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K A T A L O G<br />

Kulturpädagogische<br />

Projektarbeiten 08


VORWORT<br />

Prof. Dr. Johann Bischoff<br />

Lehrgebiet Medienwissenschaften<br />

und angewandte Ästhetik<br />

Die vorliegende Dokumentation der kulturpädagogischen<br />

Projektarbeit aus dem Sommersemester 2008 des Bachelorstudienganges<br />

Kultur- und Medienpädagogik gibt<br />

einen anschaulichen Eindruck über die Vielfalt der Ideen<br />

und technischen wie auch künstlerischen Umsetzung des<br />

Moduls 6-3: BA KMP. Diese Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil<br />

des Studiums. Auf der Basis einer umfassenden<br />

produktorientierten Arbeit, die öffentlich präsentiert und<br />

reflektiert wird, zeigen die Studierenden, dass sie am<br />

Ende ihres Studiums in der Lage sind, die gestalterischen<br />

Grundlagen im Zusammenhang mit einem selbst gewählten<br />

Thema anzuwenden und von der Konzeption über die<br />

Organisation bis hin zur Durchführung ein größeres Kulturprojekt<br />

selbstständig durchzuführen, mit anderen Stellen<br />

zu kooperieren und sich einer Öffentlichkeit zu stellen.<br />

Diese Art der Medien- und Kulturproduktion impliziert die<br />

Entwicklung und Entfaltung innovativer künstlerischer und<br />

medialer Kompetenzen sowie die autonome Produktion<br />

und Kommunikation eigener Ideen. Als Kriterien für ästhetische<br />

Produktionen gelten z.B. die Motivation und<br />

Intensität der Darstellung, Phantasie und differenzierte<br />

Beobachtungsgabe, Abstraktionsvermögen sowie die<br />

Beherrschung der technischen und ästhetischen Mittel in<br />

den jeweiligen Bereichen oder in der intermedialen Kombination,<br />

wie auch die Fähigkeit zur Darstellung eigener<br />

künstlerischer Ideen. Im Kontext ästhetischer Theorie<br />

und Praxis stehen insbesondere folgende Merkmale der<br />

Präsentation im Fokus der Beurteilung:<br />

• Darstellungsvermögen: Die auf genauer Beobachtung<br />

basierende Fähigkeit zur bildhaften Wiedergabe des<br />

Wesentlichen von Gegenständen, Funktionen, Abläufen<br />

und Situationen.<br />

• Abstraktionsvermögen: Die Fähigkeit, wesentliche<br />

Aspekte des Themas mit Hilfe von Formen und Gestaltungsprinzipien<br />

herauszuarbeiten.<br />

• Vorstellungsvermögen: Das die bloße Darstellung<br />

erweiternde bzw. übersteigende phantasievolle Erfinden<br />

oder Kombinieren formal-inhaltlicher Bild- bzw. Gestaltungszusammenhänge.<br />

• Realisierungsvermögen: Die Fähigkeit, künstlerische<br />

Inhalte formal schlüssig, selbständig und technisch angemessen<br />

zu artikulieren.<br />

• Selektionsvermögen: Die Fähigkeit, sinnvolle künstlerische<br />

Arbeitsansätze als Einheit von Inhalt bzw. Funktion,<br />

Form und Technik auszuwählen und zu strukturieren.<br />

• Intensität: Eindringlichkeit und Dichte der Arbeit, Stärke<br />

des Engagements.<br />

Je nach Interesse und beruflicher Orientierung können<br />

die Studierenden einen künstlerisch-technischen Beitrag<br />

auf dem Gebiet des Films, Hörspiels, Theaters, der Ausstellung<br />

oder Printmedien produzieren oder eine kulturpädagogische<br />

Arbeit mit ausgewählten Zielgruppen in den<br />

Bereichen Medien-, Musik-, Theater- oder Museumspädagogik<br />

ablegen. Die Kriterien für die Bewertung liegen hier<br />

natürlich eher auf dem methodisch-didaktischen Zugang<br />

und der Angemessenheit der künstlerischen Mittel für die<br />

gewählte Zielgruppe als auf ästhetischen oder technisch<br />

hochwertigen Maßstäben. Am Ende der kulturpädagogischen<br />

Projektarbeit erstellen die Studierenden eine<br />

Dokumentationsmappe, in der das Vorhaben theoretisch<br />

begründet und in seiner konkreten Umsetzung reflektiert<br />

wird. Im Kolloquium zeigen die Studierenden, dass sie<br />

in der Lage sind, ihre eigene Arbeit anhand der aufgestellten<br />

Kriterien kritisch zu reflektieren und zu bewerten.<br />

Im Anschluss an diese produktionsorientierte praktische<br />

Arbeit folgt die Bachelorarbeit, in der in erster Linie die<br />

Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten nachgewiesen<br />

wird. Mit diesen beiden Abschlussarbeiten und dem<br />

Praktikum im 5. Semester haben die Studierenden ein<br />

Studium im Bereich der Kulturpädagogik absolviert, in<br />

dem sie die Fähigkeiten entwickeln konnten, kultur- und<br />

medienpädagogische Handlungsfelder in öffentlichen und<br />

privaten Kultur- und Medienorganisationen und Medienprojekten<br />

zielorientiert zu planen, zu organisieren, zu führen<br />

und zu kontrollieren. Die große Vielfalt der Ideen und<br />

Umsetzungsstrategien, die in dieser Zusammenfassung<br />

deutlich wird, zeugt von der Lebendigkeit und Offenheit<br />

der Studienatmosphäre, deren wesentliches Merkmal die<br />

Projektarbeit und kulturelle Praxisorientierung ist.<br />

Die Dokumentation der einzelnen Beiträge gibt uns aber<br />

auch ein Bild von der jeweils unterschiedlichen intellektuellen<br />

Verarbeitung der gestalterischen und inhaltlichen<br />

Realisationen, die im Gegensatz zum Modul „Handlungsfelder<br />

kultureller Bildung“ im 4. Semester nur beratend in<br />

Form des Kolloquiums von den Lehrenden begleitet werden.<br />

Eine kritische Evaluation im Rahmen dieses Kolloquiums<br />

verdeutlicht, dass teilweise eine fehlende Kongruenz<br />

einerseits zwischen theoretischem Anspruch und praktischer<br />

Umsetzung, andererseits zwischen praktischer<br />

Umsetzung und theoretischem Anspruch zu konstatieren


ist. Das offenbart zum Teil Defizite der Studierenden bei<br />

Transferleistungen zwischen seminaristisch erworbenen<br />

Wissen (Theorie und künstlerische Praxis) auf autonom<br />

zu realisierenden Vorhaben. Bezogen auf die spätere Berufspraxis<br />

im kulturellen Bereich sind hier möglicherweise<br />

Schwächen der Ausbildung festzuhalten, immer dann,<br />

wenn zeitlicher Streß die Studierenden ins künstlerische<br />

„Kopffüßlerstadium“ zurückfallen lässt. Es bleibt zu hoffen,<br />

dass die neue Modulstruktur zukünftig diese Defizite<br />

kompensieren kann und das damit ein „Auswendiglernen“-<br />

und „Definitionsstudium“ abgelöst wird von projektorientierten<br />

Erarbeitungs- und Selbstlernphasen. Das impliziert<br />

zumindest nach meiner Auffassung den Kern der<br />

kulturellen Bildung, was mehr ist, als eine Demonstration<br />

technischer, inhaltlicher und gestalterischer Kompetenz.<br />

In einer programmatischen Erklärung vom 22.5.2003<br />

hat der Deutsche Städtetag darauf hingewiesen, dass<br />

Kulturelle Bildung unverzichtbarer Teil einer umfassenden<br />

Persönlichkeitsbildung ist. „Sie zielt auf künstlerische und<br />

kulturelle Kompetenz möglichst aller und befähigt den Einzelnen,<br />

Kunst und Kultur von Grund auf kennen zu lernen,<br />

zu verstehen und zu gestalten und am kulturellen Leben<br />

teil zu haben. Mit der Förderung von Kreativität gewährleistet<br />

kulturelle Bildung den Erwerb kultureller Kompetenz<br />

als Ressource für gesellschaftliche Innovation.“ Eine so<br />

verstandene kulturelle Bildungsarbeit ist eine klassische<br />

Querschnitts- und Vernetzungsaufgabe, die die angehenden<br />

Kulturpädagogen und Kulturvermittler zu bewältigen<br />

haben. Sie werden in Zeiten des schnellen kulturellen<br />

Wandels eine große Flexibilität und Mobilität aufbringen<br />

müssen und in der Lage sein, kreative Lösungen in komplexe<br />

Kommunikationszusammenhänge einzubringen.<br />

Impressum<br />

Katalog der kulturpädagogischen Projektarbeiten aus<br />

dem Sommersemester 2008 im Studiengang Bachelor<br />

Kultur- und Medienpädagogik im 6. Semester.<br />

1. Auflage<br />

100 Stück, November 2008<br />

Druckerei der <strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH)<br />

Redaktion<br />

Texte von den Studierenden<br />

Layout<br />

Katrin Katte<br />

Kontakt<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH)<br />

Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur<br />

Geusaer Straße 88<br />

06217 <strong>Merseburg</strong><br />

4 / 5


Medium und<br />

Ambivalenz<br />

Philipp Arms<br />

Standpunkt<br />

Ich sehe die Medienpädagogik als wirkungsvollste Möglichkeit,<br />

gar als Notwendigkeit, Medienkompetenz zu<br />

vermitteln. Der mediale Bürger muss in der Lage sein,<br />

produktiv, zielgerichtet und selbstbestimmt das Medium<br />

zu nutzen. Er muss in eine aktive Rolle übergehen, muss<br />

heraus treten aus der passiven Haltung. Es existiert keine<br />

Alternative, der Mensch muss sich seines Standpunktes<br />

bewusst werden, muss Kompetenzen entwickeln. Die Medienpädagogik<br />

legt die Grundsteine – sie nimmt den medialen<br />

Bürger bei der Hand und klärt ihn auf, zeigt Wege<br />

und Alternativen, beleuchtet und hinterfragt. So kann<br />

die Furcht vor direktem Kontakt abgebaut, das System<br />

demaskiert, systematisch zerlegt und analysiert werden<br />

– stets in Interesse und Mitwirkung des Rezipienten.<br />

Zentrale Frage war für mich, wo das kulturpädagogische<br />

Projekt ansetzten soll. Was ist meine Botschaft, wie<br />

möchte ich diese, in Anbetracht der Sender-Empfänger-<br />

Problematik, transportieren. Nun ist es mit der Kunst<br />

stets so, dass sie gewisse Probleme, also mögliche<br />

Interferenzen wirkungsvoll kompensiert. Aus diesem<br />

Grund ist mein Projekt ein Kunstprojekt, wobei ich mit<br />

kurzem Seitenblick auf den Konstruktivismus hinweisen<br />

möchte, zu dem Watzlawick meint, die Wirklichkeit sei erfunden,<br />

Wahrnehmung intersubjektiv und gemeinsames<br />

Konstrukt der Gesellschaft. In meiner Konstruktion, die<br />

uneingeschränkt eben jener Aussage zuzurechnen ist,<br />

sind die künstlerischen Elemente Bild und Collage. Im<br />

zynisch-metaphorischen Sinne kämen auch die Massenmedien<br />

einem Haufen Collagen gleich, sind sie doch nicht<br />

selten eine ‚… künstlerische Komposition [...] aus […]<br />

Dingen verschiedenen Ursprungs …‘ (Fremdwörterbuch,<br />

Dudenverlag 2007).<br />

Idee<br />

Diesem Projekt liegt die Grundidee der Verschmelzung<br />

von Mensch und Medium zugrunde. Die gegenseitige<br />

Möglichkeit der Einflussnahme und daraus entstehende<br />

Wechselwirkungen sollen zum Ausdruck gebracht werden.<br />

Der Mensch kann nicht nicht kommunizieren und ist<br />

stets für Botschaften empfänglich. Das heißt, er kann sich<br />

dem Medium nicht entziehen, das Medium ist beständiger<br />

Teil seiner Lebenswelt. Der technische Fortschritt bewirkt<br />

ein Durchdringen des Lebensalltags, das Medium wird<br />

allgegenwärtig. Durch gesteigerte Kontakthäufigkeit zum<br />

Medium läuft der Mensch Gefahr, dass die ausgebildeten<br />

Filter aufgeweicht, dass er desensibilisiert wird. Problematisch<br />

wird dies besonders dann, wenn die medialen<br />

Inhalte durch eine hohe Diskrepanz zwischen Ideal- und<br />

Praxisnorm gekennzeichnet sind. Das Medium, welches<br />

ich dem Menschen nebenan stelle, ist das Fernsehen. Die<br />

positiven und negativen Aspekte des Fernsehens sind hinlänglich<br />

bekannt. Dennoch besitzt gerade dieses Medium<br />

einen Stellenwert, entfaltet eine Wirkung, die in Intensität<br />

von keinem anderen Medium erreicht wird.<br />

Das Kunstprojekt stellt eine mögliche Problematik dar,<br />

die sich aus täglichem Medienkontakt ergeben kann.<br />

Für die extrem überzeichnete Darstellung habe ich ein<br />

Kind als Motiv gewählt. Das Kind steht symbolisch für<br />

Unschuld, Unbedarftheit, Neugier und leichte Verführbarkeit.<br />

Es ist leicht verletzlich, kann nicht auf ausgereifte<br />

Filter zurückgreifen und agiert wie ein Schwamm – es<br />

saugt alle Information in sich auf. Die Gefahr dabei ist,<br />

dass eine Konfrontation mit Inhalten geschieht, die nicht<br />

verarbeitet und eingeordnet werden können. Die zum Ausdruck<br />

kommende Hilflosigkeit, das sichtliche Bedürfnis<br />

nach Schutz soll dem Betrachter Einblicke und Einsichten<br />

ermöglichen, soll Gedanken in Bewegung setzten. Inhalt<br />

und Botschaft sollen reflexiv betrachtet und verarbeitet<br />

werden. Wird ein Bezug zur eigenen Person, zu eigenen<br />

möglicherweise vergangenen Erfahrungen assoziiert, so<br />

kann daraus Erkenntnis folgen, eine Lehre gezogen werden.<br />

Der zweite Teil des Objekts ist die Collage, welche ein<br />

Fernsehgerät darstellt, dass ungebremst und ungefiltert<br />

teils sehr brutale, teils sehr menschenverachtende<br />

Inhalte ausspeit. Das Fernsehbild ist überflutet von Informationen,<br />

Inhalte werden überlagert, Gegensätze verschmelzen<br />

und verfolgen sich gegenseitig. Zwar existiert<br />

in der modernen Sendelandschaft die Trennung durch Kanäle,<br />

auch hält jede Sendung eine eigene Sendezeit inne,<br />

dennoch kann durch schnelles Umschalten der Kanäle<br />

beinah der selbe Effekt, den die Collage zum Ausdruck<br />

anbietet, erzielt werden. Die Collageteile stehen in extremen<br />

Kontrast zueinander, zum einen wird Gewalt, Krieg,<br />

Tod thematisiert, zum anderen Wolllust und Pornografie.<br />

Inhalte, die tagtäglich über die Bildschirme flimmern, die<br />

einer On-Demand-Mentalität Rechnung tragen – stets verfügbar,<br />

unbegrenzt verzehrbar. Diese kaum zu übertreffende<br />

Eigenartigkeit der Gestaltung von Lebensinhalten,<br />

der Bedarf an Überreizung und dessen Befriedigung, treten<br />

zum Vorschein.<br />

Durch die Collage soll das Bewusstsein angesprochen,<br />

Verständnis erzeugt werden. Die Darstellung ist die geballte<br />

Alltäglichkeit unserer Realität. Die Auseinandersetzung<br />

damit soll erzwungen werden – soll ins Bewusstsein<br />

dringen. Nicht zu vergessen ist dabei, dass das Medium<br />

stets die Inhalte nur transportiert, der Mensch die Inhalte<br />

kreiert – das Angebot bedient stets nur die Nachfrage.<br />

Dennoch ist die Absicht hinter diesem Projekt nicht,<br />

das Medium Fernsehen und generell alle Medien in ein<br />

schlechtes Licht zu rücken. Es bedarf eingehender Betrachtung,<br />

bedarf des Nachdenkens, des Verinnerlichens<br />

um zu Verständnis zu gelangen. Das Kind als paralysiertes<br />

Wesen kann sich nicht entziehen, ist entsetzt und<br />

ist dennoch ohnmächtig im Handeln. So wie das Kind in


Frontalansicht<br />

Erstarrung gerät, so wie es sich nicht befreien kann, so<br />

subtil ist der Bezug des Objektes zur Realität. Die Collage<br />

ist ein Spiegel, im Kleinen erkennt sich, wer genau<br />

hinschaut.<br />

Schwierigkeiten<br />

Als Hindernis gestaltete sich zuerst die Such nach einem<br />

für das Kunstobjekt geeigneten Material. Ich probierte Polystyrol,<br />

welches sich auf die benötigte Länge nicht nutzbar<br />

zuschneiden ließ. Es gestaltete sich schon schwierig<br />

für das Modell einen geeigneten Werkstoff zu finden.Die<br />

weitere Überlegung galt Metall, speziell gefalztem Blech.<br />

Leider ließ sich dieses nicht haltbar bekleben, geschweige<br />

denn auf die Flachpressplatte befestigen. Daher fiel<br />

meine Wahl auf Holz, welches aber preislich nicht günstig<br />

gewesen ist. Das Holz musste an den Kanten einen<br />

Winkel von 90° aufweisen. Bei einer Seitenlänge von 11<br />

Zentimetern ist allerdings nur sägerohes Holz erhältlich.<br />

Daher musste ich den Holzbalken hobeln lassen. Das<br />

passgenaue Aufsetzen der Bildstreifen gestaltete sich<br />

ebenso schwierig, zu viel Klebstoff ließ die Bildstreifen<br />

wellen.<br />

Weiterführung<br />

Das Objekt ist Bestandteil einer ganzen Reihe möglicher<br />

Kunstobjekte, die thematisch zu einem zusammenhängenden<br />

Komplex gestaltet werden können. Sie können<br />

etwa verschiedene Ist- oder Sollzustände symbolisieren,<br />

können Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft thematisch<br />

aufarbeiten, Bezug zueinander nehmen, aber auch<br />

in Kontrast zueinander stehen.<br />

6 / 7


FUCHS – Eine Geschichte um<br />

Freundschaft und Einsamkeit<br />

Ein Figurentheater als kleine Starthilfe in das erste<br />

Theatererlebnis in Kooperation mit dem Märchenteppich in Halle<br />

Katja Bach und Stefanie Seidel<br />

Kurzbeschreibung des Inhalts<br />

„Fuchs“ ist ein Kinderbuch von Margaret Wild und diente<br />

unserem Theaterpädagogischen Projekt als Grundlage.<br />

Die Geschichte spiegelt Situationen aus dem täglichen<br />

Leben wieder.<br />

Ein blinder Hund und eine flügellahme Elster helfen einander<br />

das Leben zu meistern. Der Fuchs ist neidisch auf<br />

die Gemeinschaft und flüstert Elster zu: „Mit mir wirst Du<br />

wieder fliegen können!“. Sie glaubt ihm und gemeinsam<br />

verlassen sie Hund. In der Wüste ausgesetzt macht sich<br />

Elster mühselig auf den Weg nach Hause. Entsteht doch<br />

noch eine Freundschaft mit dem Fuchs? Das Ende bleibt<br />

offen.<br />

Inszenierungskonzept<br />

Zunächst einigten wir uns darauf, das Buch als eine theatralische<br />

Lesung in Szene zu setzen. Wir hielten uns an<br />

den Inhalt der Geschichte und erarbeiten improvisatorisch<br />

den Text. Wir waren auf der Suche Material, Sprache,<br />

Körper und Klänge in Beziehung zu setzten.<br />

Das aktuell in Deutschland aufrufende Projekt „Theater<br />

von Anfang an“ gab uns letztendlich den Impuls, ein Theaterstück<br />

für Kinder im Vorschulalter zu entwickeln.<br />

Das Buch passten wir unserer Inszenierung an. Katja<br />

Bach las die Geschichte vor, Stefanie Seidel hauchte den<br />

drei Figuren als Puppenspielerin Leben ein und Sascha<br />

Pannwitz spielte untermalend Gitarre. Als Kooperations-<br />

partner konnten wir das Hallenser<br />

Figurentheater „Märchenteppich“<br />

gewinnen.Die Suche nach unseren<br />

Zuschauern gestaltete sich schwieriger<br />

als erwartet. Nach einigen<br />

Absagen freuten wir uns über die<br />

Zusage des Kindergartens „Sebastian<br />

Kneipp“. Die 30-minütige Vorstellung<br />

fand am 30.05.2008 um<br />

10 Uhr vor 40 Kindern im Alter von<br />

3 bis 5 Jahren statt.<br />

Vorgehensweise<br />

Nach den wöchentlichen Kolloquien erstellten wir zunächst<br />

einen Organisationsplan, in dem wir unsere Termine<br />

festlegten. Nach vielen gemeinsamen Proben verabredeten<br />

wir uns am 07.05.08 mit den <strong>Merseburg</strong>er<br />

„CampusKids“ und stellten den Kindern die Geschichte<br />

vor. Ziel war es, herauszufinden, wie Kinder auf uns und<br />

das Buch reagieren und welche Veränderungen wir noch<br />

vornehmen können.<br />

Am 27.05.08 trafen wir uns zusammen mit unserem<br />

Musiker Sascha Pannwitz im StadtTac. Bei dieser Probe<br />

kamen viele Zweifel auf. Am 29.05.08 hatten wir ab 10<br />

Uhr im Märchenteppich unsere Generalprobe. Susa Ahrens<br />

und Horst Günther stellten uns freundlicherweise ein<br />

Wald- Bühnenbild ihrer Produktion zur Verfügung. Dann<br />

wir konnten mit unserer ersten Probe im Original Büh-<br />

Im Märchenteppich<br />

nenbild und allen Lichteinstellungen beginnen. Die Zweifel<br />

der letzten Probe verschwanden wieder und wir machten<br />

uns gegenseitig Mut. Wir hatten den gesamten Tag Zeit<br />

und konnten viele Durchgänge probieren. Nach und nach<br />

wurde es immer besser, wir konnten alle Abläufe festigen.<br />

Nachmittags gab uns Herr Günther Tipps zum Spiel und<br />

Ausdruck. Trotzdem stand das Team unserem Projekt,<br />

einem Experiment, skeptisch gegenüber. Sie glaubten<br />

nicht, dass diese Geschichte, gespielt von Laien, mit<br />

Kleinkindern funktionieren könnte.Am 30.05.08 hatten<br />

wir die Gelegenheit, beide vom Gegenteil zu überzeugen.<br />

Die Kinder und unsere Dozenten Prof. Bettina Brandi und<br />

Theaterpädagogin Katharina Lammers haben wir mit<br />

Tee begrüßt. Gegen 10 Uhr begann die Vorstellung. Die<br />

Kinder waren sehr aufmerksam und nahmen aktiv durch<br />

Kommentare am Geschehen auf der Bühne teil. Die Auf-


Frontalansicht<br />

Bei den CampusKids<br />

führung verlief nach unseren Vorstellungen, wir alle waren<br />

zufrieden und Anspannung fiel von unseren Schultern.<br />

Am 2.6.08 trafen sich die beiden Projektleiterinnen zur<br />

Nachbereitung im Kindergarten. Die Kinder wurden zunächst<br />

in 2 Gruppen geteilt, dann haben wir nach unserem<br />

Stundenmodell mit der theaterpädagogischen Arbeit<br />

begonnen. Die Kinder haben gut an unseren Übungen<br />

teilgenommen. Wir waren erstaunt, wie viel die Kinder<br />

noch von der Geschichte wussten. Trotzdem waren wir<br />

enttäuscht, dass die Nachbereitung nicht so gelaufen ist,<br />

wie wir es uns vorgestellt hatten. Es war schwierig, uns<br />

von der geplanten Konzeption zu lösen und frei mit den<br />

Kindern zu sein.<br />

Fazit<br />

Der Organisationsplan war ein wichtiger Leitfaden für unser<br />

Projekt, mit dem wir alle Termine und Ereignisse gut<br />

planen und durchführen konnten. Durch unsere Probekids-<br />

Campuskids konnten wir erste Vorerfahrungen sammeln,<br />

wie die Kinder die Geschichte verstehen und wie sie auf<br />

die Figuren und uns Schauspieler reagieren. Wir konnten<br />

sehen, wo Lücken noch mit spannenderen „Inputs“ zu<br />

füllen galten. Die Proben im Stadttac, auch ohne Bühne<br />

waren sehr wichtig, um das Stück zu verinnerlichen, bevor<br />

erst ein Tag vor der Aufführung im Märchenteppich<br />

mit der richtigen Bühne geprobt werden konnte. Der Märchenteppich<br />

in Halle war ein sehr passender Aufführungsort.<br />

Die Kooperation verlief sehr gut.<br />

Die Kinder waren aus unserer Sicht von Anfang bis Ende<br />

sehr aufmerksam. Sie atmeten tief ein als der Fuchs<br />

kam, leideten mit der Elster in der Wüste und freuten<br />

sich als Hund und Elster am Schluss wieder zusammen<br />

fanden. Die musikalische Begleitung von Sascha Pannwitz<br />

war eine tolle Untermalung. Er hat „den Zauber der<br />

Theatermusik“ in die Inszenierung gebracht.<br />

Aus der theaterpädagogischen Nachbereitung haben wir<br />

gelernt, dass wir den Kindern mehr Raum für Fantasie<br />

und Eigenimprovisation lassen sollten.<br />

8 / 9


Die zauberhafte Reise im Nordland<br />

Ein Foto-Kunstprojekt mit Kindern<br />

Daniela Bransch<br />

Die Idee<br />

Im Rahmen des Seminars „Handlungsfelder kulturpädagogischer<br />

Praxis“ sollte ein beliebiges mediales bzw.<br />

pädagogisches Projekt realisiert werden. Dabei hatte ich<br />

von Beginn an den Wunsch, ein kreatives und gleichzeitig<br />

anspruchsvolles Projekt mit Kindern durchzuführen und<br />

gleichzeitig verschiedene Medien in mein Vorhaben mit<br />

einzubeziehen. Hierbei habe ich mich für die Erstellung<br />

eines Fotobuches entschieden, welches eine erdachte<br />

Geschichte beinhalten sollte. Diese Geschichte sollte von<br />

den Kindern mit Knetmasse künstlerisch umgesetzt und<br />

als Foto festgehalten werden. In der Ideenfindung für das<br />

Projekt habe ich mich thematisch an den nordischen Kulturen<br />

sowie skandinavischen Sagen und Mythen orientiert<br />

und damit verbundene Assoziationen mit einbezogen, wie<br />

etwa Trolle, tiefe Wälder, Fjorde und Elche.<br />

Zielsetzungen<br />

In der Umsetzung des Projektes sollten folgende Ziele<br />

erreicht werden:<br />

- den teilnehmenden Kinder zuallererst einen Einblick in<br />

das Thema geben und dafür begeistern<br />

- ihre Erfahrungswelt durch die Anwendung verschiedener<br />

Medien bereichern<br />

- den Kindern einen Raum bieten, in dem sie eigene Ideen<br />

entwickeln und diese künstlerisch umsetzen<br />

- sie sollen sich fantasievoll mit unterschiedlichen Materialien<br />

auseinandersetzen und eigenständige Ausdrucksformen<br />

entwickeln, hinsichtlich der Darstellung der verschiedenen<br />

Figuren, Szenenbilder und der Gestaltung<br />

des Buches<br />

- die Fotografie soll hier genutzt werden, um verschiedene<br />

Aufnahmeperspektiven kennen zu lernen<br />

- sowie das Feingefühl und Feinmotorik beim Fotografieren<br />

zu fördern<br />

Umsetzung und Zeitrahmen<br />

Das Kunstprojekt „Die zauberhafte Reise im Nordland“<br />

wurde mit neun Kindern der Johannesschule im Rahmen<br />

des Weltkindertages vom 3.-5. Juni 2008 in der Kinderbibliothek<br />

„Zum kleinen Muck“ in <strong>Merseburg</strong> umgesetzt.<br />

Des Weiteren wurde ein zusätzlicher Termin am 7. Juli<br />

2008 mit den zuständigen Pädagogen vereinbart, um<br />

das Fotobuch fertig zu stellen und dieses im kleinen Rahmen<br />

zu präsentieren.<br />

Verlauf des Projektes<br />

Zu Beginn des ersten Projekttages habe ich den Kindern<br />

der Johannesschule mein Vorhaben erklärt: eine erdachte<br />

Trollgeschichte sollte mit Knetmasse künstlerisch<br />

umsetzt, abfotografiert und zu einem Fotobuch zusammenfügt<br />

werden. Des Weiteren habe ich den Kindern mit<br />

Hilfe von Bildern, Kinderbüchern und Landkarten dargestellt,<br />

was Trolle eigentlich sind, wie sie aussehen und<br />

wo sie leben.<br />

Erdenken einer Geschichte<br />

In Vorbereitung auf das Projekt, habe ich Karteikarten angefertigt,<br />

auf denen Stichworte geschrieben waren, wie<br />

etwa Floß – See – Elch, die es den Kindern erleichtern<br />

sollten, eine Struktur der Geschichte aufzubauen und diese<br />

„weiterzuspinnen“.<br />

Modellieren der Figuren<br />

Im nächsten Schritt wurde festgelegt, wie viele Figuren<br />

die Kinder kneten würden (die Anzahl, der in der Geschichte<br />

auftretenden Charaktere). Hierbei legten wir uns<br />

auf fünf Figuren fest und begannen mit der „Schöpfung“<br />

der Trolle.<br />

Malen der Szenenbilder<br />

Nach Fertigstellung der kleinen „Naturgeister“ begaben<br />

sich die Kinder an das Malen der verschiedenen Szenenbilder,<br />

welche die unterschiedlichen Orte und Stimmungen<br />

der Geschichte widerspiegeln sollten.<br />

Abfotografieren der Geschichte<br />

Im weiteren Verlauf haben wir die modellierten Trollfiguren<br />

vor den bemalten Szenenbildern positioniert und<br />

diese abfotografiert. Zuvor erhielten die Kinder eine kurze<br />

Einführung in die digitale Fotografie und Bedienung<br />

der Kamera.<br />

Gestaltung des Buches<br />

Nach dem Nachbearbeiten und Entwickeln der Bilder<br />

wurden diese mit verschiedenen Naturmaterialien sowie<br />

dem Text auf transparentem Papier zu einem Fotobuch<br />

zusammengebunden.<br />

Präsentation des Buches<br />

Abschließend haben wir gemeinsam das erstellte Buch<br />

mit den Kindern in gemütlicher Runde in der Johannesschule<br />

den Eltern präsentiert.


Reflexion des Projektes<br />

Im Gesamten kann ich das durchgeführte Projekt „Die<br />

zauberhafte Reise im Nordland“ als sehr gelungen betrachten.<br />

, dass sehr arbeitsintensiv aber gleichzeitig<br />

auch viel Spaß einbrachte.<br />

Am ersten Projekttag in der Kinderbibliothek waren die<br />

teilnehmenden Kinder hoch motiviert und wollten erfahren,<br />

was sich hinter dem Vorhaben verbirgt. Die Kinder<br />

waren im Umgang recht unkompliziert und „pflegeleicht“,<br />

was es auch mir erleichterte mein Vorhaben in die Tat<br />

umzusetzen. Bereits im Voraus habe ich den Projektablauf<br />

ausführlich in einem Konzept festgehalten. Das erleichterte<br />

die Realisierung des Projektes und machte die<br />

Verteilung der Aufgaben einfacher und Arbeitsprozesse<br />

effektiver. Die teilnehmenden Kinder waren über den gesamten<br />

Projektverlauf recht konzentriert und unbefangen<br />

in ihrer Arbeit, sie brachten viele eigene Ideen mit ein und<br />

setzten diese eindrucksvoll um.<br />

Als schwierig in der Durchführung erwies sich die breite<br />

Altersspanne in der Projektgruppe, welche sich zwischen<br />

sechs und zwölf Jahren bewegte. Die älteren Kinder waren<br />

in ihrer Kreativität und Vorstellungskraft weiter fortgeschritten.<br />

Die jüngeren Projektteilnehmer waren zum<br />

größten Teil auf meine Hilfe angewiesen und kamen gegen<br />

Ende einer Veranstaltung schnell an die Grenzen ihrer<br />

Konzentrationsfähigkeit. Weiter ist kritisch am durchgeführten<br />

Projekt anzumerken, dass wegen zeitlicher<br />

Begrenzung oder fehlender Technik vor Ort die Kinder<br />

nicht alle Schritte im Projektverlauf, beispielsweise das<br />

Übertragen der Bilder auf den PC, persönlich mitverfolgen<br />

konnten.<br />

Trotz dieser geringen Schwierigkeiten entstanden am<br />

Ende fantasievolle Figuren und lebendige, ausdrucksstarke<br />

Szenenbilder, die sich im Foto harmonisch einten.<br />

Die verschiedenen Teilaufgaben Geschichte, Malen, Fotografieren<br />

und Buchgestaltung ließen sich letztlich mühelos<br />

zu einem ästhetischen Ganzen zusammenfügen.<br />

10 / 11


„Wort und Bild zwischen Theben<br />

und <strong>Merseburg</strong>. Eine Suche“<br />

Claudia Brüggemann und Annedore Schenk<br />

Die Ausstellung „Wort und Bild zwischen Theben und<br />

<strong>Merseburg</strong>. Eine Suche“ wurde am 16. Juli 2008 um<br />

18 Uhr in der Bierstube auf dem Campus <strong>Merseburg</strong> ausgestellt.<br />

Die Präsentation zeigte Lyrik und Illustrationen<br />

von Else Lasker-Schüler, Annedore Schenk und Claudia<br />

Brüggemann.<br />

Else Lasker-Schüler erklärte<br />

Wie ich zum Zeichnen kam<br />

Wahrscheinlich so: Meinen Buchstaben ging die Blüte<br />

auf – über Nacht; oder besser gesagt: über die Nacht<br />

der Hand. Man weiß eben nicht – in der Dunkelheit des<br />

Wunders.<br />

[...] Wie ich zum Zeichnen kam? Ganz genau wie das Laub<br />

sich nach der Blume sehnt, so zaubert die Sehnsucht meiner<br />

lebendigen Buchstaben das Bild in allen Farben hervor..<br />

(Hrsg. Kemp, Friedhelm: Else Lasker-Schüler. Gesammelte Werke in drei<br />

Bänden, Suhrkamp, Frankfurt/Main 1998², Band 2, Seite 661 f.)<br />

In der Überzeugung, dass jeder Lyrik und ihre Bilder verstehen<br />

und gestalten kann, haben wir mit der Ausstellung<br />

versucht, ein wenig Licht in die Dunkelheit des Wunders<br />

zu bringen.<br />

Aus Buchstaben sind Bilder gewachsen und aus Bildern<br />

Worte entsprossen.<br />

Wir haben zu Werken Else Lasker-Schülers gedichtet<br />

und gezeichnet. Dabei wurde zu jedem Lasker-Schüler<br />

Gedicht eine Illustration und umgekehrt zu jeder Lasker-<br />

Schüler Illustration ein Gedicht geschaffen.<br />

Die Ausstellung verstand sich als eine Suche nach Wort-<br />

und Bild-Zusammenhängen. Gedichte<br />

und Zeichnungen wurden<br />

gegenüber gestellt. Wir haben die<br />

Ausstellung als Reise inszeniert:<br />

mit Koffern und dem Aufhängen<br />

unserer Gedichte und Illustrationen<br />

an einer Wäscheleine. Die Reise auf<br />

der Suche nach Zusammenhängen<br />

zwischen Texten und Bildern fand<br />

dabei aber kein Ende. In Reisekoffern<br />

wurden der Weg vom Text<br />

zum Bild durch Skizzen aufgezeigt,<br />

Reisefotos und Zitate lagen aus. An<br />

einer Hörstation konnten die Besucher etwas über das<br />

Leben und Werk der Dichterin Else Lasker-Schüler erfahren.<br />

Weiterhin wurden einige Gedichte vorgelesen.<br />

Ablauf<br />

18 Uhr Begrüßung der Gäste durch Julia Kraus.<br />

Inszenierung der Reiseroute: Claudia Brüggemann und<br />

Annedore Schenk betreten den Raum mit zwei Koffern.<br />

Durch ein Megafon werfen sie Worte, die Bilder beschreiben.In<br />

einem Kreis endet die erste Station der Reise. Hier<br />

findet ein Wandel ins Orientalische statt: Kostüme werden<br />

über gestreift. Musik von Mandy Herbst (Konzertgitarre)<br />

und Regina Pfiester (Querflöte) setzt ein.<br />

Währenddessen begeben sich die Reisenden zur nächsten<br />

Station und hängen eigene Werke auf. Die Inszenierung<br />

findet ihren Höhepunkt in einer Lesung von Gedichten<br />

Else Lasker-Schüler, Annedore Schenk und Claudia<br />

Brüggemann.<br />

Die Ausstellungsroute wird für die Besucher begehbar.<br />

Hintergrund<br />

Else Lasker-Schüler (1869-1945) gilt als eine der bedeutendsten<br />

Autorinnen Deutschlands. Sie verfasste lyrische,<br />

dramatische und erzählende Texte. Ihre Gedichte<br />

sind wohl aber am nachhaltigsten in der deutschen Literaturgeschichte.<br />

Neben ihrer Dichtung war Lasker-Schüler auch zeichnerisch<br />

tätig. In zahlreichen Illustrationen hat sie ihrem<br />

Werk stärkeren Ausdruck verliehen. Siegrid Bauschinger<br />

sagt über ihre zeichnerische Tätigkeit „dass<br />

die Zeichnungen das fortführen, was die Geschichten<br />

erzählen und umgekehrt die Geschichten und Gedichte<br />

die Bilder weiterdichten“. (Bauschinger, Sigrid: Else<br />

Laker-Schüler. Ihr Werk und ihre Zeit, Heidelberg 1980, S. 217)<br />

Mit dieser Wechselbeziehung von Text und Zeichnung hat<br />

sich die kulturpädagogische Arbeit auseinander gesetzt.


