Beitrag als PDF-Dokument herunterladen. - Festschrift Gerd Fritz

einfache Volk angesprochen werden, wenngleich die folgenden Zeilen wohl eher als Werbebotschaft
aufzufassen sind:
(51) Ein jeder Haus=Vater i£t begierig u vernehmen / ob die Algier ihre empfangene Kopf=£t££e in £tiller
Gela££enheit ertragen / und die Mu£elm‡nner durch eine nachdr¦ckliche Revange £ich und die
£treiffende Araber mit grimmigen Ge£chrey erholen werden / und die ehrlichen Schuh=Knechte / £o bald
£ie nach eingenommener Mahl eit das Nun la£t uns etc. and‡chtig intoniret / er ehlen einander mit
Vergn¦gen / welcher Ge£talt die Mohren vor enta eine neue Mine mit er£chrcklichem Knallen
£pringen la££en.
Einleitung, 2. 10.1705
Weder komplexe Nominalgruppen noch an die Kanzleisprache gemahnende Neststrukturen
sind vorhanden. Wenn Nominalgruppen eine größere Komplexität erreichen, ist dies auf gereihte
und oder superlativische, häufig ornamentativ zu verstehende Adjektivattribute zurückzuführen:
(52) Eine gute £tunde von die£er Stadt kann man die beruffene Ca£cada in Augen£chein nehmen / welche
£chier die ber¦hmte£te / davon man in der Welt Nachricht haben mag / denn die in Africa am Nilo die
Höhe nicht hat. [...] bey de££en £teilen Abfall man offtmahls kaum eine Handbreit Raum ¦brig hat / von
welchem man ur Lincken in die tieffe£te und er£chröcklich£te Th‡ler £iehet / deren Anblick den
Schauern £chier ein Ent£et en einjaget [...]
2.10.1705
Nach einem groben Überblick, der allerdings durch eine genauere syntaktische Analyse noch
ergänzt werden müsste, findet sich ein komplexer Satzbau bezeichnenderweise nur dann,
wenn andere Texttraditionen kontextualisiert, wenn also bspw. Gerichtsakten zitiert werden,
oder, wenn eine hohe Stilebene – z. B. beim Nachruf – gewählt wird:
(53) Mit was f¦r Ruhm / Eiffer / Aufrichtigkeit und Sorgfalt er die£em wichtigen Amte vorge£tanden /
£olches be eugen die Hert en vieler tau£end Seelen / und die Seufft er / nicht allein einer £o gro££en /
nunmehr von ihrem getreuen Hirten verla££enen / Heerde / £ondern aller deren / die u erkennen wi££en /
da£ ein frommer friedliebender Lehrer ein Kleinod des Staates £ey / de££en Verlu£t um£o viel mehr u
bedauern / je weniger man £ich um den Ab£chied eines unruhigen Kopfs u betr¦ben Ur£ach hat.
23.10.1705 [Nachruf]
(54) Ihro Durchl. der Hr. General=Lieutenant Louis von Baaden / lie££en u Bregent / wegen gedachter dem
Hert ogen von Burgund am 13. Tag erffneten Trencheen ¦bergebenen importanten Fe£tung
Alt=Brey£ach / ein gro££es Kriegs=Recht auf£tellen / in welchem der tapffere und ber¦hmte
General=Feld=Mar£chall Th¦ngen pr‡£idirte.[..]. und u Recht erkennen: da obgemeldter Philipp von
Arco, weilen er als gewe£ener Commendant nicht allein immediate wider £eine gehabte ordentliche
In£truction und dar¦ber gelei£teten Eid gehandelt / £ondern auch ab£onderlich Hch£t=gedachten
Kay£erl. Herrn General=Lieutenants Hoch=F¦r£tl. Durchl. reiterirte po£itiue Ordres vom 16. Februar
und 28. Maji vorigen Jahrs ¦bergangen;[ ..].
2.10.1705 [Zitat aus einer Gerichtsakte]
Interessant für eine Geschichte von Kommunikationsformen ist nun auch die Tatsache, dass
wiederholt darauf aufmerksam gemacht wird, dass durch das Magazin als einem Medium der
Wissensvermittlung einerseits auf die Vielfalt der Welt aufmerksam gemacht werden soll,
dass andererseits dadurch auch Kommunikationsanlässe für das weiterführende Gespräch, die
lebendige „Conversation“ geschaffen werden sollen. Aufmerksamkeit und Neugierde werden
nicht nur als Triebfedern der Wissensaneignung dargestellt und explizit oder implizit auf eine
Conversation bezogen. Schon dadurch ergibt sich m. E. eine Komplementarität von Zeitung
(jedenfalls zum Relations=Courier) und der ebenfalls abonnierbaren Beilage, relatives nüchternes
Wissen-Lassen auf der einen, emotionalisierende Wissensvermittlung auf der anderen
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