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Essays aller teilgenommenen Teams - Hochschule Merseburg

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2 3<br />

Der Postbank Finance Award ®<br />

Der Postbank Finance Award ®<br />

Nach der ausgesprochen positiven Resonanz auf den ersten Postbank<br />

Finance Award ® hat die Deutsche Postbank AG mit dem Wintersemester<br />

2004/05 den finanzwirtschaftlich orientierten Hochschulwettbewerb<br />

bereits zum zweiten Mal ausgeschrieben.<br />

Im Rahmen des Finance Award sind Lehrende und Studierende <strong>aller</strong><br />

Fachrichtungen eingeladen, sich mit aktuellen finanzwirtschaftlichen<br />

Fragestellungen auseinander zu setzen und gemeinsam innovative<br />

sowie wissenschaftlich fundierte Lösungsansätze zu erarbeiten.<br />

Entscheidend für den Erfolg des Wettbewerbs ist daher neben der<br />

fachlichen Kompetenz auch die im Team geleistete Koordination und<br />

Kommunikation. Im Mittelpunkt steht dabei die enge Verbindung von<br />

Theorie und Praxis sowie von <strong>Hochschule</strong> und Finanzwirtschaft.<br />

Bewertet werden die Wettbewerbsbeiträge von einer Jury, die sich<br />

aus Experten der Bereiche Wirtschaft, Forschung und Medien zusammensetzt.<br />

Als renommierter Medienpartner begleitet die Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung den Postbank Finance Award und bietet damit<br />

allen Teilnehmern eine etablierte Plattform, um die Ergebnisse einer<br />

breiten Öffentlichkeit vorzustellen und zur Diskussion zentraler<br />

Fragestellungen der Finanzwirtschaft beizutragen.<br />

Der Postbank Finance Award ® wird jährlich wiederkehrend vergeben<br />

und ermöglicht so eine kontinuierliche Förderung von Lehre und<br />

Forschung an den <strong>Hochschule</strong>n.


4 5<br />

Vorwort<br />

Der Postbank Finance Award ® ruft Lehrende und Studierende auf, in Teamarbeit<br />

Perspektiven für das „Banking der Zukunft“ zu entwickeln. Im Fokus<br />

des Postbank Finance Award ® 2004/05 stand das gesellschaftspolitisch<br />

besonders aktuelle Thema „Altersvorsorge“. Dabei sollte der Frage nachgegangen<br />

werden, welche Rolle die Banken beim Aufbau der privaten Altersvorsorge<br />

im Rahmen eines Lebenszykluskonzepts übernehmen können.<br />

Das Thema lautet entsprechend<br />

Private Altersvorsorge und Lebenszyklusstrategien:<br />

Ein neues Geschäftsfeld für Banken?<br />

Zahlreiche <strong>Teams</strong> haben sich mit dieser vielschichtigen Fragestellung<br />

auseinander gesetzt und differenzierte, umsetzbare Lösungen erarbeitet.<br />

Die Ergebnisse zeugen von eindrucksvoller fachlicher, wissenschaftlicher und<br />

methodischer Kompetenz.<br />

Wir bedanken uns bei allen Hochschulteams für ihre Teilnahme. Die<br />

vorliegende Schrift beinhaltet die Zusammenfassungen <strong>aller</strong> eingereichten<br />

Beiträge. Sie soll das von den <strong>Teams</strong> gezeigte Engagement würdigen und<br />

ihre Ideen einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen.<br />

Prof. Dr. Günter Franke<br />

Vorsitzender der Jury<br />

Die Jury<br />

Die Jury des Postbank Finance Award ® setzt sich aus renommierten<br />

Vertretern aus Wirtschaft, Forschung und Medien zusammen.<br />

Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner<br />

Technische Universität München<br />

Inhaberin des KfW-Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurial Finance<br />

an der Technischen Universität München sowie Honorarprofessorin<br />

an der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL, Schloß Reichartshausen.<br />

Prof. Dr. Günter Franke<br />

Universität Konstanz (Vorsitzender der Jury)<br />

Inhaber des Lehrstuhls für Internationales Finanzmanagement an<br />

der Universität Konstanz und Leiter des Zentrums für Finanzen und<br />

Ökonometrie (CoFE) an der Universität Konstanz.<br />

Prof. Dr. Horst W. Opaschowski<br />

Universität Hamburg<br />

Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg<br />

sowie Zukunftsforscher und Wissenschaftlicher Leiter des Freizeit-<br />

Forschungsinstituts der British American Tobacco.<br />

Prof. Dr. Wulf von Schimmelmann<br />

Deutsche Postbank AG (Schirmherr)<br />

Vorsitzender des Vorstands Deutsche Postbank AG, Mitglied des<br />

Vorstands Deutsche Post World Net sowie Honorarprofessor der<br />

Universität Konstanz.<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Siebert<br />

Institut für Weltwirtschaft / Universität Kiel<br />

Emeritierter Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW)/Universität<br />

Kiel. Steven Muller Professor an der Johns Hopkins University in Bologna sowie<br />

Autor verschiedener Standardwerke für Wirtschaft und Politik.<br />

Prof. Dr. Udo Steffens<br />

HfB - Business School of Finance & Management<br />

in Frankfurt am Main<br />

Präsident der HfB - Business School of Finance & Management<br />

in Frankfurt am Main und Leiter der Bankakademie e.V.<br />

Holger Steltzner<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

Mitglied des Herausgebergremiums der<br />

Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Wirtschaftsjournalist.


6 POSTBANK FINANCE AWARD 7<br />

® 2004/05 POSTBANK FINANCE AWARD ® 2004/05<br />

Inhalt<br />

Universität Augsburg .......................................................................................... 9<br />

Universität Augsburg ......................................................................................... 12<br />

ESCP-EAP Europäische Wirtschaftshochschule Berlin ........................................... 14<br />

Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ............................................... 16<br />

Humboldt-Universität zu Berlin .......................................................................... 18<br />

Technische Universität Chemnitz ........................................................................ 20<br />

Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg .................................................... 21<br />

Universität Duisburg-Essen, Campus Essen ......................................................... 23<br />

HfB - Business School of Finance & Management, Frankfurt am Main .................. 25<br />

HfB - Business School of Finance & Management, Frankfurt am Main .................. 27<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main ................................... 29<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung Bocholt .............................................. 31<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen ........................................................................ 33<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen ........................................................................ 35<br />

Karl-Franzens-Universität Graz ........................................................................... 37<br />

HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik ..................................... 39<br />

Berufsakademie Heidenheim ............................................................................. 42<br />

Fachhochschule Hof ........................................................................................... 44<br />

Fachhochschule Jena ......................................................................................... 46<br />

Fachhochschule Koblenz .................................................................................... 48<br />

Cologne Business School (cbs), Köln ................................................................... 50<br />

Fachhochschule Köln ......................................................................................... 52<br />

Berufsakademie Lörrach .................................................................................... 54<br />

Berufsakademie Lörrach .................................................................................... 55<br />

Fachhochschule Ludwigshafen am Rhein - <strong>Hochschule</strong> für Wirtschaft ................... 57<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH) ............................................................................... 58<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH) ............................................................................... 60<br />

Technische Universität München ........................................................................ 62<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster ........................................................ 64<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster ........................................................ 66<br />

Universität Potsdam .......................................................................................... 68<br />

Berufsakademie Ravensburg .............................................................................. 70<br />

Fachhochschule Regensburg .............................................................................. 72<br />

Universität Regensburg ..................................................................................... 74<br />

University of St Andrews ................................................................................... 76<br />

Universität Ulm ................................................................................................. 78<br />

Universität Ulm ................................................................................................. 80<br />

Berufsakademie Villingen-Schwennigen ............................................................. 81<br />

Wirtschaftsuniversität Wien ............................................................................... 83<br />

<strong>Hochschule</strong> Zittau/Görlitz (FH) ........................................................................... 85


8 POSTBANK FINANCE AWARD 9<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - AUGSBURG<br />

® 2004/05<br />

Der Postbank Finance Award ®<br />

Universität Augsburg<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl<br />

Studentische Teammitglieder: Patrick Brugger, Barbara Götz,<br />

Julia Heidemann<br />

Asset-Allocation im Rahmen der Zukunftsvorsorge<br />

unter Berücksichtigung der<br />

jeweiligen Lebensabschnittsphasen des<br />

Anlegers<br />

Die gesetzliche Rente ist längst nicht<br />

mehr sicher. Dies zeigen die bereits<br />

verschickten Rentenbescheide schwarz<br />

auf weiß. Zum 01.01.2005 trat das<br />

Alterseinkünftegesetz in Kraft, das umfangreiche<br />

Änderungen im Bereich der<br />

Altersvorsorge vorsieht. Eine davon ist die<br />

Einführung eines Nachhaltigkeitsfaktors<br />

in die Rentenformel, mit der wir uns auf<br />

weitere Einschnitte einstellen müssen.<br />

Dafür soll die private Altersvorsorge<br />

weiter gestärkt und gefördert werden.<br />

Da beispielsweise 2002 lediglich 7% der<br />

privaten Haushalte ein Geld- und Immobilienvermögen<br />

vorweisen konnten, das<br />

ausreichen würde, die Differenz zwischen<br />

Erwerbs- und Renteneinkommen<br />

zu decken, steigt die Nachfrage nach<br />

kapitalgedeckten privaten Altersvorsorgeprodukten.<br />

2004 gaben in einer<br />

Umfrage bereits 65% an, dass sie oder<br />

ihr Ehepartner privat vorgesorgt haben.<br />

Bisher waren Kapitallebens- und Rentenversicherungen<br />

ein wichtiger Baustein<br />

der privaten Altersvorsorge. Das Alterseinkünftegesetz<br />

hat deren Vorteilhaftigkeit<br />

gegenüber anderen Anlagen jedoch<br />

zunehmend eingeschränkt. Gefördert<br />

werden dagegen Kapitalmarktanlagen,<br />

die gerade für junge Arbeitnehmer<br />

besonders vorteilhaftig sind, da diese<br />

vom Zinseszinseffekt des schrittweisen<br />

Übergangs zur nachgelagerten<br />

Besteuerung profitieren werden.<br />

Aus der Notwendigkeit privat vorzusorgen<br />

ist in Deutschland ein attraktiver<br />

Markt mit Zukunftschancen für Anbieter<br />

von Vorsorgeprodukten entstanden. Um<br />

erfolgreich im Wettbewerb bestehen<br />

zu können, stellt sich für sie die Frage<br />

nach dem optimalen Marketing-Mix:<br />

Wem verkaufe ich welche Produkte auf<br />

welche Art und Weise. Die Herausforderung<br />

für die Anbieter besteht darin,<br />

die drei Komponenten Kunden, Produkt<br />

und Vertrieb aufeinander abzustimmen.<br />

Auf Basis einer Aufwand-Ertrags-Betrachtung<br />

kann nicht jedem Kunden<br />

nach der Philosophie „everything for<br />

everyone everywhere“ das gleiche<br />

Produkt auf die gleiche Art und Weise<br />

angeboten werden. Die strukturellen<br />

Gegebenheiten lassen zusammen mit<br />

der Forderung nach potenzialorientierter<br />

Vertriebspolitik den Ruf nach Kundensegmentierung<br />

laut werden. Mit dieser<br />

soll zielgruppengerecht, bedürfnisorientiert<br />

und ganzheitlich eine effektive<br />

Beratung ermöglicht werden. Darüber<br />

hinaus erlaubt eine Kundensegmentierung<br />

oftmals die Repositionierung<br />

eines Commodities und die Schaffung<br />

von akquisitorischem Potenzial.<br />

Die Kundensegmentierung muss unabhängig<br />

vom zu betrachtenden<br />

Markt allgemeinen Anforderungen<br />

wie Marktrelevanz, Wirtschaftlichkeit,<br />

Operationalisierbarkeit und zeitlicher<br />

Stabilität gerecht werden. Die abgegrenzten<br />

Segmente sollten nach innen<br />

möglichst homogen und nach außen<br />

möglichst heterogen sein. Die wichtigsten<br />

Marktsegmentierungskriterien lassen<br />

sich klassifizieren in sozioökonomische<br />

Kriterien, psychographische Kriterien<br />

und beobachtbares Kaufverhalten<br />

(Consumer Behaviour). Da insbesondere<br />

der Lebensabschnitt des Kunden<br />

berücksichtigt werden soll, wird eine<br />

Mischung aus Lebenszyklus und Lifestyle<br />

verfolgt. Segmentierungskriterien sind<br />

u.a. Alter, Familienstand, durchschnittliches<br />

Bruttohaushaltseinkommen und<br />

Technologie- und Innovationseinstellung.


10 POSTBANK FINANCE AWARD 11<br />

® 2004/05 - AUGSBURG<br />

POSTBANK FINANCE AWARD ® 2004/05 - AUGSBURG<br />

Nach erfolgreicher Kundensegmentierung<br />

wird das zu investierende<br />

Kapital systematisch auf verschiedene<br />

Klassen von Vermögenswerten (Assets)<br />

aufgeteilt (Allocation). Ziel ist es, durch<br />

Kombination unterschiedlicher Assets<br />

das unsystematische Risiko der Anlage zu<br />

minimieren, um effiziente Portfolios zu<br />

erhalten. Man spricht dabei von Risikodiversifikation.<br />

Aus diesen Portfolios wird<br />

eine hinsichtlich des anlegerindividuellen<br />

Rendite-Risiko-Verhältnisses optimale<br />

Portfoliozusammensetzung ausgewählt.<br />

Dabei spielt die Risikoeinstellung des<br />

Kunden eine bedeutende Rolle. Dies<br />

wird bei der Wahl des Risikomaßes<br />

berücksichtigt.<br />

Status Quo in der Asset Allocation ist der<br />

Mean-Variance Ansatz von Markowitz.<br />

Dieser basiert auf der Varianz als<br />

Risikomaß. Ein großer Nachteil dieses<br />

Ansatzes liegt in der Symmetrie des<br />

Risikomaßes Varianz. Anleger haben<br />

jedoch grundsätzlich keine symmetrische<br />

Einstellung gegenüber Renditevariabilität.<br />

Eine negative Abweichung von der<br />

erwarteten Rendite wird von rationalen<br />

Anlegern wesentlich stärker wahrgenommen<br />

als die Chance, eine höhere Rendite<br />

als erwartet zu erzielen. Der vorgestellte<br />

Ansatz greift diese ökonomische Interpretation<br />

von Risiko auf und basiert auf<br />

dem Downside-Risikomaß Conditional<br />

Value-at-Risk (CVaR).<br />

Der CVaR entspricht dem Erwartungswert<br />

<strong>aller</strong> unerwünschten Realisationen<br />

unterhalb des Value-at-Risk. Beispielsweise<br />

möchte ein Anleger, dass im Falle<br />

des Nichterreichens einer vorgegebenen<br />

Rendite die Anlage noch 4% Rendite<br />

erwarten lässt. Durch Minimierung<br />

des CVaR können gerade worst case<br />

Szenarien vermieden werden. Damit ist<br />

der CVaR ein konservativeres Risikomaß<br />

als der VaR, der gerade im Financial Risk<br />

Management angewendet wird und dort<br />

sehr populär ist. Man könnte den VaR<br />

als maximalen Verlust bezeichnen, der in<br />

einer bestimmten Periode, beispielsweise<br />

einem Jahr, mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit<br />

von z.B. 95% höchstens<br />

angenommen wird.<br />

Beim (Rendite CvaR-) Ansatz von Uryasev<br />

wird die Rendite des Gesamtportfolios<br />

unter Beschränkung des CVaR maximiert.<br />

Das Nebenprodukt der Optimierung ist<br />

der VaR des optimalen Portfolios.<br />

Nachdem in der Optimierung festgelegt<br />

wurde, in welche Asset-Klassen<br />

welcher Anteil des Vermögens investiert<br />

werden soll, werden anschließend in<br />

der strategischen Asset Allocation die<br />

Diversifikationsmöglichkeiten auf weiteren<br />

Ebenen, wie z.B. Länder, Währung<br />

und Branche betrachtet. In der taktischen<br />

Asset Allocation werden dann im letzten<br />

Schritt konkrete Einzeltitel ausgewählt.<br />

Gerade private Anleger stehen dabei<br />

vor einer großen Herausforderung,<br />

da die Kenntnis des Marktes und ein<br />

Überblick über die verfügbaren Produkte<br />

notwendig sind, um eine optimale<br />

Entscheidung treffen zu können. Diese<br />

Aufgaben können z.B. von Vermögensverwaltern<br />

übernommen werden. Dies<br />

ist <strong>aller</strong>dings meist mit hohen Kosten<br />

verbunden. Eine wesentlich günstigere<br />

Alternative dazu bieten Investmentfonds.<br />

Grundidee ist es, Geld vieler Anleger zu<br />

sammeln, um viele verschiedene Assets<br />

kostengünstig zu kaufen, um eine gute<br />

Risikodiversifikation erreichen zu können.<br />

Gerade nach dem Börsencrash 2001<br />

wurde in großem Umfang Vermögen von<br />

Aktien-Direktanlagen in Investmentfonds<br />

umgeschichtet. Bei der Wahl des optimalen<br />

Investmentfonds sollte als Rendite<br />

für die erzielte Ablaufleistung die Rendite<br />

nach Kosten ausschlaggebend sein. Die<br />

derzeit praktikabelste Kennzahl, die<br />

Fondsmanagementkosten, Verwaltungs-<br />

und Depotbankvergütung berücksichtigt,<br />

ist die Total Expense Ratio (TER).<br />

Eine unter Umständen interessante<br />

Alternative bzw. Ergänzung zu Investmentfonds<br />

bieten Zertifikate, die sich<br />

wachsender Beliebtheit beim Anleger<br />

erfreuen. Mit Hilfe von Investmentfonds<br />

oder Zertifikaten ist eine sinnvolle<br />

Umsetzung der empfohlenen Portfoliozusammensetzung<br />

möglich.<br />

Gerade bei Finanzdienstleistungen<br />

wünschen Kunden, dass ihre Bedürfnisse,<br />

Wünsche, Interessen und sozialen und<br />

finanziellen Restriktionen individuell<br />

berücksichtigt werden. Der Kunde hat<br />

an einer individualisierten Lösung einen<br />

höheren Nutzen. Zur Berücksichtigung<br />

kundenindividueller Ziele in der Beratung<br />

muss der Anlagevorschlag mit der<br />

aktuellen Lebenssituation (Lebenszyklus),<br />

der bisherigen Anlageerfahrung und<br />

den aktuell bestehenden finanziellen<br />

Verpflichtungen des Kunden in Einklang<br />

gebracht werden.<br />

Die Optimierung darf jedoch keine<br />

Einmalbetrachtung sein. Mit dem<br />

Alter nimmt die Risikoaversion zu, der<br />

Kunde möchte nicht wenige Jahre vor<br />

Renteneintritt sein angespartes Kapital<br />

verlieren. Daher müsste man bei der<br />

Asset Allocation ein mehrperiodiges<br />

Modell unterstellen, das Portfolioumschichtungen<br />

vorsieht. Folglich wird der<br />

risikobehaftete Anteil am Portfolio eines<br />

55-jährigen Anlegers geringer sein als bei<br />

einem 30-jährigen desselben Segments.<br />

An dieser Stelle muss die Frage behandelt<br />

werden, über welche Kanäle den Segmenten<br />

entsprechende Anlageportfolios<br />

für die Altersvorsorge verkauft werden<br />

können. Dabei ist zu beachten, dass sich<br />

die Umwelteinflüsse und Marktbedingungen<br />

im Finanzdienstleistungsbereich<br />

in den letzten Jahren stark verändert<br />

haben. Die Finanzbranche ist seit Jahren<br />

einem stetigen Wandel unterworfen,<br />

der im Grunde auf drei wesentliche<br />

Veränderungen zurückzuführen ist: neue<br />

Vertriebs- und Kommunikationskanäle<br />

durch technische Errungenschaften, ein<br />

verändertes Nachfrageverhalten durch<br />

veränderte Lebensgewohnheiten der<br />

Nutzer und Marktveränderungen, die<br />

zu einem veränderten Anbieterverhalten<br />

führen. Finanzdienstleister, die auch<br />

weiterhin im Wettbewerb bestehen<br />

wollen, müssen sich deshalb zunehmend<br />

um eine individuelle Kundenbeziehung<br />

bemühen. Mit anderem Worten: weg<br />

von der Transaktionsorientierung hin zur<br />

Kundenorientierung.<br />

Die Gestaltung, Steuerung und Kontrolle<br />

der Kanäle in der Interaktion mit dem<br />

Kunden ist Aufgabe des Multi-Channel-<br />

Managements. In diesem Zusammen-<br />

hang geht das Kanalmanagement der<br />

Frage der internen Ausgestaltung und<br />

Abstimmung der verschiedenen Kanäle<br />

nach. Das Interaktionsmanagement<br />

beschäftigt sich hingegen mit der Frage,<br />

welche Kommunikationstechnologien<br />

die Interaktion zwischen Kunden<br />

und Finanzdienstleister in welcher<br />

Phase des Kundenprozesses bestmöglich<br />

unterstützen. Mit Hilfe der Customer<br />

Touch Point Matrix können für die<br />

einzelnen Segmente für jede Phase des<br />

Kundenprozesses ein idealer Mix an<br />

Vertriebskanälen festgelegt werden, mit<br />

dem Ziel, die unterschiedlichen Kanäle<br />

integriert aufeinander abzustimmen.<br />

Ist die Abstimmung zwischen Kunden,<br />

Vertrieb und Produkten erfolgreich,<br />

profitiert nicht nur der Kunde von einer<br />

ganzheitlichen Beratung, der Finanzdienstleister<br />

schafft es, den Kunden<br />

langfristig an sich zu binden und ihm ein<br />

breites Spektrum an Leistungen anbieten<br />

zu können.


12 POSTBANK FINANCE AWARD 13<br />

® 2004/05 - AUGSBURG<br />

POSTBANK FINANCE AWARD ® 2004/05 - AUGSBURG<br />

Universität Augsburg<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Manfred Steiner<br />

Studentische Teammitglieder: Florian Bosch, Michael Fischer,<br />

Elisabeth Heilmaier, Julia Schönbeck, Stefanie Walter<br />

„Kundensensibilisierung durch den<br />

Financial Coach“<br />

Mit Inkrafttreten des Alterseinkünftegesetzes<br />

(AltEinkG) zum 1. Januar 2005<br />

ändern sich die Anforderungen bezüglich<br />

der privaten Altersvorsorge an die deutschen<br />

Bundesbürger schlagartig. Verfügen<br />

Rentner heutzutage über 70 Prozent<br />

ihres letzten Einkommens, werden es in<br />

einigen Jahrzehnten nur noch 40 Prozent<br />

sein. Die Eigenverantwortung der Bürger<br />

für die private Altersvorsorge muss<br />

daher steigen. Gerade Berufseinsteiger<br />

sehen sich aber der Verlockung gegenüber,<br />

ihr mit dem Verlassen der letzten<br />

Bildungsstätte signifikant steigendes<br />

Einkommen eher dem privaten Konsum<br />

zuzuführen als ihrer Altersvorsorge.<br />

Doch schon seit 1954 erforschten Wirtschaftswissenschaftler<br />

wie Modigliani,<br />

Brumberg und Friedman im Rahmen<br />

der neoklassischen Lebenszyklustheorie<br />

die Paradigmen rationaler Konsum- und<br />

Sparentscheidungen. Demnach strebt<br />

ein Mensch für ein erfülltes Leben nach<br />

einer Glättung seines Konsums über<br />

sein gesamtes Leben hinweg. Um dies<br />

zu erreichen, müsste er während seines<br />

Erwerbslebens auf einen Teil seines<br />

Konsums zu Gunsten von Sparleistungen<br />

verzichten und diese Ersparnisse<br />

in der erwerbslosen Rentenzeit wieder<br />

aufbrauchen. Das Postulat rationalen<br />

Verhaltens allein ließ sich jedoch nicht<br />

aufrechterhalten. Shefrin und Thaler<br />

erweiterten das neoklassische Modell<br />

daher um Probleme der Selbstkontrolle,<br />

mentale Kontenbildung und Framing,<br />

was zur behavioristischen Lebenszyklustheorie<br />

führte. Empirische Untersuchungen<br />

belegen ihre Befunde und man<br />

kann folgern, dass sich Menschen zwar<br />

mit ihren Konsum- und Sparentscheidungen<br />

auseinandersetzen, dies aber nur<br />

in unzureichendem Maße geschieht.<br />

Spätestens hier zeigt sich deutlich,<br />

dass Banken ihre Kunden unterstützen<br />

müssen, kritisch über ihre Einkommensverwendung<br />

nachzudenken und an Hand<br />

der privaten Altersvorsorge individuelle<br />

Lebenszyklusstrategien zu entwickeln.<br />

Unter Berücksichtigung der unabdingbaren<br />

Ertragsanforderung des Privatkundengeschäfts<br />

aus Sicht der Banken<br />

stellt sich die Frage, ob diese in einem<br />

Geschäftsfeld „private Altersvorsorge“<br />

erfüllt werden kann? Kreditinstitute sind<br />

bestrebt, ihr Produktangebot mit Lösungen<br />

zur privaten Altersvorsorge bunt und<br />

vielfältig zu gestalten, ja sogar die Kundenansprache<br />

alleinig über den Produktvertrieb<br />

zu führen: Kaufen Sie Produkt<br />

A und Sie haben bestens für ihre Rente<br />

vorgesorgt. Gemäß den Paradigmen des<br />

Kunden-Beziehungs-Managements ist<br />

diese Methode im Hinblick auf die Erreichung<br />

von Kundenzufriedenheit wenig<br />

zielführend, da sie nicht zur erhofften<br />

Kundenbindung führt. Dies resultiert aus<br />

der fehlenden Möglichkeit der Banken,<br />

sich über Produkte zu differenzieren, da<br />

der Kapitalmarkt zu (informations-)effizient<br />

ist, um aus innovativ erscheinenden<br />

Produktlösungen zur privaten Altersvorsorge<br />

einen anhaltenden Wettbewerbsvorteil<br />

zu generieren. Jedoch kann die<br />

Differenzierung über die Finanzdienstleistung<br />

erfolgen. Denn nicht die eine<br />

Produktlösung wird den Kunden dazu<br />

bewegen, nach einem Kauf bei „seiner“<br />

Bank zu bleiben. Von der Implementierung<br />

eines produktorientierten Geschäftsfeldes<br />

„private Altersvorsorge“ ist<br />

daher abzusehen. Auch der anhaltende<br />

Trend der bedürfnisorientierten Kundenberatung<br />

spricht dagegen. Der Kunde<br />

muss dazu gebracht werden, Loyalität<br />

gegenüber seiner Bank aufzubauen.<br />

Mit Abschluss von Produkten zur privaten<br />

Altersvorsorge werden sich deutsche<br />

Privatkunden erstmals in großer Masse<br />

langfristig an das beratende Institut<br />

binden und daher bestehende Angebote<br />

sehr genau in Bezug auf Preis und<br />

Leistung untersuchen. Es ist nun Aufgabe<br />

der Bank, diesen Beratungsbedarf zur<br />

Altersvorsorge über eine kompetente<br />

und allumfassende Dienstleistung<br />

aufzufangen. Der klassische Kundenberater<br />

kann diese Aufgabe langfristig<br />

nicht wahrnehmen, da sein Beratungsgeschäft<br />

in der Filiale zu arbeitsintensiv<br />

ist und er zu häufig das Team oder die<br />

Filiale wechselt. Es bedarf eines neuen<br />

Typus Mitarbeiter im deutschen Privatkundengeschäft,<br />

dem Financial Coach.<br />

Das Bedürfnis nach Beratung zur privaten<br />

Altersvorsorge bietet dem Financial<br />

Coach eine ideale Erstansprachemöglichkeit<br />

für potenzielle Kunden. Anders als<br />

in bisherigen Kundengesprächen wird<br />

er sich mehr Zeit für den Kunden nehmen<br />

und ihm ein Verständnis für seine<br />

Einkommensverhältnisse verschaffen<br />

müssen. Die Chance, die sich der Bank<br />

im besten Fall bietet, ist ein Abschluss<br />

des Kunden in allen drei Schichten der<br />

Altersvorsorge, d.h. in Rürup, Riester<br />

sowie dem privaten Kapitalaufbau. Dies<br />

wird aber nur möglich sein, wenn der<br />

Kunde seinem Berater (ver-)trauen kann.<br />

Vertrauen schafft Loyalität und damit<br />

weitere Cross- und Up-Selling-Möglichkeiten.<br />

Aus diesem Grund muss sich der<br />

Financial Coach zuerst seines eigenen<br />

Finanzmanagements bewusst sein. So<br />

hat er im Gespräch mit dem Kunden<br />

auch die Möglichkeit, bewusste und<br />

unbewusste Reaktionen des Kunden<br />

zu deuten und individuell darauf einzugehen.<br />

Der Financial Coach muss sich<br />

seiner Verantwortung in einer langfristigen<br />

Kundenbeziehung bewusst sein.<br />

Zusammen mit dem Kunden entwickelt<br />

er ausgehend vom Beratungsbedürfnis<br />

zur privaten Altersvorsorge eine individuelle<br />

Lebenszyklusstrategie. Der erhöhte<br />

Zeit- und Vorbereitungsaufwand des<br />

Financial Coaches muss ferner in dessen<br />

Honorierung berücksichtigt werden,<br />

zum Beispiel über eine abschlussabhängige<br />

Vergütung, die ihm im Falle vom<br />

Verkauf von Bündeln zu Gute kommt.<br />

Für den Beratungsprozess bedarf der<br />

Financial Coach eines grundlegenden<br />

Verständnisses der Lebenszyklustheorien<br />

sowie deren Implikationen für die beratende<br />

Begleitung des Kunden. Besondere<br />

Unterstützung sollte der Financial Coach<br />

dem Kunden bei seiner Entscheidungsfindung<br />

zu Konsum und Sparen in der<br />

Berufs- und Rentenphase sowie im Falle<br />

eines vorzeitigen Kapitalzugriffs bieten.<br />

Beispielsweise kann eine Erhöhung der<br />

Sparquote während der Berufstätigkeit<br />

mit relativ einfachen Mitteln erfolgen.<br />

Dazu zählen die Thesaurierung laufender<br />

Erträge sowie die Nutzung von<br />

Zeitpunkten mit signifikanten Einkommensausweitungen,<br />

z.B. im Rahmen<br />

einer Gehaltserhöhung oder am Ende<br />

einer Kredittilgung. Vor einem vorzeitigen<br />

Zugriff während der Ansparphase<br />

schützen dauerhafte oder temporäre Ressourcenbeschränkungen<br />

sowie Kosten<br />

des vorzeitigen Zugriffs. Auch für diese<br />

Eingriffe muss beim Kunden Verständnis<br />

geschaffen werden, um ihn optimal beraten<br />

zu können. In der Rentenphase gilt<br />

es, dem Kunden zu vermitteln, dass das<br />

Entsparen z.B. über einen Auszahlungsplan<br />

unter Nutzengesichtspunkten der<br />

Lebenszyklustheorie der richtige Weg ist.<br />

Auch bei Portfolioentscheidungen sollte<br />

der Financial Coach seinem Kunden<br />

ein Gefühl für rationale Entscheidungen<br />

vermitteln können. Erkenntnissen<br />

dieser Untersuchung zur Folge, kann<br />

eine eventuell höhere Quote riskanter<br />

Anlagen speziell zu Beginn der Lebenszyklusstrategie<br />

aus Gesamtportfoliooptimierungssicht<br />

vorteilhaft sein.<br />

Durch die Berücksichtigung behavioristischer<br />

Faktoren ist es ferner möglich,<br />

den Kunden davon zu überzeugen,<br />

die Sparanstrengung mit verringerten<br />

Selbstkontrollkosten durchzuführen und<br />

dabei trotzdem ein adäquates Niveau<br />

an privater Vorsorge zu erreichen.<br />

Das Konzept des Financial Coaches bietet<br />

dem deutschen Privatkundengeschäft<br />

somit eine ideale Chance, Kunden in Bezug<br />

auf deren Altersvorsorge zu sensibilisieren<br />

und sie bei ihren Entscheidungen<br />

zu begleiten. Dabei lassen sich Financial<br />

Coaches aus bestehenden Mitarbeiterpools<br />

rekrutieren und problemlos<br />

im Rahmen einer im CRM postulierten<br />

Multikanalstrategie integrieren.


14 POSTBANK FINANCE AWARD 15<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - BERLIN<br />

® 2004/05 - BERLIN<br />

ESCP-EAP Europäische Wirtschaftshochschule<br />

Berlin<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Ulrich Pape<br />

Studentische Teammitglieder: Florian Bankoley, Andreas Müller,<br />

Jurij Puth, Kai-Philipp Schoppen<br />

Aufgrund struktureller und demographischer<br />

Wandlungen in Deutschland ist es<br />

dem Staat heute nicht mehr möglich, die<br />

Altersversorgung allein zu gewährleisten.<br />

Staatliche Altersvorsorgeleistungen werden<br />

in den kommenden Jahren weiter<br />

sinken, so dass der Bedarf nach privater<br />

Altersvorsorge steigen wird. Insgesamt<br />

wird der Markt für Altersvorsorge in<br />

Deutschland für das Jahr 2010 auf 900<br />

Mrd. EUR geschätzt. Gleichzeitig ist zu<br />

vermuten, dass das Altersvorsorgemotiv<br />

in zunehmendem Maße andere Sparmotive<br />

ersetzt. Hierzu passt, dass die private<br />

Geldvermögensbildung bei Banken in<br />

den letzten 25 Jahren zunehmend von<br />

Versicherungen und Investmentfonds<br />

verdrängt wurde. Angesichts dieser<br />

Marktentwicklung in Zusammenhang mit<br />

der langsamen Abkehr von der Versorgungsillusion<br />

besteht die Vermutung,<br />

dass diese Unternehmen aus Sicht des<br />

Kunden besser für die Altersvorsorge<br />

geeignete Produkte anbieten. Aus<br />

Sicht der Banken besteht eine doppelte<br />

Notwendigkeit zur verstärkten Bearbeitung<br />

der privaten Altersvorsorgemärkte:<br />

das Marktvolumen sowie das Wegbrechen<br />

traditioneller Geschäftsfelder.<br />

Um in diesem Markt gegen die steigende<br />

Konkurrenz von Versicherungen und<br />

Investmentfonds zu bestehen, müssen<br />

die Banken den Kunden ein komplettes<br />

Vorsorgepaket aus einer Hand anbieten<br />

(„one-stop-shop“) und den Kunden<br />

damit langfristig an sich binden.<br />

Einen Ansatz zur Bewältigung dieser<br />

Herausforderung stellt das Integrated<br />

Customer Lifecycle Management<br />

Modell dar. Dieses Modell vereint die<br />

zentralen Einflussgrößen zur Planung<br />

einer optimalen Altervorsorge in einem<br />

einzigen Konzept, indem vier unterschiedliche<br />

Ansätze integriert werden:<br />

Scoring Modell<br />

Familienlebenszyklus oder Family Life<br />

Cycle Modell (FLC)<br />

Customer Relationship Management<br />

(CRM)<br />

Knowledge Management<br />

Das Scoring Modell und das Modell des<br />

Familienlebenszyklus geben Auskunft<br />

über bevorzugte Anlagestrategien und<br />

letztendlich über die für den Kunden<br />

optimale Portfoliozusammenstellung seiner<br />

Altersvorsorge. Das hier verwendete<br />

Scoring Modell geht über die tradi-<br />

tionellen Variablen „Rentabilität, Sicherheit<br />

und Liquidität“ hinaus. Durch die<br />

Einbindung weiterer Zielvariablen wird<br />

ein umfassendes Kundenprofil erstellt.<br />

Aus dem FLC sind die mit den einzelnen<br />

Lebensphasen verbundenen Produktpräferenzen<br />

bekannt. Daher können, in<br />

Verbindung mit den Ergebnissen aus dem<br />

Scoring Modell, dem Kunden entsprechende<br />

Anlagevorschläge unterbreitet<br />

werden. Dieser Prozess wird durch das<br />

Customer Relationship Management und<br />

das Knowledge Management unterstützt,<br />

indem sowohl die kontinuierliche<br />

Erneuerung als auch die umfassende<br />

Bereitstellung der Daten garantiert wird.<br />

Zusammenfassend gewährleistet die<br />

Kombination der vier Modelle im Integrated<br />

Customer Lifecycle Management,<br />

dass sowohl die Präferenzen des Kunden<br />

als auch dessen Lebenssituation in die individuelle<br />

Gestaltung der Altersvorsorge<br />

einbezogen werden. Die Einordnung des<br />

Kunden in eine passende Familienlebenszyklusphase<br />

bietet erste Anhaltspunkte<br />

für Portfoliozusammensetzungen, welche<br />

dann durch das Scoring Modell ergänzt<br />

werden. Das CRM sammelt zusätzliche<br />

Kundeninformationen, die in Zusammenarbeit<br />

mit dem Knowledge Management<br />

aufgearbeitet und in allen Bereichen<br />

der Bank verfügbar gemacht werden.<br />

So können im Bereich des Marketings,<br />

der Vertriebskanäle und der Kundenakquise<br />

Effizienzpotenziale realisiert und<br />

Produktportfolios enger an die Bedürfnisse<br />

der Kunden angepasst werden.<br />

Diese Verbesserung des Service- und<br />

Produktangebots ermöglicht es der<br />

Bank, ihre Kunden in allen Lebensphasen<br />

optimal zu betreuen und die<br />

Altersvorsorge an die dynamischen<br />

Kundenbedürfnisse anzupassen.<br />

Die Bank wird als kompetenter Partner<br />

wahrgenommen und das Vertrauen der<br />

Kunden wird gesteigert. Die langfristige<br />

Bindung der Kunden an die Bank hat<br />

wiederum nachhaltige Bedeutung für<br />

den langfristigen Unternehmenserfolg<br />

und damit für das Fortbestehen der Bank.