Idee<br />

Die Arbeit „Wort und Bild zwischen Theben und <strong>Merseburg</strong>.<br />

Eine Suche“ sollte den Weg vom Bild zum Text und<br />

umgekehrt aufzeigen. Es wurde eine Suche nach künstlerischem<br />

Ausdruck aufgezeigt. Zentrale Frage dabei war<br />

es, ob die kreative Auseinandersetzung mit Gedichten<br />

und Zeichnungen zu eigenständigen künstlerischen Werken<br />

führt.<br />

Da sich die Ausstellung als Suche verstanden hat, war<br />

es nicht ihr Ziel, die Frage nach Eigenständigkeit der<br />

präsentierten künstlerischen Werke zu beantworten,<br />

sondern vielmehr eine kreative Auseinandersetzung auf<br />

zu zeigen, die zu eigenständigem künstlerischen Werk<br />

anregt oder führt.<br />

Ziel<br />

„Wort und Bild zwischen Theben und <strong>Merseburg</strong>. Eine<br />

Suche“ sollte in einer alternativen Form der Ausstellungspräsentation<br />

zu einer nachhaltigen (kreativen) Auseinandersetzung<br />

mit Lyrik und Zeichnung anregen.<br />

Den Besuchern wurden durch Inszenierung und interaktive<br />

Momente Informationen zur Künstlerin Else Lasker-<br />

Schüler vermittelt.<br />

„Alte“ Medien wie Lyrik und Zeichnung, die in Zeiten von<br />

Internet, Digitalbildern und Sensationsjournalismus vielleicht<br />

in Vergessenheit geraten sind, sollten den Besuchern<br />

durch eine spannende Präsentation wieder näher<br />

gebracht werden. Insbesondere für die Studenten der<br />

Kultur- und Medienpädagogik ist dies von großer Bedeutung.<br />

Zum einen für die bewusste Auseinandersetzung<br />

mit allen Formen von Medien, zum anderen vielleicht für<br />

die eigene kreative und berufliche Tätigkeit.<br />

„Wort und Bild zwischen Theben und <strong>Merseburg</strong>. Eine<br />

Suche“ wollte also den Studierenden nicht nur einen unterhaltsamen<br />

Ausstellungsbesuch bieten. Die Form der<br />

Inszenierung und Lesung sollte zum Erleben von Text und<br />

Bild werden, das nachhaltig das Bewusstsein im Umgang<br />

mit diesen Medien prägen kann. Die Ausstellung galt so-<br />

mit als Plattform zur kreativen Beschäftigung mit Medien,<br />

die zu weiterführenden Überlegungen, zu bewusstem und<br />

kreativen Umgang mit Sprache und Bild und zu eigenem<br />

künstlerischen Schaffen anregen kann.<br />

Die Besucher sind der Ausstellung mit großem Interesse<br />

sowohl an unserer Arbeit als auch an Lyrik und Illustration<br />

im Allgemeinen entgegen getreten. Die Reaktionen insbesondere<br />

auf die Art der Inszenierung konnten wir als<br />

positiv bewerten. An den Gästebucheinträgen konnten<br />

wir im Nachhinein eine Anregung zu eigener Kreativität<br />

bei den Besuchern feststellen.<br />

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Region Saale-Unstrut als<br />

Modelllandschaft des Hochmittelalters<br />

Erstellung von Bildmaterial zur Bewerbung des eventuell zukünftigen Welterbetitels<br />

Christin Buchheim<br />

Basierend auf der momentanen Erstellung der Bewerbung<br />

auf den Titel „UNESCO-Welterbe“ der Region<br />

Saale-Unstrut unter dem Titel „Uta von Naumburg und<br />

die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale<br />

und Unstrut“ habe ich Anfang Mai damit begonnen, ein<br />

Konzept zu erstellen, wie die Region, falls sie den Titel<br />

erhält, mit Bildern in Reisezeitschriften und Reiseführern<br />

beworben werden könnte. Dazu war mir wichtig, vor den<br />

Kulissen der regionalen hochmittelalterlichen Zeugnisse<br />

Szenen darzustellen, die sowohl historische als auch moderne<br />

Elemente beinhalten. Diese sollten in ihrer Thematik<br />

immer auf touristische Aspekte ausgerichtet sein, da<br />

Touristen auch die Zielgruppe der Werbebilder darstellen.<br />

Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, historische<br />

Personen wie z. B. Ritter und Mönch mit zeitgenössischen<br />

Symbolen des Tourismus wie z. B. Radfahrer, Besucher<br />

einer Sehenswürdigkeit oder Weinkönigin in gemeinsamen<br />

Szenen in Aktion treten zu lassen. Als Kulisse<br />

habe ich mich für die Burgen<br />

Saaleck und Rudelsburg bei<br />

Bad Kösen entschieden sowie<br />

für das ehemalige Zisterzienserkloster<br />

Pforte in Schulpforte<br />

bei Naumburg. Bei der Darstellung<br />

des Klosters wollte<br />

ich genauer gesagt die ehemalige<br />

Klosterkirche sowie<br />

den klösterlichen Weinberg,<br />

der Köppelberg direkt vor<br />

den Toren der Anlage, als Kulisse<br />

nutzen. Dadurch ergab<br />

sich auch die Darstellung von<br />

Rittern und Mönchen als handelnde<br />

historische Personen.<br />

Nach der Recherchezeit konzentrierte<br />

ich mich darauf,<br />

passende Models für die Szenen<br />

zu finden. Dabei lernte<br />

ich zufällig jemanden kennen,<br />

der sich in seiner Freizeit mit der Ritterkultur befasst und<br />

auch über die benötigte Ausrüstung, also Schwert, Ritterrüstung,<br />

Schild usw., verfügt. Er teilte mir mit, dass er<br />

ab Mitte Juni bereit wäre, für meine Aufnahmen Modell zu<br />

stehen und zusätzlich noch andere Personen zu informieren,<br />

die sich mit demselben Thema befassen und über<br />

Ausrüstung verfügen. Nun hatte ich mir dazu überlegt,<br />

den Ritter auf einem Pferd darzustellen, was bedeutet,<br />

dass ich zusätzlich ein Pferd organisieren musste. Dies<br />

versuchte ich in der ersten Juniwoche, doch es gestaltete<br />

sich sehr schwierig, da kaum jemand bereit war, einen<br />

„bewaffneten“ Ritter auf sein Pferd setzen zu lassen. Doch<br />

in einem Telefonat mit der Bad Kösener Stadtverwaltung<br />

wurde ich auf Herrn Hübner aus Lengefeld, einem Ortsteil<br />

von Bad Kösen, verwiesen. Er teilte mir mit, dass er<br />

mit derartigen Aufnahmen durchaus Erfahrung hätte und<br />

auch über ein geeignetes Pferd mit passendem Sattel<br />

verfüge. Gemeinsam vereinbarten wir Sonntag, den 22.<br />

Juni als Fototermin. Jetzt fehlten nur noch die Models<br />

für den modernen touristischen Part. Dazu erklärten sich<br />

zwei meiner Freunde bereit, die ich darum bat, möglichst<br />

typische Touristen-Outfits zu tragen. Da durften Rucksack<br />

und Wanderschuhe nicht fehlen. Auch ein Fahrrad stellten<br />

mir die beiden zur Verfügung.<br />

Nach dieser Planungszeit ging es dann am 22. Juni zuerst<br />

zur Burg Saaleck. Auf einer Wiese unterhalb der Burg<br />

platzierte ich den Ritter auf dem Pferd so, dass die Burg<br />

gut im Hintergrund zu erkennen war. Der Tourist kam dem<br />

Ritter sozusagen mit dem Fahrrad entgegen und blieb<br />

direkt vor dem Ritter zu Pferd stehen. Die Szene sollte<br />

so wirken, als zeige der Ritter dem Radfahrer die Burg<br />

und erklärte ihm dazu einiges. Durch diese Anordnung<br />

soll die Lebendigkeit des Hochmittelalters in der Region<br />

Saale-Unstrut verdeutlicht werden. Die typische Situation<br />

des Radtouristen soll potentiellen Touristen signalisieren,<br />

dass man in dieser Region durchaus auf Ritter treffen<br />

kann, die das Hochmittelalter anhand der Burgen dem<br />

Interessierten näher bringen und erlebbar machen.


Nach ungefähr zwei Stunden ging es ca. einen Kilometer<br />

weiter zur Rudelsburg. Dort hatte ich mir überlegt,<br />

den Ritter neben dem Fürsten Heinrich der Erlauchte und<br />

seiner Tochter (auf diese beiden verwies mich der Ritter-<br />

Darsteller) vor dem Eingang der Burg zu platzieren. Im<br />

Vordergrund links positionierte ich das Touristen-Model,<br />

das die Szene der historischen Personen vor der Burg<br />

fotografieren sollte. Diese gesamte Szene hielt<br />

ich fotografisch fest, um damit zu verdeutlichen,<br />

dass man als Tourist in der Region das mittelalterliche<br />

Burgleben hautnah miterleben kann.<br />

Auf den entstandenen Bildern sollten auch kurze<br />

Werbeslogans platziert werden. Also entschied<br />

ich mich, bei allen Bildern die Überschrift „Welterbe<br />

an Saale und Unstrut“ zu integrieren, da dies<br />

als Thema der beworbenen Region natürlich erwähnt<br />

werden muss. Thematisch auf jedes einzelne<br />

Bild bezogen, dachte ich mir anschließend<br />

kurze und prägnante Werbeslogans aus, die<br />

als Basis das Wort „Hochmittelalter“ beinhalten<br />

sollen, da unter diesem Thema die Bewerbung<br />

auf den Welterbe-Titel erfolgt. Doch gleichzeitig<br />

sollte immer ein bezeichnendes Adjektiv enthalten<br />

sein, um die Slogans bzw. die Bilder dynamischer<br />

und interessanter zu gestalten. Bei dem<br />

ersten Motiv (Ritter, Radfahrer vor Burg Saaleck)<br />

wählte ich den Slogan „Hochinteressantes Mittelalter<br />

erleben“. Dabei sollten jeweils die Wörter<br />

„Hoch“, „Mittelalter“ und „erleben“ in einer serifenlosen,<br />

fetten Schriftart erscheinen und das<br />

Wort „ interessantes“ in einer kontrastreichen,<br />

etwas verspielteren Schriftart ausgeführt werden,<br />

um damit die Dynamik des Slogans noch<br />

zu verstärken. Diese Technik wurde natürlich bei<br />

allen Bildern unter Anwendung unterschiedlicher<br />

Adjektive wiederholt. Bei dem ersten Motiv wählte<br />

ich also „hochinteressant“, da die Begegnung eines Radfahrers<br />

mit einem Ritter zu Pferd vor einer Burg schon<br />

eine besondere Situation darstellen soll, die man eben<br />

nicht überall erleben kann. Gleichzeitig hat man die Möglichkeit,<br />

in dieser Region und über historische Figuren<br />

interessante Informationen zum Thema Hochmittelalter<br />

zu erhalten.<br />

Beim zweiten Motiv (Fürstenfamilie, Tourist vor Rudelsburg)<br />

wählte ich den Slogan „Hochlebendiges Mittelalter<br />

erleben“, da durch die Darstellung der mittelalterlichen<br />

Burgbewohner in Kombination mit dem fotografierenden<br />

Tourist eine gewisse erlebbare Lebendigkeit ausdrücken<br />

soll. Somit soll dem Betrachter vermittelt werden, dass<br />

er an Saale und Unstrut Mittelalter auf lebendige Art und<br />

Weise erleben kann, wie es andernorts nur selten wieder<br />

zu finden ist.<br />

Ähnlich ging ich in der Organisation für die geplanten<br />

Bilder zum Thema Mönch und Kloster vor. Alle Akteure<br />

konnte ich aus meinem Freundeskreis beziehen inklusive<br />

einer echten ehemaligen Weinkönigin. Als erstes stellte<br />

ich eine Szene vor der Klosterkirche des ehemaligen Klosters<br />

Pforte dar, in der ein Mönch mit Hilfe einer Karte<br />

einem Touristen einen Weg erklärt. Dieser Bildinhalt sollte<br />

wiederum auf den Informationsgehalt dieser historischen<br />

Region verweisen. Passend dazu wählte ich als Slogan<br />

„Welterbe an Saale und Unstrut – Hochinformativ Mittelalter<br />

erleben“.<br />

Anschließend ging es zur Szene auf dem klösterlichen<br />

Weinberg, in der der Mönch mit einem Tonkrug mit der<br />

Weinkönigin, die ein edles Weinglas hält, inmitten der historisch<br />

angelegten Reben, anstößt. Diese Szene lag mir<br />

sehr am Herzen, da das Thema Wein aufgrund der Wichtigkeit<br />

im derzeitigen Tourismusmanagement der Region<br />

auf jeden Fall Erwähnung finden musste. Zu diesem<br />

Bild passte der Slogan „Welterbe an Saale und Unstrut<br />

– Hochgenüsslich Mittelalter erleben“ perfekt.<br />

Mit dem Ergebnis der Arbeiten konnte ich sehr zufrieden<br />

sein, denn ich hatte vier sehr aussagekräftige Fotografien<br />

inklusive Slogans entwickelt, die alle eine andere interessante<br />

Geschichte erzählten.<br />

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„Lochkamerahandbuch“<br />

Sandra de Groot<br />

Heutzutage ist der richtige Umgang mit Medien eine neue<br />

Herausforderung. Die medienpädagogische Arbeit im<br />

Schulalltag hat zur Zeit noch einen geringen Stellenwert,<br />

jedoch ist das Interesse diesen Bereich abzudecken<br />

durchaus vorhanden. Eine Nische in der ausgearbeitete<br />

Projekte, die erfolgreich absolviert wurden, wunderbar<br />

integriert werden können. Ein Bereich der Medienkompetenz<br />

wird abgedeckt, indem die Idee von den Errungenschaften<br />

des 20. Jahrhundert wegzuführen und sich<br />

mit dem Ursprung des Mediums auseinander zu setzen,<br />

umgesetzt wurde. So gestaltete sich die Idee des Lochkameraprojekts,<br />

wo der Anfang der Fotografie ins Visier<br />

genommen wurde, um das Erlernte an den heutigen Me-<br />

dien anzuwenden und ein kompetentes Verständnis für<br />

die Fotografie zu entwickeln.<br />

Format zu zeigen ist eben doch etwas schwieriger<br />

In der City, am Tresen des Fachgeschäftes, Kunde<br />

(dreist): „Ich hätte gern einen Farbnegativ-Rollfilm.“<br />

Fotofachverkäufer (sich vorbeugend, als ob man über<br />

so etwas nicht rede, mit beschwörenden Unterton):<br />

„Sind Sie sicher, dass Sie wirklich einen Rollfilm<br />

wollen? Nicht doch eher einen Kleinbildfilm?“<br />

(Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: V14 Technik & Sport. Nr.: 16,<br />

20. April 2008.)<br />

Im Rahmen eines Praktikums als angehende Kultur- und<br />

Medienpädagogin, von Anfang November ´07 bis Ende<br />

Februar ´08, wurde ein Lochkameraprojekt, mit Jugendlichen<br />

im Alter von 12 bis 14 Jahren, an der Gesamtschule<br />

Hegholt in Hamburg durchgeführt. Nach der Durchführung<br />

des Projektes gab es reges Interesse dies auch für<br />

andere Einrichtungen anzubieten.<br />

Genau an diesem Punkt stellte sich unweigerlich die Frage:<br />

„Wie kann ein erfolgreich durchgeführtes Projekt effektive<br />

aufbereitet und gestaltet werden, um dies bei der<br />

Medienerziehung im Schulalltag mit einzubringen?“<br />

Zum Einen musste eine Präsentationsform gefunden werden,<br />

die den Betrachter unweigerlich auffordert das Interesse<br />

für das Projekt zu entwickeln. Zum Anderen sollte<br />

die Aufbereitung des Projektes übersichtlich erscheinen,<br />

um einen Eindruck vom Umfang und den resultierenden<br />

Ergebnissen zu erahnen.<br />

Die Konzeption und die Ergebnisse des Projektes wurden<br />

in Form eines Handbuches und einer Bauanleitung für die<br />

Lochkamera festgehalten, um die ausgearbeitete Arbeit<br />

als Präsentationsform nutzen zu können. Zielgruppe sind<br />

verschiedene kulturelle Einrichtungen und Schulen, die Interesse<br />

an medienspezifischen Projekten und einer neuen<br />

Plattform der Freizeitgestaltung haben. Das Handbuch ist<br />

so aufbereitet, dass die Einrichtungen den Sinn der medienpädagogischen<br />

Arbeit erfassen, um sie für die Umsetzung<br />

und Finanzierung des Projektes zu gewinnen.<br />

Die Umsetzung des Lochkamerahandbuches erfolgte in<br />

zwei Schritten, der theoretischen und der praktischen<br />

Umsetzung.<br />

Das Lochkamerahandbuch hat zum Einem die inhaltlichen<br />

Schwerpunkte, die Ergebnisse und das entstandene Bildmaterial<br />

des Projektes festgehalten, um die Ergebnisse<br />

und die Struktur des Projektes zu veranschaulichen. Der<br />

Inhalt der Arbeit vermittelt Grundkenntnisse der Fotografie,<br />

um den richtigen Umgang mit der Lochkamera zu<br />

gewährleisten. Ein grober Einblick in die Geschichte der<br />

Fotografie, die Entwicklung der Fotografie, die Elemente<br />

einer Kamera, die Lochblende, die Belichtungszeiten,<br />

die Schärfe, der Schwarzschildeffekt, die Schwarz/Weiß<br />

Fotografie und die Handhabung der Lochkamera wird gegeben.<br />

Hierzu erhalten die Projektteilnehmer separat ein<br />

Projektheft, womit sie die inhaltlichen Punkte nach voll<br />

ziehen können oder auch nachlesen können. Zudem zeigt<br />

das Handbuch dem Betachter welche fotografischen Ergebnisse<br />

das Projekt mit den Jugendlichen erbracht hat.<br />

Welche einzelnen Schritte im Projekt durchlaufen wurden,<br />

welche einzelnen Stationen es gab, welche Präsentationsformen<br />

genutzt wurden und wie die Jugendlichen selber<br />

das Projekt wahrgenommen haben.<br />

Zum Anderem ist das Layout des Handbuches wie eine<br />

Lochblende gestaltet, mit einem Durchschuss durch das<br />

gesamte Buch, um den Seheindruck einer Lochblende<br />

veranschaulichen zu können.<br />

Der zweite Teil der medienspezifischen Arbeit besteht aus<br />

der Lochkamera, die als Inhalt ein kleines Handbuch integriert<br />

hat, in dem die einzelnen Schritte des Bauvorgangs<br />

erläutert werden. Dies soll als Vorlage im praktischen<br />

Bereich dienen und der Zielgruppe zum eigenständigen<br />

Arbeiten verhelfen.


Hierzu wird das Lochkameragehäuse verwendet und nach<br />

jedem Arbeitsschritt wird, wie bei einem Rollfilm, das Papier<br />

weitergedreht, um zum nächsten Arbeitsschritt zu<br />

gelangen. So wird der Umgang mit dem Drehelementen<br />

der Lochkamera während der Bauphase gefestigt. Die<br />

Lochkamera ist an sich einfach zu bauen und fordert zum<br />

Gestalten, Verändern, Ausprobieren, Beobachten, Entdecken<br />

und Verstehen auf. Eine neue Freizeitplattform wird<br />

gestaltet, die zielorientiertes Arbeiten und handlungsorientiertes<br />

Lernen fördert. Fehler und Ungenauigkeiten<br />

beim Bau und beim Benutzen der Kamera verhindern das<br />

fotografische Ergebnis nicht, sondern sie verändern es<br />

lediglich. So soll durch die Ergebnisse der eigenen Bilder<br />

Begeisterung für die Fotografie entstehen und zur weiteren<br />

Nutzung des Mediums anregen.<br />

Die professionelle Durchführung, der Erfahrungswert des<br />

Klientel, der emanzipatorische Prozess des Projektes<br />

und entstandene offene Fragen, die für die Umsetzung<br />

des Projektes wichtig sind, stehen beim Lochkamerahandbuch<br />

im Vordergrund, welche durch die optische<br />

Aufbereitung unterstützt wird.<br />

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Der Ball –<br />

eine runde Sache<br />

Bianca Dierl und Mandy Herbst<br />

Zielstellung<br />

Die Stichworte „Ganztagskonzeption“ und „fächerübergreifender<br />

Unterricht“ sind derzeit in aller Munde und<br />

zentraler Gegenstand der öffentlich brisanten Bildungsdebatte.<br />

Dabei muss man sich die Frage stellen, inwieweit<br />

sich bei den Lehrenden ein neues Verständnis von<br />

Bildung und eine neue Auffassung von Unterrichtspraxis<br />

schon durchgesetzt hat. Aufgrund dieser Problematik haben<br />

wir uns die Aufgabe gestellt, eine unterstützende Arbeitsanregung<br />

zu entwickeln, die dem neuen Verständnis<br />

von Bildung im Primarbereich näher kommt. Wir möchten<br />

mit diesem Projekt einen Impuls liefern, wie fächerverbindender<br />

Unterricht aussehen kann und wie man sich<br />

auf verschiedenen Wegen einer Thematik - in unserem<br />

Falle der des „Balls“ - annähert. Dazu wurde ein Lehrmittelentwurf<br />

für den fächerübergreifenden Unterricht an<br />

Grundschulen entwickelt. „Der Ball – eine runde Sache“<br />

ist als eine Praxisanleitung und Handreichung für Grundschulpädagogen<br />

gedacht. Das Buch dient zum einen als<br />

kreativ-ästhetische Grundlage und liefert zum anderen<br />

anschaulich und handlungsorientiert Materialien zu einzelnen<br />

Themengebieten „rund um den Ball“. An dem Ball als<br />

elementaren Bestandteil der kindlichen Erfahrungswelt<br />

wird gezeigt, wie differenziert sich eine solch einfache<br />

Thematik aufgliedern lässt. Durch genaues Hinschauen<br />

und Beobachten werfen sich Themenkomplexe auf, die<br />

das Kind ganzheitlich an ein zu erwerbendes Wissen heranführen.<br />

Das Buch verfolgt in seinem Aufbau eine Herangehensweise,<br />

die auf jede andere Thematik und jedes<br />

andere Wissensniveau übertragen werden kann. Die einzelnen<br />

Bereiche des Buches sind nicht fächerspezifisch<br />

geordnet – im Gegenteil: fast alle Themen lassen sich<br />

miteinander verknüpfen und bilden damit ein vernetztes<br />

Sinngeflecht, so wie es auch im Kopf des Kindes entstehen<br />

soll, um Zusammenhänge zu erkennen.<br />

Projektdauer und Ablauf<br />

April: Ideen/ Themenfindung und Festlegung; erstes Kolloquium<br />

Projekt vorgestellt; Mai: Konzept geschrieben/<br />

überarbeitet, Abgabe Konzept, Themenbereiche konkret<br />

festgelegt und gezielt recherchiert;<br />

Juni: Material ausgewertet, Arbeitsanregungen entwickelt,<br />

erste Gedanken zum Layout und zur künstlerischen<br />

Gestaltung, Layoutmuster erstellt, Texte geschrieben und<br />

eingefügt, Fotos erstellt und eingefügt, Abschlussplenum,<br />

Fotos erstellt, Überarbeitung der Texte, Illustrationen erstellt<br />

und gescannt, Zusammenfügen von Text und Bild,<br />

Version überarbeitet und letzte Teile ergänzt, Formulieren<br />

der Einleitung; Juli: Korrekturlesen, Exemplar als PDF Version<br />

in Druck gegeben, Vorbereitung der Präsentation,<br />

Erstellung einer Powerpoint Präsentation, Abholung des<br />

Buches aus der Druckerei, letzte Vorbereitungen zur Präsentation<br />

vor Ort, Präsentation am 16. Juli um 12 Uhr.<br />

Methodische Schritte der Präsentation<br />

1. Sensibilisierung<br />

Um die Präsentationsteilnehmer auf die Thematik zu<br />

sensibilisieren, wurde an den Anfang der Präsentation<br />

eine Art Ist-Zustand der derzeitigen Schullandschaft in<br />

Deutschland gestellt. Auf einige Luftballons wurden Stichworte<br />

(fachgebunden, ohne Kreativität, am halben Tag,<br />

theorielastig) geschrieben, die Schule und Unterricht um-<br />

schreiben, wie er heute teilweise noch praktiziert wird.<br />

Dazu steht an der Tafel: „Schule und Unterricht ist: …“.<br />

Die Luftballons wurden nach dem Nennen des Begriffes<br />

mit einer Nadel zerplatzt, um Aufzuzeigen, dass sie überholt<br />

sind. Sie stellten das traditionelle Bildungsverständnis<br />

dar. Kurz vor dem Zerplatzen des letzten Ballons wurde<br />

abgestoppt. Auf ihm stand „Schule-keine runde Sache?“<br />

(Am Ende der Präsentation wurde das Fragezeichen ? in<br />

ein Ausrufezeichen ! umgewandelt.)<br />

2. Wortkette<br />

Natürlich warf sich nun als nächstes die Frage auf: „Wie<br />

sollte Schule/ Unterricht denn sein?“. Dazu wurde „Schule<br />

und Unterricht sollte sein: …“ an die Tafel geschrieben.<br />

Beantwortet wurde die Frage anhand einer Wortkette<br />

zwischen den beiden Präsentierenden, die sich wie folgt<br />

gestaltete:<br />

anders >> anders unterrichten >> Unterricht anders<br />

umsetzen … >> Gestaltung mit mehr Kreativität >> kreatives<br />

Lernen für neue Kompetenzen >> Kompetenzen<br />

für das spätere Leben Lebenskompetenz Während die<br />

Wortgruppen abwechselnd genannt wurden, wurde ein<br />

Ball hin und her geworfen. Das letzte Wort der vorhergehenden<br />

Wortgruppe bildete den Ausgangspunkt für<br />

die folgende. So ergaben sich auch Zusammenhänge - in<br />

der Wortkette wurde auf wesentliche Merkmale einer zukunftsweisenden<br />

Schulgestaltung eingegangen.<br />

3. Hinführung und Begrüßung<br />

Im Folgenden wurde nun auf die Projektidee hingeführt,<br />

zuerst einmal mit einem Wortspiel: „Nicht, dass sie denken,<br />

wir spielen uns hier gegenseitig die Bälle zu.“ „Nein,<br />

wir wollen einfach am Ball bleiben bei der Schulentwicklung.“<br />

„Doch es gilt den Ball flach zu halten und schrittweise<br />

nach neuen Lösungen zu suchen.“ „Denn es gilt<br />

den: Unterricht zu entwickeln entwickeln lernen lernen<br />

zu lernen lernen zu leben!“ In der letzten Wortkette werden<br />

schon die Leitgedanken zur Projektidee aufgezeigt.<br />

Nun erst wurden die Präsentationsteilnehmer begrüßt.


4. Vorstellung des Projektes<br />

Dazu wurde zunächst die Motivation zum Projekt, zur<br />

Erstellung des Buches aufgezeigt, um den Teilnehmern<br />

auch Hintergrundinformationen zu liefern. Außerdem wurde<br />

auf die Frage eingegangen, warum man sich gerade<br />

mit der Thematik „Ball“ auseinandergesetzt hatte. Nun<br />

folgte eine kurze Vorstellung des Projektes, der Aufbau<br />

des Buches wurde durch eine PowerPoint-Präsentation visualisiert.<br />

Aufgrund der Ausführungen zum Projekt sollte<br />

dargestellt werden, dass auch Schule „eine runde Sache“<br />

sein kann. Um dies noch zu untermalen, wurde der letzte<br />

übrig gebliebene Luftballon genommen und das Fragezeichen<br />

wurde in ein Ausrufezeichen umgewandelt: „Schule<br />

ist eine runde Sache!“ Damit schloss sich auch der Kreis<br />

zum Anfang der Präsentation.<br />

Resümee und kritische Auswertung<br />

Die Reaktion auf unser Projektvorhaben war im Allgemein<br />

sehr positiv, schon während des Projektverlaufs. Auch<br />

wir beide haben die Gestaltung des Projektes als sehr<br />

angenehm empfunden, da wir uns gegenseitig sehr gut<br />

ergänzen konnten. Wir stellten für uns fest, dass eine<br />

Gruppenarbeit sehr effektiv sein kann, wenn man gleiche<br />

Ziele verfolgt. Wir haben in der Vorbereitung viel über die<br />

Gestaltung nachgedacht und das gesamte Projekt durchdacht,<br />

um daraufhin gezielt vorzugehen. Trotz der intensiven<br />

Vorbereitung war die Durchführung sehr zeitaufwendig,<br />

erforderte die Verknüpfungen von Bild und Text,<br />

die Beachtung des pädagogischen Hintergrundes sowie<br />

geeignete Ideen zu kindgerechten Arbeitsanregungen. Im<br />

Verlaufe des Projektes konnten wir bereits vorhandenes<br />

Wissen zur Gestaltung ausbauen und intensivieren.<br />

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„Der einseitige Dialog“<br />

Konzept und Realisation einer auditiven Gestaltung des<br />

Internetauftritts der Firma „Das Hörspielstudio X-Berg“<br />

Elias Emken<br />

zur Entstehung<br />

Die Lauscherlounge wurde 2003 von dem „Fragezeichen“-<br />

Sprecher Oliver Rohrbeck, der nun seit gut 30 Jahren als<br />

„Hörspieler“ und darüber hinaus auch als Schauspieler,<br />

Synchronsprecher und Regisseur für Synchronisation<br />

tätig ist, gegründet. Zweiter Geschäftsführer, zuständig<br />

fürs Management, Verträge, Organisation und auch in erster<br />

Linie für die Praktikantenbetreuung, ist Kai Schenker.<br />

Die Firma produziert sowohl eigene als auch fremde Hörspiele<br />

und Hörbücher, ist Verlag, Label und Veranstalter<br />

regelmäßiger Literatur-Lesungen und Live-Hörspiele. Seit<br />

Januar 2007 gibt es mit dem Schwesterunternehmen<br />

„Das Hörspielstudio X-Berg“ GmbH mit Sitz in Kreuzberg<br />

Berlin, auch eine neue Basis.<br />

Ausgangspunkt meiner medienpraktischen Arbeit war<br />

mein Praktikum im Wintersemester 2007/2008 bei eben<br />

dieser Firma. Während ich vorwiegend in der Aufnahme,<br />

Hörbuch Regie, im Schnitt und in den vorbereitenden<br />

Produktionen für Live-Veranstaltungen zum Einsatz kam,<br />

wurde ich u.a. mit einer Ideenfindung zu einer auditiven<br />

Gestaltung der Internetseite betraut. Grund hierfür war<br />

anfänglich ein (Text-) Entwurf für die virtuelle 360 Grad<br />

Begehung des Studios (zu besichtigen unter dem Menüpunkt<br />

„Ansichten“ auf: http://www.das-hoerspielstudio.<br />

de), da diese Animation zu günstigen Konditionen aufgrund<br />

des Vorbildcharakters auch auf der Internetplattform<br />

Gelbe Seiten zusätzlich zu der herkömmlichen<br />

Firmenregistrierung integriert werden sollte. Auf die<br />

Erkenntnis hin, dass ein Hörspielstudio generell den Inhalt<br />

der Arbeit zum elementaren Gegenstand einer Repräsentation<br />

machen sollte (nämlich medienspezifisch in<br />

diesem Falle auditiv, sprachbezogen, Hörspiel-ähnlich),<br />

entwickelte ich nun folgendes skriptbezogenes Konzept,<br />

welches sowohl die inhaltlichen, als auch die technischumsetzbaren<br />

Überlegungen berücksichtigt.<br />

zum Inhalt<br />

„Der einseitige Dialog“ – oder ein Sounddesign erklärt<br />

sich selbst.<br />

Der Besucher der Homepage (hier der Lauscher) nimmt<br />

Teil an einem Prozess. Er hört jemanden mehrmals sagen:<br />

„Herzlich Willkommen“. Pause. Dann scheint die Stimme<br />

sich zu unterhalten. Mit wem? Denn man hört die Stimme<br />

des Anderen nicht. Das führt dazu, dass der Besucher<br />

den anderen Gesprächsteilnehmer und seine Wortbeiträge<br />

ersetzen muss. Das heißt er denkt sich seinen Teil<br />

und damit seinen eigenen Teil, er wird Bestandteil des Gesprächs,<br />

kurz: der Besucher unterhält sich und wird unterhalten.<br />

Doch wird schnell deutlich, dass die Person zu<br />

der die Stimme fehlt, der Aufnahmeleiter, der Regisseur,<br />

der Chef und damit letztendlich Oliver Rohrbeck ist. Das<br />

Sounddesign, bzw. „der einseitige Dialog“ handelt von<br />

der Entstehung des Sounddesigns und die sich daraus<br />

ergebenden Fragen und Probleme. Dadurch entstehen<br />

aber Zusatzinformationen über interne Umgangsweisen,<br />

über die Personen und ihre Attitüden, als „Mehrwert zwischen<br />

den Zeilen“. Innerhalb des Gespräches kommt es<br />

scheinbar zu keiner fertigen Produktion. Scheinbar, weil<br />

ja doch etwas entstanden ist, was bleibt. Der Prozess<br />

selbst wird zum Produkt.<br />

Innerhalb des „einseitigen Dialoges“ kommt es an einzelnen<br />

Stellen ebenfalls zu Demonstrationen auditiver<br />

Gestaltungsmöglichkeiten über die Stimme hinaus. So<br />

z. B. beim Menüpunkt „News“, in dem die Radiosprecher<br />

entsprechend mit Effekten versehen und atmosphärisch<br />

verortet werden.<br />

Der Besucher bekommt einen Eindruck von:<br />

- einer Aufnahmesituation<br />

- einer Entstehung eines Skriptes und den dabei<br />

auftretenden Schwierigkeiten<br />

- den Unternehmensstrukturen und dem vorherrschenden<br />

Arbeitsklima<br />

- den Persönlichkeiten hinter dem Unternehmen und deren<br />

Einstellungen<br />

- den Möglichkeiten auditiver Gestaltung<br />

zur Programmierung<br />

„Der einseitige Dialog“ läuft nicht im Autostart-Modus,<br />

sondern versteht sich in erster Linie als Zusatzangebot<br />

für interessierte Besucher, die neugierig auf das Hörspielstudio<br />

und dessen Arbeit sind und nicht für Besucher, die<br />

nur kurz eine Information (Telefonnummer, vorhandene<br />

Technik etc.) suchen. Ein entsprechender Hinweis (siehe<br />

Screenshot) auf „akustische Begleitung“ wird neben dem<br />

Hörspielstudio-Logo in blassgrauer Schrift angedeutet.<br />

Dieser Hinweis erscheint nur auf der Startseite: Menü:<br />

„Hörspielstudio“, damit der Besucher den „einseitigen Dialog“,<br />

der chronologisch aufeinander aufbaut, auch von<br />

Anfang an mitbekommt. Ausnahme bildet der in sich weiter<br />

untergliederte Menüpunkt „Ansichten“, der aufgrund<br />

der weiteren Verwendung für die Gelben Seiten inhaltlich<br />

so angelegt ist, dass er auch für sich stehen kann.<br />

Die Play-, Pause- und Aufnahmesymbole des Logos werden<br />

aktiv als „Player“ integriert. Wenn der Besucher zu<br />

Beginn der Seite „Play“ drückt, beginnt die menüspezifische<br />

„Geschichte“ in der dem Besucher ersichtlich<br />

wird, dass er, um weiterzuhören, zum nächsten Menüpunkt<br />

wechseln und dort erneut Play drücken soll. Diese<br />

Vorgehensweise ist sinnvoll, um dem Besucher die Zeit


zu geben, den Inhalt zunächst in textlicher Form visuell<br />

zu erfassen, da „Der einseitige Dialog“ stets Bezug zu<br />

dem jeweiligen Inhalt nimmt. Das Pause-Symbol dient<br />

hier wirklich als Pause-Taste, um dem Besucher bei den<br />

ca. ½ -2 ½ Minuten langen Einzelstücken die Möglichkeit<br />

zu geben, zu unterbrechen. Das Aufnahme-Symbol<br />

ist Gimmick. Wer es drückt, erhält beim 1. Mal folgende<br />

Aussage: „Na, das glauben Sie jawohl selbst nicht! Zur<br />

Aufnahme müssen Sie schon herkommen!“ Für die Hartnäckigen,<br />

die es ein 2. Mal versuchen: (verneinendes Geräusch):<br />

„Äh-äh!“. Und schließlich für die Kinder unter den<br />

Besuchern zum 3. und letzten Mal: „Nein!“.<br />

zur Realisation<br />

Auch die Durchführung (Sprecherwahl, Terminplanung,<br />

Aufnahme, Produktion, sowie die Kommunikation mit der<br />

Firma, die zuständig für die Einbindung des Sounddesign<br />

in die Programmierung der Homepage war) gehörte, freilich<br />

in ständiger Rücksprache mit Oliver Rohrbeck und<br />

Kai Schenker, zu meiner Verantwortlichkeit. Für die Konzept-<br />

und Skripterstellung benötigte ich 14 Tage. Die Studiozeit<br />

für die reine Aufnahme des Hauptsprechers belief<br />

sich auf 3 Stunden, die der drei weiteren Sprecher in der<br />

Summe ca. 15 Minuten. Hier bedurfte es keiner Extratermine,<br />

da auf anwesende Sprecher im Hörbuchbereich<br />

zurückgegriffen werden konnte.<br />

Screenshot: http://www.das-hoerspielstudio.de/index.htm<br />

Hinweis: „Lassen Sie sich auf Ihrem Besuch begleiten“ (Pfeil auf die Play-, Pause- und Aufnahmesymbole im Logo)<br />

