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Dann bemerkte sie wieder die seltsamen Schemen in der<br />
Zimmerecke. Was war das? Warum waren sie da?<br />
Die Tür wurde hastig geöffnet. Die anderen kamen mit<br />
Kerzen herein und der Wirrwarr der Stimmen erscholl:<br />
Ona-prei-se!<br />
Erlöser …<br />
Dank sagen wir dir!<br />
Segne uns …<br />
Der Reverend trat in seiner kohlrabenschwarzen Robe und<br />
Kapuze vor und sank vor dem nackten Mann am Fenster auf<br />
die Knie.<br />
Segne uns und weihe uns. Weise uns deinen Weg und erhalte<br />
uns, darum bitten wir dich.<br />
Ihre Augen leuchteten weit aufgerissen im flackernden<br />
Kerzenlicht, als ihr Liebhaber sich wie in Zeitlupe zu ihr<br />
umwandte. Er schien sich verändert zu haben. Sein Strahlen –<br />
dieser liebliche Schein – hatte einen säuerlichen Farbton angenommen<br />
und seine schönen Muskeln wirkten nun gerötet, grob<br />
und geschwollen. Das hübsche Gesicht wich verdrehten<br />
Zügen, während tiefe, klumpige Runzeln die hohe Stirn durchfurchten.<br />
Das kann nicht sein, dachte sie. Es muss an der Dunkelheit<br />
liegen. Natürlich, die Dunkelheit, ihre glückselige Erschöpfung<br />
und die merkwürdige Färbung, die das flackernde Kerzenlicht<br />
dem Zimmer verlieh.<br />
Unser täglich Fleisch gib uns heute ...<br />
Die anderen hievten sie in die Höhe. Sie trugen sie aus dem<br />
Raum hinaus, doch nicht bevor sie die seltsamen Schemen in<br />
der Ecke zum ersten Mal deutlich erkennen konnte.<br />
Es waren –<br />
Körper, durchfuhr es sie. Tote … Körper …<br />
Ona-prei-se!, jubilierten die misstönenden Stimmen.<br />
Beschenke uns, darum bitten wir dich!<br />
Sie starrte sie an, emporgehoben in den Armen der anderen,<br />
erhaschte einen letzten Blick auf sie und verlor dann das<br />
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