16 POSTBANK FINANCE AWARD 17<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - BERLIN<br />

® 2004/05 - BERLIN<br />

Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Wolfgang L. Brunner<br />

Studentische Teammitglieder: Julia Fuchs, Andreas Köhler, Mirko Stebner<br />

Private Altersvorsorge – ein wichtiges<br />

Geschäftsfeld für Banken<br />

Deutsche Banken unterliegen derzeit<br />

tief greifenden Veränderungsprozessen.<br />

Eine zu geringe Ertragskraft im internationalen<br />

Vergleich und eine noch<br />

bevorstehende Konsolidierung kennzeichnen<br />

den deutschen Bankenmarkt.<br />

Die Baisse an den Börsen im Jahr 2000<br />

hat dazu beigetragen, dass ein enormer<br />

Wettbewerb um das Geschäft mit<br />

den Privatkunden entbrannt ist. Dieser<br />

Trend wird sich weiter verschärfen.<br />

Bei den Kunden hat sich ebenfalls ein<br />

Wandel vollzogen. Seit Jahren schwindet<br />

die Loyalität der Kunden gegenüber ihrer<br />

Bank. Sie erwarten individuelle Problemlösungen,<br />

bei denen die Betrachtung der<br />

persönlichen Situation immer stärker in<br />

den Mittelpunkt rückt. Das gestiegene<br />

Anspruchsniveau ist sicher nicht zuletzt<br />

auch in den sich ändernden gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen begründet,<br />

die eine immer stärker werdende<br />

private Vorsorge notwendig machen.<br />

Um der gestiegenen Preissensibilität,<br />

den gewachsenen Erwartungen und<br />

der sinkenden Loyalität der Kunden<br />

zu begegnen, muss dem Kunden ein<br />

wirklicher Mehrwert geboten werden.<br />

Der Kunde von heute erwartet ganzheitliche,<br />

an seinen finanziellen Bedürfnissen<br />

orientierte Lösungen. Die Private Finanzplanung<br />

ist in der Lage, dies zu leisten.<br />

Ausgehend von den Zielen und Bedürfnissen<br />

des Kunden und auf Basis seiner<br />

aktuellen Einkommens- und Vermögensverhältnisse<br />

sowie unter Berücksichtigung<br />

steuerlicher Gesichtspunkte<br />

können individuelle Entscheidungen<br />

für seine zukünftige Vorsorge- und<br />

Vermögensplanung getroffen werden.<br />

Damit wird eine Finanzdienstleistung,<br />

die bislang nur hoch vermögenden<br />

Privatkunden vorbehalten war, zu einem<br />

der wichtigsten Instrumentarien im<br />

Retail Banking. Sie entwickelt sich zu<br />

einer neuen Beratungsphilosophie, die<br />

dazu beiträgt, die Kundenzufriedenheit<br />

und damit verbunden die Kundenloyalität<br />

entscheidend zu stärken.<br />

Der alleinige Verkauf von Altersvorsorgeprodukten<br />

durch Banken mag<br />

kurzfristig ihre Gewinnsituation verbessern.<br />

Mittel- und langfristig betrachtet<br />

kommt es jedoch darauf an, die Private<br />

Altersvorsorge fest in die Private Finanzplanung<br />

auch und gerade im Retail<br />

Banking zu integrieren. Das wird angesichts<br />

der demographischen Entwicklung<br />

und der sich dynamisch verändernden<br />

gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

notwendiger denn je. So eröffnen sich<br />

für Banken völlig neue Perspektiven und<br />

es tut sich ein weites Geschäftsfeld auf.<br />

Um den Prozess der Privaten Finanzplanung<br />

und damit auch der Altersvorsorgeplanung<br />

effizient zu gestalten,<br />

ist es wichtig, dass die heute in den<br />

Banken bereits existierenden technischen<br />

Systeme in Interaktion treten. Dabei<br />

kommt es darauf an, unternehmensstrategische<br />

Zielsetzungen in das System<br />

zu integrieren und mit der Finanzplanungssoftware<br />

zu vernetzen. Alle<br />

Finanzplanungsprogramme und –module<br />

müssen mit einem Customer Relationship<br />

Management System verbunden sein.<br />

Dem Kundenberater kommt eine stetig<br />

wachsende Rolle zu. Er steht vor<br />

einer Vielzahl qualitativ zum Teil völlig<br />

neuartiger Aufgaben, die er zu erfüllen<br />

hat. Neben fachlicher Kompetenz<br />

wird seine Fähigkeit als Beziehungsmanager,<br />

seine Kundenorientiertheit<br />

und die Fähigkeit, die Komplexität der<br />

Finanzprodukte dem Kunden einfach zu<br />

präsentieren und zu visualisieren wichtiger<br />

denn je. Das hat wichtige personelle<br />

Konsequenzen sowohl hinsichtlich<br />

der Auswahl geeigneten Personals als<br />

auch für die Aus- und Weiterbildung.<br />

Auch das Management wird hierdurch<br />

vor neue Aufgaben gestellt.<br />

All das stellt die Bank von heute und<br />

morgen vor neue Herausforderungen,<br />

wobei sich aus den veränderten<br />

Wettbewerbsbedingungen, den gesellschaftlichen<br />

Veränderungsprozessen<br />

und den gewachsenen Kundenerwartungen<br />

neue Perspektiven für das<br />

Geschäftsfeld der Privaten Altersvorsorge<br />

als prozessualen Bestandteil<br />

der Privaten Finanzplanung auch und<br />

gerade im Retail Banking eröffnen.


18 POSTBANK FINANCE AWARD 19<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - BERLIN<br />

® 2004/05 - BERLIN<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Helmut Gründl<br />

Studentische Teammitglieder: Sebastian Bauch, Wolfgang Reichmuth,<br />

Lisa Schmidl<br />

Im Mittelpunkt der Untersuchung von<br />

neuen Geschäftsfeldern muss stets der<br />

Kunde stehen. Nur Angebote, die seine<br />

Bedürfnisse befriedigen, werden am<br />

Markt Erfolg haben. Am Anfang der<br />

Analyse steht daher die Kundensituation.<br />

Steigende Lebenserwartungen verlängern<br />

die Lebensphase im Ruhestand. Diese<br />

eigentlich positive Entwicklung führt<br />

jedoch zugleich zu einem steigenden<br />

Vorsorgebedarf. Zur Bewahrung einer<br />

hohen Lebensqualität darf auch im Alter<br />

niemand auf die Erfüllung von Konsumwünschen<br />

verzichten müssen. Das umlagefinanzierte<br />

deutsche Rentensystem ist<br />

angesichts der demographischen Entwicklung<br />

diesen Ansprüchen jedoch nicht<br />

mehr gewachsen und kann den Versicherten<br />

keinen verlässlichen und ausreichenden<br />

Schutz bieten. Für jeden Einzelnen<br />

ergibt sich somit die Notwendigkeit,<br />

zusätzliche private Vorsorge zu betreiben.<br />

Wachsende Unsicherheit prägt das Leben<br />

vieler Menschen. Leicht kann aufgrund<br />

von Ängsten vor Arbeitslosigkeit oder<br />

anderen Risiken der Aufbau einer<br />

ausreichenden Altersvorsorge versäumt<br />

werden. Eine Simulation zeigt die Auswirkungen<br />

verschiedener Risiken, denen<br />

der Einzelne in seinem Lebenszyklus<br />

ausgesetzt ist, auf den Erfolg der privaten<br />

Vorsorgebemühungen. Im Gegensatz zu<br />

weit verbreiteten Befürchtungen stellt<br />

sich dabei heraus, dass in den <strong>aller</strong>meisten<br />

Fällen trotz der bestehenden Unwägbarkeiten<br />

des Lebens die Möglichkeit zu<br />

ausreichender Altersvorsorge besteht.<br />

Unter den Modellannahmen zeigt sich,<br />

dass das Arbeitslosigkeitsrisiko keine<br />

entscheidende Rolle spielt, während<br />

die Existenz von Kindern bereits einen<br />

spürbaren Einfluss ausübt. Als weitaus<br />

einflussreicher als die vom Betroffenen<br />

nur teilweise beeinflussbaren Lebensum-<br />

stände erweisen sich jedoch die vom ihm<br />

selbst zu treffenden Entscheidungen.<br />

Gravierende Auswirkungen haben vor<br />

allem der Zeitpunkt des Beginns der Vorsorgebemühungen<br />

sowie die gewählte<br />

Anlagestrategie. Ein möglichst frühzeitiger<br />

Einstieg ist entscheidend, die Folgen<br />

von Versäumnissen lassen sich später<br />

kaum noch ausgleichen. Erfolgreiche<br />

Anlagestrategien lassen sich besonders<br />

durch zwei Kriterien charakterisieren:<br />

Die Einbeziehung von Aktien und die<br />

Inanspruchnahme staatlich geförderter<br />

Vorsorgelösungen. Diese Produkte bieten<br />

durch eine Verrentung des angesparten<br />

Vermögens den Vorteil einer lebenslangen<br />

Absicherung. Insbesondere zu<br />

Beginn des Erwerbslebens müssen also<br />

von jedem Einzelnen sehr folgenreiche<br />

Entscheidungen getroffen werden. Auch<br />

später sind immer wieder Anpassungen<br />

der Investmentstrategie an die sich<br />

ändernden Lebensumstände erforderlich.<br />

Daraus ergibt sich zwangsläufig ein<br />

fortlaufender intensiver Beratungsbedarf.<br />

Banken können durch ihren Informationsvorsprung<br />

und ihre Beratungskompetenz<br />

diesem Kundenwunsch am besten<br />

entsprechen. Noch zusätzlich durch<br />

ihr positives Image begünstigt, werden<br />

sie in Zukunft im erheblichen Ausmaß am<br />

Wachstumsmarkt „Altersvorsorge“ partizipieren<br />

können. Um ihre Vorteile in der<br />

Beratung besonders zur Geltung bringen<br />

zu können, ist eine kundenzentrierte<br />

Ausrichtung der Banken, die sich am<br />

Lebenszyklus der Kunden orientiert, empfehlenswert.<br />

Bankangestellte, die sich in<br />

einer ähnlichen Phase des Lebenszyklus<br />

befinden, haben tendenziell ein besseres<br />

Verständnis für die Situation ihrer<br />

Kunden. Das Verhältnis zwischen Berater<br />

und Kunden ist stärker von Vertrauen<br />

geprägt und ermöglicht eine bessere<br />

Beratung. Dadurch kann die Kundenzufriedenheit<br />

gesteigert und eine dauerhafte<br />

Kundenbindung erreicht werden.<br />

Private Vorsorge ist also zur Sicherung<br />

des Lebensstandards im Alter unumgänglich,<br />

aber auch für jeden realisierbar.<br />

Aus den Bedürfnissen ihrer Kunden<br />

folgt, welche Lösungen die Bank anbieten<br />

und mit welchen Konzepten sie<br />

ihren Kunden gegenübertreten sollte.<br />

Nur so kann sie die vorhandene Nachfrage<br />

auch tatsächlich für sich als<br />

Anbieter nutzen. Damit erwächst<br />

aus der Befriedigung des Vorsorgebedarfs<br />

der Kunden zugleich ein<br />

neues Geschäftsfeld für Banken.


20 POSTBANK FINANCE AWARD 21<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - DUISBURG-ESSEN<br />

® 2004/05 - CHEMNITZ<br />

Technische Universität Chemnitz<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Friedrich Thießen<br />

Studentische Teammitglieder: Alexander Ahnert, Ralf Domke,<br />

Kathleen Schulz<br />

Die Finanzierungsproblematik der<br />

staatlichen Alterssicherung erfordert<br />

zunehmend zusätzliche private Vorsorge,<br />

um den einmal erreichten Lebensstandard<br />

auch im Alter aufrecht zu erhalten.<br />

Durch den Trend zur Frühverrentung in<br />

Deutschland sowie die steigende Lebenserwartung<br />

vermindert sich das Verhältnis<br />

von Erwerbsphase und Ruhestandsphase,<br />

wodurch das Erfordernis nach zusätzlicher<br />

Vorsorge weiter verstärkt wird.<br />

Die ökonomischen Theorien des Sparens<br />

besagen, dass Individuen grundsätzlich<br />

bestrebt sind, ihren Konsum gleichmäßig<br />

über den gesamten Lebenszyklus<br />

zu verteilen. Jedoch bleibt hier<br />

die Komplexität der Sparmotivationen<br />

verborgen. Eine verhaltenswissenschaftliche<br />

Betrachtungsweise zeigt, dass die<br />

Sparziele und Sparmotive hoch mit den<br />

jeweiligen Lebensphasen korrelieren,<br />

daher empfiehlt es sich, Lebensphasen<br />

als Segmentierungskriterium zu nutzen.<br />

Die Eignung von Lebensphasen<br />

ist marketingtheoretisch fundiert. Zu<br />

beachten ist jedoch, dass es aufgrund<br />

gesellschaftlicher Veränderungen zu<br />

Verschiebungen oder dem Wegfall<br />

einzelner Lebensphasen kommen kann.<br />

Die Betrachtung des Sparverhaltens<br />

erlaubt weitere Anhaltspunkte, wie das<br />

Sparen unterstützt werden kann. Für die<br />

Bank können sich hieraus Cross-Selling-<br />

Möglichkeiten ergeben. Voraussetzung<br />

wäre jedoch, dass die Mitarbeiter über<br />

entsprechende verhaltenswissenschaftliche<br />

Kenntnisse verfügen, vor allem<br />

aber die gezielte Durchführung eines<br />

bereichsübergreifenden Cross Selling.<br />

Geht es um Anlageempfehlungen, so<br />

sollte im Sinne der Kundenzufriedenheit<br />

auf pauschale Empfehlungen zu langfristigen<br />

Aktienanlagen im Rahmen der privaten<br />

Altersvorsorge verzichtet werden.<br />

Das Argument, dass Aktien in der langen<br />

Frist den Renten immer überlegen sind,<br />

ist wissenschaftlich nicht fundiert. Zudem<br />

stehen derartigen Empfehlungen gegensätzliche<br />

Kundeninteressen gegenüber.<br />

Denn diese wünschen sich überwiegend<br />

Geldanlagen ohne Risiko. Ein interessanter<br />

Aspekt ist die Einbeziehung der Unsicherheiten<br />

des Humankapitals privater<br />

Anleger in die Anlageentscheidung. Hieraus<br />

können sich bei identischer Risikoeinstellung<br />

zweier Anleger völlig gegensätzliche<br />

Allokationsempfehlungen ergeben.<br />

Grundsätzlich sollte die private Altersvorsorge<br />

nicht isoliert betrachtet werden,<br />

sondern als Teil in den gesamten<br />

Kundenlebenszyklus integriert werden.<br />

Eine Neukundengewinnung in fortgeschrittenen<br />

Lebensphasen dürfte sehr<br />

schwer sein, da sich im Verlaufe des<br />

Lebenszyklus tendenziell die Akquisitionskosten<br />

erhöhen. Die Bereitschaft<br />

von Kunden, ihre Bank zu wechseln,<br />

nimmt mit zunehmendem Alter ab. Auch<br />

vor dem Hintergrund der Optimierung<br />

des Customer Value empfiehlt es sich,<br />

die Kunden möglichst in jungen Jahren<br />

zu gewinnen. Über den gesamten<br />

Lebenszyklus sollten nicht nur produkt-<br />

sondern auch bereichsübergreifende<br />

Cross-Selling-Potentiale ausgeschöpft<br />

werden. Zur Unterstützung der Cross-Selling-Aktivitäten<br />

können interne Vergütungssysteme<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Besonders empfehlenswert für eine Betreuung<br />

über den gesamten Lebenszyklus<br />

ist die Erstellung, laufende Aktualisierung<br />

und Nutzung von Kundeninformationen.<br />

Es empfiehlt sich die Durchführung<br />

eines kontinuierlichen Database Marketing<br />

und Datamining. Die über Jahre<br />

hinweg gesammelten Kundendaten<br />

sollten letztlich in einem Date Warehouse<br />

subsumiert und effektiv genutzt werden.<br />

Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />

Studentische Teammitglieder: Denis Bagbasi, Marius Klapdor,<br />

Peter-Carsten Schreiber<br />

Die gesetzliche Rentenversicherung als<br />

bislang tragende Säule der Altersvorsorge<br />

hat in den vergangenen Jahren erheblich<br />

an Leistungsfähigkeit eingebüßt. Dieser<br />

Trend wird sich in der Zukunft fortsetzen.<br />

Als Treiber dieses zunehmenden<br />

Leistungsverfalls der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

lassen sich die steigende<br />

Lebenserwartung Neugeborener, die<br />

Überalterung der Bevölkerung und der<br />

voranschreitende Rückgang der Gesamtbevölkerung<br />

identifizieren. Die Folge<br />

ist eine zunehmende Diskrepanz von<br />

gewünschtem und realisiertem Alterseinkommen.<br />

Experten gehen davon aus,<br />

dass bereits heute ein Kapitalstock von<br />

740 Mrd. € notwendig ist, um diese<br />

Lücke für alle gesetzlich Rentenversicherten<br />

zu schließen. Im Zuge dieser<br />

Entwicklung rückt die Mitwirkung der<br />

Bürger bei der Abdeckung ihres eigenen<br />

Langlebigkeitsrisikos in den Fokus.<br />

Damit kommt bei der Altersvorsorge dem<br />

gesamten Lebenszyklus jeder einzelnen<br />

Privatperson eine bedeutende Rolle bei.<br />

Welche Konsequenzen ergeben sich für<br />

die Retailbanken?<br />

Für die kommenden Jahre ist ein stark<br />

steigender Bedarf an privater Altersvorsorge<br />

und somit ein erhebliches<br />

Geschäftspotenzial für Retailbanken zu<br />

erwarten. Da alle Privatpersonen einen<br />

individuellen Lebenszyklus besitzen und<br />

sich darüber hinaus in unterschiedlichen<br />

Lebensabschnitten befinden, müssen<br />

Retailbanken ihre Vertriebsaktivitäten<br />

überdenken und konsequent auf die<br />

Bedürfnisse ihrer Kunden ausrichten.<br />

Als zentrale Herausforderungen erweist<br />

sich einerseits die Notwendigkeit, die<br />

Altersvorsorgeberatung in den jeweiligen<br />

Kontext des Lebenszyklusses<br />

des Kunden zu stellen. Andererseits<br />

besteht das Erfordernis, die damit<br />

verbundene Komplexität in ein integriertes<br />

Vertriebskonzept einzubetten.<br />

Einzelne Vertriebsmaßnahmen greifen<br />

hierbei zu kurz, da ihr isolierter Einsatz<br />

nicht langfristig, nicht lebenszyklusorientiert<br />

und damit auch nicht potenzialorientiert<br />

wäre. Die Bedeutung<br />

dieser Anforderungen wurde durch den<br />

Lebenszyklus-Vertriebswürfel deutlich herausgestellt<br />

und floss in die Entwicklung<br />

eines strukturierten Vertriebsprozesses<br />

ein, der sich in die Phasen „Selektion“,<br />

„Ansprache“ und „Beratung“ aufspaltet.<br />

Wie können Banken den Anforderungen<br />

einer lebenszyklusorientierten Altersvorsorge<br />

begegnen?<br />

Mit Hilfe des Lebenszyklus-Vertriebswürfels<br />

kann anhand der zentralen Perspektiven<br />

„Kunden,“ „Geschäfte“ und<br />

„Alter“ eine integrierte Sichtweise auf<br />

das Vertriebspotenzial realisiert werden.<br />

Dadurch wird die Erschließung bislang<br />

ungenutzter Potenziale ermöglicht, da<br />

die Kundenbedürfnisse über den gesamten<br />

Lebenszyklus hinweg gezielt<br />

angesprochen und durch entsprechende<br />

Produkte befriedigt werden können. Die<br />

Umsetzung erfolgt in einem integrierten<br />

Vertriebskonzept, das sich in die drei<br />

Prozessschritte aufteilt: Zunächst erfolgt<br />

die Selektion relevanter Kundengruppen<br />

bezüglich ihres Potenzials und ihrer<br />

Bedürfnisse, indem Kundengruppen<br />

durch eine gezielte Datenanalyse (Data<br />

Warehouse und Data Mining) gebildet<br />

werden. In einem weiteren Schritt wird<br />

eine gezielte Ansprache über von den<br />

Kunden präferierte Kanäle unter Einsatz<br />

adäquater Anreizmechanismen eingeleitet.<br />

Abschließend wird in Form eines


22 POSTBANK FINANCE AWARD 23<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - DUISBURG-ESSEN<br />

® 2004/05 - DUISBURG-ESSEN<br />

strukturierten Beratungsgesprächs ein<br />

Abgleich zwischen den antizipierten und<br />

den vom Kunden im Gespräch geäußerten<br />

Bedürfnissen vorgenommen.<br />

Wie erfolgt die Operationalisierung<br />

des lebenszyklusorientierten<br />

Vertriebskonzepts?<br />

Das integrierte Vertriebskonzept sollte<br />

durch ein kennzahlengestütztes Vertriebscontrolling<br />

flankiert werden. Die<br />

Ableitung der Kennzahlen kann dabei<br />

aus vier Perspektiven erfolgen, die<br />

spezifisch für den Vertrieb konzipiert<br />

wurden. Des Weiteren wurde eine Kennzahlensystematik<br />

erstellt, die zentrale<br />

Steuerungsgrößen in einen sachlichen<br />

und logischen Zusammenhang bringt.<br />

Sie bildet damit das Fundament eines<br />

modernen Aktivitätencontrolling im<br />

Vertrieb, zumal sie neben der Analyse<br />

auch ein aussagekräftiges Benchmarking<br />

sowie eine zielgerichtete Steuerung an<br />

nachvollziehbaren Erfolgsgrößen erlaubt.<br />

Eine zentrale Stellschraube auf dem Weg<br />

zum Vertriebserfolg sind die Mitarbeiter,<br />

die auf das integrierte Vertriebskonzept<br />

durch geeignete Qualifikationsmaßnahmen<br />

vorzubereiten sind. Auch<br />

der Führung kommt eine besondere<br />

Bedeutung zu, da sie auf Einstellung<br />

und Motivation der Mitarbeiter positiv<br />

einwirken sollte, ohne dabei regelmäßig<br />

in die Aktivitäten einzugreifen.<br />

Das integrierte Vertriebskonzept auf<br />

Basis des Lebenszyklus-Vertriebswürfels<br />

ermöglicht die Sichtung und auch<br />

die Erschließung bislang unbeachteter<br />

Geschäftspotenziale im Retailbanking.<br />

Die Komplexität, die mit einem lebenszyklusorientierten<br />

Retailbanking<br />

einhergeht, erfordert einen strukturierten<br />

Ansatz, mit dem die vorhandenen<br />

Potenziale erschlossen werden<br />

können – dies leistet das lebenszyklusorientierte<br />

Vertriebskonzept.<br />

Universität Duisburg-Essen, Campus Essen<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Rainer Elschen<br />

Studentische Teammitglieder: Tobias Boland, Martin Eickholt,<br />

Saskia Heckermann<br />

Das Altersvorsorgekonto -<br />

Ganzheitliche Altersvorsorgeberatung<br />

im Retail-Banking<br />

Betrachtet man die demographische<br />

Entwicklung in Deutschland, so wird<br />

deutlich, dass die prognostizierte Strukturveränderung<br />

in der Bevölkerung<br />

gravierenden Einfluss auf die sozialen<br />

Sicherungssysteme haben wird. Die Notwendigkeit<br />

privater Altersvorsorge gewinnt<br />

somit zunehmend an Bedeutung.<br />

Ein Blick auf den Markt für Altersvorsorge<br />

zeigt, dass der Staat bereits reagierte<br />

und die notwendigen, wenn auch sehr<br />

komplex ausgefallenen Voraussetzungen<br />

und Anreize für privates Vorsorgen geschaffen<br />

hat. Zudem steht dem Kunden<br />

eine für ihn zwar unübersichtliche, aber<br />

dennoch begrüßenswerte Anzahl von<br />

Altersvorsorgekonzepten zur Auswahl.<br />

Umfragen belegen ein grundsätzliches<br />

Interesse der Bevölkerung an privater Altersvorsorge.<br />

So scheint es zunächst paradox,<br />

dass große Teile der Bevölkerung<br />

bisher eher zurückhaltend private Altersvorsorge<br />

betrieben haben. Dieses Verhalten<br />

erklärt sich jedoch durch die Tatsache,<br />

dass sich viele mit dem doch sehr<br />

komplexen Thema und einer Fülle von<br />

Informationen überfordert fühlen. Somit<br />

sind viele Menschen nur unzureichend<br />

für das Leben im Alter abgesichert.<br />

Vor diesem Hintergrund sollten Banken<br />

ihre Fähigkeiten als Finanzintermediäre<br />

nutzen und den Menschen bei der<br />

Bewältigung dieser gestiegenen Eigenverantwortung<br />

zur Seite stehen. Bei<br />

Ausschöpfung ihrer Kernkompetenzen<br />

und Nutzung der vorhandenen Ressourcen<br />

bestehen für Banken ideale Ausgangsbedingungen<br />

für eine erfolgreiche<br />

Betätigung auf dem Altersvorsorgemarkt.<br />

Unser Altersvorsorgekonzept - das Altersvorsorgekonto<br />

- schafft eine Plattform,<br />

die es dem Kunden und dem Berater<br />

ermöglicht, bisher isoliert betrachtete<br />

Komponenten der Altersvorsorge unter<br />

einem Dach in Form eines individuellen<br />

Baukastensystems zusammenzufassen.<br />

Das Altersvorsorgekonto ergänzt und<br />

optimiert diese Bausteine und ermöglicht<br />

dem Kunden die flexible Anpassung<br />

seiner Vorsorgekomponenten<br />

an seine jeweiligen Lebensumstände.<br />

Somit wird Altersvorsorge aus Kundensicht<br />

transparent und einfach.<br />

Die Umsetzung des Altersvorsorgekontos<br />

beruht im Wesentlichen auf drei Voraussetzungen.<br />

Zum einen muss sich die<br />

Bank auf ihre Kernkompetenz Beratung<br />

konzentrieren, indem sie den Wandel<br />

von einer Universalbank zu einer Vertriebsbank<br />

vollzieht, die nicht nur wie<br />

bisher hauptsächlich eigene Produkte<br />

vertreibt. Gleichzeitig ist die Notwendigkeit<br />

einer ganzheitlichen und am<br />

Lebenszyklus des Kunden orientierten<br />

Beratung des Kunden gegeben. Schließlich<br />

ist der Kunde in seinen individuellen<br />

Lebensumständen stetigen Änderungen<br />

unterworfen, die zu berücksichtigen<br />

sind. Als Grundlage für die Ableitung des<br />

Spar-, Konsum-, und Risikoabsicherungsbedarfs<br />

kann das Lebensphasenmodell<br />

dienen. Ein effizientes Informations- und<br />

Kommunikationssystem unterstützt<br />

die Beratung und bietet dem Kunden<br />

zudem die Möglichkeit, selbstständig<br />

per PC die Entwicklung seines Altersvorsorgekontos<br />

zu verfolgen. Ausserdem<br />

sorgt dieses System für die notwendige<br />

Standardisierung, die im margenschwachen<br />

Retail-Geschäft erforderlich ist.<br />

Will eine Bank erfolgreich auf dem<br />

Markt für private Altersvorsorge


24 POSTBANK FINANCE AWARD 25<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - FRANKFURT AM MAIN<br />

® 2004/05 - DUISBURG-ESSEN<br />

agieren, so muss das Produkt nicht nur<br />

den Kundenanforderungen gerecht<br />

werden, sondern gleichzeitig einer<br />

Rentabilitätsprüfung standhalten. Das<br />

Instrument des Mass Customization<br />

schafft die Möglichkeit, eine individuelle,<br />

ganzheitliche Altersvorsorgeberatung<br />

auch im Retail-Geschäft anbieten zu<br />

können, indem die Größenvorteile einer<br />

massenhaften (standardisierten) Beratung<br />

genutzt werden. Um die Kostenstrukturen<br />

den Kundenanforderungen anzupassen,<br />

wird der Preis für die Komponenten<br />

des Altersvorsorgekontos im Sinne des<br />

Target Costing aus dem Markt abgeleitet.<br />

Die Umsetzung unseres Konzeptes<br />

lebt von einer langjährigen Kundenbindung.<br />

Dieser Anforderung muss die<br />

Bank mit einem effektiven Customer<br />

Relationship Management begegnen.<br />

Mit dem Altersvorsorgekonto stellen wir<br />

ein Konzept vor, welches durch die Kombination<br />

von ganzheitlicher, am Lebenszyklus<br />

des Kunden orientierter Beratung<br />

und entsprechender EDV-Unterstützung<br />

qualitativ hochwertige Altersvorsorge<br />

auch im Retail-Banking ermöglicht.<br />

HfB – Business School of Finance & Management,<br />

Frankfurt am Main<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Martin Faust<br />

Studentische Teammitglieder: Kerstin Janz, Robert Lasek,<br />

Philip Otto, Katharina Voigt<br />

Es ist unübersehbar, dass der sich<br />

verändernde Markt für Altersvorsorgeprodukte<br />

erhebliche Chancen für<br />

die Banken bietet. So ist mittlerweile<br />

die Notwendigkeit für private Vorsorge<br />

aufgrund der sozialpolitischen und<br />

demographischen Entwicklung unumstritten.<br />

Die Richtung jedoch ist noch<br />

offen. Somit bietet der sich öffnende<br />

Markt Raum für innovative und neue<br />

Ansätze, welche aufgrund von aktuellen<br />

Kundenbedürfnissen entwickelt wurden.<br />

Die private Altersvorsorge ist notwendig.<br />

Doch warum wird sie in Zukunft immer<br />

wichtiger? Das deutsche Altersvorsorgesystem<br />

kennt drei Säulen. Das Konzept<br />

beruht auf der Vorstellung, dass durch<br />

die Verbindung <strong>aller</strong> drei Säulen, also<br />

dem gesetzlichen Alterssicherungssystem,<br />

den betrieblichen Altersicherungsleistungen<br />

und den Leistungen der privaten<br />

Altersvorsorge, jeder Arbeitnehmer beim<br />

Eintritt in den Ruhestand ein Renteneinkommen<br />

erhält, welches in etwa dem<br />

bisherigen Netto-Erwerbseinkommen<br />

entspricht. Da aufgrund der demographischen<br />

Entwicklung das Rentenniveau<br />

weiter sinken wird, ist eine private Vorsorge<br />

unabdingbar. Erkennbar ist dies an<br />

der größer werdenden Versorgungslücke,<br />

also der Differenz des letzten Nettogehaltes<br />

zu der erwarteten gesetzlichen Rente.<br />

Wie bereits in unserer Arbeit ausgeführt,<br />

bilden die Single-Haushalte den größten<br />

Anteil der privaten Haushalte. Aufgrund<br />

des hohen Anteils und „schlummernden“<br />

Potenzials haben wir die Singles<br />

als Zielgruppe bestimmt. Die klassischen<br />

Produkte sind wegen ihrer zu geringen<br />

Flexibilität gerade für Singles nicht oder<br />

nur im begrenzten Maße zur Altersvorsorge<br />

geeignet. Insbesondere für Singles<br />

gilt, was in einer bestimmten Lebens-<br />

phase passen mag, ist vielleicht einige<br />

Jahre später nicht mehr zutreffend. Die<br />

persönliche Absicherungs- und Finanzstrategie<br />

sollte daher in jeder Situation<br />

des Lebens angemessen sein. Die Veränderungen<br />

im Laufe des Lebens werden<br />

in der Arbeit mittels einer idealtypischen<br />

Lebenszyklusanalyse für Singles verdeutlicht,<br />

so dass darauf aufbauend die<br />

Strategien an die neuen Lebenssituationen<br />

angepasst werden können. Dabei<br />

ist stets zu berücksichtigen, dass das<br />

Geld so investiert ist, dass die Chancen<br />

bestmöglich genutzt und Risiken<br />

finanziell getragen werden können.<br />

Neben den klassischen Varianten wie der<br />

Rentenversicherung, untergliedert in die<br />

aufgeschobene Leibrente und die sofort<br />

beginnende Leibrente, dem Banksparplan<br />

sowie der fondsgebundenen Lebensversicherung<br />

beschäftigt sich die vorliegende<br />

Arbeit mit innovativen Lösungsansätzen<br />

wie der privaten Finanzplanung, der<br />

Verrentung von Immobilien und dem<br />

synthetisierten Generationenvertrag.<br />

Der ganzheitliche Ansatz des Financial<br />

Planning bietet gerade im Hinblick auf<br />

die private Altersvorsorge viel Potenzial,<br />

die heute preisbewussten Kunden an<br />

die Bank zu binden. Dabei wird insbesondere<br />

auf eine individuelle und vor<br />

allem neutrale Beratung Wert gelegt,<br />

die bereits zu Anfang des Lebenszyklus<br />

ansetzt. Eine ausführliche Analyse der<br />

persönlichen und monetären Verhältnisse<br />

des Kunden bietet dem Financial<br />

Planner die Möglichkeit, ein individuell<br />

gestaltetes Finanzkonzept auszuarbeiten.<br />

Einer ausreichenden Diversifikation<br />

des Portfolios wird Rechnung getragen,<br />

indem bereits auf dem Markt etablierte<br />

Produkte kombiniert werden. Je nach<br />

Alter, Risikopräferenz und Einkommens-


26 POSTBANK FINANCE AWARD 27<br />

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® 2004/05 - FRANKFURT AM MAIN<br />

niveau wird zu bestimmten Anteilen in<br />

Indexfonds und festverzinsliche Wertpapiere<br />

sowie in eine Kapitallebensversicherung,Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

oder Dread Disease investiert.<br />

Bei Veränderungen der persönlichen und<br />

finanziellen Verhältnisse des Kunden<br />

kann auf die neue Situation effizient reagiert<br />

und eventuelle Umschichtungen im<br />

Gesamtportfolio vorgenommen werden.<br />

Ein weiteres Konzept ist das der Immobilienverrentung.<br />

Die Bank übernimmt zu<br />

Beginn des Lebenszyklus die Aufgabe,<br />

das Eigenheim zu finanzieren. Im Rentenalter<br />

wird diese Finanzierung durch<br />

ein so genanntes Reverse Mortgage<br />

Darlehen („umgekehrte Hypothek“)<br />

rückabgewickelt. Dabei zahlt die Bank<br />

ihrem Kunden eine Rente, welche<br />

abhängig von dem Wert der Immobilie,<br />

der Lebenserwartung gemäß Sterbetafel<br />

sowie den zu erwartenden Marktzinsen<br />

ist. Da der Kunde Eigentümer der Immobilie<br />

bleibt, kann er diese auch weiterhin<br />

nutzen. Erst mit dem Tod des Kunden<br />

geht die Immobilie an die Bank über.<br />

Dieses Konzept ist gerade für Singles<br />

interessant, da eventuelle Ansprüche<br />

der Erben an die Immobilie unbeachtet<br />

bleiben können. Außerdem wird den<br />

erschwerten Verhältnissen auf dem<br />

Immobilienmarkt Rechnung getragen,<br />

da ein Verkauf oft ein langwieriger<br />

Prozess ist. Gerade ältere Kunden,<br />

welche sich auf eine höhere gesetzliche<br />

Rente eingestellt und bislang wenig in<br />

eine private Altersvorsorge investiert<br />

hatten, profitieren von diesem Konzept.<br />

Doch auch für Banken bietet das Thema<br />

Immobilienverrentung erhebliche<br />

Vorteile. Es gibt bislang kaum Anbieter<br />

für ein solches Produkt, die Nachfrage<br />

in der Bevölkerung ist jedoch sehr groß,<br />

so dass von einem so genannten „First-<br />

Mover-Effekt“ profitiert werden kann.<br />

Außerdem unterliegen die Kreditinsitute<br />

nicht dem Bonitätsrisiko des<br />

Kunden, wie es bei einem gewöhnlichen<br />

Privatkredit der Fall wäre.<br />

Daher ist auch die geforderte Eigenmittelunterlegung<br />

im Standardansatz<br />

von Basel II mit 35% für wohnwirtschaftliche<br />

Privatkredite wesentlich<br />

geringer als dies mit 75% für Darlehen<br />

an Retailkunden der Fall wäre.<br />

Diese Tatsache bedeutet enorme<br />

Kostenersparnisse für die Banken.<br />

Der synthetisierte Generationenvertrag<br />

greift die Idee des modernen, staatlichen<br />

Generationenvertrages auf, bei dem sich<br />

Jung und Alt in einer wechselseitigen<br />

Beziehung unterstützen. Der Vorteil<br />

für die beitragszahlenden Kunden ist<br />

die Altersabsicherung, für die Beitragsempfänger<br />

ist der Vorteil die finanzielle<br />

Unterstützung während des Studiums.<br />

Die Bank übernimmt bei diesem Lösungsansatz<br />

die Vermittlerrolle; sie eröffnet<br />

sich somit ein neues Produktfeld und<br />

damit verbunden neue Kunden. Wichtig<br />

zu erwähnen ist hierbei auch, dass die<br />

Bank sich dem Kunden von einer neuen,<br />

sozialen Seite zeigt. Sie avanciert<br />

zur Brücke zwischen den Generationen<br />

und hilft, bildungs- und sozialpolitischen<br />

Problemen entgegen zu wirken.<br />

HfB – Business School of Finance & Management,<br />

Frankfurt am Main<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Thomas Heidorn<br />

