Essays aller teilgenommenen Teams - Hochschule Merseburg
Essays aller teilgenommenen Teams - Hochschule Merseburg
Essays aller teilgenommenen Teams - Hochschule Merseburg
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2 3<br />
Der Postbank Finance Award ®<br />
Der Postbank Finance Award ®<br />
Nach der ausgesprochen positiven Resonanz auf den ersten Postbank<br />
Finance Award ® hat die Deutsche Postbank AG mit dem Wintersemester<br />
2004/05 den finanzwirtschaftlich orientierten Hochschulwettbewerb<br />
bereits zum zweiten Mal ausgeschrieben.<br />
Im Rahmen des Finance Award sind Lehrende und Studierende <strong>aller</strong><br />
Fachrichtungen eingeladen, sich mit aktuellen finanzwirtschaftlichen<br />
Fragestellungen auseinander zu setzen und gemeinsam innovative<br />
sowie wissenschaftlich fundierte Lösungsansätze zu erarbeiten.<br />
Entscheidend für den Erfolg des Wettbewerbs ist daher neben der<br />
fachlichen Kompetenz auch die im Team geleistete Koordination und<br />
Kommunikation. Im Mittelpunkt steht dabei die enge Verbindung von<br />
Theorie und Praxis sowie von <strong>Hochschule</strong> und Finanzwirtschaft.<br />
Bewertet werden die Wettbewerbsbeiträge von einer Jury, die sich<br />
aus Experten der Bereiche Wirtschaft, Forschung und Medien zusammensetzt.<br />
Als renommierter Medienpartner begleitet die Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung den Postbank Finance Award und bietet damit<br />
allen Teilnehmern eine etablierte Plattform, um die Ergebnisse einer<br />
breiten Öffentlichkeit vorzustellen und zur Diskussion zentraler<br />
Fragestellungen der Finanzwirtschaft beizutragen.<br />
Der Postbank Finance Award ® wird jährlich wiederkehrend vergeben<br />
und ermöglicht so eine kontinuierliche Förderung von Lehre und<br />
Forschung an den <strong>Hochschule</strong>n.
4 5<br />
Vorwort<br />
Der Postbank Finance Award ® ruft Lehrende und Studierende auf, in Teamarbeit<br />
Perspektiven für das „Banking der Zukunft“ zu entwickeln. Im Fokus<br />
des Postbank Finance Award ® 2004/05 stand das gesellschaftspolitisch<br />
besonders aktuelle Thema „Altersvorsorge“. Dabei sollte der Frage nachgegangen<br />
werden, welche Rolle die Banken beim Aufbau der privaten Altersvorsorge<br />
im Rahmen eines Lebenszykluskonzepts übernehmen können.<br />
Das Thema lautet entsprechend<br />
Private Altersvorsorge und Lebenszyklusstrategien:<br />
Ein neues Geschäftsfeld für Banken?<br />
Zahlreiche <strong>Teams</strong> haben sich mit dieser vielschichtigen Fragestellung<br />
auseinander gesetzt und differenzierte, umsetzbare Lösungen erarbeitet.<br />
Die Ergebnisse zeugen von eindrucksvoller fachlicher, wissenschaftlicher und<br />
methodischer Kompetenz.<br />
Wir bedanken uns bei allen Hochschulteams für ihre Teilnahme. Die<br />
vorliegende Schrift beinhaltet die Zusammenfassungen <strong>aller</strong> eingereichten<br />
Beiträge. Sie soll das von den <strong>Teams</strong> gezeigte Engagement würdigen und<br />
ihre Ideen einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen.<br />
Prof. Dr. Günter Franke<br />
Vorsitzender der Jury<br />
Die Jury<br />
Die Jury des Postbank Finance Award ® setzt sich aus renommierten<br />
Vertretern aus Wirtschaft, Forschung und Medien zusammen.<br />
Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner<br />
Technische Universität München<br />
Inhaberin des KfW-Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurial Finance<br />
an der Technischen Universität München sowie Honorarprofessorin<br />
an der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL, Schloß Reichartshausen.<br />
Prof. Dr. Günter Franke<br />
Universität Konstanz (Vorsitzender der Jury)<br />
Inhaber des Lehrstuhls für Internationales Finanzmanagement an<br />
der Universität Konstanz und Leiter des Zentrums für Finanzen und<br />
Ökonometrie (CoFE) an der Universität Konstanz.<br />
Prof. Dr. Horst W. Opaschowski<br />
Universität Hamburg<br />
Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg<br />
sowie Zukunftsforscher und Wissenschaftlicher Leiter des Freizeit-<br />
Forschungsinstituts der British American Tobacco.<br />
Prof. Dr. Wulf von Schimmelmann<br />
Deutsche Postbank AG (Schirmherr)<br />
Vorsitzender des Vorstands Deutsche Postbank AG, Mitglied des<br />
Vorstands Deutsche Post World Net sowie Honorarprofessor der<br />
Universität Konstanz.<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Siebert<br />
Institut für Weltwirtschaft / Universität Kiel<br />
Emeritierter Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW)/Universität<br />
Kiel. Steven Muller Professor an der Johns Hopkins University in Bologna sowie<br />
Autor verschiedener Standardwerke für Wirtschaft und Politik.<br />
Prof. Dr. Udo Steffens<br />
HfB - Business School of Finance & Management<br />
in Frankfurt am Main<br />
Präsident der HfB - Business School of Finance & Management<br />
in Frankfurt am Main und Leiter der Bankakademie e.V.<br />
Holger Steltzner<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />
Mitglied des Herausgebergremiums der<br />
Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Wirtschaftsjournalist.
6 POSTBANK FINANCE AWARD 7<br />
® 2004/05 POSTBANK FINANCE AWARD ® 2004/05<br />
Inhalt<br />
Universität Augsburg .......................................................................................... 9<br />
Universität Augsburg ......................................................................................... 12<br />
ESCP-EAP Europäische Wirtschaftshochschule Berlin ........................................... 14<br />
Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ............................................... 16<br />
Humboldt-Universität zu Berlin .......................................................................... 18<br />
Technische Universität Chemnitz ........................................................................ 20<br />
Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg .................................................... 21<br />
Universität Duisburg-Essen, Campus Essen ......................................................... 23<br />
HfB - Business School of Finance & Management, Frankfurt am Main .................. 25<br />
HfB - Business School of Finance & Management, Frankfurt am Main .................. 27<br />
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main ................................... 29<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung Bocholt .............................................. 31<br />
Justus-Liebig-Universität Gießen ........................................................................ 33<br />
Justus-Liebig-Universität Gießen ........................................................................ 35<br />
Karl-Franzens-Universität Graz ........................................................................... 37<br />
HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik ..................................... 39<br />
Berufsakademie Heidenheim ............................................................................. 42<br />
Fachhochschule Hof ........................................................................................... 44<br />
Fachhochschule Jena ......................................................................................... 46<br />
Fachhochschule Koblenz .................................................................................... 48<br />
Cologne Business School (cbs), Köln ................................................................... 50<br />
Fachhochschule Köln ......................................................................................... 52<br />
Berufsakademie Lörrach .................................................................................... 54<br />
Berufsakademie Lörrach .................................................................................... 55<br />
Fachhochschule Ludwigshafen am Rhein - <strong>Hochschule</strong> für Wirtschaft ................... 57<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH) ............................................................................... 58<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH) ............................................................................... 60<br />
Technische Universität München ........................................................................ 62<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster ........................................................ 64<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster ........................................................ 66<br />
Universität Potsdam .......................................................................................... 68<br />
Berufsakademie Ravensburg .............................................................................. 70<br />
Fachhochschule Regensburg .............................................................................. 72<br />
Universität Regensburg ..................................................................................... 74<br />
University of St Andrews ................................................................................... 76<br />
Universität Ulm ................................................................................................. 78<br />
Universität Ulm ................................................................................................. 80<br />
Berufsakademie Villingen-Schwennigen ............................................................. 81<br />
Wirtschaftsuniversität Wien ............................................................................... 83<br />
<strong>Hochschule</strong> Zittau/Görlitz (FH) ........................................................................... 85
8 POSTBANK FINANCE AWARD 9<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - AUGSBURG<br />
® 2004/05<br />
Der Postbank Finance Award ®<br />
Universität Augsburg<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl<br />
Studentische Teammitglieder: Patrick Brugger, Barbara Götz,<br />
Julia Heidemann<br />
Asset-Allocation im Rahmen der Zukunftsvorsorge<br />
unter Berücksichtigung der<br />
jeweiligen Lebensabschnittsphasen des<br />
Anlegers<br />
Die gesetzliche Rente ist längst nicht<br />
mehr sicher. Dies zeigen die bereits<br />
verschickten Rentenbescheide schwarz<br />
auf weiß. Zum 01.01.2005 trat das<br />
Alterseinkünftegesetz in Kraft, das umfangreiche<br />
Änderungen im Bereich der<br />
Altersvorsorge vorsieht. Eine davon ist die<br />
Einführung eines Nachhaltigkeitsfaktors<br />
in die Rentenformel, mit der wir uns auf<br />
weitere Einschnitte einstellen müssen.<br />
Dafür soll die private Altersvorsorge<br />
weiter gestärkt und gefördert werden.<br />
Da beispielsweise 2002 lediglich 7% der<br />
privaten Haushalte ein Geld- und Immobilienvermögen<br />
vorweisen konnten, das<br />
ausreichen würde, die Differenz zwischen<br />
Erwerbs- und Renteneinkommen<br />
zu decken, steigt die Nachfrage nach<br />
kapitalgedeckten privaten Altersvorsorgeprodukten.<br />
2004 gaben in einer<br />
Umfrage bereits 65% an, dass sie oder<br />
ihr Ehepartner privat vorgesorgt haben.<br />
Bisher waren Kapitallebens- und Rentenversicherungen<br />
ein wichtiger Baustein<br />
der privaten Altersvorsorge. Das Alterseinkünftegesetz<br />
hat deren Vorteilhaftigkeit<br />
gegenüber anderen Anlagen jedoch<br />
zunehmend eingeschränkt. Gefördert<br />
werden dagegen Kapitalmarktanlagen,<br />
die gerade für junge Arbeitnehmer<br />
besonders vorteilhaftig sind, da diese<br />
vom Zinseszinseffekt des schrittweisen<br />
Übergangs zur nachgelagerten<br />
Besteuerung profitieren werden.<br />
Aus der Notwendigkeit privat vorzusorgen<br />
ist in Deutschland ein attraktiver<br />
Markt mit Zukunftschancen für Anbieter<br />
von Vorsorgeprodukten entstanden. Um<br />
erfolgreich im Wettbewerb bestehen<br />
zu können, stellt sich für sie die Frage<br />
nach dem optimalen Marketing-Mix:<br />
Wem verkaufe ich welche Produkte auf<br />
welche Art und Weise. Die Herausforderung<br />
für die Anbieter besteht darin,<br />
die drei Komponenten Kunden, Produkt<br />
und Vertrieb aufeinander abzustimmen.<br />
Auf Basis einer Aufwand-Ertrags-Betrachtung<br />
kann nicht jedem Kunden<br />
nach der Philosophie „everything for<br />
everyone everywhere“ das gleiche<br />
Produkt auf die gleiche Art und Weise<br />
angeboten werden. Die strukturellen<br />
Gegebenheiten lassen zusammen mit<br />
der Forderung nach potenzialorientierter<br />
Vertriebspolitik den Ruf nach Kundensegmentierung<br />
laut werden. Mit dieser<br />
soll zielgruppengerecht, bedürfnisorientiert<br />
und ganzheitlich eine effektive<br />
Beratung ermöglicht werden. Darüber<br />
hinaus erlaubt eine Kundensegmentierung<br />
oftmals die Repositionierung<br />
eines Commodities und die Schaffung<br />
von akquisitorischem Potenzial.<br />
Die Kundensegmentierung muss unabhängig<br />
vom zu betrachtenden<br />
Markt allgemeinen Anforderungen<br />
wie Marktrelevanz, Wirtschaftlichkeit,<br />
Operationalisierbarkeit und zeitlicher<br />
Stabilität gerecht werden. Die abgegrenzten<br />
Segmente sollten nach innen<br />
möglichst homogen und nach außen<br />
möglichst heterogen sein. Die wichtigsten<br />
Marktsegmentierungskriterien lassen<br />
sich klassifizieren in sozioökonomische<br />
Kriterien, psychographische Kriterien<br />
und beobachtbares Kaufverhalten<br />
(Consumer Behaviour). Da insbesondere<br />
der Lebensabschnitt des Kunden<br />
berücksichtigt werden soll, wird eine<br />
Mischung aus Lebenszyklus und Lifestyle<br />
verfolgt. Segmentierungskriterien sind<br />
u.a. Alter, Familienstand, durchschnittliches<br />
Bruttohaushaltseinkommen und<br />
Technologie- und Innovationseinstellung.
10 POSTBANK FINANCE AWARD 11<br />
® 2004/05 - AUGSBURG<br />
POSTBANK FINANCE AWARD ® 2004/05 - AUGSBURG<br />
Nach erfolgreicher Kundensegmentierung<br />
wird das zu investierende<br />
Kapital systematisch auf verschiedene<br />
Klassen von Vermögenswerten (Assets)<br />
aufgeteilt (Allocation). Ziel ist es, durch<br />
Kombination unterschiedlicher Assets<br />
das unsystematische Risiko der Anlage zu<br />
minimieren, um effiziente Portfolios zu<br />
erhalten. Man spricht dabei von Risikodiversifikation.<br />
Aus diesen Portfolios wird<br />
eine hinsichtlich des anlegerindividuellen<br />
Rendite-Risiko-Verhältnisses optimale<br />
Portfoliozusammensetzung ausgewählt.<br />
Dabei spielt die Risikoeinstellung des<br />
Kunden eine bedeutende Rolle. Dies<br />
wird bei der Wahl des Risikomaßes<br />
berücksichtigt.<br />
Status Quo in der Asset Allocation ist der<br />
Mean-Variance Ansatz von Markowitz.<br />
Dieser basiert auf der Varianz als<br />
Risikomaß. Ein großer Nachteil dieses<br />
Ansatzes liegt in der Symmetrie des<br />
Risikomaßes Varianz. Anleger haben<br />
jedoch grundsätzlich keine symmetrische<br />
Einstellung gegenüber Renditevariabilität.<br />
Eine negative Abweichung von der<br />
erwarteten Rendite wird von rationalen<br />
Anlegern wesentlich stärker wahrgenommen<br />
als die Chance, eine höhere Rendite<br />
als erwartet zu erzielen. Der vorgestellte<br />
Ansatz greift diese ökonomische Interpretation<br />
von Risiko auf und basiert auf<br />
dem Downside-Risikomaß Conditional<br />
Value-at-Risk (CVaR).<br />
Der CVaR entspricht dem Erwartungswert<br />
<strong>aller</strong> unerwünschten Realisationen<br />
unterhalb des Value-at-Risk. Beispielsweise<br />
möchte ein Anleger, dass im Falle<br />
des Nichterreichens einer vorgegebenen<br />
Rendite die Anlage noch 4% Rendite<br />
erwarten lässt. Durch Minimierung<br />
des CVaR können gerade worst case<br />
Szenarien vermieden werden. Damit ist<br />
der CVaR ein konservativeres Risikomaß<br />
als der VaR, der gerade im Financial Risk<br />
Management angewendet wird und dort<br />
sehr populär ist. Man könnte den VaR<br />
als maximalen Verlust bezeichnen, der in<br />
einer bestimmten Periode, beispielsweise<br />
einem Jahr, mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit<br />
von z.B. 95% höchstens<br />
angenommen wird.<br />
Beim (Rendite CvaR-) Ansatz von Uryasev<br />
wird die Rendite des Gesamtportfolios<br />
unter Beschränkung des CVaR maximiert.<br />
Das Nebenprodukt der Optimierung ist<br />
der VaR des optimalen Portfolios.<br />
Nachdem in der Optimierung festgelegt<br />
wurde, in welche Asset-Klassen<br />
welcher Anteil des Vermögens investiert<br />
werden soll, werden anschließend in<br />
der strategischen Asset Allocation die<br />
Diversifikationsmöglichkeiten auf weiteren<br />
Ebenen, wie z.B. Länder, Währung<br />
und Branche betrachtet. In der taktischen<br />
Asset Allocation werden dann im letzten<br />
Schritt konkrete Einzeltitel ausgewählt.<br />
Gerade private Anleger stehen dabei<br />
vor einer großen Herausforderung,<br />
da die Kenntnis des Marktes und ein<br />
Überblick über die verfügbaren Produkte<br />
notwendig sind, um eine optimale<br />
Entscheidung treffen zu können. Diese<br />
Aufgaben können z.B. von Vermögensverwaltern<br />
übernommen werden. Dies<br />
ist <strong>aller</strong>dings meist mit hohen Kosten<br />
verbunden. Eine wesentlich günstigere<br />
Alternative dazu bieten Investmentfonds.<br />
Grundidee ist es, Geld vieler Anleger zu<br />
sammeln, um viele verschiedene Assets<br />
kostengünstig zu kaufen, um eine gute<br />
Risikodiversifikation erreichen zu können.<br />
Gerade nach dem Börsencrash 2001<br />
wurde in großem Umfang Vermögen von<br />
Aktien-Direktanlagen in Investmentfonds<br />
umgeschichtet. Bei der Wahl des optimalen<br />
Investmentfonds sollte als Rendite<br />
für die erzielte Ablaufleistung die Rendite<br />
nach Kosten ausschlaggebend sein. Die<br />
derzeit praktikabelste Kennzahl, die<br />
Fondsmanagementkosten, Verwaltungs-<br />
und Depotbankvergütung berücksichtigt,<br />
ist die Total Expense Ratio (TER).<br />
Eine unter Umständen interessante<br />
Alternative bzw. Ergänzung zu Investmentfonds<br />
bieten Zertifikate, die sich<br />
wachsender Beliebtheit beim Anleger<br />
erfreuen. Mit Hilfe von Investmentfonds<br />
oder Zertifikaten ist eine sinnvolle<br />
Umsetzung der empfohlenen Portfoliozusammensetzung<br />
möglich.<br />
Gerade bei Finanzdienstleistungen<br />
wünschen Kunden, dass ihre Bedürfnisse,<br />
Wünsche, Interessen und sozialen und<br />
finanziellen Restriktionen individuell<br />
berücksichtigt werden. Der Kunde hat<br />
an einer individualisierten Lösung einen<br />
höheren Nutzen. Zur Berücksichtigung<br />
kundenindividueller Ziele in der Beratung<br />
muss der Anlagevorschlag mit der<br />
aktuellen Lebenssituation (Lebenszyklus),<br />
der bisherigen Anlageerfahrung und<br />
den aktuell bestehenden finanziellen<br />
Verpflichtungen des Kunden in Einklang<br />
gebracht werden.<br />
Die Optimierung darf jedoch keine<br />
Einmalbetrachtung sein. Mit dem<br />
Alter nimmt die Risikoaversion zu, der<br />
Kunde möchte nicht wenige Jahre vor<br />
Renteneintritt sein angespartes Kapital<br />
verlieren. Daher müsste man bei der<br />
Asset Allocation ein mehrperiodiges<br />
Modell unterstellen, das Portfolioumschichtungen<br />
vorsieht. Folglich wird der<br />
risikobehaftete Anteil am Portfolio eines<br />
55-jährigen Anlegers geringer sein als bei<br />
einem 30-jährigen desselben Segments.<br />
An dieser Stelle muss die Frage behandelt<br />
werden, über welche Kanäle den Segmenten<br />
entsprechende Anlageportfolios<br />
für die Altersvorsorge verkauft werden<br />
können. Dabei ist zu beachten, dass sich<br />
die Umwelteinflüsse und Marktbedingungen<br />
im Finanzdienstleistungsbereich<br />
in den letzten Jahren stark verändert<br />
haben. Die Finanzbranche ist seit Jahren<br />
einem stetigen Wandel unterworfen,<br />
der im Grunde auf drei wesentliche<br />
Veränderungen zurückzuführen ist: neue<br />
Vertriebs- und Kommunikationskanäle<br />
durch technische Errungenschaften, ein<br />
verändertes Nachfrageverhalten durch<br />
veränderte Lebensgewohnheiten der<br />
Nutzer und Marktveränderungen, die<br />
zu einem veränderten Anbieterverhalten<br />
führen. Finanzdienstleister, die auch<br />
weiterhin im Wettbewerb bestehen<br />
wollen, müssen sich deshalb zunehmend<br />
um eine individuelle Kundenbeziehung<br />
bemühen. Mit anderem Worten: weg<br />
von der Transaktionsorientierung hin zur<br />
Kundenorientierung.<br />
Die Gestaltung, Steuerung und Kontrolle<br />
der Kanäle in der Interaktion mit dem<br />
Kunden ist Aufgabe des Multi-Channel-<br />
Managements. In diesem Zusammen-<br />
hang geht das Kanalmanagement der<br />
Frage der internen Ausgestaltung und<br />
Abstimmung der verschiedenen Kanäle<br />
nach. Das Interaktionsmanagement<br />
beschäftigt sich hingegen mit der Frage,<br />
welche Kommunikationstechnologien<br />
die Interaktion zwischen Kunden<br />
und Finanzdienstleister in welcher<br />
Phase des Kundenprozesses bestmöglich<br />
unterstützen. Mit Hilfe der Customer<br />
Touch Point Matrix können für die<br />
einzelnen Segmente für jede Phase des<br />
Kundenprozesses ein idealer Mix an<br />
Vertriebskanälen festgelegt werden, mit<br />
dem Ziel, die unterschiedlichen Kanäle<br />
integriert aufeinander abzustimmen.<br />
Ist die Abstimmung zwischen Kunden,<br />
Vertrieb und Produkten erfolgreich,<br />
profitiert nicht nur der Kunde von einer<br />
ganzheitlichen Beratung, der Finanzdienstleister<br />
schafft es, den Kunden<br />
langfristig an sich zu binden und ihm ein<br />
breites Spektrum an Leistungen anbieten<br />
zu können.
12 POSTBANK FINANCE AWARD 13<br />
® 2004/05 - AUGSBURG<br />
POSTBANK FINANCE AWARD ® 2004/05 - AUGSBURG<br />
Universität Augsburg<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Manfred Steiner<br />
Studentische Teammitglieder: Florian Bosch, Michael Fischer,<br />
Elisabeth Heilmaier, Julia Schönbeck, Stefanie Walter<br />
„Kundensensibilisierung durch den<br />
Financial Coach“<br />
Mit Inkrafttreten des Alterseinkünftegesetzes<br />
(AltEinkG) zum 1. Januar 2005<br />
ändern sich die Anforderungen bezüglich<br />
der privaten Altersvorsorge an die deutschen<br />
Bundesbürger schlagartig. Verfügen<br />
Rentner heutzutage über 70 Prozent<br />
ihres letzten Einkommens, werden es in<br />
einigen Jahrzehnten nur noch 40 Prozent<br />
sein. Die Eigenverantwortung der Bürger<br />
für die private Altersvorsorge muss<br />
daher steigen. Gerade Berufseinsteiger<br />
sehen sich aber der Verlockung gegenüber,<br />
ihr mit dem Verlassen der letzten<br />
Bildungsstätte signifikant steigendes<br />
Einkommen eher dem privaten Konsum<br />
zuzuführen als ihrer Altersvorsorge.<br />
Doch schon seit 1954 erforschten Wirtschaftswissenschaftler<br />
wie Modigliani,<br />
Brumberg und Friedman im Rahmen<br />
der neoklassischen Lebenszyklustheorie<br />
die Paradigmen rationaler Konsum- und<br />
Sparentscheidungen. Demnach strebt<br />
ein Mensch für ein erfülltes Leben nach<br />
einer Glättung seines Konsums über<br />
sein gesamtes Leben hinweg. Um dies<br />
zu erreichen, müsste er während seines<br />
Erwerbslebens auf einen Teil seines<br />
Konsums zu Gunsten von Sparleistungen<br />
verzichten und diese Ersparnisse<br />
in der erwerbslosen Rentenzeit wieder<br />
aufbrauchen. Das Postulat rationalen<br />
Verhaltens allein ließ sich jedoch nicht<br />
aufrechterhalten. Shefrin und Thaler<br />
erweiterten das neoklassische Modell<br />
daher um Probleme der Selbstkontrolle,<br />
mentale Kontenbildung und Framing,<br />
was zur behavioristischen Lebenszyklustheorie<br />
führte. Empirische Untersuchungen<br />
belegen ihre Befunde und man<br />
kann folgern, dass sich Menschen zwar<br />
mit ihren Konsum- und Sparentscheidungen<br />
auseinandersetzen, dies aber nur<br />
in unzureichendem Maße geschieht.<br />
Spätestens hier zeigt sich deutlich,<br />
dass Banken ihre Kunden unterstützen<br />
müssen, kritisch über ihre Einkommensverwendung<br />
nachzudenken und an Hand<br />
der privaten Altersvorsorge individuelle<br />
Lebenszyklusstrategien zu entwickeln.<br />
Unter Berücksichtigung der unabdingbaren<br />
Ertragsanforderung des Privatkundengeschäfts<br />
aus Sicht der Banken<br />
stellt sich die Frage, ob diese in einem<br />
Geschäftsfeld „private Altersvorsorge“<br />
erfüllt werden kann? Kreditinstitute sind<br />
bestrebt, ihr Produktangebot mit Lösungen<br />
zur privaten Altersvorsorge bunt und<br />
vielfältig zu gestalten, ja sogar die Kundenansprache<br />
alleinig über den Produktvertrieb<br />
zu führen: Kaufen Sie Produkt<br />
A und Sie haben bestens für ihre Rente<br />
vorgesorgt. Gemäß den Paradigmen des<br />
Kunden-Beziehungs-Managements ist<br />
diese Methode im Hinblick auf die Erreichung<br />
von Kundenzufriedenheit wenig<br />
zielführend, da sie nicht zur erhofften<br />
Kundenbindung führt. Dies resultiert aus<br />
der fehlenden Möglichkeit der Banken,<br />
sich über Produkte zu differenzieren, da<br />
der Kapitalmarkt zu (informations-)effizient<br />
ist, um aus innovativ erscheinenden<br />
Produktlösungen zur privaten Altersvorsorge<br />
einen anhaltenden Wettbewerbsvorteil<br />
zu generieren. Jedoch kann die<br />
Differenzierung über die Finanzdienstleistung<br />
erfolgen. Denn nicht die eine<br />
Produktlösung wird den Kunden dazu<br />
bewegen, nach einem Kauf bei „seiner“<br />
Bank zu bleiben. Von der Implementierung<br />
eines produktorientierten Geschäftsfeldes<br />
„private Altersvorsorge“ ist<br />
daher abzusehen. Auch der anhaltende<br />
Trend der bedürfnisorientierten Kundenberatung<br />
spricht dagegen. Der Kunde<br />
muss dazu gebracht werden, Loyalität<br />
gegenüber seiner Bank aufzubauen.<br />
Mit Abschluss von Produkten zur privaten<br />
Altersvorsorge werden sich deutsche<br />
Privatkunden erstmals in großer Masse<br />
langfristig an das beratende Institut<br />
binden und daher bestehende Angebote<br />
sehr genau in Bezug auf Preis und<br />
Leistung untersuchen. Es ist nun Aufgabe<br />
der Bank, diesen Beratungsbedarf zur<br />
Altersvorsorge über eine kompetente<br />
und allumfassende Dienstleistung<br />
aufzufangen. Der klassische Kundenberater<br />
kann diese Aufgabe langfristig<br />
nicht wahrnehmen, da sein Beratungsgeschäft<br />
in der Filiale zu arbeitsintensiv<br />
ist und er zu häufig das Team oder die<br />
Filiale wechselt. Es bedarf eines neuen<br />
Typus Mitarbeiter im deutschen Privatkundengeschäft,<br />
dem Financial Coach.<br />
Das Bedürfnis nach Beratung zur privaten<br />
Altersvorsorge bietet dem Financial<br />
Coach eine ideale Erstansprachemöglichkeit<br />
für potenzielle Kunden. Anders als<br />
in bisherigen Kundengesprächen wird<br />
er sich mehr Zeit für den Kunden nehmen<br />
und ihm ein Verständnis für seine<br />
Einkommensverhältnisse verschaffen<br />
müssen. Die Chance, die sich der Bank<br />
im besten Fall bietet, ist ein Abschluss<br />
des Kunden in allen drei Schichten der<br />
Altersvorsorge, d.h. in Rürup, Riester<br />
sowie dem privaten Kapitalaufbau. Dies<br />
wird aber nur möglich sein, wenn der<br />
Kunde seinem Berater (ver-)trauen kann.<br />
Vertrauen schafft Loyalität und damit<br />
weitere Cross- und Up-Selling-Möglichkeiten.<br />
Aus diesem Grund muss sich der<br />
Financial Coach zuerst seines eigenen<br />
Finanzmanagements bewusst sein. So<br />
hat er im Gespräch mit dem Kunden<br />
auch die Möglichkeit, bewusste und<br />
unbewusste Reaktionen des Kunden<br />
zu deuten und individuell darauf einzugehen.<br />
Der Financial Coach muss sich<br />
seiner Verantwortung in einer langfristigen<br />
Kundenbeziehung bewusst sein.<br />
Zusammen mit dem Kunden entwickelt<br />
er ausgehend vom Beratungsbedürfnis<br />
zur privaten Altersvorsorge eine individuelle<br />
Lebenszyklusstrategie. Der erhöhte<br />
Zeit- und Vorbereitungsaufwand des<br />
Financial Coaches muss ferner in dessen<br />
Honorierung berücksichtigt werden,<br />
zum Beispiel über eine abschlussabhängige<br />
Vergütung, die ihm im Falle vom<br />
Verkauf von Bündeln zu Gute kommt.<br />
Für den Beratungsprozess bedarf der<br />
Financial Coach eines grundlegenden<br />
Verständnisses der Lebenszyklustheorien<br />
sowie deren Implikationen für die beratende<br />
Begleitung des Kunden. Besondere<br />
Unterstützung sollte der Financial Coach<br />
dem Kunden bei seiner Entscheidungsfindung<br />
zu Konsum und Sparen in der<br />
Berufs- und Rentenphase sowie im Falle<br />
eines vorzeitigen Kapitalzugriffs bieten.<br />
Beispielsweise kann eine Erhöhung der<br />
Sparquote während der Berufstätigkeit<br />
mit relativ einfachen Mitteln erfolgen.<br />
Dazu zählen die Thesaurierung laufender<br />
Erträge sowie die Nutzung von<br />
Zeitpunkten mit signifikanten Einkommensausweitungen,<br />
z.B. im Rahmen<br />
einer Gehaltserhöhung oder am Ende<br />
einer Kredittilgung. Vor einem vorzeitigen<br />
Zugriff während der Ansparphase<br />
schützen dauerhafte oder temporäre Ressourcenbeschränkungen<br />
sowie Kosten<br />
des vorzeitigen Zugriffs. Auch für diese<br />
Eingriffe muss beim Kunden Verständnis<br />
geschaffen werden, um ihn optimal beraten<br />
zu können. In der Rentenphase gilt<br />
es, dem Kunden zu vermitteln, dass das<br />
Entsparen z.B. über einen Auszahlungsplan<br />
unter Nutzengesichtspunkten der<br />
Lebenszyklustheorie der richtige Weg ist.<br />
Auch bei Portfolioentscheidungen sollte<br />
der Financial Coach seinem Kunden<br />
ein Gefühl für rationale Entscheidungen<br />
vermitteln können. Erkenntnissen<br />
dieser Untersuchung zur Folge, kann<br />
eine eventuell höhere Quote riskanter<br />
Anlagen speziell zu Beginn der Lebenszyklusstrategie<br />
aus Gesamtportfoliooptimierungssicht<br />
vorteilhaft sein.<br />
Durch die Berücksichtigung behavioristischer<br />
Faktoren ist es ferner möglich,<br />
den Kunden davon zu überzeugen,<br />
die Sparanstrengung mit verringerten<br />
Selbstkontrollkosten durchzuführen und<br />
dabei trotzdem ein adäquates Niveau<br />
an privater Vorsorge zu erreichen.<br />
Das Konzept des Financial Coaches bietet<br />
dem deutschen Privatkundengeschäft<br />
somit eine ideale Chance, Kunden in Bezug<br />
auf deren Altersvorsorge zu sensibilisieren<br />
und sie bei ihren Entscheidungen<br />
zu begleiten. Dabei lassen sich Financial<br />
Coaches aus bestehenden Mitarbeiterpools<br />
rekrutieren und problemlos<br />
im Rahmen einer im CRM postulierten<br />
Multikanalstrategie integrieren.
14 POSTBANK FINANCE AWARD 15<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - BERLIN<br />
® 2004/05 - BERLIN<br />
ESCP-EAP Europäische Wirtschaftshochschule<br />
Berlin<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Ulrich Pape<br />
Studentische Teammitglieder: Florian Bankoley, Andreas Müller,<br />
Jurij Puth, Kai-Philipp Schoppen<br />
Aufgrund struktureller und demographischer<br />
Wandlungen in Deutschland ist es<br />
dem Staat heute nicht mehr möglich, die<br />
Altersversorgung allein zu gewährleisten.<br />
Staatliche Altersvorsorgeleistungen werden<br />
in den kommenden Jahren weiter<br />
sinken, so dass der Bedarf nach privater<br />
Altersvorsorge steigen wird. Insgesamt<br />
wird der Markt für Altersvorsorge in<br />
Deutschland für das Jahr 2010 auf 900<br />
Mrd. EUR geschätzt. Gleichzeitig ist zu<br />
vermuten, dass das Altersvorsorgemotiv<br />
in zunehmendem Maße andere Sparmotive<br />
ersetzt. Hierzu passt, dass die private<br />
Geldvermögensbildung bei Banken in<br />
den letzten 25 Jahren zunehmend von<br />
Versicherungen und Investmentfonds<br />
verdrängt wurde. Angesichts dieser<br />
Marktentwicklung in Zusammenhang mit<br />
der langsamen Abkehr von der Versorgungsillusion<br />
besteht die Vermutung,<br />
dass diese Unternehmen aus Sicht des<br />
Kunden besser für die Altersvorsorge<br />
geeignete Produkte anbieten. Aus<br />
Sicht der Banken besteht eine doppelte<br />
Notwendigkeit zur verstärkten Bearbeitung<br />
der privaten Altersvorsorgemärkte:<br />
das Marktvolumen sowie das Wegbrechen<br />
traditioneller Geschäftsfelder.<br />
Um in diesem Markt gegen die steigende<br />
Konkurrenz von Versicherungen und<br />
Investmentfonds zu bestehen, müssen<br />
die Banken den Kunden ein komplettes<br />
Vorsorgepaket aus einer Hand anbieten<br />
(„one-stop-shop“) und den Kunden<br />
damit langfristig an sich binden.<br />
Einen Ansatz zur Bewältigung dieser<br />
Herausforderung stellt das Integrated<br />
Customer Lifecycle Management<br />
Modell dar. Dieses Modell vereint die<br />
zentralen Einflussgrößen zur Planung<br />
einer optimalen Altervorsorge in einem<br />
einzigen Konzept, indem vier unterschiedliche<br />
Ansätze integriert werden:<br />
Scoring Modell<br />
Familienlebenszyklus oder Family Life<br />
Cycle Modell (FLC)<br />
Customer Relationship Management<br />
(CRM)<br />
Knowledge Management<br />
Das Scoring Modell und das Modell des<br />
Familienlebenszyklus geben Auskunft<br />
über bevorzugte Anlagestrategien und<br />
letztendlich über die für den Kunden<br />
optimale Portfoliozusammenstellung seiner<br />
Altersvorsorge. Das hier verwendete<br />
Scoring Modell geht über die tradi-<br />
tionellen Variablen „Rentabilität, Sicherheit<br />
und Liquidität“ hinaus. Durch die<br />
Einbindung weiterer Zielvariablen wird<br />
ein umfassendes Kundenprofil erstellt.<br />
Aus dem FLC sind die mit den einzelnen<br />
Lebensphasen verbundenen Produktpräferenzen<br />
bekannt. Daher können, in<br />
Verbindung mit den Ergebnissen aus dem<br />
Scoring Modell, dem Kunden entsprechende<br />
Anlagevorschläge unterbreitet<br />
werden. Dieser Prozess wird durch das<br />
Customer Relationship Management und<br />
das Knowledge Management unterstützt,<br />
indem sowohl die kontinuierliche<br />
Erneuerung als auch die umfassende<br />
Bereitstellung der Daten garantiert wird.<br />
Zusammenfassend gewährleistet die<br />
Kombination der vier Modelle im Integrated<br />
Customer Lifecycle Management,<br />
dass sowohl die Präferenzen des Kunden<br />
als auch dessen Lebenssituation in die individuelle<br />
Gestaltung der Altersvorsorge<br />
einbezogen werden. Die Einordnung des<br />
Kunden in eine passende Familienlebenszyklusphase<br />
bietet erste Anhaltspunkte<br />
für Portfoliozusammensetzungen, welche<br />
dann durch das Scoring Modell ergänzt<br />
werden. Das CRM sammelt zusätzliche<br />
Kundeninformationen, die in Zusammenarbeit<br />
mit dem Knowledge Management<br />
aufgearbeitet und in allen Bereichen<br />
der Bank verfügbar gemacht werden.<br />
So können im Bereich des Marketings,<br />
der Vertriebskanäle und der Kundenakquise<br />
Effizienzpotenziale realisiert und<br />
Produktportfolios enger an die Bedürfnisse<br />
der Kunden angepasst werden.<br />
Diese Verbesserung des Service- und<br />
Produktangebots ermöglicht es der<br />
Bank, ihre Kunden in allen Lebensphasen<br />
optimal zu betreuen und die<br />
Altersvorsorge an die dynamischen<br />
Kundenbedürfnisse anzupassen.<br />
Die Bank wird als kompetenter Partner<br />
wahrgenommen und das Vertrauen der<br />
Kunden wird gesteigert. Die langfristige<br />
Bindung der Kunden an die Bank hat<br />
wiederum nachhaltige Bedeutung für<br />
den langfristigen Unternehmenserfolg<br />
und damit für das Fortbestehen der Bank.
