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Originaltext im PDF-Format - Martin Hafen

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der Folge verwendeten Unterscheidungen vorangestellt ist. Eine Seite des<br />

Codes erscheint als Designationswert des Systems, als bevorzugte Seite. Die<br />

andere Seite fungiert als Reflexionswert, der den positiven Wert überhaupt<br />

erst identifizierbar macht. So schreibt Baecker (1994: 100) in Bezug auf den<br />

binären Code des Systems der sozialen Hilfe: «Das System sucht und wählt<br />

<strong>im</strong>mer den positiven, den Anschlusswert. Es sucht nach Möglichkeiten zu<br />

helfen und verwendet dazu die Vorstellung der Möglichkeit der Nichthilfe.»<br />

Die Funktion des Systems der sozialen Hilfe kann so umschrieben werden,<br />

dass die staatliche Sozialhilfe und die professionelle Soziale Arbeit unter<br />

Einbezug des Codes Hilfe/Nichthilfe Inklusionsprobleme zu lösen versuchen,<br />

die sich unter anderem durch die Umstellung von einer stratifizierten auf eine<br />

funktional ausdifferenzierte Gesellschaftsordnung ergeben, und dass die<br />

Sozialhilfe und die Soziale Arbeit dabei durch nichtorganisierte Hilfeformen<br />

ergänzt werden. Die Handhabung der Differenz von professioneller und<br />

nichtprofessioneller Hilfe <strong>im</strong> Funktionssystem der sozialen Hilfe wird in der<br />

sozialen Umwelt des Systems beobachtet. So kann die Politik die Mittel der<br />

staatlichen Sozialhilfe und der professionellen Sozialen Arbeit zusammenstreichen<br />

und an Nachbarschaftshilfe und andere Formen von ‹Solidarität›<br />

appellieren oder sich auf sozialarbeiterische Konzepte wie ‚Empowerment‘<br />

berufen, wenn sie ihre Budgetkürzungen für das kommende Jahr umsetzen<br />

muss.<br />

Wie be<strong>im</strong> Gesundheitssystem kann schliesslich davon ausgegangen werden,<br />

dass der binäre Code des Sozialhilfesystems ‚Hilfe/Nichthilfe‘ durch<br />

einen sekundären Code ‚Prävention/Behandlung‘ ergänzt wird, denn auch <strong>im</strong><br />

Sozialhilfesystem setzen nicht alle Massnahmen bei bereits existierenden<br />

Problemen an, sondern es wird mit den Mitteln der Sozialen Arbeit auch<br />

versucht, diese Probleme vorzeitig zu verhindern (<strong>Hafen</strong> 2005, S. 56f.).<br />

Schnittstellen der Funktionssysteme ‚Soziale Hilfe‘ und<br />

‚Gesundheit‘<br />

Zum Abschluss soll ein Blick auf die wichtigsten Kopplungsbereiche der<br />

Funktionssysteme ‚Soziale Hilfe‘ und ‚Gesundheit‘ geworfen werden. Zuerst<br />

kann festgehalten werden, dass die Zuordnung von Problemen zu den beiden<br />

Funktionssystemen variieren kann. So kommt es <strong>im</strong> 19. Jahrhundert zu einer<br />

zunehmenden Medikalisierung von Problemen wie Trunksucht, die bis dahin<br />

eher als soziale denn als medizinische Probleme wahrgenommen werden.<br />

Weiter gibt es zahllose wissenschaftliche Belege dafür, dass die Bezugsprobleme<br />

der Sozialen Arbeit (Armut, Arbeitslosigkeit, soziale Isolation etc.) auf<br />

eine Häufung von Risikofaktoren für Krankheiten unterschiedlicher Art verweisen.<br />

So ist bekannt, dass Menschen mit einem tiefen sozioökonomischen<br />

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