Studentische Teammitglieder: Sven Krukenberg, Marion Linck,<br />

Michael Mohr, Michael Seeberg, Karl Werner<br />

Mit Best of Optionen aus dem<br />

Dilemma von Risiko und Ertrag<br />

in der Altersvorsorge<br />

Der Ausgangspunkt unserer Studie ist<br />

die ausführliche Analyse der erwarteten<br />

Rentenzahlungen. Die in Zukunft entstehende<br />

Rentenlücke ist inzwischen über<br />

80% der Deutschen bewusst. Jedoch<br />

ist das Vertrauen in die Risikovorsorge<br />

mit Kapitallebensversicherungen durch<br />

deren Illiquidität und ihre in den letzten<br />

Jahren dramatisch gesunkenen Renditen<br />

stark zurückgegangen. Investoren<br />

suchen alternative Vorsorgeformen für<br />

die Rente. Auf der anderen Seite haben<br />

sich Aktienstrategien als sehr gefährlich<br />

erwiesen, da zum Zeitpunkt der Pensionierung<br />

keine Minimumrendite garantiert<br />

werden kann. Bei allen existierenden<br />

Produkten besteht das Problem, dass auf<br />

Basis der durchschnittlichen Sparfähigkeit<br />

der angestrebte Lebensstandard im Alter<br />

meist nicht erreicht werden kann. Daher<br />

haben wir ein neues Anlageprodukt<br />

entwickelt, dass bei akzeptablen Mindestverzinsungen<br />

die Wahrscheinlichkeit<br />

einer guten Alterversorgung optimiert.<br />

Dieses chancenorientierte Zertifikat mit<br />

hoher Liquidität eröffnet den Banken<br />

die Möglichkeit, Gelder zu akquirieren,<br />

die in der Vergangenheit eher in Versicherungsprodukte<br />

investiert wurden.<br />

Die Analyse der aktuellen Rentensituation<br />

zeigt, dass die gesetzliche Rente für<br />

viele nicht einmal mehr das Minimum zur<br />

Altersvorsorge darstellen kann. Auf der<br />

anderen Seite sind die Bezieher höherer<br />

Einkommen, alleinstehende Männer und<br />

kinderlose Ehepaare betroffen, da sie ihren<br />

gewohnten Lebensstandard im Alter<br />

nicht halten können. Diese Gruppen besitzen<br />

eine hohe Affinität zu Wertpapieren<br />

und können jedoch nur sehr begrenzt<br />

sinnvolle Strategien zur Altersvorsorge<br />

entwickeln. Die bisher verfügbaren Pro-<br />

dukte im Markt zeichnen sich entweder<br />

durch zu hohe Risiken im Sinne des minimalen<br />

Portfoliowertes bei Rentenbeginn<br />

(shortfall) oder eine zu enge Risikobegrenzung<br />

und damit zu kleine Endwerte<br />

im Bezug auf das mögliche Sparvolumen<br />

aus. Innovative Entwicklungen des<br />

Derivatemarktes werden noch nicht in<br />

langfristige Investitionen umgesetzt.<br />

Im ersten Schritt muss die Höhe der<br />

notwendigen Zusatzversorgung ermittelt<br />

werden. Dies geschieht über einen<br />

selbst entwickelten Rentenrechner, der<br />

die erwartete gesetzliche Rente individuell<br />

bestimmt. Daraufhin kann mit<br />

dem Kunden einerseits die notwendige<br />

Minimalrente (shortfall), andererseits die<br />

gewünschte Zielrente zur Erhaltung des<br />

Lebensstandards definiert werden. Die<br />

Rentenstrategie muss dann mindestens<br />

das Minimum erreichen und unter dieser<br />

Restriktion die Wahrscheinlichkeit, die<br />

Zielrente zu übertreffen, maximieren.<br />

Während aus Kundensicht diese Wahrscheinlichkeiten<br />

am hilfreichsten sind,<br />

eignet sich für die Strategieanalyse bei<br />

der Produktentwicklung insbesondere<br />

das Upside Potential Ratio. Bei dieser<br />

Kennzahl wird der Erwartungswert der<br />

Überschüsse in Relation zur erwarteten<br />

Unterdeckung bei einem Nichterreichen<br />

der Minimumrendite errechnet. Mit<br />

diesem asymmetrischen Maß können<br />

alternative Investmentstrategien sinnvoller<br />

miteinander verglichen werden.<br />

Zum Erreichen des Anlageziels ist die<br />

Steueroptimierung ein zentraler Baustein.<br />

Für die Altersversorgung eignet sich<br />

besonders die Investition in Indices, da<br />

deren Wertentwicklung für den Anleger<br />

nach einem Jahr steuerfrei ist und das<br />

Deckungsportfolio für die Bank leicht<br />

zu steuern ist. Aus den verfügbaren<br />

Indexprodukten wurde der Deutsche<br />

Renten Index (REX) und der Morgan


28 POSTBANK FINANCE AWARD 29<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - FRANKFURT AM MAIN<br />

® 2004/05 - FRANKFURT AM MAIN<br />

Stanley Composite Index Europe (MSCI<br />

Europe) für Aktien ausgewählt. Diese<br />

beiden zeigen für einen in Euro denkenden<br />

Investor die besten Grundmuster als<br />

singuläre Strategien. Da eine historische<br />

Analyse für einen Zeitraum von 40 Jahren<br />

nur begrenzt aussagefähig ist, entwickeln<br />

die Autoren einen Monte Carlo<br />

Ansatz, um verschiedene Strategien zu<br />

testen. Die Simulation wurde auf Basis<br />

der DVFA Performance Presentation<br />

Standards mit Hilfe von zehnjährigen<br />

historischen Zeitreihen kalibriert.<br />

Mit der Monte Carlo Simulation können<br />

sowohl existierende Produkte als auch<br />

in der Literatur vorgeschlagene Strategien<br />

verglichen werden. Es zeigte sich<br />

jedoch kein geeigneter Ansatz. Schon die<br />

klassischen Investitionen in Renten oder<br />

Aktien offenbaren das Versorgungsdilemma.<br />

Eine reine Rentenstrategie erreicht<br />

zwar leicht die Minimumrendite, der<br />

erwartete Endwert ist jedoch zu gering.<br />

Die reine Aktienstrategie erwirtschaftet<br />

zwar durchschnittlich hohe Zielrenditen,<br />

es kann aber zu völlig inakzeptablen<br />

Minimumwerten kommen. Der oft vorgeschlagene<br />

alters-adjustierte Aktienanteil<br />

oder eine Constant Proportion Portfolio<br />

Insurance (CPPI) führten wiederum zu<br />

sehr geringen Minimumwerten. Auch<br />

Strategien, die einen bestimmten Anteil<br />

des Portfolios im Rentenindex investieren<br />

und zusätzlich Index Calls nutzen,<br />

ergaben zu geringe erwartete Portfolioendwerte.<br />

Es entstand die Notwendigkeit,<br />

ein neues Produkt zu entwickeln.<br />

Bisher wurden die zuerst von M. Rubinstein<br />

beschriebenen Rainbow Optionen<br />

bei der Altersvorsorge noch nicht eingesetzt.<br />

Überträgt man die Idee auf ein<br />

Bankprodukt, wird ein Teil des Portfolios<br />

im Rentenindex investiert, der Rest in<br />

eine Best of Option. Diese läuft jeweils<br />

ein Jahr und zahlt dann die beste Performance<br />

des REX oder des MSCI Europe<br />

aus, solange mindestens eine der beiden<br />

positiv ist. Sie verfällt wertlos, falls<br />

beide negativ sind. Diese Option löst das<br />

klassische Problem der Asset Allocation<br />

für die Rente. Der Anleger ist immer automatisch<br />

im besten Index investiert, so<br />

dass selbst lange Abwärtsbewegungen<br />

des Aktienmarktes abgefangen werden<br />

können. Insbesondere für Aktieninvestoren<br />

mit den Negativerfahrungen des<br />

Aktienmarktes zwischen 2000 und 2003<br />

liefert dies eine überzeugende Absicherung,<br />

ohne auf die langfristige Performance<br />

der Aktie verzichten zu müssen.<br />

Die Simulation zeigt eine dominante<br />

Strategie im Sinne einer optimalen Kombination<br />

von Minimum- und Zielrente.<br />

Vorsorgeprodukte zur Grundabdeckung<br />

der Kernrisiken wie Krankheit und die<br />

Versorgung Hinterbliebener sind durch<br />

Versicherungen ausreichend vorhanden.<br />

Über die Rainbow Produkte kann die Lücke<br />

für den chancenorientierten Investor<br />

geschlossen werden. In Abhängigkeit des<br />

individuell erstellten Zielrentenportfolios<br />

(Minimum- und Zielrendite) und der<br />

persönlichen Sparfähigkeit wird durch<br />

die Monte Carlo Simulation mit Berücksichtigung<br />

von Alter und Ansparplan die<br />

optimale Mischung von Rentenanteil und<br />

Rainbow Optionen ermittelt. Ein Inflationsschutz<br />

während der Ansparphase ist<br />

nicht sinnvoll, da dies indirekt durch den<br />

Aktienanteil gewährleistet wird. Dies gilt<br />

jedoch nicht mehr für den Auszahlungsplan.<br />

Hier hat der Investor dann die Möglichkeit<br />

zwischen einer Einmalzahlung, einer<br />

gleichmäßig wachsenden oder einer<br />

inflationsgesicherten Rente zu wählen.<br />

Mit den Rainbow Produkten können<br />

sich Banken neu in der Altersversorgung<br />

etablieren. Am Anfang steht eine wirklich<br />

individuelle Beratung und Produktzusammenstellung.<br />

Die Erträge des daraus<br />

resultierenden Zertifikats sind, anders als<br />

bei Versicherungen, vollständig steuerfrei.<br />

Das Bankprodukt ist flexibler, da die<br />

Auszahlung jederzeit möglich ist, wobei<br />

nach ca. zwei Jahren (in Abhängigkeit<br />

von der gewählten Zielrendite) der<br />

Rücknahmepreis immer die bisherigen<br />

nominalen Einzahlungen übersteigt. Die<br />

Beratung kann leicht auf das Marktverständnis<br />

des Kunden abgestimmt werden.<br />

Einerseits wird über die Zielrendite<br />

und Sparfähigkeit das optimale Produkt<br />

für jeden Kunden gefunden, auf der<br />

anderen Seite kann unter Ausnutzung<br />

der entwickelten Maßzahlen wie z.B.<br />

dem Upside Potential Ratio auch der anspruchsvollste<br />

Kunde überzeugt werden.<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität,<br />

Frankfurt am Main<br />

Betreuender Hochschullehrer: Jun.-Prof. Dr. Andreas Hackethal<br />

Studentische Teammitglieder: Katja Büttner, Matthias Odrobina,<br />

Stephanie Rompf, Anne Rose, Stefan Tremmel<br />

Es besteht eine erhebliche Diskrepanz<br />

zwischen der theoretisch optimalen im<br />

Vergleich zu der am Markt für Altersvorsorge<br />

zu beobachtbaren Portfoliostruktur.<br />

Dabei bietet das Finanzvermögen<br />

der deutschen Haushalte in den kommenden<br />

zehn Jahren ein Optimierungspotential<br />

von rund 300 Mrd. Euro.<br />

Die im internationalen Vergleich hohe<br />

Unselbständigkeit der Deutschen in<br />

Vorsorgefragen ist Folge des jahrzehntelangen<br />

Vertrauens auf staatliche<br />

Fürsorge. Am deutschen Vorsorgemarkt<br />

ist eine zunehmende Produktvielfalt bei<br />

einhergehender Komplexitätssteigerung<br />

zu beobachten, eine Entwicklung, die<br />

negative Eigendynamik gewinnt. In der<br />

eigenverantwortlichen Vorsorge ungeübt<br />

sehen sich die Bundesbürger mit existenziellen<br />

Herausforderungen konfrontiert.<br />

Die Diskrepanz zwischen dem Status<br />

Quo als der Fortführung der bisherigen,<br />

nicht effizienten Vermögensverteilung<br />

und der theoretisch optimalen Vermögensallokation<br />

stellt das Optimierungspotential<br />

für den Finanzvertrieb und<br />

damit auch für die deutschen Finanzdienstleister<br />

dar. Anleger können durch<br />

die verbesserte Asset-Allokation, stärkere<br />

internationale Diversifikation und durch<br />

Wahl kostengünstigster Transaktionsaktionen<br />

die Rendite ihres Gesamtportfolios<br />

um 1,1% pro Jahr steigern.<br />

Die Erschließung dieser „Ertragslücke“<br />

als Renditereserve eröffnet ein neues,<br />

attraktives Geschäftsfeld für Finanzdienstleister.<br />

Ein optimales Ausschöpfen<br />

des Renditepotentials wird sowohl den<br />

Bedürfnissen der Haushalte als auch den<br />

Rentabilitätsanforderungen der Banken<br />

gerecht. So entsteht bei konsequenter<br />

Ausnutzung des Renditepotentials<br />

für die Bank, den Anleger und<br />

die Volkswirtschaft im Ganzen eine<br />

klassische „win-win“ Situation.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, sind grundsätzlich<br />

zwei unterschiedliche Ansätze<br />

möglich. Zum einen die Förderung der Finanzkompetenz<br />

der Haushalte, und zum<br />

anderen die Vereinfachung bzw. Komplexitätsreduktion<br />

der Finanzprodukte.<br />

Mittels behavioristischer Ansätze stellen<br />

wir fest, dass sich dabei jedoch bei allen<br />

Verhaltensmustern die Entscheidungskomplexität<br />

negativ auf die Güte der<br />

resultierenden Entscheidungen auswirkt.<br />

Die Praxis zeigt, dass umfassende Bemühungen<br />

des Staates, der Banken und<br />

Medien, den Finanzanalphabetismus zu<br />

verringern, nicht fruchten. Die Mehrzahl<br />

der Haushalte ist dieser Komplexität<br />

jedoch nicht gewachsen. Als Scharnier<br />

zwischen Anlegern und Anbietern muss<br />

sich folglich vor allem der Finanzdienstleistungsvertrieb<br />

der großen Herausforderung<br />

als auch Chance stellen: Nämlich<br />

der Optimierung der privaten Altersvorsorge.<br />

Folglich steht der Finanzvertrieb<br />

in der Pflicht, Privatanleger bei der<br />

Optimierung ihre Vermögensallokation<br />

zu unterstützen. Dazu müssen erfolgreiche<br />

Lebenszyklusstrategien an einer<br />

rigorosen Vereinfachung bestehender<br />

Produkte und Beratungsprozesse anknüpfen.<br />

Die Implementierung dieses<br />

Konzepts verdeutlichen wir als Case-<br />

Study in unserer Vision der „Easy-Bank“<br />

als Customer-Champion der Zukunft. Es<br />

gilt, einfache, transparente und modular<br />

in Kundenportfolios integrierte Produkte<br />

und zugehörige Vertriebsprozesse zu<br />

entwickeln. Das Vertriebsmodell hat sich<br />

an langfristigen, partnerschaftlichen Kundenbeziehungen<br />

auszurichten und muss<br />

sich demnach in einem nachhaltigen<br />

Vertrauensaufbau äußern. Ein proaktives


30 POSTBANK FINANCE AWARD 31<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - GELSENKIRCHEN<br />

® 2004/05 - FRANKFURT AM MAIN<br />

Sales-Konzept statt reinem Produktverkauf<br />

ist die Devise des Vertriebs. Deshalb<br />

richten wir vier Empfehlungen an die<br />

Beratungspraxis: Erstens, die Komplexitätsreduktion<br />

von Produkten und der dahinter<br />

stehenden Prozesse. Bankprodukte<br />

müssen so einfach wie möglich sein, um<br />

Ambiguitäten zu vermeiden. Ein „Information<br />

Overkill“ oder „Choice Overload“<br />

ist tödlich für eine optimale Anlageberatung.<br />

Zweitens, Banken müssen um<br />

Renditeverluste zu vermeiden entweder<br />

vollständige Lösungen anbieten oder die<br />

Kundenbetreuung erhöhen. Drittens, von<br />

den Finanzdienstleistern sollten Default-<br />

Optionen implementiert werden, die dem<br />

Kunden eine an seine Präferenzstruktur<br />

angepasste Entscheidungsfolge vorgeben.<br />

Viertens, die Einführung „psychologisch<br />

getrimmter“ Produkte, die die<br />

Aversion eines heutigen Konsumverzichts<br />

der Anleger, bspw. durch Produkte,<br />

die erst zu einem späteren Zeitpunkt<br />

die Beiträge erhöhen, reduzieren.<br />

Die von uns identifizierte Ertragslücke<br />

in Höhe von rund 300 Mrd. Euro bietet<br />

damit die Basis für ein spannendes und<br />

chancenreiches neues Geschäftsmodell<br />

für Finanzdienstleister auf dem wachsenden<br />

Markt der privaten Altersvorsorge.<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen,<br />

Abteilung Bocholt<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Harald G. Kundoch<br />

Studentische Teammitglieder: Markus Niehaus, Thomas Otterbeck,<br />

Stephan Pfeiffer, Norman-Chr. Reschke, Kerstin van Thiel<br />

Die Rente ist sicher!<br />

Das sagte Norbert Blüm vor wenigen<br />

Jahren. Heute wissen wir, dass lediglich<br />

eine kontinuierliche Absenkung des<br />

Rentenniveaus sicher ist - mehr nicht!<br />

Mit dieser Gewissheit und der Aussicht,<br />

dass die gesetzliche Rente zukünftig<br />

nicht einmal mehr zur Abdeckung eines<br />

angemessenen Lebensstandards im<br />

Alter ausreichend sein wird, stehen die<br />

Arbeitnehmer/-innen zunehmend vor der<br />

Aufgabe, eine allen Lebensabschnitten<br />

gerechte Absicherungs- und Finanzvorsorge<br />

zu treffen. Oftmals überfordert<br />

mit der Analyse und Bestimmung des<br />

eigenen Bedarfes, tun sich hier für<br />

Banken große Potenzialfelder auf.<br />

Was braucht der Kunde?<br />

Wichtigstes Kriterium wird sein, den<br />

Kunden das Gefühl von Kompetenz<br />

und Problemverständnis zu vermitteln.<br />

Der Kunde, der mit Wünschen,<br />

Problemen und Zielen auf uns zugeht,<br />

erwartet zu Recht eine professionelle,<br />

werthaltige und hochindividuelle Einschätzung<br />

seiner Situation, die in einer<br />

optimalen Lösung seiner aktuellen, aber<br />

auch zukünftigen Umstände mündet.<br />

Diese Werte sind als Grundstein für<br />

die anzustrebende Partnerschaft anzusehen.<br />

Unentbehrlich ist hier die Idee<br />

der langfristigen Zusammenarbeit.<br />

Gemeinsam in die Zukunft<br />

Basis einer partnerschaftlich geprägten<br />

Zusammenarbeit ist neben den<br />

schon erwähnten Attributen ein vom<br />

Willen zur Höchstleistungen geprägtes<br />

Bankhaus. Etwaige Standard-Verträge<br />

oder Pauschalangebote haben<br />

in dem zukünftigen Beratungsmarkt<br />

keine Daseinsberechtigung. Es gilt, jede<br />

Beratungsleistung auf höchstem Niveau<br />

zu erbringen. Im Umkehrschluss heißt<br />

das, dass die Banken umgehend in die<br />

Aus- und Weiterbildung des Personals<br />

<strong>aller</strong> Ebenen investieren müssen. Darüber<br />

hinaus muss im Unternehmen eine<br />

klare Politik der Premiumbetreuung auf<br />

allen Ebenen kommuniziert werden.<br />

Start-Ziel Sieg durch Premiumbetreuung<br />

Eine solche Premiumbetreuung fängt bei<br />

der Aufnahme <strong>aller</strong> relevanten Kerndaten<br />

an. Hier sind nicht nur Finanzdaten<br />

einzubeziehen, sondern auch solche, die<br />

Rückschlüsse auf zukünftige Veränderungen<br />

im Leben unseres Kunden zulassen.<br />

Im Anschluss an die erfolgte Daten-<br />

und Zielaufnahme wird ein Abgleich<br />

bzw. Ergänzung der Stammdaten<br />

durch Austausch mit Verbundunternehmen<br />

vorgenommen. Hier können<br />

zusätzliche Informationen gewonnen<br />

werden, die eine umfassende Einschätzung<br />

des Kunden ermöglichen.<br />

Im Anschluss an die Datenaufnahme<br />

muss nun nach eingehender Analysephase<br />

ein Produktbündel geschnürt werden,<br />

welches sämtliche Bedarfsfelder optimal<br />

abdeckt. Spezialisten können hier den<br />

Betreuer mit aktuellstem Fachwissen<br />

und Produktkenntnis unterstützen. Es<br />

gilt zu beachten, dass durch dynamische<br />

Prozesse eine kontinuierliche Veränderung<br />

der Parameter entstehen kann und<br />

entsprechend auf diese Änderungen<br />

eingewirkt werden muss. Dieses ist nur<br />

durch einen periodenmäßigen Abgleich<br />

des Ist-Soll-Zustandes im Rahmen<br />

einer ganzheitlichen Kundenbetreuung<br />

gegeben. Einmal mehr zeigt sich hier,<br />

dass Lebensabschnitt überdauernde


32 POSTBANK FINANCE AWARD 33<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - GIESSEN<br />

® 2004/05 - GELSENKIRCHEN<br />

Ansprechpartner und Langfristigkeit zum<br />

Grundgedanken werthaltiger Kundenbetreuung<br />

unabdingbar dazu gehören.<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Umsetzung eines Multibedarfskontos<br />

muss ein vorangegangenes Umdenken<br />

der Bevölkerung bezüglich der Altersvorsorge<br />

sein. Immer noch ist nicht<br />

ausreichend kommuniziert, wie deutlich<br />

sich das Problem der permanent<br />

sinkenden Renten auf die Gestaltung<br />

des Ruhestandes auswirken wird.<br />

Banken sollten dieses Problem aggressiver<br />

kommunizieren und die<br />

Optimierung als Kernkompetenz ihres<br />

Produktportfolios verstehen.<br />

Die Lösung: Das Multibedarfskonto<br />

Das Multibedarfskonto, welches hier<br />

ansetzt und einen ganzheitlichen<br />

Optimierungsprozess im Bereich der<br />

Finanz/Vermögens- und Vorsorgeplanung<br />

aufgreift, wird für Banken ein<br />

unerlässliches Instrument zur Kundengenerierung<br />

und Bindung werden.<br />

In Verbindung mit einem kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess der Beratungsleistung<br />

wird mit diesem Werkzeug ein<br />

für Kunden hochattraktives Angebot für<br />

eine komplexe Aufgabenstellung geboten,<br />

welche aufgrund ihrer Transparenz<br />

gleichzeitig Vertrauen schafft. Aus Sicht<br />

der Banken liegt der Reiz zum einen in<br />

der langfristigen Kundenbindung, zum<br />

anderen in der attraktiven Margengestaltung<br />

der angebotenen Präferenzbündel.<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Martin Morlock<br />

Studentische Teammitglieder: Björn Krieger, Nicole Menzel,<br />

Carsten Münch<br />

Zukunftssicherungspaket 2005<br />

Die aktuelle Debatte um die Altersvorsorge<br />

hat ihren Ursprung in einer äußerst<br />

schwierigen Arbeitsmarktlage und vor<br />

allem in der demographischen Entwicklung<br />

Deutschlands. Diese zeichnet sich<br />

durch zwei Phänomene aus: Zum einen<br />

nimmt die Lebenserwartung zu und zum<br />

anderen werden immer weniger Kinder<br />

geboren. Das hat zur Folge, dass die<br />

Versorgungslücke, die bisher weitgehend<br />

durch die gesetzliche Rentenversicherung<br />

geschlossen wurde, größer wird. Dies<br />

zwingt die Bevölkerung verstärkt privat<br />

für ihren Lebensabend vorzusorgen.<br />

Nach dem In-Kraft-Treten des Alterseinkünftegesetzes<br />

im Januar 2005 und<br />

den damit wegfallenden Steuerprivilegien<br />

der Lebensversicherung, wächst<br />

das Marktpotenzial der Bank in dem<br />

Segment der Altersvorsorge. Da die zu<br />

erwartende Rentenlücke von der Bevölkerung<br />

systematisch unterschätzt wird,<br />

können Banken wertvolle Aufklärungsarbeit<br />

leisten. Studien der Commerzbank<br />

belegen zudem, dass die Deutschen<br />

sich in Sachen Geldanlagen nur ungenügend<br />

auskennen und sich mit diesem<br />

Thema auch eher misstrauisch und<br />

ängstlich befassen. Eine weiterer Beleg<br />

für die Unwissenheit der Deutschen ist,<br />

dass viele Förderungsansprüche, die<br />

aus Riester-Verträgen des Jahres 2002<br />

entstanden, nicht abgerufen wurden<br />

und damit endgültig verfallen sind.<br />

Im Verlauf des Lebens weist der Kunde<br />

unterschiedliche Sparquoten auf.<br />

Am Anfang des Lebens weist er eine<br />

negative Sparquote auf, da er noch<br />

nicht über Einkommen verfügt. Mit<br />

dem Eintritt in das Berufsleben ändert<br />

sich dies, bis er in der Rentenphase von<br />

seinen Ersparnissen lebt. Aber auch<br />

innerhalb dieser Einteilung ist die Kapitalverfügbarkeit<br />

des Kunden durch<br />

Heirat, Scheidung, Arbeitslosigkeit etc.<br />

starken Schwankungen unterworfen.<br />

Ein Altersvorsorgeprodukt muss sich<br />

deshalb flexibel an die persönlichen<br />

Umstände des Kunden anpassen können.<br />

Für eine ideale Vorsorgestrategie muss<br />

der Anleger die Grundzüge der wichtigsten<br />

Produkte und Anbieter kennen<br />

sowie zusätzliche Kenntnisse von Börsen<br />

und Einflussfaktoren auf Kurse und<br />

Zinsen haben. Genau auf diesem Gebiet<br />

besitzen Banken das entsprechende<br />

Know- how. Sie sollten diese spezifischen<br />

Vorteile nutzen und die Allokation der<br />

Sparguthaben für ihre Kunden übernehmen.<br />

Nur eine umfassende Beratung<br />

durch den Bankangestellten kann zu<br />

einer optimalen Anlagestrategie für den<br />

Kunden führen. Dabei werden nach einer<br />

ausführlichen Prüfung der individuellen<br />

Situation alle möglichen staatlichen<br />

Zulagen genutzt und ein eventueller<br />

Restbetrag in einer freien Kapitalanlage<br />

angespart. Eine Beratung sollte auch in<br />

den Bereichen der Altersvorsorge geschehen,<br />

in denen die Bank kein Geschäft<br />

mit dem Kunden abschließen kann. Dazu<br />

gehört die betriebliche Altersversorgung.<br />

Diese umfassende Beratung führt zu<br />

einer stärkeren Kundenbindung und wird<br />

sich langfristig für die Bank auszahlen.<br />

Zur Erreichung eines erforderlichen<br />

Versorgungsniveaus ist sowohl eine<br />

ausreichende Rendite nach Steuern als<br />

auch die Sicherheit der entsprechenden<br />

Kapitalbildung erforderlich. Ein entscheidender<br />

Vorteil von Bankprodukten<br />

gegenüber Versicherungsprodukten<br />

liegt darin, dass sie sich flexibler an<br />

wechselnde Kapitalverfügbarkeit und sich


34 POSTBANK FINANCE AWARD 35<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - GIESSEN<br />

® 2004/05 - GIESSEN<br />

ändernden Kapitalbedarf des Kunden<br />

anpassen lassen. Diesen drei Komponenten<br />

der Rendite, der Sicherheit und<br />

der Anpassung an den Lebenszyklus des<br />

Kunden soll mit dem Zukunftssicherungspaket<br />

2005 Rechnung getragen werden.<br />

Unseren Berechnungen zufolge versprechen<br />

Produkte, die nachgelagert<br />

besteuert werden, eine höhere Rendite<br />

als Produkte, in die bereits versteuertes<br />

Einkommen eingezahlt wird. Durch<br />

staatliche Zulagen lässt sich dann<br />

die Rendite noch weiter steigern.<br />

Das Zukunftssicherungspaket 2005<br />

enthält deshalb staatlich geförderte<br />

Produkte, wie Riester- und Rürup-Rente,<br />

sowie Bausparverträge. Des Weiteren<br />

wird durch eine freie Kapitalanlage die<br />

Rendite durch Anlage am Aktienmarkt<br />

erhöht. Da Altersvorsorgeprodukte<br />

jedoch eine hohe Sicherheit aufweisen<br />

sollten, wird das Risiko dieser Anlage<br />

durch eine Optionsstrategie gesenkt.<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Horst Rinne<br />

Studentische Teammitglieder: Susanne Deml, Frank Mann, Bastian Wolff<br />

Go Short in Ski Gear and Go<br />

Long in Cruise Liners:<br />

Der Demographiefonds als Teil eines<br />

holistischen Altersvorsorgekonzeptes<br />

Die demographischen Veränderungen in<br />

Deutschland zwingen die Bevölkerung,<br />

sich zusätzlich zur umlagefinanzierten<br />

gesetzlichen Rente eine private Altersvorsorge<br />

aufzubauen. Diese Erkenntnis<br />

ist inzwischen weit verbreitet, dennoch<br />

besteht eine Diskrepanz zwischen<br />

benötigter und tatsächlich durchgeführter<br />

privater Altersvorsorge. Der<br />

Kunde ist vielfach durch die verschiedenen<br />

Produktvarianten am Markt in<br />

der Entscheidungsfindung überfordert:<br />

Nachhaltigkeitsfaktor, Rentenniveau,<br />

nachgelagerte Besteuerung, Riester- und<br />

Rürup-Rente sind für die meisten Menschen<br />

Fremdworte geblieben. Und selbst<br />

bei genauer Kenntnis <strong>aller</strong> Parameter ist<br />

eine allgemeine Aussage hinsichtlich der<br />

Überlegenheit eines Altersvorsorgeproduktes<br />

nicht ohne weiteres möglich, da<br />

die optimale Produktwahl für den Kunden<br />

von der jeweiligen Lebenssituation<br />

abhängig ist, wie z.B. dem Eintrittsalter,<br />

dem Familienstand, dem Einkommen<br />

und dem individuellen Steuersatz während<br />

der Spar- bzw. Entsparphase.<br />

Holistische Produktkonzeption auf Basis<br />

einer angepassten Lebenszyklushypothese<br />

Es ist wegen der genannten Probleme<br />

sinnvoll, aus den verschiedenen Produktvarianten<br />

am Markt ein holistisches<br />

Altersvorsorgekonzept zu entwickeln,<br />

welches die staatliche Förderung optimiert<br />

und gleichzeitig steuerliche Aspekte<br />

berücksichtigt. Dabei ist aufgrund<br />

des „finanziellen Analphabetismus“ der<br />

deutschen Bevölkerung eine weitgehende<br />

Automatisierung des Altersvorsorge-<br />

prozesses zu implementieren, ohne<br />

jedoch den Kunden seiner Flexibilität<br />

zu berauben. Die Rendite nach Steuern<br />

ist für alle Altersvorsorgeprodukte eine<br />

kritische Variable, da sie die Höhe des<br />

verfügbaren Kapitals im Alter bestimmt:<br />

Jeder Prozentpunkt mehr Rendite hat<br />

aufgrund des Zinseszinseffektes über<br />

einen längerfristigen Anlagezeitraum<br />

erhebliche Auswirkungen auf die Ablaufleistung.<br />

In diesem Zusammenhang ist<br />

die Riesterrente empfehlenswert, da sich<br />

mit Hilfe der staatlichen Förderung ein<br />

Zins erzielen lässt, der nach Steuern die<br />

sonstigen Versicherungsprodukte übertrifft<br />

und weitestgehend risikofrei ist. Die<br />

Riester-Rente sollte unabhängig vom Familienstand<br />

zumindest in der Ansparphase<br />

durch Fondsprodukte ergänzt werden,<br />

da über den Kapitalmarkt langfristig die<br />

besten Renditen zu erzielen sind. Dabei<br />

ist dem speziellen demographiebasierten<br />

Kapitalanlagerisiko Asset-Melt-Down<br />

bei der Produktgestaltung besondere<br />

Aufmerksamkeit zu schenken, um Wertverluste<br />

der Anlagen durch die sinkende<br />

Wertpapiernachfrage einer schrumpfenden<br />

Bevölkerung zu verhindern.<br />

Demographiefonds ADIAA als Beitrag zur<br />

Generationengerechtigkeit<br />

Ein Fondsprodukt, welches längerfristig<br />

überdurchschnittliche Renditen verspricht,<br />

wäre der neu konzipierte Demographiefonds<br />

ADIAA. Dieser setzt an den<br />

Chancen an, die durch den demographischen<br />

Wandel entstehen, wobei ADIAA<br />

für Anti Demographic International<br />

Asset Allocation steht. Ein solcher Fonds<br />

ermöglicht es, Mehrfachbelastungen der<br />

Jüngeren durch die negativen Entwicklungen<br />

der sozialen Sicherungssysteme<br />

sowie den notwendigen Aufbau einer<br />

privaten Altersvorsorge zu vermindern.