16 POSTBANK FINANCE AWARD 17<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - BERLIN<br />
® 2004/05 - BERLIN<br />
Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Wolfgang L. Brunner<br />
Studentische Teammitglieder: Julia Fuchs, Andreas Köhler, Mirko Stebner<br />
Private Altersvorsorge – ein wichtiges<br />
Geschäftsfeld für Banken<br />
Deutsche Banken unterliegen derzeit<br />
tief greifenden Veränderungsprozessen.<br />
Eine zu geringe Ertragskraft im internationalen<br />
Vergleich und eine noch<br />
bevorstehende Konsolidierung kennzeichnen<br />
den deutschen Bankenmarkt.<br />
Die Baisse an den Börsen im Jahr 2000<br />
hat dazu beigetragen, dass ein enormer<br />
Wettbewerb um das Geschäft mit<br />
den Privatkunden entbrannt ist. Dieser<br />
Trend wird sich weiter verschärfen.<br />
Bei den Kunden hat sich ebenfalls ein<br />
Wandel vollzogen. Seit Jahren schwindet<br />
die Loyalität der Kunden gegenüber ihrer<br />
Bank. Sie erwarten individuelle Problemlösungen,<br />
bei denen die Betrachtung der<br />
persönlichen Situation immer stärker in<br />
den Mittelpunkt rückt. Das gestiegene<br />
Anspruchsniveau ist sicher nicht zuletzt<br />
auch in den sich ändernden gesellschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen begründet,<br />
die eine immer stärker werdende<br />
private Vorsorge notwendig machen.<br />
Um der gestiegenen Preissensibilität,<br />
den gewachsenen Erwartungen und<br />
der sinkenden Loyalität der Kunden<br />
zu begegnen, muss dem Kunden ein<br />
wirklicher Mehrwert geboten werden.<br />
Der Kunde von heute erwartet ganzheitliche,<br />
an seinen finanziellen Bedürfnissen<br />
orientierte Lösungen. Die Private Finanzplanung<br />
ist in der Lage, dies zu leisten.<br />
Ausgehend von den Zielen und Bedürfnissen<br />
des Kunden und auf Basis seiner<br />
aktuellen Einkommens- und Vermögensverhältnisse<br />
sowie unter Berücksichtigung<br />
steuerlicher Gesichtspunkte<br />
können individuelle Entscheidungen<br />
für seine zukünftige Vorsorge- und<br />
Vermögensplanung getroffen werden.<br />
Damit wird eine Finanzdienstleistung,<br />
die bislang nur hoch vermögenden<br />
Privatkunden vorbehalten war, zu einem<br />
der wichtigsten Instrumentarien im<br />
Retail Banking. Sie entwickelt sich zu<br />
einer neuen Beratungsphilosophie, die<br />
dazu beiträgt, die Kundenzufriedenheit<br />
und damit verbunden die Kundenloyalität<br />
entscheidend zu stärken.<br />
Der alleinige Verkauf von Altersvorsorgeprodukten<br />
durch Banken mag<br />
kurzfristig ihre Gewinnsituation verbessern.<br />
Mittel- und langfristig betrachtet<br />
kommt es jedoch darauf an, die Private<br />
Altersvorsorge fest in die Private Finanzplanung<br />
auch und gerade im Retail<br />
Banking zu integrieren. Das wird angesichts<br />
der demographischen Entwicklung<br />
und der sich dynamisch verändernden<br />
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
notwendiger denn je. So eröffnen sich<br />
für Banken völlig neue Perspektiven und<br />
es tut sich ein weites Geschäftsfeld auf.<br />
Um den Prozess der Privaten Finanzplanung<br />
und damit auch der Altersvorsorgeplanung<br />
effizient zu gestalten,<br />
ist es wichtig, dass die heute in den<br />
Banken bereits existierenden technischen<br />
Systeme in Interaktion treten. Dabei<br />
kommt es darauf an, unternehmensstrategische<br />
Zielsetzungen in das System<br />
zu integrieren und mit der Finanzplanungssoftware<br />
zu vernetzen. Alle<br />
Finanzplanungsprogramme und –module<br />
müssen mit einem Customer Relationship<br />
Management System verbunden sein.<br />
Dem Kundenberater kommt eine stetig<br />
wachsende Rolle zu. Er steht vor<br />
einer Vielzahl qualitativ zum Teil völlig<br />
neuartiger Aufgaben, die er zu erfüllen<br />
hat. Neben fachlicher Kompetenz<br />
wird seine Fähigkeit als Beziehungsmanager,<br />
seine Kundenorientiertheit<br />
und die Fähigkeit, die Komplexität der<br />
Finanzprodukte dem Kunden einfach zu<br />
präsentieren und zu visualisieren wichtiger<br />
denn je. Das hat wichtige personelle<br />
Konsequenzen sowohl hinsichtlich<br />
der Auswahl geeigneten Personals als<br />
auch für die Aus- und Weiterbildung.<br />
Auch das Management wird hierdurch<br />
vor neue Aufgaben gestellt.<br />
All das stellt die Bank von heute und<br />
morgen vor neue Herausforderungen,<br />
wobei sich aus den veränderten<br />
Wettbewerbsbedingungen, den gesellschaftlichen<br />
Veränderungsprozessen<br />
und den gewachsenen Kundenerwartungen<br />
neue Perspektiven für das<br />
Geschäftsfeld der Privaten Altersvorsorge<br />
als prozessualen Bestandteil<br />
der Privaten Finanzplanung auch und<br />
gerade im Retail Banking eröffnen.
18 POSTBANK FINANCE AWARD 19<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - BERLIN<br />
® 2004/05 - BERLIN<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Helmut Gründl<br />
Studentische Teammitglieder: Sebastian Bauch, Wolfgang Reichmuth,<br />
Lisa Schmidl<br />
Im Mittelpunkt der Untersuchung von<br />
neuen Geschäftsfeldern muss stets der<br />
Kunde stehen. Nur Angebote, die seine<br />
Bedürfnisse befriedigen, werden am<br />
Markt Erfolg haben. Am Anfang der<br />
Analyse steht daher die Kundensituation.<br />
Steigende Lebenserwartungen verlängern<br />
die Lebensphase im Ruhestand. Diese<br />
eigentlich positive Entwicklung führt<br />
jedoch zugleich zu einem steigenden<br />
Vorsorgebedarf. Zur Bewahrung einer<br />
hohen Lebensqualität darf auch im Alter<br />
niemand auf die Erfüllung von Konsumwünschen<br />
verzichten müssen. Das umlagefinanzierte<br />
deutsche Rentensystem ist<br />
angesichts der demographischen Entwicklung<br />
diesen Ansprüchen jedoch nicht<br />
mehr gewachsen und kann den Versicherten<br />
keinen verlässlichen und ausreichenden<br />
Schutz bieten. Für jeden Einzelnen<br />
ergibt sich somit die Notwendigkeit,<br />
zusätzliche private Vorsorge zu betreiben.<br />
Wachsende Unsicherheit prägt das Leben<br />
vieler Menschen. Leicht kann aufgrund<br />
von Ängsten vor Arbeitslosigkeit oder<br />
anderen Risiken der Aufbau einer<br />
ausreichenden Altersvorsorge versäumt<br />
werden. Eine Simulation zeigt die Auswirkungen<br />
verschiedener Risiken, denen<br />
der Einzelne in seinem Lebenszyklus<br />
ausgesetzt ist, auf den Erfolg der privaten<br />
Vorsorgebemühungen. Im Gegensatz zu<br />
weit verbreiteten Befürchtungen stellt<br />
sich dabei heraus, dass in den <strong>aller</strong>meisten<br />
Fällen trotz der bestehenden Unwägbarkeiten<br />
des Lebens die Möglichkeit zu<br />
ausreichender Altersvorsorge besteht.<br />
Unter den Modellannahmen zeigt sich,<br />
dass das Arbeitslosigkeitsrisiko keine<br />
entscheidende Rolle spielt, während<br />
die Existenz von Kindern bereits einen<br />
spürbaren Einfluss ausübt. Als weitaus<br />
einflussreicher als die vom Betroffenen<br />
nur teilweise beeinflussbaren Lebensum-<br />
stände erweisen sich jedoch die vom ihm<br />
selbst zu treffenden Entscheidungen.<br />
Gravierende Auswirkungen haben vor<br />
allem der Zeitpunkt des Beginns der Vorsorgebemühungen<br />
sowie die gewählte<br />
Anlagestrategie. Ein möglichst frühzeitiger<br />
Einstieg ist entscheidend, die Folgen<br />
von Versäumnissen lassen sich später<br />
kaum noch ausgleichen. Erfolgreiche<br />
Anlagestrategien lassen sich besonders<br />
durch zwei Kriterien charakterisieren:<br />
Die Einbeziehung von Aktien und die<br />
Inanspruchnahme staatlich geförderter<br />
Vorsorgelösungen. Diese Produkte bieten<br />
durch eine Verrentung des angesparten<br />
Vermögens den Vorteil einer lebenslangen<br />
Absicherung. Insbesondere zu<br />
Beginn des Erwerbslebens müssen also<br />
von jedem Einzelnen sehr folgenreiche<br />
Entscheidungen getroffen werden. Auch<br />
später sind immer wieder Anpassungen<br />
der Investmentstrategie an die sich<br />
ändernden Lebensumstände erforderlich.<br />
Daraus ergibt sich zwangsläufig ein<br />
fortlaufender intensiver Beratungsbedarf.<br />
Banken können durch ihren Informationsvorsprung<br />
und ihre Beratungskompetenz<br />
diesem Kundenwunsch am besten<br />
entsprechen. Noch zusätzlich durch<br />
ihr positives Image begünstigt, werden<br />
sie in Zukunft im erheblichen Ausmaß am<br />
Wachstumsmarkt „Altersvorsorge“ partizipieren<br />
können. Um ihre Vorteile in der<br />
Beratung besonders zur Geltung bringen<br />
zu können, ist eine kundenzentrierte<br />
Ausrichtung der Banken, die sich am<br />
Lebenszyklus der Kunden orientiert, empfehlenswert.<br />
Bankangestellte, die sich in<br />
einer ähnlichen Phase des Lebenszyklus<br />
befinden, haben tendenziell ein besseres<br />
Verständnis für die Situation ihrer<br />
Kunden. Das Verhältnis zwischen Berater<br />
und Kunden ist stärker von Vertrauen<br />
geprägt und ermöglicht eine bessere<br />
Beratung. Dadurch kann die Kundenzufriedenheit<br />
gesteigert und eine dauerhafte<br />
Kundenbindung erreicht werden.<br />
Private Vorsorge ist also zur Sicherung<br />
des Lebensstandards im Alter unumgänglich,<br />
aber auch für jeden realisierbar.<br />
Aus den Bedürfnissen ihrer Kunden<br />
folgt, welche Lösungen die Bank anbieten<br />
und mit welchen Konzepten sie<br />
ihren Kunden gegenübertreten sollte.<br />
Nur so kann sie die vorhandene Nachfrage<br />
auch tatsächlich für sich als<br />
Anbieter nutzen. Damit erwächst<br />
aus der Befriedigung des Vorsorgebedarfs<br />
der Kunden zugleich ein<br />
neues Geschäftsfeld für Banken.
20 POSTBANK FINANCE AWARD 21<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - DUISBURG-ESSEN<br />
® 2004/05 - CHEMNITZ<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Friedrich Thießen<br />
Studentische Teammitglieder: Alexander Ahnert, Ralf Domke,<br />
Kathleen Schulz<br />
Die Finanzierungsproblematik der<br />
staatlichen Alterssicherung erfordert<br />
zunehmend zusätzliche private Vorsorge,<br />
um den einmal erreichten Lebensstandard<br />
auch im Alter aufrecht zu erhalten.<br />
Durch den Trend zur Frühverrentung in<br />
Deutschland sowie die steigende Lebenserwartung<br />
vermindert sich das Verhältnis<br />
von Erwerbsphase und Ruhestandsphase,<br />
wodurch das Erfordernis nach zusätzlicher<br />
Vorsorge weiter verstärkt wird.<br />
Die ökonomischen Theorien des Sparens<br />
besagen, dass Individuen grundsätzlich<br />
bestrebt sind, ihren Konsum gleichmäßig<br />
über den gesamten Lebenszyklus<br />
zu verteilen. Jedoch bleibt hier<br />
die Komplexität der Sparmotivationen<br />
verborgen. Eine verhaltenswissenschaftliche<br />
Betrachtungsweise zeigt, dass die<br />
Sparziele und Sparmotive hoch mit den<br />
jeweiligen Lebensphasen korrelieren,<br />
daher empfiehlt es sich, Lebensphasen<br />
als Segmentierungskriterium zu nutzen.<br />
Die Eignung von Lebensphasen<br />
ist marketingtheoretisch fundiert. Zu<br />
beachten ist jedoch, dass es aufgrund<br />
gesellschaftlicher Veränderungen zu<br />
Verschiebungen oder dem Wegfall<br />
einzelner Lebensphasen kommen kann.<br />
Die Betrachtung des Sparverhaltens<br />
erlaubt weitere Anhaltspunkte, wie das<br />
Sparen unterstützt werden kann. Für die<br />
Bank können sich hieraus Cross-Selling-<br />
Möglichkeiten ergeben. Voraussetzung<br />
wäre jedoch, dass die Mitarbeiter über<br />
entsprechende verhaltenswissenschaftliche<br />
Kenntnisse verfügen, vor allem<br />
aber die gezielte Durchführung eines<br />
bereichsübergreifenden Cross Selling.<br />
Geht es um Anlageempfehlungen, so<br />
sollte im Sinne der Kundenzufriedenheit<br />
auf pauschale Empfehlungen zu langfristigen<br />
Aktienanlagen im Rahmen der privaten<br />
Altersvorsorge verzichtet werden.<br />
Das Argument, dass Aktien in der langen<br />
Frist den Renten immer überlegen sind,<br />
ist wissenschaftlich nicht fundiert. Zudem<br />
stehen derartigen Empfehlungen gegensätzliche<br />
Kundeninteressen gegenüber.<br />
Denn diese wünschen sich überwiegend<br />
Geldanlagen ohne Risiko. Ein interessanter<br />
Aspekt ist die Einbeziehung der Unsicherheiten<br />
des Humankapitals privater<br />
Anleger in die Anlageentscheidung. Hieraus<br />
können sich bei identischer Risikoeinstellung<br />
zweier Anleger völlig gegensätzliche<br />
Allokationsempfehlungen ergeben.<br />
Grundsätzlich sollte die private Altersvorsorge<br />
nicht isoliert betrachtet werden,<br />
sondern als Teil in den gesamten<br />
Kundenlebenszyklus integriert werden.<br />
Eine Neukundengewinnung in fortgeschrittenen<br />
Lebensphasen dürfte sehr<br />
schwer sein, da sich im Verlaufe des<br />
Lebenszyklus tendenziell die Akquisitionskosten<br />
erhöhen. Die Bereitschaft<br />
von Kunden, ihre Bank zu wechseln,<br />
nimmt mit zunehmendem Alter ab. Auch<br />
vor dem Hintergrund der Optimierung<br />
des Customer Value empfiehlt es sich,<br />
die Kunden möglichst in jungen Jahren<br />
zu gewinnen. Über den gesamten<br />
Lebenszyklus sollten nicht nur produkt-<br />
sondern auch bereichsübergreifende<br />
Cross-Selling-Potentiale ausgeschöpft<br />
werden. Zur Unterstützung der Cross-Selling-Aktivitäten<br />
können interne Vergütungssysteme<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Besonders empfehlenswert für eine Betreuung<br />
über den gesamten Lebenszyklus<br />
ist die Erstellung, laufende Aktualisierung<br />
und Nutzung von Kundeninformationen.<br />
Es empfiehlt sich die Durchführung<br />
eines kontinuierlichen Database Marketing<br />
und Datamining. Die über Jahre<br />
hinweg gesammelten Kundendaten<br />
sollten letztlich in einem Date Warehouse<br />
subsumiert und effektiv genutzt werden.<br />
Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />
Studentische Teammitglieder: Denis Bagbasi, Marius Klapdor,<br />
Peter-Carsten Schreiber<br />
Die gesetzliche Rentenversicherung als<br />
bislang tragende Säule der Altersvorsorge<br />
hat in den vergangenen Jahren erheblich<br />
an Leistungsfähigkeit eingebüßt. Dieser<br />
Trend wird sich in der Zukunft fortsetzen.<br />
Als Treiber dieses zunehmenden<br />
Leistungsverfalls der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
lassen sich die steigende<br />
Lebenserwartung Neugeborener, die<br />
Überalterung der Bevölkerung und der<br />
voranschreitende Rückgang der Gesamtbevölkerung<br />
identifizieren. Die Folge<br />
ist eine zunehmende Diskrepanz von<br />
gewünschtem und realisiertem Alterseinkommen.<br />
Experten gehen davon aus,<br />
dass bereits heute ein Kapitalstock von<br />
740 Mrd. € notwendig ist, um diese<br />
Lücke für alle gesetzlich Rentenversicherten<br />
zu schließen. Im Zuge dieser<br />
Entwicklung rückt die Mitwirkung der<br />
Bürger bei der Abdeckung ihres eigenen<br />
Langlebigkeitsrisikos in den Fokus.<br />
Damit kommt bei der Altersvorsorge dem<br />
gesamten Lebenszyklus jeder einzelnen<br />
Privatperson eine bedeutende Rolle bei.<br />
Welche Konsequenzen ergeben sich für<br />
die Retailbanken?<br />
Für die kommenden Jahre ist ein stark<br />
steigender Bedarf an privater Altersvorsorge<br />
und somit ein erhebliches<br />
Geschäftspotenzial für Retailbanken zu<br />
erwarten. Da alle Privatpersonen einen<br />
individuellen Lebenszyklus besitzen und<br />
sich darüber hinaus in unterschiedlichen<br />
Lebensabschnitten befinden, müssen<br />
Retailbanken ihre Vertriebsaktivitäten<br />
überdenken und konsequent auf die<br />
Bedürfnisse ihrer Kunden ausrichten.<br />
Als zentrale Herausforderungen erweist<br />
sich einerseits die Notwendigkeit, die<br />
Altersvorsorgeberatung in den jeweiligen<br />
Kontext des Lebenszyklusses<br />
des Kunden zu stellen. Andererseits<br />
besteht das Erfordernis, die damit<br />
verbundene Komplexität in ein integriertes<br />
Vertriebskonzept einzubetten.<br />
Einzelne Vertriebsmaßnahmen greifen<br />
hierbei zu kurz, da ihr isolierter Einsatz<br />
nicht langfristig, nicht lebenszyklusorientiert<br />
und damit auch nicht potenzialorientiert<br />
wäre. Die Bedeutung<br />
dieser Anforderungen wurde durch den<br />
Lebenszyklus-Vertriebswürfel deutlich herausgestellt<br />
und floss in die Entwicklung<br />
eines strukturierten Vertriebsprozesses<br />
ein, der sich in die Phasen „Selektion“,<br />
„Ansprache“ und „Beratung“ aufspaltet.<br />
Wie können Banken den Anforderungen<br />
einer lebenszyklusorientierten Altersvorsorge<br />
begegnen?<br />
Mit Hilfe des Lebenszyklus-Vertriebswürfels<br />
kann anhand der zentralen Perspektiven<br />
„Kunden,“ „Geschäfte“ und<br />
„Alter“ eine integrierte Sichtweise auf<br />
das Vertriebspotenzial realisiert werden.<br />
Dadurch wird die Erschließung bislang<br />
ungenutzter Potenziale ermöglicht, da<br />
die Kundenbedürfnisse über den gesamten<br />
Lebenszyklus hinweg gezielt<br />
angesprochen und durch entsprechende<br />
Produkte befriedigt werden können. Die<br />
Umsetzung erfolgt in einem integrierten<br />
Vertriebskonzept, das sich in die drei<br />
Prozessschritte aufteilt: Zunächst erfolgt<br />
die Selektion relevanter Kundengruppen<br />
bezüglich ihres Potenzials und ihrer<br />
Bedürfnisse, indem Kundengruppen<br />
durch eine gezielte Datenanalyse (Data<br />
Warehouse und Data Mining) gebildet<br />
werden. In einem weiteren Schritt wird<br />
eine gezielte Ansprache über von den<br />
Kunden präferierte Kanäle unter Einsatz<br />
adäquater Anreizmechanismen eingeleitet.<br />
Abschließend wird in Form eines
22 POSTBANK FINANCE AWARD 23<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - DUISBURG-ESSEN<br />
® 2004/05 - DUISBURG-ESSEN<br />
strukturierten Beratungsgesprächs ein<br />
Abgleich zwischen den antizipierten und<br />
den vom Kunden im Gespräch geäußerten<br />
Bedürfnissen vorgenommen.<br />
Wie erfolgt die Operationalisierung<br />
des lebenszyklusorientierten<br />
Vertriebskonzepts?<br />
Das integrierte Vertriebskonzept sollte<br />
durch ein kennzahlengestütztes Vertriebscontrolling<br />
flankiert werden. Die<br />
Ableitung der Kennzahlen kann dabei<br />
aus vier Perspektiven erfolgen, die<br />
spezifisch für den Vertrieb konzipiert<br />
wurden. Des Weiteren wurde eine Kennzahlensystematik<br />
erstellt, die zentrale<br />
Steuerungsgrößen in einen sachlichen<br />
und logischen Zusammenhang bringt.<br />
Sie bildet damit das Fundament eines<br />
modernen Aktivitätencontrolling im<br />
Vertrieb, zumal sie neben der Analyse<br />
auch ein aussagekräftiges Benchmarking<br />
sowie eine zielgerichtete Steuerung an<br />
nachvollziehbaren Erfolgsgrößen erlaubt.<br />
Eine zentrale Stellschraube auf dem Weg<br />
zum Vertriebserfolg sind die Mitarbeiter,<br />
die auf das integrierte Vertriebskonzept<br />
durch geeignete Qualifikationsmaßnahmen<br />
vorzubereiten sind. Auch<br />
der Führung kommt eine besondere<br />
Bedeutung zu, da sie auf Einstellung<br />
und Motivation der Mitarbeiter positiv<br />
einwirken sollte, ohne dabei regelmäßig<br />
in die Aktivitäten einzugreifen.<br />
Das integrierte Vertriebskonzept auf<br />
Basis des Lebenszyklus-Vertriebswürfels<br />
ermöglicht die Sichtung und auch<br />
die Erschließung bislang unbeachteter<br />
Geschäftspotenziale im Retailbanking.<br />
Die Komplexität, die mit einem lebenszyklusorientierten<br />
Retailbanking<br />
einhergeht, erfordert einen strukturierten<br />
Ansatz, mit dem die vorhandenen<br />
Potenziale erschlossen werden<br />
können – dies leistet das lebenszyklusorientierte<br />
Vertriebskonzept.<br />
Universität Duisburg-Essen, Campus Essen<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Rainer Elschen<br />
Studentische Teammitglieder: Tobias Boland, Martin Eickholt,<br />
Saskia Heckermann<br />
Das Altersvorsorgekonto -<br />
Ganzheitliche Altersvorsorgeberatung<br />
im Retail-Banking<br />
Betrachtet man die demographische<br />
Entwicklung in Deutschland, so wird<br />
deutlich, dass die prognostizierte Strukturveränderung<br />
in der Bevölkerung<br />
gravierenden Einfluss auf die sozialen<br />
Sicherungssysteme haben wird. Die Notwendigkeit<br />
privater Altersvorsorge gewinnt<br />
somit zunehmend an Bedeutung.<br />
Ein Blick auf den Markt für Altersvorsorge<br />
zeigt, dass der Staat bereits reagierte<br />
und die notwendigen, wenn auch sehr<br />
komplex ausgefallenen Voraussetzungen<br />
und Anreize für privates Vorsorgen geschaffen<br />
hat. Zudem steht dem Kunden<br />
eine für ihn zwar unübersichtliche, aber<br />
dennoch begrüßenswerte Anzahl von<br />
Altersvorsorgekonzepten zur Auswahl.<br />
Umfragen belegen ein grundsätzliches<br />
Interesse der Bevölkerung an privater Altersvorsorge.<br />
So scheint es zunächst paradox,<br />
dass große Teile der Bevölkerung<br />
bisher eher zurückhaltend private Altersvorsorge<br />
betrieben haben. Dieses Verhalten<br />
erklärt sich jedoch durch die Tatsache,<br />
dass sich viele mit dem doch sehr<br />
komplexen Thema und einer Fülle von<br />
Informationen überfordert fühlen. Somit<br />
sind viele Menschen nur unzureichend<br />
für das Leben im Alter abgesichert.<br />
Vor diesem Hintergrund sollten Banken<br />
ihre Fähigkeiten als Finanzintermediäre<br />
nutzen und den Menschen bei der<br />
Bewältigung dieser gestiegenen Eigenverantwortung<br />
zur Seite stehen. Bei<br />
Ausschöpfung ihrer Kernkompetenzen<br />
und Nutzung der vorhandenen Ressourcen<br />
bestehen für Banken ideale Ausgangsbedingungen<br />
für eine erfolgreiche<br />
Betätigung auf dem Altersvorsorgemarkt.<br />
Unser Altersvorsorgekonzept - das Altersvorsorgekonto<br />
- schafft eine Plattform,<br />
die es dem Kunden und dem Berater<br />
ermöglicht, bisher isoliert betrachtete<br />
Komponenten der Altersvorsorge unter<br />
einem Dach in Form eines individuellen<br />
Baukastensystems zusammenzufassen.<br />
Das Altersvorsorgekonto ergänzt und<br />
optimiert diese Bausteine und ermöglicht<br />
dem Kunden die flexible Anpassung<br />
seiner Vorsorgekomponenten<br />
an seine jeweiligen Lebensumstände.<br />
Somit wird Altersvorsorge aus Kundensicht<br />
transparent und einfach.<br />
Die Umsetzung des Altersvorsorgekontos<br />
beruht im Wesentlichen auf drei Voraussetzungen.<br />
Zum einen muss sich die<br />
Bank auf ihre Kernkompetenz Beratung<br />
konzentrieren, indem sie den Wandel<br />
von einer Universalbank zu einer Vertriebsbank<br />
vollzieht, die nicht nur wie<br />
bisher hauptsächlich eigene Produkte<br />
vertreibt. Gleichzeitig ist die Notwendigkeit<br />
einer ganzheitlichen und am<br />
Lebenszyklus des Kunden orientierten<br />
Beratung des Kunden gegeben. Schließlich<br />
ist der Kunde in seinen individuellen<br />
Lebensumständen stetigen Änderungen<br />
unterworfen, die zu berücksichtigen<br />
sind. Als Grundlage für die Ableitung des<br />
Spar-, Konsum-, und Risikoabsicherungsbedarfs<br />
kann das Lebensphasenmodell<br />
dienen. Ein effizientes Informations- und<br />
Kommunikationssystem unterstützt<br />
die Beratung und bietet dem Kunden<br />
zudem die Möglichkeit, selbstständig<br />
per PC die Entwicklung seines Altersvorsorgekontos<br />
zu verfolgen. Ausserdem<br />
sorgt dieses System für die notwendige<br />
Standardisierung, die im margenschwachen<br />
Retail-Geschäft erforderlich ist.<br />
Will eine Bank erfolgreich auf dem<br />
Markt für private Altersvorsorge
24 POSTBANK FINANCE AWARD 25<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - FRANKFURT AM MAIN<br />
® 2004/05 - DUISBURG-ESSEN<br />
agieren, so muss das Produkt nicht nur<br />
den Kundenanforderungen gerecht<br />
werden, sondern gleichzeitig einer<br />
Rentabilitätsprüfung standhalten. Das<br />
Instrument des Mass Customization<br />
schafft die Möglichkeit, eine individuelle,<br />
ganzheitliche Altersvorsorgeberatung<br />
auch im Retail-Geschäft anbieten zu<br />
können, indem die Größenvorteile einer<br />
massenhaften (standardisierten) Beratung<br />
genutzt werden. Um die Kostenstrukturen<br />
den Kundenanforderungen anzupassen,<br />
wird der Preis für die Komponenten<br />
des Altersvorsorgekontos im Sinne des<br />
Target Costing aus dem Markt abgeleitet.<br />
Die Umsetzung unseres Konzeptes<br />
lebt von einer langjährigen Kundenbindung.<br />
Dieser Anforderung muss die<br />
Bank mit einem effektiven Customer<br />
Relationship Management begegnen.<br />
Mit dem Altersvorsorgekonto stellen wir<br />
ein Konzept vor, welches durch die Kombination<br />
von ganzheitlicher, am Lebenszyklus<br />
des Kunden orientierter Beratung<br />
und entsprechender EDV-Unterstützung<br />
qualitativ hochwertige Altersvorsorge<br />
auch im Retail-Banking ermöglicht.<br />
HfB – Business School of Finance & Management,<br />
Frankfurt am Main<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Martin Faust<br />
Studentische Teammitglieder: Kerstin Janz, Robert Lasek,<br />
Philip Otto, Katharina Voigt<br />
Es ist unübersehbar, dass der sich<br />
verändernde Markt für Altersvorsorgeprodukte<br />
erhebliche Chancen für<br />
die Banken bietet. So ist mittlerweile<br />
die Notwendigkeit für private Vorsorge<br />
aufgrund der sozialpolitischen und<br />
demographischen Entwicklung unumstritten.<br />
Die Richtung jedoch ist noch<br />
offen. Somit bietet der sich öffnende<br />
Markt Raum für innovative und neue<br />
Ansätze, welche aufgrund von aktuellen<br />
Kundenbedürfnissen entwickelt wurden.<br />
Die private Altersvorsorge ist notwendig.<br />
Doch warum wird sie in Zukunft immer<br />
wichtiger? Das deutsche Altersvorsorgesystem<br />
kennt drei Säulen. Das Konzept<br />
beruht auf der Vorstellung, dass durch<br />
die Verbindung <strong>aller</strong> drei Säulen, also<br />
dem gesetzlichen Alterssicherungssystem,<br />
den betrieblichen Altersicherungsleistungen<br />
und den Leistungen der privaten<br />
Altersvorsorge, jeder Arbeitnehmer beim<br />
Eintritt in den Ruhestand ein Renteneinkommen<br />
erhält, welches in etwa dem<br />
bisherigen Netto-Erwerbseinkommen<br />
entspricht. Da aufgrund der demographischen<br />
Entwicklung das Rentenniveau<br />
weiter sinken wird, ist eine private Vorsorge<br />
unabdingbar. Erkennbar ist dies an<br />
der größer werdenden Versorgungslücke,<br />
also der Differenz des letzten Nettogehaltes<br />
zu der erwarteten gesetzlichen Rente.<br />
Wie bereits in unserer Arbeit ausgeführt,<br />
bilden die Single-Haushalte den größten<br />
Anteil der privaten Haushalte. Aufgrund<br />
des hohen Anteils und „schlummernden“<br />
Potenzials haben wir die Singles<br />
als Zielgruppe bestimmt. Die klassischen<br />
Produkte sind wegen ihrer zu geringen<br />
Flexibilität gerade für Singles nicht oder<br />
nur im begrenzten Maße zur Altersvorsorge<br />
geeignet. Insbesondere für Singles<br />
gilt, was in einer bestimmten Lebens-<br />
phase passen mag, ist vielleicht einige<br />
Jahre später nicht mehr zutreffend. Die<br />
persönliche Absicherungs- und Finanzstrategie<br />
sollte daher in jeder Situation<br />
des Lebens angemessen sein. Die Veränderungen<br />
im Laufe des Lebens werden<br />
in der Arbeit mittels einer idealtypischen<br />
Lebenszyklusanalyse für Singles verdeutlicht,<br />
so dass darauf aufbauend die<br />
Strategien an die neuen Lebenssituationen<br />
angepasst werden können. Dabei<br />
ist stets zu berücksichtigen, dass das<br />
Geld so investiert ist, dass die Chancen<br />
bestmöglich genutzt und Risiken<br />
finanziell getragen werden können.<br />
Neben den klassischen Varianten wie der<br />
Rentenversicherung, untergliedert in die<br />
aufgeschobene Leibrente und die sofort<br />
beginnende Leibrente, dem Banksparplan<br />
sowie der fondsgebundenen Lebensversicherung<br />
beschäftigt sich die vorliegende<br />
Arbeit mit innovativen Lösungsansätzen<br />
wie der privaten Finanzplanung, der<br />
Verrentung von Immobilien und dem<br />
synthetisierten Generationenvertrag.<br />
Der ganzheitliche Ansatz des Financial<br />
Planning bietet gerade im Hinblick auf<br />
die private Altersvorsorge viel Potenzial,<br />
die heute preisbewussten Kunden an<br />
die Bank zu binden. Dabei wird insbesondere<br />
auf eine individuelle und vor<br />
allem neutrale Beratung Wert gelegt,<br />
die bereits zu Anfang des Lebenszyklus<br />
ansetzt. Eine ausführliche Analyse der<br />
persönlichen und monetären Verhältnisse<br />
des Kunden bietet dem Financial<br />
Planner die Möglichkeit, ein individuell<br />
gestaltetes Finanzkonzept auszuarbeiten.<br />
Einer ausreichenden Diversifikation<br />
des Portfolios wird Rechnung getragen,<br />
indem bereits auf dem Markt etablierte<br />
Produkte kombiniert werden. Je nach<br />
Alter, Risikopräferenz und Einkommens-
26 POSTBANK FINANCE AWARD 27<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - FRANKFURT AM MAIN<br />
® 2004/05 - FRANKFURT AM MAIN<br />
niveau wird zu bestimmten Anteilen in<br />
Indexfonds und festverzinsliche Wertpapiere<br />
sowie in eine Kapitallebensversicherung,Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
oder Dread Disease investiert.<br />
Bei Veränderungen der persönlichen und<br />
finanziellen Verhältnisse des Kunden<br />
kann auf die neue Situation effizient reagiert<br />
und eventuelle Umschichtungen im<br />
Gesamtportfolio vorgenommen werden.<br />
Ein weiteres Konzept ist das der Immobilienverrentung.<br />
Die Bank übernimmt zu<br />
Beginn des Lebenszyklus die Aufgabe,<br />
das Eigenheim zu finanzieren. Im Rentenalter<br />
wird diese Finanzierung durch<br />
ein so genanntes Reverse Mortgage<br />
Darlehen („umgekehrte Hypothek“)<br />
rückabgewickelt. Dabei zahlt die Bank<br />
ihrem Kunden eine Rente, welche<br />
abhängig von dem Wert der Immobilie,<br />
der Lebenserwartung gemäß Sterbetafel<br />
sowie den zu erwartenden Marktzinsen<br />
ist. Da der Kunde Eigentümer der Immobilie<br />
bleibt, kann er diese auch weiterhin<br />
nutzen. Erst mit dem Tod des Kunden<br />
geht die Immobilie an die Bank über.<br />
Dieses Konzept ist gerade für Singles<br />
interessant, da eventuelle Ansprüche<br />
der Erben an die Immobilie unbeachtet<br />
bleiben können. Außerdem wird den<br />
erschwerten Verhältnissen auf dem<br />
Immobilienmarkt Rechnung getragen,<br />
da ein Verkauf oft ein langwieriger<br />
Prozess ist. Gerade ältere Kunden,<br />
welche sich auf eine höhere gesetzliche<br />