Die Stimmen wurden grundsätzlich „trocken“ aufgenommen,<br />

sprich mit möglichst geringem Raumanteil, jedoch<br />

nicht mit einer allzu starken Betonung der tieferen Frequenzen,<br />

wie bei einer Nahbesprechung. Effekte auf und<br />

um die Stimme herum wurden gezielt an einzelnen wenigen<br />

Stellen eingesetzt, um sich bewusst von der Tendenz<br />

der Überkompression und Überdrehtheit von Produktionen<br />

in Werbung und Radio abzusetzen. Die Sprache des<br />

Hauptsprechers ist eine dynamische Alltagssprache und<br />

lebt von der Selbstironie, lebt von der Anmutung eines<br />

ersten Probedurchlaufs und der daraus resultierenden<br />

Ambivalenz zwischen „offizieller Ansprache“, reflektierender<br />

Kommentare und hitziger Auseinandersetzung mit<br />

dem „Anderen“ über die Skriptvorlage und dessen Interpretation<br />

und Wirkung. Angestrebte Anmutung war hier:<br />

natürlich, unverfälscht, sympathisch, locker. Als Hauptsprecher<br />

wurde David Nathan gewählt. Die Nachrichten<br />

im Menüpunkt: „News“ wurden von Ernst Meinke, Detlev<br />

Bierstedt und Stefan Kaminski (in dieser Reihenfolge) gesprochen.<br />

Für die Postproduktion (Schnitt, Sounddesign,<br />

Mischung) bedurfte es weiterer 4 Tage. Hier anfallende<br />

Geräusche wurden teils selbst aufgenommen, teils aus<br />

dem vorhandenen Soundarchiv des Studios entnommen<br />

und entsprechend ver- und bearbeitet.<br />

zum Beispiel<br />

Auszug aus dem Skript: „Menüpunkt: Ansichten - Mischung“<br />

an dem exemplarisch an der Stimme die Möglichkeiten<br />

einzelner Bearbeitungsschritte verdeutlicht<br />

werden:<br />

„Die Mischung macht´s! Alles was einmal nach draußen<br />

dringt, landet in letzter Instanz hier. Hier werden Sprache,<br />

Geräusche und Musik in ein harmonisches Verhältnis zueinander<br />

gerückt, für das Ohr unangenehme Frequenzen<br />

abgesenkt , künstliche Räume erzeugt, letzte Korrekturen<br />

vorgenommen und schließlich, wenn es denn sein<br />

soll, wird am Ende alles noch mal richtig schön laut gemacht.<br />

...“<br />

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Vision der Musik<br />

Malerische Hörerlebnisse<br />

Viktoria Formanjuk<br />

Schon immer standen musikalische Klänge und gemalte<br />

Bilder in einer engen Beziehung zueinander. Maler wollten<br />

Musik sichtbar machen. Sie wollten vergängliche Töne<br />

festhalten und in Farben ausdrücken, wie die Versuche<br />

des Malers Paul Klee, Musik in bewegten Farbfeldern zu<br />

visualisieren.<br />

Durch Malen zur Musik kann eine besondere Erfahrung,<br />

eine Erfahrung für die Sinne, gesammelt werden. Vor<br />

allem das Gehör und das eigene Empfinden werden geschult.<br />

Das Spontane und Spielerische steht im Vordergrund.<br />

Hierbei gilt es aktiv der Musik zuzuhören und sich<br />

seinen Gefühlen und Stimmungen bewusst zu werden,<br />

welche von der Musik ausgehen.<br />

Idee: Meine Idee war die Verbindungen zwischen Musik<br />

und Malerei gemeinsam mit den Musikschulkindern der<br />

Malklasse nachzuspüren und die musikalischen Erlebnisse<br />

mit Farben sichtbar zu machen. Es sollte aus dem<br />

Hör- ein Seh-Erlebnis werden. Durch das künstlerische<br />

Arbeiten sollten die Fantasie-, Ausdrucks- und Erlebnisfähigkeiten<br />

der Kinder aktiviert werden sowie Freude an<br />

Musik und Malen gewonnen werden.<br />

Des Weiteren ermöglichte das Projekt:<br />

- die Erfahrung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />

der Künste<br />

- ein feineres Verständnis für die Eigenschaften, die die<br />

einzelnen Künste ausmachen<br />

- die Erfahrung, dass und wie ästhetische Eigenschaften<br />

aus verschiedenen Künste sich zu einer einzigen Form<br />

vereinigen.<br />

Das Projekt „Vision der Musik“ beinhaltete unter anderem:<br />

- freies Malen zur Musik<br />

- Stimmungen der Musikstücke durch unterschiedliche<br />

Farben malen<br />

- Rhythmusbilder malen<br />

Die ausgewählten Musikstücke und rhythmische Kompositionen<br />

bildeten die Basis für das kreative Arbeiten<br />

und dienten zum Erreichen der gestellten Ziele. Die klassischen<br />

Musikstücke in Orchesterausführung wie beispielsweise<br />

„Tanz der Zuckerfee“ aus „Nussknacker“ von<br />

Tschaikowsky, „Morgenstimmung“ aus „Peer Gynt“ von<br />

Grieg und „Die See und Sindbads Schiff“ aus „Schehera-<br />

zade“ von Rimskij-Korsakov unterstützten den schöpferischen<br />

Prozess durch die unterschiedlichen Klangfarben<br />

der Musikinstrumente und Dynamik der musikalischen<br />

Kompositionen und inspirierten die Kinder zu eigenen<br />

Ideen.<br />

Umsetzung: Die Idee entstand im Dezember 2007, die<br />

Konzeption wurde im April 2008 erstellt. Die Veranstaltungen<br />

fanden im Mai und Juni 2008 in den Räumlichkeiten<br />

der Kreismusikschule <strong>Merseburg</strong> statt und wurden<br />

mit den Kindern der Malklasse durchgeführt. Das Projekt<br />

wird mit einer Ausstellung, die in der Kreismusikschule<br />

<strong>Merseburg</strong> im September 2008 stattfindet, abgeschlossen.<br />

Struktur: Jede Veranstaltung hatte einen strukturierten<br />

Ablauf. Nach dem Einführungsgespräch, in dem allgemeine<br />

Informationen zum Musikstück gegeben und die<br />

Farbtöne des Musikstückes besprochen wurden, ging es<br />

mit der Diskussion über die Maltechniken und Farbtöne,<br />

die zum Musikstück passen könnten, weiter. Nach der<br />

Diskussion wurde musikalische Komposition noch mal<br />

abgespielt, damit sich jedes Kind darauf konzentrieren<br />

und vorstellen konnte, wie es diese Musik bildnerisch umsetzt.<br />

Direkt im Anschluss gab es Gelegenheit mit Pinsel<br />

und Farbe oder Kreide die neuen Eindrücke aufs Papier<br />

zu zaubern. Abschließend wurden die Ergebnisse vorgestellt<br />

und die Meinungen über den kreativen Prozess und<br />

das Erleben während dieses Prozesses sowie über die<br />

entstandenen Werke ausgetauscht.<br />

Theoretische Grundlagen: Bei der Planung und der<br />

Umsetzung des Projektes konnte ich viele der während<br />

Studiums erworbenen Kenntnisse anwenden. In erster<br />

Linie nutzte ich das Wissen in der Malerei, in der Musikpädagogik<br />

und der gruppenspezifischen Kulturarbeit.<br />

In den Veranstaltungen wurden folgende Methoden angewandt:


Das entdeckende Lernen<br />

Die Fähigkeiten von Kindern wurden zum selbstbestimmten<br />

Lernen entwickelt: aktive Auseinandersetzung<br />

mit den Kompositionen und aktive Beteiligung an den<br />

Veranstaltungen.<br />

Die sokratische Methode<br />

Die Kinder wurden angeleitet, Fragen im Laufe der Veranstaltungen<br />

zu stellen und die Antworten darauf selbst zu<br />

finden z. B. Wie klang das Musikstück? Wie lässt es sich<br />

beschreiben? Welche Assoziationen hatte ich? Wie kann<br />

ich dieses Musikstück in Bilder umsetzen?<br />

Gruppengespräch<br />

Die Kinder hatten die Möglichkeit sich zu ihren Bildern<br />

und ihren Gefühlen vor, während und nach dem Malprozess<br />

zu äußern.<br />

Diskussion<br />

Die Kinder hatten die Gelegenheit ihre Meinungen zum<br />

Ausdruck zu bringen. Es wurden Ideen gesammelt und<br />

besprochen, wie man an das künstlerisch-ästhetische Arbeiten<br />

dieser Art herangeht.<br />

Resümee: Zusammenfassend ist zu sagen, dass die<br />

gestellten Ziele erreicht wurden. Zum einen, gab das Projekt<br />

„Vision der Musik“ den Kindern die Möglichkeit, neue<br />

musikalische und künstlerische Erfahrungen zu sammeln,<br />

die individuellen Stärken zu entdecken und zu entfalten<br />

sowie sich selbst im Malen auszudrücken. Zum anderen<br />

wollte ich mich der Kreismusikschule und den Kindern<br />

vorstellen. Des Weiteren gaben alle befragten Kinder an,<br />

sie hätten Lust an einem Projekt solcher Art teilzunehmen.<br />

Im Laufe des Projektes entstanden einmalige Bilder, welche<br />

die Erlebnisse und die gewonnenen Erfahrungen der<br />

Kinder widerspiegeln. Die Kinder der Malklasse erfuhren<br />

Wertschätzung, für das, was sie in diesem Projekt geleistet<br />

haben. Für ihre Kreativität, Individualität, Offenheit<br />

für eigene Ideen und Gefühle und Eigeninitiative. Bei der<br />

Realisation meines Projektes hatte ich viel Spaß und die<br />

Arbeit mit den Kindern bereitete mir viel Freude. Das Projekt<br />

wurde von den Teilnehmern gut angenommen und<br />

kann insgesamt als erfolgreich eingeschätzt werden.<br />

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audiomarx<br />

Ein Audio-Projekt im „Temporary Museum of Modern Marx“ in Chemnitz<br />

Andrea Geyer und Ronald Reichelt<br />

Temporary Museum of Modern Marx<br />

Beginnend am 5.Mai 2008, dem 190. Geburtstag des<br />

Philosophen, ist die temporäre Umbauung des Karl Marx<br />

Denkmals in Chemnitz gestartet. Die Debatten um die<br />

Ausleihe des Kopfes zu den skulpturprojekten Münster<br />

wurden zum Ausgangspunkt für diese Idee, denn sie haben<br />

gezeigt, dass Marx und seine aktuelle Wahrnehmbarkeit<br />

in Chemnitz enorme Reibungsenergien freisetzen.<br />

Der Mann ist nicht ausgestanden. Wer ist er eigentlich?<br />

Was kann er in Chemnitz sein?<br />

Das Projekt ist das Ergebnis eines<br />

internationalen Studentenworkshops,<br />

den die Neue Sächsische Galerie im<br />

Frühsommer 2007 durchgeführt hat.<br />

Studenten aus Linz und Schneeberg<br />

begannen mit der Erforschung des<br />

Marxverständnisses in Chemnitz unter<br />

dem Motto „Gebt uns euer Kapital“.<br />

Diese Initiative hat vor allem gezeigt,<br />

dass die Marx-Plastik als Bindungsobjekt<br />

von vielen Seiten in Anspruch<br />

genommen, das Denken, für das er<br />

steht, jedoch kaum noch reflektiert<br />

wird. Hierin sahen die Initiatoren ein<br />

entscheidendes Potential für die Zukunft<br />

des Monumentes jenseits ideologischer<br />

Vereinnahmungen, für eine<br />

Integration in das neue Chemnitz. In<br />

Auswertung der Feldforschung sollte<br />

deshalb das gesammelte Kapital in<br />

einem auf Marx konzentrierenden<br />

Raum zurückgegeben werden. Das kann nur direkt am<br />

Kopf stattfinden.<br />

Die inhaltliche Stärke der Porträtplastik ist von der Diskussion<br />

um die Bedeutung des Marx-Monumentes in<br />

Chemnitz als Zeugnis realsozialistischer Herrschaft und<br />

zugleich unverzichtbarem zeitgenössischem Imageträger<br />

völlig verdeckt worden. Deshalb soll der Kopf durch<br />

die Umbauung temporär der Stadt entzogen und in seinem<br />

Inneren Gelegenheit zu einer Auseinandersetzung<br />

mit Marxschem Denken anhand seiner Schriften gegeben<br />

werden.<br />

Marxmonument<br />

Der weiße Kubus erlaubt über Wochen einen denkbar<br />

einfachen Zugang und Einstieg in das Gedankengebäude<br />

des Philosophen. Eine Wandlung der bisherigen Annäherung<br />

an den Marxkopf wird den Besucher im Inneren auf<br />

steigenden Wegen mit mehreren Höhenebenen ermöglicht.<br />

Auf einer Zwischenetage steht er dem Denker ungewohnt<br />

auf Augenhöhe gegenüber. Zum Abschluss des<br />

Weges wird er eine Plattform über dem Kopf mit Aussicht<br />

auf die nun wieder sichtbare Stadt erreichen.<br />

Die Präsenz Karl Marx wurde nach 37 Jahren in Chemnitz<br />

zum ersten Mal temporär aus dem Stadtbild entfernt und<br />

durch eine begehbare „Umhausung“ ersetz. Ziel dieses<br />

Kunstprojektes soll sein: die Rolle, Erscheinung und Person<br />

Karl Marx als Philosoph und Ökonom im Alltag der<br />

Chemnitzer Bevölkerung herauszufinden. Wie wirkt sich<br />

die Präsenz der monumentalen Plastik im Stadtraum von<br />

Chemnitz auf seine Bürger und Besucher aus? Ist sein<br />

Abbild nur ein beeindruckendes Wahrzeichen für diese<br />

Stadt, gleich einem Maskottchen? Sollte das Denkmal<br />

damit nicht gänzlich entfernt werden? Ist Karl Marx unverzichtbarer<br />

Bestandteil von Chemnitz? Welchen Stellenwert<br />

haben seine Schriften? Wie lesen wir ihn heute?<br />

Durch dieses Kunstprojekt und die damit verbundene<br />

temporäre Entfernung des Denkmals aus der Stadt-Silhouette<br />

wurde eine Diskussion hervorgerufen und die<br />

Öffentlichkeit nahm wieder Kenntnis von ihrem “Wahrzeichen“.<br />

Diesen ersten Schritt und die Tatsache, dass<br />

sich Bürger mit dem Marxmonument auseinandersetzen,<br />

können wir heute in aktuellen Presseberichten und<br />

Internetforen verfolgen. Dass eine derartig kontroverse<br />

Debatte entstand, war und ist das Hauptanliegen des<br />

Kunstprojektes. Damit wird dem Chemnitzer Bürger eine<br />

neue Plattform geboten, sich mit der „Tatsache“ Marx<br />

auseinander zu setzten.


audiomarx<br />

Unsere Idee soll genau an dem Hauptanliegen der Initiatoren<br />

des Kunstprojektes „Temporary Museum of Modern<br />

Marx“ anknüpfen. „audiomarx“ – eine begehbare Tonaufzeichnungs-anlage<br />

– soll der Brückenschlag zwischen<br />

dem eigentlichen Ausstellungsprojekt und der Meinung<br />

jedes einzelnen Besuchers werden. Es gestaltet somit<br />

das gesamte Projekt interaktiv. In den drei Monaten Ausstellungsdauer<br />

soll die bestehende Diskussion um Karl<br />

Marx und sein Denkmal in Chemnitz sowie die Eindrücke<br />

der Besucher des Temporary Museum of Modern Marx<br />

im „audiomarx“ aufgenommen werden, es entsteht somit<br />

ein Audioarchiv über Karl Marx, sein Monument sowie<br />

das Kunstprojekt in Chemnitz.<br />

Die Box, in welche man eintritt, um sein Audiokommentar<br />

selbstständig und in Ruhe aufzunehmen, wurde von<br />

uns geplant und gebaut. Das Design ist dem Corporate<br />

Design des „Temporary Museum of Modern Marx“ angepasst.<br />

In einem schlichten Grau und in simplen Formen<br />

präsentiert sich die Box seinen Nutzern, genauso wie<br />

die Hörstationen und Sitzgelegenheiten im Inneren des<br />

Museums.<br />

audiomarx besteht aus: ca. 15m2 Spanplatten, ca. 150<br />

Schrauben, 15m Dachlatten, 3,5 l Lack, 1l Holzleim, 2<br />

Tuben Silikon, 1 Tube Baukleber, 1m Flachstahl, 0,5 m2<br />

Edelstahl Schutzgitter, 6m2 Schallschutzfilz nach Brandschutz<br />

DIN 4102 sowie einer schlagfesten Scheibe für<br />

Monitor. Im Inneren, unsichtbar für den Besucher, befindet<br />

sich ein Bildschirm, ein Kondensator- Mikrophon,<br />

eine Tastatur, ein Mischpult sowie ein Computer, auf welchem<br />

ein eigens für das Projekt entwickeltes Programm<br />

(audiomarx1024) liegt. Dieses startet beim Anschalten<br />

des Computers automatisch und erklärt dem Besucher<br />

auf dem Monitor, wie er seine Meinung durch Drücken<br />

der Aufnahmetaste im audiomarx aufnehmen kann. Durch<br />

das Loslassen der Taste springt der Monitor auf das<br />

nächste Bild, in welchem sich für den Beitrag bedankt<br />

wird sowie die Urheber und Unterstützer des Projektes<br />

genannt werden. Gleichzeitig speichert das<br />

Programm die aufgenommenen Dateien<br />

als Audiofiles in einem dafür vorgesehenen<br />

Ordner mit Datum und Uhrzeit. Nach wenigen<br />

Sekunden zeigt sich erneut der Begrüßungsbildschirm,<br />

um dem nächsten Gast<br />

die Bedienung des interaktiven Audioarchivs<br />

zu erläutern.<br />

Unter dem Motto „ Wir gehen und eure<br />

Meinung bleibt“ soll in dem Ausstellungszeitraum<br />

ein Audioarchiv entstehen. Dieses<br />

Audioarchiv ist das Ziel der Projektarbeit<br />

audiomarx. Darüber hinaus sind weitere inhaltliche<br />

Zielsetzungen vorstellbar.<br />

Diese haben wir versucht in vier Säulen zu<br />

veranschaulichen:<br />

Erste Säule: Das Audioarchiv wird in Zusammenarbeit<br />

mit dem Redakteur Martin Reichke<br />

der Agentur „Schön & Gut“ aus Berlin<br />

ausgewertet und zu einem Hörfeature für<br />

Deutschlandradio Berlin und/oder andere<br />

Radiosender verarbeitet.<br />

Zweite Säule: Das Audioarchiv wird der<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> zur Verfügung<br />

gestellt für ein Audioprojekt im Wintersemester<br />

2008 unter der Leitung von Frank<br />

Venske.<br />

Dritte Säule: „Wir gehen, eure Meinungen<br />

bleiben.“ Das Audioarchiv soll den Bürgern<br />

der Stadt Chemnitz in aufbereiteter Form zurückgegeben<br />

werden. Die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv der<br />

Stadt Chemnitz kann das Audioarchiv verwalten und den<br />

Bürgern zugänglich machen.<br />

Vierte Säule: Das Audioarchiv soll in aufbereiteter Form<br />

für jedermann auf der Internetseite www.marxmonument.<br />

de und/oder auf CD zugänglich sein.<br />

audiomarx- Aufnahmebox<br />

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Fotografische Dokumentation<br />

der Ausstellung der <strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> zum 12.Sachsen – Anhalt – Tag<br />

Ingo Hauck<br />

Die <strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH) pflegt seit vielen Jahren<br />

sehr enge Beziehungen zur Stadt <strong>Merseburg</strong> und der Region.<br />

An der <strong>Hochschule</strong> für angewandte Wissenschaften<br />

gestalten sich Lehre und For-schung in unmittelbarer Verknüpfung<br />

von Theorie und Praxis. Mit Halle und Leipzig<br />

bildet <strong>Merseburg</strong> das an Geschichte, Kultur und Wissenschaft<br />

reiche Städtedreieck in Mitteldeutschland.<br />

Der Sachsen- Anhalt- Tag, der im Jahr 2008 in der Dom<br />

und Hochschulstadt <strong>Merseburg</strong> unter dem Motto „<strong>Merseburg</strong><br />

bezaubert“ stand, soll nach den gesetzten Statuten<br />

der Landesregierung, die Landesidentität stärken,<br />

sowie die Vielfalt der Regionen und des Landes vor- und<br />

darstellen. Die Hauptbestandteile des Landesfestes sind<br />

die Präsentationen der Landkreise und Städte, der Verbände,<br />

Vereine und Organisationen. Bühneprogramme<br />

und die Präsentationen fester Institutionen der jeweiligen<br />

Ausrichterstadt sind hierbei die zentralen Bestandteile.<br />

Zu der Verwirklichung dieser Hoffnungen und Wünsche<br />

lag es daher auch, begründet durch zahlreiche Kooperationsverträge,<br />

in der Verantwortlichkeit der <strong>Hochschule</strong>,<br />

sich angemessen zum Landesfest zu präsentieren.<br />

Die Medienpraktische Arbeit beinhaltete zwei große Themenkomplexe,<br />

die Vorbereitung und Durch-führung einer<br />

Ausstellungskonzeption zum Sachsen – Anhalt – Tag und<br />

die Dokumentation der Ergebnisse. Die Konzeption der<br />

Ausstellung der <strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH) zum Landesfest<br />

erarbeitete ich bereits in meinen Praxissemester und<br />

ist rückblickend betrachtet der erste und längste Teil der<br />

kulturpädagogischen Projektarbeit. Insgesamt nahm dieser<br />

Teil eine Gesamtzeit von vier Monaten in Anspruch.<br />

Zahlreiche Recherchen an der <strong>Hochschule</strong><br />

waren hierbei notwendig, um alle<br />

vorhandenen Projektideen innerhalb der<br />

<strong>Hochschule</strong> zu sichten, zu bewerten und<br />

auf Machbarkeit, in Absprache mit dem<br />

Organisationsbüro und der Hochschulleitung<br />

zu prüfen. Ziel des ersten Teils der<br />

Arbeit war es, eine gelungene Präsentation<br />

mit der <strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong><br />

(FH), unter Berücksichtigung aller Interessen-lagen<br />

der beteiligten Dozenten,<br />

zu erstellen.<br />

Die Ausstellung der Projekte der <strong>Hochschule</strong><br />

zum Landesfest, welche in einem<br />

großen Zelt unterhalb des <strong>Merseburg</strong>er<br />

Ständehauses gezeigt wurde, wurde<br />

den Besuchern durch zahlreiche Schautafeln,<br />

Printmedien und vielen Ausstellungstücken,<br />

wie z.B. dem Shell Eco<br />

Mobil, näher gebracht wurden. Studenten der Kultur- und<br />

Medienpädagogik stellten im Rahmen des Seminars „Wir<br />

zeigen alles“ den Studiengang im <strong>Merseburg</strong>er StadtTac<br />

umfassend vor. Gezeigt wurden hierbei viele künstlerische<br />

Arbeiten, die in den Bereichen Malerei, Fotografie, Audio-<br />

und Filmproduktionen angesiedelt sind. Das Projekt „Theatrale<br />

Stadtinterventionen“ von Prof. Brandi, umgesetzt<br />

von Studenten, stellte für eine Vielzahl von Besuchern ein<br />

weiteres Highlight auf dem Landesfest dar.<br />

Der zweite Teil, die fotografische Dokumentation, war<br />

insgesamt thematisch in vier Bereiche unterteilt: Präsen-<br />

Hochschulmitarbeiter informierten umfassend über den Stand der Forschung.<br />

tation <strong>Hochschule</strong>, Events auf dem Sachsen- Anhalt- Tag,<br />

Blick hinter die Kulissen und die Rolle der Medien zum<br />

Landesfest.<br />

Die umfassenden Bereiche der fotografischen Dokumentation<br />

des Landesfestes sollen dem Rezipienten der<br />

Ausstellung einen gesamten Überblick von den Vorbereitungen<br />

bis hin zur Umsetzung vermitteln. Das medienpädagogische<br />

Projekt war darauf ausgelegt, die Arbeit,<br />

die in Verbindung mit der Präsentation zum Landesfest<br />

steht, für Außenstehende begreif- und fassbar zu machen<br />

und darüber hinaus viele Impressionen zu vermitteln. Die<br />

fotografische Dokumentation (zum Landesfest) wurde in<br />

den künstlerischen Werkstätten des Fachbereiches SMK


Vorbereitung der Ausstellung „Lebenswege – Menschen des 21. Jahrhundert von Thomas Tiltman im <strong>Merseburg</strong>er StadtTac.<br />

bei Herrn Thomas Tiltmann gestaltet. Insge-samt wurden<br />

zwölf Fotos in vier Rahmen mit den Maßen 50x70 präsentiert,<br />

welche bis zum heutigen Tage im Gebäude 107<br />

zu sehen sind.<br />

Resümee<br />

Rückblickend betrachtet war die kulturpädagogische<br />

Projektarbeit eine sehr gute Basis, um die Arbeitsinhalte<br />

einer Ausstellungskonzeption für eine Großveranstaltung<br />

in den Sachsen- Anhalt- Tag zu integrieren und erfolgreich<br />

umzusetzen, denn nicht zuletzt bestaunten auch der<br />

Ministerpräsident und der Bildungsminister des Landes<br />

Sachsen Anhalts die Ausstellung. Die Dokumentation<br />

ermöglichte dem Besucher Einblicke hinter die Kulissen<br />

eines Großevents zu erhalten. Die Umsetzung der Medienprak-tischen<br />

Arbeit dauerte insgesamt acht Monate<br />

und erforderte vor allem Geduld, intensives Engagement<br />

und Verhandlungsgeschick sowie ein hohes Maß an organisatorischem<br />

Talent, welche auch im Selbststudium unerlässlich<br />

sind. Ich kann daher sagen, dass das Studium<br />

einen sehr großen Teil dazu beigetragen hat, alle Ideen<br />

praktisch zu verwerten und umzusetzen.<br />

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„Lehmofen –<br />

ein interkulturelles Bauprojekt“<br />

Paula Hofmann<br />

Thema<br />

Die Medienpraktische Arbeit beinhaltet die schriftliche<br />

und fotografische Dokumentation des LOS -Projektes<br />

„Lehmofen – ein interkulturelles Bauprojekt“. Entstanden<br />

ist eine Dokumentation in Buchform, die alle Anträge,<br />

Formulare, Arbeitschritte, E-Mails und Listen beinhaltet,<br />

die für die Planung, Durchführung und Evaluierung des<br />

Projektes notwendig waren. Ausgenommen sind finanzielle<br />

Details.<br />

Zu dem Projekt selber<br />

Das Projekt „Lehmofen – ein interkulturelles Bauprojekt“<br />

war in den Programmbereichen Unterstützung einzelner<br />

Aktionen zur Förderung der beruflichen Eingliederung sowie<br />

Unterstützung von Organisationen und Netzen, die<br />

sich für benachteiligte Menschen am Arbeitsmarkt einsetzen,<br />

innerhalb der LOS-Förderlogistik angesiedelt. Es<br />

verstand sich als ein Integrationsprojekt für besonders<br />

benachteiligte Zielgruppen und sollte durch den Bau<br />

eines Lehmofens die interkulturelle Kompetenz bei jugendlichen<br />

Quartiersbewohner/innen fördern. Gleichzeitig<br />

stellte das Projekt eine Unterstützung von Aktivitäten<br />

lokaler Vereine dar. Das Vorhaben wurde in Kooperation<br />

mit dem Internationale Frauen Leipzig e. V. realisiert. Es<br />

konzentrierte sich auf die Förderung von Demokratie und<br />

Toleranz sowie die Erhöhung der Chancengleichheit von<br />

Frauen und Männern.<br />

Ergebnis des Mikroprojektes<br />

Das Mikroprojekt beschäftigte sich mit dem interkulturellen<br />

Lernen als Schwerpunkt der Stadtteilarbeit im Leipziger<br />

Osten. Interkulturelles Lernen beinhaltet einerseits<br />

das Auseinandersetzen mit der eigenen Identität und Prägung<br />

und andererseits die Auseinandersetzung mit der<br />

Kultur anderer Nationalitäten. Auf dem Grundstück des<br />

im Oktober 2007 eröffneten StattGartens - einem Projekt<br />

des Interkulturelle Frauen Leipzig e. V. – wurde von<br />

jugendlichen Quartiersbewohner/innen unterschiedlicher<br />

Nationalitäten ein Lehmofen unter fachlicher Anleitung<br />

gebaut. Der Ofen steht allen Besucher/innen des Statt-<br />

Gartens zur Nutzung zur Verfügung und fördert somit<br />

auch Kontakte zwischen den Vereinsmitgliedern, deren<br />

Gästen und Besucher/innen als auch der unmittelbaren<br />

Anwohnerschaft.<br />

Insgesamt beteiligten sich 13 Jugendliche im Alter von<br />

14 bis 16 Jahren (sechs Mädchen und sieben Jungen) mit<br />

folgenden Nationalitäten: deutsch, irakisch, iranisch, italienisch,<br />

portugiesisch. Sie erhielten über die erbrachte<br />

Leistung ein Zertifikat, welches durch das Jugendamt der<br />

Stadt Leipzig unterzeichnet worden ist.<br />

Partizipation der Teilnehmer/innen<br />

Die Initiatorin des MP arbeitete als Praktikantin im Rahmen<br />

des stadträumlich ausgerichteten Integrationsprojektes<br />

DIALOG. Hier lernte sie auch die Mitstreiterinnen<br />

des Internationale Frauen e. V. kennen, die als Kooperationspartnerinnen<br />

in der Umsetzung des MP fungierten. In<br />

gemeinsamen Gesprächen entstand die Idee, den Lehmofen<br />

auf einer vom Verein bewirtschafteten ehemaligen<br />

Brachfläche des Stadtquartiers zu errichten. Das interkulturelle<br />

Bauprojekt selbst bot den involvierten Jugendlichen<br />

vielfach Gelegenheit, eigene Ideen und Vorstellungen<br />

einzubringen. Sie dokumentierten den Verlauf der<br />

Ziegelsteine abklopfem<br />

Arbeiten und reflektierten mit Hilfe dieser Dokumentation<br />

Prozess, Ergebnis und zukünftige Nutzungen.<br />

Innovationskraft des Mikroprojektes<br />

Interkulturelles Lernen in der Praxis eines benachteiligten<br />

Stadtteils an einem konkreten Vorhaben auszuprobieren,<br />

stellt immer wieder eine Herausforderung dar. Für den<br />

Stadtteil ist das Angebot des Lehmofens hervorzuheben,<br />

der die Infrastruktur im Quartier wieder um eine Facette<br />

bereichert.<br />

Förderung der Chancengleichheit von Frauen und<br />

Männern/ Gender Mainstreaming<br />

Traditionell wird der Bereich Bauen den Männern zugesprochen,<br />

wie das Backen und Versorgen den Frauen<br />

zugeordnet wird. Im MP wurden beide Bereiche realisiert,<br />

die Teilnehmer/innen in beide Bereiche gleichermaßen<br />

involviert und aktiv gefordert, um zu lernen, anerzogene<br />

Barrieren zu überwinden und sich in neuen Tätigkeitsbereichen<br />

auszuprobieren.


Beitrag für die Stadtteilentwicklung und das lokale<br />

Netzwerk<br />

Mit dem MP wurde ein neues Angebot im Stadtteil etabliert:<br />

ein Lehmofen zur allgemeinen Nutzung. Mit ihm<br />

wurde ein Beitrag zur Realisierung der Zieldimension aus<br />

dem LAP „soziales Zusammenleben intergenerativ und<br />

interkulturell fördern – Förderung von Toleranz“ erbracht.<br />

Darüber hinaus trägt er zu einer Aufwertung der Fläche<br />

des StattGartens des Internationale Frauen Leipzig e. V.<br />

bei und wirkt so auch positiv in der LAP-Zieldimension<br />

„Stabilisierung selbsttragender Netze und Organisationen<br />

sowie Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements“.<br />

Förderung von Toleranz und Demokratie<br />

Primäres Ziel des Projektes war es, den Jugendlichen<br />

einen Austausch über ihre jeweilige Herkunft, Religionszugehörigkeit<br />

und landestypische und/ oder herkunftstypische<br />

Traditionen zu ermöglichen und diesen zu fördern.<br />

Das MP fand unter dem Anspruch „interkulturelles Lernen“<br />

statt. Das interkulturelle Lernen umfasste dabei<br />

folgende Aspekte (nach A. Bremermann): Auseinandersetzung<br />

mit der eigenen Identität und Prägung, Stärkung<br />

des Einfühlungsvermögens, Entwicklung gegenseitigen<br />

Ziegelsteinhelden Brandraum mauern<br />

einige Teilnehmer bei der Einweihung<br />

Respekts, Sensibilisierung für gesellschaftliche Vielfalt,<br />

Wahrnehmung von Diskriminierung und Stärkung solidarischen<br />

Handelns. Eine wichtige Grundlage für das<br />

Erreichen dieses Zieles bildete in diesem Projekt der gemeinsame<br />

Austausch über Herkunft, Traditionen, Sitten,<br />

Gebräuche und Religion. Der Austausch wurde über das<br />

gemeinsame Tun – Bau des Lehmofens – angeregt.<br />

Nachhaltigkeit und zukünftiger Handlungsbedarf<br />

Der Lehmofen ist gebaut und hat seinen Platz gefunden.<br />

Perspektivisch wird es darum gehen, diesen Ort mit Austausch<br />

und Kommunikation zu beleben und den Lehmofen<br />

für Vereinsmitglieder wie auch für die Anwohnerschaft<br />

nutzbar zu machen.<br />

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Komponierte<br />

Lichtmalerei im Freiraum<br />

Ein Projektionsfilm<br />

Uta Erdmann, Sandra Fertig und Katrin Katte<br />

Ein Spaziergang durch Halle genügt, um auf Leerstände<br />

und Brachflächen aufmerksam zu werden. Für die meisten<br />

Menschen bestenfalls ein Schandfleck, definieren<br />

wir Leerstand jedoch als Freiraum. Für uns ergibt sich<br />

aus einem leeren Raum – ein stiller Raum, ein Raum der<br />

zum Leben erweckt werden kann. Ein Raum der Platz für<br />

Experimente bietet.<br />

Da sich das Leben vieler Menschen meist in der eigenen<br />

Wohnung vollzieht, entwickelt sich in vielen Wohnzimmern<br />

eine Art „private Kultur“. Das Spannungsfeld von intimer<br />

Kultur im eigenen Raum und die verlassenen freien Räume<br />

stand bei dem Projekt im Zentrum unseres Interesses.<br />

Als geeigneten Ort für unser Experiment diente eine,<br />

als Abstellraum genutzte Wohnung in der Goethestraße<br />

in Halle. Bereits im Vorfeld entwickelten wir zahllose<br />

Möglichkeiten für die Umsetzung unserer Idee. Aus über<br />

hundert Bildern von Wohnkonzepten, Nahaufnahmen ungewöhnlicher<br />

Gegenstände und Naturabbildungen, wählten<br />

wir ca. 40 aus und projizierten sie an eine Wand im<br />

leer stehenden Wohnraum. Wir entschieden uns für Bilder<br />

von Wohnräumen, die unterschiedliche Einrichtungskonzepte<br />

erkennen lassen und auf die Lebensstile ihrer<br />

vermeintlichen Bewohner hinweisen. Dabei verwendeten<br />

wir absichtlich keine eigens fotografierten Bilder, da wir<br />

es spannender fanden etwas „Fremdes“, „Konstruiertes“<br />

neu im eigenen bzw. einem „leeren“ Zusammenhang zu<br />

setzen.<br />

Zunächst experimentierten wir mit den verschiedenen<br />

Wohnraumbildern als Hintergründe, nutzten eigene Materialien<br />

und Requisiten aber auch kleinere Möbel, Dinge<br />

des Alltags und skurrile Gegenstände wie Fahrräder und<br />

Äste zur Inszenierung. Nach ersten Probefotos, unzähligen<br />

Stellungs- und Ortswechseln, zeigten sich uns welche<br />

Bilder mittels Projektion für diesen Raum überhaupt<br />

geeignet waren. Wir entschieden uns für einen Hintergrund,<br />

der ein Fernsehzimmer zeigt, weil er sich als Gesamteindruck<br />

gut für das Medium Projektion eignet, man<br />

Fernsehen als Alltagstätigkeit einordnen kann und es sich<br />

durch seine Vielschichtigkeit gut mit unserer Idee der<br />

Inszenierung vereinbaren lässt. Zu diesem Bild recherchierten<br />

wir zwei weitere Raumbilder, die thematisch und<br />

Bad Schlafzimmer Fernsehzimmer


formal ästhetisch zum Fernsehzimmer passen - ein Badezimmer<br />

und ein Schlafzimmer. Diese projizierten Bilder<br />

wurden mit einer agierenden Person vor dem Hintergrund<br />

des leer stehenden Raums kombiniert und zu einem Gesamtbild<br />

komponiert. Dadurch wurde die Authentizität<br />

des leeren Raumes und die künstliche Inszenierung von<br />

sich selbst und seines Lebensumfeldes mittels Projektion<br />

verschmolzen. Genau diese besondere künstlerische Begegnung<br />

zwischen dem leeren Raum, dem inszenierten<br />

Körper, dem projizierten Bild, dem durchlässigen Licht<br />

und der Zeit stellte unser Experimentierfeld dar.<br />

Obwohl Hintergründe und Reihenfolge der Bilder feststanden,<br />

behielten wir uns die Freiheit vor mit den Requi-<br />

Der „leere“ Raum<br />

siten, Hilfsmitteln und Möbeln während der Fotografie zu<br />

spielen, sie zu variieren und in andere Zusammenhänge<br />

zu transformieren. Dabei sind unsere temporären Inszenierungen<br />

durch das Medium Fotografie zu dauerhaften<br />

Abbildungen geworden.<br />

Es entstand eine Komposition einzelner Augenblicke, die<br />

wir mit Hilfe des digitalen Schnittprogramms Adobe Premiere<br />

Pro erneut zusammengefügt, mit passender Musik<br />

ergänzt und so in einen neuen ästhetischen medialen Zusammenhang<br />

gebracht haben. Auf der Suche nach einer<br />

geeigneten Bezeichnung für das entstandene Produkt,<br />

variierten unsere Vorschläge zwischen „Film“ und „Fotografie“.<br />

Da wir unser Produkt in keine bereits existierende<br />

Präsentation in der <strong>Hochschule</strong><br />

Gattung einordnen konnten, nannten wir das Ergebnis „Projektionsfilm“.<br />

Diese gestalterische Auseinandersetzung<br />

der freien Lichtmalerei wurde als medial künstlerisches<br />

Ergebnis in Form eines Projektionsfilmes am 17.07.2008<br />

in der <strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH) präsentiert.<br />

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Konzeption „Campus TV“<br />