36 POSTBANK FINANCE AWARD 37<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - GRAZ<br />

® 2004/05 - GIESSEN<br />

Der Fonds, welcher von der zunehmenden<br />

Anzahl älterer Menschen und<br />

deren veränderten Konsumgewohnheiten<br />

profitiert, könnte das Dilemma der<br />

doppelt zahlenden jungen Generation<br />

abmildern und auf lange Sicht Überrenditen<br />

erzielen. Bei einer solchen Strategie<br />

geht es vor allem um Investitionen in<br />

Hersteller alterskomplementärer Produkte<br />

und Dienstleistungen. Beispielsweise<br />

würde in Aktien von Unternehmen<br />

investiert werden, die zu den Gewinnerbranchen<br />

des demographischen Wandels<br />

gehören, wie Gesundheits-, Freizeit-,<br />

Kultur- und Unterhaltungsindustrie oder<br />

die Wohnungsinstandhaltungsbranche.<br />

Mit Hilfe des Demographiefonds werden<br />

die Jüngeren an den Gewinnen<br />

eines geänderten Konsumverhaltens<br />

der älteren Menschen beteiligt. Somit<br />

leisten die Älteren implizit einen Beitrag<br />

zur privaten Altersvorsorge der jüngeren<br />

Generation: Der drohende Konflikt<br />

zwischen Alt und Jung könnte vermieden<br />

werden und die Generationengerechtigkeit<br />

wäre ein Stück weit wieder hergestellt.<br />

Der Demographiefonds ADIAA<br />

ist also nicht nur aus individueller Sicht<br />

vorteilhaft, sondern hat auch für die<br />

Gesellschaft einen wichtigen Nutzen.<br />

Demography-Shifting als Antwort auf den<br />

Asset-Melt-Down<br />

Durch eine weltweite Nutzung der<br />

Chancen des demographischen Wandels<br />

können nicht nur die Renditeaussichten<br />

erweitert, sondern auch die Risiken<br />

branchen- und länderübergreifend<br />

gestreut werden. Ältere Volkswirtschaften<br />

bilden die Basis einer solchen<br />

Fondsstrategie. Diese werden je nach<br />

Risikoneigung durch risikoreichere aber<br />

zugleich rendite- und wachstumsstärkere<br />

Investments in jüngeren Volkswirtschaften<br />

ersetzt. Dieses neue Vorgehen wird<br />

mit Demography-Shifting bezeichnet, bei<br />

dem gealterte Volkswirtschaften gegen<br />

jüngere sukzessive ausgetauscht werden.<br />

Hierdurch wird ein langfristig stabiles<br />

Renditepotential geschaffen, das von<br />

Trendphasen einzelner Volkswirtschaften<br />

weitgehend unabhängig ist. Vorstellbar<br />

wäre es beispielsweise, Investitionen im<br />

alten Japan durch Anlagen in verhältnismäßig<br />

jungen Ländern wie China, Indien<br />

oder Brasilien zu ersetzen. Neben den Diversifikations-<br />

und Renditeaspekten dient<br />

die Internationalisierung des Investments<br />

einer weitgehenden Immunisierung gegen<br />

einen drohenden Asset-Meltdown.<br />

Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Peter Steiner<br />

Studentische Teammitglieder: Michael Bock, Günter Ehweiner,<br />

Volkmar Lautscham, Georg Meßner, Christiane Stangl<br />

Private Pensionsvorsorge und Lebenszyklusstrategien:<br />

„Ein neues Geschäftsfeld<br />

für Banken?“<br />

Die Themen Pensionsreform und private<br />

Pensionsvorsorge scheinen aktueller denn<br />

je. In vielen Industrieländern gestaltet<br />

sich die Finanzierbarkeit des staatlichen<br />

Pensionssystems seit geraumer Zeit<br />

immer schwieriger. Der Grund dafür<br />

liegt unter anderem in der Veränderung<br />

der Alterspyramide. Die Zahl der älteren<br />

Menschen nimmt stetig zu, ebenso<br />

wie die Lebenserwartung. Gleichzeitig<br />

ist ein Rückgang der Geburtenrate zu<br />

verzeichnen. Eine relativ niedrige Frauenerwerbsquote<br />

trägt das Übrige dazu bei,<br />

eine Änderung im umlagenfinanzierten,<br />

staatlichen Pensionssystem notwendig<br />

werden zu lassen. Da die staatliche Pension<br />

durch den Generationenvertrag <strong>aller</strong><br />

Voraussicht nach nicht mehr zur Gänze<br />

sichergestellt werden kann, ist eine Senkung<br />

des gesetzlichen Pensionsniveaus<br />

erforderlich. Dies hat zur Folge, dass die<br />

Ergänzung der als erster Säule bezeichneten<br />

staatlichen Pensionsvorsorge unumgänglich<br />

werden wird, um die entstehende<br />

„Versorgungslücke“ zu schließen.<br />

Für die Banken eröffnet sich dadurch die<br />

Möglichkeit, sich in einem bereits bestehenden<br />

Geschäftsfeld – dem der privaten<br />

Pensionsvorsorge – neu zu positionieren<br />

und die Kunden durch das Angebot einer<br />

breiten Palette individuell ausgestalteter<br />

Vorsorgeprodukte zu unterstützen.<br />

Empirische Fundierung<br />

Dass eindeutiger Bedarf an Vorsorgeprodukten<br />

besteht, wird durch die<br />

Ergebnisse einer Umfrage, die an einer<br />

Universität unter 1400 Studierenden<br />

und 200 Bediensteten zum Thema<br />

„Private Pensionsvorsorge“ durchge-<br />

führt wurde, untermauert. Die aufschlussreichsten<br />

Ergebnisse wurden in<br />

den Themenbereichen: „Forcierung des<br />

e-Bankings“, „Flexibilität in Bezug auf<br />

die finanziellen Lebenszyklen der Vorsorgenden“<br />

und „Angebot einer Vielzahl<br />

von Produkten durch einen einzigen<br />

Finanzdienstleister (Hausbank)“ erzielt.<br />

Implementierung des Allfinanzkonzeptes<br />

Die Betreuung des Kunden durch nur<br />

eine Bank lässt sich durch die Umsetzung<br />

des sogenannten „Allfinanzkonzeptes“<br />

erreichen. Dabei entsteht für die Bank<br />

die Möglichkeit, dem Kunden über die<br />

„herkömmlichen“ Bankleistungen hinaus<br />

weitere Finanzdienstleistungen „aus<br />

einer Hand“ anbieten zu können.<br />

Ein großer Vorteil, der sich daraus für<br />

den Finanzdienstleister ergibt, ist die<br />

erhöhte Kundenbindung, die es ermöglicht,<br />

die Risikoneigung der Kunden<br />

besser einzuschätzen, sie adäquat zu<br />

implementieren und in weiterer Folge<br />

passend darauf zu reagieren.<br />

Ein wesentlicher positiver Aspekt, der<br />

sich daraus für den Kunden ergibt, ist die<br />

individuelle Betreuung durch die Bank,<br />

welche es dieser wiederum ermöglicht,<br />

eine auf die jeweilige Lebenssituation<br />

perfekt zugeschnittene Produktpalette<br />

anbieten zu können. Es wird also eine<br />

Anpassung des Produktprogramms an<br />

die verschiedenen Lebensphasen und<br />

damit die Realisation eines Lebenszyklusmodells<br />

möglich. Zudem existiert der<br />

Wunsch nach einer Individualisierung der<br />

Finanzbetreuung, welchem, wie oben beschrieben,<br />

durch die Weiterentwicklung<br />

des sogenannten „Relationship Banking“<br />

Rechnung getragen werden kann.


38 POSTBANK FINANCE AWARD 39<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - HAMBURG<br />

® 2004/05 - GRAZ<br />

Relationship Banking + Marktpolitik<br />

Die Vorteile, die für Bank und Kunden<br />

aus dem Vorliegen einer Kundenbeziehung<br />

im Sinne des Relationship Banking<br />

resultieren, sind vielfältig und hängen in<br />

der Praxis von zahlreichen Faktoren ab.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde versucht,<br />

ein Modell zu entwickeln, das<br />

es Banken ermöglicht, die Qualität von<br />

Kundenbeziehungen quantifizierbar zu<br />

machen. Dies erfolgt über eine Operationalisierung<br />

der Faktoren Langfristigkeit,<br />

Produktvielfalt und Volumen in einem<br />

dreidimensionalen Modell, das eine Segmentierung<br />

von Kundengruppen nach<br />

der Intensität der jeweiligen Kundenbeziehung<br />

vorsieht. Während bisher Kunden<br />

vor allem in Hinblick auf das für sie<br />

verwaltete Vermögen betrachtet wurden,<br />

wird nun mit Hilfe dieses Modells eine<br />

umfassendere und objektivere Beurteilungsmethode<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Zudem ergeben sich über die Positionierung<br />

der Bank im Pensionsvorsorgemarkt<br />

zahlreiche Möglichkeiten. Es<br />

kann der Bank gelingen, eine Marke<br />

neu zu etablieren, neue Kundenkreise<br />

zu erschließen oder etwa über Cross-<br />

Selling auch andere Produkte in neuen<br />

und bestehenden Kundenkreisen zu<br />

vertreiben. Zu all dem kann die Bank<br />

auf ein bestehendes Vertriebs- und<br />

Beraternetz und oftmals auf bestehende<br />

eBanking Infrastruktur zurückgreifen.<br />

I²-Banking<br />

Durch die Umsetzung des Allfinanzkonzeptes<br />

sind Banken in der Lage, einen<br />

Kunden durch sämtliche Finanzbedürfnisse<br />

im Laufe seines Lebens zu begleiten.<br />

Um der daraus resultierenden Beratungsverantwortung<br />

gewachsen zu sein,<br />

ist die Einführung effizienzsteigernder<br />

Technologien notwendig, die sowohl für<br />

die Bank als auch für den Kunden eine<br />

Flexibilisierung von Interaktionen und<br />

eine Optimierung der Geschäftsbeziehung<br />

ermöglichen. Zur Erreichung dieses<br />

Ziels bietet sich der Ausbau der bereits<br />

vorhandenen Online-Banking Infrastruktur<br />

zu einem intelligenten Internetportal<br />

(I²-Banking steht für Intelligent Internet<br />

Banking) an, das dem Kunden neben<br />

umfassenden Transaktionsdienstleistungen<br />

auch übersichtliche Reporting-Tools<br />

und optimale Online-Beratungsleistungen<br />

bietet. Zusätzlich schafft ein solches System<br />

ideale Voraussetzungen zur kostenschonenden<br />

Sammlung kundenbezogener<br />

Daten, die im Sinne des Relationship<br />

Banking und zur Erstellung von individualisierten<br />

Marketing- und Beratungsaktionen<br />

verwendet werden können.<br />

HWP - Hamburger Universität für<br />

Wirtschaft und Politik<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Alexander Bassen<br />

Studentische Teammitglieder: Sonja Braun, René Klein, Anna-Lena Röhrs,<br />

Helge Schulze, Lars Vogel<br />

Die zahlreichen Reformen im umlagenfinanzierten<br />

Rentensystem sind Ausdruck<br />

eines zunehmenden Rückzugs<br />

des Staates auf dem Gebiet der sozialen<br />

Sicherung. Das bisherige 3-Säulen-Modell<br />

fand Ablösung durch das 3-Schichten-<br />

Modell und die Private Altersvorsorge<br />

rückt stärker in den Blickpunkt öffentlicher<br />

Wahrnehmung. Im Zuge wachsender<br />

Versorgungslücken als Ausdruck<br />

steigender Sparnotwendigkeit obliegt<br />

es dem Bürger, durch private Vorsorgemaßnahmen,<br />

so denn die Sparfähigkeit<br />

gegeben ist, ausgleichende Maßnahmen<br />

zu realisieren. Für den Finanzsektor bedeutet<br />

dies <strong>aller</strong> Prognose nach enorme<br />

Zuflüsse in langfristige Geldvermögensbildung.<br />

Dieses Sparverhalten wird durch<br />

die, maßgeblich von Modigliani konzipierte,<br />

Lebenszyklustheorie modelliert.<br />

Im Sinn einer angestrebten Konsumglättung<br />

über das Leben hinweg findet<br />

ein sukzessiver Anstieg der Sparquote<br />

während des Erwerbslebens statt. Auch<br />

wenn sich der Modellverlauf empirisch in<br />

Deutschland bisher nicht in Gänze bestätigt,<br />

hat insbesondere der ansteigende<br />

Sparverlauf im Erwerbsleben Gültigkeit.<br />

Produkte der Privaten Altersvorsorge<br />

sind charakterisiert durch die Größen<br />

Rendite, Risiko, Liquidität sowie Absicherung<br />

biometrischer Risiken, wobei<br />

generell zwischen diesen Merkmalen<br />

Trade-off Beziehungen bestehen. Durch<br />

verschiedene Phasen und Entwicklungen<br />

im Lebenszyklus ergeben sich wechselnde<br />

Idealansprüche an die Konstellation<br />

der vier Größen. Dies kann im Rahmen<br />

einer Lebenszyklusstrategie berücksichtigt<br />

werden. Dabei wird unmittelbar<br />

das mögliche Potential für eine langfristige<br />

Kundenbindung deutlich.<br />

Vor dem Hintergrund der Probleme des<br />

Retail-Banking, die sich auf der Ertrags-<br />

seite gerade durch eine mangelhafte<br />

Kundenbindung und die oft zitierte<br />

niedrige Cross-Selling-Quote ergeben<br />

haben, stellt das Geschäftfeld Private<br />

Altersvorsorge ein enormes Lösungspotential<br />

dar. Gerade für die filialzentrierte<br />

Multikanalbank kann ein strategischer<br />

Fit konstatiert werden. Basierend auf<br />

dem ansteigenden Sparverlauf des<br />

Individuums und der lebensbegleitenden<br />

Versorgung von Seiten der Bank ergibt<br />

sich ein wachsender Kundenwert über<br />

die langfristige Geschäftsbeziehung<br />

und damit eine hohe Wertschöpfung.<br />

Den Kunden zu gewinnen markiert die<br />

zentrale Herausforderung im strategischen<br />

Fit. Um den Kunden zu gewinnen,<br />

ist es notwendig, dessen Bedürfnisse und<br />

Wünsche zu verinnerlichen und in eine<br />

starke Kundenorientierung umzuwandeln.<br />

Nur so kann bewerkstelligt werden,<br />

dass der Customer Buying Cycle – ein<br />

sich wiederholender Kaufprozess – kontinuierlich,<br />

wenn möglich und erforderlich,<br />

durchlaufen wird. Problematischerweise<br />

wird der Kaufprozess traditionell durch<br />

eine Black Box symbolisiert, in die verschiedene<br />

Input-Variablen einfließen und<br />

sich in einem wahrnehmbaren Output<br />

(Kauf vs. Nichtkauf) äußern. Folglich<br />

entsteht ein Dilemma, welches sich darin<br />

ausdrückt, dass einerseits Marketingmaßnahmen<br />

die Kundenbedürfnisse und<br />

-orientierung als Input-Variablen aufnehmen<br />

und umsetzen sollen, andererseits<br />

eben gerade diese im Halbdunkel<br />

der Black Box verborgen liegen. Um<br />

die geeigneten Marketingmaßnahmen<br />

entwickeln zu können, rückt die Entschlüsselung<br />

des Konsumentenverhaltens<br />

in den Fokus. Seine praktische Bedeutung<br />

für die Realisierung des strategischen<br />

Fit wird anhand der Ergebnisse<br />

einer im Rahmen dieser Untersuchung<br />

durchgeführten Befragung deutlich.


40 POSTBANK FINANCE AWARD 41<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - HAMBURG<br />

® 2004/05 - HAMBURG<br />

So glauben nur 37% der Befragten,<br />

dass ihnen die Bank eine gewünschte<br />

Private Altersvorsorge anbieten kann.<br />

Lediglich 43% könnten sich vorstellen,<br />

ihre Private Altersvorsorge umfassend<br />

in die Hände einer einzigen Bank zu<br />

legen. Diese unbefriedigenden Resultate<br />

illustrieren eine bisher mangelhafte<br />

Orientierung der Banken am Kunden.<br />

Das derzeitige Marktverhalten bedarf<br />

folglich einer grundlegenden Revision.<br />

Dafür wurde das Konsumentenverhalten<br />

in Bezug auf die Gegebenheiten<br />

der Privaten Altersvorsorge empirisch<br />

untersucht. Die Ergebnisse liefern<br />

wertvolle Erkenntnisse für die Positionierung<br />

der Bank aus Kundensicht.<br />

So ergeben sich im Konsumentenverhalten<br />

eine über- und eine untergeordnete<br />

Ebene, die von der Bank berücksichtigt<br />

werden müssen. Die übergeordnete<br />

Ebene umfasst das Konsumentenverhalten<br />

bezüglich Finanzangelegenheiten im<br />

Allgemeinen und Private Altersvorsorge<br />

im Speziellen. Eingebettet in die Erkenntnisse<br />

über die so genannten Geldtypen<br />

1 und den wachsenden finanziellen<br />

Analphabetismus 2 in der Bevölkerung<br />

ist hier das Verhalten weitgehend durch<br />

große Skepsis und geringe Eigeninitiative<br />

gekennzeichnet. Es ist ein Paradoxon des<br />

Konsumentenverhaltens zu konstatieren,<br />

welches sich trotz der allgemeinen<br />

Kenntnisnahme einer problematischen<br />

Versorgungssituation im Alter in mangelnder<br />

Planung aktiver Gegenmaßnahmen<br />

äußert. Die Banken müssen daher<br />

gezielt einem geringem Involvement und<br />

einem ausgeprägtem Aufschiebeverhalten<br />

begegnen. Als besondere Zielgruppen<br />

erweisen sich hierbei Frauen und<br />

die unter 30-jährigen, da bei diesen eine<br />

besonders starke Ausprägung vorliegt.<br />

Die untergeordnete Ebene betrifft die<br />

konkreten Einstellungen der Kunden gegenüber<br />

Anbieter und Produkt. Gerade<br />

hier liefert die durchgeführte Untersuchung<br />

bedeutende Erkenntnisse. Wie<br />

dargestellt wurde, mangelt es den Banken<br />

an einem Kompetenzzuspruch auf<br />

dem Gebiet der Privaten Altersvorsorge.<br />

Dies drücken besonders die Kunden aus,<br />

die die Qualität der Bank geringer und<br />

ihr derzeitiges Verhältnis zu dieser als<br />

weniger zufrieden einstufen. Außerdem<br />

offenbart die Bank in der wahrgenommenen<br />

Gestaltung der Kundenbeziehung<br />

gegenüber diesen Kunden in größerem<br />

Maße Eigenschaften, die eine verantwortungsvolle<br />

Umsetzung von Privater<br />

Altersvorsorge konterkarieren – maßgeblich<br />

ausgedrückt durch eine finanzielle<br />

Diskriminierung der Kunden, eher kurzfristiges<br />

Denken und Handeln, mangelnde<br />

Loyalität in schwierigen finanziellen<br />

Lagen und eine fokussierte Produkt- statt<br />

Kundenorientierung beim Verkauf. Ein<br />

durchzuführender Imagetransfer bezeichnet<br />

hier die notwendige Lösung.<br />

Für eine weiterführende Positionierung<br />

dient das Erkennen der Bedürfnisse, die<br />

sich einerseits durch eine herausragende<br />

Bedeutung in der Entscheidung für eine<br />

Private Altersvorsorge und andererseits<br />

eine gegenwärtig besonders schlechte<br />

Erfüllung durch die Angebotsseite<br />

auszeichnen. In diesem Sinne sind im<br />

Rahmen der empirischen Untersuchung<br />

besonders folgende TOP 6 relevant:<br />

1. transparente und<br />

verständliche Kostenstruktur<br />

2. gutes Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

3. garantierte und sichere Rente<br />

4. fachlich kompetente Beratung<br />

5. flexible Anpassung der PAV an<br />

meine individuelle Lebenssituation<br />

6. die Beratung nimmt meine<br />

Interessen ernst<br />

Es zeigt sich, dass über die Entschlüsselung<br />

des Konsumentenverhaltens<br />

überaus wertvolle Ansätze für konkrete<br />

Marketingmaßnahmen gewonnen<br />

werden können. Gemäß dem „Integrativprozessualer<br />

Marketingansatz“ 3 wurde<br />

mit dieser Arbeit explizit die Stufe der<br />

Informationssammlung, -auswertung<br />

und - interpretation bearbeitet. Durch<br />

die erzielten Daten wurde der Rahmen<br />

für die weiteren Phasen in der Anbieter-<br />

Nachfrage Beziehung abgesteckt. Dies<br />

umfasst unter anderem Elemente der<br />

Anbahnungsphase, wie z.B. die geeignete<br />

Marktprogrammerstellung und das zu<br />

vermittelnde Image, wichtige Leitlinien<br />

für die Phase des Abschlusses (besonders<br />

was Elemente der Beratung betrifft) und<br />

ferner Kernpunkte für die Phase der<br />

Realisierung.<br />

Das Konsumentenverhalten zu entschlüsseln<br />

und bestehende Hemmnisse<br />

des Kunden zu identifizieren hilft Kundenbedürfnisse<br />

zu verinnerlichen und<br />

Kundenorientierung auf dem Gebiet der<br />

Privaten Altersvorsorge nicht zu propagieren,<br />

sondern tatsächlich zu leben.<br />

Dies ermöglicht die Überwindung<br />

des momentanen Paradoxon des<br />

Konsumentenverhaltens und einen<br />

Aufbau langfristiger und Wert<br />

schaffender Kundenbeziehungen.<br />

¹ Vgl. Sinus Sociovision 2004.<br />

² Vgl. Leinert 2004b.<br />

³ Vgl. Mattmüller 2004, insbesondere S. 46-68.


42 POSTBANK FINANCE AWARD 43<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - HEIDENHEIM<br />

® 2004/05 - HEIDENHEIM<br />

Berufsakademie Heidenheim<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Florian Lohmann<br />

Studentische Teammitglieder: Gordon Ebert, Carina Hartmann, Jan Kern,<br />

Stefanie Leidig, Oliver Steinki<br />

Old Age Provision –<br />

Like an Escorting Chameleon<br />

Private Altersvorsorge ist uninteressant.<br />

So sehen es offensichtlich sehr viele<br />

Kunden. Von Bankenseite ist eine neue<br />

Geschäftsidee gefragt. Generell mangelt<br />

es nicht an intelligenten Konzepten aus<br />

anderen Geschäftsfeldern. In diesem<br />

Sinne muss etwas „neues Altes“ her.<br />

Zur effizienten Abdeckung sich beschleunigender<br />

dynamischer Kundenbedürfnisse<br />

ist eine innovative Produktstrategie<br />

erforderlich. Bisher werden eher solche<br />

Strategien vorgeschlagen und verfolgt,<br />

die Altersvorsorge nur rudimentär<br />

berücksichtigen, statisch sind und den<br />

Lebenszyklus des Kunden lediglich<br />

kursorisch streifen. Die zurechenbaren<br />

Produktkosten und Erträge werden<br />

allenfalls in Ansätzen an den Customer-Life-Time-Value<br />

adjustiert. Dies ist<br />

inakzeptabel. Insbesondere wenn man an<br />

das zunehmend wachsende Spannungsfeld<br />

zwischen Befriedigung der Kundenbedürfnisse,<br />

Rentabilitätserfordernis der<br />

Bank und den Konkurrenzdruck denkt.<br />

Um einen Beitrag zu leisten, wie sich<br />

eine Bank in diesem Spannungsfeld gut<br />

positionieren könnte, wurde ein Produkt<br />

konzipiert, das eine neue, qualitative Dimension<br />

der Win-Win-Situation für Bank<br />

und Kunde generiert. Die Ergebnisse der<br />

Analysen lassen sich in folgenden Thesen<br />

zusammenfassen:<br />

Das Geschäftsfeld der privaten<br />

Altersvorsorge weist ein hohes<br />

Erlöspotenzial für Banken auf.<br />

Das Erlöspotenzial mit privater Altersvorsorge<br />

gleicht dem Potenzial<br />

des gesamten Kreditgeschäfts mit<br />

privaten Haushalten. Durch die hohen<br />

Vertriebsanteile von Banken in den<br />

margenstarken Produktkategorien<br />

Publikumsfonds und Lebensversicherungen<br />

besitzen Banken eine hervorragende<br />

Ausgangsposition im Markt der<br />

privaten Altersvorsorge.<br />

Lifecycle-Intelligence bedeutet frühzeitige<br />

Aktivierung des Kunden für das<br />

Thema Altersvorsorge.<br />

Die ansteigende Lebenserwartung<br />

impliziert nicht, dass sich die Ansparphase<br />

der privaten Altersvorsorge<br />

automatisch verlängert. Eine längere<br />

Einzahlungsperiode lässt sich nur<br />

dadurch erzielen, den Kunden frühzeitig<br />

anzusprechen und zu aktivieren.<br />

Dies bedeutet für die Bank langfristige<br />

Erträge, für den Kunden eine hohe<br />

Kapitalisierung seiner Beiträge.<br />

Eine Aktivierung des Kunden für das<br />

Thema Altersvorsorge muss über intelligente<br />

Produktlösungen erfolgen.<br />

Der steigende Grad der Individualisierung<br />

steht im Gegensatz zur bisherigen<br />

Praxis, einer Vielzahl von Kunden<br />

nur standardisierte Produkte anzubieten.<br />

Der sich hierin äußernde Trade-<br />

Off erfordert aus Sicht der Banken<br />

eine solche strategische Produktlösung,<br />

die in ihren taktischen Komponenten<br />

variabel ist.<br />

Veränderungen der Kundenwünsche<br />

erfordern eine hohe Flexibilität des<br />

Produkts.<br />

Mit einem Baukastenmodell, welches<br />

sich aus festen und flexiblen Bausteinen<br />

zusammensetzt, lässt sich nicht<br />

nur der Kunde aktivieren, sondern<br />

auch auf dessen Veränderungen im<br />

Lebenszyklus optimal reagieren. Eine<br />

offene Produktarchitektur, welche die<br />

Basis eines objektiven Beratungsprozesses<br />

(mit Hilfe eines Beratungstools)<br />

darstellt, gewährleistet die Generierung<br />

höchster Qualität und Flexibilität<br />

über die gesamte Kunde-Bank-Beziehung<br />

hinweg.<br />

Oberste Priorität für Bank und Kunde<br />

ist die Sicherheit.<br />

Dem Kunden kann durch eine spezifische<br />

Asset Allocation für die Altersvorsorge<br />

eine Rendite von 5% p.<br />

a. garantiert werden, die aufgrund<br />

von Absicherungsschichten nahezu<br />

risikolos generiert werden kann. Die<br />

erzielten Überschussrenditen vereinnahmt<br />

die Bank als Gegenleistung für<br />

ihr Garantieversprechen. Die fehlende<br />

Kongruenz von Ansparphase, Deckung<br />

der individuellen Versorgungslücke<br />

und Auszahlungsphase eröffnet<br />

im Rahmen der langen Laufzeit ein<br />

Zeitfenster, nicht nur laufende Erträge,<br />

sondern auch einen positiven Refinanzierungseffekt<br />

zu erzielen.<br />

Private Altersvorsorge ermöglicht den<br />

Geschäftsbanken den Rückzug aus dem<br />

Preiswettbewerb des Retailbanking.<br />

Durch die Entwicklung individueller<br />

Beratungslösungen, die nur schwer<br />

imitierbar sind, kann sich die Bank<br />

von ihrer Konkurrenz abheben.<br />

Dabei kommt Banken zu Gute, dass<br />

sie über eine bessere Reputation im<br />

Altersvorsorgemarkt verfügen als ihre<br />

Konkurrenten. So lässt sich durch eine<br />

Besinnung auf die Beratung als Kernkompetenz<br />

das Cross Selling-Dilemma<br />

(Subventionierung eines Produktes<br />

in der Hoffnung erhöhten Absatzes<br />

anderer) vermeiden.<br />

Eine nachhaltige Win-Win-Situation ist<br />

nur auf Basis einer tiefgehenden, vertrauensvollen<br />

Kooperationsbereitschaft<br />

zwischen Bank und Kunde realisierbar.<br />

Die individuelle Betrachtung des Kunden<br />

stellt eine Weiterentwicklung der<br />

bisher praktizierten Kundensegmentierung<br />

dar. Somit ließe sich eine Harmonie<br />

in Perzeption, Aktion und Bindung<br />

im Interesse sowohl von Bank als auch<br />

von Kunde realisieren. Ergebnis dieses<br />

idealtypischen Ablaufs der Kunde-<br />

Bank- Beziehung ist die Schaffung<br />

einer nachhaltigen Win-Win-Situation.


Jugendphase<br />

Abschluss eines<br />

Altersvorsorgeplanes<br />

durch<br />

die Eltern eines<br />

Neugeborenen<br />

Kunde wird voll<br />

geschäftsfahig<br />

(18 Jahre)<br />

44 POSTBANK FINANCE AWARD 45<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - HOF<br />

® 2004/05 - HOF<br />

Fachhochschule Hof<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Christof Aignesberger<br />

Studentische Teammitglieder: Anja Dietze, Uwe Haase, Nadin Köber,<br />

Melanie Pöhlmann, Jörg Reinold<br />

Vorsorge für das Alter zu betreiben,<br />

wird zunehmend Aufgabe jedes Einzelnen<br />

von uns. Der Generationenvertrag<br />

hat ausgedient und muss durch ein<br />

modernes, an die künftigen Zustände<br />

angepasstes System der Altersvorsorge<br />

ersetzt werden. Dabei kann durch die<br />

gesetzliche Rente nur noch eine Basisversorgung<br />

sichergestellt werden. Um<br />

den gewohnten Lebensstandard auch<br />

im Alter beibehalten zu können, muss<br />

zusätzlich in Eigeninitiative vorgesorgt<br />

werden. Die private Altersvorsorge stellt<br />

für Banken ein Wachstumspotenzial dar,<br />

welches ihnen in Zukunft ermöglichen<br />

kann, sich im Vergleich mit internationalen<br />

Wettbewerbern zu behaupten.<br />

Erwerbstätigkeitsphase<br />

Studium<br />

Arbeitsplatz mit hohem<br />

Einkommen<br />

Arbeitsplatz mit niedrigem bis<br />

mittlerem Einkommen<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Kunde erreicht<br />

Rentenalter<br />

(65 Jahre)<br />

Ruhestandsphase<br />

Arbeitsplatz mit niedrigem bis mittlerem<br />

Einkommen<br />

Ausbildung Rentenbezug<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Lebensphasenmodell<br />

Rentenbezug<br />

Tod<br />

Aufgrund der Vielzahl von gesetzlichen<br />

Änderungen nimmt die Komplexität<br />

der Altersvorsorge-Thematik ständig zu.<br />

Es existieren vielfältige Möglichkeiten,<br />

sich für das Alter abzusichern. Deshalb<br />

ist es die Aufgabe des Kreditinstitutes,<br />

die Leistung insgesamt für den Kunden<br />

transparenter erscheinen zu lassen.<br />

Hierbei muss sichergestellt werden, dass<br />

dem Kunden in jeder Lebenssituation<br />

eine optimale Beratung zuteil wird.<br />

Doch die Altersvorsorge sollte für den<br />

Kunden nicht nur weniger komplex,<br />

sondern auch individueller und flexibler<br />

gestaltet werden. Entscheidend für den<br />

Erfolg einer Bank ist die Abstimmung<br />

zwischen dem Altersvorsorgeprodukt<br />

und den konkreten Bedürfnissen des<br />

Kunden. Um die bestmögliche Lösung<br />

sicherstellen zu können, sollte<br />

sich eine Bank an den verschiedenen<br />

Phasen im Leben eines Kunden orientieren.<br />

Dies haben wir in unserem<br />

Lebensphasenmodell dargestellt.<br />

Die Grundidee unseres Konzeptes<br />

besteht darin, bereits im Kindesalter, idealerweise<br />

von Geburt an, mit der Altersvorsorge<br />

zu beginnen. Hintergrund sind<br />

Zinseszinseffekte, von denen der Kunde<br />

bei möglichst langer Vertragslaufzeit<br />

besonders profitiert. Andererseits bieten<br />

sich der Bank hier Chancen, den Kunden<br />

frühzeitig an sich zu binden. Sobald<br />

es gelungen, ist eine Beziehung zum<br />

Kunden aufzubauen, muss der moderne<br />

Finanzdienstleister durch das Angebot<br />

maßgeschneiderter Produkte an ihrem<br />

Fortbestehen arbeiten.<br />

Cross- und Up-Selling entlang des Lebenszyklus<br />

eines Kunden ermöglichen<br />

einer Bank, langfristig höhere Deckungsbeiträge<br />

aus der Kundenbeziehung zu<br />

erzielen. Dabei muss das Kreditinstitut<br />

die Bedürfnisse des Kunden antizipieren<br />

und nach dem Grundsatz „Was benötigt<br />

der Kunde als nächstes?“ vorgehen.<br />

Um im Cross-Selling erfolgreich zu<br />

sein, muss sich eine Bank die Frage<br />

stellen, in welchen Bereichen sich ihre<br />

Kernkompetenzen befinden. Auf Basis<br />

dieser Überlegungen wählt die Bank<br />

Produkte aus, mit denen sie den Anforderungen<br />

ihrer Zielkunden gerecht wird.<br />

Während sich der Finanzdienstleister<br />

auf die primäre Wertschöpfung in der<br />

Kundenberatung konzentriert, können<br />

überflüssige Fixkosten in Randbereichen<br />

abgebaut werden.<br />

Gerade durch exzellente Beratung<br />

im Bereich Altersvorsorge hat die<br />

Bank die Möglichkeit, sich von ihren<br />

Wettbewerbern zu differenzieren. Ist der<br />

Kunde von den Leistungen seiner Bank<br />

überzeugt, so wird er ihr zufriedener<br />

und loyaler gegenüber stehen.<br />

Bindung durch Vorsorge wird damit<br />

zum Leitmotiv für den erfolgreichen<br />

Finanzdienstleister der Zukunft.