Rente eingestellt und bislang wenig in<br />
eine private Altersvorsorge investiert<br />
hatten, profitieren von diesem Konzept.<br />
Doch auch für Banken bietet das Thema<br />
Immobilienverrentung erhebliche<br />
Vorteile. Es gibt bislang kaum Anbieter<br />
für ein solches Produkt, die Nachfrage<br />
in der Bevölkerung ist jedoch sehr groß,<br />
so dass von einem so genannten „First-<br />
Mover-Effekt“ profitiert werden kann.<br />
Außerdem unterliegen die Kreditinsitute<br />
nicht dem Bonitätsrisiko des<br />
Kunden, wie es bei einem gewöhnlichen<br />
Privatkredit der Fall wäre.<br />
Daher ist auch die geforderte Eigenmittelunterlegung<br />
im Standardansatz<br />
von Basel II mit 35% für wohnwirtschaftliche<br />
Privatkredite wesentlich<br />
geringer als dies mit 75% für Darlehen<br />
an Retailkunden der Fall wäre.<br />
Diese Tatsache bedeutet enorme<br />
Kostenersparnisse für die Banken.<br />
Der synthetisierte Generationenvertrag<br />
greift die Idee des modernen, staatlichen<br />
Generationenvertrages auf, bei dem sich<br />
Jung und Alt in einer wechselseitigen<br />
Beziehung unterstützen. Der Vorteil<br />
für die beitragszahlenden Kunden ist<br />
die Altersabsicherung, für die Beitragsempfänger<br />
ist der Vorteil die finanzielle<br />
Unterstützung während des Studiums.<br />
Die Bank übernimmt bei diesem Lösungsansatz<br />
die Vermittlerrolle; sie eröffnet<br />
sich somit ein neues Produktfeld und<br />
damit verbunden neue Kunden. Wichtig<br />
zu erwähnen ist hierbei auch, dass die<br />
Bank sich dem Kunden von einer neuen,<br />
sozialen Seite zeigt. Sie avanciert<br />
zur Brücke zwischen den Generationen<br />
und hilft, bildungs- und sozialpolitischen<br />
Problemen entgegen zu wirken.<br />
HfB – Business School of Finance & Management,<br />
Frankfurt am Main<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Thomas Heidorn<br />
Studentische Teammitglieder: Sven Krukenberg, Marion Linck,<br />
Michael Mohr, Michael Seeberg, Karl Werner<br />
Mit Best of Optionen aus dem<br />
Dilemma von Risiko und Ertrag<br />
in der Altersvorsorge<br />
Der Ausgangspunkt unserer Studie ist<br />
die ausführliche Analyse der erwarteten<br />
Rentenzahlungen. Die in Zukunft entstehende<br />
Rentenlücke ist inzwischen über<br />
80% der Deutschen bewusst. Jedoch<br />
ist das Vertrauen in die Risikovorsorge<br />
mit Kapitallebensversicherungen durch<br />
deren Illiquidität und ihre in den letzten<br />
Jahren dramatisch gesunkenen Renditen<br />
stark zurückgegangen. Investoren<br />
suchen alternative Vorsorgeformen für<br />
die Rente. Auf der anderen Seite haben<br />
sich Aktienstrategien als sehr gefährlich<br />
erwiesen, da zum Zeitpunkt der Pensionierung<br />
keine Minimumrendite garantiert<br />
werden kann. Bei allen existierenden<br />
Produkten besteht das Problem, dass auf<br />
Basis der durchschnittlichen Sparfähigkeit<br />
der angestrebte Lebensstandard im Alter<br />
meist nicht erreicht werden kann. Daher<br />
haben wir ein neues Anlageprodukt<br />
entwickelt, dass bei akzeptablen Mindestverzinsungen<br />
die Wahrscheinlichkeit<br />
einer guten Alterversorgung optimiert.<br />
Dieses chancenorientierte Zertifikat mit<br />
hoher Liquidität eröffnet den Banken<br />
die Möglichkeit, Gelder zu akquirieren,<br />
die in der Vergangenheit eher in Versicherungsprodukte<br />
investiert wurden.<br />
Die Analyse der aktuellen Rentensituation<br />
zeigt, dass die gesetzliche Rente für<br />
viele nicht einmal mehr das Minimum zur<br />
Altersvorsorge darstellen kann. Auf der<br />
anderen Seite sind die Bezieher höherer<br />
Einkommen, alleinstehende Männer und<br />
kinderlose Ehepaare betroffen, da sie ihren<br />
gewohnten Lebensstandard im Alter<br />
nicht halten können. Diese Gruppen besitzen<br />
eine hohe Affinität zu Wertpapieren<br />
und können jedoch nur sehr begrenzt<br />
sinnvolle Strategien zur Altersvorsorge<br />
entwickeln. Die bisher verfügbaren Pro-<br />
dukte im Markt zeichnen sich entweder<br />
durch zu hohe Risiken im Sinne des minimalen<br />
Portfoliowertes bei Rentenbeginn<br />
(shortfall) oder eine zu enge Risikobegrenzung<br />
und damit zu kleine Endwerte<br />
im Bezug auf das mögliche Sparvolumen<br />
aus. Innovative Entwicklungen des<br />
Derivatemarktes werden noch nicht in<br />
langfristige Investitionen umgesetzt.<br />
Im ersten Schritt muss die Höhe der<br />
notwendigen Zusatzversorgung ermittelt<br />
werden. Dies geschieht über einen<br />
selbst entwickelten Rentenrechner, der<br />
die erwartete gesetzliche Rente individuell<br />
bestimmt. Daraufhin kann mit<br />
dem Kunden einerseits die notwendige<br />
Minimalrente (shortfall), andererseits die<br />
gewünschte Zielrente zur Erhaltung des<br />
Lebensstandards definiert werden. Die<br />
Rentenstrategie muss dann mindestens<br />
das Minimum erreichen und unter dieser<br />
Restriktion die Wahrscheinlichkeit, die<br />
Zielrente zu übertreffen, maximieren.<br />
Während aus Kundensicht diese Wahrscheinlichkeiten<br />
am hilfreichsten sind,<br />
eignet sich für die Strategieanalyse bei<br />
der Produktentwicklung insbesondere<br />
das Upside Potential Ratio. Bei dieser<br />
Kennzahl wird der Erwartungswert der<br />
Überschüsse in Relation zur erwarteten<br />
Unterdeckung bei einem Nichterreichen<br />
der Minimumrendite errechnet. Mit<br />
diesem asymmetrischen Maß können<br />
alternative Investmentstrategien sinnvoller<br />
miteinander verglichen werden.<br />
Zum Erreichen des Anlageziels ist die<br />
Steueroptimierung ein zentraler Baustein.<br />
Für die Altersversorgung eignet sich<br />
besonders die Investition in Indices, da<br />
deren Wertentwicklung für den Anleger<br />
nach einem Jahr steuerfrei ist und das<br />
Deckungsportfolio für die Bank leicht<br />
zu steuern ist. Aus den verfügbaren<br />
Indexprodukten wurde der Deutsche<br />
Renten Index (REX) und der Morgan
28 POSTBANK FINANCE AWARD 29<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - FRANKFURT AM MAIN<br />
® 2004/05 - FRANKFURT AM MAIN<br />
Stanley Composite Index Europe (MSCI<br />
Europe) für Aktien ausgewählt. Diese<br />
beiden zeigen für einen in Euro denkenden<br />
Investor die besten Grundmuster als<br />
singuläre Strategien. Da eine historische<br />
Analyse für einen Zeitraum von 40 Jahren<br />
nur begrenzt aussagefähig ist, entwickeln<br />
die Autoren einen Monte Carlo<br />
Ansatz, um verschiedene Strategien zu<br />
testen. Die Simulation wurde auf Basis<br />
der DVFA Performance Presentation<br />
Standards mit Hilfe von zehnjährigen<br />
historischen Zeitreihen kalibriert.<br />
Mit der Monte Carlo Simulation können<br />
sowohl existierende Produkte als auch<br />
in der Literatur vorgeschlagene Strategien<br />
verglichen werden. Es zeigte sich<br />
jedoch kein geeigneter Ansatz. Schon die<br />
klassischen Investitionen in Renten oder<br />
Aktien offenbaren das Versorgungsdilemma.<br />
Eine reine Rentenstrategie erreicht<br />
zwar leicht die Minimumrendite, der<br />
erwartete Endwert ist jedoch zu gering.<br />
Die reine Aktienstrategie erwirtschaftet<br />
zwar durchschnittlich hohe Zielrenditen,<br />
es kann aber zu völlig inakzeptablen<br />
Minimumwerten kommen. Der oft vorgeschlagene<br />
alters-adjustierte Aktienanteil<br />
oder eine Constant Proportion Portfolio<br />
Insurance (CPPI) führten wiederum zu<br />
sehr geringen Minimumwerten. Auch<br />
Strategien, die einen bestimmten Anteil<br />
des Portfolios im Rentenindex investieren<br />
und zusätzlich Index Calls nutzen,<br />
ergaben zu geringe erwartete Portfolioendwerte.<br />
Es entstand die Notwendigkeit,<br />
ein neues Produkt zu entwickeln.<br />
Bisher wurden die zuerst von M. Rubinstein<br />
beschriebenen Rainbow Optionen<br />
bei der Altersvorsorge noch nicht eingesetzt.<br />
Überträgt man die Idee auf ein<br />
Bankprodukt, wird ein Teil des Portfolios<br />
im Rentenindex investiert, der Rest in<br />
eine Best of Option. Diese läuft jeweils<br />
ein Jahr und zahlt dann die beste Performance<br />
des REX oder des MSCI Europe<br />
aus, solange mindestens eine der beiden<br />
positiv ist. Sie verfällt wertlos, falls<br />
beide negativ sind. Diese Option löst das<br />
klassische Problem der Asset Allocation<br />
für die Rente. Der Anleger ist immer automatisch<br />
im besten Index investiert, so<br />
dass selbst lange Abwärtsbewegungen<br />
des Aktienmarktes abgefangen werden<br />
können. Insbesondere für Aktieninvestoren<br />
mit den Negativerfahrungen des<br />
Aktienmarktes zwischen 2000 und 2003<br />
liefert dies eine überzeugende Absicherung,<br />
ohne auf die langfristige Performance<br />
der Aktie verzichten zu müssen.<br />
Die Simulation zeigt eine dominante<br />
Strategie im Sinne einer optimalen Kombination<br />
von Minimum- und Zielrente.<br />
Vorsorgeprodukte zur Grundabdeckung<br />
der Kernrisiken wie Krankheit und die<br />
Versorgung Hinterbliebener sind durch<br />
Versicherungen ausreichend vorhanden.<br />
Über die Rainbow Produkte kann die Lücke<br />
für den chancenorientierten Investor<br />
geschlossen werden. In Abhängigkeit des<br />
individuell erstellten Zielrentenportfolios<br />
(Minimum- und Zielrendite) und der<br />
persönlichen Sparfähigkeit wird durch<br />
die Monte Carlo Simulation mit Berücksichtigung<br />
von Alter und Ansparplan die<br />
optimale Mischung von Rentenanteil und<br />
Rainbow Optionen ermittelt. Ein Inflationsschutz<br />
während der Ansparphase ist<br />
nicht sinnvoll, da dies indirekt durch den<br />
Aktienanteil gewährleistet wird. Dies gilt<br />
jedoch nicht mehr für den Auszahlungsplan.<br />
Hier hat der Investor dann die Möglichkeit<br />
zwischen einer Einmalzahlung, einer<br />
gleichmäßig wachsenden oder einer<br />
inflationsgesicherten Rente zu wählen.<br />
Mit den Rainbow Produkten können<br />
sich Banken neu in der Altersversorgung<br />
etablieren. Am Anfang steht eine wirklich<br />
individuelle Beratung und Produktzusammenstellung.<br />
Die Erträge des daraus<br />
resultierenden Zertifikats sind, anders als<br />
bei Versicherungen, vollständig steuerfrei.<br />
Das Bankprodukt ist flexibler, da die<br />
Auszahlung jederzeit möglich ist, wobei<br />
nach ca. zwei Jahren (in Abhängigkeit<br />
von der gewählten Zielrendite) der<br />
Rücknahmepreis immer die bisherigen<br />
nominalen Einzahlungen übersteigt. Die<br />
Beratung kann leicht auf das Marktverständnis<br />
des Kunden abgestimmt werden.<br />
Einerseits wird über die Zielrendite<br />
und Sparfähigkeit das optimale Produkt<br />
für jeden Kunden gefunden, auf der<br />
anderen Seite kann unter Ausnutzung<br />
der entwickelten Maßzahlen wie z.B.<br />
dem Upside Potential Ratio auch der anspruchsvollste<br />
Kunde überzeugt werden.<br />
Johann Wolfgang Goethe-Universität,<br />
Frankfurt am Main<br />
Betreuender Hochschullehrer: Jun.-Prof. Dr. Andreas Hackethal<br />
Studentische Teammitglieder: Katja Büttner, Matthias Odrobina,<br />
Stephanie Rompf, Anne Rose, Stefan Tremmel<br />
Es besteht eine erhebliche Diskrepanz<br />
zwischen der theoretisch optimalen im<br />
Vergleich zu der am Markt für Altersvorsorge<br />
zu beobachtbaren Portfoliostruktur.<br />
Dabei bietet das Finanzvermögen<br />
der deutschen Haushalte in den kommenden<br />
zehn Jahren ein Optimierungspotential<br />
von rund 300 Mrd. Euro.<br />
Die im internationalen Vergleich hohe<br />
Unselbständigkeit der Deutschen in<br />
Vorsorgefragen ist Folge des jahrzehntelangen<br />
Vertrauens auf staatliche<br />
Fürsorge. Am deutschen Vorsorgemarkt<br />
ist eine zunehmende Produktvielfalt bei<br />
einhergehender Komplexitätssteigerung<br />
zu beobachten, eine Entwicklung, die<br />
negative Eigendynamik gewinnt. In der<br />
eigenverantwortlichen Vorsorge ungeübt<br />
sehen sich die Bundesbürger mit existenziellen<br />
Herausforderungen konfrontiert.<br />
Die Diskrepanz zwischen dem Status<br />
Quo als der Fortführung der bisherigen,<br />
nicht effizienten Vermögensverteilung<br />
und der theoretisch optimalen Vermögensallokation<br />
stellt das Optimierungspotential<br />
für den Finanzvertrieb und<br />
damit auch für die deutschen Finanzdienstleister<br />
dar. Anleger können durch<br />
die verbesserte Asset-Allokation, stärkere<br />
internationale Diversifikation und durch<br />
Wahl kostengünstigster Transaktionsaktionen<br />
die Rendite ihres Gesamtportfolios<br />
um 1,1% pro Jahr steigern.<br />
Die Erschließung dieser „Ertragslücke“<br />
als Renditereserve eröffnet ein neues,<br />
attraktives Geschäftsfeld für Finanzdienstleister.<br />
Ein optimales Ausschöpfen<br />
des Renditepotentials wird sowohl den<br />
Bedürfnissen der Haushalte als auch den<br />
Rentabilitätsanforderungen der Banken<br />
gerecht. So entsteht bei konsequenter<br />
Ausnutzung des Renditepotentials<br />
für die Bank, den Anleger und<br />
die Volkswirtschaft im Ganzen eine<br />
klassische „win-win“ Situation.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, sind grundsätzlich<br />
zwei unterschiedliche Ansätze<br />
möglich. Zum einen die Förderung der Finanzkompetenz<br />
der Haushalte, und zum<br />
anderen die Vereinfachung bzw. Komplexitätsreduktion<br />
der Finanzprodukte.<br />
Mittels behavioristischer Ansätze stellen<br />
wir fest, dass sich dabei jedoch bei allen<br />
Verhaltensmustern die Entscheidungskomplexität<br />
negativ auf die Güte der<br />
resultierenden Entscheidungen auswirkt.<br />
Die Praxis zeigt, dass umfassende Bemühungen<br />
des Staates, der Banken und<br />
Medien, den Finanzanalphabetismus zu<br />
verringern, nicht fruchten. Die Mehrzahl<br />
der Haushalte ist dieser Komplexität<br />
jedoch nicht gewachsen. Als Scharnier<br />
zwischen Anlegern und Anbietern muss<br />
sich folglich vor allem der Finanzdienstleistungsvertrieb<br />
der großen Herausforderung<br />
als auch Chance stellen: Nämlich<br />
der Optimierung der privaten Altersvorsorge.<br />
Folglich steht der Finanzvertrieb<br />
in der Pflicht, Privatanleger bei der<br />
Optimierung ihre Vermögensallokation<br />
zu unterstützen. Dazu müssen erfolgreiche<br />
Lebenszyklusstrategien an einer<br />
rigorosen Vereinfachung bestehender<br />
Produkte und Beratungsprozesse anknüpfen.<br />
Die Implementierung dieses<br />
Konzepts verdeutlichen wir als Case-<br />
Study in unserer Vision der „Easy-Bank“<br />
als Customer-Champion der Zukunft. Es<br />
gilt, einfache, transparente und modular<br />
in Kundenportfolios integrierte Produkte<br />
und zugehörige Vertriebsprozesse zu<br />
entwickeln. Das Vertriebsmodell hat sich<br />
an langfristigen, partnerschaftlichen Kundenbeziehungen<br />
auszurichten und muss<br />
sich demnach in einem nachhaltigen<br />
Vertrauensaufbau äußern. Ein proaktives
30 POSTBANK FINANCE AWARD 31<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - GELSENKIRCHEN<br />
® 2004/05 - FRANKFURT AM MAIN<br />
Sales-Konzept statt reinem Produktverkauf<br />
ist die Devise des Vertriebs. Deshalb<br />
richten wir vier Empfehlungen an die<br />
Beratungspraxis: Erstens, die Komplexitätsreduktion<br />
von Produkten und der dahinter<br />
stehenden Prozesse. Bankprodukte<br />
müssen so einfach wie möglich sein, um<br />
Ambiguitäten zu vermeiden. Ein „Information<br />
Overkill“ oder „Choice Overload“<br />
ist tödlich für eine optimale Anlageberatung.<br />
Zweitens, Banken müssen um<br />
Renditeverluste zu vermeiden entweder<br />
vollständige Lösungen anbieten oder die<br />
Kundenbetreuung erhöhen. Drittens, von<br />
den Finanzdienstleistern sollten Default-<br />
Optionen implementiert werden, die dem<br />
Kunden eine an seine Präferenzstruktur<br />
angepasste Entscheidungsfolge vorgeben.<br />
Viertens, die Einführung „psychologisch<br />
getrimmter“ Produkte, die die<br />
Aversion eines heutigen Konsumverzichts<br />
der Anleger, bspw. durch Produkte,<br />
die erst zu einem späteren Zeitpunkt<br />
die Beiträge erhöhen, reduzieren.<br />
Die von uns identifizierte Ertragslücke<br />
in Höhe von rund 300 Mrd. Euro bietet<br />
damit die Basis für ein spannendes und<br />
chancenreiches neues Geschäftsmodell<br />
für Finanzdienstleister auf dem wachsenden<br />
Markt der privaten Altersvorsorge.<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen,<br />
Abteilung Bocholt<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Harald G. Kundoch<br />
Studentische Teammitglieder: Markus Niehaus, Thomas Otterbeck,<br />
Stephan Pfeiffer, Norman-Chr. Reschke, Kerstin van Thiel<br />
Die Rente ist sicher!<br />
Das sagte Norbert Blüm vor wenigen<br />
Jahren. Heute wissen wir, dass lediglich<br />
eine kontinuierliche Absenkung des<br />
Rentenniveaus sicher ist - mehr nicht!<br />
Mit dieser Gewissheit und der Aussicht,<br />
dass die gesetzliche Rente zukünftig<br />
nicht einmal mehr zur Abdeckung eines<br />
angemessenen Lebensstandards im<br />
Alter ausreichend sein wird, stehen die<br />
Arbeitnehmer/-innen zunehmend vor der<br />
Aufgabe, eine allen Lebensabschnitten<br />
gerechte Absicherungs- und Finanzvorsorge<br />
zu treffen. Oftmals überfordert<br />
mit der Analyse und Bestimmung des<br />
eigenen Bedarfes, tun sich hier für<br />
Banken große Potenzialfelder auf.<br />
Was braucht der Kunde?<br />
Wichtigstes Kriterium wird sein, den<br />
Kunden das Gefühl von Kompetenz<br />
und Problemverständnis zu vermitteln.<br />
Der Kunde, der mit Wünschen,<br />
Problemen und Zielen auf uns zugeht,<br />
erwartet zu Recht eine professionelle,<br />
werthaltige und hochindividuelle Einschätzung<br />
seiner Situation, die in einer<br />
optimalen Lösung seiner aktuellen, aber<br />
auch zukünftigen Umstände mündet.<br />
Diese Werte sind als Grundstein für<br />
die anzustrebende Partnerschaft anzusehen.<br />
Unentbehrlich ist hier die Idee<br />
der langfristigen Zusammenarbeit.<br />
Gemeinsam in die Zukunft<br />
Basis einer partnerschaftlich geprägten<br />
Zusammenarbeit ist neben den<br />
schon erwähnten Attributen ein vom<br />
Willen zur Höchstleistungen geprägtes<br />
Bankhaus. Etwaige Standard-Verträge<br />
oder Pauschalangebote haben<br />
in dem zukünftigen Beratungsmarkt<br />
keine Daseinsberechtigung. Es gilt, jede<br />
Beratungsleistung auf höchstem Niveau<br />
zu erbringen. Im Umkehrschluss heißt<br />
das, dass die Banken umgehend in die<br />
Aus- und Weiterbildung des Personals<br />
<strong>aller</strong> Ebenen investieren müssen. Darüber<br />
hinaus muss im Unternehmen eine<br />
klare Politik der Premiumbetreuung auf<br />
allen Ebenen kommuniziert werden.<br />
Start-Ziel Sieg durch Premiumbetreuung<br />
Eine solche Premiumbetreuung fängt bei<br />
der Aufnahme <strong>aller</strong> relevanten Kerndaten<br />
an. Hier sind nicht nur Finanzdaten<br />
einzubeziehen, sondern auch solche, die<br />
Rückschlüsse auf zukünftige Veränderungen<br />
im Leben unseres Kunden zulassen.<br />
Im Anschluss an die erfolgte Daten-<br />
und Zielaufnahme wird ein Abgleich<br />
bzw. Ergänzung der Stammdaten<br />
durch Austausch mit Verbundunternehmen<br />
vorgenommen. Hier können<br />
zusätzliche Informationen gewonnen<br />
werden, die eine umfassende Einschätzung<br />
des Kunden ermöglichen.<br />
Im Anschluss an die Datenaufnahme<br />
muss nun nach eingehender Analysephase<br />
ein Produktbündel geschnürt werden,<br />
welches sämtliche Bedarfsfelder optimal<br />
abdeckt. Spezialisten können hier den<br />
Betreuer mit aktuellstem Fachwissen<br />
und Produktkenntnis unterstützen. Es<br />
gilt zu beachten, dass durch dynamische<br />
Prozesse eine kontinuierliche Veränderung<br />
der Parameter entstehen kann und<br />
entsprechend auf diese Änderungen<br />
eingewirkt werden muss. Dieses ist nur<br />
durch einen periodenmäßigen Abgleich<br />
des Ist-Soll-Zustandes im Rahmen<br />
einer ganzheitlichen Kundenbetreuung<br />
gegeben. Einmal mehr zeigt sich hier,<br />
dass Lebensabschnitt überdauernde
32 POSTBANK FINANCE AWARD 33<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - GIESSEN<br />
® 2004/05 - GELSENKIRCHEN<br />
Ansprechpartner und Langfristigkeit zum<br />
Grundgedanken werthaltiger Kundenbetreuung<br />
unabdingbar dazu gehören.<br />
Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Umsetzung eines Multibedarfskontos<br />
muss ein vorangegangenes Umdenken<br />
der Bevölkerung bezüglich der Altersvorsorge<br />
sein. Immer noch ist nicht<br />
ausreichend kommuniziert, wie deutlich<br />
sich das Problem der permanent<br />
sinkenden Renten auf die Gestaltung<br />
des Ruhestandes auswirken wird.<br />
Banken sollten dieses Problem aggressiver<br />
kommunizieren und die<br />
Optimierung als Kernkompetenz ihres<br />
Produktportfolios verstehen.<br />
Die Lösung: Das Multibedarfskonto<br />
Das Multibedarfskonto, welches hier<br />
ansetzt und einen ganzheitlichen<br />
Optimierungsprozess im Bereich der<br />
Finanz/Vermögens- und Vorsorgeplanung<br />
aufgreift, wird für Banken ein<br />
unerlässliches Instrument zur Kundengenerierung<br />
und Bindung werden.<br />
In Verbindung mit einem kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozess der Beratungsleistung<br />
wird mit diesem Werkzeug ein<br />
für Kunden hochattraktives Angebot für<br />
eine komplexe Aufgabenstellung geboten,<br />
welche aufgrund ihrer Transparenz<br />
gleichzeitig Vertrauen schafft. Aus Sicht<br />
der Banken liegt der Reiz zum einen in<br />
der langfristigen Kundenbindung, zum<br />
anderen in der attraktiven Margengestaltung<br />
der angebotenen Präferenzbündel.<br />
Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Martin Morlock<br />
Studentische Teammitglieder: Björn Krieger, Nicole Menzel,<br />
Carsten Münch<br />
Zukunftssicherungspaket 2005<br />
Die aktuelle Debatte um die Altersvorsorge<br />
hat ihren Ursprung in einer äußerst<br />
schwierigen Arbeitsmarktlage und vor<br />
allem in der demographischen Entwicklung<br />
Deutschlands. Diese zeichnet sich<br />
durch zwei Phänomene aus: Zum einen<br />
nimmt die Lebenserwartung zu und zum<br />
anderen werden immer weniger Kinder<br />
geboren. Das hat zur Folge, dass die<br />
Versorgungslücke, die bisher weitgehend<br />
durch die gesetzliche Rentenversicherung<br />
geschlossen wurde, größer wird. Dies<br />
zwingt die Bevölkerung verstärkt privat<br />
für ihren Lebensabend vorzusorgen.<br />
Nach dem In-Kraft-Treten des Alterseinkünftegesetzes<br />
im Januar 2005 und<br />
den damit wegfallenden Steuerprivilegien<br />
der Lebensversicherung, wächst<br />
das Marktpotenzial der Bank in dem<br />
Segment der Altersvorsorge. Da die zu<br />
erwartende Rentenlücke von der Bevölkerung<br />
systematisch unterschätzt wird,<br />
können Banken wertvolle Aufklärungsarbeit<br />
leisten. Studien der Commerzbank<br />
belegen zudem, dass die Deutschen<br />
sich in Sachen Geldanlagen nur ungenügend<br />
auskennen und sich mit diesem<br />
Thema auch eher misstrauisch und<br />
ängstlich befassen. Eine weiterer Beleg<br />
für die Unwissenheit der Deutschen ist,<br />
dass viele Förderungsansprüche, die<br />
aus Riester-Verträgen des Jahres 2002<br />
entstanden, nicht abgerufen wurden<br />
und damit endgültig verfallen sind.<br />
Im Verlauf des Lebens weist der Kunde<br />
unterschiedliche Sparquoten auf.<br />
Am Anfang des Lebens weist er eine<br />
negative Sparquote auf, da er noch<br />
nicht über Einkommen verfügt. Mit<br />
dem Eintritt in das Berufsleben ändert<br />
sich dies, bis er in der Rentenphase von<br />
seinen Ersparnissen lebt. Aber auch<br />
innerhalb dieser Einteilung ist die Kapitalverfügbarkeit<br />
des Kunden durch<br />
Heirat, Scheidung, Arbeitslosigkeit etc.<br />
starken Schwankungen unterworfen.<br />
Ein Altersvorsorgeprodukt muss sich<br />
deshalb flexibel an die persönlichen<br />
Umstände des Kunden anpassen können.<br />
Für eine ideale Vorsorgestrategie muss<br />
der Anleger die Grundzüge der wichtigsten<br />
Produkte und Anbieter kennen<br />
sowie zusätzliche Kenntnisse von Börsen<br />
und Einflussfaktoren auf Kurse und<br />
Zinsen haben. Genau auf diesem Gebiet<br />
besitzen Banken das entsprechende<br />
Know- how. Sie sollten diese spezifischen<br />
Vorteile nutzen und die Allokation der<br />
Sparguthaben für ihre Kunden übernehmen.<br />
Nur eine umfassende Beratung<br />
durch den Bankangestellten kann zu<br />
einer optimalen Anlagestrategie für den<br />
Kunden führen. Dabei werden nach einer<br />
ausführlichen Prüfung der individuellen<br />
Situation alle möglichen staatlichen<br />
Zulagen genutzt und ein eventueller<br />
Restbetrag in einer freien Kapitalanlage<br />
angespart. Eine Beratung sollte auch in<br />
den Bereichen der Altersvorsorge geschehen,<br />
in denen die Bank kein Geschäft<br />
mit dem Kunden abschließen kann. Dazu<br />
gehört die betriebliche Altersversorgung.<br />
Diese umfassende Beratung führt zu<br />
einer stärkeren Kundenbindung und wird<br />
sich langfristig für die Bank auszahlen.<br />
Zur Erreichung eines erforderlichen<br />
Versorgungsniveaus ist sowohl eine<br />
ausreichende Rendite nach Steuern als<br />
auch die Sicherheit der entsprechenden<br />
Kapitalbildung erforderlich. Ein entscheidender<br />
Vorteil von Bankprodukten<br />
gegenüber Versicherungsprodukten<br />
liegt darin, dass sie sich flexibler an<br />
wechselnde Kapitalverfügbarkeit und sich
34 POSTBANK FINANCE AWARD 35<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - GIESSEN<br />
® 2004/05 - GIESSEN<br />
ändernden Kapitalbedarf des Kunden<br />
anpassen lassen. Diesen drei Komponenten<br />
der Rendite, der Sicherheit und<br />
der Anpassung an den Lebenszyklus des<br />
Kunden soll mit dem Zukunftssicherungspaket<br />
2005 Rechnung getragen werden.<br />
Unseren Berechnungen zufolge versprechen<br />
Produkte, die nachgelagert<br />
besteuert werden, eine höhere Rendite<br />
als Produkte, in die bereits versteuertes<br />
Einkommen eingezahlt wird. Durch<br />
staatliche Zulagen lässt sich dann<br />
die Rendite noch weiter steigern.<br />
Das Zukunftssicherungspaket 2005<br />
enthält deshalb staatlich geförderte<br />
Produkte, wie Riester- und Rürup-Rente,<br />
sowie Bausparverträge. Des Weiteren<br />
wird durch eine freie Kapitalanlage die<br />
Rendite durch Anlage am Aktienmarkt<br />
erhöht. Da Altersvorsorgeprodukte<br />
jedoch eine hohe Sicherheit aufweisen<br />
sollten, wird das Risiko dieser Anlage<br />
durch eine Optionsstrategie gesenkt.<br />
Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Horst Rinne<br />
Studentische Teammitglieder: Susanne Deml, Frank Mann, Bastian Wolff<br />
Go Short in Ski Gear and Go<br />
Long in Cruise Liners:<br />
Der Demographiefonds als Teil eines<br />
holistischen Altersvorsorgekonzeptes<br />
Die demographischen Veränderungen in<br />
Deutschland zwingen die Bevölkerung,<br />
sich zusätzlich zur umlagefinanzierten<br />
gesetzlichen Rente eine private Altersvorsorge<br />
aufzubauen. Diese Erkenntnis<br />
ist inzwischen weit verbreitet, dennoch<br />
besteht eine Diskrepanz zwischen<br />
benötigter und tatsächlich durchgeführter<br />
privater Altersvorsorge. Der<br />
Kunde ist vielfach durch die verschiedenen<br />
Produktvarianten am Markt in<br />
der Entscheidungsfindung überfordert:<br />
Nachhaltigkeitsfaktor, Rentenniveau,<br />
nachgelagerte Besteuerung, Riester- und<br />
Rürup-Rente sind für die meisten Menschen<br />
Fremdworte geblieben. Und selbst<br />
bei genauer Kenntnis <strong>aller</strong> Parameter ist<br />
eine allgemeine Aussage hinsichtlich der<br />
Überlegenheit eines Altersvorsorgeproduktes<br />
nicht ohne weiteres möglich, da<br />
die optimale Produktwahl für den Kunden<br />
von der jeweiligen Lebenssituation<br />
abhängig ist, wie z.B. dem Eintrittsalter,<br />
dem Familienstand, dem Einkommen<br />
und dem individuellen Steuersatz während<br />
der Spar- bzw. Entsparphase.<br />
Holistische Produktkonzeption auf Basis<br />
einer angepassten Lebenszyklushypothese<br />
Es ist wegen der genannten Probleme<br />
sinnvoll, aus den verschiedenen Produktvarianten<br />
am Markt ein holistisches<br />
Altersvorsorgekonzept zu entwickeln,<br />
welches die staatliche Förderung optimiert<br />
und gleichzeitig steuerliche Aspekte<br />
berücksichtigt. Dabei ist aufgrund<br />
des „finanziellen Analphabetismus“ der<br />
deutschen Bevölkerung eine weitgehende<br />
Automatisierung des Altersvorsorge-<br />
prozesses zu implementieren, ohne<br />
jedoch den Kunden seiner Flexibilität<br />
zu berauben. Die Rendite nach Steuern<br />
ist für alle Altersvorsorgeprodukte eine<br />
kritische Variable, da sie die Höhe des<br />
verfügbaren Kapitals im Alter bestimmt:<br />
Jeder Prozentpunkt mehr Rendite hat<br />
aufgrund des Zinseszinseffektes über<br />
einen längerfristigen Anlagezeitraum<br />
erhebliche Auswirkungen auf die Ablaufleistung.<br />
In diesem Zusammenhang ist<br />
die Riesterrente empfehlenswert, da sich<br />
mit Hilfe der staatlichen Förderung ein<br />
Zins erzielen lässt, der nach Steuern die<br />
sonstigen Versicherungsprodukte übertrifft<br />
und weitestgehend risikofrei ist. Die<br />
Riester-Rente sollte unabhängig vom Familienstand<br />
zumindest in der Ansparphase<br />
durch Fondsprodukte ergänzt werden,<br />
da über den Kapitalmarkt langfristig die<br />
besten Renditen zu erzielen sind. Dabei<br />
ist dem speziellen demographiebasierten<br />
Kapitalanlagerisiko Asset-Melt-Down<br />
bei der Produktgestaltung besondere<br />
Aufmerksamkeit zu schenken, um Wertverluste<br />
der Anlagen durch die sinkende<br />
Wertpapiernachfrage einer schrumpfenden<br />
Bevölkerung zu verhindern.<br />
Demographiefonds ADIAA als Beitrag zur<br />
Generationengerechtigkeit<br />
Ein Fondsprodukt, welches längerfristig<br />
überdurchschnittliche Renditen verspricht,<br />
wäre der neu konzipierte Demographiefonds<br />
ADIAA. Dieser setzt an den<br />
Chancen an, die durch den demographischen<br />
Wandel entstehen, wobei ADIAA<br />
für Anti Demographic International<br />
Asset Allocation steht. Ein solcher Fonds<br />
ermöglicht es, Mehrfachbelastungen der<br />
Jüngeren durch die negativen Entwicklungen<br />
der sozialen Sicherungssysteme<br />
sowie den notwendigen Aufbau einer<br />
privaten Altersvorsorge zu vermindern.
