konnte rekonstru<strong>ie</strong>rt werden, welche Gemüsearten<br />

<strong>ein</strong>mal im Wirtschaftsgarten<br />

des Schlosses angebaut wurden. Ein etwas<br />

anderer Geschichtsunterricht.<br />

Gepflanzt wird, was schmeckt<br />

Es geht aber auch <strong>ein</strong> paar Nummern kl<strong>ein</strong>er.<br />

Denn <strong>ein</strong> Küchengarten ist das, was<br />

s<strong>ein</strong> Besitzer dazu erklärt. Ein, zwei Kästen<br />

auf dem Balkon oder <strong>ein</strong> Beet in <strong>ein</strong>er<br />

sonnigen Ecke des Gartens. Dazu braucht<br />

56<br />

COUNTRY 2/2012<br />

Ein Herz für Altes<br />

Hans Hondebrink,<br />

Chef des historischen<br />

Gartens<br />

„Moestuin“.<br />

Rankglocken d<strong>ie</strong>nen<br />

in Schloss Twickel<br />

seit drei Jahrhunderten<br />

zur Gemüseanzucht<br />

(unten).<br />

„Anhand <strong>ein</strong>er<br />

Rechnung von 1691<br />

wissen wir, welches<br />

Saatgut damals<br />

gepflanzt wurde.“<br />

HANS HONDEBRINK<br />

man mehr Fantas<strong>ie</strong> als Platz: Zur Selbstversorgung<br />

reichen 20 bis 25 Quadratmeter<br />

pro Person. Und weil d<strong>ie</strong> Bezeichnung<br />

Küchengarten d<strong>ie</strong>ses Mini-Format nicht<br />

vermuten lässt, kurs<strong>ie</strong>rt bereits <strong>ein</strong> neuer<br />

Begri dafür: Vegg<strong>ie</strong> Pad.<br />

Je v<strong>ie</strong>lfältiger der Garten, umso mehr<br />

Zeit und Aufmerksamkeit braucht er. D<strong>ie</strong><br />

wichtigste Grundregel lautet allerdings<br />

immer gleich – egal ob für den Sternekoch,<br />

d<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> auf dem Land oder den Single<br />

in der Stadt: Gepflanzt wird, was schmeckt.<br />

Backe ich gerne Kuchen, werden mehr<br />

Beeren im Repertoire s<strong>ein</strong>. L<strong>ie</strong>be ich es<br />

knackig-frisch, pflanze ich Salate und Gemüse,<br />

das als Rohkost taugt.<br />

Und wetten, dass es – zumindest am<br />

Anfang – k<strong>ein</strong>e Vitelotte s<strong>ein</strong> muss, um<br />

euphorisch in der Erde zu buddeln?<br />

Schon <strong>ein</strong>e ganz normale ‘Linda’ wird das<br />

Herz höherschlagen lassen und d<strong>ie</strong> Ofenkartoel<br />

mit Quark und Schnittlauch (natürlich<br />

auch aus dem eigenen Garten)<br />

zum Festessen machen!<br />

In 6 Schritten zum Küchengarten: S. 58<br />

FOTO: JOSEF BIEKER (2)<br />

Neue Bücher zur Inspiration<br />

DER SELBST-<br />

VERSORGER-<br />

KÜCHENGARTEN<br />

„Gerade noch hat<br />

der Schnee den<br />

gesamten Garten<br />

bedeckt …“ So beginnt das<br />

Buch, das nach Monaten in<br />

zwölf Hauptka pitel <strong>ein</strong>geteilt<br />

ist. Fotos und Zeichnungen illustr<strong>ie</strong>ren<br />

d<strong>ie</strong> Entwicklung. Was<br />

im März zu tun ist? Sommerblume<br />

vorkeimen lassen, welke<br />

Pflanzen beschneiden, Mistbeet<br />

<strong>ein</strong>richten.<br />

Christian Verlag, um 30 Euro,<br />

Ersch<strong>ein</strong>ungstermin: Februar.<br />

MEIN KÜCHEN-<br />

GARTEN Auf<br />

dem Balkon<br />

oder im Rundbeet<br />

– <strong>ein</strong> Küchengarten<br />

kann<br />

überall gelingen.<br />

Tipps für d<strong>ie</strong> Anlage am<br />

Reihen eckhaus: an der Ostfassade<br />

Bayernkiwi, Glyzin<strong>ie</strong><br />

und Kletterrose emporranken<br />

lassen. Dazwischen<br />

Töpfe<br />

mit Tomaten,<br />

Peperoni und<br />

Hängeerdbeeren<br />

platz<strong>ie</strong>ren.<br />

BLV, um<br />

17 Euro,<br />

Ersch<strong>ein</strong>ungstermin:<br />

März.<br />

ICH TRÄUME VON EINEM<br />

KÜCHENGARTEN „Lass uns<br />

träumen von ‚Kohl und Königen‘<br />

und von <strong>ein</strong>er Zeit, in der der<br />

Anbau von Obst, Gemüse<br />

und Kräutern auf dem besten<br />

Wege war, zu den ‚Schönen<br />

Künsten‘ zu zählen, und<br />

wo <strong>ein</strong> Gespräch über Melonen,<br />

Kirschen oder Birnen zu<br />

<strong>ein</strong>em festen Bestandteil an<br />

der königlichen Tafel gehörte.“<br />

Viktoria von dem Bussches<br />

Bildband ist gleichzeitig Kulturgeschichte<br />

und Ratgeber.<br />

D<strong>ie</strong> opulenten Fotos entführen<br />

den Leser nicht nur<br />

in ihr eigenes Parad<strong>ie</strong>s nach<br />

Schloss Ippenburg, sondern<br />

zum Beisp<strong>ie</strong>l auch<br />

ins britische Highgrove zu<br />

Prince Charles.<br />

Callwey Verlag, um 40 Euro,<br />

Ersch<strong>ein</strong>ungstermin: Februar.<br />

GARTENSCHÄTZE<br />

Das perfekte Buch für Einsteiger<br />

und Gen<strong>ie</strong>ßer. Denn<br />

h<strong>ie</strong>r gibt es nicht nur verständliche<br />

Tipps zu Anbau<br />

und Ernte, sondern auch<br />

zur Verwertung: leckere<br />

saisonale Rezepte! Gräfe<br />

und Unzer, um 25 Euro, Ersch<strong>ein</strong>ungstermin:<br />

Februar.<br />

HÜHNERSTALL UND<br />

KÜCHENGARTEN D<strong>ie</strong>ses Buch<br />

ist vollgepackt mit Informationen.<br />

Es erklärt Fruchtwechsel und<br />

Mischkultur, w<strong>ie</strong> man in Gefäßen<br />

richtig anbaut, praktisch<br />

bewässert und gegen Schädlinge<br />

vorgeht. Der größte Part ist<br />

dem Gemüse (beste Sorten,<br />

Pflegetricks etc.) gewidmet.<br />

Plus: <strong>ein</strong> Kapitel<br />

zur B<strong>ie</strong>nenzucht<br />

und Haltung von<br />

Hühnern, Z<strong>ie</strong>gen<br />

und Schw<strong>ein</strong>en.<br />

Thorbecke Verlag,<br />

um 25 Euro.<br />

Ersch<strong>ein</strong>ungstermin:<br />

14. März.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!