46 POSTBANK FINANCE AWARD 47<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - JENA<br />

® 2004/05 - JENA<br />

Fachhochschule Jena<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Helmut Geyer<br />

Studentische Teammitglieder: Robert Höfig, Thomas Schönfeld,<br />

Carsten Wagner<br />

Die Bevölkerungsstruktur Deutschlands<br />

wird in den nächsten Jahrzehnten einen<br />

demographischen Wandel vollziehen.<br />

Unsere sozialen Sicherungssysteme sind<br />

aufgrund dieser Veränderungen in der<br />

heutigen Form zukünftig nicht mehr<br />

finanzierbar. Die vorliegende Arbeit<br />

betrachtet in diesem Zusammenhang<br />

abgegrenzt die Alterssicherungssysteme.<br />

Die umlagenfinanzierte gesetzliche<br />

Rentenversicherung alleine kann in ihrer<br />

jetzigen Form für zukünftige Generationen<br />

keine ausreichende Absicherung<br />

im Alter garantieren. Nur eine kapitalgedeckte<br />

private Altersvorsorge als<br />

zusätzliche Säule der Einkünfte im Alter<br />

kann diese Lücke schließen. Da der Staat<br />

und die Versicherungswirtschaft gleichermaßen<br />

von einer privaten Eigenvorsorge<br />

des Bürgers profitieren, forcieren<br />

sie ihre Anstrengungen und versuchen<br />

durch umfangreiche Informationen und<br />

geförderte Produkte vielfältige Vorsorgeanreize<br />

zu setzten. Die Ergebnisse<br />

bleiben jedoch hinter den Erwartungen<br />

zurück. Umfragen zufolge sind zwar drei<br />

Viertel der Erwerbstätigen der Meinung,<br />

die Versorgungslücke durch private<br />

Altersvorsorge schließen zu müssen,<br />

aber nur acht Prozent haben bereits<br />

einen Vertrag abgeschlossen. 1 Welche<br />

Gründe gibt es für die Zurückhaltung?<br />

An dieser entscheidenden Stelle setzt die<br />

vorliegende Arbeit an. Die systematische<br />

„Fehlersuche“ macht eine chronologische<br />

Einteilung der Altersvorsorge nach<br />

ihrer Entstehung notwendig. Betrachtet<br />

werden drei Phasen: die Entscheidungsphase,<br />

die Ressourcenabschätzung und<br />

die Produktwahl. In der Entscheidungsphase<br />

soll festgestellt werden, ob Bürger<br />

sich bewusst gegen Altersvorsorge<br />

entscheiden oder ihre Zurückhaltung<br />

aus einer mangelnden Wahrnehmung<br />

der Altersvorsorgeproblematik resultiert.<br />

Letzteres konnte im Rahmen der Arbeit<br />

widerlegt werden. Dagegen stellten<br />

die Autoren fest, dass auf dem zu<br />

befriedigenden Sicherheitsbedürfnis, zu<br />

dem auch die Altersvorsorge zählt, drei<br />

Motivationshemmer lasten. Zum einen<br />

bewirkt eine zu geringe Informationspersonalisierung,<br />

dass keine Transformation<br />

des abstrakten Problems der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung in ein individuelles<br />

Vorsorgeproblem erfolgt. Eine mögliche<br />

Lösung wäre die Visualisierung der<br />

persönlichen Rentenansprüche durch die<br />

institutsinterne Einbindung eines informativen<br />

Vorsorgemoduls in die bestehende<br />

Online-Banking-Maske oder die<br />

Schaffung eines institutsübergreifenden<br />

Renteninformationssystems nach dem<br />

dänischen Vorbild „PensionsInfo“. Als<br />

weitere Motivationshemmer werden von<br />

den Autoren die Zeitpräferenzrate von<br />

Konsum und Sparneigung, der überdurchschnittlich<br />

steigende Wertverfall<br />

von weit in der Zukunft liegenden Einzahlungen<br />

(hyperbolische Abdiskontierung)<br />

sowie die suggerierte Sicherheit einer<br />

gesetzlichen „Restrente“ identifiziert.<br />

Die Phase der Ressourcenabschätzung<br />

umfasst die Fragestellung, ob private<br />

Altersvorsorge als zusätzliche Belastung<br />

durch den Bürger finanzierbar ist. Hier<br />

ergab sich ein gemischtes Bild. Einem<br />

Teil der Haushalte fehlt die Sparfähigkeit,<br />

die jedoch Voraussetzung der privaten<br />

Altersvorsorge ist. Die staatliche Sparförderung<br />

läuft hier ins Leere. Der weit<br />

größere Teil der Bevölkerung wäre jedoch<br />

grundsätzlich in der Lage, die finanziellen<br />

Mittel für seine private Vorsorge aus der<br />

vorhandenen Sparleistung aufzubringen.<br />

Fehlende finanzielle Mittel sind somit<br />

kein Grund für die Zurückhaltung in<br />

Vorsorgedingen. Ein wichtiger Bestandteil<br />

der Arbeit ist die Betrachtung der Phase<br />

der Produktwahl. Auch wenn Vorsorgeprodukte<br />

durch gesetzliche Vorgaben bereits<br />

an Transparenz und Vergleichbarkeit<br />

gewonnen haben, offenbaren sich noch<br />

große Mängel. Viele Kunden scheitern<br />

an unflexiblen Vertragsbedingungen, die<br />

wenig Rücksicht auf vorhersehbare wie<br />

plötzliche Lebensumstände nehmen. Vorzeitige<br />

Kündigungen führen in der Folge<br />

zum Abbruch von Kundenbeziehungen<br />

und im schlimmsten Fall auch zum Abbruch<br />

sämtlicher Vorsorgebemühungen.<br />

Ein möglicher Lösungsansatz wird in der<br />

Trennung von Grundsatzentscheidung<br />

für Vorsorge und Produktwahl gesehen.<br />

Weiterhin zeigen die Autoren auf, wie<br />

im Rahmen einer Weiterentwicklung<br />

des Target Costing zum Target Insuring<br />

flexible und streng an den Kundenbedürfnissen<br />

orientierte Vorsorgeprodukte<br />

der Zukunft kalkuliert werden können.<br />

Überblickend stellen die Autoren fest,<br />

dass private Altersvorsorge im Rahmen<br />

eines Allfinanzkonzepts eines<br />

der wichtigsten Geschäftsfelder der<br />

Banken darstellt. Dabei ist die Motivation<br />

der Bürger und die Flexibilisierung<br />

der angebotenen Vorsorgeprodukte<br />

ein unerlässlicher Schritt, um Kunden<br />

über den gesamten Lebenszyklus hinweg<br />

an die Bank binden zu können.<br />

¹ Vgl. Bundesverband deutscher Banken,<br />

Argumente zum Finanzmarkt, (2002), S.3.


Lebensalter<br />

in Jahren<br />

Über 50<br />

41 bis 50<br />

31 bis 40<br />

21 bis 30<br />

16 bis 20<br />

48 POSTBANK FINANCE AWARD 49<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - KOBLENZ<br />

® 2004/05 - KOBLENZ<br />

Fachhochschule Koblenz<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Heinrich Bockholt<br />

Studentische Teammitglieder: Efrem Abera, Christian Baltes,<br />

Christian Helleken, Michael Winkenbach<br />

„Das Märchen von der sicheren Rente“<br />

Die Leistungen aus der gesetzlichen<br />

Rente reichen aufgrund weitreichender<br />

Änderungen im Steuerrecht zukünftig<br />

nicht mehr aus, um den Lebensstandard<br />

im Rentenalter zu sichern. Demographische<br />

Entwicklungen in Deutschland sind<br />

für das Scheitern des Generationenvertrages<br />

als Finanzierungsinstrument der<br />

Alterssicherungssysteme verantwortlich.<br />

Die meisten pflichtversicherten Beitragszahler<br />

haben mittlerweile realisiert, dass<br />

die sicheren Renten, auch in deren Höhe,<br />

eine Illusion waren. Die Notwendigkeit<br />

für den Aufbau einer zusätzlichen<br />

Vorsorge, um zukünftige Versorgungslücken<br />

zu schließen, hat sich im Bewusstsein<br />

der Betroffenen verankert.<br />

Der Otto–Normalverbraucher ist in einem<br />

Dschungel von Vorsorgealternativen<br />

auf sich alleine gestellt. Den Kreditinstituten<br />

mangelt es an der Bereitschaft<br />

1.5.5 2.5.5 3.5.5<br />

1.5.4 2.5.4 3.5.4<br />

1.5.3 2.5.3 3.5.3<br />

1.5.2 2.5.2 3.5.2<br />

1.5.1<br />

1.4.1<br />

1.3.1<br />

1.2.1<br />

1.1.1<br />

2.5.1<br />

2.4.1<br />

2.3.1<br />

2.2.1<br />

2.1.1<br />

3.5.1<br />

3.4.1<br />

3.3.1<br />

3.2.1<br />

3.1.1<br />

Single Verheiratet Kinder<br />

Lebenssituation<br />

Lebenszyklusmatrix<br />

Arbeitsloser<br />

Angestellter<br />

Facharbeiter<br />

Einkommen/<br />

Qualifikation<br />

Selbstständiger<br />

Leit. Angestellter<br />

sich stärker als Ansprechpartner erster<br />

Wahl zu etablieren und offensiv eine<br />

kompetente Beratung, die spezifische<br />

Kundenbedürfnisse erfüllt, anzubieten.<br />

Ein stark wachsender Markt wurde lange<br />

Finanzdienstleistern und Strukturvertrieben<br />

überlassen, die sich strategisch<br />

von ihrem Nischendasein zur Marktführerschaft<br />

in einer Reihe von klassischen<br />

Geschäftsfeldern entwickeln.<br />

Die vorliegende Arbeit zeigt auf, wie<br />

zukünftige Versorgungslücken im<br />

Rentenalter entstehen und stellt die<br />

Auswirkungen der aktuellen Gesetzesänderungen<br />

auf die zukünftige Planung<br />

der privaten Altersvorsorge dar.<br />

Zusätzliche Vorsorge –<br />

oder sozialer Abstieg!<br />

Wachsende Versorgungslücken müssen<br />

über betriebliche Altersvorsorge und/<br />

oder private Altersvorsorge geschlossen<br />

werden. Reicht die Höhe der Sparbeiträge,<br />

die vom Beitragszahler geleistet<br />

werden, nicht, stellt sich eine finanzielle<br />

Unterversorgung im Alter ein. Diese führt<br />

zwangsläufig zum sozialen Abstieg.<br />

Die Vorteilhaftigkeit der betrieblichen Altersvorsorge<br />

sowohl für den Beitragszahler,<br />

als auch den Produktanbieter wird anhand<br />

einer Modellrechnung dargestellt.<br />

Lebenszyklusstrategien<br />

Die Ermittlung der optimalen Sparquote<br />

privater Altersvorsorge hängt von<br />

unterschiedlichen Faktoren ab: Der<br />

Lebenssituation, dem Lebensalter und<br />

dem Einkommen. Auch die Wohnsituation<br />

und die bisherige finanzielle<br />

Vorsorge spielen eine wichtige Rolle.<br />

Die dazu entwickelte Lebenszyklusmatrix<br />

leitet aus der Kombination<br />

dieser Faktoren die individuellen Lebenszyklusstrategien<br />

zum Aufbau<br />

einer privaten Altersvorsorge ab.<br />

Mein Kunde, das unbekannte Wesen<br />

Warum erwirtschaftet die Postbank mit<br />

einem der größten Kundenpotenziale unter<br />

den deutschen Banken verhältnismäßig<br />

geringe Erträge? Die Vermutung liegt<br />

nahe, dass es nicht gelingt, die vorhandene<br />

Kundschaft zu aktivieren. Stattdessen<br />

werden kostenintensive Maßnahmen zur<br />

Werbung von Nichtkunden ergriffen.<br />

Die verschiedenen Distributionskanäle<br />

können konsequenter mit<br />

geeigneter Kommunikationspolitik<br />

verbunden werden. Die Arbeit beleuchtet<br />

diese Felder und zeigt Alternativen<br />

für den Vertrieb auf.


50 POSTBANK FINANCE AWARD 51<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - KÖLN<br />

® 2004/05 - KÖLN<br />

Cologne Business School (cbs), Köln<br />

Betreuender Hochschullehrer: Winfried Heinrichson<br />

Studentische Teammitglieder: Arne Eisfeld, Tobias Otto, Sebastian Pacher,<br />

Patrick Stolte, Nils Wüstenhagen<br />

Ein Trend ist definiert als eine langfristige<br />

Grundrichtung eines statistisch<br />

erfassten Entwicklungsverlaufs. Wenn<br />

ein solcher Trend sich zudem auf die<br />

gesamte Gesellschaft auswirkt und<br />

sein Eintreten unumgänglich ist, so<br />

spricht man von einem Megatrend.<br />

Einer dieser Megatrends ist der demografische<br />

Wandel der Gesellschaft, der<br />

durch sinkende Geburtenraten und eine<br />

steigende Lebenserwartung charakterisiert<br />

wird. Durch diese Entwicklung verändert<br />

sich auch die Vorsorgelandschaft.<br />

Als Folge einer immer älter werdenden<br />

Gesellschaft wird das bisherige Umlageverfahren,<br />

das auf dem Generationenvertrag<br />

beruht, in Zukunft nicht mehr<br />

ausreichen, um die Ansprüche <strong>aller</strong><br />

Bürger voll zu decken. Durch die mit der<br />

Rentenreform im Jahre 2001 vollzogenen<br />

Vereinfachung der kapitalgedeckten<br />

Altersvorsorge und Veränderung der<br />

Besteuerung sollte die Versorgungslücke<br />

durch Stärkung der privaten<br />

Altersvorsorge geschlossen werden.<br />

Wie eine Studie des Allensbacher<br />

Instituts für Demoskopie zeigt, ist sich<br />

ein beträchtlicher Teil der deutschen<br />

Bevölkerung dieser drohenden Versorgungslücke<br />

keineswegs voll bewusst.<br />

So bedenklich die Existenz von Versorgungslücken<br />

für den einzelnen ist, für<br />

Unternehmen zeigt sie das vorhandene<br />

Potenzial im Altersvorsorgemarkt auf.<br />

Weitere Studien zeigen, dass Kunden<br />

häufig unzufrieden mit den gegenwärtig<br />

angebotenen Produkten der Altersvorsorge<br />

sind. Hier ist mehr Flexibilität und<br />

Individualität in der Produktgestaltung<br />

notwendig. Zusätzlich ist das Informationsbedürfnis<br />

des Kunden umfassender<br />

zu berücksichtigen. In Anbetracht<br />

des Potenzials lässt sich die Frage:<br />

„Private Altersvorsorge und<br />

Lebenszyklusstrategien –<br />

Ein neues Geschäftsfeld für Banken?“<br />

mit JA beantworten. Um erfolgreich zu<br />

sein, müssen die von Banken angebotenen<br />

Produkte jedoch die Bedürfnisse der<br />

Kunden ansprechen, Ängste nehmen und<br />

Konsumentenverhalten berücksichtigen.<br />

Die Veränderungen der gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen wie Alterseinkünftegesetz<br />

und Altersvorsorgeverträge-Zertifizierungsgesetz<br />

zeigen den Anbietern<br />

neue Pflichten, aber auch neue Möglichkeiten<br />

auf. Hier sind vor allem die<br />

neuen Zertifizierungskriterien, Vorraussetzungen<br />

für eine staatliche Förderung<br />

und der Übergang zu einer nachgelagerten<br />

Besteuerung zu beachten. Auch<br />

die neue systematische Einordnung der<br />

Kapitallebensversicherungen schafft<br />

Potenzial für die private Altersvorsorge.<br />

Neuere Erkenntnisse der Verhaltenswissenschaften<br />

zeigen, dass Anbieter nicht<br />

vom Prinzip des homo oeconomicus<br />

ausgehen können, wovon in klassischen<br />

und neoklassischen Theorien, wie die der<br />

„Life-Cycle Hypothesis“ von Modigliani<br />

und Brumberg aus dem Jahre 1954,<br />

ausgegangen wird. Menschen sind nicht<br />

immer Erwartungsnutzenmaximierer,<br />

sie handeln demnach also nicht grundsätzlich<br />

nach dem Rationalitätsprinzip,<br />

um die Vorsorge für ein gesichertes<br />

Einkommen im Alter zu schaffen.<br />

Die Entscheidungsfindung des Kunden<br />

basiert vielmehr auf mehreren intrinsischen<br />

Faktoren. Dabei besteht ein<br />

Zielkonflikt zwischen der kurzfristig<br />

konsumorientierten und der langfristig<br />

planenden Persönlichkeit, wie die<br />

Theorien von Shefrin/Thaler und Loewenstein/O’Donoghue<br />

zeigen. Dabei<br />

gehen beide Theorien von Selbstdisziplin<br />

als Notwendigkeit für das Treffen langfristiger,<br />

die kurzfristigen Bedürfnisse<br />

vernachlässigenden Entscheidungen aus.<br />

Diese Selbstdisziplin ist z.B. durch häufige<br />

Inanspruchnahme, kognitive Belastung<br />

und Stress erschöpfbar. Hierauf sollte bei<br />

der Produktgestaltung geachtet werden.<br />

Weiterhin spielen psychologische Faktoren<br />

eine wichtige Rolle, so zum Beispiel<br />

eine den Kunden ansprechende und<br />

nicht abschreckende Wortwahl oder<br />

Transparenz der Produkte und Information.<br />

Die individuellen Präferenzen des<br />

Kunden in Bezug auf Lebenszyklus und<br />

Risikominimierung werden ebenfalls<br />

noch nicht ausreichend berücksichtigt.<br />

Wie die aufgezeigten Faktoren zeigen,<br />

gibt es also eine ganze Reihe von<br />

Einflussfaktoren, die in der Produktgestaltung<br />

beachtet werden müssen.<br />

Dabei bieten die bereits vorhandenen<br />

Informationen über einzelne Kunden,<br />

das Vertrauen der Bevölkerung in die<br />

Beratungstätigkeit von Banken sowie<br />

das häufig ausgeprägte Filialnetz den<br />

Banken Vorteile gegenüber Versicherungsunternehmen<br />

und Investmentgesellschaften.<br />

Zusammenfassend<br />

sollten Produkte der Banken auf folgende<br />

Faktoren ausgerichtet sein:<br />

Komplexitätsreduktion der Produkte<br />

Flexibilität und Anpassung<br />

an den Lebenszyklus<br />

Modulare und individuelle Gestaltung<br />

Kundenorientierung<br />

durch Transparenz<br />

Sicherheitsversprechen<br />

durch Garantien<br />

Berücksichtigung der psychologischen<br />

Entscheidungsfaktoren


52 POSTBANK FINANCE AWARD 53<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - KÖLN<br />

® 2004/05 - KÖLN<br />

Fachhochschule Köln<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Christian Siller<br />

Studentische Teammitglieder: Nicole Brand, Sascha Kern, Bernhard Kneis,<br />

Heike Münz, Nadine Zitzmann<br />

Seit einiger Zeit propagieren Politik und<br />

Wirtschaft die private Altersvorsorge<br />

als Heilmittel für die sich abzeichnende<br />

Vorsorgelücke für künftige Ruheständler.<br />

Wohl zu Recht. Denn blickt man<br />

auf die demographische Entwicklung<br />

in Deutschland, ist offensichtlich, dass<br />

das System der staatlichen Altersversorgung<br />

in naher Zukunft kollabieren muss.<br />

Bislang gab es von Betroffenen schon ein<br />

latentes Bedürfnis nach privater Altersvorsorge.<br />

Dieses wird bald in offenes<br />

Marktpotenzial umschlagen. Banken<br />

werden mit Nachdruck versuchen, mit<br />

speziellen Produkten, teuren Kampagnen<br />

und vielleicht besonderem Service eine<br />

führende Position im Altersvorsorgemarkt<br />

zu erreichen. Aber können solche<br />

Schritte überhaupt zu wirklichen Unterschieden<br />

gegenüber Mitbewerbern<br />

im Markt der Altersvorsorge führen?<br />

Deutschland ist im internationalen<br />

Vergleich immer noch overbanked und<br />

gerade im Altersvorsorgemarkt sind<br />

Banken, z.B. neben Investmentfonds-<br />

Anbietern und Versicherungen, nur eine<br />

von verschiedenen Anbietergruppen.<br />

Altersvorsorge ist also ein klassischer<br />

Käufermarkt. Zudem werden die Produkte<br />

durch den Allfinanzgedanken<br />

immer homogener und Produktinnovationen<br />

können binnen kurzer Zeit<br />

imitiert werden. Hierüber eine Differenzierung<br />

und einen Wettbewerbsvorteil<br />

zu erreichen, erscheint aussichtslos.<br />

Ziel der Anbieter wird es daher sein, den<br />

Kunden durch neue Beratungsstrategien<br />

und Konzepte an sich zu binden. Der<br />

Schlüssel hierzu kann eine Lebenszyklusstrategie<br />

sein. Sie bedeutet eine bedarfsorientierte<br />

Beratung, wobei die altersspezifischen<br />

Bedürfnisse des Kunden im<br />

Vordergrund stehen. Die Bank muss in<br />

jeder Lebensphase des Kunden dessen<br />

Altersvorsorgewünsche anpassen und in<br />

die entsprechenden Produkte umsetzen.<br />

Lebenszyklusstrategie bedeutet auch<br />

und besonders: Individuelle Beratung<br />

und Bewusstseinsbildung beim Kunden.<br />

Wer mit der Vorsorge frühzeitig<br />

beginnt, hat im Alter keine finanziellen<br />

Probleme. Legt der Kunde bei Geburt<br />

1.000 € an, erhält er bei einer Verzinsung<br />

von 12 % p.a. mit 65 Jahren ein<br />

Vermögen von über 1.500.000 € ausgezahlt!<br />

Freilich ist diese Rechnung nicht<br />

inflationsbereinigt. Es zeigt aber doch<br />

die enorme Wirkung des Zeitfaktors.<br />

Vorsorge muss früh anfangen. Banken<br />

haben insoweit eine riesige Beratungsaufgabe.<br />

Wer sie löst, dürfte den entscheidenden<br />

Wettbewerbsvorteil haben.<br />

Soll eine Lebenszyklusstrategie für<br />

private Altersvorsorge entwickelt werden,<br />

ist eine Abkehr vom typischen<br />

Sortimentsgedanken der Produkte hin<br />

zu bedarfsgerechten Altersvorsorgepaketen<br />

sinnvoll. Diese können weitgehend<br />

standardisiert aus Modulen zusammengesetzt<br />

sein und flexibel angepasst<br />

werden. Im Mittelpunkt einer Beratung<br />

steht dann nicht mehr das bloße Produkt,<br />

sondern die Ziele des Kunden<br />

und die Wege zu deren Erreichung.<br />

Das Beratungskonzept der Zukunft könnte<br />

auf zwei Komponenten beruhen. Zum<br />

einen aus dem Basisvorsorgebaustein,<br />

der Elemente der privaten Grundsicherung<br />

enthält; zum anderen gehört ein<br />

Vermögensbildungsbaustein dazu, der<br />

die Verwirklichung individueller Kundenziele<br />

unterstützt. Wichtig ist es, das<br />

Konzept für den Kunden transparent,<br />

leicht verständlich und nachvollziehbar<br />

zu machen. Die Kontaktintensitäten zum<br />

Berater werden ggf. marginal steigen.<br />

Aber: sobald der Kunde seine persönlichen<br />

Vorteile erkennt, wird er Produkte<br />

von selbst nachfragen. Hierdurch können<br />

ganze Produktbündel vertrieben werden.<br />

Am stärksten wird der durchschnittliche<br />

Privatkunde von den Veränderungen<br />

der Alterssicherungssysteme betroffen<br />

sein. Das Geschäft mit Mengenkunden<br />

erscheint somit als der lukrativste Markt<br />

für modulare Altersvorsorgeprodukte.<br />

Wie kann die beschriebene Lebenszyklusstrategie<br />

praktisch umgesetzt werden?<br />

Soll das Konzept der Lebenszyklusstrategie<br />

in die bestehenden Geschäftsfelder<br />

einer Bank integriert werden, kann es zu<br />

einem Miteinander von verschiedenen<br />

Beratungsansätzen und Produktkonzepten<br />

kommen. Das kann funktionieren.<br />

Die Lösung würde eine strikte (interne)<br />

Trennung zwischen traditionellen<br />

„stand-alone-Produkten“ (z.B. Girokonto)<br />

und dem bedarfsorientierten<br />

Beratungskonzept mit seinen Produktbündeln<br />

nach sich ziehen müssen.<br />

Als Alternative dazu ist die Gründung<br />

einer „Altersvorsorgebank“ als spezielles<br />

Institut zu erwägen. Mit besonderem<br />

Image könnte sie ein unverwechselbares<br />

Beratungserlebnis für den Kunden<br />

bieten. Eine spezialisierte Marke hebt<br />

sich mit einem besonderen Beratungsansatz<br />

von der Masse der Angebote ab.<br />

Darüber hinaus bieten sich Möglichkeiten,<br />

Mehrwertleistungen außerhalb des<br />

Banksektors in die Produkte zu integrieren.<br />

Die Themen der Mehrwertleistungen<br />

müssten auf die jeweilige Lebensphase<br />

des Kunden abgestimmt werden und<br />

könnten aus den Bereichen Kultur,<br />

Sport oder Lifestyle stammen. Hier kann<br />

nicht nur der Beratungsansatz innovativ<br />

gestaltet sein, sondern auch der Vertriebsweg.<br />

Denn die Altersvorsorgebank<br />

wäre der Banktypus von morgen mit<br />

stetig wachsendem Kundenpotenzial.<br />

Welche Strategie zur erfolgreichen<br />

Implementierung gewählt wird, hängt<br />

von den bestehenden Geschäftsfeldern<br />

und Zielen der jeweiligen Bank ab. Die<br />

Altersvorsorge als Marktsegment bietet<br />

aber gerade für Banken enorme Chancen,<br />

die über die segmentsspezifische<br />

Umsetzung des Allfinanzgedankens<br />

noch verstärkt werden können.<br />

Nach alledem gilt: Private Altersvorsorge<br />

und Lebenszyklusstrategien: Ein neues<br />

Geschäftsfeld für Banken der Zukunft!


54 POSTBANK FINANCE AWARD 55<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - LÖRRACH<br />

® 2004/05 - LÖRRACH<br />

Berufsakademie Lörrach<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Manfred Herpers<br />

Studentische Teammitglieder: Mirella Arnold, Nina Bailer, Jennifer Merkle,<br />

Kathrin Lorenz, Sabrina Spindler<br />

Den gewohnten Lebensstandard auch<br />

im Alter noch halten zu können? Später<br />

ohne finanzielle Hilfe auskommen<br />

zu können? Angesichts der immer<br />

größer werdenden Probleme der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung ist<br />

es heute mehr denn je wichtig, sich<br />

privat für das Alter abzusichern.<br />

Denn durch die Tatsache einer immer älter<br />

werdenden Bevölkerung bei geringer<br />

Geburtenrate lässt sich die gesetzliche<br />

Absicherung über den Generationenvertrag<br />

nicht mehr als einzelnes Standbein<br />

zur Altersabsicherung halten. Dadurch<br />

öffnet sich ein immer größerer Markt für<br />

Altersvorsorgeprodukte. Man spricht von<br />

einem regelrechten Zukunftsmarkt, die<br />

Nachfrage nach Altersvorsorgeprodukten<br />

steigt stetig an. Bereits heute vertreiben<br />

Banken in sogenannten Allfinanzberatungen<br />

aktiv Altersvorsorgeprodukte. Dabei<br />

ist es nicht ausreichend, nur fachliches<br />

Know-how zu besitzen, vielmehr muss<br />

eine Vertrauensbasis geschaffen werden.<br />

Kundennähe und Individualität spielen<br />

eine immer größere Rolle. In sogenannten<br />

ganzheitlichen Beratungen wird<br />

individuell auf die Bedürfnisse eines<br />

jeden Einzelnen, unter Bezugnahme der<br />

Lebenszyklusphasen, eingegangen. Ob<br />

mit banktypischen Ansparplänen, mit<br />

diversen Versicherungen oder mit der<br />

Anschaffung einer Immobilie, Altersvorsorge<br />

ist weitreichend und nicht<br />

an eine bestimmte Form gebunden.<br />

Um innovative Ansätze bieten zu können,<br />

ist es vor allem entscheidend, den<br />

Wünschen des Kunden zu entsprechen.<br />

Nur wer sich in Richtung des Kunden<br />

bewegt, kann sicher sein, auch den<br />

richtigen Weg eingeschlagen zu haben.<br />

Hierbei sei zu erwähnen, dass sich die<br />

Anspruchshaltung der Menschen dahin-<br />

gehend verändert hat, dass die Themen<br />

Lebens- und Wohnqualität immer mehr<br />

an Bedeutung gewinnen. Somit auch<br />

die Wünsche bezüglich des Wohnens im<br />

Alter. Das Wohnen in beengten Pflegeheimen<br />

mit zu wenig Personal liegt nicht<br />

im Interesse der heutigen Gesellschaft.<br />

Doch wie schon heute zu beobachten<br />

ist, wird das Wohnen und die Pflege in<br />

Altersheimen immer teurer und stellt<br />

somit eine finanzielle Hürde dar.<br />

Somit ist es ratsam, in Altersvorsorge zu<br />

investieren, um ein würdevolles Altern<br />

in gewohnter Atmosphäre zu ermöglichen<br />

und dabei die finanzielle Belastung<br />

so gering wie möglich zu halten. Hier<br />

setzen unsere innovativen Gedanken an.<br />

Die Zukunft eines jeden Einzelnen ist<br />

ein Stück weit steuerbar, ob durch<br />

gesetzliche, betriebliche oder private<br />

Altersvorsorge. Das Geschäftsfeld<br />

der Banken wird dadurch weitreichender,<br />

die Betreuung intensiver.<br />

Berufsakademie Lörrach<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Jürgen Schenk<br />

Studentische Teammitglieder: Johannes Dietrich, Florian Gessert,<br />

Jens Hacker, Sebastian Müllerschön, Patrick Wölker<br />

Das Thema private Altersvorsorge hat<br />

im Zuge der Rentenreform 2001 und<br />

der Änderungen durch das Alterseinkünftegesetz<br />

ab 2005 erheblich an<br />

Bedeutung gewonnen. Verdeutlicht<br />

wurde dies auch durch die Medienpräsenz<br />

in der zweiten Jahreshälfte 2004.<br />

Auch die demographische Entwicklung<br />

spielt hier eine bedeutende Rolle.<br />

Die alternde Bevölkerung, die unter<br />

anderem aus der steigenden Lebenserwartung<br />

resultiert, und der Rückgang<br />

der Geburtenrate führen zu einer<br />

Verschiebung in der Alterspyramide.<br />

Diese demographische Entwicklung und<br />

der Rückgang der Leistungen aus der<br />

gesetzlichen Rentenversicherung erhöhen<br />

den Bedarf an privater Altersvorsorge,<br />

damit der Lebensstandard auch nach<br />

Ausscheiden aus dem Berufsleben gehalten<br />

werden kann. Auch die Existenzsicherung<br />

und die Hinterbliebenenabsicherung<br />

zählen zum Geschäftsfeld der privaten<br />

Altersvorsorge, da die Altersvorsorge von<br />

diesen beiden Risiken erheblich abhängt.<br />

Das aus diesem Grund boomende Geschäftsfeld<br />

der privaten Altersvorsorge<br />

wird bis heute erfolgreich von Versicherungen<br />

belegt. Der Marktanteil der<br />

Vorsorgeprodukte, die über Banken vertrieben<br />

werden, ist gering. Doch gerade<br />

im Bankensektor, in dem die Margen seit<br />

einigen Jahren fallen und Wege aus dieser<br />

Krise gesucht werden, könnte dieses<br />

Geschäftsfeld eine neue Chance bieten.<br />

Beim Markteintritt in ein neues<br />

Geschäftsfeld können jedoch Probleme<br />

auftreten, die sich wie folgt darstellen,<br />

aber durchaus lösbar sind.<br />

Erstens sollte der Aufbruch auf<br />

„neues Terrain“ rentabel sein und<br />

die bisherigen Margen anheben.<br />

Zweitens muss hierfür ein Geschäftsmodell<br />

gefunden werden, welches die<br />

Kosten gering hält.<br />

Drittens muss die Bereitschaft des<br />

Kunden, private Altersvorsorgeprodukte<br />

bei einer Bank zu erwerben, geweckt<br />

werden.<br />

Dies geschieht jedoch nur, wenn<br />

er sich gut beraten fühlt und seine<br />

Altersvorsorge überblicken kann.<br />

Hier tritt bereits das vierte und letzte<br />

Problem auf. Kann ein Banker Versicherungsprodukte<br />

verkaufen, bzw. kann er<br />

auch eine ausreichende Beratungsleistung<br />

erbringen?<br />

Nach Analyse und Zusammenfassung<br />

dieser Probleme erkennt man, dass diese<br />

durch ein geeignetes Produkt gelöst<br />

werden können:<br />

Dem „All-In-One“-Vertrag.<br />

Dieser Vertrag soll es dem Kunden<br />

ermöglichen, einen gleichmäßigen,<br />

prozentualen Anteil seines Einkommens<br />

als finanziellen Beitrag zur privaten<br />

Altersvorsorge aufzubringen. Dabei<br />

werden innerhalb des Produktes die drei<br />

Hauptgruppen von Vorsorgeprodukten<br />

(Kapitalvorsorge, Existenzsicherung,<br />

Hinterbliebenenabsicherung) mit dem<br />

Gesamtbeitrag des Kunden eingekauft,<br />

das heißt, die Bank fungiert als Vertriebsbank.<br />

Die Gewichtung der einzelnen<br />

Vorsorgeprodukte innerhalb des Vertrages<br />

liegt deshalb bei der Bank.<br />

Hier kommt das Lebenszyklusmodell<br />

nach Schweitzer zum Tragen, denn es<br />

unterteilt das Leben in sechs Phasen,<br />

welche eine Kategorisierung des betreffenden<br />

Kunden ermöglichen. In der jeweiligen<br />

Phase kann dann der Bedarf an<br />

Vorsorge der jeweiligen Hauptgruppen


56 POSTBANK FINANCE AWARD 57<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - LUDWIGSHAFEN AM RHEIN<br />

® 2004/05 - LÖRRACH<br />

mit Hilfe des Modells bestimmt werden.<br />

Die hinterlegten Versicherungsprodukte<br />

werden beim „All-In-One“-Vertrag, wie<br />

bereits erwähnt, von der Bank bei einem<br />

Versicherungsunternehmen eingekauft.<br />

Somit wird ein Ertrag lediglich über den<br />

Provisionserlös generiert.<br />

Somit kann die notwendige Rentabilität<br />

durch geringe laufende Kosten und geringe<br />

Kosten für die Produkteinführung<br />

erzielt werden.<br />

Auch der Mitarbeiter wird einerseits aufgrund<br />

der Provision, die er beim Verkauf<br />

eines Vertrages verdient, andererseits<br />

aufgrund der geringen Komplexität das<br />

Produkt verkaufen, und auch die nötige<br />

Beratungsleistung erbringen können.<br />

Dies schlägt sich auch auf den Kunden<br />

nieder, denn wenn dieser sich gut<br />

beraten fühlt und eine gut strukturiertes<br />

Produkt vor sich sieht, wird er auch bei<br />

einer Bank ein Altersvorsorgeprodukt<br />

erwerben.<br />

Dieses Produkt ermöglicht es somit der<br />

Bank, sich erfolgreich auf dem neuen<br />

Geschäftsfeld der privaten Altersvorsorge<br />

zu bewegen.<br />

Fachhochschule Ludwigshafen am Rhein -<br />

<strong>Hochschule</strong> für Wirtschaft<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Hartmut Walz<br />

Studentische Teammitglieder: Dominik Dörfer, Guido Gerstner,<br />

Steffen Hahn, Sven Sattler<br />

Individual proVISION –<br />

Plan ahead for the future<br />

Der demographische Wandel und die<br />

Schwäche des sozialen Systems in<br />

Deutschland zwingen die Bevölkerung zu<br />

sparen und selbst für das Alter vorzusorgen.<br />

Da die Bürger durch die Informationsflut<br />

aus den Medien und die Vielfalt<br />

an Produkten sowohl verängstigt als auch<br />

verunsichert sind, ist es sowohl die Aufgabe<br />

als auch die Chance der Banken,<br />

den Kunden bedarfsgerecht zu beraten.<br />

Im Markt der privaten und betrieblichen<br />

Altersvorsorge steckt ein enorm großes<br />

Potenzial, von dem die Postbank ungemein<br />

profitieren kann. Dieses Thema wird<br />

mit der vorliegenden Arbeit, „Individual<br />

proVISION – Plan ahead for the future“,<br />

ausgehend von einer SWOT-Analyse,<br />

näher beleuchtet. Anhand einer Analyse<br />

der aktuellen Situation des Marktes und<br />

der Postbank wurden konkrete Handlungsempfehlungen<br />

für eine erfolgreiche<br />

Platzierung am Markt erarbeitet.<br />

Weiterhin haben wir das Beratungstool<br />

„PB Individual proVISION“ zur Vereinfachung<br />

der Arbeitsabläufe und Steigerung<br />

der Abschlussquote entwickelt.<br />

Analyse der Postbank bezüglich des deutschen<br />

Marktes für private Altersvorsorge<br />

Unsere SWOT-Analyse gibt unter Berücksichtigung<br />

von unternehmensinternen<br />

und –externen Faktoren Ansatzpunkte<br />

zur Verbesserung der Wettbewerbsposition<br />

der Postbank im Bereich der privaten<br />

Altersvorsorge. Dabei wurden die Stärken<br />

und Schwächen der Postbank den<br />

Gegebenheiten und Risiken des Marktes<br />

der Altersvorsorge gegenübergestellt.<br />

Stärken ausbauen! Schwächen minimieren!<br />

Chancen nutzen! Risiken abwehren!<br />

Das große Filialnetz nutzen, das<br />

Know-how erweitern, die Menge<br />

an Kundendaten optimal einsetzen<br />

oder neue Prozessmöglichkeiten<br />

durch Technologien schaffen – dies<br />

sind nur einige wichtige Herausforderungen,<br />

die es zu erfüllen gilt.<br />

Basierend auf der SWOT-Analyse werden<br />

Empfehlungen und Strategien<br />

für die zukünftige Geschäftspolitik<br />

in diesem Bereich ausgearbeitet.<br />

PB Individual proVISION<br />

Aufgrund der Komplexität der Vielzahl<br />

der verschiedenartigen Produkte und<br />

der damit verbundenen ganzheitlichen<br />

Vorsorgeberatung ist eine grundlegende<br />

Veränderung des Beratungsablaufes notwendig.<br />

Für einen einzelnen Berater ist<br />

eine umfassende Beratung mit Erarbeitung<br />

eines individuellen Lösungsansatzes<br />

mit sehr hohem Zeitaufwand verbunden.<br />

Durch die Integration eines Altersvermögens-Center<br />

und mit Hilfe des Beratungskonzeptes<br />

„PB Individual proVISION“ soll<br />

die Abschlussquote im Bereich der Altersvorsorge-Produkte<br />

um ein vielfaches gesteigert<br />

werden. Berater werden hierbei<br />

durch Spezialisten und das Beratungstool<br />

unterstützt, um sich auf den Vertrieb<br />

konzentrieren zu können. Der Spezialist<br />

kümmert sich um die individuellen<br />

Auswertungen, die auf den einzelnen<br />

Kunden zugeschnitten sind. Auch Internet-Kunden<br />

können dieses Beratungstool<br />

nutzen, indem sie es online ausfüllen und<br />

an den Berater bzw. Spezialisten schicken.<br />

Die Lösungsvorschläge können von<br />

einem Berater vorgestellt werden oder als<br />

E-Mail an den Kunden gesendet werden.