36 POSTBANK FINANCE AWARD 37<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - GRAZ<br />
® 2004/05 - GIESSEN<br />
Der Fonds, welcher von der zunehmenden<br />
Anzahl älterer Menschen und<br />
deren veränderten Konsumgewohnheiten<br />
profitiert, könnte das Dilemma der<br />
doppelt zahlenden jungen Generation<br />
abmildern und auf lange Sicht Überrenditen<br />
erzielen. Bei einer solchen Strategie<br />
geht es vor allem um Investitionen in<br />
Hersteller alterskomplementärer Produkte<br />
und Dienstleistungen. Beispielsweise<br />
würde in Aktien von Unternehmen<br />
investiert werden, die zu den Gewinnerbranchen<br />
des demographischen Wandels<br />
gehören, wie Gesundheits-, Freizeit-,<br />
Kultur- und Unterhaltungsindustrie oder<br />
die Wohnungsinstandhaltungsbranche.<br />
Mit Hilfe des Demographiefonds werden<br />
die Jüngeren an den Gewinnen<br />
eines geänderten Konsumverhaltens<br />
der älteren Menschen beteiligt. Somit<br />
leisten die Älteren implizit einen Beitrag<br />
zur privaten Altersvorsorge der jüngeren<br />
Generation: Der drohende Konflikt<br />
zwischen Alt und Jung könnte vermieden<br />
werden und die Generationengerechtigkeit<br />
wäre ein Stück weit wieder hergestellt.<br />
Der Demographiefonds ADIAA<br />
ist also nicht nur aus individueller Sicht<br />
vorteilhaft, sondern hat auch für die<br />
Gesellschaft einen wichtigen Nutzen.<br />
Demography-Shifting als Antwort auf den<br />
Asset-Melt-Down<br />
Durch eine weltweite Nutzung der<br />
Chancen des demographischen Wandels<br />
können nicht nur die Renditeaussichten<br />
erweitert, sondern auch die Risiken<br />
branchen- und länderübergreifend<br />
gestreut werden. Ältere Volkswirtschaften<br />
bilden die Basis einer solchen<br />
Fondsstrategie. Diese werden je nach<br />
Risikoneigung durch risikoreichere aber<br />
zugleich rendite- und wachstumsstärkere<br />
Investments in jüngeren Volkswirtschaften<br />
ersetzt. Dieses neue Vorgehen wird<br />
mit Demography-Shifting bezeichnet, bei<br />
dem gealterte Volkswirtschaften gegen<br />
jüngere sukzessive ausgetauscht werden.<br />
Hierdurch wird ein langfristig stabiles<br />
Renditepotential geschaffen, das von<br />
Trendphasen einzelner Volkswirtschaften<br />
weitgehend unabhängig ist. Vorstellbar<br />
wäre es beispielsweise, Investitionen im<br />
alten Japan durch Anlagen in verhältnismäßig<br />
jungen Ländern wie China, Indien<br />
oder Brasilien zu ersetzen. Neben den Diversifikations-<br />
und Renditeaspekten dient<br />
die Internationalisierung des Investments<br />
einer weitgehenden Immunisierung gegen<br />
einen drohenden Asset-Meltdown.<br />
Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Peter Steiner<br />
Studentische Teammitglieder: Michael Bock, Günter Ehweiner,<br />
Volkmar Lautscham, Georg Meßner, Christiane Stangl<br />
Private Pensionsvorsorge und Lebenszyklusstrategien:<br />
„Ein neues Geschäftsfeld<br />
für Banken?“<br />
Die Themen Pensionsreform und private<br />
Pensionsvorsorge scheinen aktueller denn<br />
je. In vielen Industrieländern gestaltet<br />
sich die Finanzierbarkeit des staatlichen<br />
Pensionssystems seit geraumer Zeit<br />
immer schwieriger. Der Grund dafür<br />
liegt unter anderem in der Veränderung<br />
der Alterspyramide. Die Zahl der älteren<br />
Menschen nimmt stetig zu, ebenso<br />
wie die Lebenserwartung. Gleichzeitig<br />
ist ein Rückgang der Geburtenrate zu<br />
verzeichnen. Eine relativ niedrige Frauenerwerbsquote<br />
trägt das Übrige dazu bei,<br />
eine Änderung im umlagenfinanzierten,<br />
staatlichen Pensionssystem notwendig<br />
werden zu lassen. Da die staatliche Pension<br />
durch den Generationenvertrag <strong>aller</strong><br />
Voraussicht nach nicht mehr zur Gänze<br />
sichergestellt werden kann, ist eine Senkung<br />
des gesetzlichen Pensionsniveaus<br />
erforderlich. Dies hat zur Folge, dass die<br />
Ergänzung der als erster Säule bezeichneten<br />
staatlichen Pensionsvorsorge unumgänglich<br />
werden wird, um die entstehende<br />
„Versorgungslücke“ zu schließen.<br />
Für die Banken eröffnet sich dadurch die<br />
Möglichkeit, sich in einem bereits bestehenden<br />
Geschäftsfeld – dem der privaten<br />
Pensionsvorsorge – neu zu positionieren<br />
und die Kunden durch das Angebot einer<br />
breiten Palette individuell ausgestalteter<br />
Vorsorgeprodukte zu unterstützen.<br />
Empirische Fundierung<br />
Dass eindeutiger Bedarf an Vorsorgeprodukten<br />
besteht, wird durch die<br />
Ergebnisse einer Umfrage, die an einer<br />
Universität unter 1400 Studierenden<br />
und 200 Bediensteten zum Thema<br />
„Private Pensionsvorsorge“ durchge-<br />
führt wurde, untermauert. Die aufschlussreichsten<br />
Ergebnisse wurden in<br />
den Themenbereichen: „Forcierung des<br />
e-Bankings“, „Flexibilität in Bezug auf<br />
die finanziellen Lebenszyklen der Vorsorgenden“<br />
und „Angebot einer Vielzahl<br />
von Produkten durch einen einzigen<br />
Finanzdienstleister (Hausbank)“ erzielt.<br />
Implementierung des Allfinanzkonzeptes<br />
Die Betreuung des Kunden durch nur<br />
eine Bank lässt sich durch die Umsetzung<br />
des sogenannten „Allfinanzkonzeptes“<br />
erreichen. Dabei entsteht für die Bank<br />
die Möglichkeit, dem Kunden über die<br />
„herkömmlichen“ Bankleistungen hinaus<br />
weitere Finanzdienstleistungen „aus<br />
einer Hand“ anbieten zu können.<br />
Ein großer Vorteil, der sich daraus für<br />
den Finanzdienstleister ergibt, ist die<br />
erhöhte Kundenbindung, die es ermöglicht,<br />
die Risikoneigung der Kunden<br />
besser einzuschätzen, sie adäquat zu<br />
implementieren und in weiterer Folge<br />
passend darauf zu reagieren.<br />
Ein wesentlicher positiver Aspekt, der<br />
sich daraus für den Kunden ergibt, ist die<br />
individuelle Betreuung durch die Bank,<br />
welche es dieser wiederum ermöglicht,<br />
eine auf die jeweilige Lebenssituation<br />
perfekt zugeschnittene Produktpalette<br />
anbieten zu können. Es wird also eine<br />
Anpassung des Produktprogramms an<br />
die verschiedenen Lebensphasen und<br />
damit die Realisation eines Lebenszyklusmodells<br />
möglich. Zudem existiert der<br />
Wunsch nach einer Individualisierung der<br />
Finanzbetreuung, welchem, wie oben beschrieben,<br />
durch die Weiterentwicklung<br />
des sogenannten „Relationship Banking“<br />
Rechnung getragen werden kann.
38 POSTBANK FINANCE AWARD 39<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - HAMBURG<br />
® 2004/05 - GRAZ<br />
Relationship Banking + Marktpolitik<br />
Die Vorteile, die für Bank und Kunden<br />
aus dem Vorliegen einer Kundenbeziehung<br />
im Sinne des Relationship Banking<br />
resultieren, sind vielfältig und hängen in<br />
der Praxis von zahlreichen Faktoren ab.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wurde versucht,<br />
ein Modell zu entwickeln, das<br />
es Banken ermöglicht, die Qualität von<br />
Kundenbeziehungen quantifizierbar zu<br />
machen. Dies erfolgt über eine Operationalisierung<br />
der Faktoren Langfristigkeit,<br />
Produktvielfalt und Volumen in einem<br />
dreidimensionalen Modell, das eine Segmentierung<br />
von Kundengruppen nach<br />
der Intensität der jeweiligen Kundenbeziehung<br />
vorsieht. Während bisher Kunden<br />
vor allem in Hinblick auf das für sie<br />
verwaltete Vermögen betrachtet wurden,<br />
wird nun mit Hilfe dieses Modells eine<br />
umfassendere und objektivere Beurteilungsmethode<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Zudem ergeben sich über die Positionierung<br />
der Bank im Pensionsvorsorgemarkt<br />
zahlreiche Möglichkeiten. Es<br />
kann der Bank gelingen, eine Marke<br />
neu zu etablieren, neue Kundenkreise<br />
zu erschließen oder etwa über Cross-<br />
Selling auch andere Produkte in neuen<br />
und bestehenden Kundenkreisen zu<br />
vertreiben. Zu all dem kann die Bank<br />
auf ein bestehendes Vertriebs- und<br />
Beraternetz und oftmals auf bestehende<br />
eBanking Infrastruktur zurückgreifen.<br />
I²-Banking<br />
Durch die Umsetzung des Allfinanzkonzeptes<br />
sind Banken in der Lage, einen<br />
Kunden durch sämtliche Finanzbedürfnisse<br />
im Laufe seines Lebens zu begleiten.<br />
Um der daraus resultierenden Beratungsverantwortung<br />
gewachsen zu sein,<br />
ist die Einführung effizienzsteigernder<br />
Technologien notwendig, die sowohl für<br />
die Bank als auch für den Kunden eine<br />
Flexibilisierung von Interaktionen und<br />
eine Optimierung der Geschäftsbeziehung<br />
ermöglichen. Zur Erreichung dieses<br />
Ziels bietet sich der Ausbau der bereits<br />
vorhandenen Online-Banking Infrastruktur<br />
zu einem intelligenten Internetportal<br />
(I²-Banking steht für Intelligent Internet<br />
Banking) an, das dem Kunden neben<br />
umfassenden Transaktionsdienstleistungen<br />
auch übersichtliche Reporting-Tools<br />
und optimale Online-Beratungsleistungen<br />
bietet. Zusätzlich schafft ein solches System<br />
ideale Voraussetzungen zur kostenschonenden<br />
Sammlung kundenbezogener<br />
Daten, die im Sinne des Relationship<br />
Banking und zur Erstellung von individualisierten<br />
Marketing- und Beratungsaktionen<br />
verwendet werden können.<br />
HWP - Hamburger Universität für<br />
Wirtschaft und Politik<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Alexander Bassen<br />
Studentische Teammitglieder: Sonja Braun, René Klein, Anna-Lena Röhrs,<br />
Helge Schulze, Lars Vogel<br />
Die zahlreichen Reformen im umlagenfinanzierten<br />
Rentensystem sind Ausdruck<br />
eines zunehmenden Rückzugs<br />
des Staates auf dem Gebiet der sozialen<br />
Sicherung. Das bisherige 3-Säulen-Modell<br />
fand Ablösung durch das 3-Schichten-<br />
Modell und die Private Altersvorsorge<br />
rückt stärker in den Blickpunkt öffentlicher<br />
Wahrnehmung. Im Zuge wachsender<br />
Versorgungslücken als Ausdruck<br />
steigender Sparnotwendigkeit obliegt<br />
es dem Bürger, durch private Vorsorgemaßnahmen,<br />
so denn die Sparfähigkeit<br />
gegeben ist, ausgleichende Maßnahmen<br />
zu realisieren. Für den Finanzsektor bedeutet<br />
dies <strong>aller</strong> Prognose nach enorme<br />
Zuflüsse in langfristige Geldvermögensbildung.<br />
Dieses Sparverhalten wird durch<br />
die, maßgeblich von Modigliani konzipierte,<br />
Lebenszyklustheorie modelliert.<br />
Im Sinn einer angestrebten Konsumglättung<br />
über das Leben hinweg findet<br />
ein sukzessiver Anstieg der Sparquote<br />
während des Erwerbslebens statt. Auch<br />
wenn sich der Modellverlauf empirisch in<br />
Deutschland bisher nicht in Gänze bestätigt,<br />
hat insbesondere der ansteigende<br />
Sparverlauf im Erwerbsleben Gültigkeit.<br />
Produkte der Privaten Altersvorsorge<br />
sind charakterisiert durch die Größen<br />
Rendite, Risiko, Liquidität sowie Absicherung<br />
biometrischer Risiken, wobei<br />
generell zwischen diesen Merkmalen<br />
Trade-off Beziehungen bestehen. Durch<br />
verschiedene Phasen und Entwicklungen<br />
im Lebenszyklus ergeben sich wechselnde<br />
Idealansprüche an die Konstellation<br />
der vier Größen. Dies kann im Rahmen<br />
einer Lebenszyklusstrategie berücksichtigt<br />
werden. Dabei wird unmittelbar<br />
das mögliche Potential für eine langfristige<br />
Kundenbindung deutlich.<br />
Vor dem Hintergrund der Probleme des<br />
Retail-Banking, die sich auf der Ertrags-<br />
seite gerade durch eine mangelhafte<br />
Kundenbindung und die oft zitierte<br />
niedrige Cross-Selling-Quote ergeben<br />
haben, stellt das Geschäftfeld Private<br />
Altersvorsorge ein enormes Lösungspotential<br />
dar. Gerade für die filialzentrierte<br />
Multikanalbank kann ein strategischer<br />
Fit konstatiert werden. Basierend auf<br />
dem ansteigenden Sparverlauf des<br />
Individuums und der lebensbegleitenden<br />
Versorgung von Seiten der Bank ergibt<br />
sich ein wachsender Kundenwert über<br />
die langfristige Geschäftsbeziehung<br />
und damit eine hohe Wertschöpfung.<br />
Den Kunden zu gewinnen markiert die<br />
zentrale Herausforderung im strategischen<br />
Fit. Um den Kunden zu gewinnen,<br />
ist es notwendig, dessen Bedürfnisse und<br />
Wünsche zu verinnerlichen und in eine<br />
starke Kundenorientierung umzuwandeln.<br />
Nur so kann bewerkstelligt werden,<br />
dass der Customer Buying Cycle – ein<br />
sich wiederholender Kaufprozess – kontinuierlich,<br />
wenn möglich und erforderlich,<br />
durchlaufen wird. Problematischerweise<br />
wird der Kaufprozess traditionell durch<br />
eine Black Box symbolisiert, in die verschiedene<br />
Input-Variablen einfließen und<br />
sich in einem wahrnehmbaren Output<br />
(Kauf vs. Nichtkauf) äußern. Folglich<br />
entsteht ein Dilemma, welches sich darin<br />
ausdrückt, dass einerseits Marketingmaßnahmen<br />
die Kundenbedürfnisse und<br />
-orientierung als Input-Variablen aufnehmen<br />
und umsetzen sollen, andererseits<br />
eben gerade diese im Halbdunkel<br />
der Black Box verborgen liegen. Um<br />
die geeigneten Marketingmaßnahmen<br />
entwickeln zu können, rückt die Entschlüsselung<br />
des Konsumentenverhaltens<br />
in den Fokus. Seine praktische Bedeutung<br />
für die Realisierung des strategischen<br />
Fit wird anhand der Ergebnisse<br />
einer im Rahmen dieser Untersuchung<br />
durchgeführten Befragung deutlich.
40 POSTBANK FINANCE AWARD 41<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - HAMBURG<br />
® 2004/05 - HAMBURG<br />
So glauben nur 37% der Befragten,<br />
dass ihnen die Bank eine gewünschte<br />
Private Altersvorsorge anbieten kann.<br />
Lediglich 43% könnten sich vorstellen,<br />
ihre Private Altersvorsorge umfassend<br />
in die Hände einer einzigen Bank zu<br />
legen. Diese unbefriedigenden Resultate<br />
illustrieren eine bisher mangelhafte<br />
Orientierung der Banken am Kunden.<br />
Das derzeitige Marktverhalten bedarf<br />
folglich einer grundlegenden Revision.<br />
Dafür wurde das Konsumentenverhalten<br />
in Bezug auf die Gegebenheiten<br />
der Privaten Altersvorsorge empirisch<br />
untersucht. Die Ergebnisse liefern<br />
wertvolle Erkenntnisse für die Positionierung<br />
der Bank aus Kundensicht.<br />
So ergeben sich im Konsumentenverhalten<br />
eine über- und eine untergeordnete<br />
Ebene, die von der Bank berücksichtigt<br />
werden müssen. Die übergeordnete<br />
Ebene umfasst das Konsumentenverhalten<br />
bezüglich Finanzangelegenheiten im<br />
Allgemeinen und Private Altersvorsorge<br />
im Speziellen. Eingebettet in die Erkenntnisse<br />
über die so genannten Geldtypen<br />
1 und den wachsenden finanziellen<br />
Analphabetismus 2 in der Bevölkerung<br />
ist hier das Verhalten weitgehend durch<br />
große Skepsis und geringe Eigeninitiative<br />
gekennzeichnet. Es ist ein Paradoxon des<br />
Konsumentenverhaltens zu konstatieren,<br />
welches sich trotz der allgemeinen<br />
Kenntnisnahme einer problematischen<br />
Versorgungssituation im Alter in mangelnder<br />
Planung aktiver Gegenmaßnahmen<br />
äußert. Die Banken müssen daher<br />
gezielt einem geringem Involvement und<br />
einem ausgeprägtem Aufschiebeverhalten<br />
begegnen. Als besondere Zielgruppen<br />
erweisen sich hierbei Frauen und<br />
die unter 30-jährigen, da bei diesen eine<br />
besonders starke Ausprägung vorliegt.<br />
Die untergeordnete Ebene betrifft die<br />
konkreten Einstellungen der Kunden gegenüber<br />
Anbieter und Produkt. Gerade<br />
hier liefert die durchgeführte Untersuchung<br />
bedeutende Erkenntnisse. Wie<br />
dargestellt wurde, mangelt es den Banken<br />
an einem Kompetenzzuspruch auf<br />
dem Gebiet der Privaten Altersvorsorge.<br />
Dies drücken besonders die Kunden aus,<br />
die die Qualität der Bank geringer und<br />
ihr derzeitiges Verhältnis zu dieser als<br />
weniger zufrieden einstufen. Außerdem<br />
offenbart die Bank in der wahrgenommenen<br />
Gestaltung der Kundenbeziehung<br />
gegenüber diesen Kunden in größerem<br />
Maße Eigenschaften, die eine verantwortungsvolle<br />
Umsetzung von Privater<br />
Altersvorsorge konterkarieren – maßgeblich<br />
ausgedrückt durch eine finanzielle<br />
Diskriminierung der Kunden, eher kurzfristiges<br />
Denken und Handeln, mangelnde<br />
Loyalität in schwierigen finanziellen<br />
Lagen und eine fokussierte Produkt- statt<br />
Kundenorientierung beim Verkauf. Ein<br />
durchzuführender Imagetransfer bezeichnet<br />
hier die notwendige Lösung.<br />
Für eine weiterführende Positionierung<br />
dient das Erkennen der Bedürfnisse, die<br />
sich einerseits durch eine herausragende<br />
Bedeutung in der Entscheidung für eine<br />
Private Altersvorsorge und andererseits<br />
eine gegenwärtig besonders schlechte<br />
Erfüllung durch die Angebotsseite<br />
auszeichnen. In diesem Sinne sind im<br />
Rahmen der empirischen Untersuchung<br />
besonders folgende TOP 6 relevant:<br />
1. transparente und<br />
verständliche Kostenstruktur<br />
2. gutes Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
3. garantierte und sichere Rente<br />
4. fachlich kompetente Beratung<br />
5. flexible Anpassung der PAV an<br />
meine individuelle Lebenssituation<br />
6. die Beratung nimmt meine<br />
Interessen ernst<br />
Es zeigt sich, dass über die Entschlüsselung<br />
des Konsumentenverhaltens<br />
überaus wertvolle Ansätze für konkrete<br />
Marketingmaßnahmen gewonnen<br />
werden können. Gemäß dem „Integrativprozessualer<br />
Marketingansatz“ 3 wurde<br />
mit dieser Arbeit explizit die Stufe der<br />
Informationssammlung, -auswertung<br />
und - interpretation bearbeitet. Durch<br />
die erzielten Daten wurde der Rahmen<br />
für die weiteren Phasen in der Anbieter-<br />
Nachfrage Beziehung abgesteckt. Dies<br />
umfasst unter anderem Elemente der<br />
Anbahnungsphase, wie z.B. die geeignete<br />
Marktprogrammerstellung und das zu<br />
vermittelnde Image, wichtige Leitlinien<br />
für die Phase des Abschlusses (besonders<br />
was Elemente der Beratung betrifft) und<br />
ferner Kernpunkte für die Phase der<br />
Realisierung.<br />
Das Konsumentenverhalten zu entschlüsseln<br />
und bestehende Hemmnisse<br />
des Kunden zu identifizieren hilft Kundenbedürfnisse<br />
zu verinnerlichen und<br />
Kundenorientierung auf dem Gebiet der<br />
Privaten Altersvorsorge nicht zu propagieren,<br />
sondern tatsächlich zu leben.<br />
Dies ermöglicht die Überwindung<br />
des momentanen Paradoxon des<br />
Konsumentenverhaltens und einen<br />
Aufbau langfristiger und Wert<br />
schaffender Kundenbeziehungen.<br />
¹ Vgl. Sinus Sociovision 2004.<br />
² Vgl. Leinert 2004b.<br />
³ Vgl. Mattmüller 2004, insbesondere S. 46-68.
42 POSTBANK FINANCE AWARD 43<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - HEIDENHEIM<br />
® 2004/05 - HEIDENHEIM<br />
Berufsakademie Heidenheim<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Florian Lohmann<br />
Studentische Teammitglieder: Gordon Ebert, Carina Hartmann, Jan Kern,<br />
Stefanie Leidig, Oliver Steinki<br />
Old Age Provision –<br />
Like an Escorting Chameleon<br />
Private Altersvorsorge ist uninteressant.<br />
So sehen es offensichtlich sehr viele<br />
Kunden. Von Bankenseite ist eine neue<br />
Geschäftsidee gefragt. Generell mangelt<br />
es nicht an intelligenten Konzepten aus<br />
anderen Geschäftsfeldern. In diesem<br />
Sinne muss etwas „neues Altes“ her.<br />
Zur effizienten Abdeckung sich beschleunigender<br />
dynamischer Kundenbedürfnisse<br />
ist eine innovative Produktstrategie<br />
erforderlich. Bisher werden eher solche<br />
Strategien vorgeschlagen und verfolgt,<br />
die Altersvorsorge nur rudimentär<br />
berücksichtigen, statisch sind und den<br />
Lebenszyklus des Kunden lediglich<br />
kursorisch streifen. Die zurechenbaren<br />
Produktkosten und Erträge werden<br />
allenfalls in Ansätzen an den Customer-Life-Time-Value<br />
adjustiert. Dies ist<br />
inakzeptabel. Insbesondere wenn man an<br />
das zunehmend wachsende Spannungsfeld<br />
zwischen Befriedigung der Kundenbedürfnisse,<br />
Rentabilitätserfordernis der<br />
Bank und den Konkurrenzdruck denkt.<br />
Um einen Beitrag zu leisten, wie sich<br />
eine Bank in diesem Spannungsfeld gut<br />
positionieren könnte, wurde ein Produkt<br />
konzipiert, das eine neue, qualitative Dimension<br />
der Win-Win-Situation für Bank<br />
und Kunde generiert. Die Ergebnisse der<br />
Analysen lassen sich in folgenden Thesen<br />
zusammenfassen:<br />
Das Geschäftsfeld der privaten<br />
Altersvorsorge weist ein hohes<br />
Erlöspotenzial für Banken auf.<br />
Das Erlöspotenzial mit privater Altersvorsorge<br />
gleicht dem Potenzial<br />
des gesamten Kreditgeschäfts mit<br />
privaten Haushalten. Durch die hohen<br />
Vertriebsanteile von Banken in den<br />
margenstarken Produktkategorien<br />
Publikumsfonds und Lebensversicherungen<br />
besitzen Banken eine hervorragende<br />
Ausgangsposition im Markt der<br />
privaten Altersvorsorge.<br />
Lifecycle-Intelligence bedeutet frühzeitige<br />
Aktivierung des Kunden für das<br />
Thema Altersvorsorge.<br />
Die ansteigende Lebenserwartung<br />
impliziert nicht, dass sich die Ansparphase<br />
der privaten Altersvorsorge<br />
automatisch verlängert. Eine längere<br />
Einzahlungsperiode lässt sich nur<br />
dadurch erzielen, den Kunden frühzeitig<br />
anzusprechen und zu aktivieren.<br />
Dies bedeutet für die Bank langfristige<br />
Erträge, für den Kunden eine hohe<br />
Kapitalisierung seiner Beiträge.<br />
Eine Aktivierung des Kunden für das<br />
Thema Altersvorsorge muss über intelligente<br />
Produktlösungen erfolgen.<br />
Der steigende Grad der Individualisierung<br />
steht im Gegensatz zur bisherigen<br />
Praxis, einer Vielzahl von Kunden<br />
nur standardisierte Produkte anzubieten.<br />
Der sich hierin äußernde Trade-<br />
Off erfordert aus Sicht der Banken<br />
eine solche strategische Produktlösung,<br />
die in ihren taktischen Komponenten<br />
variabel ist.<br />
Veränderungen der Kundenwünsche<br />
erfordern eine hohe Flexibilität des<br />
Produkts.<br />
Mit einem Baukastenmodell, welches<br />
sich aus festen und flexiblen Bausteinen<br />
zusammensetzt, lässt sich nicht<br />
nur der Kunde aktivieren, sondern<br />
auch auf dessen Veränderungen im<br />
Lebenszyklus optimal reagieren. Eine<br />
offene Produktarchitektur, welche die<br />
Basis eines objektiven Beratungsprozesses<br />
(mit Hilfe eines Beratungstools)<br />
darstellt, gewährleistet die Generierung<br />
höchster Qualität und Flexibilität<br />
über die gesamte Kunde-Bank-Beziehung<br />
hinweg.<br />
Oberste Priorität für Bank und Kunde<br />
ist die Sicherheit.<br />
Dem Kunden kann durch eine spezifische<br />
Asset Allocation für die Altersvorsorge<br />
eine Rendite von 5% p.<br />
a. garantiert werden, die aufgrund<br />
von Absicherungsschichten nahezu<br />
risikolos generiert werden kann. Die<br />
erzielten Überschussrenditen vereinnahmt<br />
die Bank als Gegenleistung für<br />
ihr Garantieversprechen. Die fehlende<br />
Kongruenz von Ansparphase, Deckung<br />
der individuellen Versorgungslücke<br />
und Auszahlungsphase eröffnet<br />
im Rahmen der langen Laufzeit ein<br />
Zeitfenster, nicht nur laufende Erträge,<br />
sondern auch einen positiven Refinanzierungseffekt<br />
zu erzielen.<br />
Private Altersvorsorge ermöglicht den<br />
Geschäftsbanken den Rückzug aus dem<br />
Preiswettbewerb des Retailbanking.<br />
Durch die Entwicklung individueller<br />
Beratungslösungen, die nur schwer<br />
imitierbar sind, kann sich die Bank<br />
von ihrer Konkurrenz abheben.<br />
Dabei kommt Banken zu Gute, dass<br />
sie über eine bessere Reputation im<br />
Altersvorsorgemarkt verfügen als ihre<br />
Konkurrenten. So lässt sich durch eine<br />
Besinnung auf die Beratung als Kernkompetenz<br />
das Cross Selling-Dilemma<br />
(Subventionierung eines Produktes<br />
in der Hoffnung erhöhten Absatzes<br />
anderer) vermeiden.<br />
Eine nachhaltige Win-Win-Situation ist<br />
nur auf Basis einer tiefgehenden, vertrauensvollen<br />
Kooperationsbereitschaft<br />
zwischen Bank und Kunde realisierbar.<br />
Die individuelle Betrachtung des Kunden<br />
stellt eine Weiterentwicklung der<br />
bisher praktizierten Kundensegmentierung<br />
dar. Somit ließe sich eine Harmonie<br />
in Perzeption, Aktion und Bindung<br />
im Interesse sowohl von Bank als auch<br />
von Kunde realisieren. Ergebnis dieses<br />
idealtypischen Ablaufs der Kunde-<br />
Bank- Beziehung ist die Schaffung<br />
einer nachhaltigen Win-Win-Situation.
Jugendphase<br />
Abschluss eines<br />
Altersvorsorgeplanes<br />
durch<br />
die Eltern eines<br />
Neugeborenen<br />
Kunde wird voll<br />
geschäftsfahig<br />
(18 Jahre)<br />
44 POSTBANK FINANCE AWARD 45<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - HOF<br />
® 2004/05 - HOF<br />
Fachhochschule Hof<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Christof Aignesberger<br />
Studentische Teammitglieder: Anja Dietze, Uwe Haase, Nadin Köber,<br />
Melanie Pöhlmann, Jörg Reinold<br />
Vorsorge für das Alter zu betreiben,<br />
wird zunehmend Aufgabe jedes Einzelnen<br />
von uns. Der Generationenvertrag<br />
hat ausgedient und muss durch ein<br />
modernes, an die künftigen Zustände<br />
angepasstes System der Altersvorsorge<br />
ersetzt werden. Dabei kann durch die<br />
gesetzliche Rente nur noch eine Basisversorgung<br />
sichergestellt werden. Um<br />
den gewohnten Lebensstandard auch<br />
im Alter beibehalten zu können, muss<br />
zusätzlich in Eigeninitiative vorgesorgt<br />
werden. Die private Altersvorsorge stellt<br />
für Banken ein Wachstumspotenzial dar,<br />
welches ihnen in Zukunft ermöglichen<br />
kann, sich im Vergleich mit internationalen<br />
Wettbewerbern zu behaupten.<br />
Erwerbstätigkeitsphase<br />
Studium<br />
Arbeitsplatz mit hohem<br />
Einkommen<br />
Arbeitsplatz mit niedrigem bis<br />
mittlerem Einkommen<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Kunde erreicht<br />
Rentenalter<br />
(65 Jahre)<br />
Ruhestandsphase<br />
Arbeitsplatz mit niedrigem bis mittlerem<br />
Einkommen<br />
Ausbildung Rentenbezug<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Lebensphasenmodell<br />
Rentenbezug<br />
Tod<br />
Aufgrund der Vielzahl von gesetzlichen<br />
Änderungen nimmt die Komplexität<br />
der Altersvorsorge-Thematik ständig zu.<br />
Es existieren vielfältige Möglichkeiten,<br />
sich für das Alter abzusichern. Deshalb<br />
ist es die Aufgabe des Kreditinstitutes,<br />
die Leistung insgesamt für den Kunden<br />
transparenter erscheinen zu lassen.<br />
Hierbei muss sichergestellt werden, dass<br />
dem Kunden in jeder Lebenssituation<br />
eine optimale Beratung zuteil wird.<br />
Doch die Altersvorsorge sollte für den<br />
Kunden nicht nur weniger komplex,<br />
sondern auch individueller und flexibler<br />
gestaltet werden. Entscheidend für den<br />
Erfolg einer Bank ist die Abstimmung<br />
zwischen dem Altersvorsorgeprodukt<br />
und den konkreten Bedürfnissen des<br />
Kunden. Um die bestmögliche Lösung<br />
sicherstellen zu können, sollte<br />
sich eine Bank an den verschiedenen<br />
Phasen im Leben eines Kunden orientieren.<br />
Dies haben wir in unserem<br />
Lebensphasenmodell dargestellt.<br />
Die Grundidee unseres Konzeptes<br />
besteht darin, bereits im Kindesalter, idealerweise<br />
von Geburt an, mit der Altersvorsorge<br />
zu beginnen. Hintergrund sind<br />
Zinseszinseffekte, von denen der Kunde<br />
bei möglichst langer Vertragslaufzeit<br />
besonders profitiert. Andererseits bieten<br />
sich der Bank hier Chancen, den Kunden<br />
frühzeitig an sich zu binden. Sobald<br />
es gelungen, ist eine Beziehung zum<br />
Kunden aufzubauen, muss der moderne<br />
Finanzdienstleister durch das Angebot<br />
maßgeschneiderter Produkte an ihrem<br />
Fortbestehen arbeiten.<br />
Cross- und Up-Selling entlang des Lebenszyklus<br />
eines Kunden ermöglichen<br />
einer Bank, langfristig höhere Deckungsbeiträge<br />
aus der Kundenbeziehung zu<br />
erzielen. Dabei muss das Kreditinstitut<br />
die Bedürfnisse des Kunden antizipieren<br />
und nach dem Grundsatz „Was benötigt<br />
der Kunde als nächstes?“ vorgehen.<br />
Um im Cross-Selling erfolgreich zu<br />
sein, muss sich eine Bank die Frage<br />
stellen, in welchen Bereichen sich ihre<br />
Kernkompetenzen befinden. Auf Basis<br />
dieser Überlegungen wählt die Bank<br />
Produkte aus, mit denen sie den Anforderungen<br />
ihrer Zielkunden gerecht wird.<br />
Während sich der Finanzdienstleister<br />
auf die primäre Wertschöpfung in der<br />
Kundenberatung konzentriert, können<br />
überflüssige Fixkosten in Randbereichen<br />
abgebaut werden.<br />
Gerade durch exzellente Beratung<br />
im Bereich Altersvorsorge hat die<br />
Bank die Möglichkeit, sich von ihren<br />
Wettbewerbern zu differenzieren. Ist der<br />
Kunde von den Leistungen seiner Bank<br />
überzeugt, so wird er ihr zufriedener<br />
und loyaler gegenüber stehen.<br />
Bindung durch Vorsorge wird damit<br />
zum Leitmotiv für den erfolgreichen<br />
Finanzdienstleister der Zukunft.