Verena Klinger, Andrea Ulbrich, Julia Kraus und Stephanie Wächter<br />

Das Projekt Campus TV wird Seit 11 Jahren an der <strong>Hochschule</strong><br />

angeboten und findet für den Studiengang KMP<br />

im Rahmen des Moduls 3/6 statt. Die Studierenden sollen<br />

die Möglichkeit haben Erfahrungen mit der Inszenierungsform<br />

Fernsehen zu sammeln.<br />

Die Idee dieses Projektes ist es, nach möglichen Themenbeiträgen<br />

zu recherchieren und diese zu einem<br />

sendefähigen journalistischen Beitrag zu verarbeiten.<br />

So wird eine halbstündige Magazinsendung zusammengestellt<br />

und in einem regelmäßigen Rahmen im Offenen<br />

Kanal <strong>Merseburg</strong> - Querfurth ausgestrahlt. Das kulturelle<br />

Leben auf dem Campus der <strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> steht<br />

dabei im Mittelpunkt, aber auch andere Themen sind<br />

denkbar. Dazu werden in Redaktionssitzungen entsprechende<br />

Themen bearbeitet, Sendekonzepte entwickelt<br />

und umgesetzt. Arbeitsplanung, Dreh- und Schnittarbeiten<br />

bilden hierbei die praktischen Schwerpunkte. Den<br />

Teilnehmern des Projektes stehen alle Möglichkeiten der<br />

Videowerkstätten der <strong>Hochschule</strong> zur Verfügung. Neben<br />

der Nutzung des „BlueBox –Raums“ findet die Hauptarbeit<br />

hierbei an den „Avid“ Schnittplätzen im Keller des<br />

Gebäudes 107 statt. Einer der sechs Schnittplätze ist<br />

verbunden mit einer sog. „Sprecherbox“, die eine Kommentierung<br />

der Beiträge ermöglicht. Für die Video aufnahmen<br />

werden zwei MiniDV-Kameras (Panasonic – DVX<br />

100B) inklusive Stative genutzt.<br />

Damit Sendefähige Tonaufnahmen möglich sind werden<br />

zudem dynamische Mikrofone mit Stativ oder Tonangel<br />

eingesetzt. In der „Bluebox“ wird eine MiniDV-Kamera verwendet.<br />

Der Ton wird via Ansteckmikrofon an den Schnitt-<br />

platz gefunkt. In der „Bluebox“ befindet sich ausreichende<br />

Beleuchtung und ein Monitor zur Bildkontrolle. Monitor<br />

und Lichtkoffer können, falls nötig, auch ausgeliehen und<br />

an externe Drehorte mitgenommen werden.<br />

Die Studierenden haben natürlich unterschiedlichste<br />

Gründe, am Seminar CampusTV teilzunehmen. Zum einen<br />

ist es das Interesse an der Produktion einer eigenen<br />

Sendung mit Beiträgen zur Umsetzung eigener Ideen und<br />

Campusrelevanter Themen. Die Teilnehmer wollen sich<br />

vor allem im Technischen Bereich ausprobieren und Routine<br />

in der Videoarbeit erlangen. Dies lässt sich für viele<br />

Studierende nur im Team gemeinsam mit anderen Studierenden<br />

umsetzen. In Auseinandersetzungen und sich ergänzenderZusammenarbeit<br />

werden<br />

Ideen dis-kutiert<br />

und Lösungsvorschläge<br />

erarbeitet,<br />

wobei die lautesten<br />

und durchsetzungsstärksten<br />

Gruppenmitglieder<br />

nicht immer die<br />

schnellsten Lösungsvorschläge<br />

haben und selbst die besten Ideen noch ausgearbeitet<br />

und umgesetzt werden müssen. Teamarbeit funktioniert<br />

nur wenn die einzelnen Beteiligten bereit sind sich auf die<br />

Gruppe einzulassen, ihren Teil beizusteuern um gemeinsam<br />

zu einer Lösung zu finden. So wird der Aufwand des<br />

Einzelnen reduziert, der Wissensgewinn und die sozialen<br />

Kompetenzen aller Gruppenmitglieder jedoch verstärkt.<br />

Das Aufgabenfeld reicht von Redaktionellem Arbeiten:<br />

Themenwahl mit dem Aspekt der filmischem Inszenierung,<br />

Konzepterstellung, Recherche, Erstellen einer<br />

Sendung aus verschiedenen Beiträgen mit An- und Abmoderation,<br />

Technische Umsetzung mit professioneller Kamera-<br />

und Schnitttechnik, Erwerben von Medienkompetenzen<br />

im Bereich Video/Fernsehen (nach Baacke), über<br />

praktisch/primären Lernzielen wie Medienutzung, Mediengestaltung<br />

bis hin zu Medienkritik. Die Planung sah vor,<br />

eine Magazinsendung in 4 Wochen zu erstellen. Hierbei<br />

sind folgende Arbeitschritte notwendig: 1. Themenwahl,<br />

Recherche, Konzeptentwicklung, Script. 2. Aufnahmen,


Dreh. 3. Materialsichtung, Schnitt, Textentwicklung und<br />

Kommentarton. 4. Zusammenfügen der Beiträge, Sendemoderation,<br />

Aufzeichnung der Sendung. 5. Reflexion des<br />

Ablaufes.<br />

Betreut wurde das Seminar vom Dozenten C. Siegel.<br />

Die Koordination oblag der studentischen Hilfskraft Sebastian<br />

Nolting. Weitere Beratung und Betreuung wurde<br />

durch Herrn K. Köhler-Terz vom Offenen Kanal MQ gewährleistet.<br />

Die Teilnehmer des Seminars Campus TV<br />

sind Studierende der <strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong>. Hauptsächlich<br />

aus dem Fachbereich „Soziales, Medien, Kultur“, das<br />

Seminar ist jedoch für Studierende aller Fachbereiche<br />

offen. Die Studierenden sind zwischen 20 und 30 Jahre<br />

alt. An diesem Seminar beteiligen sich 4 männliche<br />

und 9 weibliche Studierende, die Alle im 2. Semester<br />

an einem Videoschnittkurs im Rahmen eines Blockseminares<br />

teilgenommen hatten. Ein Kamerakurs, der die<br />

Grundfunktionen der Hochschultechnik vermittelte wurde<br />

im gleichen Semester für Freiwillige angeboten; ca.<br />

die hälfte der CampusTV Redaktionsmitglieder nahmen<br />

dieses Angebot wahr. Einige Studierende verfügten über<br />

fundierte Vorkenntnisse, die sie sich selber angeeignet<br />

haben. Bei der Umsetzung des Konzeptes „Campus TV“<br />

standen verschiedene in der Gruppe zu bearbeitende<br />

Aufgaben an. Je nach Themenvorschlag bildeten sich Interessengruppen<br />

von 2-5 Personen. Zusätzlich fand sich<br />

zu jeder neuen Sendung ein Moderationsteam von 3-4<br />

Personen zusammen. Als erstes musste geklärt werden,<br />

in welchem Format produziert wird. Das Sendeformat<br />

„Magazin“ bietet den Vorteil, die Beiträge in vorgegebene<br />

Sparten zu kategorisieren, die der Sendung eine Struktur<br />

verleihen. Dabei haben die Studierenden jedoch den Freiraum<br />

einen Beitrag in der Kategorie ihrer Wahl zu gestalten.<br />

So entwickelte sich die Idee zum Boulevardmagazins<br />

„Kulturcheck“, welches sich mit dem alltäglichen Leben<br />

auf dem Campus <strong>Merseburg</strong> befasst, sowie kulturelle,<br />

sportliche, politische, regionale und andere Ereignisse<br />

präsentiert.<br />

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Werbekonzeption für das<br />

freie Radio CORAX e.V.<br />

Anna Krause<br />

Radio CORAX – Let´s communicate<br />

Das freie Radio Corax, sich selbst als Gegenöffentlichkeit<br />

schaffendes, unabhängiges Medium verstehend,<br />

genießt – trotz seines qualitativ hochwertigen, vielfältigen<br />

und sinnstiftenden Angebots – leider nur geringe<br />

Aufmerksamkeit in seinem Sendegebiet Halle. Dies ist<br />

nicht zuletzt auf seinen geringen Einsatz in der Öffentlichkeitsarbeit<br />

zurückzuführen. Mitgliederbeiträge, Spenden,<br />

Sponsoring und ehrenamtliches Engagement bilden<br />

allerdings die Basis des lokalen Senders, sodass eine<br />

Präsenz über die bisherigen Hörer und Mitarbeiter hinaus<br />

existentiell für das weitere Bestehen der Einrichtung ist.<br />

Aus Sympathie zu dem habe ein Werbekonzept mit dem<br />

Motto Radio CORAX – Let´s communicate erstellt.<br />

1.Objektanalyse<br />

Das Freie Radio Corax ist ein nichtkommerzieller, lokaler<br />

Rundfunksender in Halle, der seit Juli 2000 auf 95.9 ausgestrahlt<br />

wird. Das Radio hat es sich zur Aufgabe gemacht<br />

lokale Kultur, Kunst und Wissenschaft, Umweltschutz und<br />

die politische, wissenschaftliche und musische Bildung<br />

zu fördern. Außerdem will es die Gleichberechtigung der<br />

Geschlechter stärken und den von kommerziellen Interessen<br />

unabhängigen Zugang zu Informationen beleben. Das<br />

Personal meist ehrenamtlichen Mitarbeiter, die durch ihr<br />

Engagement den Radiobetrieb möglich machen. Das hilft<br />

zwar die Personalkosten gering zu halten, aber trotzdem<br />

bleibt dem Sender nur ein sehr geringes Werbeetat um<br />

auf sich aufmerksam zu machen. Gesamt sind es %% der<br />

jährlich zur Verfügung stehenden Mittel, nämlich 8.650€.<br />

Davon werden allerdings allein für den Druck der Programmzeitung<br />

schon 8.500€ ausgegeben, sodass nur<br />

noch 150 € für Werbung und PR im eigentlichen Sinne<br />

bleiben.<br />

2.Umfrageanalyse<br />

2002 wurde in Halle eine Umfrage zu den Radio- Hörgewohnheiten<br />

durchgeführt, 590 Menschen wurden befragt.<br />

Davon gaben 1/3 an, Radio CORAX zu kennen, und<br />

zwar aus den im Diagramm ersichtlichen Quellen.<br />

Des weiteren konnte man der Befragung entnehmen,<br />

dass besonders Personen zwischen 20 - 30 Jahren sich<br />

für Corax begeistern. Vergleicht man die Bekanntheit<br />

von Corax in den Berufsgruppen, zeigen sich ebenfalls


Unterschiede. Am höchsten ist der Bekanntheitsgrad bei<br />

Schülern und Studenten, während er bei Angestellten am<br />

niedrigsten ist. Zwischen Männern und Frauen gibt es nur<br />

marginale Unterschiede.<br />

3.Auswertung und Interpretation von Objektanalyse<br />

und Umfrage<br />

Gesamt betrachtet lässt sich feststellen, dass Radio Corax<br />

ein für alle Bevölkerungsschichten offener, aber vorherrschend<br />

junger Sender ist. Der Sender bietet seinen<br />

Hörern – wohl auch durch seine vielseitig interessierten<br />

und engagierten Mitarbeiter – ein abwechslungsreiches<br />

und anspruchsvolles Programm, das besonders gern von<br />

bildungsnahen Menschen wahrgenommen wird.<br />

4.Konzept der Werbemittel<br />

Da Radio CORAX durch sein Sendeprogramm und seine<br />

Mitarbeiter vor allem ein jugendliches, aktives, alternatives<br />

Klientel anspricht, gilt es, die Werbemittel dieser<br />

Zielgruppe anzupassen. Ich habe mich für den Druck und<br />

das Auslegen von CORAX- Citycards und das Hängen von<br />

CORAX Postern in entsprechenden Hallischen Lokalitäten<br />

(Bio-läden, Clubs wie LA Bim, Hühnermanhattan etc.)<br />

entschieden. Das Motiv der Druckmittel ist weder zeitlich<br />

noch örtlich gebunden und kann also ganzjährig und<br />

überall auf den Sender aufmerksam machen. Dies gilt für<br />

Poster als auch die Citycards. Letztere sind besonders<br />

billig (100Szk für 30€), auch bilden sie eine Symbiose<br />

aus dem Werben durch Freunde und dem Werben durch<br />

ausgelegter Werbemittel – so sind es einerseits ansprechende<br />

und trotzdem provozierende Karten, die man sich<br />

als stille Multiplikatoren Zuhause an die Pinnwand hän-<br />

gen kann oder einen Freund/ Bekannten<br />

schickt. Auf der Rückseite ist nicht nur<br />

die Sendefrequenz, sondern auch die<br />

Homepage des Senders vermerkt.<br />

Wer also neugierig auf Corax wird,<br />

kann sich sofort im Internet über den<br />

Livestream informieren. Ich habe versucht,<br />

das charakteristische an Corax<br />

darzustellen, nämlich seine Vielfalt und<br />

Ausgefallenheit. Also versuchte ich das<br />

Themenspektrum darzustellen, ohne<br />

die einzelnen Gebiete zu bewerten. Darum<br />

die Darstellung durch Symbole die<br />

als Mosaik das Logo von Radio CORAX<br />

bilden. Der Werbeslogan „Radio CORAX<br />

– let´s communicate“ gründet darin,<br />

dass, ohne vorherigen Arbeitseinsatz,<br />

ein Live- Gespräch – entweder im Studio<br />

oder übers Telefon geführt werden. Im Falle CORAX<br />

nicht nur mit Experten, sondern auch mit normalen Bürgern.<br />

Es bedarf nur wenig Technik um das Medium zu<br />

nutzen, und man kann es Flexibel im ganzen Sendegebiet<br />

empfangen. Nebst dieser Flexibilität ist Radio CORAX<br />

als freies, alternatives Medium auch eine Plattform auf<br />

der (fast) jeder Bürger bzw. Interessent seine Meinung<br />

äußern und seine Fragen stellen kann. Also für und mit<br />

allen kommunizieren.<br />

Die Symbole, die das Logo von Radio CORAX bilden, sollen<br />

hierbei den Betrachter nicht nur provozieren, sondern<br />

auch inspirieren – vielleicht gibt es ja ein Thema, was ihn<br />

besonders interessiert, zu dem er gerne mehr wissen<br />

würde oder viel zu berichten hat. Die Poster und Postkarten<br />

sind also Einladung und Aufforderung zum Gespräch<br />

und zur Auseinandersetzung.<br />

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„Geizig, Geil und<br />

Unersättlich“<br />

– Todsünden als Tugenden der<br />

Gesellschaft und Mittel der Medien<br />

Anne Kreye<br />

1. Motivation<br />

Im Rahmen dieser kulturpädagogischen Projektarbeit<br />

werden die altkatholischen sieben Todsünden in Bezug<br />

auf die heutige Gesellschaft und die Werbung betrachtet.<br />

Dabei soll das Hauptaugenmerk auf drei der biblischen<br />

Hauptsünden liegen, welche in der westlichen Gesellschaft<br />

und den Medien besonders präsent sind und die in<br />

diesem Kontext kaum mehr als Sünden wahrgenommen<br />

werden: Wollust, Geiz bzw. Habsucht und Völlerei.<br />

Das Thema der sieben Todsünden ist, auch wenn es den<br />

meisten Menschen nicht direkt bewusst ist, sehr aktuell.<br />

Besonders die drei oben genannten sind so gesellschafts-<br />

und alltagsprägend geworden, dass es nachdenklich<br />

stimmen sollte.<br />

Daher hat mich die Frage interessiert, was es für eine Gesellschaft<br />

bedeutet, wenn Eigenschaften, welche einst als<br />

schwer sündhaft galten, heute derart oft in der Werbung<br />

aufgegriffen und nahezu als positiv angesehen werden.<br />

Mein Projektziel war es, aufgrund von Recherchen und<br />

Beobachtungen eine Art künstlerisch umgesetzte Gesellschaftsstudie<br />

zu erreichen, die den Beobachter zum<br />

Nachdenken und Reflektieren anregt.<br />

2. Gedanken zum Thema<br />

Avaritia - Geiz: Die Sünde des unkontrollierten Strebens<br />

nach irdischen Gütern, Quelle und Wurzel der Hartherzigkeit,<br />

des Geizes und der List.<br />

Lange Zeit galten geizige Menschen als genussfeindlich,<br />

grimmig und unsozial, doch inzwischen hat sich das Bild<br />

vom Geizkragen scheinbar zum Vorbild gemausert. Denn<br />

extreme Sparsamkeit hat sich zur Lebenskunst entwickelt.<br />

Für viele Menschen gilt der Slogan „Geiz ist geil“<br />

als Motto. Schnäppchenjägerei ist ein Gesellschaftssport<br />

geworden, liegt im Trend. Geschäftsmodelle wie Mäc<br />

Geiz oder Pfennigfuchser suggerieren der Konsum-Gesellschaft,<br />

dass Geiz eine intelligente, planerische Lebensführung<br />

sei. Negative, egoistische Eigenschaften<br />

des Geizes werden dabei in den Hintergrund gedrängt:<br />

Geiz verklärt den Blick auf Andere. Er ist nicht nur Egoismus,<br />

sondern das Empfinden, das, was man begehrt,<br />

allein für sich beanspruchen zu wollen. Geiz dämpft Lebenslust<br />

und Sinnlichkeit, vergiftet zwischenmenschliche<br />

Beziehungen. - Kurz, kann dem Menschen kaputt machen,<br />

was das Leben schön gestaltet.<br />

Luxuria – Wollust: Die Sünde der ungeordneten geschlechtlichen<br />

Begierde, Quelle und Wurzel der Verblendung,<br />

der Triebhaftigkeit und der Selbstsucht.<br />

Die Wollust beschreibt sexuelle Begierde ohne Liebe<br />

als lasterhaft und böse. Kinderpornografie, Zwangsprostitution<br />

oder Vergewaltigung sind besonders hässliche<br />

Beispiele für diese Todsünde. Betrachtet man jedoch die<br />

Gesellschaft und vor allem Medien und Werbung, so bemerkt<br />

man schon eine deutliche Abstumpfung im Bezug<br />

auf Sexualität und sexuelle Reize. Wollüstige Bilder und<br />

Inhalte sind überall präsent. Kaum ein Film, eine Serie<br />

oder eine Werbung kommt noch ohne sexuelle Bezüge<br />

aus. Doch diese Tatsache ist kaum mehr ein Ärgernis.<br />

Sexualität in den Medien wird nur noch mit Gleichgültigkeit<br />

begegnet, sie gehört dazu. Wollust ist nichts Verwerfliches<br />

mehr. Im Gegenteil, sie wird angepriesen und<br />

als werbewirksames Mittel zum Zweck benutzt. Fast jede<br />

Provinzdiskothek lockt ihre Gäste heute mit Stripshows<br />

oder „Wet T-Shirt Contests“. Denn Verkaufszahlen, Auflagestärken<br />

und Einschaltquoten belegen in vielen Fällen:<br />

„Sex sells“.<br />

Gula – Völlerei: Die Sünde des ungemäßigten Verlangens<br />

nach Speise und Trank, Quelle und Wurzel der Fettleibigkeit<br />

und Bequemlichkeit“.<br />

„All you can eat“ und Riesen-Gerichte sind heute die Aushängeschilder<br />

vieler Restaurants, dabei soll schon jedes<br />

dritte Kind in Deutschland bereits bei der Einschulung<br />

übergewichtig sein. In den Medien kursieren alarmierende<br />

Berichte um den neuesten Trend in Discotheken, das<br />

„Flatrate-Saufen“: Einmal zahlen, soviel trinken wie man<br />

vertragen kann – oder auch nicht. Die Jugendlichen verleitet<br />

dies zu einer fragwürdigen Kosten-Nutzen Kalkulation:<br />

Viel Saufen für den Eintritt. An die Folgen denken sie<br />

dabei nicht. - Wer heute in der Gastronomiewelt mithalten<br />

will, muss die besten Werbeangebote machen. Die<br />

Kunden wollen viel für ihr Geld, mehr als sie eigentlich<br />

brauchen. Wir nennen unsere Gesellschaft nicht umsonst<br />

auch Überflussgesellschaft. Essen und Trinken in Unmengen<br />

sind nur zwei von vielen Symptomen der Zivilisationskrankheit<br />

„Zuvielisationskrankeit“. Und dass die Unmäßigkeit<br />

unseres Lebensstils nicht nur im Bezug auf Nahrung<br />

und Alkoholkonsum, sondern auch im Umgang mit der<br />

Natur und ihren Ressourcen etwas Todbringendes hat,<br />

kann niemand bestreiten. Wir wollen immer mehr: Essen<br />

für unser Geld, Nervenkitzel, Spannung. Es sind die Marketingfachleute<br />

der Werbeindustrie, die uns permanent<br />

suggerieren, dies alles wirklich zu brauchen und es ist<br />

schwer, dabei das richtige Maß zu finden. – Wann wird<br />

aus dem Guten zuviel des Guten?<br />

3. Verlauf der Projektarbeit<br />

Phase 1: Ideenfindung, Materialsammlung<br />

Die Idee für die Projektarbeit war leicht zu finden, da die<br />

Sieben Todsünden ein für mich ein interessantes Arbeitsfeld<br />

boten und mir schnell der Gedanke kam, sie in Verbindung<br />

mit Medien und Werbung zu untersuchen, um<br />

einen medienpädagogischen Bezug herzustellen.


Ich hielt es zuerst für notwendig, mich näher mit der Geschichte<br />

um die Sieben Todsünden zu beschäftigen um<br />

dann im Zuge dieser Eindrücke aus meiner Umwelt zu<br />

sammeln, was mit der Thematik in Verbindung gebracht<br />

werden konnte. So machte ich mich speziell auf die Suche<br />

nach Werbeartikeln und schoss Fotos in Alltagssituationen.<br />

Phase 2: Konzeptentwicklung und Umsetzung<br />

Nun musste ein Konzept für die Umsetzung entwickelt<br />

werden, welche eine Ausstellung zum Ergebnis haben<br />

sollte. Ich entschied mich dafür, im Endprodukt meinen<br />

Gedankenprozess sichtbar werden zu lassen. Zuerst<br />

sollten die Betrachter mit den Todsünden Geiz, Völlerei<br />

und Wollust in Form von Bildern konfrontiert werden um<br />

dann einen Einblick „in den Abgrund“ zu erhaschen, der<br />

den heutigen Umgang von Medien und Gesellschaft mit<br />

der Thematik zeigt.<br />

Als beste Möglichkeit, dies zu gewährleisten stellten sich<br />

Jalousien heraus, welche an Spanplatten angebracht<br />

werden sollten um das Ganze dann einheitlich schwarz<br />

zu sprühen. Ziel war es dann, auf den drei Spanplatten<br />

jeweils Kollagen aus meinen Fotos und den Werbebei-<br />

spielen entstehen zu lassen und die Jalousien mit selbst<br />

entwickelten Piktogrammen, welche die jeweilige Sünde<br />

bildlich darstellen, zu bestücken.<br />

Kippjalousien hatten unter Anderem den Vorteil, dass man<br />

immer neue Effekte erzielt und je nach dem wie weit sie<br />

geöffnet werden andere Bilder der Collagen entstehen.<br />

Die Collagen selber sollten zwar wie Plakatwände oder<br />

Litfasssäulen beliebig wirken, es aber keinesfalls sein.<br />

Die gesammelten Werbeausschnitte wurden so um die<br />

Fotos herum platziert, dass sie sowohl im Äußeren Stimmigkeit,<br />

als auch inhaltlich eine Aussage besitzen. Der<br />

Flyer eines chinesischen Restaurants beispielsweise<br />

diente mir als Satire seiner selbst, indem ich vor allem<br />

seinen Text „Schlemmen sie so viel sie mögen“ typografisch<br />

in die Collage für Völlerei einarbeitete.<br />

Phase 3: Präsentation<br />

Als Um der Ausstellung ein rundes Gesamtbild zu geben<br />

wurde sie mit passender Musik untermalt, welche eine genauso<br />

provozierende Wirkung wie die Exponate selber besitzen<br />

sollte. Zu diesem Zweck entschied ich mich für das<br />

Lied „Saufen, Saufen, Saufen“ von den „Schröders“, welches<br />

Völlerei und Wollust als höchste Genüsse anpreist.<br />

Für die Besucher der Ausstellung wurde nun noch<br />

ein Begleitheft erstellt, welches meine Gedankengänge<br />

zu der Thematik, die Grundlage für die<br />

Entstehung des Endproduktes waren, zusammenfassen<br />

sollte.<br />

4. Fazit:<br />

Durch die Arbeit mit dem Thema habe ich die<br />

Einstellung gewonnen, dass die Kategorisierung<br />

menschlichen Fehlverhaltens mittels der existierenden<br />

sieben Todsünden zwar so nicht mehr<br />

ausreichend für die heutige Zeit, jedoch grundsätzlich<br />

ein guter Gedanke ist. Denn sie sind die<br />

Auflistung grundlegender menschlicher Laster,<br />

welche zu schlechten oder gar kriminellen Handlungen<br />

führen können. Bemerkenswert sind sie daher, da,<br />

ungeachtet in welcher Intensität, sicherlich kaum jemand<br />

von sich behaupten kann, mit keiner dieser Todsünden jemals<br />

persönlich in Berührung gekommen zu sein. Daher<br />

war es für mich eine interessante Erfahrung, in Bezug auf<br />

dieses Thema über gesellschaftliche und auch meine eigenen<br />

Moralvorstellungen nachzudenken. Dadurch, dass<br />

ich mich sehr intensiv mit der Thematik befasst habe und<br />

direkt nach Wollust, Völlerei und Geiz in der Werbung gesucht<br />

habe, wurde mir deutlich, wie häufig Inhalte dieser<br />

Form im Bereich Werbung und Medien vorkommen.<br />

Während der Projektarbeit habe ich daher auch meine<br />

eigene Medienrezeption deutlich überprüfen können.<br />

Dieser Prozess war eine gute Möglichkeit zur Erweiterung<br />

meiner Medienkompetenz und versucht durch das<br />

Endprodukt den gleichen Effekt auch beim Betrachter<br />

anzustoßen.<br />

Besonderer Dank gilt an dieser Stelle noch dem Fachschaftsrat<br />

des Fachbereichs 4, der sich dazu bereit erklärt<br />

hat, das Projekt zu 100% finanziell zu unterstützen.<br />

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Take it away &<br />

Galerie Impressionen<br />

Fotodokumentation der Aufführung zum Theater der Welt im<br />

Felsengarten des Kunstvereins “Talstrasse“ in Halle an der Saale<br />

Matthias Kunkel<br />

1. Anlass<br />

Zum Festival »Theater der Welt« in Halle (Saale) wurden<br />

im Kunstverein “Talstrasse“ am 01.07.2008 die Theaterstücke<br />

„TAKE IT AWAY“ und „GALERIE IMPRESSIONEN“<br />

von Opiyo Okach (Kenia) und Andréya Ouamba (Senegal)<br />

sowie seiner Compagnie “Premier Temps” aufgeführt.<br />

2. Umsetzung, Material und Präsentation<br />

Die Theaterstücke und Proben (30.06.2008 &<br />

01.07.2008) wurden mit Hilfe der digitalen Farbfotografie<br />

dokumentiert. Nach mehrfacher Sichtung der künstlerischen<br />

Fotos habe ich eine engere Auswahl getroffen.<br />

Die ausgewählten Fotos wurden dann auf das Format<br />

20x20 beschnitten. Davon ließ ich Abzüge machen und<br />

habe diese auf Kapaplatten aufgezogen.<br />

Die entstandene Fotodokumentation habe in einer kleinen<br />

Ausstellung an der <strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH), (Gebäude<br />

107/ 1.Etage) präsentiert.<br />

Dafür wurden die 20 aufgezogenen Fotos mit Hilfe von<br />

Klebepads an der Wand befestigt. Aufgrund des gewählten<br />

Formats lies sich ein angenehm zu betrachtendes<br />

Foto-Raster an der Wand schaffen. Auf der linken Seite<br />

der Präsentation ordnete ich dynamisch die Bewegungsabfolgen<br />

an, zu der ich auf der rechten Seite einen 9 Bilder<br />

(3x3) umfassenden Fotoblock mit dokumentarischen<br />

Fotos vom Entstehungsprozess entgegen setzte.<br />

3. Aufgabenstellung<br />

Die Tänzer des Theaterstücks wurden während der Aufführung<br />

mit Hilfe einer digitalen Spiegelreflexkamera, Ca-<br />

non EOS 400D, fotografiert und ihre Bewegungen durch<br />

lange Belichtungszeiten deutlich gemacht. Mittels der<br />

Verwendung einer kleinen Blende musste lange belichtet<br />

werden, was dazu führte, dass die Bewegungen und weniger<br />

die Tänzer im Detail zu sehen sind. Im Mittelpunkt<br />

stand die Gestensprache der Tänzer.<br />

Die Grundlage für meine Arbeit waren verschiedene,<br />

nicht zufrieden stellende Versuche, vor etwa zwei Jahren,<br />

Bewegungen zu fotografieren. Ich habe mir die Aufgabe<br />

gestellt diese Grundidee mit diesem Projekt zu perfektionieren.<br />

4. Ausstellungseröffnung<br />

Die Ausstellung wurde am 16.07.2008 um 9 Uhr im Beisein<br />

der beiden Betreuer Johann Bischoff und Christian<br />

Siegel eröffnet. Nach der Begrüßung der Anwesenden<br />

Studenten und Dozenten erläuterte ich, wie es zur Projektidee<br />

kam. Anschließend erklärte ich kurz die Arbeit des<br />

Kunstvereins “Talstrasse“, den Felsengarten des Vereins,<br />

das Theaterstück und das Konzept des Festivals Theater<br />

der Welt.<br />

Ich gab einen Einblick in die mir gegebene Aufgabenstellung<br />

und erörterte die Arbeitsweise anhand der entstandenen<br />

Fotos. Des Weiteren zeigte ich die Vorteile der<br />

Digitalkamera auf und stellte sie der anfänglichen Idee<br />

mit der Lochkamera zu arbeiten gegenüber.<br />

Zum Schluss erläuterte ich mein Ziel mit der Kulturpädagogischen<br />

Projektarbeit, vor allen zwei unterschiedliche<br />

Dinge miteinander zu verbinden: den Tanz (etwas<br />

was so nur einmal stattfinden kann) und das Foto (etwas<br />

was endlos reproduziert werden kann), ganz im Sinne<br />

von Roland Barthes - Die Helle Kammer (Bemerkung zur<br />

Photographie). Die Bewegungen der Tänzer „fixierte“ ich<br />

fotografisch, da sie sonst für immer verloren wären. Die<br />

Farbfotografie ist ein sehr gutes Mittel um Bewegungen<br />

ästhetisch darzustellen.<br />

Im Anschluss an die Auswertung habe ich die Ausstellung<br />

abgenommen um anderen Studenten die Möglichkeit der<br />

optimalen Präsentation zu geben. Nach diesen Präsentationen<br />

habe ich die Ausstellung, ein wenig versetzt,<br />

wieder aufgehängt um sie noch eine längere Zeit präsentieren<br />

zu können.<br />

5. Erläuterung zum Kunstverein<br />

Im Jahr 1994 schuf sich der bereits 1991 gegründete<br />

Kunstverein “Talstrasse“ e.V. unweit der Burg Giebichenstein<br />

in Halle in einer spätklassizistischen Villa eine Begegnungsstätte,<br />

in der regelmäßig Kunstausstellungen,<br />

Lesungen, Gesprächskreise über Kunst und Politik, Konzerte<br />

mit Klassik, Chanson und Rock sowie Feste stattfinden.<br />

Der programmatische Spannungsbogen zwischen<br />

Geschichte und Gegenwart charakterisiert im Wesentlichen<br />

die Arbeit des Kunstvereins. Dabei legt er Wert<br />

auf die Vorstellung zeitgenössischer Kunst in ihrer Vielfalt<br />

und verschiedensten Tendenzen. Regionale Bezüge setzen<br />

ebenso Schwerpunkte wie die Vorstellung nationaler<br />

und internationaler Kunstentwicklungen.<br />

Um dauerhaft attraktiv zu sein ist der Kunstverein sehr<br />

einfallsreich und immer auf der Suche nach interessanten<br />

Kooperationen. In diesem Jahr ist der Höhepunkt die Aufführung<br />

„Take it Away & Galerie Impressionen“ von Opiyo<br />

Okach zum Festival „Theater der Welt“ in Halle. Der einzigartige<br />

Felsengarten hinter der Galerie bietet dafür die<br />

optimalen Bedingungen.<br />

6. Erläuterung zum Theaterstück<br />

Andréya Ouamba ist wegweisend im Modernen Tanz Senegals.<br />

Seine Improvisationen sind Dialoge mit dem Körper<br />

und der Bewegung in einer zugespitzten, zersplitterten,


sehr präzisen Gestensprache.<br />

Mit seiner Compagnie “Premier<br />

Temps” “zersetzt” er traditionelle<br />

Tanzschritte und übersetzt dabei<br />

Lebenshaltungen, Lebensgefühle<br />

oder Lebensperspektiven in Körpersprache.<br />

Sein auf Einladung<br />

Avignons konzipiertes Solo lebt<br />

dagegen vom Hier und Jetzt.<br />

“Take It Away” entsteht bei jeder<br />

Aufführung neu und anders. Choreographiert<br />

hat es Opiyo Okach,<br />

dessen Ausgangspunkt der leere<br />

Raum ist, die Inspiration des<br />

Ortes, seiner Energien, der Musik<br />

und der Anwesenden. In ihren<br />

“Galerie-Impressionen” erkunden<br />

die beiden gemeinsam mit acht<br />

Tänzern ihrer Compagnie den<br />

Felsengarten.<br />

7. Theater der Welt<br />

Das Festival »Theater der Welt«<br />

besteht seit etwa 30 Jahren und<br />

ist das bedeutendste internationale<br />

Theaterfestival in Deutschland.<br />

Es findet alle 2-3 Jahre in<br />

einer wechselnden Großstadt<br />

statt. 2008 war es zum ersten<br />

Mal in einer relativ kleinen Stadt<br />

zu Gast, was sich aber als Vorteil<br />

erwiesen hat. Mit ca. 60.000<br />

Besuchern war es das bisher<br />

erfolgreichste Festival in seiner<br />

Geschichte. Die Theaterstücke<br />

waren zu 97% ausverkauft.<br />

Auswahl aus den ausgestellten Fotos<br />

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Medienpädago-<br />

gisches<br />

Memory-Spiel<br />

René Lampert<br />

Das Spiel<br />

Das medienpädagogische Memory-Spiel ist dem Grundprinzip<br />

eines einfachen Memory- Spiels entliehen. Es soll<br />

spielerisch das Interesse an Medien wecken. Dabei erhebt<br />

es aber nicht den Anspruch, Medienkompetenz zu<br />

vermitteln. Vielmehr soll sensibilisiert bzw. eine Basis geschaffen<br />

werden um, durch ein anschließendes „Selbststudium“<br />

(Wissensvertiefung) diese zu erlangen.<br />

Die Idee war es, das Gedächtnistraining durch Kombinationsgabe<br />

und das Erlangen von Wissen zu erweitern, da<br />

nicht gleiche Karten aufgedeckt werden müssen, sondern<br />

Karten, die erst durch eine bestimmte Verbindung<br />

zu einer Paarung werden.<br />

So muss beispielsweise die ergänzende Paarung die Abbildung<br />

einer CD und ein Abbild von Ludwig van Beethoven,<br />

erkannt werden. Diese Paarung ergänzt sich, da der<br />

damalige Sony-Vizepräsident Norio Ohga im Jahr 1978<br />

die Länge der CD auf 74 min. festgelegt hatte, um die 9.<br />

Sinfonie von Ludwig van Beethoven ohne Unterbrechung<br />

hören zu können.<br />

Diese Information geht aus dem beigefügten Begleitheft<br />

hervor. Es spielt sogleich die Hauptrolle im Spiel, da es<br />

der Schlüssel zur bereits erwähnten „Basis“ ist. Das anschließende<br />

Spielen ist „nur noch“ sekundärer Natur.<br />

Der Schwierigkeitsgrad wurde von einfach bis schwer<br />

ausbalanciert, da nur so gewährleistet wird, dass man<br />

erstens die Lust am Spiel nicht verliert und zweitens indirekt<br />

gezwungen wird, sich Wissen über die Paarungen<br />

anzueignen, um das Spiel auch zu beenden. Es ist somit<br />

von Nöten, sich das Begleitheft durchzulesen, wenn der<br />

Spieler das Spiel zu Ende spielen will, da einzelne Paa-


ungen nur durch „erarbeitete“ Informationen ersichtlich<br />

werden. Dass nicht alle Medien in dieses Spiel mit einfließen<br />

können muss nicht erwähnt werden. Um die Auswahl<br />

der Medien halbwegs stimmig zu gestallten, wurden<br />

in erster Linie technische und neue Medien verwendet.<br />

Ebenso dienen sie der Massenkommunikation. Dieser<br />

grob gesteckte Rahmen erklärt auch das Fehlen von Malerei,<br />

Bildhauerei, Musik, Tanz und Theater, die wiederum<br />

aufgrund einer gewissen Basis ein eigenständiges Memory-Spiel<br />

ergeben hätten.<br />

Der Aufbau<br />

Das Begleitheft ist deutlich in fünf Bereiche gegliedert:<br />

1. Bereich: Im Vorwort wird der Leser / Spieler auf die<br />

Idee der anschließenden Wissensvrtiefung hingewiesen,<br />

um sicher zu stellen, dass er nicht mit falschen Erwartungen<br />

ans Spiel geht und im nachhinein nicht enttäuscht<br />

ist oder glaubt, getäuscht worden zu sein. Die Spielanleitung<br />

und die drei Variationen zur möglichen Rangehensweise<br />

komplettieren den ersten Bereich.<br />

2. Bereich: Dieser Bereich ist den Medien gewidmet. Auf<br />

jeweils einer kompletten Seite wird der Ursprung, die<br />

Verbreitung und die speziellen Eigenschaften eines von<br />

15 Medien beschrieben. Neben diesen Informationen ist<br />

auch immer ein verschlüsselter Vermerk zum Gegenstück<br />

zu finden. Oben links befindet sich eine Darstellung des<br />

Mediums, welches identisch mit der auf der Spielkarte<br />

ist. Im unteren Bereich, farblich abgehoben, ist ein Tipp<br />

zu finden. Dabei handelt es sich um eine Aufforderung<br />

zum aktiven Umgang mit dem Medium.<br />

3. Bereich: Hier werden die Gegenstücke, die in Verbindung<br />

mit den Medien zu einer Paarung verschmelzen<br />

abgebildet. Gegenstücke aus diesem Grund, da es sich<br />

nicht immer um Personen bzw. Erfinder eines Mediums<br />

handelt, die dann wiederum eine Paarung ergeben<br />

(Grundmedium / Mondlandung / „Das Pferd frisst keinen<br />

Gurkensalat“).<br />

Auf einer Seite sind immer zwei Gegenstücke mit entsprechender<br />

Darstellung abgebildet. Handelt es sich einmal<br />

nicht um den Erfinder (Bilddarstellung), wurde das<br />

Gegenstück abstrahiert abgebildet (Grundmedium). Die<br />

Informationen sind, wie schon bei den Medien, mit einem<br />

verschlüsselten Hinweis auf die Paarung versehen.<br />

4. Bereich: Dieser Bereich dient der Kontrolle, in dem<br />

das Medium und das entsprechende Gegenstück zu einer<br />

Paarung zusammen finden. Jeweils drei Paarung werden<br />

auf einer Seite abgebildet und die Verbindung noch einmal<br />

kurz skizziert.<br />

5. Bereich: Zum Schluss wird der Spieler darauf hingewiesen,<br />

dass dies nur ein Bruchteil der Medien ist, die<br />

ihn umgeben (Theater, Malerei, Musik, Tanz usw. fehlen).<br />

Er wird anschließend darum gebeten, das Spiel zu erweitern.<br />

So wird er sich aktiv und spielerisch mit Medien beschäftigen<br />

müssen. Das Stichwortverzeichnis dient dem<br />

schnelleren Finden bestimmter Informationen.<br />

Die technische Umsetzung<br />

Das Begleitheft wurde mit dem Layoutprogramm Adobe<br />

Indesign CS2 erstellt. Die Abmessung entstand durch<br />

eine quadratische Grundfläche, für Texte und Bilder (den<br />

Spielkarten entlehnt), die durch den Bereich der Ringbindung<br />

erweitert wurde. Die Bilder zur Darstellung der<br />

Medien und Gegenstücke wurden zum größten Teil aus<br />

dem Internet heruntergeladen. Da diese sehr hohe qualitative<br />

Unterschiede aufwiesen, mussten sie im Photoshop<br />

CS2 von Adobe bearbeitet werden. Des Weiteren<br />

kam hinzu, dass einige Veränderung der Originalbilder<br />

vorgenommen werden mussten, da sie Rückschlüsse auf<br />

einige Paarungen zugelassen hätten. Einige Abbildungen<br />

mussten komplett neu gesetzt werden.<br />

Alle Darstellungen mussten jeweils in den Farbmodi RGB<br />

und CMYK angelegt werden. Der Farbmodus RGB wurde<br />

benötigt, um die Bilder von einem Fotolabor belichten zu<br />

lassen. Diese Fotos wurden dann wiederum auf die Spielkarten<br />

geklebt. Die Bilder im Farbmodus CMYK fanden<br />

Einzug ins Begleitheft.<br />

Probleme gab es wenige bei der Produktion des Spieles.<br />

Die Texte wurden nach den bereits erwähnten Kriterien<br />

gestaltet. Dabei musste nur darauf geachtet werden,<br />

dass aus ihnen die Paarungen auch kombiniert werden<br />

konnten. Einzig und allein bei der Darstellung der Medien<br />

und Gegenstücke gab es vereinzelt Probleme, da auf kein<br />

Bildarchiv zurückgegriffen werden konnte. Die Rechte an<br />

den Bildern sind somit nicht geklärt.<br />

Der „Hausfrauentest“<br />

Als „Hausfrauentest“ bezeichnet man das Testen eines<br />

Spieles, einer Kampagne oder einer Anzeige mit unbeteiligten<br />

Personen um eventuell auftretende Missverständnisse<br />

nochmals überarbeiten zu können.<br />

Auch in diesem Fall habe ich das Begleitheft auf Verständlichkeit<br />

prüfen lassen.<br />

Dabei stellte sich heraus, dass die Idee und die Spielanleitung<br />

bzw. das Ziel des Spieles von allen Testern<br />

erkannt und verstanden wurde. Bei dem Erkennen der<br />

Paarungen war nur einer von sechs Probanden nicht in<br />

der Lage, alle Paarungen zu finden. Dennoch erachteten<br />

alle Probanden das finden der Paarungen für relativ<br />

schwierig. Hier könnte eventuell der Schwierigkeitsgrad<br />

noch herabgesetzt werden.<br />

Bei der Präsentation des Spieles im Rahmen des Seminars<br />

mit anschließender Durchführung einer Spielrunde,<br />

konnten einige Paarungen nicht gefunden werden. Da<br />

die angehenden Kultur- und Medienpädagogen das Begleitheft<br />

nicht lesen konnten, war es ihnen auch nicht<br />

möglich, alle Paarungen zu finden. Das spricht wiederum<br />

dafür, dass es unbedingt von Nöten ist, sich mit diesem<br />

Heft auseinander zu setzen, um das Spiel erfolgreich abzuschließen.<br />

Somit ist das primäre Ziel erreicht, dass Beschäftigen mit<br />

dem Begleitheft und folglich mit Medien.<br />

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Fotografieprojekt<br />

mit Studenten<br />

Jennifer Lorenz<br />

5 StudentInnen, darunter 2 Kunstpädagogikstudentinnen,<br />

1 Kulturpädagogikstudentin, 1 BVL- Studentin und 1 angehender<br />

Abiturient, gestalteten zu dem von mir vorgegebenen<br />

Thema.<br />

Mein Wohnumfeld Fotoarbeiten. Das Projekt begann Mitte<br />

Mai 2008. Es fanden insgesamt 8 wöchentliche Treffen<br />

statt, in denen die Produkte der TeilnehmerInnen entstanden.<br />

Ziele<br />

Mir ging es darum, dass sich die TeilnehmerInnen unter<br />

meiner Anleitung mit dem Thema inhaltlich auseinander<br />

setzen und den Ausdrucksmöglichkeiten des Mediums<br />

Fotografie nähern. Wir beschäftigten uns mit dem Zusammenhang<br />

von Form und Inhalt an ausgewählten Beispielen<br />

der Fotografie, welcher für die eigene künstlerische<br />

Produktion die Grundlage bildet. Auch die Präsentationsform<br />

war den TeilnehmerInnen überlassen, die ebenfalls<br />

dem Inhalt der Arbeit entsprechen sollte. Ich legte Wert<br />

darauf, dass die TeilnehmerInnen den prozesshaften Charakter<br />

der eigenen künstlerischen Produktion erkennen<br />

und daraus Nutzen ziehen. Der Austausch zwischen den<br />

TeilnehmerInnen war für mich ebenfalls von Wichtigkeit.<br />

Ablauf<br />

Beim ersten Treffen setzten wir uns gemeinsam mit dem<br />

Begriff „Wohnumfeld“ auseinander. In den beiden folgenden<br />

Sitzungen beschäftigten wir uns mit Fotokünstlern<br />

wie beispielsweise Larry Clark (Tulsa 1971) oder Wolfgang<br />

Tilmanns (Burg 1998), die sich dem Thema Mein<br />

Wohnumfeld widmeten. Dabei diskutierten wir sowohl die<br />

inhaltlichen, als auch die formalen Aspekte der Bilder.