58 POSTBANK FINANCE AWARD 59<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - MERSEBURG<br />

® 2004/05 - MERSEBURG<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH)<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Eckhard Freyer<br />

Studentische Teammitglieder: Thomas Drewniak, Stefan Kazmirzak,<br />

Mario Kirschmann, Frank Rothmann, Annika Wipper<br />

„Keine Zukunft vermag gutzumachen,was<br />

du in der Gegenwart versäumst.“<br />

(Albert Schweitzer)<br />

Altbundespräsident Prof. Dr. Roman<br />

Herzog zitierte im Januar 2004 Friedensnobelpreisträger<br />

Albert Schweitzer um<br />

auf das brisante Demografieproblem in<br />

Deutschland hinzuweisen. Ein Denkanstoß<br />

zur Sensibilisierung der gesamten<br />

deutschen Bevölkerung und Bewusstseinsschärfung<br />

für eine aktive Altersvorsorge<br />

zum frühestmöglichen Zeitpunkt.<br />

Wir behandeln in unserer Arbeit das<br />

Informationsdefizit der privaten Altersvorsorge,<br />

denn nur etwa die Hälfte der<br />

deutschen Bevölkerung sorgt für den<br />

Lebensabend finanziell adäquat vor.<br />

Provokant formuliert, könnte man zu der<br />

These kommen, dass die Gesellschaft<br />

für deutsche Sprache in Wiesbaden in<br />

ca. 25-35 Jahren die „Altersarmut“ zum<br />

„Wort des Jahres“ bestimmen wird!<br />

Als Problemgruppen hat unser Team die<br />

jungen Erwachsenen (16-25 Jahre) und<br />

Familien mit vergleichsweise geringem<br />

Einkommen herauskristallisiert. Dabei<br />

handelt es sich im Lebenszykluskonzept<br />

um zwei aufeinanderfolgende Lebensabschnitte,<br />

also eine komplette Generation.<br />

Doch junge Erwachsene sind für<br />

eine private Altersvorsorge nur schwer<br />

zu sensibilisieren. Angesichts des Ausbildungsplatzmangels<br />

und 5,2 Millionen<br />

Arbeitslosen fokussieren sich die<br />

Anstrengungen eher auf andere Dinge<br />

als die Altersvorsorge. Die Familien mit<br />

geringem Einkommen dagegen sind sich<br />

der Dramatik der Altersvorsorge bewusst,<br />

nur die geringen finanziellen Mittel<br />

lassen kaum Spielraum zur privaten<br />

Altersvorsorge. Für beide Problemgruppen<br />

trifft die These von Albert Schweitzer<br />

mehr denn je zu: es muss jetzt etwas<br />

getan werden, um dem Lebensabend<br />

entspannt entgegen zu sehen.<br />

Genau an diesem Punkt setzt unser<br />

Konzept an. Wir wollen die Sensibilisierung<br />

der jüngeren Generationen für die<br />

Altersvorsorge erreichen und gleichzeitig<br />

allen Familien sowie allen anderen Kunden<br />

der Postbank die Möglichkeit geben,<br />

etwas zur Sicherung des persönlichen<br />

Lebensabends beizutragen. Dazu haben<br />

wir ein Modell konstruiert, bei dem über<br />

eine Vielzahl von kleinen und großen<br />

Hebeln am Ende etwas großes Ganzes in<br />

Bewegung gebracht werden kann. Unser<br />

Modell ist dabei speziell auf die Postbank<br />

zugeschnitten. Denn aufgrund der „economies<br />

of scale“ durch die 12 Mio. Kunden<br />

und die gemeinsame Nutzung der<br />

Postfilialen bieten sich exzellente Möglichkeiten<br />

für den Kunden und für die<br />

Postbank selbst. Gerade in Bezug auf die<br />

niedrige Cross-Selling-Quote der größten<br />

Retailbank Deutschlands bietet sich durch<br />

unser Konzept die Möglichkeit, genau<br />

diese Quote positiv zu beeinflussen.<br />

Die Sammelleidenschaft der Deutschen,<br />

die unverkennbar vorhanden ist und<br />

sich über alle Altersgruppen erstreckt,<br />

machen wir uns in unserem Konzept<br />

zu Nutze. Der Erfolg des Pay-back-Systems<br />

gilt als Orientierung, ausgehend<br />

von der Tatsache, dass mit Bonusprogrammen<br />

drei Viertel der Bevölkerung<br />

erreicht werden. Warum also nicht ein<br />

Bonusprogramm für Banken? Gerade<br />

die Deutsche Postbank AG als Teil<br />

des Konzerns „Deutsche Post World<br />

Net“ bietet sich als Modell an.<br />

Das Sammeln von Bonuspunkten erhöht<br />

die Kundenbindung und eröffnet neue<br />

Möglichkeiten zur Sensibilisierung der<br />

Bevölkerung in Bezug auf die Altersvorsorge.<br />

Am Ende des Jahres erhält<br />

man die Möglichkeit, die gesammelten<br />

Punkte je nach Altersgruppe für verschiedene<br />

Postbank-Produkte oder für<br />

alternative Prämien zu verwenden.<br />

Durch die mögliche Verdopplung der<br />

Bonuspunkte entsteht für die definierten<br />

Zielgruppen der Anreiz zur Einlösung in<br />

Vorsorgeprodukte der Postbank. Somit<br />

wird das Bewusstsein für die Altersvorsorge<br />

in diesem Lebensabschnitt geweckt.<br />

Ebenso eröffnen sich neue Chancen<br />

im Marketingbereich der Bank. Durch<br />

Aktionen, bei denen sich bspw. Punkte in<br />

bestimmten Wochen oder Tagen vervielfachen,<br />

lassen sich neue Kunden gewinnen,<br />

alte Kunden binden und der Umsatz<br />

gezielt steuern. Der Erfolg besteht vor<br />

allem darin, dass der Kunde die Punkte<br />

über notwendige Transaktionen im Alltag<br />

bekommt. Demnach wird ein Mehrwert<br />

geschaffen, dem der Kunde, wie im<br />

Falle Payback, positiv gegenübersteht.<br />

Die zunehmende globale Verflechtung<br />

vieler Lebenszusammenhänge erfordert<br />

finanzielle Informationen und Verständnis<br />

zur konstruktiven Zukunftsgestaltung.<br />

Dazu könnte in dieser Zukunftsbranche<br />

der Wirtschaft die Postbank mit neuen<br />

Produkten und Dienstleistungen, die<br />

hohe Technologiekompetenz erfordern,<br />

beitragen helfen. Besonders gilt es<br />

„die hinter dem Geschehen wirksamen<br />

menschlichen Kräfte einzubeziehen“.<br />

(Ludwig Erhard)


Das Kano - Modell Zufriedenheit<br />

Begeisternde Faktoren<br />

nicht erwartet<br />

nicht ausgesprochen<br />

noch nicht bewußt<br />

völlig<br />

unzureichend<br />

60 POSTBANK FINANCE AWARD 61<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - MERSEBURG<br />

® 2004/05 - MERSEBURG<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>Merseburg</strong> (FH)<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Klaus von Sicherer<br />

Studentische Teammitglieder: Daniel Fleischhauer, André Harkenthal,<br />

Jens Kühn, Daniel Seliger, Ulrich Stumpf<br />

Die Zunahme der Wahrnehmung einer<br />

sich stetig vergrößernden Versorgungslücke<br />

im Rentenalter und die Diskussion<br />

rund um den demographischen Wandel<br />

der Gesellschaft mit all seinen Auswirkungen<br />

machen die Altersvorsorge zu<br />

einem der zentralen Themen privater<br />

finanzieller Entscheidungen. Dass die Altersvorsorge<br />

künftig einen wichtigen Teil<br />

der individuellen Finanzplanung einnehmen<br />

wird, darüber ist sich das Gros der<br />

Deutschen bewusst, denn die gesetzliche<br />

Altersvorsorge wird den Status Quo, aufgrund<br />

der sich ständig verschiebenden<br />

Altersstruktur, nicht mehr gewährleisten<br />

können. Zur Schließung dieser Versorgungslücke<br />

sind in den kommenden<br />

Jahrzehnten beträchtliche zusätzliche<br />

Einschnitte notwendig, welche immense<br />

Chancen für innovative Finanzprodukte<br />

sehr<br />

zufrieden<br />

völlig<br />

unzufrieden<br />

Zeit<br />

Leistungsfaktoren<br />

Spezifiziert<br />

ausgesprochen<br />

bewußt<br />

vollständig<br />

Quelle: In Anlehnung an Wilhelm R. Prozessorganisation, Oldenbourg Verlag 2003<br />

Erfüllungsgrad<br />

Standard-/<br />

Basisfaktoren<br />

selbstverständlich<br />

nicht ausgesprochen<br />

fast nicht mehr bewußt<br />

1 Grafik zur Verschiebung der Produktanforderungen<br />

eröffnen. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit<br />

und gleichzeitig die Chance für<br />

den gesamten Bankensektor, dem Kunden<br />

adäquate und individuell zugeschnittene<br />

Lösungen zur Vorsorge anzubieten.<br />

Die Banken sehen sich demnach einem<br />

Markt mit erheblichem Wachstumspotenzial<br />

gegenüber - der Altersvorsorgemarkt<br />

als strategisches Geschäftsfeld.<br />

Um Aussagen über das potenzielle<br />

Marktvolumen und somit Absatzpotenziale<br />

für Altersvorsorgeprodukte<br />

treffen zu können, sollte zunächst das<br />

zukünftige Wirtschaftswachstum und<br />

die zu erwartende Entwicklung der<br />

Einkommen betrachtet werden. Überdies<br />

ist es notwendig, dieses um die Analyse<br />

von Sparquote und die Prognose zum<br />

Sparverhalten zu erweitern. Insbesondere<br />

ist zu klären, in welchem Verhältnis<br />

die Konsumenten in den kommenden<br />

Jahren und Jahrzehnten ihre Einkommen<br />

bezüglich Konsum- und Sparverhalten<br />

verteilen werden. Da ein direkter Zusammenhang<br />

zwischen der Altersstruktur<br />

und dem Sparverhalten besteht, sind Veränderungen<br />

diesbezüglich zu erwarten.<br />

Gemäß der Lebenszyklustheorie, welche<br />

sich mit dem Spar- und Konsumverhalten<br />

der Haushalte im Verlauf der<br />

einzelnen Zyklen beschäftigt, müssen<br />

die Konsumenten während ihres Erwerbslebens<br />

einen Teil ihres Einkommens<br />

für den Ruhestand zurücklegen, um<br />

ihren Lebensstandard im Alter möglichst<br />

konstant halten zu können.<br />

Zu beobachten ist dabei, dass sich das<br />

Sparverhalten der verschiedenen Altersgruppen<br />

in den jeweiligen Lebenszyklen<br />

sehr different darstellt. Genau an<br />

diesen Sparmotiven hat ein Anbieter<br />

von Altersvorsorgeprodukten anzusetzen.<br />

Denn marktfähige Altersvorsorgeprodukte<br />

sind als direkte Ableitung<br />

aus diesen Motiven zu begreifen.<br />

Verschiebung der Produktanforderungen 1<br />

Durch die sich ändernden Sparmotive<br />

und die einhergehende Verschiebung der<br />

Anforderungen an zukünftige Altersvorsorgeprodukte<br />

ergeben sich Chancen am<br />

Markt, welche durch innovative Produktideen<br />

oder Bündelung in Produktgruppen<br />

realisiert werden könnten.<br />

Die Versorgungslücke, die sich künftig<br />

stark vergrößern wird und auf die demografische<br />

und ökonomische Entwicklung<br />

zurückzuführen ist, geht einher mit der<br />

Veränderung der klassischen Sparmotive.<br />

Auf diese Verschiebung wurde in der<br />

Arbeit gezielt eingegangen und mögliche<br />

Trends abgeleitet. Dazu können beispielsweise<br />

die Bedeutung des Altersvorsorge-,<br />

des Rendite- und des Erbschaftsmotives<br />

sowie das Sparen für langlebige Gebrauchsgüter<br />

angeführt werden. Des<br />

Weiteren wird die Aktualität der Produkteigenschaften,<br />

wie Sicherheit, Rentabilität<br />

und Individualitätsgrad, welche von<br />

zunehmender Bedeutung sind, näher<br />

beleuchtet.<br />

Bei zielgerichteter Analyse und richtiger<br />

Interpretation der Ergebnisse und<br />

Prognosen ermöglicht die Kombination<br />

der von uns ausgewählten Eigenschaften<br />

die Konzipierung eines neuen, innovativen<br />

Altersvorsorgeproduktes. Betrachtet<br />

werden weiterhin die zukünftigen<br />

Marktchancen einzelner Produkte. Am<br />

stärksten wird, bei gegenwärtiger Gesetzeslage,<br />

die private und betriebliche<br />

Rentenversicherung von den Marktveränderungen<br />

profitieren. Die prognostizierten<br />

Marktchancen von Aktien, festverzinslichen<br />

Wertpapieren und Immobilien<br />

verlieren dagegen an Attraktivität. Die<br />

Aufgabe der Finanzdienstleister am<br />

Markt sollte es daher sein, durch geeignete,<br />

innovative und flexible Produkte<br />

auf diese Entwicklungen adäquat zu<br />

reagieren. Gerade die Banken sind gehalten,<br />

sich auf diesem Zukunftsmarkt zu<br />

positionieren und sich durch ihre traditionellen<br />

Produkte Cross-Selling Potenziale<br />

erschließen. Dies könnte durch die<br />

Verknüpfung von zukünftig relevanten<br />

Eigenschaften der Vorsorgeprodukte und<br />

dem klassischen Bankgeschäft realisiert<br />

werden.<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

56% 55%<br />

Alters-<br />

vorsorgemotiv<br />

Momentan werden die Produkte für Altersvorsorge<br />

mit der größten Akzeptanz<br />

immer noch von den Lebensversicherungen<br />

angeboten.<br />

So sollten sich Banken künftig als<br />

Finanzdienstleister begreifen, der nicht<br />

ausschließlich typische Bankprodukte<br />

vertreibt, sondern verstärkt Altersvorsorgerelevante<br />

Versicherungsleistungen<br />

anbietet.<br />

So könnten herkömmliche Finanzprodukte,<br />

wie beispielsweise Fonds, zusätzlich<br />

mit künftig stärker nachgefragten<br />

Versicherungsbestandteilen kombiniert<br />

werden.<br />

Die herkömmliche Trennung von Bank-<br />

und Versicherungsleistungen ist nicht<br />

geeignet, um auf derzeitige Trends und<br />

Prognosen zu reagieren.<br />

Nur wer sich jetzt konsequent positioniert,<br />

hat die Möglichkeit, langfristig von<br />

dieser Entwicklung zu profitieren und<br />

die vorhandenen Potenziale für sich zu<br />

nutzen.<br />

„Carpe Diem“<br />

53%<br />

Konsum<br />

Sparmotive der Bundesbürger<br />

43%<br />

50%<br />

Wohneigentum<br />

45%<br />

Sparmotive der Bundesbürger in Ost- und Westdeutschland<br />

39% 36%<br />

Kapitalanlage<br />

Motive<br />

Quelle: Verband der privaten Bausparkassen, EMNID Nov. 2004<br />

4% 3% 2% 3%<br />

Kinder<br />

Notgroschen<br />

Westdeutschland<br />

Ostdeutschland


62 POSTBANK FINANCE AWARD 63<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - MÜNCHEN<br />

® 2004/05 - MÜNCHEN<br />

Technische Universität München<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Rudi Zagst<br />

Studentische Teammitglieder: Andreas Kiechle, Julia Kraus, Jürgen Wolf<br />

Effizienzvergleich: Strategische und<br />

Dynamische Asset Allocation<br />

vs. Life Cycle Asset Allocation<br />

In der Finanzindustrie und bei Banken<br />

ist seit einiger Zeit zu beobachten,<br />

dass es nicht das alleinige Ziel ist, einem<br />

Kunden ein bestimmtes Produkt<br />

zu verkaufen. Vielmehr wird versucht,<br />

dem Kunden ein vollständiges Konzept<br />

zur Unterstützung seiner individuellen<br />

Lebensplanung anzubieten. Dabei sollen<br />

cross-selling-Potenziale genutzt werden.<br />

Um ein schlüssiges und abgerundetes<br />

Produktpaket offerieren zu können, muss<br />

die langfristige Altersvorsorge natürlich<br />

adäquat berücksichtigt werden. In der<br />

jüngeren Vergangenheit ist ein verstärkter<br />

Trend zu Life Cycle-Produkten<br />

festzustellen. Diese richten die Asset<br />

Allocation explizit am Alter des Anlegers<br />

aus. Grundsätzlich wird dabei mit<br />

fortschreitendem Alter des Anlegers der<br />

Aktienanteil zugunsten eines steigenden<br />

Rentenanteils reduziert. Dafür sprechen<br />

zwei Gründe:<br />

Zum einen soll im Alter, d.h. mit kürzerer<br />

Restanlagedauer, das investierte Vermögen<br />

einem kleineren Schwankungsrisiko<br />

ausgesetzt werden. Daher wird zunehmend<br />

in risikoärmere Anlagen umgeschichtet.<br />

Zum anderen soll eine Asset Allocation-Strategie<br />

eine adäquate Rendite<br />

erwirtschaften. In der Vergangenheit<br />

haben Aktien über einen langen Zeitraum<br />

alle anderen Anlagemöglichkeiten<br />

klar dominiert. Deshalb muss ein junger<br />

Anleger mit langem Anlagehorizont<br />

Aktien im Portfolio höher gewichten.<br />

Diesem Standpunkt steht das Resultat<br />

gegenüber, dass risikoreiche Investitionen<br />

auch bei langem Anlagehorizont nicht<br />

automatisch zu einem besseren Ergebnis<br />

führen. Dies bedeutet, dass der Aktienanteil<br />

im Portfolio unter gewissen Annahmen<br />

nicht vom Anlagehorizont abhängt. 1<br />

Es sprechen also einige Gründe für<br />

und andere gegen die Life Cycle Asset<br />

Allocation. Die vorliegende Arbeit will<br />

einen Beitrag leisten, um die Frage zu<br />

beantworten, ob Banken sich im Rahmen<br />

ihres Produkt-Konzepts auf Life Cycle<br />

Asset Allocation-Konzepte konzentrieren<br />

sollen. Dazu muss überprüft werden, ob<br />

für einen Anleger eine Life Cycle Asset<br />

Allocation über einen angemessen langen<br />

Zeitraum (30 Jahre) effizienter ist als<br />

einfache Anlagestrategien und wenn ja,<br />

warum das so ist. Damit können Schlussfolgerungen<br />

für den Aufbau und die<br />

zielgruppengerechte Vermarktung von<br />

Life Cycle-Produkten gezogen werden.<br />

Um möglichst aussagekräftige und gut<br />

zu interpretierende Ergebnisse zu erhalten,<br />

wird bei der vorliegenden Arbeit von<br />

drei Anlagemöglichkeiten ausgegangen:<br />

Als Vertreter eines Aktieninvestments<br />

wird der DJ STOXX 600, als Rentenindex<br />

der RexP und als Geldmarktanlage der<br />

EURIBOR (1 Monat) betrachtet. Diese<br />

sollen aus Gründen der Einfachheit die<br />

einzigen Anlagemöglichkeiten sein.<br />

Als Life Cycle Asset Allocation-Strategie<br />

wird das Kapitalanlagekonzept zur<br />

ruhestandsnahen Freistellung für das<br />

FlexiPlusKonto des dit betrachtet. Um<br />

den Effizienzvergleich durchzuführen,<br />

wird diese mit den klassischen Strategien<br />

Buy & Hold und Constant Mix (Rebalancing)<br />

verglichen. Zusätzlich wird der<br />

Vergleich mit einer Portfolio Insurance<br />

Strategie angeführt, da diese Kategorie<br />

von Strategien prinzipiell gut für eine<br />

langfristige Anlage geeignet erscheint.<br />

Im Speziellen wird hier die Constant<br />

Proportion Portfolio Insurance gewählt.<br />

Für den Effizienzvergleich werden mittels<br />

einer erweiterten Bootstrapping-Methode<br />

simultan für alle drei Anlagemöglichkeiten<br />

5000 Renditepfade über 30 Jahre<br />

simuliert, um eventuelle Abhängigkeiten<br />

zwischen den Entwicklungen der drei<br />

Assetklassen zu erfassen.<br />

Dabei ist folgendes Ergebnis festzuhalten:<br />

Der betrachtete Vertreter einer Life<br />

Cycle Asset Allocation (FlexiPlus-Konzept)<br />

ist bei einer kleinen Benchmarkrendite<br />

durchaus effizient. Das Konzept ist<br />

die sicherste Strategie im Vergleich.<br />

Diese Sicherheit wird <strong>aller</strong>dings durch<br />

einen Renditeabschlag erkauft, d.h. das<br />

FlexiPlus-Konzept liefert die geringsten<br />

Durchschnittsrenditen. Für die Altersvorsorge<br />

macht dieses Konzept durchaus<br />

Sinn, da hier der Fokus darauf liegt, eine<br />

möglichst hohe Rendite sicher zu erwirtschaften.<br />

Hat der Anleger höhere Renditeerwartungen<br />

und ist er gleichzeitig risikoaffiner, so<br />

ist durchweg eine Buy & Hold-Strategie<br />

vorzuziehen. Diese ist zwar riskanter als<br />

die Life Cycle Asset Allocation, ermöglicht<br />

aber gleichzeitig im Durchschnitt<br />

eine signifikant höhere Rendite.<br />

Die CPPI ist die aggressivste Strategie<br />

im Vergleich. Sie erzeugt gute Durchschnittsrenditen<br />

und ist relativ riskant.<br />

Sie wird in jedem Fall entweder von Buy<br />

& Hold oder von der Life Cycle Asset<br />

Allocation dominiert und ist somit nicht<br />

konkurrenzfähig.<br />

Constant Mix ist der klare Verlierer im<br />

Vergleich, da sie die riskanteste Strategie<br />

ist und gleichzeitig die geringsten Durchschnittsrenditen<br />

liefert.<br />

Für die eingangs angesprochene Fragestellung<br />

der Bedeutung von Life Cycle<br />

Asset Allocation Produkten kann also<br />

gesagt werden, dass für eine Zielgruppe<br />

mit moderaten Rendite-Vorstellungen<br />

aber einem hohen Sicherheitsbedürfnis<br />

Life Cycle-Produkte durchaus zu<br />

empfehlen sind. Die Entwicklung solcher<br />

Produkte stellt deshalb sicherlich eine<br />

Herausforderung für Banken in der<br />

näheren Zukunft dar.<br />

1 Samuelson (1969)


64 POSTBANK FINANCE AWARD 65<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - MÜNSTER<br />

® 2004/05 - MÜNSTER<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

Betreuende Hochschullehrerin: PD Dr. Susanne Homölle<br />

Studentische Teammitglieder: Philipp Domhöver, Kerstin Heckhoff,<br />

Jörg Howein, Carsten Hubensack, Harald Melchior-Becker<br />

Postbank Life-Cycle Plus<br />

Ein innovatives und theoriebasiertes<br />

Produktkonzept<br />

Die soziale Absicherung im Alter ist ein<br />

wichtiges sozialpolitisches Ziel jeder modernen<br />

Gesellschaft. In Deutschland hat<br />

sich zu diesem Zweck das „Drei-Säulen-<br />

System“ der Altersvorsorge entwickelt.<br />

Die gesetzliche Rentenversicherung, die<br />

betriebliche und die private Altersvorsorge<br />

sollen dafür sorgen, dass der Lebensstandard,<br />

der im Arbeitsleben erreicht<br />

wird, im Ruhestand gehalten werden<br />

kann. Jedoch wird der demografische<br />

Wandel, mit dem Industrieländer sich<br />

verstärkt konfrontiert sehen, erhebliche<br />

Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme<br />

im Allgemeinen und die<br />

Altersversorgung im Speziellen haben.<br />

So wird sich das Verhältnis zwischen<br />

Rentnern und Erwerbstätigen von derzeit<br />

etwa 56 zu 100 auf ca. 80 bis 95<br />

Rentner pro 100 Erwerbstätige erhöhen.<br />

Diese für die Gesellschaft problematische<br />

Entwicklung bietet eine große Chance<br />

für das Retail-Geschäft der deutschen<br />

Finanzdienstleister, da der Markt für<br />

Produkte der privaten Altersvorsorge<br />

erhebliche Wachstumspotentiale<br />

aufweist. Vor allem die Anbieter können<br />

profitieren, denen es gelingt, ihren<br />

Kunden die Wichtigkeit der privaten<br />

Altersvorsorge näher zu bringen und sie<br />

von der Seriosität und Qualität der angebotenen<br />

Produkte zu überzeugen. Durch<br />

frühzeitig gute Positionierung auf dem<br />

an Bedeutung gewinnenden Markt für<br />

Altersvorsorge kann ein Wettbewerbsvorteil<br />

erreicht und Reputation aufgebaut<br />

werden. Eine Ausweitung des Angebotes<br />

um Altersvorsorgeprodukte kann einen<br />

erfolgsversprechenden Beitrag zum<br />

Aufbau langfristiger Kundenbeziehungen<br />

bzw. zur Intensivierung bestehender<br />

Kundenbeziehung leisten und dabei auf<br />

Grund der intensiveren Kundenkontakte<br />

Cross-Selling-Potentiale mit sich bringen.<br />

Um im Bereich der Altersvorsorge<br />

wettbewerbsfähig zu sein, wird ein<br />

Produkt benötigt, das den Ansprüchen<br />

der Kunden gerecht wird, dabei individuell<br />

auf die finanziellen Bedürfnisse<br />

eines Kunden angepasst werden kann<br />

und dennoch soweit standardisiert ist,<br />

dass es dem Preiswettbewerb standhält.<br />

Das hier konzeptionierte Produkt<br />

„Postbank Life-Cycle Plus“ (PLC+), das<br />

speziell auf Struktur und Strategie der<br />

Deutschen Postbank AG zugeschnitten<br />

ist, erfüllt diese Anforderungen.<br />

Es basiert auf den in der Lebenszyklushypothese<br />

beschriebenen Zusammenhängen<br />

zur intertemporalen Konsumallokation,<br />

ergänzt um die Behavioral Life-Cycle<br />

Hypothesis. Kombiniert werden Überlegungen<br />

zur optimalen Asset Allocation,<br />

das heißt zur bestmöglichen Strukturierung<br />

des Anlegerportfolios, mit dem<br />

Ziel, die Rendite des Anlegers unter der<br />

Nebenbedingung zu maximieren, dass<br />

das Investmentportfolio der Risikoeinstellung<br />

des Anlegers entspricht. Innovativ<br />

an PLC+ ist dabei die Ausrichtung der<br />

Asset Allocation am Gesamtvermögen<br />

des Kunden. Im Gegensatz hierzu<br />

berücksichtigen herkömmliche Produkte<br />

nur das Finanzvermögen und vernachlässigen<br />

damit das Humankapital der<br />

Kunden, welches dem Barwert <strong>aller</strong> zukünftigen<br />

Arbeitseinkommen entspricht.<br />

Anhand eines Beispiels wird verdeutlicht,<br />

welche Auswirkungen eine Asset<br />

Allocation hat, die das Humankapital<br />

eines Anlegers berücksichtigt. Die Beispielrechnung<br />

basiert auf einem eigens<br />

dafür entworfenen Modell, welches<br />

auf Basis einzugebender Parameter den<br />

Lebenszyklus eines Individuums gemäß<br />

der Lebenszyklushypothese darstellt und<br />

somit die optimalen Sparraten errechnet.<br />

Um die notwendige Standardisierung zu<br />

erreichen, wird der Kunde mittels eines<br />

Fragenkataloges einem repräsentativen<br />

Kundentyp zugeordnet. Die Typen<br />

werden dabei anhand der Dimensionen<br />

Karriere-Typ und Risikoeinstellung<br />

definiert. Dadurch wird die notwendige<br />

Kombination von Individualität<br />

und Standardisierung gewährleistet<br />

und die flexible Anpassungsfähigkeit<br />

des Produktes PLC+ verdeutlicht.<br />

Abschließend wird das Produkt anhand<br />

eines Kriterienkatalogs im Kontext der<br />

Struktur und Strategie der Postbank<br />

auf seine Markttragfähigkeit, Lebensdauer,<br />

technische Voraussetzungen<br />

und Wachstumspotentiale geprüft.<br />

Ergebnis ist, dass PLC+ als individuell<br />

auf den Lebenszyklus des Kunden<br />

abgestimmtes Produkt, welches durch<br />

Optimierung der Anlagestrategie bereits<br />

breit diversifiziert ist und damit eine<br />

parallele Investition in weitere Altersvorsorgeprodukte<br />

überflüssig macht, einen<br />

erheblichen Beitrag zur Stärkung der<br />

Position der Deutschen Postbank AG im<br />

Retail-Banking leisten kann. Durch die<br />

vorgenommene Standardisierung kann<br />

PLC+ zudem positiv auf den angestrebten<br />

Ausbau der kostenführenden Position<br />

der Deutschen Postbank AG wirken.<br />

In der Arbeit gelingt es, ein konkretes<br />

Produktkonzept unter dem Namen<br />

PLC+ anzufertigen, welches theoretisch<br />

fundiert und auf seine Praktikabilität<br />

geprüft ist. Dies kann als Basis<br />

für ein bei der Deutschen Postbank<br />

AG einsetzbares, lebenszyklusorientiertes<br />

Altersvorsorgeprodukt dienen.