46 POSTBANK FINANCE AWARD 47<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - JENA<br />
® 2004/05 - JENA<br />
Fachhochschule Jena<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Helmut Geyer<br />
Studentische Teammitglieder: Robert Höfig, Thomas Schönfeld,<br />
Carsten Wagner<br />
Die Bevölkerungsstruktur Deutschlands<br />
wird in den nächsten Jahrzehnten einen<br />
demographischen Wandel vollziehen.<br />
Unsere sozialen Sicherungssysteme sind<br />
aufgrund dieser Veränderungen in der<br />
heutigen Form zukünftig nicht mehr<br />
finanzierbar. Die vorliegende Arbeit<br />
betrachtet in diesem Zusammenhang<br />
abgegrenzt die Alterssicherungssysteme.<br />
Die umlagenfinanzierte gesetzliche<br />
Rentenversicherung alleine kann in ihrer<br />
jetzigen Form für zukünftige Generationen<br />
keine ausreichende Absicherung<br />
im Alter garantieren. Nur eine kapitalgedeckte<br />
private Altersvorsorge als<br />
zusätzliche Säule der Einkünfte im Alter<br />
kann diese Lücke schließen. Da der Staat<br />
und die Versicherungswirtschaft gleichermaßen<br />
von einer privaten Eigenvorsorge<br />
des Bürgers profitieren, forcieren<br />
sie ihre Anstrengungen und versuchen<br />
durch umfangreiche Informationen und<br />
geförderte Produkte vielfältige Vorsorgeanreize<br />
zu setzten. Die Ergebnisse<br />
bleiben jedoch hinter den Erwartungen<br />
zurück. Umfragen zufolge sind zwar drei<br />
Viertel der Erwerbstätigen der Meinung,<br />
die Versorgungslücke durch private<br />
Altersvorsorge schließen zu müssen,<br />
aber nur acht Prozent haben bereits<br />
einen Vertrag abgeschlossen. 1 Welche<br />
Gründe gibt es für die Zurückhaltung?<br />
An dieser entscheidenden Stelle setzt die<br />
vorliegende Arbeit an. Die systematische<br />
„Fehlersuche“ macht eine chronologische<br />
Einteilung der Altersvorsorge nach<br />
ihrer Entstehung notwendig. Betrachtet<br />
werden drei Phasen: die Entscheidungsphase,<br />
die Ressourcenabschätzung und<br />
die Produktwahl. In der Entscheidungsphase<br />
soll festgestellt werden, ob Bürger<br />
sich bewusst gegen Altersvorsorge<br />
entscheiden oder ihre Zurückhaltung<br />
aus einer mangelnden Wahrnehmung<br />
der Altersvorsorgeproblematik resultiert.<br />
Letzteres konnte im Rahmen der Arbeit<br />
widerlegt werden. Dagegen stellten<br />
die Autoren fest, dass auf dem zu<br />
befriedigenden Sicherheitsbedürfnis, zu<br />
dem auch die Altersvorsorge zählt, drei<br />
Motivationshemmer lasten. Zum einen<br />
bewirkt eine zu geringe Informationspersonalisierung,<br />
dass keine Transformation<br />
des abstrakten Problems der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung in ein individuelles<br />
Vorsorgeproblem erfolgt. Eine mögliche<br />
Lösung wäre die Visualisierung der<br />
persönlichen Rentenansprüche durch die<br />
institutsinterne Einbindung eines informativen<br />
Vorsorgemoduls in die bestehende<br />
Online-Banking-Maske oder die<br />
Schaffung eines institutsübergreifenden<br />
Renteninformationssystems nach dem<br />
dänischen Vorbild „PensionsInfo“. Als<br />
weitere Motivationshemmer werden von<br />
den Autoren die Zeitpräferenzrate von<br />
Konsum und Sparneigung, der überdurchschnittlich<br />
steigende Wertverfall<br />
von weit in der Zukunft liegenden Einzahlungen<br />
(hyperbolische Abdiskontierung)<br />
sowie die suggerierte Sicherheit einer<br />
gesetzlichen „Restrente“ identifiziert.<br />
Die Phase der Ressourcenabschätzung<br />
umfasst die Fragestellung, ob private<br />
Altersvorsorge als zusätzliche Belastung<br />
durch den Bürger finanzierbar ist. Hier<br />
ergab sich ein gemischtes Bild. Einem<br />
Teil der Haushalte fehlt die Sparfähigkeit,<br />
die jedoch Voraussetzung der privaten<br />
Altersvorsorge ist. Die staatliche Sparförderung<br />
läuft hier ins Leere. Der weit<br />
größere Teil der Bevölkerung wäre jedoch<br />
grundsätzlich in der Lage, die finanziellen<br />
Mittel für seine private Vorsorge aus der<br />
vorhandenen Sparleistung aufzubringen.<br />
Fehlende finanzielle Mittel sind somit<br />
kein Grund für die Zurückhaltung in<br />
Vorsorgedingen. Ein wichtiger Bestandteil<br />
der Arbeit ist die Betrachtung der Phase<br />
der Produktwahl. Auch wenn Vorsorgeprodukte<br />
durch gesetzliche Vorgaben bereits<br />
an Transparenz und Vergleichbarkeit<br />
gewonnen haben, offenbaren sich noch<br />
große Mängel. Viele Kunden scheitern<br />
an unflexiblen Vertragsbedingungen, die<br />
wenig Rücksicht auf vorhersehbare wie<br />
plötzliche Lebensumstände nehmen. Vorzeitige<br />
Kündigungen führen in der Folge<br />
zum Abbruch von Kundenbeziehungen<br />
und im schlimmsten Fall auch zum Abbruch<br />
sämtlicher Vorsorgebemühungen.<br />
Ein möglicher Lösungsansatz wird in der<br />
Trennung von Grundsatzentscheidung<br />
für Vorsorge und Produktwahl gesehen.<br />
Weiterhin zeigen die Autoren auf, wie<br />
im Rahmen einer Weiterentwicklung<br />
des Target Costing zum Target Insuring<br />
flexible und streng an den Kundenbedürfnissen<br />
orientierte Vorsorgeprodukte<br />
der Zukunft kalkuliert werden können.<br />
Überblickend stellen die Autoren fest,<br />
dass private Altersvorsorge im Rahmen<br />
eines Allfinanzkonzepts eines<br />
der wichtigsten Geschäftsfelder der<br />
Banken darstellt. Dabei ist die Motivation<br />
der Bürger und die Flexibilisierung<br />
der angebotenen Vorsorgeprodukte<br />
ein unerlässlicher Schritt, um Kunden<br />
über den gesamten Lebenszyklus hinweg<br />
an die Bank binden zu können.<br />
¹ Vgl. Bundesverband deutscher Banken,<br />
Argumente zum Finanzmarkt, (2002), S.3.
Lebensalter<br />
in Jahren<br />
Über 50<br />
41 bis 50<br />
31 bis 40<br />
21 bis 30<br />
16 bis 20<br />
48 POSTBANK FINANCE AWARD 49<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - KOBLENZ<br />
® 2004/05 - KOBLENZ<br />
Fachhochschule Koblenz<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Heinrich Bockholt<br />
Studentische Teammitglieder: Efrem Abera, Christian Baltes,<br />
Christian Helleken, Michael Winkenbach<br />
„Das Märchen von der sicheren Rente“<br />
Die Leistungen aus der gesetzlichen<br />
Rente reichen aufgrund weitreichender<br />
Änderungen im Steuerrecht zukünftig<br />
nicht mehr aus, um den Lebensstandard<br />
im Rentenalter zu sichern. Demographische<br />
Entwicklungen in Deutschland sind<br />
für das Scheitern des Generationenvertrages<br />
als Finanzierungsinstrument der<br />
Alterssicherungssysteme verantwortlich.<br />
Die meisten pflichtversicherten Beitragszahler<br />
haben mittlerweile realisiert, dass<br />
die sicheren Renten, auch in deren Höhe,<br />
eine Illusion waren. Die Notwendigkeit<br />
für den Aufbau einer zusätzlichen<br />
Vorsorge, um zukünftige Versorgungslücken<br />
zu schließen, hat sich im Bewusstsein<br />
der Betroffenen verankert.<br />
Der Otto–Normalverbraucher ist in einem<br />
Dschungel von Vorsorgealternativen<br />
auf sich alleine gestellt. Den Kreditinstituten<br />
mangelt es an der Bereitschaft<br />
1.5.5 2.5.5 3.5.5<br />
1.5.4 2.5.4 3.5.4<br />
1.5.3 2.5.3 3.5.3<br />
1.5.2 2.5.2 3.5.2<br />
1.5.1<br />
1.4.1<br />
1.3.1<br />
1.2.1<br />
1.1.1<br />
2.5.1<br />
2.4.1<br />
2.3.1<br />
2.2.1<br />
2.1.1<br />
3.5.1<br />
3.4.1<br />
3.3.1<br />
3.2.1<br />
3.1.1<br />
Single Verheiratet Kinder<br />
Lebenssituation<br />
Lebenszyklusmatrix<br />
Arbeitsloser<br />
Angestellter<br />
Facharbeiter<br />
Einkommen/<br />
Qualifikation<br />
Selbstständiger<br />
Leit. Angestellter<br />
sich stärker als Ansprechpartner erster<br />
Wahl zu etablieren und offensiv eine<br />
kompetente Beratung, die spezifische<br />
Kundenbedürfnisse erfüllt, anzubieten.<br />
Ein stark wachsender Markt wurde lange<br />
Finanzdienstleistern und Strukturvertrieben<br />
überlassen, die sich strategisch<br />
von ihrem Nischendasein zur Marktführerschaft<br />
in einer Reihe von klassischen<br />
Geschäftsfeldern entwickeln.<br />
Die vorliegende Arbeit zeigt auf, wie<br />
zukünftige Versorgungslücken im<br />
Rentenalter entstehen und stellt die<br />
Auswirkungen der aktuellen Gesetzesänderungen<br />
auf die zukünftige Planung<br />
der privaten Altersvorsorge dar.<br />
Zusätzliche Vorsorge –<br />
oder sozialer Abstieg!<br />
Wachsende Versorgungslücken müssen<br />
über betriebliche Altersvorsorge und/<br />
oder private Altersvorsorge geschlossen<br />
werden. Reicht die Höhe der Sparbeiträge,<br />
die vom Beitragszahler geleistet<br />
werden, nicht, stellt sich eine finanzielle<br />
Unterversorgung im Alter ein. Diese führt<br />
zwangsläufig zum sozialen Abstieg.<br />
Die Vorteilhaftigkeit der betrieblichen Altersvorsorge<br />
sowohl für den Beitragszahler,<br />
als auch den Produktanbieter wird anhand<br />
einer Modellrechnung dargestellt.<br />
Lebenszyklusstrategien<br />
Die Ermittlung der optimalen Sparquote<br />
privater Altersvorsorge hängt von<br />
unterschiedlichen Faktoren ab: Der<br />
Lebenssituation, dem Lebensalter und<br />
dem Einkommen. Auch die Wohnsituation<br />
und die bisherige finanzielle<br />
Vorsorge spielen eine wichtige Rolle.<br />
Die dazu entwickelte Lebenszyklusmatrix<br />
leitet aus der Kombination<br />
dieser Faktoren die individuellen Lebenszyklusstrategien<br />
zum Aufbau<br />
einer privaten Altersvorsorge ab.<br />
Mein Kunde, das unbekannte Wesen<br />
Warum erwirtschaftet die Postbank mit<br />
einem der größten Kundenpotenziale unter<br />
den deutschen Banken verhältnismäßig<br />
geringe Erträge? Die Vermutung liegt<br />
nahe, dass es nicht gelingt, die vorhandene<br />
Kundschaft zu aktivieren. Stattdessen<br />
werden kostenintensive Maßnahmen zur<br />
Werbung von Nichtkunden ergriffen.<br />
Die verschiedenen Distributionskanäle<br />
können konsequenter mit<br />
geeigneter Kommunikationspolitik<br />
verbunden werden. Die Arbeit beleuchtet<br />
diese Felder und zeigt Alternativen<br />
für den Vertrieb auf.
50 POSTBANK FINANCE AWARD 51<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - KÖLN<br />
® 2004/05 - KÖLN<br />
Cologne Business School (cbs), Köln<br />
Betreuender Hochschullehrer: Winfried Heinrichson<br />
Studentische Teammitglieder: Arne Eisfeld, Tobias Otto, Sebastian Pacher,<br />
Patrick Stolte, Nils Wüstenhagen<br />
Ein Trend ist definiert als eine langfristige<br />
Grundrichtung eines statistisch<br />
erfassten Entwicklungsverlaufs. Wenn<br />
ein solcher Trend sich zudem auf die<br />
gesamte Gesellschaft auswirkt und<br />
sein Eintreten unumgänglich ist, so<br />
spricht man von einem Megatrend.<br />
Einer dieser Megatrends ist der demografische<br />
Wandel der Gesellschaft, der<br />
durch sinkende Geburtenraten und eine<br />
steigende Lebenserwartung charakterisiert<br />
wird. Durch diese Entwicklung verändert<br />
sich auch die Vorsorgelandschaft.<br />
Als Folge einer immer älter werdenden<br />
Gesellschaft wird das bisherige Umlageverfahren,<br />
das auf dem Generationenvertrag<br />
beruht, in Zukunft nicht mehr<br />
ausreichen, um die Ansprüche <strong>aller</strong><br />
Bürger voll zu decken. Durch die mit der<br />
Rentenreform im Jahre 2001 vollzogenen<br />
Vereinfachung der kapitalgedeckten<br />
Altersvorsorge und Veränderung der<br />
Besteuerung sollte die Versorgungslücke<br />
durch Stärkung der privaten<br />
Altersvorsorge geschlossen werden.<br />
Wie eine Studie des Allensbacher<br />
Instituts für Demoskopie zeigt, ist sich<br />
ein beträchtlicher Teil der deutschen<br />
Bevölkerung dieser drohenden Versorgungslücke<br />
keineswegs voll bewusst.<br />
So bedenklich die Existenz von Versorgungslücken<br />
für den einzelnen ist, für<br />
Unternehmen zeigt sie das vorhandene<br />
Potenzial im Altersvorsorgemarkt auf.<br />
Weitere Studien zeigen, dass Kunden<br />
häufig unzufrieden mit den gegenwärtig<br />
angebotenen Produkten der Altersvorsorge<br />
sind. Hier ist mehr Flexibilität und<br />
Individualität in der Produktgestaltung<br />
notwendig. Zusätzlich ist das Informationsbedürfnis<br />
des Kunden umfassender<br />
zu berücksichtigen. In Anbetracht<br />
des Potenzials lässt sich die Frage:<br />
„Private Altersvorsorge und<br />
Lebenszyklusstrategien –<br />
Ein neues Geschäftsfeld für Banken?“<br />
mit JA beantworten. Um erfolgreich zu<br />
sein, müssen die von Banken angebotenen<br />
Produkte jedoch die Bedürfnisse der<br />
Kunden ansprechen, Ängste nehmen und<br />
Konsumentenverhalten berücksichtigen.<br />
Die Veränderungen der gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen wie Alterseinkünftegesetz<br />
und Altersvorsorgeverträge-Zertifizierungsgesetz<br />
zeigen den Anbietern<br />
neue Pflichten, aber auch neue Möglichkeiten<br />
auf. Hier sind vor allem die<br />
neuen Zertifizierungskriterien, Vorraussetzungen<br />
für eine staatliche Förderung<br />
und der Übergang zu einer nachgelagerten<br />
Besteuerung zu beachten. Auch<br />
die neue systematische Einordnung der<br />
Kapitallebensversicherungen schafft<br />
Potenzial für die private Altersvorsorge.<br />
Neuere Erkenntnisse der Verhaltenswissenschaften<br />
zeigen, dass Anbieter nicht<br />
vom Prinzip des homo oeconomicus<br />
ausgehen können, wovon in klassischen<br />
und neoklassischen Theorien, wie die der<br />
„Life-Cycle Hypothesis“ von Modigliani<br />
und Brumberg aus dem Jahre 1954,<br />
ausgegangen wird. Menschen sind nicht<br />
immer Erwartungsnutzenmaximierer,<br />
sie handeln demnach also nicht grundsätzlich<br />
nach dem Rationalitätsprinzip,<br />
um die Vorsorge für ein gesichertes<br />
Einkommen im Alter zu schaffen.<br />
Die Entscheidungsfindung des Kunden<br />
basiert vielmehr auf mehreren intrinsischen<br />
Faktoren. Dabei besteht ein<br />
Zielkonflikt zwischen der kurzfristig<br />
konsumorientierten und der langfristig<br />
planenden Persönlichkeit, wie die<br />
Theorien von Shefrin/Thaler und Loewenstein/O’Donoghue<br />
zeigen. Dabei<br />
gehen beide Theorien von Selbstdisziplin<br />
als Notwendigkeit für das Treffen langfristiger,<br />
die kurzfristigen Bedürfnisse<br />
vernachlässigenden Entscheidungen aus.<br />
Diese Selbstdisziplin ist z.B. durch häufige<br />
Inanspruchnahme, kognitive Belastung<br />
und Stress erschöpfbar. Hierauf sollte bei<br />
der Produktgestaltung geachtet werden.<br />
Weiterhin spielen psychologische Faktoren<br />
eine wichtige Rolle, so zum Beispiel<br />
eine den Kunden ansprechende und<br />
nicht abschreckende Wortwahl oder<br />
Transparenz der Produkte und Information.<br />
Die individuellen Präferenzen des<br />
Kunden in Bezug auf Lebenszyklus und<br />
Risikominimierung werden ebenfalls<br />
noch nicht ausreichend berücksichtigt.<br />
Wie die aufgezeigten Faktoren zeigen,<br />
gibt es also eine ganze Reihe von<br />
Einflussfaktoren, die in der Produktgestaltung<br />
beachtet werden müssen.<br />
Dabei bieten die bereits vorhandenen<br />
Informationen über einzelne Kunden,<br />
das Vertrauen der Bevölkerung in die<br />
Beratungstätigkeit von Banken sowie<br />
das häufig ausgeprägte Filialnetz den<br />
Banken Vorteile gegenüber Versicherungsunternehmen<br />
und Investmentgesellschaften.<br />
Zusammenfassend<br />
sollten Produkte der Banken auf folgende<br />
Faktoren ausgerichtet sein:<br />
Komplexitätsreduktion der Produkte<br />
Flexibilität und Anpassung<br />
an den Lebenszyklus<br />
Modulare und individuelle Gestaltung<br />
Kundenorientierung<br />
durch Transparenz<br />
Sicherheitsversprechen<br />
durch Garantien<br />
Berücksichtigung der psychologischen<br />
Entscheidungsfaktoren
52 POSTBANK FINANCE AWARD 53<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - KÖLN<br />
® 2004/05 - KÖLN<br />
Fachhochschule Köln<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Christian Siller<br />
Studentische Teammitglieder: Nicole Brand, Sascha Kern, Bernhard Kneis,<br />
Heike Münz, Nadine Zitzmann<br />
Seit einiger Zeit propagieren Politik und<br />
Wirtschaft die private Altersvorsorge<br />
als Heilmittel für die sich abzeichnende<br />
Vorsorgelücke für künftige Ruheständler.<br />
Wohl zu Recht. Denn blickt man<br />
auf die demographische Entwicklung<br />
in Deutschland, ist offensichtlich, dass<br />
das System der staatlichen Altersversorgung<br />
in naher Zukunft kollabieren muss.<br />
Bislang gab es von Betroffenen schon ein<br />
latentes Bedürfnis nach privater Altersvorsorge.<br />
Dieses wird bald in offenes<br />
Marktpotenzial umschlagen. Banken<br />
werden mit Nachdruck versuchen, mit<br />
speziellen Produkten, teuren Kampagnen<br />
und vielleicht besonderem Service eine<br />
führende Position im Altersvorsorgemarkt<br />
zu erreichen. Aber können solche<br />
Schritte überhaupt zu wirklichen Unterschieden<br />
gegenüber Mitbewerbern<br />
im Markt der Altersvorsorge führen?<br />
Deutschland ist im internationalen<br />
Vergleich immer noch overbanked und<br />
gerade im Altersvorsorgemarkt sind<br />
Banken, z.B. neben Investmentfonds-<br />
Anbietern und Versicherungen, nur eine<br />
von verschiedenen Anbietergruppen.<br />
Altersvorsorge ist also ein klassischer<br />
Käufermarkt. Zudem werden die Produkte<br />
durch den Allfinanzgedanken<br />
immer homogener und Produktinnovationen<br />
können binnen kurzer Zeit<br />
imitiert werden. Hierüber eine Differenzierung<br />
und einen Wettbewerbsvorteil<br />
zu erreichen, erscheint aussichtslos.<br />
Ziel der Anbieter wird es daher sein, den<br />
Kunden durch neue Beratungsstrategien<br />
und Konzepte an sich zu binden. Der<br />
Schlüssel hierzu kann eine Lebenszyklusstrategie<br />
sein. Sie bedeutet eine bedarfsorientierte<br />
Beratung, wobei die altersspezifischen<br />
Bedürfnisse des Kunden im<br />
Vordergrund stehen. Die Bank muss in<br />
jeder Lebensphase des Kunden dessen<br />
Altersvorsorgewünsche anpassen und in<br />
die entsprechenden Produkte umsetzen.<br />
Lebenszyklusstrategie bedeutet auch<br />
und besonders: Individuelle Beratung<br />
und Bewusstseinsbildung beim Kunden.<br />
Wer mit der Vorsorge frühzeitig<br />
beginnt, hat im Alter keine finanziellen<br />
Probleme. Legt der Kunde bei Geburt<br />
1.000 € an, erhält er bei einer Verzinsung<br />
von 12 % p.a. mit 65 Jahren ein<br />
Vermögen von über 1.500.000 € ausgezahlt!<br />
Freilich ist diese Rechnung nicht<br />
inflationsbereinigt. Es zeigt aber doch<br />
die enorme Wirkung des Zeitfaktors.<br />
Vorsorge muss früh anfangen. Banken<br />
haben insoweit eine riesige Beratungsaufgabe.<br />
Wer sie löst, dürfte den entscheidenden<br />
Wettbewerbsvorteil haben.<br />
Soll eine Lebenszyklusstrategie für<br />
private Altersvorsorge entwickelt werden,<br />
ist eine Abkehr vom typischen<br />
Sortimentsgedanken der Produkte hin<br />
zu bedarfsgerechten Altersvorsorgepaketen<br />
sinnvoll. Diese können weitgehend<br />
standardisiert aus Modulen zusammengesetzt<br />
sein und flexibel angepasst<br />
werden. Im Mittelpunkt einer Beratung<br />
steht dann nicht mehr das bloße Produkt,<br />
sondern die Ziele des Kunden<br />
und die Wege zu deren Erreichung.<br />
Das Beratungskonzept der Zukunft könnte<br />
auf zwei Komponenten beruhen. Zum<br />
einen aus dem Basisvorsorgebaustein,<br />
der Elemente der privaten Grundsicherung<br />
enthält; zum anderen gehört ein<br />
Vermögensbildungsbaustein dazu, der<br />
die Verwirklichung individueller Kundenziele<br />
unterstützt. Wichtig ist es, das<br />
Konzept für den Kunden transparent,<br />
leicht verständlich und nachvollziehbar<br />
zu machen. Die Kontaktintensitäten zum<br />
Berater werden ggf. marginal steigen.<br />
Aber: sobald der Kunde seine persönlichen<br />
Vorteile erkennt, wird er Produkte<br />
von selbst nachfragen. Hierdurch können<br />
ganze Produktbündel vertrieben werden.<br />
Am stärksten wird der durchschnittliche<br />
Privatkunde von den Veränderungen<br />
der Alterssicherungssysteme betroffen<br />
sein. Das Geschäft mit Mengenkunden<br />
erscheint somit als der lukrativste Markt<br />
für modulare Altersvorsorgeprodukte.<br />
Wie kann die beschriebene Lebenszyklusstrategie<br />
praktisch umgesetzt werden?<br />
Soll das Konzept der Lebenszyklusstrategie<br />
in die bestehenden Geschäftsfelder<br />
einer Bank integriert werden, kann es zu<br />
einem Miteinander von verschiedenen<br />
Beratungsansätzen und Produktkonzepten<br />
kommen. Das kann funktionieren.<br />
Die Lösung würde eine strikte (interne)<br />
Trennung zwischen traditionellen<br />
„stand-alone-Produkten“ (z.B. Girokonto)<br />
und dem bedarfsorientierten<br />
Beratungskonzept mit seinen Produktbündeln<br />
nach sich ziehen müssen.<br />
Als Alternative dazu ist die Gründung<br />
einer „Altersvorsorgebank“ als spezielles<br />
Institut zu erwägen. Mit besonderem<br />
Image könnte sie ein unverwechselbares<br />
Beratungserlebnis für den Kunden<br />
bieten. Eine spezialisierte Marke hebt<br />
sich mit einem besonderen Beratungsansatz<br />
von der Masse der Angebote ab.<br />
Darüber hinaus bieten sich Möglichkeiten,<br />
Mehrwertleistungen außerhalb des<br />
Banksektors in die Produkte zu integrieren.<br />
Die Themen der Mehrwertleistungen<br />
müssten auf die jeweilige Lebensphase<br />
des Kunden abgestimmt werden und<br />
könnten aus den Bereichen Kultur,<br />
Sport oder Lifestyle stammen. Hier kann<br />
nicht nur der Beratungsansatz innovativ<br />
gestaltet sein, sondern auch der Vertriebsweg.<br />
Denn die Altersvorsorgebank<br />
wäre der Banktypus von morgen mit<br />
stetig wachsendem Kundenpotenzial.<br />
Welche Strategie zur erfolgreichen<br />
Implementierung gewählt wird, hängt<br />
von den bestehenden Geschäftsfeldern<br />
und Zielen der jeweiligen Bank ab. Die<br />
Altersvorsorge als Marktsegment bietet<br />
aber gerade für Banken enorme Chancen,<br />
die über die segmentsspezifische<br />
Umsetzung des Allfinanzgedankens<br />
noch verstärkt werden können.<br />
Nach alledem gilt: Private Altersvorsorge<br />
und Lebenszyklusstrategien: Ein neues<br />
Geschäftsfeld für Banken der Zukunft!
54 POSTBANK FINANCE AWARD 55<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - LÖRRACH<br />
® 2004/05 - LÖRRACH<br />
Berufsakademie Lörrach<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Manfred Herpers<br />
Studentische Teammitglieder: Mirella Arnold, Nina Bailer, Jennifer Merkle,<br />
Kathrin Lorenz, Sabrina Spindler<br />
Den gewohnten Lebensstandard auch<br />
im Alter noch halten zu können? Später<br />
ohne finanzielle Hilfe auskommen<br />
zu können? Angesichts der immer<br />
größer werdenden Probleme der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung ist<br />
es heute mehr denn je wichtig, sich<br />
privat für das Alter abzusichern.<br />
Denn durch die Tatsache einer immer älter<br />
werdenden Bevölkerung bei geringer<br />
Geburtenrate lässt sich die gesetzliche<br />
Absicherung über den Generationenvertrag<br />
nicht mehr als einzelnes Standbein<br />
zur Altersabsicherung halten. Dadurch<br />
öffnet sich ein immer größerer Markt für<br />
Altersvorsorgeprodukte. Man spricht von<br />
einem regelrechten Zukunftsmarkt, die<br />
Nachfrage nach Altersvorsorgeprodukten<br />
steigt stetig an. Bereits heute vertreiben<br />
Banken in sogenannten Allfinanzberatungen<br />
aktiv Altersvorsorgeprodukte. Dabei<br />
ist es nicht ausreichend, nur fachliches<br />
Know-how zu besitzen, vielmehr muss<br />
eine Vertrauensbasis geschaffen werden.<br />
Kundennähe und Individualität spielen<br />
eine immer größere Rolle. In sogenannten<br />
ganzheitlichen Beratungen wird<br />
individuell auf die Bedürfnisse eines<br />
jeden Einzelnen, unter Bezugnahme der<br />
Lebenszyklusphasen, eingegangen. Ob<br />
mit banktypischen Ansparplänen, mit<br />
diversen Versicherungen oder mit der<br />
Anschaffung einer Immobilie, Altersvorsorge<br />
ist weitreichend und nicht<br />
an eine bestimmte Form gebunden.<br />
Um innovative Ansätze bieten zu können,<br />
ist es vor allem entscheidend, den<br />
Wünschen des Kunden zu entsprechen.<br />
Nur wer sich in Richtung des Kunden<br />
bewegt, kann sicher sein, auch den<br />
richtigen Weg eingeschlagen zu haben.<br />
Hierbei sei zu erwähnen, dass sich die<br />
Anspruchshaltung der Menschen dahin-<br />
gehend verändert hat, dass die Themen<br />
Lebens- und Wohnqualität immer mehr<br />
an Bedeutung gewinnen. Somit auch<br />
die Wünsche bezüglich des Wohnens im<br />
Alter. Das Wohnen in beengten Pflegeheimen<br />
mit zu wenig Personal liegt nicht<br />
im Interesse der heutigen Gesellschaft.<br />
Doch wie schon heute zu beobachten<br />
ist, wird das Wohnen und die Pflege in<br />
Altersheimen immer teurer und stellt<br />
somit eine finanzielle Hürde dar.<br />
Somit ist es ratsam, in Altersvorsorge zu<br />
investieren, um ein würdevolles Altern<br />
in gewohnter Atmosphäre zu ermöglichen<br />
und dabei die finanzielle Belastung<br />
so gering wie möglich zu halten. Hier<br />
setzen unsere innovativen Gedanken an.<br />
Die Zukunft eines jeden Einzelnen ist<br />
ein Stück weit steuerbar, ob durch<br />
gesetzliche, betriebliche oder private<br />
Altersvorsorge. Das Geschäftsfeld<br />
der Banken wird dadurch weitreichender,<br />
die Betreuung intensiver.<br />
Berufsakademie Lörrach<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Jürgen Schenk<br />
Studentische Teammitglieder: Johannes Dietrich, Florian Gessert,<br />
Jens Hacker, Sebastian Müllerschön, Patrick Wölker<br />
Das Thema private Altersvorsorge hat<br />
im Zuge der Rentenreform 2001 und<br />
der Änderungen durch das Alterseinkünftegesetz<br />
ab 2005 erheblich an<br />
Bedeutung gewonnen. Verdeutlicht<br />
wurde dies auch durch die Medienpräsenz<br />
in der zweiten Jahreshälfte 2004.<br />
Auch die demographische Entwicklung<br />
spielt hier eine bedeutende Rolle.<br />
Die alternde Bevölkerung, die unter<br />
anderem aus der steigenden Lebenserwartung<br />
resultiert, und der Rückgang<br />
der Geburtenrate führen zu einer<br />
Verschiebung in der Alterspyramide.<br />
Diese demographische Entwicklung und<br />
der Rückgang der Leistungen aus der<br />
gesetzlichen Rentenversicherung erhöhen<br />
den Bedarf an privater Altersvorsorge,<br />
damit der Lebensstandard auch nach<br />
Ausscheiden aus dem Berufsleben gehalten<br />
werden kann. Auch die Existenzsicherung<br />
und die Hinterbliebenenabsicherung<br />
zählen zum Geschäftsfeld der privaten<br />
Altersvorsorge, da die Altersvorsorge von<br />
diesen beiden Risiken erheblich abhängt.<br />
Das aus diesem Grund boomende Geschäftsfeld<br />
der privaten Altersvorsorge<br />
wird bis heute erfolgreich von Versicherungen<br />
belegt. Der Marktanteil der<br />
Vorsorgeprodukte, die über Banken vertrieben<br />
werden, ist gering. Doch gerade<br />
im Bankensektor, in dem die Margen seit<br />
einigen Jahren fallen und Wege aus dieser<br />
Krise gesucht werden, könnte dieses<br />
Geschäftsfeld eine neue Chance bieten.<br />
Beim Markteintritt in ein neues<br />
Geschäftsfeld können jedoch Probleme<br />
auftreten, die sich wie folgt darstellen,<br />
aber durchaus lösbar sind.<br />
Erstens sollte der Aufbruch auf<br />
„neues Terrain“ rentabel sein und<br />
die bisherigen Margen anheben.<br />
Zweitens muss hierfür ein Geschäftsmodell<br />
gefunden werden, welches die<br />
Kosten gering hält.<br />
Drittens muss die Bereitschaft des<br />
Kunden, private Altersvorsorgeprodukte<br />
bei einer Bank zu erwerben, geweckt<br />
werden.<br />
Dies geschieht jedoch nur, wenn<br />
er sich gut beraten fühlt und seine<br />
Altersvorsorge überblicken kann.<br />
Hier tritt bereits das vierte und letzte<br />
Problem auf. Kann ein Banker Versicherungsprodukte<br />
verkaufen, bzw. kann er<br />
auch eine ausreichende Beratungsleistung<br />
erbringen?<br />
Nach Analyse und Zusammenfassung<br />
dieser Probleme erkennt man, dass diese<br />
durch ein geeignetes Produkt gelöst<br />
werden können:<br />
Dem „All-In-One“-Vertrag.<br />
Dieser Vertrag soll es dem Kunden<br />
ermöglichen, einen gleichmäßigen,<br />
prozentualen Anteil seines Einkommens<br />
als finanziellen Beitrag zur privaten<br />
Altersvorsorge aufzubringen. Dabei<br />
werden innerhalb des Produktes die drei<br />
Hauptgruppen von Vorsorgeprodukten<br />
(Kapitalvorsorge, Existenzsicherung,<br />
Hinterbliebenenabsicherung) mit dem<br />
Gesamtbeitrag des Kunden eingekauft,<br />
das heißt, die Bank fungiert als Vertriebsbank.<br />
Die Gewichtung der einzelnen<br />
Vorsorgeprodukte innerhalb des Vertrages<br />
liegt deshalb bei der Bank.<br />
Hier kommt das Lebenszyklusmodell<br />
nach Schweitzer zum Tragen, denn es<br />
unterteilt das Leben in sechs Phasen,<br />
welche eine Kategorisierung des betreffenden<br />
Kunden ermöglichen. In der jeweiligen<br />
Phase kann dann der Bedarf an<br />
Vorsorge der jeweiligen Hauptgruppen
56 POSTBANK FINANCE AWARD 57<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - LUDWIGSHAFEN AM RHEIN<br />
® 2004/05 - LÖRRACH<br />
mit Hilfe des Modells bestimmt werden.<br />
Die hinterlegten Versicherungsprodukte<br />
werden beim „All-In-One“-Vertrag, wie<br />
bereits erwähnt, von der Bank bei einem<br />
Versicherungsunternehmen eingekauft.<br />
Somit wird ein Ertrag lediglich über den<br />
Provisionserlös generiert.<br />
Somit kann die notwendige Rentabilität<br />
durch geringe laufende Kosten und geringe<br />
Kosten für die Produkteinführung<br />
erzielt werden.<br />
Auch der Mitarbeiter wird einerseits aufgrund<br />
der Provision, die er beim Verkauf<br />
eines Vertrages verdient, andererseits<br />
aufgrund der geringen Komplexität das<br />
Produkt verkaufen, und auch die nötige<br />
Beratungsleistung erbringen können.<br />
Dies schlägt sich auch auf den Kunden<br />
nieder, denn wenn dieser sich gut<br />
beraten fühlt und eine gut strukturiertes<br />
Produkt vor sich sieht, wird er auch bei<br />
einer Bank ein Altersvorsorgeprodukt<br />
erwerben.<br />
Dieses Produkt ermöglicht es somit der<br />
Bank, sich erfolgreich auf dem neuen<br />
Geschäftsfeld der privaten Altersvorsorge<br />
zu bewegen.<br />
Fachhochschule Ludwigshafen am Rhein -<br />
<strong>Hochschule</strong> für Wirtschaft<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Hartmut Walz<br />
Studentische Teammitglieder: Dominik Dörfer, Guido Gerstner,<br />
Steffen Hahn, Sven Sattler<br />
Individual proVISION –<br />
Plan ahead for the future<br />
Der demographische Wandel und die<br />
Schwäche des sozialen Systems in<br />
Deutschland zwingen die Bevölkerung zu<br />
sparen und selbst für das Alter vorzusorgen.<br />
Da die Bürger durch die Informationsflut<br />
aus den Medien und die Vielfalt<br />
an Produkten sowohl verängstigt als auch<br />
verunsichert sind, ist es sowohl die Aufgabe<br />
als auch die Chance der Banken,<br />
den Kunden bedarfsgerecht zu beraten.<br />
Im Markt der privaten und betrieblichen<br />
Altersvorsorge steckt ein enorm großes<br />
Potenzial, von dem die Postbank ungemein<br />
profitieren kann. Dieses Thema wird<br />
mit der vorliegenden Arbeit, „Individual<br />
proVISION – Plan ahead for the future“,<br />
ausgehend von einer SWOT-Analyse,<br />
näher beleuchtet. Anhand einer Analyse<br />
der aktuellen Situation des Marktes und<br />
der Postbank wurden konkrete Handlungsempfehlungen<br />
für eine erfolgreiche<br />
Platzierung am Markt erarbeitet.<br />
Weiterhin haben wir das Beratungstool<br />
„PB Individual proVISION“ zur Vereinfachung<br />
der Arbeitsabläufe und Steigerung<br />
der Abschlussquote entwickelt.<br />
Analyse der Postbank bezüglich des deutschen<br />
Marktes für private Altersvorsorge<br />
Unsere SWOT-Analyse gibt unter Berücksichtigung<br />
von unternehmensinternen<br />
und –externen Faktoren Ansatzpunkte<br />
zur Verbesserung der Wettbewerbsposition<br />
der Postbank im Bereich der privaten<br />
Altersvorsorge. Dabei wurden die Stärken<br />
und Schwächen der Postbank den<br />
Gegebenheiten und Risiken des Marktes<br />
der Altersvorsorge gegenübergestellt.<br />
Stärken ausbauen! Schwächen minimieren!<br />
Chancen nutzen! Risiken abwehren!<br />
Das große Filialnetz nutzen, das<br />
Know-how erweitern, die Menge<br />
an Kundendaten optimal einsetzen<br />
oder neue Prozessmöglichkeiten<br />
durch Technologien schaffen – dies<br />
sind nur einige wichtige Herausforderungen,<br />
die es zu erfüllen gilt.<br />
Basierend auf der SWOT-Analyse werden<br />
Empfehlungen und Strategien<br />
für die zukünftige Geschäftspolitik<br />
in diesem Bereich ausgearbeitet.<br />
PB Individual proVISION<br />
Aufgrund der Komplexität der Vielzahl<br />
der verschiedenartigen Produkte und<br />
der damit verbundenen ganzheitlichen<br />
Vorsorgeberatung ist eine grundlegende<br />
Veränderung des Beratungsablaufes notwendig.<br />
Für einen einzelnen Berater ist<br />
eine umfassende Beratung mit Erarbeitung<br />
eines individuellen Lösungsansatzes<br />
mit sehr hohem Zeitaufwand verbunden.<br />
Durch die Integration eines Altersvermögens-Center<br />
und mit Hilfe des Beratungskonzeptes<br />
„PB Individual proVISION“ soll<br />
die Abschlussquote im Bereich der Altersvorsorge-Produkte<br />
um ein vielfaches gesteigert<br />
werden. Berater werden hierbei<br />
durch Spezialisten und das Beratungstool<br />
unterstützt, um sich auf den Vertrieb<br />
konzentrieren zu können. Der Spezialist<br />
kümmert sich um die individuellen<br />
Auswertungen, die auf den einzelnen<br />
Kunden zugeschnitten sind. Auch Internet-Kunden<br />
können dieses Beratungstool<br />
nutzen, indem sie es online ausfüllen und<br />
an den Berater bzw. Spezialisten schicken.<br />
Die Lösungsvorschläge können von<br />
einem Berater vorgestellt werden oder als<br />
E-Mail an den Kunden gesendet werden.