Die 3. Zusammenkunft bestand daraus, dass ich den<br />

TeilnehmerInnen die Grundlagen der Bildgestaltung und<br />

mögliche Präsentationsformen vorstellte. Das 4. Treffen<br />

wurde von Andrzej, einem Fotografiestudenten der <strong>Hochschule</strong><br />

für Grafik und Buchkunst in Leipzig gestaltet. Er<br />

fertigt seit 2 Jahren eine Arbeit zu seinem Wohnumfeld an<br />

und präsentierte uns den Entwurf.<br />

Er erklärte den inhaltlichen Aufbau seiner Arbeit und teilte<br />

uns die Aussagen einzelner Bilder und der Fotostrecke<br />

als Ganzes mit. Andrzej brachte den TeilnehmerInnen näher,<br />

dass Brüche und Kontraste mögliche Formen sind,<br />

Inhalte zu vermitteln und gab ihnen Tipps zum Umgang<br />

mit der Kamera im eigenen Umfeld.<br />

In den darauf folgenden Sitzungen wurden Ideen zum<br />

Thema Mein Wohnumfeld in der Gruppe besprochen und<br />

erste Ergebnisse vorgestellt.<br />

Die TeilnehmerInnen stellten ihre Arbeiten Anfang Juli<br />

2008 mit meiner Hilfe fertig. Die Präsentationsform wählten<br />

wir gemeinsam aus.<br />

Am 14.07.2008 wurden die einzelnen Beiträge in <strong>Merseburg</strong><br />

präsentiert.<br />

Auswertung<br />

Die entstandenen Arbeiten sind zufrieden stellend. Die<br />

TeilnehmerInnen setzten sich mit dem Thema und dessen<br />

künstlerische Umsetzung intensiv auseinander. Einige<br />

hatten Probleme, den Begriff „Wohnumfeld“ zu fassen<br />

oder Schwierigkeiten, konkrete Inhalte zur Aufgabenstellung<br />

zu finden. Der fehlende Zugang wurde jedoch durch<br />

Diskussionen in der Gruppe geschaffen.<br />

Allen TeilnehmerInnen ist der prozesshafte Charakter des<br />

eigenen künstlerischen Schaffens klar geworden.<br />

Auszug aus der Arbeit Mein Wohnumfeld - Bautzen, Dresden, Leipzig<br />

von Franziska Lange<br />

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„Fotosafari durch den ‚Wilden Osten‘<br />

– den Arbeitstieren auf der Spur“<br />

Eva Lusch, Christiane Trenka, Eva-Maria Grotzke und Jana Brambach<br />

Kurzbeschreibung<br />

Das Fotoprojekt richtet sich an Jugendliche zwischen 14<br />

und 17 Jahren des Stadtteils ‚Leipziger Osten‘.<br />

In einer Fotosafari - einem fotografischen Streifzug durch<br />

das Viertel - sollen die Teilnehmer im Leipziger Osten<br />

ansässige Berufsbilder entdecken und diese mit ihrem<br />

individuellen fotografischen Blick festhalten.<br />

Ziel ist es, die entstandenen fotografischen Arbeiten bei<br />

dem lokalen Fotowettbewerb OstEntdeckungen (eine Initiative<br />

des Kinder- und Jugendkulturzentrums O.S.K.A.R.)<br />

einzureichen und sie, unabhängig von einer Platzierung<br />

bei dem Wettbewerb, in einer Ausstellung mit eigenem<br />

Konzept zu präsentieren.<br />

Pädagogische Zielsetzung<br />

• Vermittlung von wichtigen Kenntnissen und Fertigkeiten<br />

im Umgang mit dem Medium<br />

Digitalkamera in einem dreitägigen Workshop<br />

• Förderung außerschulischer, ästhetischer Bildung sowie<br />

praktischer und sozialer<br />

Kompetenzen von Jugendlichen<br />

Nebenziele<br />

• Ästhetischer Ansatz<br />

• Kulturelle Teilhabe<br />

• Sozialer Ansatz<br />

• Produkt- und Prozessorientierung<br />

• Gesamtdauer des Projektes beträgt inklusive Vorbereitung,<br />

Planung du Durchführung 12 Wochen<br />

Projektkonzept<br />

Ausgangssituation<br />

• der strukturell schwache Stadtteil Leipziger Osten:<br />

• hoher Migrantenanteil, besonders unter sozialschwächeren<br />

Familien<br />

• hoher Anteil allein Erziehender, Arbeitsloser<br />

• geringe Zahl von Arbeitsplatz- und Ausbildungsangeboten<br />

• Fällt in das Fördergebiet des Bund-Länder-Programms<br />

„Soziale Stadt“<br />

• Bietet Handlungspotenzial für Kultur- und Medienpädagogen<br />

• Projektträger Jugendkulturzentrum „O.S.K.A.R.“, unter<br />

der Leitung von Ellen Heising, stellt Workshop- und Ausstellungsräume<br />

sowie Materialien zur Verfügung<br />

• Zielgruppe Jugendliche allgemein:<br />

• Mangel an ästhetisch-sinnlichen Alltagserfahrungen<br />

• häufige Orientierungslosigkeit bezüglich beruflicher Zukunft<br />

• unbeschwerter Umgang mit den neuen Medien<br />

• digitale Fotografie als niedrigschwelliges Ausdrucksmedium<br />

besonders gut geeignet<br />

• außerschulische Projektarbeit oft geprägt durch hohe<br />

Gruppenfluktuation<br />

• vielfältige Interessen und Verpflichtungen<br />

• Jugendliche im Leipziger Osten:<br />

• Besuch der Mittelschule, d.h. frühe Konfrontation mit<br />

den Themen Zukunft und Berufswahl<br />

• kaum Zugang zu kostenpflichtigen, kulturellen Bildungsangeboten<br />

• erfahren von Projekten über Mundpropaganda<br />

Der Foto-Workshop<br />

Ziel des Workshops ist es, Jugendlichen das Handwerkszeug<br />

für die Teilnahme am Fotowettbewerb „OstEntdeckungen“<br />

mitzugeben. Dazu sollen Einblicke in das Thema<br />

Berufsfelder gegeben und technische Grundlagen der<br />

Digitalfotografie vermittelt werden, denn die Fotografie<br />

ist das visuelle Leitmedium unserer Zeit; der kompetente<br />

Umgang mit Bildern stellt eine Schlüsselqualifikation dar.<br />

Auf dem Weg zum fotografischen Produkt wollen wir die<br />

Projektteilnehmer mit verschiedenen medienpädagogischen<br />

Techniken in Berührung zu bringen. Die methodische<br />

Vorgehensweise zielt darauf ab, die Kreativität der<br />

Jugendlichen zu wecken, zu erkennen und zu fördern.<br />

Der Workshop findet an drei Nachmittagen statt. Ausgehend<br />

vom theoretischen Teil steht anschließend die<br />

Praxis im Zentrum: Die Jugendlichen begeben sich auf<br />

„Fotosafari“, indem sie mit ihrer Kamera bewaffnet durch<br />

den Leipziger Osten ziehen. „Den Arbeitstieren auf der<br />

Spur“ nehmen sie Bilder für den Fotowettbewerb auf. Aus<br />

einem spielerischen Umgang mit dem Thema „Berufe“<br />

soll am Ende ein ästhetisches Produkt entstehen, das<br />

präsentationsfähig ist.


Das Ausstellungskonzept<br />

Die fotografischen Arbeiten der Jugendlichen werden<br />

in einer Ausstellung präsentiert. Als Ausstellungsfläche<br />

dient die Galerie des Kinder- und Jugendkulturzentrums<br />

O.S.K.A.R. Der Besucher rezipiert somit neben den Fotos<br />

auch die kulturpädagogische Erlebnisumwelt der Projektteilnehmer.<br />

Die Exponate werden auf quadratischem kartoniertem<br />

Material einzigartig präsentiert: Jedem Jugendlichen<br />

werden für die Inszenierung der Ausstellung weiße und<br />

hellgraue Kartons zur Verfügung gestellt. Es handelt sich<br />

um so genannte „Bananenkisten“ mit einer Öffnung im<br />

Deckel, die den Fotografien als Rahmung dient.<br />

Der Ausstellungsraum wird so inszeniert, dass die Kartons<br />

teils aufgetürmt, teils chaotisch gestapelt oder in<br />

Schlangenlinien angeordnet sind. Unserer konzeptionellen<br />

Idee liegt zugrunde, dass die Art der Präsentation<br />

einen doppeldeutigen Anspruch hat:<br />

Die Kartons symbolisieren (Karrierebau-)Steine, die labyrinthartige<br />

Anordnung steht für (Lebens-)Wege.<br />

Die Akquirierung der Teilnehmer<br />

erfolgt über persönliche<br />

Ansprache. Ein Handzettel soll<br />

die Jugendlichen an das Projekt<br />

erinnern.<br />

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Rendezvous –<br />

Ein Episodenfilm<br />

Matthias Melzer und Christoph Bauerfeind<br />

Die Idee zum Episodenfilmprojekt entstand bereits nach<br />

wenigen Semestern des Studiums „Kultur- und Medienpädagogik“.<br />

In diesem Projekt sollten interessierte Studenten<br />

zusammengeführt werden, um gemeinsam einen<br />

Film zu produzieren. Das faszinierende Gebiet der Episodenfilme<br />

bot sich hierfür besonders an. Zielstellung des<br />

Projekts war die Erstellung eines Episodenfilms aus mindestens<br />

fünf Kurzgeschichten, sowie die Erarbeitung der<br />

Kurzfilme in individuellen, autonomen Kleingruppen. Dazu<br />

wurden mehrere Projektphasen veranschlagt, in welchen<br />

der Episodenfilm realisiert werden sollte.<br />

Die Projektphasen:<br />

1. Themenfindung/ Gesamtzusammenhang<br />

2. Workshops zum Thema Produktion, Dramaturgie und<br />

Drehbuch<br />

3. Themenfindung & Drehbucherstellung der Kurzfilme<br />

4. Dreh der Filme in Kleingruppen<br />

5. Workshop „Schnitt in Adobe Premiere Pro 2.0“<br />

6. Schnitt der Kurzfilme in den Gruppen<br />

7. Produktion des Gesamtfilms: End-Schnitt, Titel und Abspann,<br />

PR-Konzept<br />

8. Präsentation - Vorführung<br />

Um die Filme in eigenverantwortlicher Regie durchführen<br />

zu können, wurden Workshops zu den Themen Produktion,<br />

Dramaturgie, Drehbuch und Videoschnitt angeboten.<br />

Der Workshop „Produktion“ vermittelte den Teilnehmern<br />

die nötigen Grundlagen, die von der Idee bis zum Mastering<br />

der Produktion eines Kurzfilmes notwendig sind. Im<br />

Workshop „Dramaturgie“ wurden den Teilnehmern Grundkenntnisse<br />

vermittelt, wie eine Geschichte erzählt werden<br />

kann und was es mit Begriffen wie „Plotpoints“, „Backstory“<br />

oder „Spannungsbogen“ auf sich hat. Im Workshop<br />

„Drehbucherstellung“ lernten die Studenten, wie man<br />

von der Idee über Exposé und Treatment zum Drehbuch<br />

kommt. Im Grundlagenkurs „Videoschnitt“ wurde den Teilnehmern<br />

die Schnittsoftware Premiere Pro 2.0 erklärt:<br />

vom ersten Sichten der Materialien, über den Schnitt bis<br />

hin zur Ausgabe des fertigen Films.<br />

Nach mehreren Brainstormings und Abstimmungen einigten<br />

sich die Studenten auf das Thema „Rendezvous“.<br />

Damit war die Begegnung zwischen zwei Individuen gemeint,<br />

im Sinne von „Person/Gegenstand A trifft Person/<br />

Gegenstand B und etwas ereignet sich“. So wurde der<br />

klassische „Rendezvous“-Begriff aufgelockert und den Filmemachern<br />

mehr Handlungsspielraum gegeben. Schließlich<br />

ging es daran die Filme zu planen, zu drehen und<br />

umzusetzen, was annähernd zwei Jahre lang, beginnend<br />

mit dem Sommersemester 2006, von den Projektleitern<br />

betreut und koordiniert wurde.<br />

Die Episoden:<br />

„Seelsorge“ (2007) von Oliver Stanislowski liefert eine<br />

Hommage an den Dogma-Film und zeigt das Leben wie<br />

es wirklich ist: Verwackelt, unscharf und alles andere als<br />

perfekt. In „Verklickt nochmal!“ (2008) von Matthias Melzer<br />

und Christoph Bauerfeind will sich der Hauptcharakter<br />

mit seiner Chat-Bekanntschaft endlich live treffen und<br />

stellt fest, dass er ihr nicht zum ersten Mal begegnet.<br />

„Der Beste Freund“ (2006) von Christoph Bauerfeind handelt<br />

von einem ganz normalen Durchschnittsversager,<br />

der in seine beste Freundin verliebt ist.<br />

Setbild „Date-a-Nator“<br />

In „Beziehungsweise“ (2008) präsentieren Anika und Melanie<br />

Bonitz drei Moment-Aufnahmen aus dem Leben von<br />

Hugo und seinen Problemen mit den Frauen, ob beim<br />

Kennenlernen oder Schlussmachen.<br />

In „Date-A-Nator” (2007-2008) von Sarah Schoberth und<br />

Matthias Melzer lässt sich die hübsche Sabine ein auf<br />

Speed-Dating ein und begegnet dabei so manch schrägem<br />

Vogel.


Premierenpublikum„Date-a-Nator“<br />

Endfertigung und Premiere<br />

Bis Juli 2008 wurden alle Filme des Projektes gesammelt<br />

und ein gemeinsames Endprodukt geschaffen. Hierzu gehörte<br />

die Erstellung gleichartiger Titel, ein gemeinsamer<br />

Abspann, sowie der Zusammenschnitt der Kurzfilme. Von<br />

Beginn der Planung an waren mindestens fünf Episoden<br />

vorgesehen, um auf ein Zeitformat von etwa 75 Minuten<br />

zu kommen. Den Filmemachern wurde ein ungefährer<br />

Zeitrahmen von 10-15 Minuten je Produktion vorgegeben.<br />

Die Premiere des Films fand am 16.07.2008 um 19 Uhr<br />

im Hörsaal 7 des Campus <strong>Merseburg</strong> statt. Um den Episodenfilm<br />

einem möglichst großem Publikum zu präsentieren,<br />

wurden Flyer und Plakate produziert. Das Design<br />

der Werbung sollte die Thematik des Films widerspiegeln.<br />

Deshalb wurde der Schriftzug so gestaltet, dass er<br />

an eine grelle Leuchtreklame erinnern sollte. Momentaufnahmen<br />

aus den Filmen wurden in Form eines Filmstreifens<br />

auf dem Flyer positioniert, um den Zuschauern eine<br />

Vorschau zu bieten, was sie erwartet. Die Plakate<br />

wurden dem Flyer nachempfunden, um einen Werbe-<br />

Synergie-Effekt zu erzeugen. Zwei Wochen, sowie<br />

einige Tage vor der Premiere wurde der Campus so<br />

mit Plakaten und Flyern beworben.<br />

Zur angemessenen Präsentation des Films wurde<br />

der Hörsaal entsprechend dekoriert und zum Kinosaal<br />

umfunktioniert. Knabbereien und Getränke<br />

wurden gegen Spende frei angeboten. In Form einer<br />

Fotoserie wurde den Zuschauern eine optische Vorschau<br />

auf die Filme präsentiert und somit die Möglichkeit<br />

gegeben, sich auf den Film einzustimmen.<br />

Um die Kino-Atmosphäre zu unterstützen, wurde der<br />

Hörsaal bis Vorstellungsbeginn mit bekannter Film-Musik<br />

beschallt.<br />

Nach einer kurzen Ansprache wurde dem Publikum der<br />

Hintergrund des Projektes und die Entstehungsgeschichte<br />

des Films vorgestellt. Und dann hieß es: „Film Ab!“<br />

Nach der Vorführung gab es viel positives Feedback der<br />

über hundert Zuschauer. Dabei wurde vor allem die Form<br />

und Optik der Werbung gelobt, sowie der Episodenfilm<br />

als Gesamtwerk. Besonders erfreulich war in abschließenden<br />

Gesprächen der Entschluss vieler Studenten<br />

selbst wieder mit der Kamera aktiv zu werden und Filme<br />

zu drehen. Für die Projektleitung und alle Beteiligten war<br />

es rückblickend ein sehr erfolgreiches Projekt, in welchem<br />

die vorher definierten Ziele eingehalten und umgesetzt<br />

wurden. Aufgrund des gewonnenen Interesses<br />

unter den Studierenden ist eine Fortsetzung des Episodenfilmprojekts<br />

in dieser oder ähnlicher Form möglich<br />

und wünschenswert.<br />

Flyer / Plakat<br />

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Der Handymensch<br />

Medienkompetenz mittels interaktivem Unterrichtsmaterial<br />

Jana Menge<br />

Hauptaugenmerk dieser Arbeit gilt dem Mobiltelefon.<br />

Nicht nur durch dessen enorme Verbreitung vor allem unter<br />

Kindern (8-13 Jahre: 44% ) und Jugendlichen (12-19<br />

Jahre: 94% ) nimmt das Handy einen Sonderstatus ein,<br />

auch zunehmende Medienkonvergenz macht es zu einem<br />

Sonderbotschafter der Medienpädagogik. Weit über die<br />

Fähigkeit der mobilen Telefonie hinaus, haben wir es heute<br />

mit einem Gerät zu tun, welches die Funktionen von<br />

Minicomputer, MP3-Player, Fernsehgerät, Camcorder,<br />

Fotoapparat und vielem mehr in sich vereinigt und zu jeder<br />

Zeit nutzbar macht. Jugendliche wachsen hierzulande<br />

in einer von Medien geprägten Gesellschaft auf. So ist<br />

es nicht verwunderlich, dass der Umgang mit ihnen auch<br />

den Jugendalltag selbst prägt und verändert. Im Bezug<br />

auf Kommunikation als Prozess der Ablösung und Verselbständigung,<br />

aber auch der Pflege des eigenen Le-<br />

bensstils, spielt hierbei nicht nur Kommunikation und Unterhaltung<br />

eine wichtige Rolle. Vor allem Integration und<br />

Orientierung machen Medien zu einem festen Bestandteil<br />

jugendlicher Alltagswelten.<br />

Trotz aller Notwendigkeit ist die Förderung von Medienkompetenz<br />

auch in unserer heutigen Mediengesellschaft<br />

noch immer keine Selbstverständlichkeit. Ob die Gründe<br />

hierfür nun dem mangelndem Fachwissen oder einem fehlendem<br />

Bewusstsein bezüglich der Bedeutung medialer<br />

Kompetenzen zuzusprechen sind – die Notwendigkeit<br />

von Medienkompetenz steht außer Frage. Im stetigen gesellschaftlichen<br />

Wandel durch die Etablierung neuer Medien,<br />

stellt sich in dieser Arbeit die zentrale Frage: Wie<br />

verändert das Medium Handy mobile Kommunikation und<br />

soziale Beziehungen?<br />

Die medienspezifische Umsetzung dieser Fragestellung<br />

erfolgt in Form einer multimedialen Präsentation. Kreative<br />

Features erlauben es, die Lernenden kommunikativ<br />

zu fordern und zu fördern. Im Mittelpunkt steht die aktive<br />

Beteiligung der Lernenden, denn vor allem für die notwendigen<br />

medienphilosophischen Betrachtungen dieser<br />

Thematik, stellt der Ideen- und Erfahrungsaustausch der<br />

Lernenden eine enorme Bereicherung dar. Weitere Vorzüge<br />

sind in der Interaktivität, Visualisierung, variablen<br />

Rezeptionsaufgaben sowie Arbeitsprozessintegration<br />

abstrakter Inhalte zu sehen. Die Präsentation erhebt<br />

nicht den Anspruch allein stehend Medienkompetenz<br />

zu vermitteln (begründet im Problemfeld der sozial isolierten<br />

E-Learning-Systeme). Sie ist ein methodisches<br />

Lerninstrument, das den Lehrenden unterstützen soll.


Der inhaltlichen Gestaltung liegt das Kapitel „Mobile Kommunikation<br />

und soziale Erreichbarkeit“ in „Handymania“<br />

zu Grunde. Hauptaugenmerk gilt den Bereichen Mobilität,<br />

Kontrolle, Privatsphäre, Interferenzen, Grenzüberschreitungen<br />

sowie Diskurse und Verbote. Voraussetzung ist<br />

die Verfügbarkeit eines Abspielmediums. Benötigt wird<br />

ein Laptop mit installiertem Flashplayer, sowie ein Beamer<br />

zur großflächigen Projektion.<br />

Dieses Lehrmittel ist ein Angebot zur Unterstützung von<br />

Lehrveranstaltungen und soll somit der bildungstheoretischen<br />

Arbeit von Lehrern, Professoren, Dozenten, Ausbildern,<br />

Studenten sowie Schülern dienen. Mögliches Ziel<br />

der Veranstaltung könnte die Medienkompetenzförderung<br />

der Lernenden sein, welche späteren Lehrzwecken<br />

zu Gute kommen soll. Im Rahmen der Bildungsarbeit in<br />

Form von Seminaren und Workshops verschiedenster Bildungseinrichtungen,<br />

bietet sich diese Methode auch für<br />

Studienzwecke sowie Berufsaus- und Weiterbildungen an.<br />

Besonders geeignet ist dieses Lehrmittel für die Bereiche<br />

Kultur- sowie Medienpädagogik, Medienökologie, Medien-<br />

und Kommunikationswissenschaften und Sozialwesen.<br />

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Illustrationen<br />

„Das immer wieder kehrende Singleleben.“<br />

Monika Milicevic<br />

Eine Ausstellung von Monika Milicevic im Rahmen der<br />

Kulturpädagogischen Projektarbeit an der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>Merseburg</strong> (FH).<br />

In meinem Projekt habe ich mich mit dem Thema Illustration<br />

auseinandergesetzt. Die Vierzehn Illustrierten Bilder<br />

worden in Rahmen einer Ausstellung präsentiert. Im Mittelpunkt<br />

der Illustration steht das visuelle Wahrnehmen<br />

eines Comics ohne Dialog mit einem dazugehörigen Storyboard.<br />

Den zweiten Focus habe ich auf Metaphern bzw.<br />

Redewendungen gelegt und den dritten auf die schwarz<br />

& weiß Darstellung.<br />

Drei Perspektiven<br />

I. Die Handlung “Das immer wieder kehrende Singleleben.<br />

II. Die Metaphern bzw. sprachliche Bilder oder Redewendungen.<br />

III. Die Schwarz Weiß Darstellung.<br />

I. Das Storyboard -<br />

Das immer wieder kehrende Singleleben<br />

Eine Single Frau wohnt in einer Großstadt. Sie hat das<br />

Singleleben ziemlich satt und hält die Einsamkeit in ihren<br />

vier Wänden nicht mehr aus. Sie entschließt, sich´<br />

herauszuputzen und aufs Neue ihrem trauernden Dasein<br />

ein Ende zu machen. In einer Bar kann man einen netten<br />

Mann kennenlernen… denkt sie! Und schon steht einer<br />

vor ihr. Der junge Mann fängt an zu erzählen und sie<br />

scheint auch sehr interessiert. Doch nach kürzester Zeit<br />

langweilte auch er sie, wie viele andere vor ihm. Sie ist<br />

entsetzt und schmiedet auch schon Mordpläne.<br />

Der Mann scheint wie eine Plage zu sein,<br />

denn er weicht nicht von ihr.<br />

Er bemerkt auch nicht im Geringsten, dass er<br />

sie ermüdet und dass sie schon ihren Kopf auf<br />

den Tresen niedergelegt hat. Sie hat nur einen<br />

Gedanken für diese Menschen übrig… wie<br />

werde ich ihn los ? !<br />

Auf ein Mal brennen ihr die Sicherung durch,<br />

bzw. ihr reißt der letzte Geduldsfade und<br />

schon sind ihre Hände an der Kehle von diesen<br />

beschränkten Wesen. Als Sie bemerkt was sie<br />

getan hat, ergreift sie die Panik. Aber da sie genau<br />

wegen solchen monotonen Helden alleine<br />

lebt, ist der nächste Gedanke an ihn auch nicht<br />

mehr von Sorge umgeben. Madame denkt nur<br />

an Flucht und alles andere ist ihr unwichtig.<br />

Am Ende hat sie doch einen interessanten<br />

Abend gehabt und geht lächelnd nach Hause.<br />

II. Die Metaphern oder Redewendungen<br />

Ich habe beim Illustreren die Herausforderung<br />

gesucht, Metaphern bzw. Redewendungen<br />

Zeichnerisch umzusetzen.<br />

Metaphern bzw. Redewendungen:<br />

“Als ich die Tür aufmachte starten mich Tausende<br />

von Augen an“<br />

“Er langweilt mich zu Tode“<br />

“Ich würde ihn am liebsten umbringen“<br />

“Es ist nicht mein Bier“


III. Schwarz - Weiß – Darstellung<br />

Ich habe mit Absicht die unbunten Farben bzw. den Zustand<br />

Schwarz – Weiß gewählt um Assoziationen und<br />

Gefühle der Figur rüberzubringen. Gefühle wie Tod, unerlaubtes<br />

Handeln oder Macht über jemanden zu haben.<br />

Bunte Farben hätten meiner Ansicht nach zu viel von<br />

meinem Konzept verworfen, denn ich habe großen Wert<br />

darauf gelegt meine Illustrationen minimalistisch darzustellen,<br />

damit keine weitere Übertreibung außer der Redewendungen<br />

bzw. Metaphern transparent wird.<br />

Intension des Projekts<br />

• Die Illustrationen sollen den Betrachter anregen, wie<br />

bei einem Klassisch gemalten Bild, der Fantasie freien<br />

Lauf zu lassen.<br />

• Die Abstrahierung will dem Beobachter das innere Bild,<br />

das jeder von uns mittels seiner Gedanken als ein surrealistisches<br />

Bild in sich schaffen kann, hervorrufen.<br />

• Die Illustrationen sollen anregen, selbst neue Formen<br />

der Abstraktion zu schaffen.<br />

Thesen<br />

1. Das Faktische lässt sich als das, was es ist, anders<br />

sehen.<br />

2. Illustration nutzt die Abstraktion und sie ist eine effektive<br />

Technik um den Sachverhalt, das Singledasein, dem<br />

Betrachter näher zu bringen.<br />

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Kostümworkshop<br />

im Zirkus Ernst – wir sind die lustigsten!<br />

Tina Möller<br />

1 Kostümworkshop<br />

Vom 09.06. – 13.06.2008 veranstaltete die Lernförderschule<br />

Ernst-Zinna in Leipzig eine klassenübergreifende<br />

Projektwoche zum Thema Zirkus. Die praktische<br />

Umsetzung der Workshops wurde vom Zollschuppen e.<br />

V. durchgeführt. 200 Kinder der 1. bis 9. Klasse verteilten<br />

sich auf 18 verschiedene Workshops, die von unterschiedlichen<br />

Jonglagetechniken über Theaterimprovisationen<br />

bis zur Gestaltung von verschiedensten Materialen<br />

reichten.<br />

Gemeinsam mit Manuela, einer Modedesignerin leitete<br />

ich für 16 junge Menschen den Kostümworkshop. Zur<br />

Unterstützung wurden uns zwei Lehrer der Grundschule<br />

zugeteilt. Die Grundidee war, dass jeder Teilnehmer ein<br />

eigenes Kostüm entwirft und dies zur Zirkusaufführung<br />

am letzten Tag in Form einer Modenschau präsentiert.<br />

Für den Workshop standen zwei benachbarte Klassenzimmer<br />

zur Verfügung, in denen die Kinder mit einfachsten<br />

Mitteln, wie Tacker, Schere, Kleber und Drähten, oder<br />

auch Nähmaschine ihre individuellen Ideen aus verschiedensten<br />

Stoffarten umsetzen konnten.<br />

Die Arbeit und das Spiel mit Textilien als kreatives Medium,<br />

ermöglicht ein abwechslungsreiches, ganzheitliches<br />

Arbeiten. Ich bemühte mich dabei keine besonderen<br />

Kenntnisse vorauszusetzen. Durch die Vermittlung einfachster<br />

textiler Verarbeitungstechniken und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

sollten die Kinder angeregt werden, sich<br />

mit ihren eigenen Fähigkeiten auseinandersetzen.<br />

Konzept<br />

Als Workshop-Leiter bemühten wir uns um eine möglichst<br />

unvoreingenommene Herangehensweise und versuchten<br />

anfangs ohne Vorgaben zu arbeiten um die Kinder in ihren<br />

Ideen nicht zu leiten. So sollte es einführend am ersten<br />

Tag Raum für Spiele gegeben, dass die Kinder sowohl<br />

ihre eigenen Wünsche, wie auch die Persönlichkeiten der<br />

anderen Teilnehmer besser kennenlernen. Unser Wunsch<br />

war es, den Kindern einen Rahmen zu bieten, in dem<br />

sie die Möglichkeit haben alles Erdenkliche zu sein, was<br />

sie sich vorstellen. Dabei soll auch der Bezug zwischen<br />

Kostüm als Maske und der tragenden Rolle des eigenen<br />

Körpers als Maskenträger deutlich werden, um eventuelle<br />

Ängste bezüglich der handwerklichen Umsetzung abzubauen<br />

und die Motivation zu eigenem kreativen Handeln<br />

zu stärken. Die Materialen, quer im Klassenraum verteilt<br />

sollten zum ausprobieren anregen und neugierig auf die<br />

Suche nach der Form in der Form machen. Dies sollte<br />

der eigentliche Beginn des künstlerisch- handwerklichen<br />

Arbeitsprozesses werden, die Ausgestaltung der individuellen<br />

Vorstellungen und Grundlage für die weiteren<br />

Projekttage.<br />

Die Gruppe<br />

An unserem Workshop nahmen 13 Mädchen und 3 Jungen<br />

von der 6. bis zur 9. Klasse teil.<br />

Leider waren nur 5 davon auf eigenen Wunsch anwesend<br />

und der Rest wurde aus verschiedenen Gründen zugeteilt.<br />

Der überwiegende Teil der Gruppe hatte Konzentrationsstörungen,<br />

es herrschte eine hohe verbale und<br />

physische Gewaltbereitschaft, Perspektivlosigkeit und<br />

allgemeine Ablehnung gegen alles und jeden.<br />

2 Der Prozess<br />

In der Praxis stieß unser freies Konzept sehr schnell an<br />

seine Grenzen. Es bedurfte ständiger Motivationsarbeit.<br />

Die von unserer Seite vorbereiteten Lockerungsübungen<br />

und Namensspiele mussten wir aufgrund der Aggressivität<br />

untereinander vorzeitig abbrechen. Alternativ baten wir<br />

die Kinder sich erst einmal selbstständig mit den Materialien<br />

vertraut zu machen um Ideen zu sammeln und eventuell<br />

schon etwas auszuwählen. Ein paar der Teilnehmer<br />

taten dies auch und der Rest saß entweder stumm oder<br />

meckernd auf den Stühlen. Manuela und ich versuchten<br />

die Kinder in ihrer Ideensuche zu unterstützen, doch wir<br />

stellten schnell fest, dass die Entwicklung von Kreativität<br />

und Phantasie in unserer Gruppe intensive Beschäftigung<br />

brauchte. Schritt für Schritt kamen wir aber bei fast allen<br />

Schülern weiter.<br />

Mit den uns zugeteilten Lehrkräfte kamen neue Probleme<br />

auf, sich die älteren Teilnehmer schon allein durch ihre<br />

Anwesenheit provoziert fühlten und erneut aggressiv<br />

wurden. Wir entschlossen uns, die Gruppe zu teilen. Nach<br />

und nach entwickelten sich ein paar Ideen und es entstanden<br />

auch erste Stücke, die zwar eher weniger mit Zirkus<br />

aber doch mit Kreativität zu tun hatten.<br />

Am nächsten Tag hatten sich die Kinder von selbst wieder<br />

auf die beiden Räume verteilt, da die einen nichts mit<br />

den anderen zu tun haben wollten und sich strikt weigerten<br />

einen gemeinsamen Beginn zu finden.<br />

So war es für uns leider nicht möglich eine Art Gruppengefühl<br />

unter den Teilnehmern zu schaffen. Die starke Ableh-


nung der Schüler untereinander und der ständige Wechsel<br />

in der Gruppe erschwerten den kreativen Arbeitsprozeß.<br />

Unser Konzept ließ sich nicht umsetzen, da die Schüler<br />

große Schwierigkeiten hatten eigene Ideen zu entwickeln<br />

und bei jedem Schritt Unterstützung brauchten.<br />

Frontalansicht<br />

Die Hälfte der Mädchen steckte viel Herzblut und Geduld<br />

in ihre Kostüme und waren mehr oder weniger bereit diese<br />

auf der Bühne zu präsentieren. Die Jungs wurden<br />

leider bereits Mittwoch für den Rest der Woche suspendiert.<br />

Die Präsentation<br />

Am Freitag gab es die große Zirkusvorstellung. Die Kostümgruppe<br />

sollte den Abschluß des Programms bilden.<br />

An diesem Tag plagte die Mädchen ein euphorisches<br />

Lampenfieber, aber eine paar kleine Atemübungen und<br />

aufmunternde Worte halfen bei dem Sprung über den<br />

Schatten. Es war eine Freude mit anzusehen, wie die ein<br />

oder andere auf der Bühne sogar ein Lächeln zeigte und<br />

sich über den echten Applaus freute, da sie so große<br />

Angst hatten ausgebuht oder beworfen zu werden.<br />

3 Reflexion<br />

In der Planung wäre unbedingt eine intensivere Berücksichtigung<br />

der Zielgruppe notwendig gewesen. Die<br />

Teilnehmer hatten große Probleme eigene Ideen zu entwerfen<br />

und brauchten ständige Unterstützung bei der<br />

Umsetzung. Im Idealfall sollten es nicht mehr als 3 bis<br />

4 Kinder auf einen Betreuer sein. Vorraussetzung wäre<br />

außerdem die freiwillige Teilnahme am Projekt und entprechende<br />

Alternativen der Schule für diejenigen Schüler,<br />

die sich nicht für die Workshops interessieren.<br />

Die Rolle des Workshopleiters empfand ich oft als<br />

zwiespältig,da die Kommunikation sowohl zwischen Lehrer<br />

und Schüler als auch zwischen Lehrer und uns sehr<br />

träge funktionierte. Es entstanden oft Konflikte, vor allem<br />

was die Bewertung der Leistung der Schüler anging. Die<br />

Kommunikation zwischen Schule und Verein müsste bei<br />

einem nächsten Projekt unbedingt verbessert werden,<br />

denn es hätte einige Schwierigkeiten erspart. Trotz alle<br />

dem denke ich, dass die Grundidee dieses Workshops<br />

sehr reizvoll ist und einen erweiterte Durchführung verdient.<br />

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Industriefilm über die Produktion<br />