66 POSTBANK FINANCE AWARD 67<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - MÜNSTER<br />

® 2004/05 - MÜNSTER<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Thomas Langer<br />

Studentische Teammitglieder: Till Becker, Daniel Bossert, Miriam Meier,<br />

Peter Mohr, Verena Vonnahme<br />

FaB: Financial Education<br />

and Behavioral Product Design<br />

Das Thema „Private Altersvorsorge“<br />

gewinnt in Deutschland immer mehr an<br />

Bedeutung. Dabei erweist sich die individuelle<br />

Entscheidung über das Ausmaß<br />

und die Form der privaten Vorsorge als<br />

hochgradig komplex. Alle Vorsorgenden,<br />

auch solche mit nur geringen Finanzmarktkenntnissen,<br />

müssen in einem<br />

intertemporalen Kontext darüber entscheiden,<br />

wann sie mit der privaten Altersvorsorge<br />

beginnen, welchen Teil des<br />

verfügbaren Einkommens sie sparen und<br />

auf welche Weise sie das gesparte Geld<br />

anlegen wollen. Selbst nach Erreichen<br />

des Rentenalters steht der Vorsorgende<br />

noch vor wichtigen Entscheidungen zur<br />

Gestaltung seiner „Entsparphase“.<br />

Durch die Vielschichtigkeit der individuellen<br />

Entscheidungen ergeben sich<br />

große Fehlerpotenziale, die eine ausreichende<br />

Absicherung im Alter stark<br />

gefährden können. So kann eine zu<br />

geringe Sparrate oder eine unausgewogene<br />

und riskante Anlagestrategie für<br />

den Vorsorgenden im Alter zu erheblichen<br />

Konsumeinschränkungen führen.<br />

Bei Investitionsentscheidungen konnte<br />

bspw. gezeigt werden, dass mehr<br />

Auswahl für den Anleger oft mit einer<br />

Verschlechterung seiner Entscheidungen<br />

einhergeht. Vor diesem Hintergrund<br />

ist die nach dem Wegfall der Steuervorteile<br />

der Kapitallebensversicherung<br />

von Finanzdienstleistern oft geäußerte<br />

Devise, zur individuelleren Altersvorsorge<br />

seien mehr Auswahlmöglichkeiten<br />

anzubieten, keineswegs unkritisch. Auch<br />

bei den Entscheidungen über die Höhe<br />

der Sparbeiträge in der Ansparphase<br />

und die Höhe der Entsparbeträge im<br />

Rentenalter begehen die Vorsorgenden<br />

systematische Fehler, die z.B. auf mangelnder<br />

Selbstdisziplin und Fehleinschätzungen<br />

der Restlebensdauer beruhen.<br />

Bei der Gestaltung eines Altersvorsorgekonzeptes<br />

ist es wichtig, gezielt<br />

auf bestehende Verhaltensanomalien<br />

und systematische Entscheidungsfehler<br />

einzugehen und diese bestmöglich<br />

zu beheben. Dabei ist eine ganzheitliche<br />

Optimierung für alle Phasen des<br />

Lebenszyklus und alle Kategorien von<br />

Entscheidungen nötig. Grundsätzlich ist<br />

es dabei sinnvoll, dem Anleger neben<br />

einer kompetenten Beratung auch gezielte<br />

Schulungen anzubieten. Wie die<br />

Ergebnisse der von uns durchgeführten<br />

Umfrage nahe legen, ist die Bereitschaft<br />

zur Teilnahme an Veranstaltungen zur<br />

Financial Education sehr groß. Gleichzeitig<br />

bieten diese die Möglichkeit, sich<br />

von Wettbewerbern zu differenzieren<br />

und so neue Kundenmärkte zu erschließen.<br />

Ein beträchtlicher Teil der Befragten<br />

gab an, einen Finanzdienstleister vorzuziehen,<br />

der solche Veranstaltungen<br />

anbietet. Zusätzlich zu diesen Veranstaltungen<br />

sollten die Produkteigenschaften<br />

derart ausgestaltet sein, dass sie<br />

Verhaltensanomalien entgegenwirken.<br />

Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist<br />

der von BENARTZI/THALER entwickelte<br />

SMarT Plan, der in der Praxis bereits sehr<br />

erfolgreich zur Behebung von Verhaltensanomalien<br />

bei Sparentscheidungen<br />

eingesetzt wurde. Er zeichnet sich vor<br />

allem dadurch aus, dass sich Menschen<br />

frühzeitig dazu verpflichten, ihre Sparraten<br />

in der Zukunft zu steigern. Dadurch<br />

wird ihrer Trägheit entgegengewirkt,<br />

ihre Sparraten selbständig anzupassen.<br />

Aufbauend auf den Ideen des SMarT<br />

Plans haben wir versucht, weitere<br />

Produkteigenschaften zu entwickeln,<br />

die zusätzlich systematische Entscheidungsfehler<br />

bei Investitions- und Dekumulationsentscheidungen<br />

beheben.<br />

So schlagen wir vor, den von SHARPE/<br />

GOLDSTEIN/BLYTHE entwickelten Distribution<br />

Builder einzusetzen, um auf<br />

dieser Grundlage dem Anleger bereits<br />

individuell optimierte Portfolios anbieten<br />

zu können. Dadurch wird vielen der<br />

systematischen Entscheidungsfehler bei<br />

Investitionsentscheidungen entgegengewirkt.<br />

Die Präferenzen der Anleger<br />

können sich im Laufe des Lebenszyklus<br />

verändern. Daher ist es notwendig,<br />

die erstmaligen Investitionsentscheidungen<br />

in regelmäßigen Abständen<br />

zu überprüfen. Wir schlagen dazu vor,<br />

eine freiwillige „Zwangskomponente“<br />

einzuführen, um den Anleger zu einer<br />

regelmäßigen Portfoliooptimierung zu<br />

bewegen. Für die Dekumulationsentscheidungen<br />

empfehlen wir abhängig<br />

von den persönlichen Risikoeinstellungen<br />

sowie etwaigen Vererbungsmotiven, eine<br />

individuelle Aufteilung des angesparten<br />

Betrages auf eine Annuität und eine<br />

Einmalzahlung. Zentrale Bestandteile<br />

unseres FaB-Konzeptes sind also zum<br />

einen die ausführliche Beratung der<br />

Altersvorsorgenden (Financial education),<br />

die auch eine Erläuterung besonders<br />

relevanter Fehler und Schwächen beinhaltet.<br />

Zum anderen sollen die Vorsorgeprodukte<br />

so gestaltet werden, dass<br />

sie zu einer Abschwächung der Fehler<br />

im gesamten Lebenszyklus des Anlegers<br />

beitragen (Behavioral Product Design).


68 POSTBANK FINANCE AWARD 69<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - POTSDAM<br />

® 2004/05 - POTSDAM<br />

Universität Potsdam<br />

Betreuender Hochschullehrer: Jun.-Prof. Dr. Christoph Lattemann<br />

Studentische Teammitglieder: Kirstin Brinkmann, Sören Kupke,<br />

Christian Schultz<br />

IQ Banking –<br />

Intelligente Kundensegmentierung und<br />

Qualität in der Vorsorge-Beratung<br />

„Charakteristisch für das Alter sind, meiner<br />

Meinung nach, Vollkommenheit der<br />

Mittel und Unsicherheit in den Zielen.“<br />

(Albert Einstein)<br />

Ob dieser Satz von Albert Einstein<br />

heute noch Bestand hat, ist fraglich.<br />

Im übertragenen Sinn, lässt sich heute<br />

konstatieren: Ziele gibt es auch im Alter<br />

viele, nur scheinen die Mittel zu schwinden<br />

und die Absicherung ist unsicherer<br />

denn je. Die Analyse der Vorsorgesituation<br />

führt oft zur Ermittlung einer<br />

finanziellen Deckungslücke im Alter.<br />

Viele Bankkunden verlassen das Kundengespräch<br />

mit der Erkenntnis, dass<br />

ohne eine private Altersvorsorge der<br />

Lebensstandard mit dem Renteneintritt<br />

nicht gehalten werden und die Verwirklichung<br />

ihrer Ziele kaum ermöglicht<br />

werden kann. Eine staatlich garantierte<br />

materielle Absicherung für das Rentenalter<br />

wird immer unwahrscheinlicher.<br />

Der demographische Wandel in<br />

Deutschland, die geringe Anzahl Erwerbstätiger<br />

Personen im Verhältnis zur<br />

Gesamtbevölkerung sowie ein Wirtschaftswachstum<br />

auf geringem Niveau<br />

belasten die gesetzliche Rentenversicherung.<br />

Steigende, steuerfinanzierte<br />

Zuschüsse schränken die Handlungsfähigkeit<br />

des Staates weiter ein und<br />

zwingen zu überfälligen Reformen.<br />

Um Einsteins Charakteristikum für das<br />

Alter gerecht zu werden, ist eine private<br />

Altersvorsorgestrategie unumgänglich.<br />

Die Befriedigung der Nachfrage nach<br />

finanziellen Mitteln älterer Menschen<br />

markiert für Banken ein wirtschaftlich<br />

attraktives Geschäftsfeld. Um sich in diesem<br />

bereits hart umkämpften Marktseg-<br />

ment zu behaupten und um überdurchschnittliche<br />

Renditen zu erwirtschaften,<br />

sind intelligente Strategien zu entwickeln,<br />

um Kunden zu gewinnen und ihre<br />

Bedürfnisse mit einem angemessenen<br />

Produktmix adäquat zu befriedigen.<br />

„Der Intellekt hat ein scharfes Auge<br />

für Methoden und Werkzeuge, aber er<br />

ist blind gegen Ziele und Werte.“<br />

(Albert Einstein)<br />

IQ Banking markiert eine innovative<br />

Bankstrategie auf dem Markt der privaten<br />

Altersvorsorge. Gegenüber anderen<br />

ganzheitlichen Strategien berücksichtigt<br />

IQ Banking die individuellen Wertvorstellungen<br />

und Lebensstile der Kunden. Die<br />

Bank wird so in die Lage versetzt, Kunden<br />

deutlich differenzierter zu segmentieren<br />

und profitable Segmente zu identifizieren<br />

und erfolgreich zu bearbeiten.<br />

Der dreidimensionale IQ Banking Ansatz<br />

verbindet eine<br />

(I) intelligente Kundensegmentierung<br />

über Kundenmilieus (Dimension 1)<br />

und Lebenszyklen (Dimension 2) mit<br />

(Q) qualitativ ausgestalteten Produkt-<br />

bündeln (Dimension 3).<br />

Vorgehen im IQ-Modell<br />

Schritt 1<br />

Das Konzept der Sinusmilieus berücksichtigt<br />

Wertvorstellungen, Bildung<br />

und Einkommensniveaus und clustert<br />

die deutsche Bevölkerung in 12 nach<br />

innen homogene und nach außen<br />

heterogene Milieus. Diese Untersuchung<br />

nutzt der IQ Banking Ansatz<br />

und identifiziert vier für die Bank besonders<br />

attraktive Kundengruppen im<br />

Markt der privaten Altersvorsorge.<br />

Schritt 2<br />

Erst nach der Fokussierung auf diese<br />

profitablen Kunden wird das Lebenszyklusmodell<br />

ergänzt, dieses strategische<br />

Vorgehen verbessert die Beratungserfolgsaussichten<br />

und stellt damit der<br />

Bank hohe Renditen in Aussicht.<br />

Schritt 3<br />

Anhand der Identifikation der Lebensphase<br />

werden für den Kunden Produktbündel<br />

ermittelt und verkauft. Der<br />

Kunde wird individuell und umfassend<br />

beraten, das strategische Vorgehen nach<br />

dem IQ Banking Modell ermöglicht der<br />

Bank, das Verkaufspotential zu heben.<br />

Das Produktbündel setzt sich aus einer<br />

geringen Anzahl von Standardprodukten<br />

zusammen und wird der Lebensphase<br />

des Kunden angepasst. Den Forderungen<br />

nach Flexibilität und Individualität seitens<br />

des Kunden kann so optimal Rechnung<br />

getragen werden. Durch Produktkombinationen<br />

gewährleistet die Bank hohe<br />

Innovationskraft, da aus Kundensicht<br />

neue Produkte und Dienstleistungen<br />

angeboten werden. Eine kostenoptimale<br />

Realisation dieses Angebots kann<br />

durch Outsourcing von Elementen der<br />

Produkterstellung erfolgen, z.B. wenn<br />

Economies of Scale nicht ausreichend<br />

realisiert werden (Make or Buy).<br />

Das IQ Banking Modell führt nicht nur<br />

zu einer Optimierung der Beratungsqualität,<br />

sondern auch zu einer Verbesserung<br />

der Kostenstruktur der Bank und<br />

unterstützt so nachhaltig die Rendite.<br />

Mit dem IQ Modell bietet dieser Wettbewerbsbeitrag<br />

eine Methode zur Erarbeitung<br />

eines flexiblen Geschäftsmodells<br />

für den Bereich „private Altersvorsorge“.<br />

Mithilfe dieses Modells können bankindividuelle<br />

Strategien entwickelt werden.<br />

Die Flexibilität des Geschäftsmodells ist<br />

von zentraler Bedeutung aufgrund der<br />

sich zyklisch ändernden Politikmoden, die<br />

entscheidende Auswirkungen auf den<br />

Markt der privaten Altersvorsorge haben.


70 POSTBANK FINANCE AWARD 71<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - RAVENSBURG<br />

® 2004/05 - RAVENSBURG<br />

Berufsakademie Ravensburg<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Friedrich Then Bergh<br />

Studentische Teammitglieder: Sabine Frenzel, Tilmann Krauß, Tina Shiffa<br />

Innovative Altersvorsorge im<br />

Geschäftsfeld der Banken –<br />

Das ABS-Vorsorgesystem:<br />

AB•Solution<br />

SICHERHEIT IM ALTER<br />

1. Problemstellung<br />

Das umlagefinanzierte System der Rentenversicherung<br />

ist angesichts sinkender<br />

Geburtenzahlen, einer höheren Lebenserwartung,<br />

längerer Ausbildungszeiten<br />

und eines früheren Renteneintrittsalters<br />

langfristig nicht in der Lage, das mit<br />

dem Renteneintritt ausfallende Arbeitseinkommen<br />

durch ein entsprechendes<br />

Altersruhegeld zu ersetzen. Um bei<br />

gleichbleibenden Beitragssätzen in<br />

der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

einer Unterversorgung großer Bevölkerungsteile<br />

entgegenzuwirken, müssen<br />

Banken mit innovativen Bankprodukten<br />

versuchen, den Kundenerwartungen<br />

an eine privat finanzierte Zusatzversorgung<br />

im Alter gerecht zu werden.<br />

2. Das Grundkonzept des<br />

ABS-Vorsorgesystems<br />

Das ABS-Vorsorgesystem kann diesen<br />

Anforderungen gerecht werden. Beim<br />

ABS-Vorsorgesystem verkauft die Bank<br />

als Originator Kreditforderungen an eine<br />

Zweckgesellschaft („Special Purpose<br />

Vehicle“) und erhält im Gegenzug den<br />

Verkaufserlös. Die Zweckgesellschaft<br />

ihrerseits verbrieft die erworbenen<br />

Forderungen in Form von Asset Backed<br />

Securities und erhält von Investoren den<br />

Emissionserlös. Als Investoren eignen sich<br />

insbesondere Pensionskassen, Unterstützungskassen,<br />

Pensionsfonds und<br />

Investmentfonds. In diese investieren<br />

dann die Privatanleger. Die Tatsache,<br />

dass Privatanleger sich nicht direkt an<br />

ABS-Anleihen beteiligen, mag zunächst<br />

unter Kostengesichtspunkten unvorteilhaft<br />

erscheinen, <strong>aller</strong>dings profitieren die<br />

Privatanleger durch die „Sekundärmarktlösung“<br />

von einer fachkundigen Analyse<br />

und Auswahl möglicher ABS-Strukturen.<br />

Dadurch wird das mit der Investition<br />

verbundene verbriefte Kreditrisiko<br />

reduziert. Ein Treuhänder übernimmt<br />

darüber hinaus die Aufgabe der Vermögensverwaltung<br />

und transferiert die<br />

Cash Flows aus den verbrieften Krediten<br />

in Form von Zins- und Tilgungszahlungen<br />

von der Bank an die Investoren.<br />

Die ABS-Anleihen lassen sich über die<br />

Vertriebskanäle der Originator-Bank<br />

platzieren, indem die bankeigene<br />

Fondsgesellschaft ABS-Fonds auflegt, die<br />

in die ABS-Tranchen investieren. Auch<br />

eine hundertprozentige Beteiligung der<br />

Bank an der Kapitalanlagegesellschaft<br />

führt dabei nicht zu einer bilanziellen<br />

Konsolidierung, denn die Fonds stellen<br />

nach dem Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften<br />

(KAGG) Sondervermögen<br />

dar und besitzen somit für die<br />

Bank keine Grundsatz-I-Relevanz.<br />

3. Vorteile für die Bank<br />

und für den Kunden<br />

Vorteil des ABS-Vorsorgesystems ist, dass<br />

die Investoren den Privatanlegern Fonds<br />

mit individuellen Rendite-Risiko-Profilen<br />

offerieren können. Der Kunde kann<br />

zwischen je einem ABS-Fonds mit einem<br />

AAA-, AA-, A- oder BBB-Rating wählen<br />

und unter Rendite- und Risikogesichtspunkten<br />

eine individuelle Diversifizierung<br />

seines Investments durch den Erwerb unterschiedlicher<br />

ABS-Tranchen erreichen.<br />

Die Bank profitiert vom ABS-Vorsorgesystem<br />

unter zwei Aspekten: Einerseits<br />

kann die Bank Teile ihres Kreditportfolios<br />

nach dem Random-Walk-Ansatz an<br />

eine Zweckgesellschaft per True Sale mit<br />

Grundsatz-I-Entlastung veräußern. Durch<br />

die Ausreichung neuer Kredite mit – auf<br />

Portfolioebene betrachtet – insgesamt<br />

besserer Bonität kann der Originator eine<br />

höhere Rentabilität erreichen. Zudem<br />

lassen sich bei der Steuerung seines Kreditportfolios<br />

branchenmäßige, demographische<br />

und regionale Konzentrationen<br />

vermeiden. Andererseits besteht die<br />

Möglichkeit, dass die Bank ihre bestehenden<br />

Vertriebskanäle und Vertriebsinstrumente<br />

für die Bereitstellung von<br />

ABS-Tranchen nutzt und bestehende<br />

Kundenkontakte durch den Verkauf der<br />

Fondsanteile erweitert. Die Kundenbetreuer<br />

der Bank können (potenzielle) Anleger<br />

akquirieren und diese über die Anlage<br />

in ABS-Fonds mit den individuellen<br />

Rendite-Risiko-Verhältnissen beraten. Die<br />

Gefahr einer Fluktuationsbewegung der<br />

Kunden hin zu Mitbewerbern ist gering,<br />

da die Altersvorsorge einen langfristigen,<br />

über das gesamte Berufsleben angelegten<br />

Prozess darstellt. Verkauft die Bank<br />

einem Kunden für seine Altersvorsorge<br />

zum Beispiel einen ABS-Fonds-Sparplan<br />

und berät sie ihn weiterhin kompetent<br />

hinsichtlich der notwendigen Anpassungen<br />

bei der Fondsgewichtung, eröffnet<br />

ihr dies die Möglichkeit, eine langfristige<br />

Kundenbeziehung aufzubauen, die viele<br />

Cross-Selling-Ansätze bietet. Dabei sollen<br />

die Bedürfnisse des Kunden im Bereich<br />

der Altervorsorge genau ermittelt werden,<br />

um die Investition in die ABS-Fonds<br />

der Risikoneigung und den Lebensumständen<br />

des Kunden anzupassen. Je<br />

höher das Vermögen des Kunden und je<br />

jünger der Kunde ist, umso risikoreicher<br />

kann das Portfolio zusammengestellt<br />

werden. Mit zunehmendem Alter werden<br />

dann sukzessive ABS-Tranchen niedriger<br />

Bonität durch ABS-Tranchen hoher<br />

Bonität substituiert. Allerdings sollten<br />

zu häufige Umschichtungen innerhalb<br />

der Fondsklassen vermieden werden,<br />

denn diese erschweren die Liquiditätsplanung<br />

des Fondsmanagements.<br />

4. Fazit<br />

Zusammenfassend kann festgehalten<br />

werden, dass das ABS-Vorsorgesystem<br />

sowohl für die Bank als auch für<br />

den Kunden Vorteile bietet: Die Bank<br />

kann Teile ihres Kreditportfolios mit<br />

Grundsatz-I-Entlastung veräußern;<br />

zugleich intensiviert sie über die Ausgabe<br />

von ABS-Fonds bestehende Kundenbeziehungen.<br />

Der Kunde kann<br />

der Versorgungslücke durch ein seiner<br />

individuellen Risikoaversion angepasstes<br />

Portfolio von ABS-Fonds begegnen<br />

und langfristig Vermögen aufbauen.


72 POSTBANK FINANCE AWARD 73<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - REGENSBURG<br />

® 2004/05 - REGENSBURG<br />

Fachhochschule Regensburg<br />

Betreuende Hochschullehrerin: Prof. Dr. Claudia Woerz<br />

Studentische Teammitglieder: Esther Bongartz, Simone Delp,<br />

Frieder Tim Heissenberger, Paul Koch, Markus Triebswetter<br />

Maßgeschneiderte Lösungen für die private<br />

Altersvorsorge – das Baukastenprinzip<br />

Angesichts der Neuregelung zur Besteuerung<br />

von Lebensversicherungen<br />

zum 1. Januar 2005, der gegenwärtigen<br />

Diskussion um die gravierenden<br />

Auswirkungen der demographischen<br />

Entwicklung und der immer größer<br />

werdenden Versorgungslücke ist das<br />

Thema private Altersvorsorge hochaktuell.<br />

Das System der Altersvorsorge<br />

in der Bundesrepublik Deutschland,<br />

„Drei-Säulen-System“ genannt, besteht<br />

aus gesetzlicher Rentenversicherung,<br />

betrieblicher Altersvorsorge und individueller<br />

Vorsorge durch langfristige<br />

Vermögensbildung. Das Ziel der privaten<br />

Altersvorsorge ist die Schließung der<br />

nach Berücksichtigung von Ansprüchen<br />

aus der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

und der betrieblichen Altersversorgung<br />

bestehen gebliebenen, individuell unterschiedlich<br />

hohen Versorgungslücke. Die<br />

demographischen Auswirkungen auf das<br />

System der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

sind bereits sichtbar. Innerhalb der<br />

letzten Jahre ist bei steigendem Altenquotient<br />

(Personen über 65/Personen<br />

15-64) die Bruttorente stetig gesunken.<br />

Mittel- und längerfristig ist eine weitere<br />

Verschärfung unvermeidbar. So wird<br />

das Rentenniveau zwangsläufig weiter<br />

sinken und sich eine Versorgungslücke<br />

öffnen. Diese muss durch eine privat<br />

finanzierte Zusatzversorgung geschlossen<br />

werden; diese ist in Deutschland<br />

jedoch noch nicht genug ausgeprägt.<br />

Das sich im Lebenszyklus ändernde Spar-,<br />

Konsum- und Risikoschutzverhalten von<br />

privaten Haushalten hat einen grundlegenden<br />

Einfluss auf deren Nachfrageverhalten<br />

nach Leistungen der privaten<br />

Finanzplanung. Somit ist es unerlässlich,<br />

sich genauer mit der Lebenszyklushypothese<br />

auseinander zu setzen.<br />

In der klassischen Lebenszyklushypothese<br />

ist jeder Lebensphase ein typischer Bedarf<br />

an Kapitalanlage und Kapitalaufnahme<br />

zugeordnet. Heutzutage wirken jedoch<br />

mannigfaltige demographische, soziale<br />

und gesellschaftliche Einflüsse auf<br />

das Individuum, mit der Folge, dass die<br />

klassische Lebenszyklushypothese nicht<br />

mehr greift und eine Individualisierung<br />

der Bedürfnisse stattfindet. Bezüglich<br />

der Altersvorsorge besonders relevante<br />

Veränderungen sind der stetig steigende<br />

Anteil unverheirateter Lebensgemeinschaften,<br />

steigende Scheidungsraten sowie<br />

der hohe Anteil unehelicher Kinder.<br />

Um auf die Herausforderungen an die<br />

Rentensysteme zu reagieren, werden<br />

im Ausland unterschiedliche Wege<br />

gegangen. Während die USA bereits<br />

weitgehend auf private Vorsorge setzen,<br />

haben auch die Niederlande in ihren<br />

jüngsten Reformen dem Eigenanteil<br />

eine höhere Gewichtung beigemessen.<br />

Japan hingegen geht einen völlig anderen<br />

Weg und will entstehende Lücken<br />

in der Rentenkasse durch drastische<br />

Beitragserhöhungen ausgleichen.<br />

Auch die Bundesrepublik Deutschland<br />

hat auf die demographischen Entwicklungen<br />

reagiert. Mit der Rentenreform<br />

2001 erfolgte der Einstieg in die staatlich<br />

geförderte, kapitalgedeckte Altersvorsorge<br />

mit dem Namen Riester-Rente.<br />

Seit Januar 2005 gibt es in Deutschland<br />

zudem eine neue Form von staatlich<br />

geförderter Altersvorsorge – die Rürup-<br />

Rente. Im Gegensatz zur Riester-Rente<br />

wird die Rürup-Rente nicht direkt vom<br />

Staat mit Zulagen bezuschusst. Sie wird<br />

nur über Steuervorteile gefördert.<br />

Neben diesen beiden staatlich geförderten<br />

Vorsorgemodellen gibt<br />

es noch eine Vielzahl weiterer Produkte<br />

zur Altersvorsorge.<br />

Um zu ermitteln, was die Bevölkerung<br />

über Altervorsorge im Allgemeinen<br />

und private Altersvorsorge im Speziellen<br />

weiß und um zu erfahren, welche<br />

Vorsorgestrategien und Bedürfnisse<br />

existieren, führten wir eine empirische<br />

Studie mit 100 befragten Personen<br />

aus unserem Bekanntenkreis durch.<br />

Aus den Ergebnissen einer von uns<br />

durchgeführten Befragung ist leicht erkennbar,<br />

dass viele Verbraucher zunehmend<br />

den Überblick über die Möglichkeiten<br />

der privaten Altersvorsorge verlieren,<br />

da zum Beispiel 64% der Befragten die<br />

Rürup-Rente nicht kennen. Mehr als<br />

ein Drittel der Befragten stufen zudem<br />

die Beratungsqualität als schlecht ein.<br />

Viele Menschen wissen zwar inzwischen<br />

über die Besteuerung der Altersrenten<br />

und den Wegfall der Steuerbefreiung<br />

für kapitalgebundene Lebensversicherungen<br />

Bescheid, aber was das für sie<br />

konkret bedeutet, können viele Betroffene<br />

nicht einschätzen. Fest steht für die<br />

zukünftigen Rentner nur, dass sie eine<br />

Rentenlücke erwartet, für die sie privat<br />

vorsorgen müssen. Um diese Rentenlücke<br />

zu schließen und um die Bedürfnisse des<br />

Kunden, die sich aus dem individuellen<br />

Lebenszyklus ableiten lassen, in ausreichendem<br />

Maße zu berücksichtigen,<br />

erachten wir ein Baukastenprinzip für<br />

die private Altersvorsorge als sinnvoll.<br />

Die Grundversorgung besteht aus der<br />

staatlichen Rente, der Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

sowie aus dem Schutz<br />

der Hinterbliebenen durch eine Risikolebensversicherung.<br />

Darauf folgt die<br />

private „Plicht“absicherung, bestehend<br />

aus betrieblicher Rente sowie private<br />

Riester- und Rürup-Rente. Diese können<br />

als Paket vertrieben werden und das<br />

Produkt zur Kundenakquise darstellen,<br />

welches die gesamte Bevölkerung im<br />

erwerbsfähigen Alter zur Zielgruppe hat.<br />

Auf diese Weise wird der Kunde in die<br />

Lage versetzt, alle staatlichen Fördermaßnahmen<br />

auszuschöpfen, und er erhält<br />

ein überschaubares, kostengünstiges<br />

Paket bei einem einzigen Anbieter.<br />

Anschließend kann der Verbraucher<br />

seine Versorgungslücke durch zusätzliche<br />

private Vorsorgeprodukte (festverzinsliche<br />

Banksparpläne und Fondssparverträge)<br />

weiter abbauen. Als Spitze der<br />

Vorsorgepyramide sollte das Kreditinstitut<br />

individuelle Bausteine anbieten, um auf<br />

die durch den Lebenszyklus entstehenden<br />

Bedürfnisse einzugehen. Hier ist<br />

neben der Vorsorge für die Nachkommen<br />

durch eine Ausbildungsversicherung<br />

oder der Dread-Disease-Versicherung<br />

auch an eine private Pflegeversicherung<br />

und an maßgeschneiderte Produkte<br />

für Frauen und Alleinerziehende zu<br />

denken. Zudem haben wir einen Vorsorge-<br />

und Beratungsbedarf bei ausländischen<br />

Mitbürgern festgestellt.<br />

Dieses von uns erarbeitete Baukastensystem<br />

ermöglicht eine flexible Gestaltung<br />

der Altersvorsorge und geht somit auf<br />

die sich im Lebenszyklus verändernden<br />

Bedürfnisse der Kunden ein.


74 POSTBANK FINANCE AWARD 75<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - REGENSBURG<br />

® 2004/05 - REGENSBURG<br />

Universität Regensburg<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Klaus Röder<br />

Studentische Teammitglieder: Alexander Hölzl, Michaela Kränzle,<br />

Tobias Schelter<br />

„Die gesetzliche Rente wird in Zukunft<br />

nicht mehr ausreichen!“ – Aussagen<br />

wie diese sind im Zusammenhang mit<br />

dem Thema Altersvorsorge von höchster<br />

Präsenz. Mittlerweile haben nicht nur<br />

Experten diese harte Realität erkannt.<br />

Die Sensibilität der Kunden für dieses<br />

Problem hat extrem zugenommen. In<br />

den nächsten Jahren wird sich daher ein<br />

riesiger Markt für Altersvorsorgeprodukte<br />

etablieren. Der Erfolg einer Bank hängt in<br />

einer Zeit stetig abnehmender Zins-<br />

margen und massiven Wettbewerbsdrucks<br />

in starkem Umfang von der<br />

Fähigkeit ab, sich in diesem bedeutungsvollen<br />

Marktsegment gegen Mitbewerber<br />

durchzusetzen. Da das Kerngeschäft<br />

immer weniger Gewinne verspricht, wird<br />

es zunehmend von elementarer Bedeutung<br />

sein, an den beachtlichen Profitmöglichkeiten<br />

im Bereich der privaten<br />

Vorsorge bestmöglich zu partizipieren.<br />

Die Bank von heute kann mit antiquierten,<br />

unflexiblen Vorsorgeprodukten und<br />

unzureichender Beratungskompetenz in<br />

Zukunft keine Erfolge mehr sicherstellen.<br />

Ziel muss es künftig sein, Kunden im<br />

Bereich des „Langzeitgeschäfts“ privater<br />

Altersvorsorge zu gewinnen und im<br />

Sinne einer „Lifetime-Betreuung“ nach<br />

dem Lebenszyklusmodell zu begleiten.<br />

Durch eine intensive, langjährige Kunde-<br />

Bank-Beziehung kann ein Kreditinstitut<br />

Schwächen des unter Druck geratenen<br />

Kerngeschäfts durch Abschöpfung von<br />

Cross-Selling-Potenzialen kompensieren.<br />

Erreichbar ist dies nur durch eine ganzheitliche<br />

Strategie. Dem Kunden wird in<br />

Zukunft kein schlichtes Standardprodukt<br />

mehr angeboten, sondern eine individuell<br />

angepasste Vorsorgelösung. Um das zu<br />

ermöglichen, müssen im Rahmen einer<br />

integrierten Strategie die drei Elemente,<br />

wertorientierte Kundensegmentierung,<br />

Produktkonzeption und effizienter<br />

Vertrieb, ausgearbeitet und miteinander<br />

verbunden werden. „Der richtige Kunde<br />

muss zur richtigen Zeit mit dem richtigen<br />

Produkt auf die richtige Art und Weise<br />

erreicht werden“ (nach Walter, 2003).<br />

Kundensegmentierung<br />

Markterfolg<br />

Ganzheitliche Strategie<br />

Produkte<br />

Beratung & Vertrieb<br />

Abb. 1: Drei Pfeiler eine ganzheitlchen Strategie -<br />

eigene Darstellung<br />

Unter wertorientierter Kundensegmentierung<br />

versteht man in diesem<br />

Zusammenhang die exakte Einteilung in<br />

gewinnrelevante Gruppen. Von entscheidender<br />

Bedeutung zeigt sich daher die<br />

optimale Allokation von Ressourcen.<br />

Banken müssen in Zukunft den Kunden<br />

wesentlich exakter einordnen und ihn<br />

optimal ansprechen. Hierbei sind Alter<br />

und Einkommen nur ein Bestandteil. Da<br />

eine „Lifetime-Bereuung“ angestrebt<br />

wird, sind Veränderungen im Laufe<br />

der Zeit miteinzukalkulieren. Ebenso ist<br />

das frühzeitige Erkennen von späteren<br />

Kundenwertpotenzialen und die Neueinschätzung<br />

bisher unterbewerteter Gruppen,<br />

wie Frauen oder Senioren, höchst<br />

relevant. Die effiziente Nutzung von<br />

Customer-Relationship-Management-Systemen<br />

wird künftig unverzichtbar sein.<br />

Bei der Produktkonzeption müssen<br />

demografische und gesellschaftliche<br />

Trends beachtet werden. Dem Prinzip<br />

der ganzheitlichen Strategie zufolge wird<br />

einem Kunden, je nach Segmentierung,<br />

sein optimal passendes Vorsorgeprodukt<br />

angeboten. Um den steigenden Ansprüchen<br />

gerecht werden zu können, muss<br />

eine Bank in Zukunft im Stande sein, vor<br />

allem im Bereich der A und B Kunden,<br />

ein perfekt anpassbares Baukastenprodukt<br />

anzubieten. Unterstützt von professioneller<br />

Beratung wird stets ein individuelles<br />

Vorsorgepaket, bestehend aus einer<br />

Reihe von Bausteinen, kreiert. Diese kundenorientierte<br />

Produktkonzeption schafft<br />

ein höchstes Maß an Zufriedenheit bei<br />

den Nachfragern und erlaubt der Bank<br />

flexibel auf jede Art von Ansprüchen zu<br />

reagieren. Entsprechend der „Lifetime-<br />

Betreuung“ ist eine regelmäßige Abstimmung<br />

der Produkteigenschaften, angepasst<br />

an die momentane Lebenssituation,<br />

ein wesentlicher Faktor dieser Strategie.<br />

Ein starkes Augenmerk werden Banken<br />

in Zukunft auf die Struktur ihrer Vertriebswege<br />

legen müssen. Ein leistungsfähiges<br />

Multikanalvertriebsystem, das<br />

sich an den jeweiligen Kundensegmenten<br />

orientiert, bildet hier die Grundlage.<br />

Dadurch wird eine optimale Ressourcenallokation<br />

möglich. Eine signifikante<br />

Verbesserung der Qualität im Bereich der<br />

Beratung kann nur durch nachhaltige<br />

Schulung hin zu Altervorsorgespezialisten<br />

forciert werden. Im Ergebnis muss<br />

der Filialvertrieb reorganisiert, spezielle<br />

Kompetenzzentren eingerichtet und der<br />

mobile Vertrieb ausgeweitet werden. Die<br />

„Customer Touch Point Matrix“ bietet in<br />

Abhängigkeit von Faktoren, wie Kundentyp<br />

und Kundenwert in Bezug zu Kommunikationsbedarf<br />

und Komplexität des<br />

Produkts, die Möglichkeit den optimalen<br />

Kundenkontaktpunkt zu ermitteln. Das<br />

Internet wird je nach Kundensegment<br />

lediglich zu Informationszwecken oder<br />

für den kompletten Vertrieb verwendet.<br />

Zur bestmöglichen Nutzung von bestehenden<br />

Bankressourcen müssen wertorientierte<br />

Betreuungskonzepte entwickelt<br />

werden. Entsprechende Push-Konzepte<br />

helfen, eine aktive und situationsbezogene<br />

Kundenansprache zu realisieren.<br />

Die folgende Abbildung zeigt eine Strategie,<br />

die alle wesentlichen Komponenten<br />

miteinander vereint und damit ein<br />

umfassendes Konzept für die Versorgung<br />

des Kunden mit individuellen Lösungen<br />

für die private Altersvorsorge darstellt:<br />

Direkter<br />

Vertrieb<br />

Internet<br />

Stationärer<br />

Vertrieb<br />

Filialen<br />

Mobiler<br />

Vertrieb<br />

C-Kunde B-Kunde A-Kunde<br />

Abb. 2: Integriertes Gesamtkonzept für die private Altersvorsorge<br />

Mit der Vernetzung all dieser Überlegungen<br />

zu einer ganzheitlichen Strategie<br />

wird es einer Bank möglich sein,<br />

ihre momentan gute Ausgangssituation<br />

erfolgreich zu nutzen und sich<br />

adäquate Marktanteile zu sichern.<br />

Produkt-<br />

Informationen<br />

Baukastenprodukt


76 POSTBANK FINANCE AWARD 77<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - ST ANDREWS<br />

® 2004/05 - ST ANDREWS<br />

University of St Andrews<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Felix FitzRoy<br />