58 POSTBANK FINANCE AWARD 59<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - MERSEBURG<br />
® 2004/05 - MERSEBURG<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH)<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Eckhard Freyer<br />
Studentische Teammitglieder: Thomas Drewniak, Stefan Kazmirzak,<br />
Mario Kirschmann, Frank Rothmann, Annika Wipper<br />
„Keine Zukunft vermag gutzumachen,was<br />
du in der Gegenwart versäumst.“<br />
(Albert Schweitzer)<br />
Altbundespräsident Prof. Dr. Roman<br />
Herzog zitierte im Januar 2004 Friedensnobelpreisträger<br />
Albert Schweitzer um<br />
auf das brisante Demografieproblem in<br />
Deutschland hinzuweisen. Ein Denkanstoß<br />
zur Sensibilisierung der gesamten<br />
deutschen Bevölkerung und Bewusstseinsschärfung<br />
für eine aktive Altersvorsorge<br />
zum frühestmöglichen Zeitpunkt.<br />
Wir behandeln in unserer Arbeit das<br />
Informationsdefizit der privaten Altersvorsorge,<br />
denn nur etwa die Hälfte der<br />
deutschen Bevölkerung sorgt für den<br />
Lebensabend finanziell adäquat vor.<br />
Provokant formuliert, könnte man zu der<br />
These kommen, dass die Gesellschaft<br />
für deutsche Sprache in Wiesbaden in<br />
ca. 25-35 Jahren die „Altersarmut“ zum<br />
„Wort des Jahres“ bestimmen wird!<br />
Als Problemgruppen hat unser Team die<br />
jungen Erwachsenen (16-25 Jahre) und<br />
Familien mit vergleichsweise geringem<br />
Einkommen herauskristallisiert. Dabei<br />
handelt es sich im Lebenszykluskonzept<br />
um zwei aufeinanderfolgende Lebensabschnitte,<br />
also eine komplette Generation.<br />
Doch junge Erwachsene sind für<br />
eine private Altersvorsorge nur schwer<br />
zu sensibilisieren. Angesichts des Ausbildungsplatzmangels<br />
und 5,2 Millionen<br />
Arbeitslosen fokussieren sich die<br />
Anstrengungen eher auf andere Dinge<br />
als die Altersvorsorge. Die Familien mit<br />
geringem Einkommen dagegen sind sich<br />
der Dramatik der Altersvorsorge bewusst,<br />
nur die geringen finanziellen Mittel<br />
lassen kaum Spielraum zur privaten<br />
Altersvorsorge. Für beide Problemgruppen<br />
trifft die These von Albert Schweitzer<br />
mehr denn je zu: es muss jetzt etwas<br />
getan werden, um dem Lebensabend<br />
entspannt entgegen zu sehen.<br />
Genau an diesem Punkt setzt unser<br />
Konzept an. Wir wollen die Sensibilisierung<br />
der jüngeren Generationen für die<br />
Altersvorsorge erreichen und gleichzeitig<br />
allen Familien sowie allen anderen Kunden<br />
der Postbank die Möglichkeit geben,<br />
etwas zur Sicherung des persönlichen<br />
Lebensabends beizutragen. Dazu haben<br />
wir ein Modell konstruiert, bei dem über<br />
eine Vielzahl von kleinen und großen<br />
Hebeln am Ende etwas großes Ganzes in<br />
Bewegung gebracht werden kann. Unser<br />
Modell ist dabei speziell auf die Postbank<br />
zugeschnitten. Denn aufgrund der „economies<br />
of scale“ durch die 12 Mio. Kunden<br />
und die gemeinsame Nutzung der<br />
Postfilialen bieten sich exzellente Möglichkeiten<br />
für den Kunden und für die<br />
Postbank selbst. Gerade in Bezug auf die<br />
niedrige Cross-Selling-Quote der größten<br />
Retailbank Deutschlands bietet sich durch<br />
unser Konzept die Möglichkeit, genau<br />
diese Quote positiv zu beeinflussen.<br />
Die Sammelleidenschaft der Deutschen,<br />
die unverkennbar vorhanden ist und<br />
sich über alle Altersgruppen erstreckt,<br />
machen wir uns in unserem Konzept<br />
zu Nutze. Der Erfolg des Pay-back-Systems<br />
gilt als Orientierung, ausgehend<br />
von der Tatsache, dass mit Bonusprogrammen<br />
drei Viertel der Bevölkerung<br />
erreicht werden. Warum also nicht ein<br />
Bonusprogramm für Banken? Gerade<br />
die Deutsche Postbank AG als Teil<br />
des Konzerns „Deutsche Post World<br />
Net“ bietet sich als Modell an.<br />
Das Sammeln von Bonuspunkten erhöht<br />
die Kundenbindung und eröffnet neue<br />
Möglichkeiten zur Sensibilisierung der<br />
Bevölkerung in Bezug auf die Altersvorsorge.<br />
Am Ende des Jahres erhält<br />
man die Möglichkeit, die gesammelten<br />
Punkte je nach Altersgruppe für verschiedene<br />
Postbank-Produkte oder für<br />
alternative Prämien zu verwenden.<br />
Durch die mögliche Verdopplung der<br />
Bonuspunkte entsteht für die definierten<br />
Zielgruppen der Anreiz zur Einlösung in<br />
Vorsorgeprodukte der Postbank. Somit<br />
wird das Bewusstsein für die Altersvorsorge<br />
in diesem Lebensabschnitt geweckt.<br />
Ebenso eröffnen sich neue Chancen<br />
im Marketingbereich der Bank. Durch<br />
Aktionen, bei denen sich bspw. Punkte in<br />
bestimmten Wochen oder Tagen vervielfachen,<br />
lassen sich neue Kunden gewinnen,<br />
alte Kunden binden und der Umsatz<br />
gezielt steuern. Der Erfolg besteht vor<br />
allem darin, dass der Kunde die Punkte<br />
über notwendige Transaktionen im Alltag<br />
bekommt. Demnach wird ein Mehrwert<br />
geschaffen, dem der Kunde, wie im<br />
Falle Payback, positiv gegenübersteht.<br />
Die zunehmende globale Verflechtung<br />
vieler Lebenszusammenhänge erfordert<br />
finanzielle Informationen und Verständnis<br />
zur konstruktiven Zukunftsgestaltung.<br />
Dazu könnte in dieser Zukunftsbranche<br />
der Wirtschaft die Postbank mit neuen<br />
Produkten und Dienstleistungen, die<br />
hohe Technologiekompetenz erfordern,<br />
beitragen helfen. Besonders gilt es<br />
„die hinter dem Geschehen wirksamen<br />
menschlichen Kräfte einzubeziehen“.<br />
(Ludwig Erhard)
Das Kano - Modell Zufriedenheit<br />
Begeisternde Faktoren<br />
nicht erwartet<br />
nicht ausgesprochen<br />
noch nicht bewußt<br />
völlig<br />
unzureichend<br />
60 POSTBANK FINANCE AWARD 61<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - MERSEBURG<br />
® 2004/05 - MERSEBURG<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH)<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Klaus von Sicherer<br />
Studentische Teammitglieder: Daniel Fleischhauer, André Harkenthal,<br />
Jens Kühn, Daniel Seliger, Ulrich Stumpf<br />
Die Zunahme der Wahrnehmung einer<br />
sich stetig vergrößernden Versorgungslücke<br />
im Rentenalter und die Diskussion<br />
rund um den demographischen Wandel<br />
der Gesellschaft mit all seinen Auswirkungen<br />
machen die Altersvorsorge zu<br />
einem der zentralen Themen privater<br />
finanzieller Entscheidungen. Dass die Altersvorsorge<br />
künftig einen wichtigen Teil<br />
der individuellen Finanzplanung einnehmen<br />
wird, darüber ist sich das Gros der<br />
Deutschen bewusst, denn die gesetzliche<br />
Altersvorsorge wird den Status Quo, aufgrund<br />
der sich ständig verschiebenden<br />
Altersstruktur, nicht mehr gewährleisten<br />
können. Zur Schließung dieser Versorgungslücke<br />
sind in den kommenden<br />
Jahrzehnten beträchtliche zusätzliche<br />
Einschnitte notwendig, welche immense<br />
Chancen für innovative Finanzprodukte<br />
sehr<br />
zufrieden<br />
völlig<br />
unzufrieden<br />
Zeit<br />
Leistungsfaktoren<br />
Spezifiziert<br />
ausgesprochen<br />
bewußt<br />
vollständig<br />
Quelle: In Anlehnung an Wilhelm R. Prozessorganisation, Oldenbourg Verlag 2003<br />
Erfüllungsgrad<br />
Standard-/<br />
Basisfaktoren<br />
selbstverständlich<br />
nicht ausgesprochen<br />
fast nicht mehr bewußt<br />
1 Grafik zur Verschiebung der Produktanforderungen<br />
eröffnen. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit<br />
und gleichzeitig die Chance für<br />
den gesamten Bankensektor, dem Kunden<br />
adäquate und individuell zugeschnittene<br />
Lösungen zur Vorsorge anzubieten.<br />
Die Banken sehen sich demnach einem<br />
Markt mit erheblichem Wachstumspotenzial<br />
gegenüber - der Altersvorsorgemarkt<br />
als strategisches Geschäftsfeld.<br />
Um Aussagen über das potenzielle<br />
Marktvolumen und somit Absatzpotenziale<br />
für Altersvorsorgeprodukte<br />
treffen zu können, sollte zunächst das<br />
zukünftige Wirtschaftswachstum und<br />
die zu erwartende Entwicklung der<br />
Einkommen betrachtet werden. Überdies<br />
ist es notwendig, dieses um die Analyse<br />
von Sparquote und die Prognose zum<br />
Sparverhalten zu erweitern. Insbesondere<br />
ist zu klären, in welchem Verhältnis<br />
die Konsumenten in den kommenden<br />
Jahren und Jahrzehnten ihre Einkommen<br />
bezüglich Konsum- und Sparverhalten<br />
verteilen werden. Da ein direkter Zusammenhang<br />
zwischen der Altersstruktur<br />
und dem Sparverhalten besteht, sind Veränderungen<br />
diesbezüglich zu erwarten.<br />
Gemäß der Lebenszyklustheorie, welche<br />
sich mit dem Spar- und Konsumverhalten<br />
der Haushalte im Verlauf der<br />
einzelnen Zyklen beschäftigt, müssen<br />
die Konsumenten während ihres Erwerbslebens<br />
einen Teil ihres Einkommens<br />
für den Ruhestand zurücklegen, um<br />
ihren Lebensstandard im Alter möglichst<br />
konstant halten zu können.<br />
Zu beobachten ist dabei, dass sich das<br />
Sparverhalten der verschiedenen Altersgruppen<br />
in den jeweiligen Lebenszyklen<br />
sehr different darstellt. Genau an<br />
diesen Sparmotiven hat ein Anbieter<br />
von Altersvorsorgeprodukten anzusetzen.<br />
Denn marktfähige Altersvorsorgeprodukte<br />
sind als direkte Ableitung<br />
aus diesen Motiven zu begreifen.<br />
Verschiebung der Produktanforderungen 1<br />
Durch die sich ändernden Sparmotive<br />
und die einhergehende Verschiebung der<br />
Anforderungen an zukünftige Altersvorsorgeprodukte<br />
ergeben sich Chancen am<br />
Markt, welche durch innovative Produktideen<br />
oder Bündelung in Produktgruppen<br />
realisiert werden könnten.<br />
Die Versorgungslücke, die sich künftig<br />
stark vergrößern wird und auf die demografische<br />
und ökonomische Entwicklung<br />
zurückzuführen ist, geht einher mit der<br />
Veränderung der klassischen Sparmotive.<br />
Auf diese Verschiebung wurde in der<br />
Arbeit gezielt eingegangen und mögliche<br />
Trends abgeleitet. Dazu können beispielsweise<br />
die Bedeutung des Altersvorsorge-,<br />
des Rendite- und des Erbschaftsmotives<br />
sowie das Sparen für langlebige Gebrauchsgüter<br />
angeführt werden. Des<br />
Weiteren wird die Aktualität der Produkteigenschaften,<br />
wie Sicherheit, Rentabilität<br />
und Individualitätsgrad, welche von<br />
zunehmender Bedeutung sind, näher<br />
beleuchtet.<br />
Bei zielgerichteter Analyse und richtiger<br />
Interpretation der Ergebnisse und<br />
Prognosen ermöglicht die Kombination<br />
der von uns ausgewählten Eigenschaften<br />
die Konzipierung eines neuen, innovativen<br />
Altersvorsorgeproduktes. Betrachtet<br />
werden weiterhin die zukünftigen<br />
Marktchancen einzelner Produkte. Am<br />
stärksten wird, bei gegenwärtiger Gesetzeslage,<br />
die private und betriebliche<br />
Rentenversicherung von den Marktveränderungen<br />
profitieren. Die prognostizierten<br />
Marktchancen von Aktien, festverzinslichen<br />
Wertpapieren und Immobilien<br />
verlieren dagegen an Attraktivität. Die<br />
Aufgabe der Finanzdienstleister am<br />
Markt sollte es daher sein, durch geeignete,<br />
innovative und flexible Produkte<br />
auf diese Entwicklungen adäquat zu<br />
reagieren. Gerade die Banken sind gehalten,<br />
sich auf diesem Zukunftsmarkt zu<br />
positionieren und sich durch ihre traditionellen<br />
Produkte Cross-Selling Potenziale<br />
erschließen. Dies könnte durch die<br />
Verknüpfung von zukünftig relevanten<br />
Eigenschaften der Vorsorgeprodukte und<br />
dem klassischen Bankgeschäft realisiert<br />
werden.<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
56% 55%<br />
Alters-<br />
vorsorgemotiv<br />
Momentan werden die Produkte für Altersvorsorge<br />
mit der größten Akzeptanz<br />
immer noch von den Lebensversicherungen<br />
angeboten.<br />
So sollten sich Banken künftig als<br />
Finanzdienstleister begreifen, der nicht<br />
ausschließlich typische Bankprodukte<br />
vertreibt, sondern verstärkt Altersvorsorgerelevante<br />
Versicherungsleistungen<br />
anbietet.<br />
So könnten herkömmliche Finanzprodukte,<br />
wie beispielsweise Fonds, zusätzlich<br />
mit künftig stärker nachgefragten<br />
Versicherungsbestandteilen kombiniert<br />
werden.<br />
Die herkömmliche Trennung von Bank-<br />
und Versicherungsleistungen ist nicht<br />
geeignet, um auf derzeitige Trends und<br />
Prognosen zu reagieren.<br />
Nur wer sich jetzt konsequent positioniert,<br />
hat die Möglichkeit, langfristig von<br />
dieser Entwicklung zu profitieren und<br />
die vorhandenen Potenziale für sich zu<br />
nutzen.<br />
„Carpe Diem“<br />
53%<br />
Konsum<br />
Sparmotive der Bundesbürger<br />
43%<br />
50%<br />
Wohneigentum<br />
45%<br />
Sparmotive der Bundesbürger in Ost- und Westdeutschland<br />
39% 36%<br />
Kapitalanlage<br />
Motive<br />
Quelle: Verband der privaten Bausparkassen, EMNID Nov. 2004<br />
4% 3% 2% 3%<br />
Kinder<br />
Notgroschen<br />
Westdeutschland<br />
Ostdeutschland
62 POSTBANK FINANCE AWARD 63<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - MÜNCHEN<br />
® 2004/05 - MÜNCHEN<br />
Technische Universität München<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Rudi Zagst<br />
Studentische Teammitglieder: Andreas Kiechle, Julia Kraus, Jürgen Wolf<br />
Effizienzvergleich: Strategische und<br />
Dynamische Asset Allocation<br />
vs. Life Cycle Asset Allocation<br />
In der Finanzindustrie und bei Banken<br />
ist seit einiger Zeit zu beobachten,<br />
dass es nicht das alleinige Ziel ist, einem<br />
Kunden ein bestimmtes Produkt<br />
zu verkaufen. Vielmehr wird versucht,<br />
dem Kunden ein vollständiges Konzept<br />
zur Unterstützung seiner individuellen<br />
Lebensplanung anzubieten. Dabei sollen<br />
cross-selling-Potenziale genutzt werden.<br />
Um ein schlüssiges und abgerundetes<br />
Produktpaket offerieren zu können, muss<br />
die langfristige Altersvorsorge natürlich<br />
adäquat berücksichtigt werden. In der<br />
jüngeren Vergangenheit ist ein verstärkter<br />
Trend zu Life Cycle-Produkten<br />
festzustellen. Diese richten die Asset<br />
Allocation explizit am Alter des Anlegers<br />
aus. Grundsätzlich wird dabei mit<br />
fortschreitendem Alter des Anlegers der<br />
Aktienanteil zugunsten eines steigenden<br />
Rentenanteils reduziert. Dafür sprechen<br />
zwei Gründe:<br />
Zum einen soll im Alter, d.h. mit kürzerer<br />
Restanlagedauer, das investierte Vermögen<br />
einem kleineren Schwankungsrisiko<br />
ausgesetzt werden. Daher wird zunehmend<br />
in risikoärmere Anlagen umgeschichtet.<br />
Zum anderen soll eine Asset Allocation-Strategie<br />
eine adäquate Rendite<br />
erwirtschaften. In der Vergangenheit<br />
haben Aktien über einen langen Zeitraum<br />
alle anderen Anlagemöglichkeiten<br />
klar dominiert. Deshalb muss ein junger<br />
Anleger mit langem Anlagehorizont<br />
Aktien im Portfolio höher gewichten.<br />
Diesem Standpunkt steht das Resultat<br />
gegenüber, dass risikoreiche Investitionen<br />
auch bei langem Anlagehorizont nicht<br />
automatisch zu einem besseren Ergebnis<br />
führen. Dies bedeutet, dass der Aktienanteil<br />
im Portfolio unter gewissen Annahmen<br />
nicht vom Anlagehorizont abhängt. 1<br />
Es sprechen also einige Gründe für<br />
und andere gegen die Life Cycle Asset<br />
Allocation. Die vorliegende Arbeit will<br />
einen Beitrag leisten, um die Frage zu<br />
beantworten, ob Banken sich im Rahmen<br />
ihres Produkt-Konzepts auf Life Cycle<br />
Asset Allocation-Konzepte konzentrieren<br />
sollen. Dazu muss überprüft werden, ob<br />
für einen Anleger eine Life Cycle Asset<br />
Allocation über einen angemessen langen<br />
Zeitraum (30 Jahre) effizienter ist als<br />
einfache Anlagestrategien und wenn ja,<br />
warum das so ist. Damit können Schlussfolgerungen<br />
für den Aufbau und die<br />
zielgruppengerechte Vermarktung von<br />
Life Cycle-Produkten gezogen werden.<br />
Um möglichst aussagekräftige und gut<br />
zu interpretierende Ergebnisse zu erhalten,<br />
wird bei der vorliegenden Arbeit von<br />
drei Anlagemöglichkeiten ausgegangen:<br />
Als Vertreter eines Aktieninvestments<br />
wird der DJ STOXX 600, als Rentenindex<br />
der RexP und als Geldmarktanlage der<br />
EURIBOR (1 Monat) betrachtet. Diese<br />
sollen aus Gründen der Einfachheit die<br />
einzigen Anlagemöglichkeiten sein.<br />
Als Life Cycle Asset Allocation-Strategie<br />
wird das Kapitalanlagekonzept zur<br />
ruhestandsnahen Freistellung für das<br />
FlexiPlusKonto des dit betrachtet. Um<br />
den Effizienzvergleich durchzuführen,<br />
wird diese mit den klassischen Strategien<br />
Buy & Hold und Constant Mix (Rebalancing)<br />
verglichen. Zusätzlich wird der<br />
Vergleich mit einer Portfolio Insurance<br />
Strategie angeführt, da diese Kategorie<br />
von Strategien prinzipiell gut für eine<br />
langfristige Anlage geeignet erscheint.<br />
Im Speziellen wird hier die Constant<br />
Proportion Portfolio Insurance gewählt.<br />
Für den Effizienzvergleich werden mittels<br />
einer erweiterten Bootstrapping-Methode<br />
simultan für alle drei Anlagemöglichkeiten<br />
5000 Renditepfade über 30 Jahre<br />
simuliert, um eventuelle Abhängigkeiten<br />
zwischen den Entwicklungen der drei<br />
Assetklassen zu erfassen.<br />
Dabei ist folgendes Ergebnis festzuhalten:<br />
Der betrachtete Vertreter einer Life<br />
Cycle Asset Allocation (FlexiPlus-Konzept)<br />
ist bei einer kleinen Benchmarkrendite<br />
durchaus effizient. Das Konzept ist<br />
die sicherste Strategie im Vergleich.<br />
Diese Sicherheit wird <strong>aller</strong>dings durch<br />
einen Renditeabschlag erkauft, d.h. das<br />
FlexiPlus-Konzept liefert die geringsten<br />
Durchschnittsrenditen. Für die Altersvorsorge<br />
macht dieses Konzept durchaus<br />
Sinn, da hier der Fokus darauf liegt, eine<br />
möglichst hohe Rendite sicher zu erwirtschaften.<br />
Hat der Anleger höhere Renditeerwartungen<br />
und ist er gleichzeitig risikoaffiner, so<br />
ist durchweg eine Buy & Hold-Strategie<br />
vorzuziehen. Diese ist zwar riskanter als<br />
die Life Cycle Asset Allocation, ermöglicht<br />
aber gleichzeitig im Durchschnitt<br />
eine signifikant höhere Rendite.<br />
Die CPPI ist die aggressivste Strategie<br />
im Vergleich. Sie erzeugt gute Durchschnittsrenditen<br />
und ist relativ riskant.<br />
Sie wird in jedem Fall entweder von Buy<br />
& Hold oder von der Life Cycle Asset<br />
Allocation dominiert und ist somit nicht<br />
konkurrenzfähig.<br />
Constant Mix ist der klare Verlierer im<br />
Vergleich, da sie die riskanteste Strategie<br />
ist und gleichzeitig die geringsten Durchschnittsrenditen<br />
liefert.<br />
Für die eingangs angesprochene Fragestellung<br />
der Bedeutung von Life Cycle<br />
Asset Allocation Produkten kann also<br />
gesagt werden, dass für eine Zielgruppe<br />
mit moderaten Rendite-Vorstellungen<br />
aber einem hohen Sicherheitsbedürfnis<br />
Life Cycle-Produkte durchaus zu<br />
empfehlen sind. Die Entwicklung solcher<br />
Produkte stellt deshalb sicherlich eine<br />
Herausforderung für Banken in der<br />
näheren Zukunft dar.<br />
1 Samuelson (1969)
64 POSTBANK FINANCE AWARD 65<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - MÜNSTER<br />
® 2004/05 - MÜNSTER<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Betreuende Hochschullehrerin: PD Dr. Susanne Homölle<br />
Studentische Teammitglieder: Philipp Domhöver, Kerstin Heckhoff,<br />
Jörg Howein, Carsten Hubensack, Harald Melchior-Becker<br />
Postbank Life-Cycle Plus<br />
Ein innovatives und theoriebasiertes<br />
Produktkonzept<br />
Die soziale Absicherung im Alter ist ein<br />
wichtiges sozialpolitisches Ziel jeder modernen<br />
Gesellschaft. In Deutschland hat<br />
sich zu diesem Zweck das „Drei-Säulen-<br />
System“ der Altersvorsorge entwickelt.<br />
Die gesetzliche Rentenversicherung, die<br />
betriebliche und die private Altersvorsorge<br />
sollen dafür sorgen, dass der Lebensstandard,<br />
der im Arbeitsleben erreicht<br />
wird, im Ruhestand gehalten werden<br />
kann. Jedoch wird der demografische<br />
Wandel, mit dem Industrieländer sich<br />
verstärkt konfrontiert sehen, erhebliche<br />
Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme<br />
im Allgemeinen und die<br />
Altersversorgung im Speziellen haben.<br />
So wird sich das Verhältnis zwischen<br />
Rentnern und Erwerbstätigen von derzeit<br />
etwa 56 zu 100 auf ca. 80 bis 95<br />
Rentner pro 100 Erwerbstätige erhöhen.<br />
Diese für die Gesellschaft problematische<br />
Entwicklung bietet eine große Chance<br />
für das Retail-Geschäft der deutschen<br />
Finanzdienstleister, da der Markt für<br />
Produkte der privaten Altersvorsorge<br />
erhebliche Wachstumspotentiale<br />
aufweist. Vor allem die Anbieter können<br />
profitieren, denen es gelingt, ihren<br />
Kunden die Wichtigkeit der privaten<br />
Altersvorsorge näher zu bringen und sie<br />
von der Seriosität und Qualität der angebotenen<br />
Produkte zu überzeugen. Durch<br />
frühzeitig gute Positionierung auf dem<br />
an Bedeutung gewinnenden Markt für<br />
Altersvorsorge kann ein Wettbewerbsvorteil<br />
erreicht und Reputation aufgebaut<br />
werden. Eine Ausweitung des Angebotes<br />
um Altersvorsorgeprodukte kann einen<br />
erfolgsversprechenden Beitrag zum<br />
Aufbau langfristiger Kundenbeziehungen<br />
bzw. zur Intensivierung bestehender<br />
Kundenbeziehung leisten und dabei auf<br />
Grund der intensiveren Kundenkontakte<br />
Cross-Selling-Potentiale mit sich bringen.<br />
Um im Bereich der Altersvorsorge<br />
wettbewerbsfähig zu sein, wird ein<br />
Produkt benötigt, das den Ansprüchen<br />
der Kunden gerecht wird, dabei individuell<br />
auf die finanziellen Bedürfnisse<br />
eines Kunden angepasst werden kann<br />
und dennoch soweit standardisiert ist,<br />
dass es dem Preiswettbewerb standhält.<br />
Das hier konzeptionierte Produkt<br />
„Postbank Life-Cycle Plus“ (PLC+), das<br />
speziell auf Struktur und Strategie der<br />
Deutschen Postbank AG zugeschnitten<br />
ist, erfüllt diese Anforderungen.<br />
Es basiert auf den in der Lebenszyklushypothese<br />
beschriebenen Zusammenhängen<br />
zur intertemporalen Konsumallokation,<br />
ergänzt um die Behavioral Life-Cycle<br />
Hypothesis. Kombiniert werden Überlegungen<br />
zur optimalen Asset Allocation,<br />
das heißt zur bestmöglichen Strukturierung<br />
des Anlegerportfolios, mit dem<br />
Ziel, die Rendite des Anlegers unter der<br />
Nebenbedingung zu maximieren, dass<br />
das Investmentportfolio der Risikoeinstellung<br />
des Anlegers entspricht. Innovativ<br />
an PLC+ ist dabei die Ausrichtung der<br />
Asset Allocation am Gesamtvermögen<br />
des Kunden. Im Gegensatz hierzu<br />
berücksichtigen herkömmliche Produkte<br />
nur das Finanzvermögen und vernachlässigen<br />
damit das Humankapital der<br />
Kunden, welches dem Barwert <strong>aller</strong> zukünftigen<br />
Arbeitseinkommen entspricht.<br />
Anhand eines Beispiels wird verdeutlicht,<br />
welche Auswirkungen eine Asset<br />
Allocation hat, die das Humankapital<br />
eines Anlegers berücksichtigt. Die Beispielrechnung<br />
basiert auf einem eigens<br />
dafür entworfenen Modell, welches<br />
auf Basis einzugebender Parameter den<br />
Lebenszyklus eines Individuums gemäß<br />
der Lebenszyklushypothese darstellt und<br />
somit die optimalen Sparraten errechnet.<br />
Um die notwendige Standardisierung zu<br />
erreichen, wird der Kunde mittels eines<br />
Fragenkataloges einem repräsentativen<br />
Kundentyp zugeordnet. Die Typen<br />
werden dabei anhand der Dimensionen<br />
Karriere-Typ und Risikoeinstellung<br />
definiert. Dadurch wird die notwendige<br />
Kombination von Individualität<br />
und Standardisierung gewährleistet<br />
und die flexible Anpassungsfähigkeit<br />
des Produktes PLC+ verdeutlicht.<br />
Abschließend wird das Produkt anhand<br />
eines Kriterienkatalogs im Kontext der<br />
Struktur und Strategie der Postbank<br />
auf seine Markttragfähigkeit, Lebensdauer,<br />
technische Voraussetzungen<br />
und Wachstumspotentiale geprüft.<br />
Ergebnis ist, dass PLC+ als individuell<br />
auf den Lebenszyklus des Kunden<br />
abgestimmtes Produkt, welches durch<br />
Optimierung der Anlagestrategie bereits<br />
breit diversifiziert ist und damit eine<br />
parallele Investition in weitere Altersvorsorgeprodukte<br />
überflüssig macht, einen<br />
erheblichen Beitrag zur Stärkung der<br />
Position der Deutschen Postbank AG im<br />
Retail-Banking leisten kann. Durch die<br />
vorgenommene Standardisierung kann<br />
PLC+ zudem positiv auf den angestrebten<br />
Ausbau der kostenführenden Position<br />
der Deutschen Postbank AG wirken.<br />
In der Arbeit gelingt es, ein konkretes<br />
Produktkonzept unter dem Namen<br />
PLC+ anzufertigen, welches theoretisch<br />
fundiert und auf seine Praktikabilität<br />
geprüft ist. Dies kann als Basis<br />
für ein bei der Deutschen Postbank<br />
AG einsetzbares, lebenszyklusorientiertes<br />
Altersvorsorgeprodukt dienen.