der Saalemühle Alsleben<br />

Sebastian Nolting und Sebastian Wolf<br />

Das Unternehmen<br />

Die Saalemühle Alsleben ist ein Getreide verarbeitender<br />

Industriebetrieb im Herzen Sachsen-Anhalts. Gelegen zwischen<br />

Magdeburg und Halle. Direkt an der Saale und der<br />

A14 befindet sich das Traditionsunternehmen in einem<br />

der besten Getreideanbaugebiete Europas. Insbesondere<br />

hochwertiger Weizen und Durumweizen wird hier angebaut.<br />

Die hohe Qualität des Ausgangsproduktes ist jedoch nur<br />

ein Aspekt der Unternehmensphilosophie. Die Nähe zu<br />

den Landwirten ist ausdrücklich gewünscht, um kurze<br />

Transportwege, Rückverfolgbarkeit der Partien und einen<br />

kurzen Informationsweg zu den Partnern sicherzustellen.<br />

Alle Lieferanten liegen im Umkreis von 100 km. Die<br />

Saalemühle verfügt über zahlreiche Rezepturen, welche<br />

entsprechend den Bedürfnissen des Abnehmers zusammengestellt<br />

und streng eingehalten werden müssen. Die<br />

hochtechnische Herstellung von Backwaren ist ein Prozess,<br />

bei dem Schwankungen in den Inhaltsstoffen nicht<br />

toleriert werden können.<br />

Die Vermarktung erfolgt zu einem großen Teil an Großbäckereien,<br />

aber auch Hersteller von Fertigbackmischungen<br />

und Convenience-Produkten.<br />

Problemanalyse<br />

Führungen durch die Produktion der Getreidemühle erweisen<br />

sich als schwierig. Eine Kommunikation von Geschäftspartnern<br />

wird durch eine hohe Lärmentwicklung<br />

der Maschinen sehr eingeschränkt. Dieser Umstand<br />

erweist sich gerade hinsichtlich von Führungen der Geschäftskunden<br />

als verbesserungswürdig. Ein weiterer<br />

Aspekt ist die räumliche Verteilung der Produktion. Die<br />

einzelnen Produktionsschritte- von der Reinigung bis zur<br />

Verpackung sind über zehn Etagen verteilt. Auch hier<br />

ist die Begehung sehr aufwändig und Zeit intensiv. Zudem<br />

sind nicht alle Arbeitsprozesse einsehbar, da aus<br />

Sicherheitsgründen viele der Maschinen verschlossen<br />

arbeiten.<br />

Lösungsansatz<br />

Idee ist mit einem Industriefilm über die Produktion<br />

eine filmische Führung vom Konferenzraum<br />

zu ermöglichen, um so die negativen Einflussgrößen<br />

zu unterbinden. Nicht einsehbare<br />

Arbeitsschritte werden grafisch dargestellt,<br />

abstrahiert und konkretisiert. Der Zeitaufwand<br />

der Führung wird erheblich reduziert und bei<br />

Bedarf sind einzelne Prozesse beliebig oft<br />

wiederholbar. Anliegen können in einer angenehmer<br />

Atmosphäre erörtert und Informationen<br />

ausgetauscht werden.<br />

Parameter<br />

Die Produktion soll eine Länge von ca. 10 – 12<br />

Minuten nicht überschreiten. Es sollen markante Daten,<br />

die Unternehmensphilosophie, das technologisch-fortschrittliche<br />

Moment der Saalemühle und die hochwertige<br />

Qualität der Erzeugnisse (und damit der Arbeitsprozesse)<br />

zum Tragen kommen. Gleichzeitig sollen alle Produktionsschritte-<br />

von der Anlieferung des Getreides bis zur<br />

Vermahlung, aber auch die spätere Lagerung bzw. Auslieferung<br />

an den Abnehmer aufgezeigt werden.<br />

Die Zielgruppe sind “Experten” aus der Lebensmittel-<br />

industrie. Sie verfügen teilweise über Fachwissen von<br />

produktionstechnischen Verfahren der Mehlerzeugung.<br />

Insbesondere Abnehmer sollen also mit diesem Industriefilm<br />

einen Nachweis über den hohen Standard der Produktionsverfahren<br />

in der Getreidemühle erhalten: Qualität<br />

als Gütekriterium der Saalemühle.<br />

Arbeitsschritte, die wichtig für das Verständnis des Arbeitsprozesses<br />

sind und insbesondere den Qualitätsanspruch<br />

des Unternehmens unterstreichen, werden daher<br />

zeitlich hervor gehoben.<br />

Die Sequenzen des Hauptteils bestehen größtenteils aus<br />

aufgezeichneten Bildern der Produktion. Es wird mit klassischen<br />

Einstellungsgrößen gearbeitet. Der Schnittrhythmus<br />

soll nicht zu dynamisch, nicht zu langatmig sein. Op-<br />

tische Informationen sollen wahrnehmbar sein, aber nicht<br />

langweilen. Grafiken zur Zusammenfassung und Abstraktion<br />

sind zweidimensional animiert und im einheitlichen<br />

Layout gehalten: Die Animationen haben alle links eine<br />

rote Fläche, in der oben das Saalemühle Logo zu ist. Die<br />

Bilder laufen rechts davon. Das Verhältnis ist etwa 1:5<br />

Die Bildästhetik gestaltet sich in den Teilen der Exposition,<br />

Gliederung und Zusammenfassung als anspruchsvoll


anmutendes, aber dezentes Layout: Auf weißen Grund ist<br />

eine horizontal mehrfach geteilte Fläche in der Videosequenzen<br />

laufen. Diese sind im dezenten (Saalemühle-)Rot<br />

gehalten. Gegebenenfalls werden jeweils bedeutende<br />

Begriffe eingeblendet. Diese Bildkomposition kehrt stets<br />

wieder.<br />

Umsetzung<br />

Aufbau<br />

Der Industriefilm besteht aus vier Teilen:<br />

1. Exposition (thematische Einstimmung)<br />

2. Gliederung (Struktur des Beitrages )<br />

3. Hauptteil (detaillierte Produktionsabläufe)<br />

4. Zusammenfassung (Rückblick, Ausblick)<br />

Exposition (40 Sekunden)<br />

Um einen ersten Eindruck von der Saalemühle zu erhalten,<br />

werden in der Exposition Unternehmens spezifische<br />

Information in Form von Schlagwörtern gestreut. Der<br />

Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung des Qualitätsanspruchs<br />

und der (technologischen und marktwirtschaftlichen)<br />

Zukunftsorientierung des Unternehmens. Es<br />

lassen sich Begriffe wie “Qualität”, “Erfahrung”, “Zukunft/<br />

Fortschritt/Perspektiven”, “Vielfalt” usw. ableiten. Eine<br />

dynamische und ästhetisch anspruchsvolle Bildgestaltung<br />

unterstreicht dabei das Image eines technologisch<br />

fortschrittlichen Unternehmens. Aus dem Firmenlogo heraus<br />

baut sich auf weißen Hintergrund langsam ein<br />

dreigeteilter Splitscreen in der Mitte des Bildschirms<br />

auf. Erste kurze Filmsequenzen in erscheinen kurz in<br />

slow motion, bis sie von der nächsten Sequenz wieder<br />

aus dem Bild gerückt werden. Schlagworte werden<br />

dabei einige Sekunden über den Bewegtbildern<br />

eingeblendet, verfliegen dann. Aus dem dreigeteilten<br />

Bild erscheint wieder das Logo der Saalemühle. Eine<br />

leichte, aber progressive elektronische Musik schafft<br />

eine angenehme Atmosphäre.<br />

Gliederung (25 Sekunden)<br />

Inhalt:Nach der Eröffnung des Beitrages durch die<br />

Streuung verschiedener Information der prozessorientierte<br />

Aufbau des Hauptteils (Getreideverarbeitung)<br />

vorgestellt.<br />

Bild: Transparentes SM-Logo wird über Fläche (sechsteilig,<br />

horizontal) eingeblendet. Einzelne Teile der Fläche<br />

sind Standbilder. Der Sprecher erklärt weiteren Ablauf anhand<br />

der sechs vorgestellten Komplexe des Hauptteils.<br />

Während der Aufzählung, heben sich die jeweiligen Bilder<br />

voneinander ab. Zudem werden die Begriffe eingeblendet.<br />

Hauptteil (480 Sekunden)<br />

Im Hauptteil werden die sechs verschiedenen Produktionsschritte<br />

prozessorientiert und detailliert dargestellt.<br />

Der Produktionsweg ist untergliedert in:<br />

0. Der Ursprung (Bodenbearbeitung, Saatgut, bedarfsgerechter<br />

Pflanzenschutz, Wachstum, Ernte)<br />

1. Anlieferung und Qualitätskontrolle<br />

2. Zusammensetzung der einzelnen Qualitätsklassen, der<br />

Reinigung von Grobbesatz und der Einlagerung (je<br />

nach Analyseergebnis). Zusammenstellung der Getreidemischung<br />

nach Rezepturen<br />

3. Die (zweite) Reinigung direkt vor der Verarbeitung<br />

4. Vermahlung nach jeweiliger Rezeptur<br />

5. Beschreibung für die Produktion von Convenience-Produkten<br />

6. Die spätere Lagerung und Verpackung bzw. Auslieferung<br />

Zusammenfassung (60 Sekunden)<br />

In der Zusammenfassung wird die gesamte Verarbeitung<br />

nochmal kurz rückblickend betrachtet.<br />

Zudem wird die Positionierung des Unternehmens in der<br />

Kette der Lebensmittel erzeugenden Betriebe erläutert<br />

und mit der Firmenphilosophie kombiniert. Abschließend<br />

wird ein Ausblick des Unternehmens gegeben.<br />

Es werden dabei bereits gezeigte, ästhetisch anspruchsvolle<br />

Bilder in slow motion gezeigt. Der Ausblick endet<br />

mit einem Schwenk von Personen im Getreidefeld hin zur<br />

Saalemühle. Schlussendlich die Abblendung zum Logo<br />

der Mühle. Ende.<br />

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„Schwarz gefragt“<br />

Sascha Pannwitz<br />

Vorstellung<br />

Das audiovisuelle Projekt: „Schwarz gefragt “, soll auf<br />

die ständig wachsende schwarze Subkultur und ihre verschiedenen<br />

Facetten aufmerksam machen. Die „Grufti-<br />

Kultur“ teilt sich mittlerweile in viele Bereiche wie Gothic,<br />

Industrial, Badcave, Neofolk u.s.w. auf. Die Szene selbst<br />

kennzeichnet sich durch ihre Musik, Ästhetik und ein bestimmtes<br />

Lebensgefühl. Die Farbe „Schwarz“ ist für die<br />

Szene der symbolische Ausdruck für die Lebenshaltung<br />

und Zeichen der Abgrenzung zum „Normalen“. Für einige<br />

ist es eine Flucht in eine dunkle romantische Welt, eine<br />

Welt der Fantasie, der Trauer und Melancholie, die sie<br />

ausleben. Die Außendarstellung und die Inszenierung einer<br />

Lebensphilosophie spielen hierbei eine große Rolle.<br />

Gothic wird nicht als Religion oder Kult betrachtet. Für<br />

viele Szeneanhänger ist es nur ein Hobby, das sie vor<br />

allem am Wochenende ausleben.<br />

Dokumentation<br />

Das größte Wave-Gothictreffen Europas, fand vom<br />

09.05.2008 bis zum 12.05.2008 in Leipzig statt. An<br />

diesen drei Tagen wurden mit einem Dat-Gerät, Zwanzig<br />

Interviews mit verschiedenen Anhängern der Szene aufgezeichnet.<br />

In den Interviews wurden Zugehörigkeit, Stil,<br />

Ästhetik und Merkmale der Szene hinterfragt. Bühnenmusik,<br />

Straßenmusik so wie Atmogeräusche (z.B.: „das<br />

berüchtigte Rasseln und Klingeln von Ketten“) ließen sich<br />

durch die Stereomikrophonie des Gerätes störungsfrei<br />

mitschneiden. Diese Livemitschnitte sollten später ihren<br />

Platz im Hörfeature als Hintergrundgeräusche finden.<br />

Nach den Interviewaufzeichnungen<br />

wurden 300 Fotos von unterschiedlich<br />

schwarz gekleideten Personen und<br />

Gruppierungen gemacht. Weitere 200<br />

Photographien entstanden bei Veranstaltungen<br />

in schwarzen Szene-Lokalitäten<br />

wie der „Villa“ in Leipzig und den<br />

„Turm“ in Halle. Die Personen wurden<br />

vorab gefragt ob die Fotos verwendet<br />

werden dürfen. Das zuvor aufgezeichnete<br />

Audio-Material wurde erst einmal<br />

angehört, geordnet und aussortiert. Die<br />

ausgewählten Interviewschnipsel die ein<br />

besonders repräsentatives Gewicht für<br />

das Thema einnehmen, wurden später<br />

im Schnittprogramm gesammelt, zusammengefasst<br />

und gekürzt. Danach<br />

kam es auf die richtige Reihenfolge (Anordnung)<br />

der Ausschnitte an, um damit<br />

einen inhaltlich roten Faden durch das<br />

Feature zu ziehen. Eine gewisse „Dramaturgie“ musste<br />

geschaffen werden. Zum Beispiel überschlagen sich zum<br />

Ende des Features die einzelnen Interviewschnipsel und<br />

es gibt einen Knall nach dem völlige Ruhe einkehrt. Um<br />

mehr Hörraum zu schaffen wurden die Atmosphärenmitschnitte<br />

und die Livemusik der Veranstaltungen unter die<br />

einzelnen Interview-Elemente gemischt.<br />

Später wurden einzelne Sprecher aufgenommen, die<br />

Textpassagen einzelner Künstler der Szene einsprachen.<br />

Dazu gehörten Gedichtausschnitte von Andre` Schinkel,<br />

und Texte von Thilo Wolf (Lacrimosa). Tonverfremdet und<br />

Teilweise zwischen oder hinter die Interviews gemischt<br />

geben diese einen Kontrast zur üblichen Interviewführung.<br />

Auch die zwischendurch eingeblendete Musik von<br />

wichtigen Interpreten der Gothic und Industrial Szene wie<br />

„Das Ich“ (Bruno Krams), “In Strict Confidence“ oder „Lacrimosa“<br />

(Thilo Wolf) soll dem Feature eine besondere<br />

Note geben. Wichtig war es, in zehn Minuten einige Spannungspunkte<br />

zu setzen und zu einem „Grand Finale“ zu<br />

kommen ohne das Feature zu überladen. Bei der Auswahl<br />

der passenden Fotos wurde Augenmerk auf die verschiedenen<br />

modischen Stile der Szene und die Natürlichkeit<br />

der Bilder gelegt. Die meisten Fotos sollten dabei nicht<br />

gestellt sondern beobachtend wirken.


Zur Präsentation des Projektes wurde ein kleiner Kellerraum<br />

umdekoriert und mit Moltonstoffen abgedunkelt.<br />

Es wurden vier Schuhkartons schwarz angemalt, an die<br />

Wand angebracht und mit Sehschlitzen versehen. Im Inneren<br />

der Kartons befanden sich Fotos die auf Klischees<br />

der Szene aufmerksam machen sollen, zum Beispiel Bilder<br />

von „Friedhofstreffen“ und der „S/M-Szene“. Kleine<br />

im Inneren angebrachte Batterielampen sorgten für eine<br />

dezente Innenbeleuchtung der Kartons. Auch Infomaterial<br />

in Form von diversen Flyern und Magazinen der Szene,<br />

wurden auf einer Bank neben dem Eingang postiert. Die<br />

<strong>Hochschule</strong> stellte eine Beschallungsanlage, einen Beamer<br />

und eine Leinwand zur Verfügung. Die Leinwand wurde<br />

mittig am hinteren Ende des Raumes aufgestellt und die<br />

Musikanlage seitlich der Leinwand postiert, so das sich<br />

für den Betrachter der Leinwand ein stereophones Hörerlebnis<br />

ergab. Leider war die Leinwand nicht Lichtdurchlässig,<br />

so das der Beamer an der Eingangstür und nicht<br />

wie geplant versteckt hinter der Leinwand positioniert<br />

werden konnte. Das hatte wiederum den Nachteil das<br />

sich der Betrachter seitlich zur Leinwand stellen musste<br />

um nicht die Projektion zu stören. Außerdem musste der<br />

Vorraum ebenfalls abgedunkelt werden. Nach der Lautstärkenanpassung<br />

des Hörfeatures an die Räumlichkeit,<br />

wurden Bild und Ton zeitlich aufeinander abgestimmt.<br />

Darauf folgte ein erster Testdurchlauf. Bevor die kleine<br />

Gruppe von Besuchern den Raum betrat, wurde das Projekt<br />

in kurzen Sätzen noch einmal vorgestellt. Als sich<br />

die Betrachter im Raum versammelt hatten, wurden alle<br />

Türen geschlossen und der Raum abgedunkelt.<br />

Die Präsentation begann und die Aufmerksamkeit der<br />

Besucher viel zuerst einmal auf die Leinwand. Während<br />

der Präsentation musste genauestens darauf geachtet<br />

werden, das sich die Dauer des Hörfeatures mit der Dauer<br />

der Bildfolgen synchron verhielt. Einige Besucher bemerkten<br />

die Kästen und schauten durch die erleuchteten<br />

Sehschlitze. Da die Vorführungzeit nur eine knappe<br />

Viertelstunde umfasste und noch einige Nachzügler dazu<br />

kamen, wiederholte ich die Vorführung noch einmal. Die<br />

Reaktionen auf das Gesamtprojekt waren positiv.<br />

Zielsetzung<br />

Das Projekt soll keine neuen Trends, Probleme oder die<br />

wachsende Kommerzialisierung der schwarzen Szene<br />

aufzeigen. Es soll lediglich durch die Medien: Ton und Bild<br />

(Fotografie) ein neutrales Portrait der schwarzen Szene<br />

erstellen, das auf verschiedenste Weise vom Zuschauer<br />

oder Zuhörer interpretiert werden kann. Dem Betrachter<br />

soll bewusst werden das es kaum eine Subkultur gibt, die<br />

sich so um ihre ästhetischen Erscheinungsmerkmale bemüht<br />

wie die Gothic-Szene. Die Szene ist im Gegensatz<br />

zur weitläufigen Meinung nicht verschlossen wirklichkeitsfremd<br />

und unnahbar, sondern eher als offen, tolerant<br />

und friedlich zu sehen. Die im Hörfeature zugemischten<br />

Aussagen belegen den Umgang der Szene untereinander<br />

und ihr Rollenverhalten. Die Unterteilung der Szene in<br />

Kategorien wie Jugendkultur, Fetisch oder postmoderne<br />

Zeiterscheinung soll jedem selbst überlassen werden.<br />

Zu guter Letzt kann das Projekt anregen, sich mehr mit<br />

Jugendsubkulturen auseinander zusetzen, deren Ästhetik<br />

zu erfassen, sie zu tolerieren und zu hinterfragen.<br />

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Eine kleine Weltreise<br />

Eine theatrale Präsentation mit der zweiten Klasse der Johannes-Schule <strong>Merseburg</strong><br />

Franziska Könitzer und Regina Pfiester<br />

1. Ziel<br />

Mit den Schülern der zweiten Klasse der Johannes-Schule<br />

<strong>Merseburg</strong> sollte eine spielerische und theatralische<br />

Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Regionen der<br />

Erde stattfinden. In einem bestimmten Zeitraum wurden<br />

anhand vorgegebener Länder und Kontinente kleine Szenen<br />

erarbeitet, wobei die Ideen und Geschichten der Kinder<br />

verwendet werden sollten, um ihre Vorstellungen der<br />

Welt zu zeigen. Um auf die Ideen aller Kinder eingehen<br />

zu können, ist es sinnvoll die 20 Schüler in zwei Gruppen<br />

aufzuteilen und jeder Gruppe einen Spielleiter zur Seite<br />

zu stellen. Pro Gruppe sollten zwei<br />

Szenen entstehen, um am Präsentationstag,<br />

dem Tag der offenen Tür<br />

der Johannes-Schule, eine kleine<br />

Weltreise darstellen zu können.<br />

2. Vorgehensweise<br />

Im Zeitraum vom 30.05.08 bis<br />

24.06.08 wurde mit der Klassenlehrerin<br />

der zweiten Klasse der<br />

Johannes-Schule, Frau Morawe,<br />

sechs Termine vereinbart, an denen<br />

das kulturpädagogische Projekt mit<br />

ihrer Klasse durchgeführt werden<br />

konnte. Die Treffen mit der Klasse<br />

fanden zu unterschiedlichen Zeiten,<br />

aber immer im Rahmen des regulären<br />

Unterrichts statt. Da es sich<br />

bei der Johannesschule um eine<br />

Grundschule mit Ganztagesangebot<br />

handelt, findet der Unterricht<br />

zwischen 8.00 und 14.00 Uhr statt.<br />

Die Johannesschule ist eine christliche Bekenntnisschule,<br />

die projektorientiert arbeitet. Ihre Schüler sind mit Methoden<br />

der Gruppenarbeit vertraut und einige besuchen<br />

im Rahmen des Ganztagsangebotes die Theater-AG, die<br />

klassenübergreifend angeboten wird. Die zweite Klasse<br />

der Johannesschule besuchten 20 Kinder im Alter von<br />

sieben bis neun Jahren.<br />

Um auf alle Ideen eingehen und eine intensive Arbeit mit<br />

den Kindern gewährleisten zu können, wurde die Klas-<br />

se in zwei gleichgroße Gruppen aufgeteilt und je einem<br />

Spielleiter zugeordnet. Da die Projektarbeit dennoch als<br />

gemeinsames Klassenprojekt vermittelt werden sollte,<br />

wurde jedes Treffen mit einem Warm-Up eingeleitet, das<br />

mit der gesamten Klasse durchgeführt sowie mit einem<br />

gemeinsamen Spiel bzw. einer gemeinsamen Übung beendet<br />

wurde.<br />

Das erste Treffen fand am 30. Mai innerhalb einer Schulstunde<br />

und mit der gesamten Klasse statt und wurde als<br />

Einführungsstunde konzipiert. Ziel des Treffens war das<br />

gegenseitige Kennen lernen und Vertraut machen mit<br />

dem Thema. Zunächst haben sich die Spielleiter bekannt<br />

gemacht, anschließend hat sich jeder Schüler und jede<br />

Schülerin innerhalb kleiner Theater-Spiele vorgestellt. Um<br />

die Kinder auf das theatralische Spielen und das Thema<br />

hinzuführen, wurde ein Raumlauf zu Musik veranstaltet,<br />

in dem die Kinder unterschiedliche Tempi kennen gelernt<br />

und das Spiel in unterschiedlichen imaginären Umgebungen<br />

ausprobiert haben. Erst beim zweiten Treffen<br />

wurden die Gruppen aufgeteilt. Hierzu wurden 20 Bilder<br />

von den Regionen Afrika, Grönland, Italien und Asien<br />

ausgeteilt. Die Regionen wurden im Vorhinein von den<br />

Spielleitern bestimmt. Jedes Kind durfte sich ein Bild aussuchen.<br />

Im Vergleich mit den anderen Bildern mussten<br />

die Kinder selbst ihre Gruppen finden. Schließlich trennte<br />

sich die Klasse, um in unterschiedlichen Räumen mit der<br />

Erfindung einer Geschichte zunächst zu einem Land zu<br />

beginnen und diese auch szenisch umzusetzen.<br />

Die Kinder sollten die Möglichkeit bekommen, ihre Ideen<br />

zu den unterschiedlichen Regionen zu verwirklichen, daher<br />

sahen die Spielleiter ihre Aufgabe darin, die Ideen


zusammenzuführen und zu einer Geschichte zu verdichten.<br />

Improvisationsspiele dienten dazu, Ideen zu fördern,<br />

durch die Moderation der Spielleiter wurden die<br />

Geschichtsstränge in Zusammenarbeit mit den Kindern<br />

verbunden. Durch das Spielen der Geschichten wurden<br />

die Abläufe geprobt. Auf diese Weise entstanden an drei<br />

Probeterminen insgesamt vier Szenen. An den letzten<br />

beiden Probeterminen wurden die Szenen zusammengeführt<br />

und in ein Rahmenprogramm eingebettet. Da das<br />

Bühnenbild und die Requisiten einfach gehalten wurden,<br />

konnten fehlende Requisiten an diesen Terminen besprochen,<br />

im Schulhaus zusammengesammelt und gebastelt<br />

werden. Auch die obligatorische Generalprobe fand an<br />

diesen Terminen statt.<br />

3. Präsentation<br />

Die Präsentation zum Projekt „Eine kleine Weltreise“ fand<br />

am 24.06.2008 zum Tag der offenen Schultür im Andachtsraum<br />

der Johannes-Schule <strong>Merseburg</strong> statt. Der<br />

Beginn war um 10.30 Uhr geplant, jedoch dauerte die<br />

davor stattfindende Andacht länger als erwartet.<br />

Nach der Begrüßung des Publikums und dem Aufbau<br />

des Bühnenbilds begann die Präsentation mit der Italienszene.<br />

Darauf folgten die Geschichten aus Afrika, China<br />

und Grönland. Die beiden Gruppen wechselten sich dabei<br />

nacheinander ab. Zwischen den Szenen betraten und<br />

verließen die Kinder die Bühne in dem sie einen Flug mit<br />

dem Flugzeug nachahmten. Die Spielleiter übernahmen<br />

dabei die Rolle des Piloten, welcher den Kindern (und Zuschauern)<br />

Anweisungen zum Flug gibt (z.B. Anschnallen,<br />

Gepäck verstauen) und über den jeweiligen Ankunftsort<br />

informiert. Mit dem An- und Abflug wurde auch das Bühnenbild<br />

umgebaut.<br />

Insgesamt dauerte die Aufführung 30 Minuten. Bis auf<br />

den verspäteten Beginn gab es bei der Präsentation keine<br />

Probleme. Da aufgrund der kurzen Probenzeiten die<br />

Kindern bei der Generalprobe noch Schwierigkeiten mit<br />

manchen Einsätzen hatten und oft in reines kindliches<br />

Spiel verfielen, wurde beschlossen, dass die Spielleiter<br />

während der Aufführung die Rolle eines Erzählers einnehmen.<br />

Die Kinder waren mit dieser Maßnahme einverstanden<br />

und konnten die Anstöße des Erzählers ohne Probleme<br />

in ihr Spiel integrieren.<br />

Während der Aufführung herrschten bei den Kindern<br />

große Konzentration und eine hohe Spielbereitschaft.<br />

Stellenweise waren sie besonders aufmerksam und<br />

spielten sehr gut, sobald jedoch mehrere Spieler auf der<br />

Bühne waren, wurden die Bewegungen und die Sprache<br />

undeutlicher. Auch an dieser Stelle sollte die Erzählfunktion<br />

die Kinder unterstützen. Ein Schüler spielte sogar in<br />

allen vier Szenen mit, da er die Rolle eines erkrankten<br />

Mitschülers übernehmen musste.<br />

Das Ziel der Präsentation war es, den Kindern nochmals<br />

einen runden Abschluss zum prozessorientierten Projekt<br />

zu geben und ihnen die Chance zu bieten, ihre Ideen der<br />

Öffentlichkeit zu präsentieren.<br />

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„Drunter und drüber„<br />

eine mediale Kritik an der Ausstellung des Sächsischen Bademuseums Bad Elster<br />

Kristin Ploß<br />

Hintergrund<br />

Das Sächsische Bademuseum Bad Elster wurde 1993<br />

gegründet und soll einen umfassenden Einblick in die Geschichte<br />

des Kurwesens der Bäder Bad Elster und Bad<br />

Brambach zeigen.<br />

Bisher gab es für die Ausstellung keine ausgearbeitete<br />

Konzeption, um die attraktive Darstellung der Ausstellungsstücke<br />

zu gewährleisten. Bei den meisten Exponaten<br />

wurde teilweise kein Wert auf Qualität oder Nutzen<br />

für die Ausstellung gelegt. Am Anfang noch nach System<br />

sortiert, wurden später erhaltene Bilder oder Gegenstände<br />

unpassend hinzugefügt. Mittlerweile wirkt es daher<br />

sehr überladen und unstrukturiert. Das gesamte Museum<br />

braucht eine neue Konzeption bezüglich der Raumaufteilung,<br />

der Präsentationsflächen, der Auswahl der Exponate<br />

und der ästhetischen Gestaltung. Dies werde ich<br />

in meiner Bachelorarbeit umsetzen.Ich habe mich daher<br />

entschieden, auch meine kulturpädagogische Projektarbeit<br />

dieser Ausstellung zu widmen.<br />

Idee<br />

Um die Mängel des Sächsischen Bademuseums Bad Elsters<br />

deutlich aufzuzeigen, wollte ich eine mediale Kritik<br />

an seiner Ausstellung üben. Ich hatte vor die „Fehler“ fotografisch<br />

festzuhalten, teils in einfachen Aufnahmen der<br />

Situation, der abgenutzten Schränke, der verstaubten<br />

Vitrinen, des Durcheinanders und der Enge und teils in<br />

gestellten Abbildungen mit Statisten, die z.B. auf den<br />

Knien vor einem Text verweilen oder sich durch die engen<br />

Gänge bewegen. Da die Bilder allein jedoch kaum<br />

die Atmosphäre des Museums einfangen konnten, ent-<br />

schied ich mich, die Ausstellung in den Räumlichkeiten<br />

der HS <strong>Merseburg</strong> (FH) nachzustellen. Es sollte eine<br />

Verbindung zwischen meinen Fotografien und der inszenierten<br />

Ausstellung entstehen, indem ich Elemente und<br />

Eigenarten aus der realen Ausstellung des Sächsischen<br />

Bademuseums Bad Elster übernahm. Natürlich plante<br />

ich die gesamte Darstellung überspitzt, denn es handelt<br />

sich bei dieser Medienpraktischen Arbeit um eine Kritik<br />

und keine Kopie. Das Ziel meiner Arbeit besteht darin,<br />

dem Träger und der Geschäftsleitung des Sächsischen<br />

Bademuseums Bad Elster, sowie der Stadt Bad Elster,<br />

die Not ihres Museums aufzuzeigen und sie von der Notwendigkeit<br />

einer durchgeplanten Ausstellungskonzeption<br />

zu überzeugen.<br />

Die anfallenden Kosten für die Bilder und die Ausstellung<br />

habe ich selbst übernommen, da die meisten benötigten<br />

Gegenstände größtenteils aus meinem Privatbesitz<br />

stammten. Die Druckkosten für die Bilder versuchte ich<br />

möglichst niedrig zu halten.<br />

Die Fotografien<br />

Um geeignete Fotografien für meine Ausstellung zu erhalten,<br />

begab ich mich an zwei Nachmittagen auf die Suche<br />

nach Fehlern im Sächsischen Bademuseum in Bad Elster.<br />

Zuerst versuchte ich die auffälligen Mängel festzuhalten,<br />

Dinge die jedermann sofort ins Auge fallen, wie die überladenen<br />

Ausstellungsflächen und das abgenutzte Inventar.<br />

Danach richtete sich mein Blick auf unauffälligere<br />

aber dennoch schwerwiegende Mängel, wie unpassende<br />

Gegenstände, die mit dem Thema der Ausstellung nichts<br />

zu tun haben oder ungünstig positionierte, da für jeden<br />

Besucher sichtbare, Kabel und Reinigungsutensilien. Am<br />

zweiten Tag versuchte ich die Probleme, die die ungelungene<br />

Präsentation für die Gäste des Sächsischen Bademuseums<br />

Bad Elster hervorruft, mit Statisten nachzustellen.<br />

Die Statisten mussten sich beispielsweise vor zu<br />

niedrig positionierten Texten hinknien oder sich hinter Exponate<br />

schlängeln um versteckte Bilder zu betrachten.<br />

Vorbereitung der Ausstellung<br />

Um die Ausstellung meiner Bilder adäquat umzusetzen,<br />

wählte ich die aussagekräftigsten Fotografien aus und<br />

lies sie in verschieden Größen entwickeln. Sie sollten in<br />

der Ausstellung ca. 30 Zentimeter über dem Boden platziert<br />

werden um die Unmöglichkeit einer solchen Präsentation<br />

deutlich zu machen.<br />

Danach machte ich mich auf die Suche nach Gegenständen<br />

und Materialien um die fotografisch festgehaltenen<br />

Mängel phantasievoll und mit Witz darzustellen. So wurden<br />

ein Regenschirm und ein Hula-Hoop Reifen zu meinen<br />

„unpassenden“ Exponaten und ein Zimmerspringbrunnen<br />

in der Mitte des Raumes zu meiner „alten Salzquelle“.<br />

Das Kabel des Zimmerspringbrunnens sollte quer durch<br />

den Raum als eventuelle Stolperfalle dienen, um wiederum<br />

einen Kritikpunkt am Sächsischen Bademuseum Bad<br />

Elster darzustellen.<br />

Ich wollte außerdem den Überfluss an Informationen in<br />

den Texten des Sächsischen Bademuseums Bad Elster<br />

deutlich machen. Die dort für die Ausstellung erarbeiteten<br />

Texte sind zu umfangreich und nicht treffend oder packend<br />

formuliert. Daher druckte ich verschiedene Blätter<br />

auf denen sich ausschließlich die Worte „Bla“ und „Blub“<br />

in verschiedenen Schriftarten und –größen befanden.<br />

Um auf die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen der Exponate,<br />

insbesondere der originalen Bilder und Schriften,<br />

vor Licht, Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen<br />

hinzuweisen, fertigte ich eigene „alte Schriften“, indem<br />

ich weißes Papier mit Kaffee bearbeitete und Risse sowie


Knicke hinzufügte und sie später mit altdeutscher Schrift<br />

bedruckte. Diese Schriften sollten in der Ausstellung, um<br />

die Kritik deutlicher zu machen, offen liegend präsentiert<br />

werden, für jedermann berührbar, eventuell sogar zu zerstören.<br />

Zu guter letzt formulierte ich noch einige Titel für die Ausstellungsstücke,<br />

in denen meist auch eine gewisse Kritik<br />

versteckt war. Ich entwarf einen Plan für die Anordnung<br />

der Exponate und kümmerte mich um die benötigten Materialien<br />

zur Befestigung an den Wänden und die sonstige<br />

Präsentation und entwarf ein Plakat bzw. einen Flyer um<br />

für die Ausstellung zu werben.<br />

Die Ausstellung<br />

Die Ausstellung sollte am 16.07.2008 von 16.00-16.30<br />

Uhr stattfinden. Gegen 14.00 Uhr begann ich mit dem<br />

Aufbau. Pünktlich 16.00 Uhr betraten die Gäste die<br />

Ausstellung im Raum 107/E5 auf dem Campus der HS<br />

<strong>Merseburg</strong> (FH) und wurden von mir am Eingang mit Eintrittskarten<br />

versorgt. Ich lies die Gruppe ca. 5 Minuten im<br />

Raum umhergehen und verweilte währenddessen lesend<br />

auf meinem Platz, mein Part in diesem Moment war die<br />

schlecht eingearbeitete Aushilfe oder Praktikantin am Eingang<br />

des Sächsischen Bademuseums Bad Elster. Nach<br />

kurzer Zeit inszenierte ich einen kleinen Beitrag mit einer<br />

Besucherin, die eine Frage hatte. Da ich als „Praktikantin“<br />

nicht fähig war, die Frage zu beantworten, rief ich einen<br />

Kollegen an, der dann mit der Besucherin am Telefon die<br />

Frage klärte. Nach den inszenierten 5 Minuten brach ich<br />

die Ausstellung ab und erläuterte mein Vorhaben, meine<br />

Kritik und das Ziel dieser Medienpraktischen Arbeit.<br />

Ich habe von allen Seiten viel Lob erhalten und meine<br />

Kritik wurde als gelungen und einzigartig bezeichnet, die<br />

Gäste fühlten sich außerdem sehr unterhalten und honorierten<br />

meinen humorvollen Umgang mit dem Thema.<br />

Meine Eindrücke<br />

Trotz dem Zeitdruck und der enormen Arbeit, die mit diesem<br />

Projekt in Verbindung standen, hatte ich unheimlich<br />

viel Spaß. Die Umsetzung und vor allem die Präsentation<br />

und das Lob meiner Professoren und Kommilitonen<br />

machten diese Medienparktische Arbeit für mich unvergesslich.<br />

Da ich mich für ein Thema entschieden habe,<br />

dass eng mit meiner Bachelorarbeit verknüpft ist, hat mir<br />

der praktische Umgang mit dieser Kritik auch für meine<br />

Arbeit weitergeholfen.<br />

Fotografieren im Sächsischen Bademuseum Bad Elster Die Ausstellung am 16.07.2008Elster<br />

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Geschichtspfad gegen den<br />