Studentische Teammitglieder: Reinhard Höll, Alexander Kling,<br />

Florian Friedrich Woitek, Katrin Ann Alberding<br />

Der einschneidende demographische<br />

Wandel in der Bundesrepublik Deutschland<br />

gehört mit Abstand zu den bedeutendsten<br />

gesellschaftlichen Entwicklungen<br />

des 21. Jahrhunderts. Wir Deutschen<br />

werden nicht nur älter, wir werden auch<br />

immer weniger. Neben zahlreichen<br />

Konsequenzen für Politik, Wirtschaft,<br />

Umwelt und Technik, stellen sich natürlich<br />

auch für Banken zahlreiche Fragen.<br />

Sind sie auf Neuerungen vorbereitet,<br />

können sie die sich bietenden Chancen<br />

nutzen, Risiken vermeiden und wie<br />

wird sich der Bankenmarkt verändern?<br />

Insbesondere hat die demographische<br />

Entwicklung auch grundlegende Einflüsse<br />

auf die Struktur und Funktionsfähigkeit<br />

sozialer Sicherungssysteme in Form<br />

der gesetzlichen Altersvorsorge. Immer<br />

weniger Erwerbstätige müssen die Rente<br />

von einer immer größer werdenden Zahl<br />

von Rentnern schultern. Hinsichtlich<br />

der Tatsache, dass sich Bevölkerungswachstum<br />

und Struktur nur sehr langsam<br />

verändern und kaum kurzfristig<br />

beeinflusst werden können, müssen<br />

die sozialen Sicherungssysteme den zu<br />

erwartenden Wandlungen früh genug<br />

angepasst werden, um finanzierbar zu<br />

bleiben. Diese Entwicklung hat unter<br />

Schlagwörtern wie „Riester“ mit dem<br />

Ziel der Förderung der Eigeninitiative<br />

bereits begonnen und wird sich fortsetzen.<br />

Die Deutschen werden in Zukunft<br />

also mehr privat vorsorgen müssen.<br />

Zahlreiche strategische Herausforderungen,<br />

hoher Wettbewerbsdruck,<br />

der demographische Wandel und eine<br />

Vielzahl von gesetzlichen Regelungen<br />

kennzeichnen die Situation der Banken<br />

in Deutschland. Dennoch, für ihr schwächelndes<br />

Privatkundengeschäft kann der<br />

Markt der Altersvorsorgeprodukte ein<br />

Revitalisierungsprogramm darstellen.<br />

Der typische Bankkunde muss heute auf<br />

zahlreiche makroskopische Einflüsse wie<br />

den aktuellen Stand der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung, zahlreiche steuerliche<br />

und rechtliche Rahmenbedingungen<br />

sowie natürlich die allgemeine<br />

wirtschaftliche Situation achten. Nur<br />

wenige Privatpersonen besitzen die<br />

für einen korrekten Umgang mit dieser<br />

Situation notwendigen fachlichen<br />

Qualifikationen. Die breite Masse der<br />

Bevölkerung, selbst einige Experten, sind<br />

heutzutage nicht mehr in der Lage, sich<br />

einen hinreichend genauen Überblick<br />

über den Vorsorgemarkt zu verschaffen.<br />

Genau auf dieser Schwierigkeit lässt<br />

sich ein Geschäftsmodell für Banken<br />

aufbauen. Bereits in den letzten Jahren<br />

haben Retailbanken in Deutschland<br />

zunehmend bankfremde Produkte wie<br />

Versicherungen oder Aktien verkauft.<br />

Im Rahmen eines strukturierten Geschäftsmodells<br />

können hier zusätzliche<br />

Chancen wahrgenommen werden.<br />

Es kann aber festgestellt werden, dass<br />

der Markt für Altersvorsorgeprodukte<br />

ein profitables Geschäftsfeld für Banken<br />

darstellt. Allerdings besitzen Banken mit<br />

einer hohen Marktdurchdringung, einer<br />

mittelgroßen Vermögensverwaltung und<br />

wenigen internen Problemen zahlreiche<br />

Wettbewerbsvorteile. Generell sind die<br />

Deutsche Bank, die Postbank und mit Abstrichen<br />

die Commerzbank, die kleineren<br />

Privatbanken und die genossenschaftlichen<br />

Institute auf den Wandel vorbereitet<br />

und begleiten ihn aktiv mit. So ist es eher<br />

unwahrscheinlich, dass der Großteil der<br />

Sparkassen in Deutschland seine relative<br />

Wettbewerbsfähigkeit verbessern kann.<br />

Insgesamt ist die demographische Herausforderung<br />

für die deutschen Banken<br />

Chance und Herausforderung. Positiv<br />

ist zunächst für den Finanzsektor und<br />

die gesamte Bundesrepublik die Tatsache,<br />

dass der sog. Asset-Meltdown<br />

<strong>aller</strong> Voraussicht nach nicht stattfindet.<br />

Die Chance neue Marktpotentiale zu<br />

erschließen wird also nicht von der<br />

Gefahr eines Zusammenbruchs der<br />

Kapitalmärkte überdeckt. Dennoch:<br />

Herausforderungen bleiben. Der Wandel<br />

im Bankensektor beschleunigt sich<br />

durch den Umbau des deutschen Rentensystems,<br />

es sind hohe Investitionen<br />

in den Vorsorgemarkt notwendig und<br />

neue Anforderungen werden an die<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

-1000<br />

-2000<br />

1993<br />

1996<br />

1999<br />

2002<br />

2005<br />

2008<br />

2011<br />

Vermögensverwaltung gestellt werden. Real AS-Gewinnszenarien anhand verschiedener Bankenbeispiele<br />

In Mio. €<br />

Postbank<br />

Deutsche Bank<br />

Sparkasse Stuttgart<br />

HVB<br />

Sparkasse Leipzig<br />

2014<br />

2017<br />

2020<br />

2023<br />

2026<br />

2029


78 POSTBANK FINANCE AWARD 79<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - ULM<br />

® 2004/05 - ULM<br />

Universität Ulm<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Rüdiger Kiesel<br />

Studentische Teammitglieder: Hjalmar Hagen, Johannes Konrad,<br />

Patrick Scherer, Shaohui Wang<br />

CPPI in der Privaten Altervorsorge<br />

Lebenszyklus –<br />

Vorsorgen oder Liquidität sichern<br />

Ein individuelles Lebenszyklusmodell und<br />

eine zugehörige Lebenszyklusstrategie zu<br />

erstellen, um herauszufinden, wann wie<br />

viel Geld für die Altersvorsorge verwendet<br />

werden kann, ist eine sinnvolle aber<br />

auch verantwortungsvolle Aufgabe des<br />

Finanzdienstleistungsunternehmens. Die<br />

Sparfähigkeit ist bei den einzelnen Bevölkerungsgruppen<br />

je nach Vermögen und<br />

Einkommen sehr unterschiedlich ausgeprägt.<br />

Ein großer Teil der Bevölkerung<br />

benutzt typischerweise Verbraucherkredite<br />

zur Aufrechterhaltung der Liquidität.<br />

Dadurch entsteht ein Konflikt zwischen<br />

Krediten und Altersvorsorge. Es muss<br />

beachtet werden, ob es sinnvoller ist,<br />

zuerst die Belastung durch Kreditraten zu<br />

verringern, also die Kredite zu einem großen<br />

Teil zurück zu zahlen, bevor mit der<br />

Altersvorsorge begonnen wird. Die Kreditzinsen<br />

sind meist höher als die erwirtschafteten<br />

Renditen in der Altersvorsorge.<br />

Allerdings darf mit der Altersvorsorge<br />

nicht zu spät begonnen werden, um das<br />

notwendige Kapital für die Erhaltung<br />

des Lebensstandards im Alter zu sichern.<br />

Die angebotenen Produkte müssen sich<br />

an den Bedürfnissen der Kunden orientieren<br />

und sollten flexibel bezüglich<br />

Ein- und Auszahlungen gestaltet werden.<br />

Riester-geförderte Fondsspar-<br />

und Auszahlungspläne<br />

Mit der Riester-Förderung ist für alle<br />

Bevölkerungsschichten der Anreiz<br />

geschaffen worden, staatlich gefördert<br />

etwas für die Altersvorsorge zu sparen.<br />

Ein nach dem AltZertG zertifiziertes Altersvorsorgeprodukt<br />

ist der so genannte<br />

Riester-Auszahlungsplan, der aus einer<br />

Ansparphase und einer Auszahlungsphase<br />

besteht. Die Auszahlungsphase<br />

ist zweigeteilt. Zwischen dem Rentenbeginn,<br />

der frühestens zum Alter 60 vereinbart<br />

werden kann und dem Alter 85 wird<br />

ein Fondsentnahmeplan mit Kapitalverzehr<br />

vereinbart und ab Alter 85 wird eine<br />

lebenslange Rente bezahlt, deren Prämie<br />

aus dem angesparten Vermögen zu Rentenbeginn<br />

entnommen wird. Er wird von<br />

Banken und Investmenthäusern in Zusammenarbeit<br />

mit einem Versicherungsunternehmen<br />

angeboten. In der Ansparphase<br />

werden die eingezahlten Beiträge<br />

meistens in einen oder mehrere Fonds<br />

angelegt und es werden unterschiedliche<br />

Kapitalanlagestrategien verwendet, um<br />

zum einen die gesetzlich vorgeschriebene<br />

Garantie der eingezahlten Beiträge zum<br />

Rentenbeginn abgeben zu können und<br />

zum anderen vor Rentenbeginn das aufgebaute<br />

Vermögen durch Rückzug aus<br />

den risikobehafteten Fonds zu sichern.<br />

Constant Proportion Portfolio Insurance<br />

in der Privaten Altersvorsorge<br />

In unserer Arbeit haben wir die Constant<br />

Proportion Portfolio Insurance (CPPI),<br />

eine Portfolioabsicherungsstrategie,<br />

auf diesen Auszahlungsplan angewendet.<br />

Dadurch entsteht die Möglichkeit,<br />

die Kapitalgarantie zu Rentenbeginn<br />

zu leisten und außerdem während der<br />

Auszahlungsphase das Kapital, das für<br />

die Auszahlung der Teilraten aus dem<br />

Fondsentnahmeplan notwendig ist,<br />

abzusichern, bei gleichzeitiger Investition<br />

in den Aktienmarkt, um höhere<br />

erwartete Renditen zu erzielen.<br />

Die CPPI-Strategie besteht aus<br />

einer Rechenvorschrift, die zu jedem<br />

vereinbarten Umschichtungs- bzw.<br />

Überprüfungstermin, z.B. monatlich,<br />

angewendet wird und durch die sich<br />

die Aufteilung des Vermögens in eine<br />

risikobehaftete und eine risikoarme<br />

bzw. risikolose Anlage ergibt.<br />

Am Markt angebotene Auszahlungspläne<br />

setzen oft auf so genannte<br />

Lifestylestrategien, die zu bestimmten<br />

Zeitpunkten vor Rentenbeginn die<br />

Investition in die riskobehaftete Anlage<br />

reduzieren, um erreichtes Vermögen<br />

zu sichern. Denn nichts ist schlimmer<br />

als ein Börsencrash kurz vor Rentenbeginn.<br />

Es ist aber umstritten, ob diese<br />

Reduzierung einen ausreichenden<br />

Schutz bietet, da ein Börsencrash bzw.<br />

eine schlechte Aktienmarktsituation<br />

vor dem Lifestylebeginn nicht abgesichert<br />

ist, im Gegensatz zur CPPI.<br />

CPPI bietet auch Vorteile im Vergleich<br />

zur Portfolio Insurance mit Put-Optionen,<br />

wegen seiner Einfachheit und<br />

Transparenz, da keine Kenntnisse<br />

der Options-Preis-Theorie notwendig<br />

sind und im einfachsten Fall keine<br />

Annahmen über die Verteilung der<br />

Anlagen getroffen werden muss.<br />

Die Integration der CPPI-Strategie in<br />

die Anspar- und Auszahlungsphase<br />

stellt kein großes Problem dar, da die zu<br />

sichernde Wertuntergrenze des Portfolios,<br />

der so genannte Floor, je nach Phase<br />

und Garantie angepasst werden kann.<br />

Bei laufender Beitragszahlung ist die<br />

Gefahr des frühen Absinkens unter<br />

den Floor aufgrund einer schlechten<br />

Börsensituation nicht besonders groß,<br />

da regelmäßig neues Kapital in das<br />

Portfolio fließt. Weitere in der Strategie<br />

verwendete Parameter zur Aufteilung<br />

des Vermögens in die zwei Risikoklassen<br />

können je nach Risikoaversion des Kunden<br />

abgeleitet und angepasst werden.<br />

Wird nicht nur ein Kundenportfolio,<br />

sondern mehrere gemeinsam betrachtet<br />

und gemanagt, bietet die kollektive<br />

CPPI die Möglichkeit einen höheren Teil<br />

des Gesamtportfolios in die risikobehaftete<br />

Anlage zu investieren, was den<br />

Vorteil mit sich bringt, dass eine höhere<br />

langfristige Rendite zu erwarten ist.<br />

Um sicherheitsorientierte und risikobereite<br />

Kunden gleichermaßen ansprechen<br />

zu können, bietet sich ein flexibler<br />

Auszahlungsplan mit integrierter<br />

CPPI-Strategie an, da dieses Produkt<br />

an die individuellen Eigenschaften des<br />

Kunden und somit auch an ein Lebenszyklusmodell<br />

angepasst werden kann.


80 POSTBANK FINANCE AWARD 81<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - VILLINGEN-SCHWENNIGEN<br />

® 2004/05 - ULM<br />

Universität Ulm<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Gunter Löffler<br />

Studentische Teammitglieder: Gregor Hamme, Jan-Hendrik Otte,<br />

Thomas Verchow<br />

Einkommensantizipation<br />

Wie künftig verdientes Kapital bereits<br />

heute konsumiert werden kann<br />

Das Dilemma ist bekannt: Das erste Auto<br />

muss her, die erste Wohnung soll eingerichtet<br />

werden, Sommer- oder Skiurlaub<br />

wird gebucht, Heirat und Familiengründung<br />

steht auf dem Plan und soll<br />

ebenso seine Verwirklichung finden wie<br />

der Traum vom eigenen Häuschen im<br />

Grünen. Doch dazu benötigt der Mensch<br />

Geld – und dies schon in jungen Jahren.<br />

Motorrad fahren macht in jungen Jahren<br />

einfach mehr Spaß als im hohen Alter.<br />

Doch leider klafft besonders zu Beginn<br />

des Berufslebens zwischen Gehalt und<br />

benötigtem Kapital zur Erfüllung der<br />

Wünsche eine erhebliche Lücke. Je nach<br />

Grad der Ausbildung und Art der beruflichen<br />

Tätigkeit ist diese kleiner oder<br />

größer und wird sich in der Zukunft<br />

auch weiter oder weniger weit schließen<br />

können. Im Gegensatz zu diesem Kapitalmangel<br />

im jungen Jahren erhalten im<br />

Alter viele Menschen mehr Geld, als sie<br />

tatsächlich zum Halten ihres Lebensstandards<br />

benötigen: Die Immobilie ist längst<br />

abbezahlt, das Cabrio verkauft, da man<br />

den Zug nicht mehr so gut verträgt und<br />

das Fahren mit einer Heizdecke auf dem<br />

Schoß nicht stilecht ist. Über das angesammelte<br />

Geld freuen sich Enkel und<br />

Erben. Wehmütig mag da mancher an<br />

die ungenutzten Gelegenheiten in jungen<br />

Jahren zurückdenken, als mangels<br />

Geld so viele Träume unerfüllt blieben<br />

– und die heute mangels Gesundheit unerfüllbar<br />

bleiben werden. Doch müssen<br />

diese verpassten Chancen wirklich sein?<br />

Genau an dieser Frage setzt das Modell<br />

der Einkommensantizipation, das<br />

Vorziehen künftiger Einnahmen in<br />

die Gegenwart, an. Eine Strategie für<br />

das Leben sollte nicht erst mit dem<br />

Eintritt ins Berufsleben beginnen.<br />

Ebenso darf sie nicht nur aus Vorsorge<br />

bestehen, sondern sollte auch die<br />

frühzeitige Versorgung sicherstellen.<br />

Ausgehend von der heutigen Situation<br />

und wahrscheinlichen Entwicklungen<br />

wird bis zum Eintritt in das Rentenalter<br />

das künftige Einkommen abgeleitet. Die<br />

sich hieraus ergebenden Werte werden<br />

um einen Risikoabschlag vermindert,<br />

der sich aus einem festen und einem<br />

zeitabhängigen Wert zusammensetzt.<br />

Einkünfte werden um einen umso<br />

stärkeren Wert vermindert, je unsicherer<br />

sie vorhergesagt werden können.<br />

Somit kann dem Kunden anhand einer<br />

Kennzahl – die Summe seines derzeitigen<br />

Vermögens und dem barwertigen<br />

zukünftigen Vermögen – sein finanzieller<br />

Spielraum aufgezeigt werden.<br />

Dieser stellt das gegenwärtig verfügbare<br />

Kapital dar, mit dem z.B. eine<br />

Ausbildung finanziert werden kann.<br />

Damit wird die Möglichkeit geschaffen,<br />

teure Anschaffungen, wie z.B. das<br />

Motorrad, dann tätigen zu können,<br />

wenn sie den größten Nutzen stiften.<br />

Für die Berater der Finanzdienstleistungsbranche<br />

eröffnet sich ein enormes<br />

Potenzial umfassender Beraterleistungen,<br />

welches nicht nur im Umfang,<br />

sondern auch in der Tiefe ausgebaut<br />

werden muss. Lohn dieser Anstrengungen<br />

ist eine nachhaltige Kundenbindung<br />

– die ein Leben lang hält.<br />

Berufsakademie Villingen-Schwenningen<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Marcus Vögtle<br />

Studentische Teammitglieder: Hanno Dachwitz, Andreas Geiger,<br />

Björn Lenzner, Sandra Neumann, Simon Schulz<br />

Financial Planning für alle -<br />

bedarfsgerechte Altersvorsorge<br />

mit standardisierten Produkten<br />

Gravierende gesetzliche und steuerliche<br />

Veränderungen verbunden mit<br />

der demographischen Entwicklung,<br />

welche die gesetzlichen Rentensysteme<br />

zusätzlich belasten, stellen neue Anforderungen<br />

an die Beratung von Kunden<br />

hinsichtlich ihrer Altersvorsorge. Das<br />

hier zu erschließende Marktpotenzial<br />

versuchen <strong>aller</strong>dings nicht nur Banken<br />

zu erschließen - auch Versicherungen als<br />

klassische Anbieter von Altersvorsorgeprodukten<br />

und freie Finanzdienstleister<br />

kämpfen um Marktanteile. Banken sind<br />

daher gefordert, sich von ihrer Konkurrenz<br />

abzuheben, was jedoch durch die<br />

Immaterialität der Produkte und eine<br />

weit verbreitete Unwissenheit in Bezug<br />

auf die weite Palette verschiedenster<br />

Anlageprodukte erschwert wird. Mögliche<br />

Alleinstellungsmerkmale müssen<br />

daher durch die Art des Vertriebs und die<br />

Qualität der Beratung entstehen. Durch<br />

diese Abgrenzung können Kunden langfristig<br />

an die Bank gebunden werden.<br />

Einen Ansatz für solch ein neues Beratungsmodell<br />

zur Altersvorsorge bietet<br />

das bereits aus dem Private Banking<br />

bekannte Financial Planning. Es beginnt<br />

mit der Bestandsaufnahme sämtlicher<br />

Vermögensgegenstände, der getroffenen<br />

Vorsorgemaßnahmen und der<br />

Pläne des Kunden für seinen Ruhestand.<br />

Dabei können durch einen Abgleich<br />

der Ist-Situation mit der Rentenplanung<br />

des Kunden Versorgungslücken<br />

aufgedeckt werden, die der Kundenberater<br />

anschließend durch einen Maßnahmenplan<br />

zu schließen versucht.<br />

Aus dem Private Banking ist bekannt,<br />

dass bereits die Erstellung eines Finanzplans<br />

mit erheblichen Kosten verbunden<br />

ist. Dies schränkt die Übertragbarkeit auf<br />

das Retailgeschäft der Banken deutlich<br />

ein. Es müssen daher mittels verschiedener<br />

Maßnahmen die Kosten gesenkt<br />

werden. Darunter fallen eine höchstmögliche<br />

Standardisierung der Hintergrundprozesse<br />

und die Beschränkung auf<br />

einen themenbezogenen Finanzplan, der<br />

den Einsatz von Spezialisten verringert.<br />

Der Standardisierung kann unter anderem<br />

durch ein Altersvorsorgemodell in<br />

verschiedenen Schichten – Aktuelle Absicherung,<br />

Armutsvermeidung, Lebensstandardsicherung,Lebensqualitätssicherung<br />

– Rechnung getragen werden. Erst<br />

wenn eine Schicht erfolgreich abgedeckt<br />

wurde, kann in die nächste Stufe des<br />

Modells investiert werden. So muss beispielsweise<br />

zunächst das Humankapital<br />

des Angestellten durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

abgesichert sein,<br />

bevor er einen Vorsorgeplan bespart.<br />

Ansonsten droht bei einem Verlust seiner<br />

Arbeitskraft das gesamte Altersvorsorgeportfolio<br />

zusammenzubrechen, da<br />

die Beiträge für die einzelnen Bausteine<br />

nicht mehr bezahlt werden können.<br />

Allerdings unterliegt der Mensch in<br />

seinem Leben vielen Veränderungen, die<br />

neue oder veränderte Anforderungen an<br />

seine Altersvorsorge stellen. Man spricht<br />

hier von so genannten Wechselfällen,<br />

die sowohl positiven (z.B. Gehaltserhöhung),<br />

als auch negativen (z.B. Berufsunfähigkeit)<br />

Charakter haben können.<br />

Da jedoch viele Kunden bei Eintreten<br />

eines solchen Wechselfalls nicht von sich<br />

aus auf ihren Berater zukommen, müssen<br />

Vorgänge definiert werden, an denen der<br />

Berater erkennt, dass beim Kunden eine<br />

veränderte Situation vorliegt. Im Folgenden<br />

kann der Kunde dann gezielt auf<br />

diese Veränderung angesprochen und<br />

der bisherige Maßnahmenplan den neuen<br />

Gegebenheiten angepasst werden.


82 POSTBANK FINANCE AWARD 83<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - WIEN<br />

® 2004/05 - VILLINGEN-SCHWENNIGEN<br />

Auch dieser Ablauf kann in einem großen<br />

Maß standardisiert werden, um ihn auch<br />

im Retailgeschäft anbieten zu können.<br />

Von speziellen Softwarelösungen, die<br />

mögliche Veränderungen im Zahlungsverkehr<br />

des Kunden erkennen, bis hin zu<br />

konkreten Produktvorschlägen, die den<br />

einzelnen Wechselfällen zugeordnet sind,<br />

bieten sich hier viele Lösungsansätze.<br />

Die Zukunft der Kundenberatung im<br />

Retailgeschäft bietet viele Möglichkeiten<br />

zur Optimierung. Eine interessante<br />

Variante stellt die oben beschriebene<br />

Verbindung aus einem anfänglichen<br />

Finanzplan auf Basis eines Schichtenmodells<br />

und der darauf folgenden individuellen<br />

Ansprache beim Auftreten von<br />

Wechselfällen im Leben des Kunden dar.<br />

Die dadurch wachsende Kundenbindung<br />

und die individuelle Kundenberatung<br />

können zu einer Bestandsausschöpfung,<br />

d.h. steigenden durchschnittlichen<br />

Kundenerträgen, führen und<br />

zur Gewinnung neuer Kunden durch<br />

eine erfolgreiche Positionierung am<br />

Altersvorsorgemarkt beitragen.<br />

Durch den Einsatz moderner EDV und<br />

optimierter Prozesse lässt sich hier<br />

sogar der Widerspruch zwischen Individualberatung<br />

und Standardisierung<br />

überwinden und eine qualifizierte<br />

Kundenberatung mit konkurrenzfähigen<br />

Kostenstrukturen verbinden.<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Leonhard Bauer<br />

Studentische Teammitglieder: Christoph Meineke, Eva Nussmüller,<br />

Georg Weiers<br />

PRIVATE ALTERSVORSORGE<br />

EIN INTERGENERATIVES DILEMMA<br />

In der öffentlichen Diskussion um die<br />

zukünftige Alterssicherung gewinnen<br />

nicht nur mehrheitsfähige politische,<br />

sondern vielmehr die Sachzwänge volkswirtschaftlicher<br />

Implikationen stärker<br />

an Bedeutung. Aufgrund zahlreicher<br />

limitierender Faktoren wie der demographischen<br />

Entwicklung, der konjunkturellen<br />

Schwächephase oder einer immer<br />

mobileren internationalen Arbeitnehmerschaft<br />

ist die Sicherung der finanziellen<br />

Unabhängigkeit ohne allzu große<br />

Einschränkung des Lebensstandards nach<br />

Ende des Berufslebens keineswegs mehr<br />

auf dem bisherigen Weg einer umfassenden<br />

staatlichen Fürsorge zu bestreiten.<br />

Der Rückzug des Staates bietet den<br />

Instituten des kreditwirtschaftlichen<br />

Sektors dabei Chancen, ihre Geschäftsfelder<br />

auszuweiten und im bisherigen<br />

Bereich staatlich garantierter und generierter<br />

Vorsorge ein margenträchtiges<br />

Geschäft aufzubauen. Allerdings ist bei<br />

der strategischen Planung zu berücksichtigen,<br />

daß generationenübergreifend<br />

ein gemeinsamer Kapitalstock genutzt<br />

werden muß, der die Frage aufwirft,<br />

wer welche Anteile und Nutzungsrechte<br />

an ihm hält. Erst wenn man diese<br />

ökonomischen Limitierungen, denen die<br />

politische Frage der Teilhabe zugrunde<br />

liegt, in die strategische Planung der<br />

Banken einbezieht, läßt sich langfristig<br />

die Geschäftsplanung operationalisieren.<br />

Grundlage <strong>aller</strong> Überlegungen bildet die<br />

Lebenszyklus-Hypothese. Diese basiert<br />

auf der Vorstellung, daß ein Individuum<br />

nicht sein ganzes Leben lang produktiv<br />

tätig sein kann, das heißt Einkommen<br />

generiert. Vielmehr bringt es bedeutende<br />

Strecken seines Lebens damit zu, lediglich<br />

zu konsumieren, das heißt sich entweder<br />

auf eigene Kosten oder aber auf Kosten<br />

anderer produktiver Gesellschaftsmitglieder<br />

zu unterhalten. Elementare Aufgabe<br />

der Banken wird es sein, in diesen<br />

rein konsumptiven Phasen den Kunden<br />

monetäre Konsumkraft zur Verfügung zu<br />

stellen und damit neuartige Bankgeschäfte<br />

zu bestreiten. Der Rückzug des Staates<br />

eröffnet in diesem Falle viele Möglichkeiten,<br />

sei es eben bei der Sicherung<br />

der Altersbezüge oder beispielsweise<br />

bei der Finanzierung der Ausbildung.<br />

Um sich den Lebensstandard zu sichern,<br />

müssen wir davon ausgehen, die ältere<br />

Generation will entsparen, das heißt vom<br />

Kapitalstock zehren will. Das Interesse<br />

der jungen Generation liegt darin, ihn<br />

möglichst beizubehalten, das heißt, ihn<br />

nicht einzutauschen. Es kommt zu einem<br />

potenziellen Konflikt um die Realisierung<br />

von Konsum- oder Produktionsmöglichkeiten.<br />

Volkswirtschaftlich ergibt sich<br />

folgendes Problem: Das Geschäftsfeld<br />

liegt genau im Intermediärbereich der<br />

Ressourcenallokation. Im intergenerativen<br />

Umverteilungsprozeß obliegt<br />

der Bank eine Mittlerfunktion, die cum<br />

grano salis gesprochen ihrer bisherigen<br />

Funktion als Intermediär ähnelt, <strong>aller</strong>dings<br />

um eine völlig neue Problemfeld-<br />

Dimension ergänzt wird. Die Sensitivität<br />

der distributiven Aspekte werden<br />

ebenso vom Staat in den Privatsektor<br />

übertragen wie die potenzielle Labilität<br />

eines durch den Generationenkonflikt<br />

instabilen Systems mit unsicheren,<br />

weil neuen Verfahren zur Aufteilung<br />

bzw. Nutzung des Kapitalstocks.<br />

Rekurrieren wir kurz den dynamischen<br />

Aspekt im Sinne eines intergenerativen<br />

Umverteilungsprozesses: Um sich den


84 POSTBANK FINANCE AWARD 85<br />

® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - ZITTAU/GÖRLITZ<br />

® 2004/05 - WIEN<br />

Lebensstandard zu sichern, müssen wir<br />

davon ausgehen, die ältere Generation<br />

will entsparen, das heißt vom Kapitalstock<br />

zehren. Das Interesse der jungen<br />

Generation liegt darin, ihn möglichst<br />

beizubehalten, das heißt, ihn nicht einzutauschen.<br />

Es kommt zu einem potenziellen<br />

Konflikt um die Realisierung von<br />

Konsum- oder Produktionsmöglichkeiten.<br />

Grundsätzlich ist also keineswegs nur ein<br />

Wachstumspotenzial als Geschäftsfeld<br />

anzusehen, vielmehr sind die sich durch<br />

Schrumpfungen ergebenden Freiräume<br />

operativ zu nutzen und vor allem im Verbund<br />

mit den „Partnern im Wettbewerb“<br />

(sehen wir die Konkurrenz in diesem Falle<br />

als solche an) regulativ offen zu halten.<br />

<strong>Hochschule</strong> Zittau/Görlitz (FH)<br />

Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Clemens Renker,<br />

Studentische Teammitglieder: Philipp Düring, Agnieszka Prosyniak,<br />

Tom Quenstedt, Michael Richter, Patrick Stephan<br />

Der Markt der privaten Altersvorsorge<br />

zeichnet sich durch drei Tatsachen<br />

aus: zum einen handelt es sich wie bei<br />

allen Finanzdienstleistungen um ein<br />

immaterielles Gut, was nicht auf Vorrat<br />

produziert werden kann. Zum anderen<br />

existiert am Markt eine Vielzahl von<br />

Produktangeboten, die darüber hinaus<br />

eine tiefgehende Homogenität aufweisen.<br />

Man spricht in diesem Falle auch<br />

von einer hohen Wettbewerbsintensität.<br />

Den einzigen Ausweg bietet hier<br />

eine starke Differenzierung des Produktangebotes<br />

gegenüber der Konkurrenz<br />

sowie die Fokussierung des<br />

Unternehmens auf den Kunden.<br />

Insgesamt ergeben sich daraus drei<br />

Hauptanforderungen an eine Bank:<br />

Emotionalisierung des Produktes,<br />

die Ausrichtung des Produkt-Angebotes<br />

auf die Bedürfnisse des<br />

Kunden (Bedarfslebenszyklus)<br />

sowie das zeitige Gewinnen<br />

(Recruitment) und lange Halten<br />

(Retention) des Kunden.<br />

Heruntergebrochen auf die Produktentwicklung<br />

bedeutet dies, durch Kombination<br />

der immateriellen Finanzdienstleistungen<br />

mit Konsumgüterprodukten (auf<br />

Kooperationsbasis) eine höhere Schlagkraft<br />

zu entwickeln. Ebenso müssen die<br />

Produkte miteinander verzahnt werden,<br />

so dass es dem Kunden möglich ist,<br />

unkompliziert von Produkt zu Produkt zu<br />

wechseln. Dies wird unabdingbar sein,<br />

um dem Kunden Phase um Phase das<br />

passende Leistungsangebot zu unterbreiten<br />

und ihn so an die Bank zu binden.<br />

Unter diesen Gesichtspunkten wurde<br />

vom Teilnehmer-Team eine Vielzahl<br />

von Produkt-Ansätzen generiert.<br />

Eine Übersicht über diese ist in der<br />

folgenden Grafik abgebildet.<br />

Profi tabilität<br />

Loyalität<br />

Cash for Kids<br />

Enkelkonto<br />

Konto 16+<br />

Festzins-Floater<br />

Car & Spar<br />

Festzins-Floater<br />

Spartopf BaföG<br />

Postbank study pack<br />

Postbank Altersvorsorge<br />

Eltern-Vorsorge<br />

Car & Spar<br />

Festzins-Floater<br />

Eltern-Vorsorge<br />

Gesund ins Alter<br />

Invest and Travel<br />

Postbank Altersvorsorge<br />

Car & Spar<br />

Festzins-Floater<br />

Eltern-Vorsorge<br />

Gesund ins Alter<br />

Invest and Travel<br />

Enkel-Konto<br />

Zwei(n)samkeit<br />

0-16 Jahre 16-19 Jahre 20-29 Jahre 30-50 Jahre 50-60 Jahre 60- ....Jahre<br />

Übersicht über die Produktideen anhand des Bedarfslebenszyklus<br />

Vorstellung der<br />

einzelnen Produktvorschläge:<br />

Cash for kids<br />

Verknüpfung eines Sparplanes mit<br />

Konsumgüterprodukten; für Kinder<br />

(als Einzahler fungieren die Eltern)<br />

Konto 16+<br />

Girokonto, was auf eine bestimmte<br />

Guthaben-Höhe gedeckelt<br />

ist. Alle Beträge, die am Stichtag<br />

über dem Limit liegen, werden<br />

auf ein Sparkonto transferiert;<br />

spricht Jugendliche ab 16 an<br />

Festzins-Floater<br />

Anlageprodukt, dessen Zins am<br />

EURIBOR gekoppelt ist (Grundverzinsung<br />

– EURIBOR)<br />

Car & Spar<br />

Enkel-Konto<br />

Zwei(n)samkeit<br />

Gesund ins Alter<br />

Lebensalter/Zeit


86 POSTBANK FINANCE AWARD 87<br />

® 2004/05 - ZITTAU/GÖRLITZ<br />

Car&Spar<br />

Verknüpfung einer Sparanlage mit KfZ-<br />

Versicherung, 10% Ermäßigung bei<br />

Abschluß über die Postbank, Prämie<br />

auf Sparguthaben bei Unfallfreiheit<br />

Spartopf Bafög<br />

Student zahlt schon während des Studiums<br />

monatliche Raten ein, um nach<br />

Studienende sofort Bafög zurückzahlen<br />

zu können, attraktive Verzinsung<br />

Postbank study pack<br />

Studenten erhalten eine materielle<br />

Sachleistung in Form eines Notebooks<br />

oder Einrichtungsgutscheines,<br />

Abschluß eines Kredites, dessen<br />

Rate nach Kreditende in die<br />

Altersvorsorge einfließt<br />

Elternvorsorge<br />

Kunde zahlt über eine längere Laufzeit<br />

einen Betrag auf ein Anlage-<br />

Konto, dessen Mittel den Eltern im<br />

Rentenalter als zusätzliche finanzielle<br />

Absicherung zur Verfügung stehen<br />

Gesund ins Alter<br />

Kombination von einem Gesundheitskonto<br />

(ähnlich einer<br />

Zusatzkrankenversicherung) und<br />

der privaten Altersvorsorge<br />

Invest and Travel<br />

Verknüpfung einer Altersvorsorgemaßnahme<br />

mit der Leistung<br />

eines Touristik-Unternehmens<br />

Postbank-Enkelkonto<br />

Großeltern zahlen Betrag für<br />

Enkel in eine Anlageform, Enkel<br />

führt diese Anlageform für seine<br />

eigene Altersvorsorge weiter<br />

Zwei(n)samkeit<br />

Ein Paar kann gemeinsam für<br />

die Altersvorsorge sparen<br />

Postbank-Altersvorsorge<br />

Die Investition in Postbank-<br />

Aktien als Möglichkeit der<br />

privaten Altersvorsorge<br />

Der Postbank Finance Award ®

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