66 POSTBANK FINANCE AWARD 67<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - MÜNSTER<br />
® 2004/05 - MÜNSTER<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Thomas Langer<br />
Studentische Teammitglieder: Till Becker, Daniel Bossert, Miriam Meier,<br />
Peter Mohr, Verena Vonnahme<br />
FaB: Financial Education<br />
and Behavioral Product Design<br />
Das Thema „Private Altersvorsorge“<br />
gewinnt in Deutschland immer mehr an<br />
Bedeutung. Dabei erweist sich die individuelle<br />
Entscheidung über das Ausmaß<br />
und die Form der privaten Vorsorge als<br />
hochgradig komplex. Alle Vorsorgenden,<br />
auch solche mit nur geringen Finanzmarktkenntnissen,<br />
müssen in einem<br />
intertemporalen Kontext darüber entscheiden,<br />
wann sie mit der privaten Altersvorsorge<br />
beginnen, welchen Teil des<br />
verfügbaren Einkommens sie sparen und<br />
auf welche Weise sie das gesparte Geld<br />
anlegen wollen. Selbst nach Erreichen<br />
des Rentenalters steht der Vorsorgende<br />
noch vor wichtigen Entscheidungen zur<br />
Gestaltung seiner „Entsparphase“.<br />
Durch die Vielschichtigkeit der individuellen<br />
Entscheidungen ergeben sich<br />
große Fehlerpotenziale, die eine ausreichende<br />
Absicherung im Alter stark<br />
gefährden können. So kann eine zu<br />
geringe Sparrate oder eine unausgewogene<br />
und riskante Anlagestrategie für<br />
den Vorsorgenden im Alter zu erheblichen<br />
Konsumeinschränkungen führen.<br />
Bei Investitionsentscheidungen konnte<br />
bspw. gezeigt werden, dass mehr<br />
Auswahl für den Anleger oft mit einer<br />
Verschlechterung seiner Entscheidungen<br />
einhergeht. Vor diesem Hintergrund<br />
ist die nach dem Wegfall der Steuervorteile<br />
der Kapitallebensversicherung<br />
von Finanzdienstleistern oft geäußerte<br />
Devise, zur individuelleren Altersvorsorge<br />
seien mehr Auswahlmöglichkeiten<br />
anzubieten, keineswegs unkritisch. Auch<br />
bei den Entscheidungen über die Höhe<br />
der Sparbeiträge in der Ansparphase<br />
und die Höhe der Entsparbeträge im<br />
Rentenalter begehen die Vorsorgenden<br />
systematische Fehler, die z.B. auf mangelnder<br />
Selbstdisziplin und Fehleinschätzungen<br />
der Restlebensdauer beruhen.<br />
Bei der Gestaltung eines Altersvorsorgekonzeptes<br />
ist es wichtig, gezielt<br />
auf bestehende Verhaltensanomalien<br />
und systematische Entscheidungsfehler<br />
einzugehen und diese bestmöglich<br />
zu beheben. Dabei ist eine ganzheitliche<br />
Optimierung für alle Phasen des<br />
Lebenszyklus und alle Kategorien von<br />
Entscheidungen nötig. Grundsätzlich ist<br />
es dabei sinnvoll, dem Anleger neben<br />
einer kompetenten Beratung auch gezielte<br />
Schulungen anzubieten. Wie die<br />
Ergebnisse der von uns durchgeführten<br />
Umfrage nahe legen, ist die Bereitschaft<br />
zur Teilnahme an Veranstaltungen zur<br />
Financial Education sehr groß. Gleichzeitig<br />
bieten diese die Möglichkeit, sich<br />
von Wettbewerbern zu differenzieren<br />
und so neue Kundenmärkte zu erschließen.<br />
Ein beträchtlicher Teil der Befragten<br />
gab an, einen Finanzdienstleister vorzuziehen,<br />
der solche Veranstaltungen<br />
anbietet. Zusätzlich zu diesen Veranstaltungen<br />
sollten die Produkteigenschaften<br />
derart ausgestaltet sein, dass sie<br />
Verhaltensanomalien entgegenwirken.<br />
Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist<br />
der von BENARTZI/THALER entwickelte<br />
SMarT Plan, der in der Praxis bereits sehr<br />
erfolgreich zur Behebung von Verhaltensanomalien<br />
bei Sparentscheidungen<br />
eingesetzt wurde. Er zeichnet sich vor<br />
allem dadurch aus, dass sich Menschen<br />
frühzeitig dazu verpflichten, ihre Sparraten<br />
in der Zukunft zu steigern. Dadurch<br />
wird ihrer Trägheit entgegengewirkt,<br />
ihre Sparraten selbständig anzupassen.<br />
Aufbauend auf den Ideen des SMarT<br />
Plans haben wir versucht, weitere<br />
Produkteigenschaften zu entwickeln,<br />
die zusätzlich systematische Entscheidungsfehler<br />
bei Investitions- und Dekumulationsentscheidungen<br />
beheben.<br />
So schlagen wir vor, den von SHARPE/<br />
GOLDSTEIN/BLYTHE entwickelten Distribution<br />
Builder einzusetzen, um auf<br />
dieser Grundlage dem Anleger bereits<br />
individuell optimierte Portfolios anbieten<br />
zu können. Dadurch wird vielen der<br />
systematischen Entscheidungsfehler bei<br />
Investitionsentscheidungen entgegengewirkt.<br />
Die Präferenzen der Anleger<br />
können sich im Laufe des Lebenszyklus<br />
verändern. Daher ist es notwendig,<br />
die erstmaligen Investitionsentscheidungen<br />
in regelmäßigen Abständen<br />
zu überprüfen. Wir schlagen dazu vor,<br />
eine freiwillige „Zwangskomponente“<br />
einzuführen, um den Anleger zu einer<br />
regelmäßigen Portfoliooptimierung zu<br />
bewegen. Für die Dekumulationsentscheidungen<br />
empfehlen wir abhängig<br />
von den persönlichen Risikoeinstellungen<br />
sowie etwaigen Vererbungsmotiven, eine<br />
individuelle Aufteilung des angesparten<br />
Betrages auf eine Annuität und eine<br />
Einmalzahlung. Zentrale Bestandteile<br />
unseres FaB-Konzeptes sind also zum<br />
einen die ausführliche Beratung der<br />
Altersvorsorgenden (Financial education),<br />
die auch eine Erläuterung besonders<br />
relevanter Fehler und Schwächen beinhaltet.<br />
Zum anderen sollen die Vorsorgeprodukte<br />
so gestaltet werden, dass<br />
sie zu einer Abschwächung der Fehler<br />
im gesamten Lebenszyklus des Anlegers<br />
beitragen (Behavioral Product Design).
68 POSTBANK FINANCE AWARD 69<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - POTSDAM<br />
® 2004/05 - POTSDAM<br />
Universität Potsdam<br />
Betreuender Hochschullehrer: Jun.-Prof. Dr. Christoph Lattemann<br />
Studentische Teammitglieder: Kirstin Brinkmann, Sören Kupke,<br />
Christian Schultz<br />
IQ Banking –<br />
Intelligente Kundensegmentierung und<br />
Qualität in der Vorsorge-Beratung<br />
„Charakteristisch für das Alter sind, meiner<br />
Meinung nach, Vollkommenheit der<br />
Mittel und Unsicherheit in den Zielen.“<br />
(Albert Einstein)<br />
Ob dieser Satz von Albert Einstein<br />
heute noch Bestand hat, ist fraglich.<br />
Im übertragenen Sinn, lässt sich heute<br />
konstatieren: Ziele gibt es auch im Alter<br />
viele, nur scheinen die Mittel zu schwinden<br />
und die Absicherung ist unsicherer<br />
denn je. Die Analyse der Vorsorgesituation<br />
führt oft zur Ermittlung einer<br />
finanziellen Deckungslücke im Alter.<br />
Viele Bankkunden verlassen das Kundengespräch<br />
mit der Erkenntnis, dass<br />
ohne eine private Altersvorsorge der<br />
Lebensstandard mit dem Renteneintritt<br />
nicht gehalten werden und die Verwirklichung<br />
ihrer Ziele kaum ermöglicht<br />
werden kann. Eine staatlich garantierte<br />
materielle Absicherung für das Rentenalter<br />
wird immer unwahrscheinlicher.<br />
Der demographische Wandel in<br />
Deutschland, die geringe Anzahl Erwerbstätiger<br />
Personen im Verhältnis zur<br />
Gesamtbevölkerung sowie ein Wirtschaftswachstum<br />
auf geringem Niveau<br />
belasten die gesetzliche Rentenversicherung.<br />
Steigende, steuerfinanzierte<br />
Zuschüsse schränken die Handlungsfähigkeit<br />
des Staates weiter ein und<br />
zwingen zu überfälligen Reformen.<br />
Um Einsteins Charakteristikum für das<br />
Alter gerecht zu werden, ist eine private<br />
Altersvorsorgestrategie unumgänglich.<br />
Die Befriedigung der Nachfrage nach<br />
finanziellen Mitteln älterer Menschen<br />
markiert für Banken ein wirtschaftlich<br />
attraktives Geschäftsfeld. Um sich in diesem<br />
bereits hart umkämpften Marktseg-<br />
ment zu behaupten und um überdurchschnittliche<br />
Renditen zu erwirtschaften,<br />
sind intelligente Strategien zu entwickeln,<br />
um Kunden zu gewinnen und ihre<br />
Bedürfnisse mit einem angemessenen<br />
Produktmix adäquat zu befriedigen.<br />
„Der Intellekt hat ein scharfes Auge<br />
für Methoden und Werkzeuge, aber er<br />
ist blind gegen Ziele und Werte.“<br />
(Albert Einstein)<br />
IQ Banking markiert eine innovative<br />
Bankstrategie auf dem Markt der privaten<br />
Altersvorsorge. Gegenüber anderen<br />
ganzheitlichen Strategien berücksichtigt<br />
IQ Banking die individuellen Wertvorstellungen<br />
und Lebensstile der Kunden. Die<br />
Bank wird so in die Lage versetzt, Kunden<br />
deutlich differenzierter zu segmentieren<br />
und profitable Segmente zu identifizieren<br />
und erfolgreich zu bearbeiten.<br />
Der dreidimensionale IQ Banking Ansatz<br />
verbindet eine<br />
(I) intelligente Kundensegmentierung<br />
über Kundenmilieus (Dimension 1)<br />
und Lebenszyklen (Dimension 2) mit<br />
(Q) qualitativ ausgestalteten Produkt-<br />
bündeln (Dimension 3).<br />
Vorgehen im IQ-Modell<br />
Schritt 1<br />
Das Konzept der Sinusmilieus berücksichtigt<br />
Wertvorstellungen, Bildung<br />
und Einkommensniveaus und clustert<br />
die deutsche Bevölkerung in 12 nach<br />
innen homogene und nach außen<br />
heterogene Milieus. Diese Untersuchung<br />
nutzt der IQ Banking Ansatz<br />
und identifiziert vier für die Bank besonders<br />
attraktive Kundengruppen im<br />
Markt der privaten Altersvorsorge.<br />
Schritt 2<br />
Erst nach der Fokussierung auf diese<br />
profitablen Kunden wird das Lebenszyklusmodell<br />
ergänzt, dieses strategische<br />
Vorgehen verbessert die Beratungserfolgsaussichten<br />
und stellt damit der<br />
Bank hohe Renditen in Aussicht.<br />
Schritt 3<br />
Anhand der Identifikation der Lebensphase<br />
werden für den Kunden Produktbündel<br />
ermittelt und verkauft. Der<br />
Kunde wird individuell und umfassend<br />
beraten, das strategische Vorgehen nach<br />
dem IQ Banking Modell ermöglicht der<br />
Bank, das Verkaufspotential zu heben.<br />
Das Produktbündel setzt sich aus einer<br />
geringen Anzahl von Standardprodukten<br />
zusammen und wird der Lebensphase<br />
des Kunden angepasst. Den Forderungen<br />
nach Flexibilität und Individualität seitens<br />
des Kunden kann so optimal Rechnung<br />
getragen werden. Durch Produktkombinationen<br />
gewährleistet die Bank hohe<br />
Innovationskraft, da aus Kundensicht<br />
neue Produkte und Dienstleistungen<br />
angeboten werden. Eine kostenoptimale<br />
Realisation dieses Angebots kann<br />
durch Outsourcing von Elementen der<br />
Produkterstellung erfolgen, z.B. wenn<br />
Economies of Scale nicht ausreichend<br />
realisiert werden (Make or Buy).<br />
Das IQ Banking Modell führt nicht nur<br />
zu einer Optimierung der Beratungsqualität,<br />
sondern auch zu einer Verbesserung<br />
der Kostenstruktur der Bank und<br />
unterstützt so nachhaltig die Rendite.<br />
Mit dem IQ Modell bietet dieser Wettbewerbsbeitrag<br />
eine Methode zur Erarbeitung<br />
eines flexiblen Geschäftsmodells<br />
für den Bereich „private Altersvorsorge“.<br />
Mithilfe dieses Modells können bankindividuelle<br />
Strategien entwickelt werden.<br />
Die Flexibilität des Geschäftsmodells ist<br />
von zentraler Bedeutung aufgrund der<br />
sich zyklisch ändernden Politikmoden, die<br />
entscheidende Auswirkungen auf den<br />
Markt der privaten Altersvorsorge haben.
70 POSTBANK FINANCE AWARD 71<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - RAVENSBURG<br />
® 2004/05 - RAVENSBURG<br />
Berufsakademie Ravensburg<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Friedrich Then Bergh<br />
Studentische Teammitglieder: Sabine Frenzel, Tilmann Krauß, Tina Shiffa<br />
Innovative Altersvorsorge im<br />
Geschäftsfeld der Banken –<br />
Das ABS-Vorsorgesystem:<br />
AB•Solution<br />
SICHERHEIT IM ALTER<br />
1. Problemstellung<br />
Das umlagefinanzierte System der Rentenversicherung<br />
ist angesichts sinkender<br />
Geburtenzahlen, einer höheren Lebenserwartung,<br />
längerer Ausbildungszeiten<br />
und eines früheren Renteneintrittsalters<br />
langfristig nicht in der Lage, das mit<br />
dem Renteneintritt ausfallende Arbeitseinkommen<br />
durch ein entsprechendes<br />
Altersruhegeld zu ersetzen. Um bei<br />
gleichbleibenden Beitragssätzen in<br />
der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
einer Unterversorgung großer Bevölkerungsteile<br />
entgegenzuwirken, müssen<br />
Banken mit innovativen Bankprodukten<br />
versuchen, den Kundenerwartungen<br />
an eine privat finanzierte Zusatzversorgung<br />
im Alter gerecht zu werden.<br />
2. Das Grundkonzept des<br />
ABS-Vorsorgesystems<br />
Das ABS-Vorsorgesystem kann diesen<br />
Anforderungen gerecht werden. Beim<br />
ABS-Vorsorgesystem verkauft die Bank<br />
als Originator Kreditforderungen an eine<br />
Zweckgesellschaft („Special Purpose<br />
Vehicle“) und erhält im Gegenzug den<br />
Verkaufserlös. Die Zweckgesellschaft<br />
ihrerseits verbrieft die erworbenen<br />
Forderungen in Form von Asset Backed<br />
Securities und erhält von Investoren den<br />
Emissionserlös. Als Investoren eignen sich<br />
insbesondere Pensionskassen, Unterstützungskassen,<br />
Pensionsfonds und<br />
Investmentfonds. In diese investieren<br />
dann die Privatanleger. Die Tatsache,<br />
dass Privatanleger sich nicht direkt an<br />
ABS-Anleihen beteiligen, mag zunächst<br />
unter Kostengesichtspunkten unvorteilhaft<br />
erscheinen, <strong>aller</strong>dings profitieren die<br />
Privatanleger durch die „Sekundärmarktlösung“<br />
von einer fachkundigen Analyse<br />
und Auswahl möglicher ABS-Strukturen.<br />
Dadurch wird das mit der Investition<br />
verbundene verbriefte Kreditrisiko<br />
reduziert. Ein Treuhänder übernimmt<br />
darüber hinaus die Aufgabe der Vermögensverwaltung<br />
und transferiert die<br />
Cash Flows aus den verbrieften Krediten<br />
in Form von Zins- und Tilgungszahlungen<br />
von der Bank an die Investoren.<br />
Die ABS-Anleihen lassen sich über die<br />
Vertriebskanäle der Originator-Bank<br />
platzieren, indem die bankeigene<br />
Fondsgesellschaft ABS-Fonds auflegt, die<br />
in die ABS-Tranchen investieren. Auch<br />
eine hundertprozentige Beteiligung der<br />
Bank an der Kapitalanlagegesellschaft<br />
führt dabei nicht zu einer bilanziellen<br />
Konsolidierung, denn die Fonds stellen<br />
nach dem Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften<br />
(KAGG) Sondervermögen<br />
dar und besitzen somit für die<br />
Bank keine Grundsatz-I-Relevanz.<br />
3. Vorteile für die Bank<br />
und für den Kunden<br />
Vorteil des ABS-Vorsorgesystems ist, dass<br />
die Investoren den Privatanlegern Fonds<br />
mit individuellen Rendite-Risiko-Profilen<br />
offerieren können. Der Kunde kann<br />
zwischen je einem ABS-Fonds mit einem<br />
AAA-, AA-, A- oder BBB-Rating wählen<br />
und unter Rendite- und Risikogesichtspunkten<br />
eine individuelle Diversifizierung<br />
seines Investments durch den Erwerb unterschiedlicher<br />
ABS-Tranchen erreichen.<br />
Die Bank profitiert vom ABS-Vorsorgesystem<br />
unter zwei Aspekten: Einerseits<br />
kann die Bank Teile ihres Kreditportfolios<br />
nach dem Random-Walk-Ansatz an<br />
eine Zweckgesellschaft per True Sale mit<br />
Grundsatz-I-Entlastung veräußern. Durch<br />
die Ausreichung neuer Kredite mit – auf<br />
Portfolioebene betrachtet – insgesamt<br />
besserer Bonität kann der Originator eine<br />
höhere Rentabilität erreichen. Zudem<br />
lassen sich bei der Steuerung seines Kreditportfolios<br />
branchenmäßige, demographische<br />
und regionale Konzentrationen<br />
vermeiden. Andererseits besteht die<br />
Möglichkeit, dass die Bank ihre bestehenden<br />
Vertriebskanäle und Vertriebsinstrumente<br />
für die Bereitstellung von<br />
ABS-Tranchen nutzt und bestehende<br />
Kundenkontakte durch den Verkauf der<br />
Fondsanteile erweitert. Die Kundenbetreuer<br />
der Bank können (potenzielle) Anleger<br />
akquirieren und diese über die Anlage<br />
in ABS-Fonds mit den individuellen<br />
Rendite-Risiko-Verhältnissen beraten. Die<br />
Gefahr einer Fluktuationsbewegung der<br />
Kunden hin zu Mitbewerbern ist gering,<br />
da die Altersvorsorge einen langfristigen,<br />
über das gesamte Berufsleben angelegten<br />
Prozess darstellt. Verkauft die Bank<br />
einem Kunden für seine Altersvorsorge<br />
zum Beispiel einen ABS-Fonds-Sparplan<br />
und berät sie ihn weiterhin kompetent<br />
hinsichtlich der notwendigen Anpassungen<br />
bei der Fondsgewichtung, eröffnet<br />
ihr dies die Möglichkeit, eine langfristige<br />
Kundenbeziehung aufzubauen, die viele<br />
Cross-Selling-Ansätze bietet. Dabei sollen<br />
die Bedürfnisse des Kunden im Bereich<br />
der Altervorsorge genau ermittelt werden,<br />
um die Investition in die ABS-Fonds<br />
der Risikoneigung und den Lebensumständen<br />
des Kunden anzupassen. Je<br />
höher das Vermögen des Kunden und je<br />
jünger der Kunde ist, umso risikoreicher<br />
kann das Portfolio zusammengestellt<br />
werden. Mit zunehmendem Alter werden<br />
dann sukzessive ABS-Tranchen niedriger<br />
Bonität durch ABS-Tranchen hoher<br />
Bonität substituiert. Allerdings sollten<br />
zu häufige Umschichtungen innerhalb<br />
der Fondsklassen vermieden werden,<br />
denn diese erschweren die Liquiditätsplanung<br />
des Fondsmanagements.<br />
4. Fazit<br />
Zusammenfassend kann festgehalten<br />
werden, dass das ABS-Vorsorgesystem<br />
sowohl für die Bank als auch für<br />
den Kunden Vorteile bietet: Die Bank<br />
kann Teile ihres Kreditportfolios mit<br />
Grundsatz-I-Entlastung veräußern;<br />
zugleich intensiviert sie über die Ausgabe<br />
von ABS-Fonds bestehende Kundenbeziehungen.<br />
Der Kunde kann<br />
der Versorgungslücke durch ein seiner<br />
individuellen Risikoaversion angepasstes<br />
Portfolio von ABS-Fonds begegnen<br />
und langfristig Vermögen aufbauen.
72 POSTBANK FINANCE AWARD 73<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - REGENSBURG<br />
® 2004/05 - REGENSBURG<br />
Fachhochschule Regensburg<br />
Betreuende Hochschullehrerin: Prof. Dr. Claudia Woerz<br />
Studentische Teammitglieder: Esther Bongartz, Simone Delp,<br />
Frieder Tim Heissenberger, Paul Koch, Markus Triebswetter<br />
Maßgeschneiderte Lösungen für die private<br />
Altersvorsorge – das Baukastenprinzip<br />
Angesichts der Neuregelung zur Besteuerung<br />
von Lebensversicherungen<br />
zum 1. Januar 2005, der gegenwärtigen<br />
Diskussion um die gravierenden<br />
Auswirkungen der demographischen<br />
Entwicklung und der immer größer<br />
werdenden Versorgungslücke ist das<br />
Thema private Altersvorsorge hochaktuell.<br />
Das System der Altersvorsorge<br />
in der Bundesrepublik Deutschland,<br />
„Drei-Säulen-System“ genannt, besteht<br />
aus gesetzlicher Rentenversicherung,<br />
betrieblicher Altersvorsorge und individueller<br />
Vorsorge durch langfristige<br />
Vermögensbildung. Das Ziel der privaten<br />
Altersvorsorge ist die Schließung der<br />
nach Berücksichtigung von Ansprüchen<br />
aus der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
und der betrieblichen Altersversorgung<br />
bestehen gebliebenen, individuell unterschiedlich<br />
hohen Versorgungslücke. Die<br />
demographischen Auswirkungen auf das<br />
System der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
sind bereits sichtbar. Innerhalb der<br />
letzten Jahre ist bei steigendem Altenquotient<br />
(Personen über 65/Personen<br />
15-64) die Bruttorente stetig gesunken.<br />
Mittel- und längerfristig ist eine weitere<br />
Verschärfung unvermeidbar. So wird<br />
das Rentenniveau zwangsläufig weiter<br />
sinken und sich eine Versorgungslücke<br />
öffnen. Diese muss durch eine privat<br />
finanzierte Zusatzversorgung geschlossen<br />
werden; diese ist in Deutschland<br />
jedoch noch nicht genug ausgeprägt.<br />
Das sich im Lebenszyklus ändernde Spar-,<br />
Konsum- und Risikoschutzverhalten von<br />
privaten Haushalten hat einen grundlegenden<br />
Einfluss auf deren Nachfrageverhalten<br />
nach Leistungen der privaten<br />
Finanzplanung. Somit ist es unerlässlich,<br />
sich genauer mit der Lebenszyklushypothese<br />
auseinander zu setzen.<br />
In der klassischen Lebenszyklushypothese<br />
ist jeder Lebensphase ein typischer Bedarf<br />
an Kapitalanlage und Kapitalaufnahme<br />
zugeordnet. Heutzutage wirken jedoch<br />
mannigfaltige demographische, soziale<br />
und gesellschaftliche Einflüsse auf<br />
das Individuum, mit der Folge, dass die<br />
klassische Lebenszyklushypothese nicht<br />
mehr greift und eine Individualisierung<br />
der Bedürfnisse stattfindet. Bezüglich<br />
der Altersvorsorge besonders relevante<br />
Veränderungen sind der stetig steigende<br />
Anteil unverheirateter Lebensgemeinschaften,<br />
steigende Scheidungsraten sowie<br />
der hohe Anteil unehelicher Kinder.<br />
Um auf die Herausforderungen an die<br />
Rentensysteme zu reagieren, werden<br />
im Ausland unterschiedliche Wege<br />
gegangen. Während die USA bereits<br />
weitgehend auf private Vorsorge setzen,<br />
haben auch die Niederlande in ihren<br />
jüngsten Reformen dem Eigenanteil<br />
eine höhere Gewichtung beigemessen.<br />
Japan hingegen geht einen völlig anderen<br />
Weg und will entstehende Lücken<br />
in der Rentenkasse durch drastische<br />
Beitragserhöhungen ausgleichen.<br />
Auch die Bundesrepublik Deutschland<br />
hat auf die demographischen Entwicklungen<br />
reagiert. Mit der Rentenreform<br />
2001 erfolgte der Einstieg in die staatlich<br />
geförderte, kapitalgedeckte Altersvorsorge<br />
mit dem Namen Riester-Rente.<br />
Seit Januar 2005 gibt es in Deutschland<br />
zudem eine neue Form von staatlich<br />
geförderter Altersvorsorge – die Rürup-<br />
Rente. Im Gegensatz zur Riester-Rente<br />
wird die Rürup-Rente nicht direkt vom<br />
Staat mit Zulagen bezuschusst. Sie wird<br />
nur über Steuervorteile gefördert.<br />
Neben diesen beiden staatlich geförderten<br />
Vorsorgemodellen gibt<br />
es noch eine Vielzahl weiterer Produkte<br />
zur Altersvorsorge.<br />
Um zu ermitteln, was die Bevölkerung<br />
über Altervorsorge im Allgemeinen<br />
und private Altersvorsorge im Speziellen<br />
weiß und um zu erfahren, welche<br />
Vorsorgestrategien und Bedürfnisse<br />
existieren, führten wir eine empirische<br />
Studie mit 100 befragten Personen<br />
aus unserem Bekanntenkreis durch.<br />
Aus den Ergebnissen einer von uns<br />
durchgeführten Befragung ist leicht erkennbar,<br />
dass viele Verbraucher zunehmend<br />
den Überblick über die Möglichkeiten<br />
der privaten Altersvorsorge verlieren,<br />
da zum Beispiel 64% der Befragten die<br />
Rürup-Rente nicht kennen. Mehr als<br />
ein Drittel der Befragten stufen zudem<br />
die Beratungsqualität als schlecht ein.<br />
Viele Menschen wissen zwar inzwischen<br />
über die Besteuerung der Altersrenten<br />
und den Wegfall der Steuerbefreiung<br />
für kapitalgebundene Lebensversicherungen<br />
Bescheid, aber was das für sie<br />
konkret bedeutet, können viele Betroffene<br />
nicht einschätzen. Fest steht für die<br />
zukünftigen Rentner nur, dass sie eine<br />
Rentenlücke erwartet, für die sie privat<br />
vorsorgen müssen. Um diese Rentenlücke<br />
zu schließen und um die Bedürfnisse des<br />
Kunden, die sich aus dem individuellen<br />
Lebenszyklus ableiten lassen, in ausreichendem<br />
Maße zu berücksichtigen,<br />
erachten wir ein Baukastenprinzip für<br />
die private Altersvorsorge als sinnvoll.<br />
Die Grundversorgung besteht aus der<br />
staatlichen Rente, der Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
sowie aus dem Schutz<br />
der Hinterbliebenen durch eine Risikolebensversicherung.<br />
Darauf folgt die<br />
private „Plicht“absicherung, bestehend<br />
aus betrieblicher Rente sowie private<br />
Riester- und Rürup-Rente. Diese können<br />
als Paket vertrieben werden und das<br />
Produkt zur Kundenakquise darstellen,<br />
welches die gesamte Bevölkerung im<br />
erwerbsfähigen Alter zur Zielgruppe hat.<br />
Auf diese Weise wird der Kunde in die<br />
Lage versetzt, alle staatlichen Fördermaßnahmen<br />
auszuschöpfen, und er erhält<br />
ein überschaubares, kostengünstiges<br />
Paket bei einem einzigen Anbieter.<br />
Anschließend kann der Verbraucher<br />
seine Versorgungslücke durch zusätzliche<br />
private Vorsorgeprodukte (festverzinsliche<br />
Banksparpläne und Fondssparverträge)<br />
weiter abbauen. Als Spitze der<br />
Vorsorgepyramide sollte das Kreditinstitut<br />
individuelle Bausteine anbieten, um auf<br />
die durch den Lebenszyklus entstehenden<br />
Bedürfnisse einzugehen. Hier ist<br />
neben der Vorsorge für die Nachkommen<br />
durch eine Ausbildungsversicherung<br />
oder der Dread-Disease-Versicherung<br />
auch an eine private Pflegeversicherung<br />
und an maßgeschneiderte Produkte<br />
für Frauen und Alleinerziehende zu<br />
denken. Zudem haben wir einen Vorsorge-<br />
und Beratungsbedarf bei ausländischen<br />
Mitbürgern festgestellt.<br />
Dieses von uns erarbeitete Baukastensystem<br />
ermöglicht eine flexible Gestaltung<br />
der Altersvorsorge und geht somit auf<br />
die sich im Lebenszyklus verändernden<br />
Bedürfnisse der Kunden ein.