Nationalsozialismus in Weißenfels<br />

Esther Rachow<br />

Die Geschichtspfade stellen sich mitten in die gesellschaftliche<br />

Auseinandersetzung, in dem sie mit Tafeln an<br />

verschiedenen Gebäuden und Plätzen angebracht, wie<br />

beispielsweise an den ehemaligen NS-Gefängnissen, an<br />

Deportationsplätze der (Weißenfelser) Juden, an Zwangsarbeiterlager<br />

usw. Diese Initiative wird gemeinsam mit<br />

lokalen Jugendgruppen und Initiativen angegangen<br />

– wie dem Weißenfelser „Bündnis für Toleranz - gegen<br />

Rechtsextremismus und jede Gewalt“. Die jungen Menschen<br />

werden in das Projekt involviert und partizipieren<br />

so am Entstehungsprozess. Konkret arbeiten sie an der<br />

kreativen Gestaltung der Eröffnungsfeier des Pfades<br />

sowie an dem Begleitprogramm was auf der Grundlage<br />

kulturpädagogischen Methoden konzipiert ist. Um den<br />

Geschichtspfad vorerst in der Stadt selbst zu etablieren<br />

aber auch Tourismusfähig zu machen, wird eine Gruppe<br />

Weißenfelser Schülerinnen und Schüler sich mit der Produktion<br />

eines „Audioguides“ befassen, der letztendlich<br />

als „Potcast“ von der Homepage des Projektes und der<br />

Homepage der Stadt Weißenfels herunter geladen werden<br />

kann. Dieser „Audioguide“ wird Informationen zu den<br />

einzelnen Stationen ( Tafeln ) enthalten, darüber hinaus<br />

weitere historische Ereignisse die sich zu der Zeit des<br />

Nationalsozialismus in der Stadt Weißenfels zutrugen<br />

beleuchten sowie wahlweise, eingelesene Gedichten und<br />

Musik abspielen. Die Zusammenarbeit mit der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>Merseburg</strong> ermöglicht die Umsetzung des Hörfeatures,<br />

in dem dort befindlichen Tonstudio.<br />

Es besteht bereits eine Kooperation mit der Gedenkstätte<br />

„Yad Vashem“ in Jerusalem, die das Projekt inhaltlich<br />

Unterstütz, sowie für fachliche Fragen offen ist und da-<br />

rüber hinaus deutsche Seminargruppen<br />

auf die Existenz des Pfades aufmerksam<br />

macht.<br />

Die Projektidee ist aufgrund zunehmender<br />

rechtsradikaler Gewalt entstanden.<br />

Das Ziel ist es, dagegen Aufklärungsarbeit<br />

zu leisten und auf die Emanzipationsbewegungen<br />

in der regionalen<br />

Geschichte einzugehen.<br />

Gerade in einem Bundesland, dass<br />

durch Übergriffe von Neonazis und einer<br />

Zunahme der Strukturen der Neuen<br />

Rechten wiederholt in die Schlagzeilen<br />

geraten ist, muss Aufklärung und Auseinandersetzung<br />

mit der Entstehung des<br />

Nationalsozialismus und seiner Auswirkungen<br />

einen größeren Stellenwert<br />

einnehmen. Durch die Auseinandersetzung<br />

mit der Vergangenheit, welche<br />

durch den lokalen Bezug dieses Projektes<br />

besonders intensiv erfahrbar ist,<br />

kann bei jungen und älteren Menschen<br />

rechtzeitig deutlich gemacht werden,<br />

welche Gefahr von der Neuen Rechten<br />

ausgeht. Spurensicherung und Forschungsergebnisse<br />

sollen der Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht werden und<br />

junge Menschen sollen die Möglichkeit<br />

Gefangenensammellager Schloss Neu-Augustusburg


ekommen selbst aktiv an der Umsetzung und Gestaltung<br />

der Pfade und der Begleitprogramme mitzuwirken.<br />

So sollen landesweit Geschichtspfade<br />

zum Thema entstehen. Um dieses und auch zukünftige<br />

Projekte umsetzen zu können, wurde der<br />

Verein für Demokratiegeschichte Sachsen-Anhalt<br />

gegründet. Die Idee, der Geschichtspfade gegen<br />

den Nationalsozialismus in Sachsen-Anhalt wurde<br />

von Anfang an vom Innenministerium Sachsen-Anhalts<br />

ideell unterstützt.<br />

Der Modellcharakter des Projekts besteht aus<br />

sechs Punkten: Es werden Spuren des Widerstands<br />

und der nationalsozialistischen Verfolgung<br />

gesichert. „Museen draußen“ werden geschaffen,<br />

die sich auf alltäglichen Wegen in den jeweiligen Städten<br />

befinden (ähnlich wie die „Stolpersteine“) - allerdings mit<br />

größerem Informationsangebot. Aus der Zusammenarbeit<br />

mit den einzelnen Initiativen gegen den Nationalsozialismus<br />

entsteht ein öffentlicher Diskurs.<br />

Dieser Prozess wird medial Dokumentiert. In szenischen<br />

Lesungen sollen behutsam die Mittel der darstellenden<br />

Kunst eingesetzt werden. Eine klassische Dokumentation<br />

entsteht zur Geschichte des Widerstands in jeder Stadt,<br />

die wesentlich breiter ist als die vorliegenden Geschichten<br />

von KPD-Kämpfern. Durch die Mitwirkung Jungendlicher<br />

an dem Projekt in Form eines kulturpädagogischen Ansatzes<br />

lassen sich Erfolgserlebnisse bewirken welche im<br />

Idealfall einen „positiven“ Zugang zu der Thematik bewirken<br />

und somit einen emanzipatorischen Umgang ermöglichen<br />

- nur so ist die Möglichkeit der Abgrenzung zum<br />

verbreiteten Geschichtsrevisionismus zu initiieren.<br />

Folgende Aktivitäten sind mit dem Projekt verbunden:<br />

Umfangreiche Spurensicherungs- und Archivarbeit; Zeitzeugenbefragung;<br />

öffentliche Informationsveranstaltungen;<br />

Geschichtsfeste; Eröffnungsveranstaltung:<br />

- szenische Lesungen<br />

- künstlerischem „Bühnenbild“<br />

Audioguides und eine Homepage.<br />

Die Aktion richtet sich an die gesamte Einwohnerschaft<br />

der Stadt. Aufgrund der Zusammenarbeit mit Jugendgruppen<br />

und Schulen steht dabei die junge Generation im<br />

Mittelpunkt. Zusammen mit dem Weißenfelser „Bündnis<br />

für Toleranz - gegen Rechtsradikalismus und jede Gewalt“<br />

wird die Umsetzung erfolgen. Weiter ist eine umfassende<br />

Öffentlichkeitsarbeit mit Vorträgen, szenischen<br />

Lesungen und Diskussionsveranstaltungen, in Zeitungen,<br />

Blick über Weißenfels<br />

Radio, Fernsehen und im Internet geplant. Eine<br />

dauerhafte Zusammenarbeit mit Weißenfelser<br />

Schülern ist angestrebt sowie mit Künstlern - so<br />

dass regelmäßige Produkte in der Öffentlichkeit<br />

kommuniziert werden können.<br />

Es soll im Projekte-Verlag Halle eine Dokumentation<br />

über den Geschichtspfad in Weißenfels<br />

erscheinen, die Angaben zur Erarbeitung, zu<br />

den Initiativen und zur Förderung enthält.<br />

Hauptkriterium für die Bestimmung der Tafelstandorte<br />

war die inhaltliche Relevanz. Den<br />

nächsten einzurechnenden Faktor stellte die<br />

geografische Lage dar. Unter Berücksichtigung<br />

beider Größen wurde jeweils das öffentliche Interesse<br />

und ein eventueller gegenwärtiger Kontext<br />

einberechnet. Somit liegen die meisten Elemente<br />

des Geschichtspfades in der Weißenfelser Innenstadt<br />

oder ihrer unmittelbaren Umgebung.<br />

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Postkarten für das<br />

Kloster Bellemagny<br />

Charlotte Rieche<br />

1. Beschreibung des Projektes<br />

Mein kulturpädagogisches Projekt habe ich in Zusammenarbeit<br />

mit dem Benediktinerkloster in Bellemagny<br />

im französischen Elsass erarbeiten. Ende Mai 2008 war<br />

ich im Rahmen meines Projektes für eine Woche bei den<br />

Schwestern, habe ihren Alltag mit Gesprächen, Audio-<br />

und Fotoaufnahmen begeleitet und einen sehr intensiven<br />

Einblick in die Besonderheit dieser kleinen Gemeinschaft<br />

bekommen. Nach einigen Überlegungen habe ich mich<br />

dafür entschieden, meine fotografischen Einblicke in<br />

Form von Postkarten für das Kloster zu verarbeiten.<br />

2. Das Benediktinerkloster Bellemagny<br />

Bellemagny ist ein kleiner Ort etwas hinter der deutschen<br />

Grenze im französischen Elsass. Der Jakobsweg führt<br />

durch diesen Ort und in etlichen Pilgerführern wird das<br />

Benediktinerkloster Bellemagny als Tagesetappenendpunkt<br />

ausgeschrieben.<br />

Die Klostergemeinschaft wurde 1851 gegründet. Der<br />

Glauben des heiligen Benedikts zeichnet sich als sehr<br />

bodenständig aus. Die Liebe zu Gott drückt sich in Nächstenliebe,<br />

Armut und vor allem in der Akzeptanz der<br />

Schwächen anderer aus. Die Klostergemeinschaft soll<br />

die Kräfte der einzelnen Mitglieder bündeln und damit<br />

den Weg zu Gott für alle erleichtern. Die Schwesterngemeinschaft<br />

hatte während der vielen Jahre ihres Bestehens<br />

viele Aufgaben, wie zum Beispiel das Betreiben<br />

eines Waisenheimes oder eines Kinderheimes für Kinder<br />

aus zerrütteten Verhältnissen. Während der Kriegsjahre<br />

sowohl des ersten wie auch des zweiten Weltkrieges<br />

war das Kloster ein Lazarett. Die Gemeinschaft wuchs<br />

so rasch, dass kleine Gruppen los gesandt wurden, in<br />

anderen Gebieten neue Niederlassungen mit karitativen<br />

Aufgaben zu Gründen. Bis nach Amerika kamen Schwestern<br />

aus Bellemagny um in Krankenhäusern, Schulen<br />

und Altenheimen zu arbeiten. Da seit Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

die Neuaufnahmen stark zurückgingen, wurden<br />

immer mehr dieser Stationen geschlossen. Heute leben<br />

17 Schwestern im Kloster Bellemagny und warten auf<br />

eine neue Aufgabe.<br />

3. Motivation, Erwartung und Erfahrung<br />

Mit meinem Projekt wollte ich ein anderes Konzept zur<br />

Lebensführung kennen lernen. Ich selbst bin weder getauft<br />

noch gläubig und bin während meines Aufenthaltes<br />

im Kloster und vor allem durch die vielen Gespräche mit<br />

der Priorin zum ersten Mal intensiv mit dem Glauben<br />

und seiner Bedeutung für die Menschen in Berührung<br />

gekommen. Mit meiner Aufgabenstellung bin ich eine<br />

Woche lang ganz bewusst in einen anderen sozialen und<br />

kulturellen Kreis eingetaucht und habe an mir selbst beobacht,<br />

wie mich die Stimmung und die Atmosphäre im<br />

Kloster beeinflussen. Dabei hat mich vor allem bewegt,<br />

wie die Suche der Schwesterngemeinschaft nach neuen<br />

Aufgaben aussieht und wie das Klosterleben fruchtbringend<br />

mit dem Jakobsweg verbunden werden kann. Pro<br />

Jahr besuchen etwa 300 bis 500 Pilger das Kloster auf<br />

dem Jakobsweg. Die Schwestern bieten ihnen gegen<br />

eine Spende Unterkunft und Verpflegung an. Das Problem<br />

hierbei ist, dass die Pilger mangels Sicherheit offiziell<br />

nicht Gäste im Haupthaus sein dürfen. Pläne der Schwesterngemeinschaft<br />

sehen den Bau einer Pilgerherberge<br />

vor, wobei für 30 Pilger Übernachtungsplätze geschaffen<br />

wird. Weiterhin sind Aufnahmen von Christenfahrten<br />

und Kursangebote geplant. Die Schwestern des Klosters<br />

werden auf animatorischen, wirtschaftlichen und gästebetrieblichen<br />

Gebieten geschult, um die Herberge, zusammen<br />

mit einem Verein, zu betreiben. Da das Kloster<br />

viele kulturelle Schätze des Gründervaters und einige für<br />

den Glauben des Ordens bedeutende Relikte beherbergt,<br />

soll nach dem Umbau der Klosteranlage ein Museum und<br />

ein kleiner Klostershop betrieben werden.<br />

Mit der Gestaltung meiner Postkarten greift mein medienpraktisches<br />

Projekt genau hier an. Ich wollte ein erstes<br />

Produkt einer jederzeit erweiterbaren Palette für das Auftreten<br />

des Klosters in der Öffentlichkeit schaffen.<br />

4. Planung und Vorgehensweise<br />

Mein Projekt war in drei Phasen eingeteilt:<br />

1. Phase: Die Phase zum Vorabreiten und Recherchieren,<br />

während der ich mich in die Besonderheiten des Klosters<br />

und des Glaubens eingelesen und sensibilisiert habe. Da-


ei habe ich darauf geachtet, die Glaubensstruktur des<br />

heiligen Benedikt zu erfassen. Ich habe einen guten Kontakt<br />

mit der Priorin hergestellt, durch sie den Aufbaue<br />

des Klosters in Bellemagny kennen gelernt und mit ihr zusammen<br />

über mögliche Fragestellungen nachgedacht.<br />

2. Phase: Während meines einwöchigen Aufenthaltes<br />

Im Kloster Bellemagny habe ich möglichst<br />

viel Information festgehalten. Ich habe täglich meine<br />

Erfahrungen und Eindrücke aufgeschrieben,<br />

Gespräche mit der Priorin und den Schwestern<br />

gesucht, habe mit meiner Kamera den Alltag begleitet<br />

und die Gottesdienste und Andachten aufgezeichnet.<br />

So hatte ich nach der Woche einen<br />

allumfassenden Eindruck vom Kloster.<br />

3. Phase: Nach meinem Aufenthalt im Kloster<br />

habe ich zu allererst die gesammelten Materialien<br />

ausgewertet. Insgesamt hatte ich etwa 300<br />

Fotos zu sichten und auf ihre Tauglichkeit für<br />

mein Projekt zu untersuchen. Anschließend habe<br />

ich nach einer geeigneten Präsentation gesucht<br />

und das Konzept der Postkarten entworfen. Während<br />

dieser Phase habe ich mich verstärkt mit<br />

Problemen des Layouts und der Bildsetzung beschäftigt.<br />

Schwierigkeiten während der Durchführung<br />

meines Projektes traten im Kloster zu Tage. Da<br />

ich selbst nicht kirchlich bin und wenig bewandert<br />

mit kirchlichen Riten war, hatte ich oftmals die<br />

unbegründete Befürchtung kein angemessenes<br />

Auftreten zu finden. Da ich bei der Schwesterngemeinschaft<br />

nicht als störend empfunden werden<br />

wollte, habe ich zum Beispiel bei meinen Fotografien<br />

auf Blitzlicht verzichtet und die Gespräche<br />

ausschließlich als Gedankenprotokoll aufgezeichnet.<br />

5. Postkarten<br />

Nachdem ich beschlossen hatte Postkarten zu entwerfen,<br />

habe ich meine große Sammlung an Fotos durchgesehen<br />

und dabei die herausgenommen, welche die Schwestern<br />

bei der Tagesarbeit, die Gebete und die nähere Land-<br />

schaft des Elsass zeigen. Anschließend habe ich meinen<br />

Fundus an Postkarten untersucht und dabei Eckpunkte<br />

für meine eigenen Postkarten festgelegt: sie sollen wenige,<br />

großflächige Fotos aufweisen, die Schrift soll sich<br />

nicht auf der Vorderseite befinden und sie müssen eine<br />

einheitliche Struktur aufweisen um die Wiedererkennung<br />

zu garantieren. Anschließend habe ich verschiedene Raster<br />

entworfen und durch das Einsetzen der Fotos deren<br />

Tauglichkeit getestet. Da ich meine Zielgruppe der<br />

Pilger nie aus den Augen gelassen habe, hatte ich bei<br />

Fertigstellung der Postkarten eine, vor allem durch das<br />

bei den Pilgern im Vordergrund stehende Naturerlebnis,<br />

repräsentative Auswahl an Motiven zusammengestellt,<br />

wobei ich sowohl das Leben im Kloster, wie auch die<br />

künstlerische Umsetzung die Themen eines Glaubens<br />

berücksichtigt habe.<br />

Die Postkarte mit der Pfütze demonstriert das am Besten:<br />

Die Pfütze ist spiegelnd, dass heißt, der Betrachter<br />

kann sich in ihr spiegeln und sich selbst reflektieren.<br />

Der Tropfen, der die Wasseroberfläche trifft, erzeugt<br />

Wellen, welche sich gleichmäßig um ihn ausbreiten. Und<br />

sieht man einmal von all diesen Sinnbildern ab, steht im<br />

einfachsten Fall auch hier wieder das Naturerlebnis des<br />

Pilgers im Vordergrund.<br />

Das weitere Vorgehen sieht wie folgt aus: bis jetzt habe<br />

ich sechs Postkarten entworfen, welche die Schwesterngemeinschaft<br />

in dem Klostershop an Pilger und Besucher<br />

des Klosters verkaufen können. Da ich bis jetzt ausschließlich<br />

Freunde und Bekannte nach ihren Meinungen<br />

bezüglich der Wirkung der Postkarten fragen konnte,<br />

habe ich beschlossen, fürs erste eine etwas kleinere Auflage<br />

der Postkarten drucken zu lassen, um dann direkt<br />

beim Verkauf feststellen zu lassen, welche Motive bevorzugt<br />

werden.<br />

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Planung<br />

museumspädagogischer Angebote<br />

für Kinder im Musikinstrumenten-Museum Markneukirchen<br />

Christina Schaller<br />

Konzeptvorstellung<br />

Im Rahmen des Moduls kulturpädagogischer Projektarbeit<br />

entstand das Konzept zur Planung museumspädagogischer<br />

Angebote für Kinder im Musikinstrumenten-<br />

Museum Markneukirchen mit dem Ziel, den klassischen<br />

Museumsbesuch durch attraktive Mitmach-Angebote zu<br />

ergänzen. Die Zielgruppe wurde auf Kinder im Alter von<br />

sechs bis zehn Jahren festgelegt. Gerade in dieser kindlichen<br />

Phase sind die Neugier auf Entdeckungen und Wissenswertes<br />

eine gute Grundvorrausetzung, um Kinder<br />

für etwas zu begeistern und deren Interesse zu wecken.<br />

Die museumspädagogischen Angebote sollen für Grundschulen<br />

einen Anreiz bieten, den Unterricht mit einem Museumsbesuch<br />

zu verknüpfen. Aus diesem Grund gibt es<br />

zu einigen Angeboten zusätzliches Material zur Vor- und<br />

Nachbereitung im Unterricht.<br />

Ziel der Projekte und Angebote ist es außerdem, den Vorbehalt<br />

gegenüber Museen – „wie langweilig“ – abzubauen<br />

sowie Interesse an der Bedeutung des Instrumentenbaus<br />

für die Region Vogtland und der damit verbundenen Historie<br />

zu fördern.<br />

Kurzvorstellung<br />

der museumspädagogischen Angebote<br />

Das Konzept enthält vier Angebote, welche nachfolgend<br />

in gekürzter Form erläutert werden.<br />

1. Musikalische Märchenstunde<br />

Das Projekt Musikalische Märchenstunde wurde mit<br />

einem Zeitaufwand von 2 bis 2½ Stunden einkalkuliert.<br />

Die Geschichte „Bruno der Riese hat Angst im Dunkeln“<br />

soll von Kindern mit Instrumenten<br />

untermalt werden, nach dem<br />

Vorbild von Sergej Prokofjews<br />

„Peter und der Wolf“, wenn auch<br />

stark vereinfacht. Das Projekt<br />

eignet sich für eine Gruppengröße<br />

von mindestens 12 Kindern<br />

bis zu maximal einer Klasse. Der<br />

Ablaufplan enthält fünf Elemente;<br />

davon finden vier im Rahmen der<br />

Durchführung statt und ein Element<br />

beinhaltet die empfohlene<br />

Nachbereitung im Unterricht. Der<br />

Ablaufplan enthält dabei konkrete<br />

Angaben zur Zeiteinteilung und<br />

dem jeweiligen Inhalt sowie Methoden,<br />

das Lernziel sowie weitere<br />

Hinweise und eine Auflistung<br />

der benötigten Materialien. Im Anschluss<br />

an das Projekt findet eine<br />

30-minütige Führung durch das Museum statt.<br />

2. Klanglabor<br />

Dieses Projekt umfasst einen Zeitrahmen von 2 bis 2½<br />

Stunden. Im Mittelpunkt steht das Thema Geräusche und<br />

Klänge, wie man diese produzieren bzw. was man mit<br />

ihnen umsetzen kann. Die Durchführung kann mit einer<br />

Gruppengröße von maximal einer Schulklasse realisiert<br />

werden, wobei ggf. in Kleingruppen gearbeitet wird. Der<br />

Ablaufplan gliedert sich in acht Elemente, fünf im Rahmen<br />

der Durchführung und je ein Element zur Vor- bzw. Nach-<br />

bereitung im Unterricht. Eine Ergänzung durch das Bastelprojekt<br />

Schnarrteufel ist möglich. Der Ablaufplan enthält<br />

auch hier weitere Angaben. An das Projekt schließt<br />

eine Führung durch das Musikinstrumenten-Museum an,<br />

wobei die Abteilung der außereuropäischen Instrumente<br />

thematisiert wird.<br />

3. Kinderwerkstatt<br />

Hierbei handelt es sich um drei weitere Angebote. Hierzu<br />

gehören das Bastelprojekt Schnarrteufel (dieses besteht<br />

bereits in der Museumsarbeit und soll hier eingegliedert


werden), die Werkbank mit den Themenbereichen Blockflöte,<br />

Geige und Gitarre sowie dem Bastelkarton Geige<br />

(Nachbauen des Instruments aus einfachen Materialien).<br />

Zusätzlich sind zu allen Angeboten Führungen im Musikinstrumenten-Museum<br />

möglich.<br />

Die Werkbank bietet Schulklassen einen Exkurs in den<br />

Bau von Holzinstrumenten: der Blockflöte, Geige sowie<br />

Gitarre. Diese drei Stationen verfolgen einem gleichen<br />

Ablauf: zunächst erhalten die Kinder allgemeine Informationen<br />

zu dem jeweiligen Instrument, anschließend wird<br />

der Aufbau des Instruments erläutert. Es folgen die Themenpunkte<br />

Tonerzeugung, verwendete Materialien sowie<br />

die Herstellung. Es handelt sich bei dem Exkurs allerdings<br />

um keinen Vortrag, sondern die Kinder werden aktiv mit<br />

einbezogen. So kommen Quizbögen zu den Bestandteilen<br />

der Instrumente sowie ein Kärtchenquiz zum Einsatz.<br />

Des Weiteren können die Kinder mit verschiedenen Materialien<br />

und Werkzeugen einige Herstellungsphasen nachahmen<br />

und die Instrumente ausprobieren.<br />

Ein weiteres Angebot im Rahmen der Kinderwerkstatt<br />

stellt der Bastelkarton Geige dar, welcher mit den anderen<br />

Angeboten kombiniert werden kann. Allerdings wurde<br />

der Bastelkarton vor allem für die offene Werkstatt entwickelt.<br />

Hierbei handelt es sich um ein kontinuierliches<br />

Angebot, welches zweimal pro Monat von allen interessierten<br />

Kindern genutzt werden kann. Neben dem Bastelkarton<br />

Geige wird auch das Bastelprojekt Schnarrteufel<br />

angeboten (jeweils 1 Euro Unkostenbeitrag pro Kind).<br />

4. Auf Detektivsuche mit dem PöllMax<br />

Hierbei handelt es sich um ein Würfelspiel für bis<br />

zu vier Personen. Dieses enthält ein Spielbrett,<br />

einen Würfel, vier Spielfiguren, eine Spielanleitung,<br />

eine Audio-CD sowie vier verschiedene<br />

Kartentypen. Das Spielbrett beinhaltet drei Arten<br />

von Spielfeldern: normale, Sonder- und Aktionsfelder.<br />

Die Sonderfelder enthalten Anweisungen.<br />

Wenn ein Spieler auf ein Aktionsfeld kommt, so<br />

muss er je nach gewürfelter Augenzahl eine<br />

Höraufgabe, ein Zoombild, eine Wissens- oder<br />

Schätzfrage lösen. Die Audio-CD wird vom Pöll-<br />

Max, dem Maskottchen des Museums, gesprochen.<br />

Sie enthält eine Begrüßung, die Spielanleitung,<br />

die Höraufgaben sowie alle Lösungen zu<br />

den einzelnen Fragen. Auf jeder Spielkarte steht<br />

eine CD-Titel-Nummer, welche dann die richtige<br />

Antwort enthält.<br />

Präsentation des Konzeptes<br />

Im Rahmen der Präsentation des Konzeptes am<br />

16. Juli 2008 an der <strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH),<br />

wurde zunächst das Musikinstrumenten-Museum<br />

Markneukirchen vorgestellt. Anschließend wurden<br />

die oben beschriebenen Angebote erläutert<br />

und die jeweiligen Ablaufpläne erklärt. Zur Visualisierung<br />

der Ausführungen wurde eine Powerpoint-Präsentation<br />

gezeigt. Des Weiteren wurden<br />

im Raum Präsentationstische entsprechend der<br />

museumspädagogischen Angebote aufgebaut.<br />

Im Vorfeld wurden alle benötigten Materialien für<br />

die Durchführung der Projekte vorbereitet und<br />

hergestellt.<br />

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„Wir wissen es besser“<br />

Das Umwelttheaterprojekt<br />

Franziska Scholze und Alexandra Tippner<br />

Wir (Alexandra Tippner und Franziska Scholze) haben<br />

am 28.04.08 mit interessierten Kindern aus dem Grundschulbereich<br />

der Freien Schule Leipzig ein Theaterprojekt<br />

begonnen, welches zum Anliegen vorerst nicht mehr hatte,<br />

als einen Themenbereich, welcher aus der Lebens-<br />

und Interessenwelt der Kinder entstammt aufzugreifen,<br />

aufzuarbeiten und theatral zu gestalten.<br />

Zur Inspiration haben wir als Projektleiterinnen verschiedene<br />

literarische Werke vorgestellt, die unserer Meinung<br />

nach voller generativer Themen für Kinder sind. Wir boten<br />

der Gruppe folgende Werke zur Inspiration für eine Szenencollage:<br />

„Momo“ von Michael Ende, „Der Kleine Prinz“<br />

von Antoine de Saint Exupery und „Was wollt ihr denn<br />

- ihr lebt ja noch“ (ein Umwelttheaterstück) von Christel<br />

Leder- Barzynsk.<br />

Die Kinder selbst hatten natürlich auch selbst die Möglichkeit,<br />

Themenkreise und ggf. ihnen wichtige Literatur<br />

bzw. Filme etc. als Inspirationsquellen unserer Arbeit vorzuschlagen.<br />

Relativ schnell entschieden sich die TeilnehmerInnen<br />

in einer Diskussion dazu, das Umwelttheaterstück<br />

auf der Basis des Briefes von Häuptling Seattle an<br />

den amerikanischen Präsidenten 1855 zu machen. Sofort<br />

waren Assoziationen zu konkreten Alltagserlebnissen<br />

der Kinder gefunden, vorhandenes Wissen zum Thema<br />

Umweltverschmutzung/Raubbau an der Natur wurde ausgetauscht.<br />

Die Kinder haben direkt Szenen erzählen und<br />

improvisieren können, welche ihnen im Zusammenhang<br />

mit der Thematik einfielen.<br />

Das Thema war gefunden. So konnte es in die erste<br />

Phase des Projektes gehen, in der wir die Aspekte Wald,<br />

Luft, Wasser, Strom, Müll inhaltlich bearbeiteten, eingebettet<br />

in thematisch passende (Theater-)Spiele. Die<br />

TeilnehmerInnen gaben ihr (bemerkenswert breites) Vorwissen<br />

in die Gruppe, wir boten weitere Hintergrundinformationen,<br />

so dass lebhafte Diskussionen in Gang kamen<br />

und auch Ideen zur theatralen Bearbeitung der Thematik<br />

entstanden.<br />

In der zweiten Phase des Projektes ging es vornehmlich<br />

darum, durch nun zielgerichtetere Bildertheaterspiele<br />

(Statuen stellen und verändern), Improvisationsspiele<br />

und Forumtheaterszenen (Szenen werden gespielt, von<br />

Zuschauenden unterbrochen und variiert usw.) das Stück<br />

entstehen zu lassen. Wichtig hierbei ist die Erfahrung,<br />

dass die Wirklichkeit (hier vorerst die Wirklichkeit auf der<br />

Bühne) gestalt- und veränderbar ist. Übungen zum Aufwärmen,<br />

zur Gruppendynamik, zur Selbst- und Fremderfahrung<br />

und zur Bühnenpräsens haben eingeflochten. Wir<br />

sammelten die Ideen und sortierten sie zu einem ganzen<br />

Sinnzusammenhang, um das Stück entstehen zu lassen.<br />

Die Dritte Phase beschreibt nun die Inszenierung des entstandenen<br />

Stückes. Neben den genannten Spielen und<br />

Übungen wurden Sprech-Übungen immer wichtiger. Die<br />

Aufführung des gemeinsam Geschaffenen vor Zuschauern,<br />

sich also über das Theaterspiel einer Öffentlichkeit<br />

mitzuteilen, rückte in den Vordergrund. Darüber hinaus<br />

stellte die Gruppe gemeinsam mit anderen interessierten<br />

Kindern Requisiten und Kulissen her.<br />

Das durch den gemeinsamen schöpferischen Prozess<br />

entstandenen Umwelttheaterstück „Wir wissen es besser“<br />

führten wir im Rahmen des Schulfestes am 10. 07.<br />

2008 auf.<br />

Der Auftritt war sehr lebendig und nicht ohne Lampenfieber.<br />

Es gab Pannen und große freudige Überraschungen.<br />

Einige Kinder wuchsen auf der Bühne über sich selbst<br />

hinaus. Darüber hinaus haben viele der Kinder ihr Interesse<br />

am Theater entdeckt, bzw. vertieft. Das Thema<br />

„Umweltschutz“ ist offensichtlich in das Bewusstsein der<br />

TeilnehmerInnen und ZuschauerInnen gerückt.


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Klänge mit Stimme<br />

und Körper<br />

Maria Schüritz<br />

Gespräche in Fantasiesprache, akustische Malerei, Laufimprovisationen<br />

oder völlig freies musikalisches Spiel,<br />

in den Workshops „Klänge mit Stimme und Körper“ beschäftigten<br />

sich Theatermachende, Ergotherapeuten,<br />

Freizeitmusiker oder auch musikalisch fast Unerfahrene<br />

mit Improvisation. Normalerweise erwartet man von Improvisierenden,<br />

dass sie Profis auf ihrem Instrument sind<br />

und Musik spontan erfinden, die wir kaum von einem<br />

komponierten Stück unterscheiden können. Durch diese<br />

strenge Herangehensweise, die u.a. ein Beherrschen von<br />

Instrument, Rhythmus, Skalen voraussetzt und ein Stilgefühl<br />

erfordert, entsteht ein enormer Leistungsdruck. Als<br />

im November 2007 Simon Jakob Drees einen MIRKALE-<br />

DO-Stimmimprovisations-workshop an der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>Merseburg</strong> anbot, fielen all diese musikalischen Regeln<br />

zunächst weg. Es ging ums Spielen, um das Ausprobieren<br />

und erst später um das zusammen Musik machen,<br />

aber auch das auf eine sehr freie Art und Weise. Beeindruckt<br />

von dieser entspannten Herangehensweise und<br />

den plötzlich aus mir sprudelnden Ideen, beschloss ich,<br />

mein kulturpädagogisches Projekt diesem Thema zu widmen.<br />

Ich ergänzte Drees’ Stimmimprovisation durch Bodyperucssion-Elemente<br />

und besuchte weitere Workshops<br />

und durchforstete Literatur.<br />

Ziel des Projektes war es, durch Spiele und Übungen<br />

zur freien Stimmimprovisation und Bodypercussion, für<br />

die Teilnehmer eine solche Möglichkeit zu schaffen, die<br />

eigene Stimme und Körperklänge zu entdecken, sie neu<br />

und ungewohnt einzusetzen, damit auf ungewohnte Weise<br />

zu spielen, spielerisch und unverkrampft an musikalische<br />

Improvisation und auch an ungewohnte Musik, z. T.<br />

schon fast Neue Musik heranzuführen, gemeinsam Musik<br />

zu machen sowie sich selbst auszudrücken und auszuprobieren.<br />

Die Zielgruppe waren Erwachsene, die über Flyer und<br />

Hörensagen auf das Projekt aufmerksam gemacht wurden.<br />

An den Workshops nahmen Männer und Frauen<br />

zwischen 20 und 40 Jahren teil, die verschiedenste musikalische<br />

Kenntnisse und Improvisationserfahrungen hatten.<br />

Insgesamt waren nahmen ca. 25 Personen an den<br />

Workshops teil.<br />

Mit der Leipziger Kulturwerkstatt KAOS als Kooperationspartner,<br />

stand mir für insgesamt drei Wochenenden und<br />

die Präsentation ein Theatersaal zur Verfügung.<br />

Grobkonzept<br />

Den ersten Teil des Projektes stellten zwei Selbsterfahrungsworkshops<br />

am 14./15. Juni 2008 und am 21./22.<br />

Juni 2008, je 10 – 15 Uhr mit zwei unterschiedlichen<br />

Gruppen dar. Dieser Workshop beinhaltete Speile zu freier<br />

Improvisation mit Stimme und Körper. Nur bei Bedarf<br />

wurden gesangspädagogische Übungen angewendet,<br />

weil sich die Teilnehmer nicht auf technische Aspekte des<br />

Gesangs konzentrieren, sondern die Möglichkeiten der<br />

Stimme ausprobieren und frei experimentieren sollten.<br />

Diese Wochenenden waren wie folgt aufgebaut:<br />

Tag 1<br />

- Kennenlernen<br />

- Einführung<br />

- (Sensibilisierung)<br />

- Lockerung, Körperbezug<br />

- über Sprache herantasten<br />

- gemeinsame Mittagspause<br />

- Aktivierung<br />

- Klangexperimente<br />

- Reflexion<br />

- freie Improvisation<br />

Tag 2<br />

- Begrüßung, Befindlichkeit<br />

- Kurzwiederholung Sprache<br />

- Lockerung/Körperbezug<br />

- Bodypercussion: Erforschung der Körperklänge,<br />

daraus Musik machen<br />

- gemeinsame Mittagspause<br />

- Zusammenführung Stimme und Bodypercussion<br />

- Verbindung mit anderen künstlerischen Richtungen<br />

- Reflexion<br />

- freie Improvisation


Sieben Teilnehmer aus diesen Workshops, die Interesse<br />

an einer künstlerischeren Umsetzung dieser Übungen<br />

hatten, kamen zu einem weiteren Workshop zur Präsentationserarbeitung,<br />

in dem innerhalb von vier Stunden<br />

gemeinsam eine 25 - minütige Präsentation erarbeitet<br />

wurde. Am 2. Juli fand 19 Uhr die Präsentation, das<br />

Klangkonzert „Badalamusa crizwuk“ statt.<br />

Präsentation – Badalamusa crizwuk<br />

Der Titel ist ein Fantasiebegriff, wie er typisch ist für Dialoge<br />

in Fantasiesprache. Die Präsentation bestand aus<br />

Übungen aus den Workshops, die organisch miteinander<br />

verknüpft wurden und in eine dramaturgisch sinnvolle<br />

Reihenfolge gebracht wurden. Gespielt wurde zwischen,<br />

rechts, links und vor dem Publikum. Im Anschluss an<br />

das „Konzert“ wurde eine Übung gemeinsam mit dem<br />

Publikum durchgeführt und der „Raum für freies musika-<br />

lisches Spiel“ eröffnet, in dem mit Hilfe von Karteikarten,<br />

die einige Spiele beschrieben, die Möglichkeit bestand,<br />

selbst zu spielen. Neben einem Mini-Buffet war auch ein<br />

„pädagogischer“ Tisch aufgebaut, auf dem sich Literatur,<br />

Musik und ein Übungskatalog befanden. Neben Teilnehmerkommentaren<br />

gab es auch Raum für Zuschauerstimmen:<br />

„Witzig!“, „Fantasievoll“, „Es fiel schwer, nicht<br />

mitzumachen“, sind einige der durchweg begeisterten<br />

Kommentare.<br />

Reflexion<br />

Die beiden Workshopgruppen waren beeindruckend unterschiedlich.<br />

Während mit der einen beispielsweise die<br />

Spielregel „Klangkreise“ sehr gut funktionierte, sprang<br />

die zweite gar nicht darauf an, sondern hatte mehr Freude<br />

am dirigiert werden. Im Workshop wurden typische<br />

Merkmale oder Lebensprobleme noch einmal sehr deutlich:<br />

eine sehr schüchterne Teilnehmerin versuchte meist,<br />

sich zu verstecken, doch durch Übungen, in denen sie<br />

sanft aber bestimmt gefordert wurde, wurde sich selbstsicherer.<br />

Sie kam auch zur Erarbeitung der Präsentation<br />

und war während der Proben sogar teilweise die erste<br />

oder letzte auf der Bühne. Im Interview sagte sie, sie hätte<br />

gemerkt, dass die musikalischer ist, als sie dachte,<br />

lauter sein kann, als sie erwartet hatte und auch gemerkt<br />

hat, dass die sich ruhig mehr zutrauen kann, als sie allgemein<br />

tut. Ein anderer Teilnehmer war anfangs immer darauf<br />

aus, besonders komplizierte Motive zu entwickeln,<br />

die die anderen nicht übernehmen konnten. Ich wies ihn<br />

darauf hin und bat, sehr einfache Rhythmen zu machen<br />

und deren Wirkung zu beobachten. Diese Sichtweise erwähnte<br />

er in der Abschlussreflexion als zentrale Erkenntnis.<br />

Weiterhin waren einige Teilnehmer sehr beeindruckt<br />

von den völlig freien Improvisationen am Abschluss: „Es<br />

tat gut, mal alles rauszulassen!“ Die Theatermacherin<br />

schrieb mir eine begeisterte e-Mail zum Workshop, dass<br />

sie ihre „tiefe Erlebnisfähigkeit“ wieder gefunden habe<br />

und ihre Stärken und Schwächen noch einmal klarer erkannt<br />

hat.<br />

Literatur- und Workshopempfehlungen<br />

Die Vorbereitung des Projektes lässt sich in drei Teile gliedern.<br />

Zum einen nahm ich an Workshops bei Simon Jakob<br />

Drees (MIRKALEDO-Stimmimprovisation), Wolfgang<br />

Saus (Obertongesang) und Christian Fischer (vokale<br />

Improvisation für Schulmusiker) teil, um selbst Erfahrungen<br />

zum Thema zu sammeln. Diese Workshops sind<br />

sehr empfehlenswert, da die Leiter aus verschiedenen<br />

Gesichtspunkten improvisationspädagogisch arbeiten.<br />

Weiterhin besuchte ich eine Performance von Sebastian<br />

Weber (Step-Bodypercussion), die Aufführung mund&knie<br />

12: Yeah, B’B’Baby (Lautpoesie, Beatbox, African Voice,<br />

Rocksprecher) und die Sommer-Sing-Spiele („Chorimprovisationen<br />

und mehr“, ein Konzert des Hochschulchores<br />

der <strong>Hochschule</strong> für Musik und Theater in Leipzig, Leitung<br />

Christian Fischer).<br />

Folgende Literatur ist besonders empfehlenswert:<br />

- Matthias Schwabe: Musik spielend erfinden<br />

- Lilli Friedemann: Trommeln – Tanzen – Tönen<br />

- Ingeburg Stengel, Theo Strauch: Stimme und Person<br />

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Gestaltung eines<br />

Corporate Designs<br />

für einen Programmflyer der<br />

Sächsischen Akademie der Künste<br />

in Dresden<br />

Doreen Schumann<br />

Idee<br />

Im Rahmen meines Teilzeitpraktikums bei der Sächsischen<br />

Akademie der Künste in Dresden erhielt ich einen<br />

Einblick in alle Tätigkeitsbereiche der Akademie und<br />

arbeitete an den Schwerpunkten des Jahresprogramms<br />

mit. Ich stellte fest, dass die Sächsische Akademie jährlich<br />

ca. 30 bis 50 Veranstaltungen anbietet, aber sich<br />

die Interessenten nur im Internet einen Überblick über<br />

das laufende Programm verschaffen können. Es gibt kein<br />

Druckerzeugnis in Form eines Flyers oder Heftes. Es werden<br />

lediglich Einladungen per Post und über den E-Mail-<br />

Verteiler verschickt oder im Haus ausgelegt. Durch die<br />

Vielzahl der Veranstaltungen entstehen beim Verschicken<br />

enorme laufende Kosten (Porto, Postgänge). Des Weiteren<br />

kommen häufig Beschwerden von den Mitgliedern<br />

über die vielen monatlichen Einladungen in der Post.<br />

Daraufhin überlegte ich mir, wie man diese Situation<br />

verbessern könnte und unterbreitete der Akademie den<br />

Vorschlag eine Programmübersicht zu gestalten. Es stellte<br />

sich heraus, dass sie eine solche Überlegung schon<br />

selbst angestrebt hatten aber bisher noch nicht verwirklichen<br />

konnten. Aus zeitlichen Gründen war die Gestaltung<br />

einer Programmübersicht nicht innerhalb der Praktikumszeit<br />

möglich. Ich entschied mich, die Gestaltung des Corporate<br />

Designs während des Studiums zu realisieren und<br />

dies als Medienpraktischen Arbeit zu präsentieren.<br />

Methodik<br />

Zuerst musste eine intensive Recherche der bereits vorhandenen<br />

Druckerzeugnisse wie Publikationen, Flyer und<br />

Plakate der Sächsischen Akademie der Künste und eine<br />

Überprüfung auf deren Aktualität durchgeführt werden.<br />

Es folgte eine Untersuchung anderer Druckerzeugnisse<br />

von kulturellen Einrichtungen mit einem Veranstaltungsprogramm<br />

und Vergleiche anderer Programmflyer aus<br />

der Umgebung.<br />

Grundsätzliche Überlegungen<br />

Durch intensive Recherchen bin ich zu folgenden Schlussfolgerungen<br />

gelangt:<br />

- Der Programmflyer soll vierteljährlich erscheinen und<br />

somit eine immer neue Rezeption der Veranstaltungen<br />

ermöglichen.<br />

- Der Flyer erspart Zeit und Kosten.<br />

- Er soll in einem größeren Verbreitungsgebiet ausliegen<br />

und somit einer breiteren Zielgruppe zugänglich gemacht<br />

werden.<br />

- Durch den Programmflyer soll die Sächsische Akademie<br />

der Künste in einem neuen klassischen und anspruchsvollen<br />

Design präsentiert werden.<br />

Mein Ziel ist es, für die Gestaltung einen Konsens zu finden,<br />

der die Sichtweisen der älteren Generation zu gleichen<br />

Teilen anspricht wie die der jüngeren Generation.<br />

Eine edle farbliche Gestaltung mit Bildern und kurzen<br />

aussagekräftigen Texten ist der Grundgedanke meines<br />

Layouts. Hauptbestandteil des Layouts ist das bereits bestehende<br />

Logo der Sächsischen Akademie der Künste.<br />

Für die Bildauswahl bevorzuge ich SW-Fotos von bereits<br />

durchgeführten Veranstaltungen, um einen Bezug zu den<br />

verschiedenen Angeboten herzustellen. Außerdem wirken<br />

SW-Fotos edel und anspruchsvoll auf den Betrachter und<br />

spiegeln den Charakter der Akademie wieder.<br />

Zielgruppe<br />

Der Flyer soll in einem größeren Verbreitungsgebiet verteilt<br />

werden und neue Zielgruppen ansprechen. Dies umfasst<br />

zum einen kulturelle Einrichtungen wie Bibliotheken,<br />

Universitäten, Museen und Theater und zum anderen Cafés,<br />

Bars und Programm-Kinos. Des Weiteren soll er über<br />

den Mitglieder-Verteiler verschickt werden und Partner,<br />

Förderer per E-Mail erreichen.<br />

Er soll die ältere Generation zu gleichen Teilen ansprechen<br />

wie die jüngere Generation. Die Hauptzielgruppe<br />

sind kulturinteressierte Personen.<br />

Flyerentwicklung<br />

Um die Akademie der Künste besser nach außen repräsentieren<br />

zu können, entschied ich mich für eine vierteljährlich<br />

wechselnde Farbgestaltung. Der Flyer soll<br />

vierteljährlich sein Aussehen farblich ändern um Aufmerksamkeit<br />

zu erzeugen. Das Logo hingegen ist Grundbestandteil<br />

des Layouts und bleibt immer an der gleichen<br />

Stelle um eine Wiedererkennung zu gewährleisten.<br />

Durch weit reichende Recherchen wählte ich die Farben<br />

Blau, Gelb, Grün und Rot. Da diese Farben als angenehm<br />

empfunden werden und die Neugier des Betrachters wecken.<br />

Bei der Schriftwahl stellten sich folgende Anforderungen<br />

in den Vordergrund: Die Schrift sollte für alle Zielgruppen<br />

gut lesbar sein und einen geeigneten Schriftschnitt besitzen.<br />

Der Schnitt der Schrift sollte mit der Aussage des<br />

Textes in Verbindung gebracht werden und sich gut in das<br />

Gesamtbild des Programmflyers einfügen.<br />

Das Layout des Flyers lehnt sich an die bereits erschienenen<br />

Einladungen und Publikationen der Akademie an.<br />

Das gewährleistet einen sehr guten Wiedererkennungswert,<br />

der sich durch die ganze Gestaltung zieht.