74 POSTBANK FINANCE AWARD 75<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - REGENSBURG<br />
® 2004/05 - REGENSBURG<br />
Universität Regensburg<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Klaus Röder<br />
Studentische Teammitglieder: Alexander Hölzl, Michaela Kränzle,<br />
Tobias Schelter<br />
„Die gesetzliche Rente wird in Zukunft<br />
nicht mehr ausreichen!“ – Aussagen<br />
wie diese sind im Zusammenhang mit<br />
dem Thema Altersvorsorge von höchster<br />
Präsenz. Mittlerweile haben nicht nur<br />
Experten diese harte Realität erkannt.<br />
Die Sensibilität der Kunden für dieses<br />
Problem hat extrem zugenommen. In<br />
den nächsten Jahren wird sich daher ein<br />
riesiger Markt für Altersvorsorgeprodukte<br />
etablieren. Der Erfolg einer Bank hängt in<br />
einer Zeit stetig abnehmender Zins-<br />
margen und massiven Wettbewerbsdrucks<br />
in starkem Umfang von der<br />
Fähigkeit ab, sich in diesem bedeutungsvollen<br />
Marktsegment gegen Mitbewerber<br />
durchzusetzen. Da das Kerngeschäft<br />
immer weniger Gewinne verspricht, wird<br />
es zunehmend von elementarer Bedeutung<br />
sein, an den beachtlichen Profitmöglichkeiten<br />
im Bereich der privaten<br />
Vorsorge bestmöglich zu partizipieren.<br />
Die Bank von heute kann mit antiquierten,<br />
unflexiblen Vorsorgeprodukten und<br />
unzureichender Beratungskompetenz in<br />
Zukunft keine Erfolge mehr sicherstellen.<br />
Ziel muss es künftig sein, Kunden im<br />
Bereich des „Langzeitgeschäfts“ privater<br />
Altersvorsorge zu gewinnen und im<br />
Sinne einer „Lifetime-Betreuung“ nach<br />
dem Lebenszyklusmodell zu begleiten.<br />
Durch eine intensive, langjährige Kunde-<br />
Bank-Beziehung kann ein Kreditinstitut<br />
Schwächen des unter Druck geratenen<br />
Kerngeschäfts durch Abschöpfung von<br />
Cross-Selling-Potenzialen kompensieren.<br />
Erreichbar ist dies nur durch eine ganzheitliche<br />
Strategie. Dem Kunden wird in<br />
Zukunft kein schlichtes Standardprodukt<br />
mehr angeboten, sondern eine individuell<br />
angepasste Vorsorgelösung. Um das zu<br />
ermöglichen, müssen im Rahmen einer<br />
integrierten Strategie die drei Elemente,<br />
wertorientierte Kundensegmentierung,<br />
Produktkonzeption und effizienter<br />
Vertrieb, ausgearbeitet und miteinander<br />
verbunden werden. „Der richtige Kunde<br />
muss zur richtigen Zeit mit dem richtigen<br />
Produkt auf die richtige Art und Weise<br />
erreicht werden“ (nach Walter, 2003).<br />
Kundensegmentierung<br />
Markterfolg<br />
Ganzheitliche Strategie<br />
Produkte<br />
Beratung & Vertrieb<br />
Abb. 1: Drei Pfeiler eine ganzheitlchen Strategie -<br />
eigene Darstellung<br />
Unter wertorientierter Kundensegmentierung<br />
versteht man in diesem<br />
Zusammenhang die exakte Einteilung in<br />
gewinnrelevante Gruppen. Von entscheidender<br />
Bedeutung zeigt sich daher die<br />
optimale Allokation von Ressourcen.<br />
Banken müssen in Zukunft den Kunden<br />
wesentlich exakter einordnen und ihn<br />
optimal ansprechen. Hierbei sind Alter<br />
und Einkommen nur ein Bestandteil. Da<br />
eine „Lifetime-Bereuung“ angestrebt<br />
wird, sind Veränderungen im Laufe<br />
der Zeit miteinzukalkulieren. Ebenso ist<br />
das frühzeitige Erkennen von späteren<br />
Kundenwertpotenzialen und die Neueinschätzung<br />
bisher unterbewerteter Gruppen,<br />
wie Frauen oder Senioren, höchst<br />
relevant. Die effiziente Nutzung von<br />
Customer-Relationship-Management-Systemen<br />
wird künftig unverzichtbar sein.<br />
Bei der Produktkonzeption müssen<br />
demografische und gesellschaftliche<br />
Trends beachtet werden. Dem Prinzip<br />
der ganzheitlichen Strategie zufolge wird<br />
einem Kunden, je nach Segmentierung,<br />
sein optimal passendes Vorsorgeprodukt<br />
angeboten. Um den steigenden Ansprüchen<br />
gerecht werden zu können, muss<br />
eine Bank in Zukunft im Stande sein, vor<br />
allem im Bereich der A und B Kunden,<br />
ein perfekt anpassbares Baukastenprodukt<br />
anzubieten. Unterstützt von professioneller<br />
Beratung wird stets ein individuelles<br />
Vorsorgepaket, bestehend aus einer<br />
Reihe von Bausteinen, kreiert. Diese kundenorientierte<br />
Produktkonzeption schafft<br />
ein höchstes Maß an Zufriedenheit bei<br />
den Nachfragern und erlaubt der Bank<br />
flexibel auf jede Art von Ansprüchen zu<br />
reagieren. Entsprechend der „Lifetime-<br />
Betreuung“ ist eine regelmäßige Abstimmung<br />
der Produkteigenschaften, angepasst<br />
an die momentane Lebenssituation,<br />
ein wesentlicher Faktor dieser Strategie.<br />
Ein starkes Augenmerk werden Banken<br />
in Zukunft auf die Struktur ihrer Vertriebswege<br />
legen müssen. Ein leistungsfähiges<br />
Multikanalvertriebsystem, das<br />
sich an den jeweiligen Kundensegmenten<br />
orientiert, bildet hier die Grundlage.<br />
Dadurch wird eine optimale Ressourcenallokation<br />
möglich. Eine signifikante<br />
Verbesserung der Qualität im Bereich der<br />
Beratung kann nur durch nachhaltige<br />
Schulung hin zu Altervorsorgespezialisten<br />
forciert werden. Im Ergebnis muss<br />
der Filialvertrieb reorganisiert, spezielle<br />
Kompetenzzentren eingerichtet und der<br />
mobile Vertrieb ausgeweitet werden. Die<br />
„Customer Touch Point Matrix“ bietet in<br />
Abhängigkeit von Faktoren, wie Kundentyp<br />
und Kundenwert in Bezug zu Kommunikationsbedarf<br />
und Komplexität des<br />
Produkts, die Möglichkeit den optimalen<br />
Kundenkontaktpunkt zu ermitteln. Das<br />
Internet wird je nach Kundensegment<br />
lediglich zu Informationszwecken oder<br />
für den kompletten Vertrieb verwendet.<br />
Zur bestmöglichen Nutzung von bestehenden<br />
Bankressourcen müssen wertorientierte<br />
Betreuungskonzepte entwickelt<br />
werden. Entsprechende Push-Konzepte<br />
helfen, eine aktive und situationsbezogene<br />
Kundenansprache zu realisieren.<br />
Die folgende Abbildung zeigt eine Strategie,<br />
die alle wesentlichen Komponenten<br />
miteinander vereint und damit ein<br />
umfassendes Konzept für die Versorgung<br />
des Kunden mit individuellen Lösungen<br />
für die private Altersvorsorge darstellt:<br />
Direkter<br />
Vertrieb<br />
Internet<br />
Stationärer<br />
Vertrieb<br />
Filialen<br />
Mobiler<br />
Vertrieb<br />
C-Kunde B-Kunde A-Kunde<br />
Abb. 2: Integriertes Gesamtkonzept für die private Altersvorsorge<br />
Mit der Vernetzung all dieser Überlegungen<br />
zu einer ganzheitlichen Strategie<br />
wird es einer Bank möglich sein,<br />
ihre momentan gute Ausgangssituation<br />
erfolgreich zu nutzen und sich<br />
adäquate Marktanteile zu sichern.<br />
Produkt-<br />
Informationen<br />
Baukastenprodukt
76 POSTBANK FINANCE AWARD 77<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - ST ANDREWS<br />
® 2004/05 - ST ANDREWS<br />
University of St Andrews<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Felix FitzRoy<br />
Studentische Teammitglieder: Reinhard Höll, Alexander Kling,<br />
Florian Friedrich Woitek, Katrin Ann Alberding<br />
Der einschneidende demographische<br />
Wandel in der Bundesrepublik Deutschland<br />
gehört mit Abstand zu den bedeutendsten<br />
gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
des 21. Jahrhunderts. Wir Deutschen<br />
werden nicht nur älter, wir werden auch<br />
immer weniger. Neben zahlreichen<br />
Konsequenzen für Politik, Wirtschaft,<br />
Umwelt und Technik, stellen sich natürlich<br />
auch für Banken zahlreiche Fragen.<br />
Sind sie auf Neuerungen vorbereitet,<br />
können sie die sich bietenden Chancen<br />
nutzen, Risiken vermeiden und wie<br />
wird sich der Bankenmarkt verändern?<br />
Insbesondere hat die demographische<br />
Entwicklung auch grundlegende Einflüsse<br />
auf die Struktur und Funktionsfähigkeit<br />
sozialer Sicherungssysteme in Form<br />
der gesetzlichen Altersvorsorge. Immer<br />
weniger Erwerbstätige müssen die Rente<br />
von einer immer größer werdenden Zahl<br />
von Rentnern schultern. Hinsichtlich<br />
der Tatsache, dass sich Bevölkerungswachstum<br />
und Struktur nur sehr langsam<br />
verändern und kaum kurzfristig<br />
beeinflusst werden können, müssen<br />
die sozialen Sicherungssysteme den zu<br />
erwartenden Wandlungen früh genug<br />
angepasst werden, um finanzierbar zu<br />
bleiben. Diese Entwicklung hat unter<br />
Schlagwörtern wie „Riester“ mit dem<br />
Ziel der Förderung der Eigeninitiative<br />
bereits begonnen und wird sich fortsetzen.<br />
Die Deutschen werden in Zukunft<br />
also mehr privat vorsorgen müssen.<br />
Zahlreiche strategische Herausforderungen,<br />
hoher Wettbewerbsdruck,<br />
der demographische Wandel und eine<br />
Vielzahl von gesetzlichen Regelungen<br />
kennzeichnen die Situation der Banken<br />
in Deutschland. Dennoch, für ihr schwächelndes<br />
Privatkundengeschäft kann der<br />
Markt der Altersvorsorgeprodukte ein<br />
Revitalisierungsprogramm darstellen.<br />
Der typische Bankkunde muss heute auf<br />
zahlreiche makroskopische Einflüsse wie<br />
den aktuellen Stand der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung, zahlreiche steuerliche<br />
und rechtliche Rahmenbedingungen<br />
sowie natürlich die allgemeine<br />
wirtschaftliche Situation achten. Nur<br />
wenige Privatpersonen besitzen die<br />
für einen korrekten Umgang mit dieser<br />
Situation notwendigen fachlichen<br />
Qualifikationen. Die breite Masse der<br />
Bevölkerung, selbst einige Experten, sind<br />
heutzutage nicht mehr in der Lage, sich<br />
einen hinreichend genauen Überblick<br />
über den Vorsorgemarkt zu verschaffen.<br />
Genau auf dieser Schwierigkeit lässt<br />
sich ein Geschäftsmodell für Banken<br />
aufbauen. Bereits in den letzten Jahren<br />
haben Retailbanken in Deutschland<br />
zunehmend bankfremde Produkte wie<br />
Versicherungen oder Aktien verkauft.<br />
Im Rahmen eines strukturierten Geschäftsmodells<br />
können hier zusätzliche<br />
Chancen wahrgenommen werden.<br />
Es kann aber festgestellt werden, dass<br />
der Markt für Altersvorsorgeprodukte<br />
ein profitables Geschäftsfeld für Banken<br />
darstellt. Allerdings besitzen Banken mit<br />
einer hohen Marktdurchdringung, einer<br />
mittelgroßen Vermögensverwaltung und<br />
wenigen internen Problemen zahlreiche<br />
Wettbewerbsvorteile. Generell sind die<br />
Deutsche Bank, die Postbank und mit Abstrichen<br />
die Commerzbank, die kleineren<br />
Privatbanken und die genossenschaftlichen<br />
Institute auf den Wandel vorbereitet<br />
und begleiten ihn aktiv mit. So ist es eher<br />
unwahrscheinlich, dass der Großteil der<br />
Sparkassen in Deutschland seine relative<br />
Wettbewerbsfähigkeit verbessern kann.<br />
Insgesamt ist die demographische Herausforderung<br />
für die deutschen Banken<br />
Chance und Herausforderung. Positiv<br />
ist zunächst für den Finanzsektor und<br />
die gesamte Bundesrepublik die Tatsache,<br />
dass der sog. Asset-Meltdown<br />
<strong>aller</strong> Voraussicht nach nicht stattfindet.<br />
Die Chance neue Marktpotentiale zu<br />
erschließen wird also nicht von der<br />
Gefahr eines Zusammenbruchs der<br />
Kapitalmärkte überdeckt. Dennoch:<br />
Herausforderungen bleiben. Der Wandel<br />
im Bankensektor beschleunigt sich<br />
durch den Umbau des deutschen Rentensystems,<br />
es sind hohe Investitionen<br />
in den Vorsorgemarkt notwendig und<br />
neue Anforderungen werden an die<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
-1000<br />
-2000<br />
1993<br />
1996<br />
1999<br />
2002<br />
2005<br />
2008<br />
2011<br />
Vermögensverwaltung gestellt werden. Real AS-Gewinnszenarien anhand verschiedener Bankenbeispiele<br />
In Mio. €<br />
Postbank<br />
Deutsche Bank<br />
Sparkasse Stuttgart<br />
HVB<br />
Sparkasse Leipzig<br />
2014<br />
2017<br />
2020<br />
2023<br />
2026<br />
2029
78 POSTBANK FINANCE AWARD 79<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - ULM<br />
® 2004/05 - ULM<br />
Universität Ulm<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Rüdiger Kiesel<br />
Studentische Teammitglieder: Hjalmar Hagen, Johannes Konrad,<br />
Patrick Scherer, Shaohui Wang<br />
CPPI in der Privaten Altervorsorge<br />
Lebenszyklus –<br />
Vorsorgen oder Liquidität sichern<br />
Ein individuelles Lebenszyklusmodell und<br />
eine zugehörige Lebenszyklusstrategie zu<br />
erstellen, um herauszufinden, wann wie<br />
viel Geld für die Altersvorsorge verwendet<br />
werden kann, ist eine sinnvolle aber<br />
auch verantwortungsvolle Aufgabe des<br />
Finanzdienstleistungsunternehmens. Die<br />
Sparfähigkeit ist bei den einzelnen Bevölkerungsgruppen<br />
je nach Vermögen und<br />
Einkommen sehr unterschiedlich ausgeprägt.<br />
Ein großer Teil der Bevölkerung<br />
benutzt typischerweise Verbraucherkredite<br />
zur Aufrechterhaltung der Liquidität.<br />
Dadurch entsteht ein Konflikt zwischen<br />
Krediten und Altersvorsorge. Es muss<br />
beachtet werden, ob es sinnvoller ist,<br />
zuerst die Belastung durch Kreditraten zu<br />
verringern, also die Kredite zu einem großen<br />
Teil zurück zu zahlen, bevor mit der<br />
Altersvorsorge begonnen wird. Die Kreditzinsen<br />
sind meist höher als die erwirtschafteten<br />
Renditen in der Altersvorsorge.<br />
Allerdings darf mit der Altersvorsorge<br />
nicht zu spät begonnen werden, um das<br />
notwendige Kapital für die Erhaltung<br />
des Lebensstandards im Alter zu sichern.<br />
Die angebotenen Produkte müssen sich<br />
an den Bedürfnissen der Kunden orientieren<br />
und sollten flexibel bezüglich<br />
Ein- und Auszahlungen gestaltet werden.<br />
Riester-geförderte Fondsspar-<br />
und Auszahlungspläne<br />
Mit der Riester-Förderung ist für alle<br />
Bevölkerungsschichten der Anreiz<br />
geschaffen worden, staatlich gefördert<br />
etwas für die Altersvorsorge zu sparen.<br />
Ein nach dem AltZertG zertifiziertes Altersvorsorgeprodukt<br />
ist der so genannte<br />
Riester-Auszahlungsplan, der aus einer<br />
Ansparphase und einer Auszahlungsphase<br />
besteht. Die Auszahlungsphase<br />
ist zweigeteilt. Zwischen dem Rentenbeginn,<br />
der frühestens zum Alter 60 vereinbart<br />
werden kann und dem Alter 85 wird<br />
ein Fondsentnahmeplan mit Kapitalverzehr<br />
vereinbart und ab Alter 85 wird eine<br />
lebenslange Rente bezahlt, deren Prämie<br />
aus dem angesparten Vermögen zu Rentenbeginn<br />
entnommen wird. Er wird von<br />
Banken und Investmenthäusern in Zusammenarbeit<br />
mit einem Versicherungsunternehmen<br />
angeboten. In der Ansparphase<br />
werden die eingezahlten Beiträge<br />
meistens in einen oder mehrere Fonds<br />
angelegt und es werden unterschiedliche<br />
Kapitalanlagestrategien verwendet, um<br />
zum einen die gesetzlich vorgeschriebene<br />
Garantie der eingezahlten Beiträge zum<br />
Rentenbeginn abgeben zu können und<br />
zum anderen vor Rentenbeginn das aufgebaute<br />
Vermögen durch Rückzug aus<br />
den risikobehafteten Fonds zu sichern.<br />
Constant Proportion Portfolio Insurance<br />
in der Privaten Altersvorsorge<br />
In unserer Arbeit haben wir die Constant<br />
Proportion Portfolio Insurance (CPPI),<br />
eine Portfolioabsicherungsstrategie,<br />
auf diesen Auszahlungsplan angewendet.<br />
Dadurch entsteht die Möglichkeit,<br />
die Kapitalgarantie zu Rentenbeginn<br />
zu leisten und außerdem während der<br />
Auszahlungsphase das Kapital, das für<br />
die Auszahlung der Teilraten aus dem<br />
Fondsentnahmeplan notwendig ist,<br />
abzusichern, bei gleichzeitiger Investition<br />
in den Aktienmarkt, um höhere<br />
erwartete Renditen zu erzielen.<br />
Die CPPI-Strategie besteht aus<br />
einer Rechenvorschrift, die zu jedem<br />
vereinbarten Umschichtungs- bzw.<br />
Überprüfungstermin, z.B. monatlich,<br />
angewendet wird und durch die sich<br />
die Aufteilung des Vermögens in eine<br />
risikobehaftete und eine risikoarme<br />
bzw. risikolose Anlage ergibt.<br />
Am Markt angebotene Auszahlungspläne<br />
setzen oft auf so genannte<br />
Lifestylestrategien, die zu bestimmten<br />
Zeitpunkten vor Rentenbeginn die<br />
Investition in die riskobehaftete Anlage<br />
reduzieren, um erreichtes Vermögen<br />
zu sichern. Denn nichts ist schlimmer<br />
als ein Börsencrash kurz vor Rentenbeginn.<br />
Es ist aber umstritten, ob diese<br />
Reduzierung einen ausreichenden<br />
Schutz bietet, da ein Börsencrash bzw.<br />
eine schlechte Aktienmarktsituation<br />
vor dem Lifestylebeginn nicht abgesichert<br />
ist, im Gegensatz zur CPPI.<br />
CPPI bietet auch Vorteile im Vergleich<br />
zur Portfolio Insurance mit Put-Optionen,<br />
wegen seiner Einfachheit und<br />
Transparenz, da keine Kenntnisse<br />
der Options-Preis-Theorie notwendig<br />
sind und im einfachsten Fall keine<br />
Annahmen über die Verteilung der<br />
Anlagen getroffen werden muss.<br />
Die Integration der CPPI-Strategie in<br />
die Anspar- und Auszahlungsphase<br />
stellt kein großes Problem dar, da die zu<br />
sichernde Wertuntergrenze des Portfolios,<br />
der so genannte Floor, je nach Phase<br />
und Garantie angepasst werden kann.<br />
Bei laufender Beitragszahlung ist die<br />
Gefahr des frühen Absinkens unter<br />
den Floor aufgrund einer schlechten<br />
Börsensituation nicht besonders groß,<br />
da regelmäßig neues Kapital in das<br />
Portfolio fließt. Weitere in der Strategie<br />
verwendete Parameter zur Aufteilung<br />
des Vermögens in die zwei Risikoklassen<br />
können je nach Risikoaversion des Kunden<br />
abgeleitet und angepasst werden.<br />
Wird nicht nur ein Kundenportfolio,<br />
sondern mehrere gemeinsam betrachtet<br />
und gemanagt, bietet die kollektive<br />
CPPI die Möglichkeit einen höheren Teil<br />
des Gesamtportfolios in die risikobehaftete<br />
Anlage zu investieren, was den<br />
Vorteil mit sich bringt, dass eine höhere<br />
langfristige Rendite zu erwarten ist.<br />
Um sicherheitsorientierte und risikobereite<br />
Kunden gleichermaßen ansprechen<br />
zu können, bietet sich ein flexibler<br />
Auszahlungsplan mit integrierter<br />
CPPI-Strategie an, da dieses Produkt<br />
an die individuellen Eigenschaften des<br />
Kunden und somit auch an ein Lebenszyklusmodell<br />
angepasst werden kann.
80 POSTBANK FINANCE AWARD 81<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - VILLINGEN-SCHWENNIGEN<br />
® 2004/05 - ULM<br />
Universität Ulm<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Gunter Löffler<br />
Studentische Teammitglieder: Gregor Hamme, Jan-Hendrik Otte,<br />
Thomas Verchow<br />
Einkommensantizipation<br />
Wie künftig verdientes Kapital bereits<br />
heute konsumiert werden kann<br />
Das Dilemma ist bekannt: Das erste Auto<br />
muss her, die erste Wohnung soll eingerichtet<br />
werden, Sommer- oder Skiurlaub<br />
wird gebucht, Heirat und Familiengründung<br />
steht auf dem Plan und soll<br />
ebenso seine Verwirklichung finden wie<br />
der Traum vom eigenen Häuschen im<br />
Grünen. Doch dazu benötigt der Mensch<br />
Geld – und dies schon in jungen Jahren.<br />
Motorrad fahren macht in jungen Jahren<br />
einfach mehr Spaß als im hohen Alter.<br />
Doch leider klafft besonders zu Beginn<br />
des Berufslebens zwischen Gehalt und<br />
benötigtem Kapital zur Erfüllung der<br />
Wünsche eine erhebliche Lücke. Je nach<br />
Grad der Ausbildung und Art der beruflichen<br />
Tätigkeit ist diese kleiner oder<br />
größer und wird sich in der Zukunft<br />
auch weiter oder weniger weit schließen<br />
können. Im Gegensatz zu diesem Kapitalmangel<br />
im jungen Jahren erhalten im<br />
Alter viele Menschen mehr Geld, als sie<br />
tatsächlich zum Halten ihres Lebensstandards<br />
benötigen: Die Immobilie ist längst<br />
abbezahlt, das Cabrio verkauft, da man<br />
den Zug nicht mehr so gut verträgt und<br />
das Fahren mit einer Heizdecke auf dem<br />
Schoß nicht stilecht ist. Über das angesammelte<br />
Geld freuen sich Enkel und<br />
Erben. Wehmütig mag da mancher an<br />
die ungenutzten Gelegenheiten in jungen<br />
Jahren zurückdenken, als mangels<br />
Geld so viele Träume unerfüllt blieben<br />
– und die heute mangels Gesundheit unerfüllbar<br />
bleiben werden. Doch müssen<br />
diese verpassten Chancen wirklich sein?<br />
Genau an dieser Frage setzt das Modell<br />
der Einkommensantizipation, das<br />
Vorziehen künftiger Einnahmen in<br />
die Gegenwart, an. Eine Strategie für<br />
das Leben sollte nicht erst mit dem<br />
Eintritt ins Berufsleben beginnen.<br />
Ebenso darf sie nicht nur aus Vorsorge<br />
bestehen, sondern sollte auch die<br />
frühzeitige Versorgung sicherstellen.<br />
Ausgehend von der heutigen Situation<br />
und wahrscheinlichen Entwicklungen<br />
wird bis zum Eintritt in das Rentenalter<br />
das künftige Einkommen abgeleitet. Die<br />
sich hieraus ergebenden Werte werden<br />
um einen Risikoabschlag vermindert,<br />
der sich aus einem festen und einem<br />
zeitabhängigen Wert zusammensetzt.<br />
Einkünfte werden um einen umso<br />
stärkeren Wert vermindert, je unsicherer<br />
sie vorhergesagt werden können.<br />
Somit kann dem Kunden anhand einer<br />
Kennzahl – die Summe seines derzeitigen<br />
Vermögens und dem barwertigen<br />
zukünftigen Vermögen – sein finanzieller<br />
Spielraum aufgezeigt werden.<br />
Dieser stellt das gegenwärtig verfügbare<br />
Kapital dar, mit dem z.B. eine<br />
Ausbildung finanziert werden kann.<br />
Damit wird die Möglichkeit geschaffen,<br />
teure Anschaffungen, wie z.B. das<br />
Motorrad, dann tätigen zu können,<br />
wenn sie den größten Nutzen stiften.<br />
Für die Berater der Finanzdienstleistungsbranche<br />
eröffnet sich ein enormes<br />
Potenzial umfassender Beraterleistungen,<br />
welches nicht nur im Umfang,<br />
sondern auch in der Tiefe ausgebaut<br />
werden muss. Lohn dieser Anstrengungen<br />
ist eine nachhaltige Kundenbindung<br />
– die ein Leben lang hält.<br />
Berufsakademie Villingen-Schwenningen<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Marcus Vögtle<br />
Studentische Teammitglieder: Hanno Dachwitz, Andreas Geiger,<br />
Björn Lenzner, Sandra Neumann, Simon Schulz<br />
Financial Planning für alle -<br />
bedarfsgerechte Altersvorsorge<br />
mit standardisierten Produkten<br />
Gravierende gesetzliche und steuerliche<br />
Veränderungen verbunden mit<br />
der demographischen Entwicklung,<br />
welche die gesetzlichen Rentensysteme<br />
zusätzlich belasten, stellen neue Anforderungen<br />
an die Beratung von Kunden<br />
hinsichtlich ihrer Altersvorsorge. Das<br />
hier zu erschließende Marktpotenzial<br />
versuchen <strong>aller</strong>dings nicht nur Banken<br />
zu erschließen - auch Versicherungen als<br />
klassische Anbieter von Altersvorsorgeprodukten<br />
und freie Finanzdienstleister<br />
kämpfen um Marktanteile. Banken sind<br />
daher gefordert, sich von ihrer Konkurrenz<br />
abzuheben, was jedoch durch die<br />
Immaterialität der Produkte und eine<br />
weit verbreitete Unwissenheit in Bezug<br />
auf die weite Palette verschiedenster<br />
Anlageprodukte erschwert wird. Mögliche<br />
Alleinstellungsmerkmale müssen<br />
daher durch die Art des Vertriebs und die<br />
Qualität der Beratung entstehen. Durch<br />
diese Abgrenzung können Kunden langfristig<br />
an die Bank gebunden werden.<br />
Einen Ansatz für solch ein neues Beratungsmodell<br />
zur Altersvorsorge bietet<br />
das bereits aus dem Private Banking<br />
bekannte Financial Planning. Es beginnt<br />
mit der Bestandsaufnahme sämtlicher<br />
Vermögensgegenstände, der getroffenen<br />
Vorsorgemaßnahmen und der<br />
Pläne des Kunden für seinen Ruhestand.<br />
Dabei können durch einen Abgleich<br />
der Ist-Situation mit der Rentenplanung<br />
des Kunden Versorgungslücken<br />
aufgedeckt werden, die der Kundenberater<br />
anschließend durch einen Maßnahmenplan<br />
zu schließen versucht.<br />
Aus dem Private Banking ist bekannt,<br />
dass bereits die Erstellung eines Finanzplans<br />
mit erheblichen Kosten verbunden<br />
ist. Dies schränkt die Übertragbarkeit auf<br />
das Retailgeschäft der Banken deutlich<br />
ein. Es müssen daher mittels verschiedener<br />
Maßnahmen die Kosten gesenkt<br />
werden. Darunter fallen eine höchstmögliche<br />
Standardisierung der Hintergrundprozesse<br />
und die Beschränkung auf<br />
einen themenbezogenen Finanzplan, der<br />
den Einsatz von Spezialisten verringert.<br />
Der Standardisierung kann unter anderem<br />
durch ein Altersvorsorgemodell in<br />
verschiedenen Schichten – Aktuelle Absicherung,<br />
Armutsvermeidung, Lebensstandardsicherung,Lebensqualitätssicherung<br />
– Rechnung getragen werden. Erst<br />
wenn eine Schicht erfolgreich abgedeckt<br />
wurde, kann in die nächste Stufe des<br />
Modells investiert werden. So muss beispielsweise<br />
zunächst das Humankapital<br />
des Angestellten durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
abgesichert sein,<br />
bevor er einen Vorsorgeplan bespart.<br />
Ansonsten droht bei einem Verlust seiner<br />
Arbeitskraft das gesamte Altersvorsorgeportfolio<br />
zusammenzubrechen, da<br />
die Beiträge für die einzelnen Bausteine<br />
nicht mehr bezahlt werden können.<br />
Allerdings unterliegt der Mensch in<br />
seinem Leben vielen Veränderungen, die<br />
neue oder veränderte Anforderungen an<br />
seine Altersvorsorge stellen. Man spricht<br />
hier von so genannten Wechselfällen,<br />
die sowohl positiven (z.B. Gehaltserhöhung),<br />
als auch negativen (z.B. Berufsunfähigkeit)<br />
Charakter haben können.<br />
Da jedoch viele Kunden bei Eintreten<br />
eines solchen Wechselfalls nicht von sich<br />
aus auf ihren Berater zukommen, müssen<br />
Vorgänge definiert werden, an denen der<br />
Berater erkennt, dass beim Kunden eine<br />
veränderte Situation vorliegt. Im Folgenden<br />
kann der Kunde dann gezielt auf<br />
diese Veränderung angesprochen und<br />
der bisherige Maßnahmenplan den neuen<br />
Gegebenheiten angepasst werden.
82 POSTBANK FINANCE AWARD 83<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - WIEN<br />
® 2004/05 - VILLINGEN-SCHWENNIGEN<br />
Auch dieser Ablauf kann in einem großen<br />
Maß standardisiert werden, um ihn auch<br />
im Retailgeschäft anbieten zu können.<br />
Von speziellen Softwarelösungen, die<br />
mögliche Veränderungen im Zahlungsverkehr<br />
des Kunden erkennen, bis hin zu<br />
konkreten Produktvorschlägen, die den<br />
einzelnen Wechselfällen zugeordnet sind,<br />
bieten sich hier viele Lösungsansätze.<br />
Die Zukunft der Kundenberatung im<br />
Retailgeschäft bietet viele Möglichkeiten<br />
zur Optimierung. Eine interessante<br />
Variante stellt die oben beschriebene<br />
Verbindung aus einem anfänglichen<br />
Finanzplan auf Basis eines Schichtenmodells<br />
und der darauf folgenden individuellen<br />
Ansprache beim Auftreten von<br />
Wechselfällen im Leben des Kunden dar.<br />
Die dadurch wachsende Kundenbindung<br />
und die individuelle Kundenberatung<br />
können zu einer Bestandsausschöpfung,<br />
d.h. steigenden durchschnittlichen<br />
Kundenerträgen, führen und<br />
zur Gewinnung neuer Kunden durch<br />
eine erfolgreiche Positionierung am<br />
Altersvorsorgemarkt beitragen.<br />
Durch den Einsatz moderner EDV und<br />
optimierter Prozesse lässt sich hier<br />
sogar der Widerspruch zwischen Individualberatung<br />
und Standardisierung<br />
überwinden und eine qualifizierte<br />
Kundenberatung mit konkurrenzfähigen<br />
Kostenstrukturen verbinden.<br />
Wirtschaftsuniversität Wien<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Leonhard Bauer<br />
Studentische Teammitglieder: Christoph Meineke, Eva Nussmüller,<br />
Georg Weiers<br />
PRIVATE ALTERSVORSORGE<br />
EIN INTERGENERATIVES DILEMMA<br />
In der öffentlichen Diskussion um die<br />
zukünftige Alterssicherung gewinnen<br />
nicht nur mehrheitsfähige politische,<br />
sondern vielmehr die Sachzwänge volkswirtschaftlicher<br />
Implikationen stärker<br />
an Bedeutung. Aufgrund zahlreicher<br />
limitierender Faktoren wie der demographischen<br />
Entwicklung, der konjunkturellen<br />
Schwächephase oder einer immer<br />
mobileren internationalen Arbeitnehmerschaft<br />
ist die Sicherung der finanziellen<br />
Unabhängigkeit ohne allzu große<br />
Einschränkung des Lebensstandards nach<br />
Ende des Berufslebens keineswegs mehr<br />
auf dem bisherigen Weg einer umfassenden<br />
staatlichen Fürsorge zu bestreiten.<br />
Der Rückzug des Staates bietet den<br />
Instituten des kreditwirtschaftlichen<br />
Sektors dabei Chancen, ihre Geschäftsfelder<br />
auszuweiten und im bisherigen<br />
Bereich staatlich garantierter und generierter<br />
Vorsorge ein margenträchtiges<br />
Geschäft aufzubauen. Allerdings ist bei<br />
der strategischen Planung zu berücksichtigen,<br />
daß generationenübergreifend<br />
ein gemeinsamer Kapitalstock genutzt<br />
werden muß, der die Frage aufwirft,<br />
wer welche Anteile und Nutzungsrechte<br />
an ihm hält. Erst wenn man diese<br />
ökonomischen Limitierungen, denen die<br />
politische Frage der Teilhabe zugrunde<br />
liegt, in die strategische Planung der<br />
Banken einbezieht, läßt sich langfristig<br />
die Geschäftsplanung operationalisieren.<br />
Grundlage <strong>aller</strong> Überlegungen bildet die<br />
Lebenszyklus-Hypothese. Diese basiert<br />
auf der Vorstellung, daß ein Individuum<br />
nicht sein ganzes Leben lang produktiv<br />
tätig sein kann, das heißt Einkommen<br />
generiert. Vielmehr bringt es bedeutende<br />
Strecken seines Lebens damit zu, lediglich<br />
zu konsumieren, das heißt sich entweder<br />
auf eigene Kosten oder aber auf Kosten<br />
anderer produktiver Gesellschaftsmitglieder<br />
zu unterhalten. Elementare Aufgabe<br />
der Banken wird es sein, in diesen<br />
rein konsumptiven Phasen den Kunden<br />
monetäre Konsumkraft zur Verfügung zu<br />
stellen und damit neuartige Bankgeschäfte<br />
zu bestreiten. Der Rückzug des Staates<br />
eröffnet in diesem Falle viele Möglichkeiten,<br />
sei es eben bei der Sicherung<br />
der Altersbezüge oder beispielsweise<br />
bei der Finanzierung der Ausbildung.<br />
Um sich den Lebensstandard zu sichern,<br />
müssen wir davon ausgehen, die ältere<br />
Generation will entsparen, das heißt vom<br />
Kapitalstock zehren will. Das Interesse<br />
der jungen Generation liegt darin, ihn<br />
möglichst beizubehalten, das heißt, ihn<br />
nicht einzutauschen. Es kommt zu einem<br />
potenziellen Konflikt um die Realisierung<br />
von Konsum- oder Produktionsmöglichkeiten.<br />
Volkswirtschaftlich ergibt sich<br />
folgendes Problem: Das Geschäftsfeld<br />
liegt genau im Intermediärbereich der<br />
Ressourcenallokation. Im intergenerativen<br />
Umverteilungsprozeß obliegt<br />
der Bank eine Mittlerfunktion, die cum<br />
grano salis gesprochen ihrer bisherigen<br />
Funktion als Intermediär ähnelt, <strong>aller</strong>dings<br />
um eine völlig neue Problemfeld-<br />
Dimension ergänzt wird. Die Sensitivität<br />
der distributiven Aspekte werden<br />
ebenso vom Staat in den Privatsektor<br />
übertragen wie die potenzielle Labilität<br />
eines durch den Generationenkonflikt<br />
instabilen Systems mit unsicheren,<br />
weil neuen Verfahren zur Aufteilung<br />
bzw. Nutzung des Kapitalstocks.<br />
Rekurrieren wir kurz den dynamischen<br />
Aspekt im Sinne eines intergenerativen<br />
Umverteilungsprozesses: Um sich den
84 POSTBANK FINANCE AWARD 85<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - ZITTAU/GÖRLITZ<br />
® 2004/05 - WIEN<br />
Lebensstandard zu sichern, müssen wir<br />
davon ausgehen, die ältere Generation<br />
will entsparen, das heißt vom Kapitalstock<br />
zehren. Das Interesse der jungen<br />
Generation liegt darin, ihn möglichst<br />
beizubehalten, das heißt, ihn nicht einzutauschen.<br />
Es kommt zu einem potenziellen<br />
Konflikt um die Realisierung von<br />
Konsum- oder Produktionsmöglichkeiten.<br />
Grundsätzlich ist also keineswegs nur ein<br />
Wachstumspotenzial als Geschäftsfeld<br />
anzusehen, vielmehr sind die sich durch<br />
Schrumpfungen ergebenden Freiräume<br />
operativ zu nutzen und vor allem im Verbund<br />
mit den „Partnern im Wettbewerb“<br />
(sehen wir die Konkurrenz in diesem Falle<br />
als solche an) regulativ offen zu halten.<br />
<strong>Hochschule</strong> Zittau/Görlitz (FH)<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Clemens Renker,<br />
Studentische Teammitglieder: Philipp Düring, Agnieszka Prosyniak,<br />
Tom Quenstedt, Michael Richter, Patrick Stephan<br />
Der Markt der privaten Altersvorsorge<br />
zeichnet sich durch drei Tatsachen<br />
aus: zum einen handelt es sich wie bei<br />
allen Finanzdienstleistungen um ein<br />
immaterielles Gut, was nicht auf Vorrat<br />
produziert werden kann. Zum anderen<br />
existiert am Markt eine Vielzahl von<br />
Produktangeboten, die darüber hinaus<br />
eine tiefgehende Homogenität aufweisen.<br />
Man spricht in diesem Falle auch<br />
von einer hohen Wettbewerbsintensität.<br />
Den einzigen Ausweg bietet hier<br />
eine starke Differenzierung des Produktangebotes<br />
gegenüber der Konkurrenz<br />
sowie die Fokussierung des<br />
Unternehmens auf den Kunden.<br />
Insgesamt ergeben sich daraus drei<br />
Hauptanforderungen an eine Bank:<br />
Emotionalisierung des Produktes,<br />
die Ausrichtung des Produkt-Angebotes<br />
auf die Bedürfnisse des<br />
Kunden (Bedarfslebenszyklus)<br />
sowie das zeitige Gewinnen<br />
(Recruitment) und lange Halten<br />
(Retention) des Kunden.<br />
Heruntergebrochen auf die Produktentwicklung<br />
bedeutet dies, durch Kombination<br />
der immateriellen Finanzdienstleistungen<br />
mit Konsumgüterprodukten (auf<br />
Kooperationsbasis) eine höhere Schlagkraft<br />
zu entwickeln. Ebenso müssen die<br />
Produkte miteinander verzahnt werden,<br />
so dass es dem Kunden möglich ist,<br />
unkompliziert von Produkt zu Produkt zu<br />
wechseln. Dies wird unabdingbar sein,<br />
um dem Kunden Phase um Phase das<br />
passende Leistungsangebot zu unterbreiten<br />
und ihn so an die Bank zu binden.<br />
Unter diesen Gesichtspunkten wurde<br />
vom Teilnehmer-Team eine Vielzahl<br />
von Produkt-Ansätzen generiert.<br />
Eine Übersicht über diese ist in der<br />
folgenden Grafik abgebildet.<br />
Profi tabilität<br />
Loyalität<br />
Cash for Kids<br />
Enkelkonto<br />
Konto 16+<br />
Festzins-Floater<br />
Car & Spar<br />
Festzins-Floater<br />
Spartopf BaföG<br />
Postbank study pack<br />
Postbank Altersvorsorge<br />
Eltern-Vorsorge<br />
Car & Spar<br />
Festzins-Floater<br />
Eltern-Vorsorge<br />
Gesund ins Alter<br />
Invest and Travel<br />
Postbank Altersvorsorge<br />
Car & Spar<br />
Festzins-Floater<br />
Eltern-Vorsorge<br />
Gesund ins Alter<br />
Invest and Travel<br />
Enkel-Konto<br />
Zwei(n)samkeit<br />
0-16 Jahre 16-19 Jahre 20-29 Jahre 30-50 Jahre 50-60 Jahre 60- ....Jahre<br />
Übersicht über die Produktideen anhand des Bedarfslebenszyklus<br />
Vorstellung der<br />
einzelnen Produktvorschläge:<br />
Cash for kids<br />
Verknüpfung eines Sparplanes mit<br />
Konsumgüterprodukten; für Kinder<br />
(als Einzahler fungieren die Eltern)<br />
Konto 16+<br />
Girokonto, was auf eine bestimmte<br />
Guthaben-Höhe gedeckelt<br />
ist. Alle Beträge, die am Stichtag<br />
über dem Limit liegen, werden<br />
auf ein Sparkonto transferiert;<br />
spricht Jugendliche ab 16 an<br />
Festzins-Floater<br />
Anlageprodukt, dessen Zins am<br />
EURIBOR gekoppelt ist (Grundverzinsung<br />
– EURIBOR)<br />
Car & Spar<br />
Enkel-Konto<br />
Zwei(n)samkeit<br />
Gesund ins Alter<br />
Lebensalter/Zeit
86 POSTBANK FINANCE AWARD 87<br />
® 2004/05 - ZITTAU/GÖRLITZ<br />
Car&Spar<br />
Verknüpfung einer Sparanlage mit KfZ-<br />
Versicherung, 10% Ermäßigung bei<br />
Abschluß über die Postbank, Prämie<br />
auf Sparguthaben bei Unfallfreiheit<br />
Spartopf Bafög<br />
Student zahlt schon während des Studiums<br />
monatliche Raten ein, um nach<br />
Studienende sofort Bafög zurückzahlen<br />
zu können, attraktive Verzinsung<br />
Postbank study pack<br />
Studenten erhalten eine materielle<br />
Sachleistung in Form eines Notebooks<br />
oder Einrichtungsgutscheines,<br />
Abschluß eines Kredites, dessen<br />
Rate nach Kreditende in die<br />
Altersvorsorge einfließt<br />
Elternvorsorge<br />
Kunde zahlt über eine längere Laufzeit<br />
einen Betrag auf ein Anlage-<br />
Konto, dessen Mittel den Eltern im<br />
Rentenalter als zusätzliche finanzielle<br />
Absicherung zur Verfügung stehen<br />
Gesund ins Alter<br />
Kombination von einem Gesundheitskonto<br />
(ähnlich einer<br />
Zusatzkrankenversicherung) und<br />
der privaten Altersvorsorge<br />
Invest and Travel<br />
Verknüpfung einer Altersvorsorgemaßnahme<br />
mit der Leistung<br />
eines Touristik-Unternehmens<br />
Postbank-Enkelkonto<br />
Großeltern zahlen Betrag für<br />
Enkel in eine Anlageform, Enkel<br />
führt diese Anlageform für seine<br />
eigene Altersvorsorge weiter<br />
Zwei(n)samkeit<br />
Ein Paar kann gemeinsam für<br />
die Altersvorsorge sparen<br />
Postbank-Altersvorsorge<br />
Die Investition in Postbank-<br />
Aktien als Möglichkeit der<br />
privaten Altersvorsorge<br />
Der Postbank Finance Award ®