Ziel<br />

Mein Ziel ist es, mit einem Programmflyer neue<br />

Zielgruppen anzusprechen und zu gewinnen.<br />

Dadurch soll die Sächsische Akademie der<br />

Künste als moderne, zeitgemäße und vielseitige<br />

Institution dargestellt und noch stärker<br />

als Künstlergemeinschaft in der Öffentlichkeit<br />

wahrgenommen werden.<br />

Präsentation<br />

Die Präsentation der medienpraktischen Arbeit<br />

fand im Juni 2008 bei der Mitgliederversammlung<br />

der Sächsischen Akademie der Künste<br />

in Dresden statt. Alle Teilnehmer erhielten ein<br />

Briefing, indem sie nähere Informationen zum<br />

Produkt nachschlagen konnten. Mittels einer<br />

PowerPoint Präsentation erläuterte ich den<br />

Vorsitzenden und Mitgliedern mein Konzept zur<br />

Flyergestaltung und gab Einblicke in die bereits<br />

vorhandenen Druckerzeugnisse der Akademie.<br />

Insgesamt gab es ein sehr positives Feedback<br />

aber auch kleine Änderungswünsche in Bezug<br />

auf die Seitengestaltung. Es sollte möglichst<br />

jede Veranstaltung auf einer Seite Platz finden<br />

und es gab Änderungsvorschläge in Bezug auf<br />

das Cover des Flyers. Es sollten weitere Vorschläge<br />

und Kombinationsmöglichkeiten mit<br />

dem Logo erarbeitet werden, dass heißt, weitere<br />

spielerische Auseinandersetzungen.<br />

Besichtigung des Programmflyers<br />

Präsentation der Medienpraktischen Arbeit an der <strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH)<br />

Dauer<br />

Insgesamt benötigte ich fast 4 Monate (von<br />

April bis Juli) um ein geeignetes Corporate<br />

Design für einen Programmflyer der Sächsischen<br />

Akademie der Künste zu entwerfen.<br />

Angefangen mit der Recherche von den bereits<br />

vorhandenen Druckerzeugnissen der<br />

Akademie bis hin zur Umsetzung der Idee<br />

und Entwicklung eines geeigneten Corporate<br />

Designs. Es musste ein Briefing und<br />

eine PowerPoint Präsentation erstellt werden<br />

und letztendlich gab es die Verbesserungs-<br />

und Änderungswünsche der Akademie<br />

zu berücksichtigen.<br />

Resümee<br />

Die Medienpraktische Arbeit war in Form<br />

der Gestaltung eines Corporate Designs<br />

eine sehr gute Möglichkeit seine Kenntnisse<br />

auf dem Gebiet der Grafiksoftware und der<br />

Gestaltungsgrundlagen zu vertiefen. Die<br />

Umsetzung der Medienpraktischen Arbeit<br />

erforderte technisches Vermögen, Verhandlungsgeschick,<br />

Diplomatie und vor allem die<br />

Fähigkeit zur Umsetzung der eigenen künstlerischen<br />

Idee.<br />

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Die neue Form der<br />

Großfamilie<br />

Caroline Siegner<br />

Ausgangspunkt der kulturpädagogischen Projektarbeit<br />

Schnelllebigkeit, gesteigerte Mobilität und Flexibilität.<br />

Diese Begriffe beschreiben allesamt Charakteristika unserer<br />

heutigen Gesellschaft, die ihre Mitglieder auf vielfältige<br />

Art und Weise beeinflussen. Das gilt auch für die<br />

Formen des menschlichen Zusammenlebens. In früherer<br />

Zeit war das Modell der Großfamilie weit verbreitet. Sie<br />

vereinigte meist drei bis vier Generationen unter einem<br />

Dach. So war ein kontinuierlicher Austausch und Kontakt<br />

zwischen den verschiedenen Lebensaltern gewährleistet.<br />

Heute sieht das ganz anders aus. Durch die veränderten<br />

Lebens- und Arbeitsbedingungen vollzieht sich derzeit ein<br />

Prozess der generationellen Separation. Dafür ein Beispiel:<br />

Während Mutti und Vati aus beruflichen Gründen mit<br />

dem Nachwuchs in der Stadt wohnen, genießen die Großeltern<br />

ihren Lebensabend lieber in Ruhe auf dem Land.<br />

Gegenseitige Besuche entfallen dabei, wenn überhaupt,<br />

auf die Wochenenden oder die Ferienzeit. Aufgrund dieser<br />

Umstände können die Vorteile des intergenerationellen<br />

Austauschs nicht mehr in vollem Maße zum Tragen<br />

kommen.<br />

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, erstellte das<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

ein Konzept unter dem Titel „Starke Leistung für<br />

jedes Alter. Das Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser“.<br />

Im Rahmen eines staatlich subventionierten<br />

Programms konnten beziehungsweise können sich Einrichtungen<br />

bewerben, die das Anliegen verfolgen, ein<br />

„Mehrgenerationenhaus“ zu werden. Für eine Zusage<br />

müssen dabei bestimmte Kriterien von den Antragstellern<br />

erfüllt werden oder ihre Erfüllung in Aussicht gestellt<br />

werden. Dazu gehören beispielsweise generationsübergreifende<br />

Angebote und die Bereitstellung eines offenen<br />

Tagestreffs mit integriertem Bistro. Und tatsächlich fand<br />

die Idee in ganz Deutschland großen Zuspruch. So konnte<br />

Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend, Anfang 2008 bekannt geben,<br />

dass die Bundesrepublik bereits über 500 „Mehrgenerationenhäuser“<br />

verfügt.<br />

Die Konzeption<br />

der kulturpädagogischen Projektarbeit<br />

Jung und Alt zusammen zu bringen. Das ist auch das<br />

erklärte Ziel des „Mehrgenerationenhauses Halle“. Die<br />

Einrichtung im Glauchaviertel hält dazu vielfältige Angebote<br />

für sämtliche Generationen bereit. Von diesem<br />

Grundgedanken begeistert, suchte ich innerhalb meiner<br />

kulturpädagogischen Projektarbeit nach einer Möglichkeit,<br />

das Konzept zu unterstützen. Zusammen mit dem<br />

Leiter des „Mehrgenerationenhauses Halle“ fand ich sie<br />

auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit. Unsere Idee:<br />

filmische Beiträge zu produzieren, die die Einrichtung<br />

und ihre Angebote vorstellen. Diese könnten nach ihrer<br />

Fertigstellung beispielsweise einen Platz auf der zuge-<br />

hörigen Internetseite finden und auf diese Weise deren<br />

Anschaulichkeit erhöhen. Davon versprachen wir uns die<br />

den Kontakt zu neuen potentiellen Besuchern und Fördern.<br />

Parallel dazu sah ich in diesem Vorhaben auch für<br />

mich viele positive Aspekte. Als persönliches Lernziel<br />

ergab sich für mich das Erlangen neuer Erfahrungen im<br />

Bereich der filmischen Arbeit, und speziell im Umgang<br />

mit der Kamera.<br />

Die Arbeitsschritte und ihr Ergebnis<br />

Also, an die Arbeit. Im Laufe von zwei Drehtagen und<br />

unzähligen Stunden vor dem heimischen Computer entstanden<br />

insgesamt vier Beiträge. Diese setzten sich aus<br />

einer Einleitung und drei Clips über einzelne Angebote<br />

zusammen. In ersterem werden die Einrichtung und ihr<br />

verfolgtes Konzept näher beleuchtet. Gegenstand der<br />

drei übrigen kurzen Filme waren zum einen die freiwilligen<br />

Lernpatenschaften. Hierbei geben größtenteils<br />

ehrenamtlich tätige Bürger, Kindern mit schulischen Defiziten<br />

kostenfreie Nachhilfe. Die zweite Wahl fiel auf die<br />

Kreativangebote. Auch diese beruhen auf freiwilligem<br />

Engagement und sollen Jung und Alt die Möglichkeit<br />

bieten, unter anderem gemeinsam zu basteln oder zu<br />

backen. Den letzten Gegenstand bildete der PC-Kurs für<br />

Senioren. Es handelt sich dabei um eine Gruppe älterer<br />

Frauen, die sich wöchentlich treffen, um im Austausch<br />

miteinander den Umgang mit dem Computer zu erlernen.<br />

Die einzelnen Beiträge wurden allesamt zusätzlich durch


Interviewsequenzen der jeweils beteiligten Personen ergänzt,<br />

um den weiter Informationsgrad zu erhöhen. Die<br />

beschriebenen Resultate wurden abschließend auf einer<br />

DVD zusammengestellt und weiterhin mit einem Intro und<br />

einem Abspann versehen.<br />

Das Ergebnis der kulturpädagogischen Projektarbeit<br />

konnte ich dem Leiter der Einrichtung dann Anfang Juni<br />

präsentieren. Er zeigte sich sehr zufrieden und beschloss<br />

die Beiträge tatsächlich in die Onlinepräsenz des „Mehrgenerationenhauses<br />

Halle“ einzubringen.<br />

Resümee<br />

Abschließend lässt sich sagen, dass ich meine Zielsetzung<br />

in Bezug auf das „Mehrgenerationenhaus“ in Halle<br />

(Saale) erreichen konnte. Dies trifft aber auch auf meine<br />

eingangs formulierten persönlichen Erwartungen. Die<br />

kulturpädagogische Projektarbeit hat mir zu zahlreichen<br />

neuen Erfahrungen im filmischen Bereich verholfen. Es<br />

hat sich also für beide Seiten gelohnt.<br />

Der Steg Eine Lernpatenschaft<br />

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Prototypen<br />

Pixelkunst in der visuellen Kultur<br />

Alina Simmelbauer<br />

Einleitung<br />

Von überall schauen sie uns an, die schönen und perfekten<br />

Gesichter. Aus dem Fernsehen, der Werbung, im<br />

Internet und aus den Magazinen sind sie nicht mehr wegzudenken.<br />

Schon längst gibt es kein Titelbild und keine<br />

Werbeanzeige mehr, auf der ein Gesicht zu finden ist,<br />

dass nicht bis ins letzte Detail computertechnisch nachbearbeitet<br />

wurde. Auf diese Weise wird eine Perfektion<br />

und Makellosigkeit erreicht, die selbst die abgebildeten<br />

Models in Wirklichkeit nicht besitzen. Die Präsenz der<br />

übermäßig schönen, per Bildbearbeitung optimierten<br />

Menschen ist bereits ganz weit in den normalen Alltag<br />

hineingeschlichen. Für den Durchschnittsmenschen wird<br />

ein unerreichbarer Maßstab geschaffen, der ihn mit seiner<br />

ständigen Anwesenheit bedrängt. Der Prozess der<br />

Perfektionierung von Bildmedien wird sich weiter fortsetzen<br />

und wir müssen uns an nicht mehr zu entdeckende<br />

Fälschungen gewöhnen.<br />

Idee<br />

Ein Teil meiner Praktikumszeit absolvierte ich in einem<br />

freien Fotostudio um meine Kompetenzen im Bereich der<br />

Fotografie zu erweitern. Während dieser Zeit nutzte ich<br />

die Möglichkeit mich intensiv mit der Studiofotografie und<br />

vertiefender mit digitaler Retusche und Bildbearbeitung<br />

auseinander zu setzen und konzentrierte mich hauptsächlich<br />

auf das porträtieren von Menschen. Der besondere<br />

Augenblick macht den Reiz am Porträtieren aus und lässt<br />

neue Sichtweisen auf ein menschliches Gesicht und dessen<br />

Ausdruck entstehen. Die fotografische Art zu sehen<br />

und dabei mit dem gegenüber zu arbeiten ist immer wieder<br />

eine neue Herausforderung an die eigene Kreativität.<br />

Die entstandenen Bilder wurden anschließend intensiv mit<br />

digitaler Computertechnik bearbeitet. Beispielvorlagen<br />

für bestimmte Retusche-Stilrichtungen in den Arbeiten<br />

waren verschiedene Magazine. Es ist faszinierend, wie<br />

mit Hilfe sehr arbeitsintensiver und gekonnter Handgriffe<br />

die Bildwirkung beeinflusst und das natürliche Aussehen<br />

der fotografierten Personen verändert werden kann.<br />

Daraus entstand die Idee für meine Kulturpädagogische<br />

Projektarbeit. Mit der Fotoausstellung „Prototypen – Pixelkunst<br />

in der visuellen Kultur“ sollte ein Vorher- Nachher-<br />

Einblick geschaffen werden, welcher den Betrachter<br />

zu neuen visuellen Wahrnehmungsmöglichkeiten anregen<br />

sollte. Dabei galt es den Betrachter nicht hinters Licht<br />

zu führen, sondern er bekam die Möglichkeit zwischen<br />

unverfälschtem Porträt und digital veredeltem Foto zu<br />

unterscheiden. Einmalig bekam der Rezipient die Möglichkeit<br />

das Originalporträt zu betrachten und nach eventuellen<br />

Makeln abzusuchen.


Umsetzung der Ausstellung<br />

Ausstellungsfläche war das Foyer im Gebäude 107 der<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH). Zu sehen waren 10 Porträts<br />

im Format A4, jeweils das unbearbeitete und bearbeitete<br />

Bild. Didaktisch unterstützt wurde die Ausstellung durch<br />

den Einsatz verschiedener Medien. Zur Veranschaulichung<br />

der Beauty - Fotografie in der Alltagswelt lagen<br />

Magazine, Kataloge, Prospekte und Werbeanzeigen zur<br />

Ansicht aus. Um die technischen Möglichkeiten zu verdeutlichen,<br />

wurden in Form einer<br />

Powerpointpräsentation die verschiedenen Arbeitsschritte<br />

vom Rohbild bis zum retuschierten Porträt dargestellt.<br />

Ergebnis der Präsentation<br />

Mit der Ausstellung „Prototypen“ sollte aus ästhetischem<br />

Blickwinkel heraus die Möglichkeiten der modernen Medien<br />

aufgezeigt werden. Durch das Aufzeigen der technischen<br />

Möglichkeiten und der Bedeutung vom Inszenierungsraum,<br />

in dem Bildmanipulation stattfindet, kann ein<br />

Denkprozess in Gang gesetzt werden, der die eigene<br />

Definition von Schönheit sowie die künstlerische Notwendigkeit<br />

der Beauty – Retusche nochmals zu hinterfragen.<br />

Der Betrachter hatte die Möglichkeit für sich selbst zu<br />

entscheiden ob er das einfache oder das veredelte Porträt<br />

ästhetisch ansprechend findet.<br />

Wichtig war es aufzuzeigen, dass die inszenierte Schönheit<br />

eine digital geschaffene, schon fast künstlerische<br />

Schönheit ist, welche nicht der Wirklichkeit entspricht<br />

und somit ein falsches Selbstbild erzeugen kann.<br />

Während der Arbeit an meiner Ausstellung wurde mir<br />

bewusst, dass fast kein Bild, das heute in Medien zu sehen<br />

ist, auch so fotografiert wurde. Der Rezipient nimmt<br />

diese Bilder unbewusst wahr, aber ihre gestalterischen<br />

Veränderungen erkennt er nicht. Bedenklich ist, dass<br />

Medien- und Werbemacher bewusst verstärkende Bilder<br />

einsetzen um Rezipienten zu erreichen.<br />

Die meisten Gäste der Ausstellungspräsentation waren<br />

sich der Eingriffe mittels Bildbearbeitung durchaus<br />

bewusst, jedoch über die aufgezeigten Möglichkeiten<br />

überrascht. Es konnte festgestellt werden, dass die Retuscheintensität<br />

erheblich unterschätzt wird.<br />

Resümierend kann man erkennen, dass das Ausstellungskonzept<br />

gut umgesetzt war. Die Reaktionen der Gäste<br />

waren durchweg positiv. Beachtung erhielt die Ausstellung<br />

„Prototypen“ durch einen Artikel einer Kommilitonin<br />

Claudia Brüggemann in der Mitteldeutschen Zeitung<br />

(MZ).<br />

Die kulturpädagogische Projektarbeit in Form dieses Ausstellungskonzepts<br />

war eine sehr gute Möglichkeit, mich<br />

praktisch, theoretisch und vor allem didaktisch auseinander<br />

zu setzen, weitere Kompetenzen zu erlangen und eigene<br />

Fähigkeiten besser einschätzen zu lernen.<br />

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„Hörclub“ – Hörspiel<br />

mit Kita Kindern<br />

Tobias Sprebitz<br />

1. Erläuterung zum Krokoseum<br />

Das „Krokoseum“ ist eine Kindereinrichtung die seit<br />

dem Jahr 2000 besteht. Sie befindet sich im Sockelgeschoss<br />

des Historischen Waisenhauses der Franckesche<br />

Stiftungen und bietet auf über 300 qm Kindern ein vielschichtiger<br />

kultureller und museumspädagogischer Aktionsraum.<br />

Sowohl ständige als auch inhaltlich wechselnde<br />

Programme werden mit pädagogischer Betreuung verknüpft,<br />

die auch auf die sozialen Anforderungen flexibel<br />

reagiert. Das abwechslungsreiche Angebot richtet sich<br />

an Kinder bis zu einem Alter von 12 Jahren sowie deren<br />

Eltern, Geschwister und Freunde, aber auch an Kindergarten-<br />

und Hortgruppen wie Schulklassen. Es beinhaltet<br />

Kultur-, Museums-, Kunst- und Medienpädagogik, Schul-<br />

und Familienangebote, Ferienprogramme, thematisch<br />

orientierte Projektarbeit sowie Ausstellungstätigkeiten.<br />

Des Weiteren bietet es den Studenten ihre Projekte in den<br />

Bereichen Theater, Kunst, Pädagogik, Medienpädagogik<br />

und Kulturpädagogik in zusammen Arbeit mit dem Krokoseum<br />

zu realisieren.<br />

2. Erläuterung zum Projekt Hörclub<br />

Zuhörförderung ist die Grundlage für alles Lernen, denn<br />

Zuhören ist der Schlüssel zum Verstehen. Kinder, die in<br />

der Lage sind, sich und ihre Umgebung wahrzunehmen,<br />

können sich gut konzentrieren und entwickeln Phantasie.<br />

Kontaktfähigkeit und soziale Kompetenz werden gestärkt,<br />

die sprachliche Entwicklung und Ausdrucksfähigkeit<br />

unterstützt. Kinder, die zuhören können, sind offen für<br />

die Welt und das Wissen, dass sie sich aneignen müs-<br />

sen. In der Förderung der Zuhörfähigkeit steckt ein hohes<br />

Bildungspotential. Dies wird anhand von Spielen zum<br />

Aktiven Hören und Zuhören erreicht, mit Wahrnehmungsspielen<br />

und mit der Auseinandersetzung das gehörte malerisch<br />

darzustellen.<br />

3. Aufgabenstellung<br />

Die Kinder der Kindertagesstätte „August-Hermann-Francke“<br />

sollen während des Projekts lernen sich zu Konzentrieren,<br />

Selbstständig zu arbeiten, ihre Wahrnehmung<br />

und Kreativität zu fördern. Dies soll auf spielerische Art<br />

geschehen, mit dem Hörspiel sollen dann die gelernten<br />

Eigenschaften angewandt werden. Des Weiteren bekommen<br />

Sie ein Einblick in die Entstehung eines Hörspiels.


4. Durchführung<br />

Der Hörclub wurde einmal die Woche für anderthalb stunden<br />

durchgeführt. Die acht Veranstaltungen, fanden in<br />

den Räumen der Franckeschen Stiftungen statt. In den ersten<br />

fünf Veranstaltungen wurden die Kinder mit Spielen<br />

zum Aktiven Hören und Zuhören angeregt, anhand von<br />

Wahrnehmungsspielen und mit der Auseinandersetzung<br />

das gehörte malerisch darzustellen. Die sechste Veranstaltung<br />

diente dazu, die Geschichte für das Hörspiel<br />

gemeinsam mit den Kindern auszusuchen. Zur Auswahl<br />

standen zwei kleine Geschichten. Beide wurden vorgelesen<br />

und die Kinder konnten sich danach entscheiden<br />

welche Geschichte sie machen wollen. Die Auswahl fiel<br />

auf „Ein fast verschlafener Nikolaustag“. Die siebente<br />

Veranstaltung diente dazu die Kindern an die Tontechnik<br />

gewöhnen und erste Tonaufnahmen zu machen. Und den<br />

weiteren Ablauf der Aufnahmen mit Kindern abzusprechen.<br />

Bei der letzten Veranstaltung wurden dann alle Tonaufnahmen<br />

abgeschlossen. Die wie folgt aussahen, wir lassen<br />

die Geschichte vor und die Kindern machten dazu<br />

die Geräusche, mit den Händen, Füssen, der Stimme und<br />

kleinen Gegenständen. Beides wurde aber getrennt aufgenommen,<br />

zur besseren nach Bearbeitung.<br />

Nach den Veranstaltungen wurden die Tonaufnahmen digitalisiert<br />

und am PC in einzelne Segmente geschnitten.<br />

Die einzelnen Segmente wurden mit einem Schnittprogramm<br />

wieder zusammengeführt und bearbeitet, sowie<br />

auf CD geschrieben. Für die fertige CD, wurde noch ein<br />

Cover erstellt.<br />

Als Abschluss dieses Projektes bekamen die Kinder ein<br />

„Hörclub-Diplom“ und das Hörspiel auf CD, als Dankeschön<br />

für die Mitarbeit an diesem Projekt.<br />

5. Ergebnis<br />

Mit diesem Projekt wurden zwei Dinge miteinander verbunden:<br />

auf der einen Seite die Kinder auf spielerischer<br />

Art auf die Schule vorzubereiten (das lernen zuzuhören<br />

und sich zu Konzentrieren) und dir Erstellung eines Hörspiels.<br />

Es war eine deutliche Verbesserung der Aufmerksamkeit<br />

und des aktiven Zuhörens zusehen.<br />

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Erstellung einer Broschüre zu einem<br />

medienpädagogischen Projekt<br />

Anett Syrbe, Maria Heine, Sebastian Henning, Mirjam Krafft und Claudia Schuberth<br />

Ob Computer, Radio oder Fernseher – ohne Medien geht<br />

es heute nicht mehr im Leben eines Kindes. Dass dieser<br />

Konsum Risiken und Gefahren in sich birgt, ist mehrfach<br />

bewiesen. Doch wie verhilft man Kindern zu einer Medienkompetenz,<br />

die auf einen kritischen Umgang und eine<br />

aktive Nutzung zielt?<br />

Das Konzept „Zappl auf Reisen in die bunte Medienwelt<br />

– Ein Projekt zur Erweiterung der Medienkompetenz im<br />

Vorschulalter“ leistet in diesem Prozess einen Beitrag zur<br />

Kompetenzstärkung. Auf spielerische Art und Weise entsteht<br />

ein Animationsfilm, von und für Kinder.<br />

Vom Drehbuch, über die einzelnen Bilder und Töne bis<br />

hin zur Uraufführung haben elf Kinder aus einem <strong>Merseburg</strong>er<br />

Kindergarten einen Film entwickelt und erlebt, wie<br />

viele Schritte notwendig sind, um ein „The End“ zu sehen.<br />

Wir als angehende Kultur- und Medienpädagogen stellten<br />

dabei das nötige Know-how, die Technik und die Materialien<br />

zur Verfügung.<br />

Das Studium der Kultur- und Medienpädagogik an der<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH) sieht eine breit gefächerte<br />

Qualifizierung vor. Wir fünf Studenten, Maria Heine, Sebastian<br />

Henning, Anett Syrbe, Mirjam Krafft und Claudia<br />

Schuberth, setzten jeweils eigene Schwerpunkte und<br />

schafften, zusammen mit unseren Erfahrungen und Fähigkeiten,<br />

eine gute Basis, in der Praxis medienpädagogisch<br />

zu arbeiten. Unser persönliches Hauptziel bestand<br />

in der Anwendung des Gelernten und im Kennenlernen<br />

von Herausforderungen und Grenzen, welche die Hoch-<br />

schulprojekte nur teilweise ermöglichen konnten.<br />

Sebastian Henning ist staatlich anerkannter Erzieher, Anett<br />

Syrbe und Maria Heine absolvierten vor Beginn des<br />

Studiums Praktika im Kulturbereich. Mirjam Krafft lebte<br />

ein Jahr zusammen mit geistig behinderten Kindern in<br />

Finnland und Claudia Schuberth arbeitete im Rahmen<br />

eines Freiwilligen Sozialen Jahres mit Kindern und Jugendlichen.<br />

Die Idee des Projektes entstand im Jahr 2006 am Ende<br />

des 2. Semesters und wurde im Verlauf des 3. Semesters<br />

realisiert. Technische sowie handwerkliche Fertigkeiten<br />

und ein sicherer Umgang mit dem nötigen Equipment<br />

waren gewährleistet. Im Vorlauf des Projektes wurde ein<br />

schriftliches Konzept erstellt, welches an sechs verschiedene<br />

Kindergärten gesandt wurde. Nach verschiedenen<br />

Besuchen einiger Einrichtungen entschieden wir uns für<br />

den Naturkindergarten „Spatzennest“. Im Gegensatz zu<br />

anderen Kindertagesstätten verfügt das „Spatzennest“<br />

bei einer Kapazität von 90 Plätzen über eine hohe Anzahl<br />

an Funktionsräumen, eine große Personalbesetzung und,<br />

für uns wichtig, ein reges Interesse, mit Studenten der<br />

<strong>Hochschule</strong> zusammen zu arbeiten.<br />

So wurde das medienpädagogische Projekt „Zappl auf<br />

Reisen in die bunte Medienwelt“ innerhalb von drei Monaten<br />

mit elf Kindern durchgeführt. Wir arbeiteten mit den<br />

Projektteilnehmern wöchentlich, jeden Dienstagvormittag,<br />

über einen Zeitraum von circa 90 Minuten zusammen.<br />

Nach der Durchführung des Projektes in der Kindertagesstätte<br />

„Spatzennest“ wuchs in uns der Wunsch, auch<br />

anderen Studenten, Kindergartenerziehern und -erzieherinnen<br />

unser Konzept zugänglich zu machen. Auf diese<br />

Weise, so hofften wir, würde sich die Medienpädagogik<br />

nach und nach einen festen Platz im Kindergartenalltag<br />

erarbeiten. Mit einer umfangreichen Broschüre und einer<br />

Website planten wir interessierte Berufsgruppen und<br />

Studenten entsprechender Studienrichtungen anzusprechen.<br />

Der Aufbau der Broschüre wurde von uns so konzipiert,<br />

dass das Projekt für den Leser von Beginn bis Ende nachvollziehbar<br />

ist und unsere Hintergründe und Ziele schlüssig<br />

werden. Dem Textkonzept liegt eine einheitliche<br />

Sprachgestaltung mit einer klaren Sprache, verständlich<br />

für verschiedene Leserschaften und eine distanziertneutrale<br />

Erzählhaltung zu Grunde. Während die Website<br />

darauf zielt, das Projekt „Zappl auf Reisen in die bunte<br />

Medienwelt“ nicht nur einer Fachleserschaft, sondern<br />

einem breiten Publikum zugänglich zu machen, dient die<br />

Broschüre als konkreter Leitfaden für ein medienpädagogisches<br />

Projekt mit Kindern und will die Leser zur Nachahmung<br />

motivieren.


Der Broschüre geht ein Vorwort voran, in welchem wir die<br />

Bedeutung von Medien im Alltag von Kindern betonen.<br />

In der folgenden Einleitung wird das Projekt „Zappl auf<br />

Reisen in die bunte Medienwelt“ kurz beschrieben, wobei<br />

die Notwendigkeit, Medienkompetenz so früh wie möglich<br />

zu erlangen, hervorgehoben wird. Es folgt eine kurze<br />

Zielgruppenanalyse, gefolgt vom Kapitel „Hintergrund<br />

und Ziele“, in welchem unsere Vision, die Zielstellung des<br />

Projektes und unsere Arbeitsweise beschrieben werden.<br />

Es schließt sich der größte Teil der Broschüre an, die<br />

Beschreibung des Projektaufbaus. In diesem Kapitel werden<br />

vom ersten Schritt des Kennen lernens der Eltern<br />

bis hin zum Abschluss des Projektes, der gemeinsamen<br />

Weihnachtsfeier, die einzelnen Projektstunden ausführlich<br />

beschrieben. Die einzelnen Abschnitte sind aufgeteilt in<br />

den theoretischen Hintergrund der jeweiligen Projektstunde,<br />

gefolgt von den Zielen der Projektstunde, der<br />

Durchführung und einer Reflexion des durchgeführten<br />

Projekttermins. Das folgende Kapitel zeigt Probleme und<br />

Risiken auf, die bei der Durchführung eines medienpädagogischen<br />

Projektes auftreten können. Dabei<br />

werden Ratschläge zur Vorbeugung von Problemen<br />

und weitere hilfreiche Tipps gegeben, um Fehler<br />

von Anfang zu vermeiden und Risiken einschätzen<br />

zu können. In der anschließenden technischen Anleitung<br />

wird eine verständliche und leicht nachvollziehbare<br />

Anleitung der technischen Erfordernisse<br />

zur Erstellung eines Animationsfilmes gegeben. Am<br />

Ende steht die Reflexion des Projektes, in welcher<br />

untersucht wird, ob sich die anfangs gesetzten<br />

Ziele bewahrheitet haben und die Ausbaufähigkeit<br />

des Konzeptes betont wird. Im Anhang findet man<br />

eine Beschreibung der von uns durchgeführten<br />

Spiele.<br />

Der Aufbau der Website orientiert sich inhaltlich an<br />

der Broschüre. Die in der Broschüre dargestellten<br />

Kapitel finden sich auf der Website unter den Links<br />

„Projekt“, „Film“ und „Anleitung“. Zudem wurde ein<br />

Forum zum Meinungsaustausch eingerichtet und unter<br />

„Kontakt“ können Fragen an die ProjektleiterInnen gestellt<br />

werden. Ziel war es außerdem, die Texte der Website mit<br />

Links zu versehen, welche die Besucher auf weitere Inhalte<br />

verweisen. Zudem werden die Texte der Website untereinander<br />

verlinkt, um dadurch Zusammenhänge direkt<br />

aufzuzeigen. Die Texte der Website wurden in gekürzter<br />

Form aus der Broschüre übernommen.<br />

Nach Fertigstellung der Broschüre und der Website entwickelten<br />

wir ein Finanzierungs- und Vertriebskonzept. Wir<br />

planen, die Broschüren an relevante Vertriebzentren und<br />

interessierte <strong>Hochschule</strong>bibliotheken zu verschicken, um<br />

ein großes und diverses Publikum zu erreiche<br />

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Lehmofenbau als<br />

erlebnispädagogisches Projekt<br />

Olga Taschirewa<br />

Auf einem Verlassenen Grundstück in Leipzig wurde mit<br />

den Anwohnern des anliegenden Hauses und anderen Interessenten<br />

ein Lehmofen gebaut.<br />

Das Grundstück (ein Hinterhof in der Leipziger Südvorstadt)<br />

mit den dazugehörigen Abrisshaus und sonstigen<br />

ruinenhaften Mauerwerkresten ist in ungeklärten Besitzerverhältnissen<br />

und verfällt, verkommt und wurde zugemüllt<br />

in den letzten 15 Jahren, was in Leipzig oft vorkommt. Es<br />

bot sich die Idee an, mit den Anwohnern das Grundstück<br />

zu benutzen und zu gestalten. Nach einiger Recherche<br />

beschloss ich, ein Lehmofenbauprojekt umzusetzen. Wir<br />

wollten mit einfachen vorhandenen Materialien und Mitteln<br />

in Eigenarbeit einen benutzbaren Lehmbackofen bauen.<br />

Das Projekt bietet den Teilnehmern, wichtige Erfahrungen<br />

wie handwerkliches Arbeiten, Umgang mit Naturmaterialien,<br />

Teamwork, Erfolgserlebnis durch Ergebnis, zu machen<br />

und weiterzugeben.<br />

Das praktische Mitwirken beim Ofenbau soll das eigene<br />

Interesse an weiteren handwerklichen Projekten wecken<br />

und Inspirationen geben, selbst eigene ähnliche Vorhaben<br />

umzusetzen, mit einfachen Mitteln zu Improvisieren<br />

und umweltpädagogisch zu wirken.<br />

Desweiteren wollten wir an der Gestaltung der unbenutzten<br />

verfallenden Flächen in unserer unmittelbaren<br />

Nähe, was typisch und gleichzeitig eine Besonderheit im<br />

Osten Deutschlands ist – sprich zur großstädtischen Kulturlandschaft<br />

Leipzigs gehört, mitzuwirken.<br />

Auch wollten wir aus der Ruine, in der der Ofen sich befinden<br />

wird, den Anfang für einen Ort zum Zusammenwirken,<br />

Treffen, Austauschen machen – für Anwohner, Besucher,<br />

und wer das Bedürfnis einer „Community“ hat.<br />

Als Zielgruppe kristallisierten sich, wie oben schon erwähnt,<br />

die Anwohner und Interessierte, überwiegend junge<br />

Menschen im Studentenstatus, heraus, weil es das<br />

Naheliegendste – vom Ort und vom Interesse - für die Teilnehmer<br />

war. Die Teilnehmerzahl betrug 10-12 Personen,<br />

je nach Projektabschnitt.


Der Ofen „im Betrieb“ bei der Präsentationsfeier<br />

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