Essays aller teilgenommenen Teams - Hochschule Merseburg
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46 POSTBANK FINANCE AWARD 47<br />
® POSTBANK FINANCE AWARD 2004/05 - JENA<br />
® 2004/05 - JENA<br />
Fachhochschule Jena<br />
Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Helmut Geyer<br />
Studentische Teammitglieder: Robert Höfig, Thomas Schönfeld,<br />
Carsten Wagner<br />
Die Bevölkerungsstruktur Deutschlands<br />
wird in den nächsten Jahrzehnten einen<br />
demographischen Wandel vollziehen.<br />
Unsere sozialen Sicherungssysteme sind<br />
aufgrund dieser Veränderungen in der<br />
heutigen Form zukünftig nicht mehr<br />
finanzierbar. Die vorliegende Arbeit<br />
betrachtet in diesem Zusammenhang<br />
abgegrenzt die Alterssicherungssysteme.<br />
Die umlagenfinanzierte gesetzliche<br />
Rentenversicherung alleine kann in ihrer<br />
jetzigen Form für zukünftige Generationen<br />
keine ausreichende Absicherung<br />
im Alter garantieren. Nur eine kapitalgedeckte<br />
private Altersvorsorge als<br />
zusätzliche Säule der Einkünfte im Alter<br />
kann diese Lücke schließen. Da der Staat<br />
und die Versicherungswirtschaft gleichermaßen<br />
von einer privaten Eigenvorsorge<br />
des Bürgers profitieren, forcieren<br />
sie ihre Anstrengungen und versuchen<br />
durch umfangreiche Informationen und<br />
geförderte Produkte vielfältige Vorsorgeanreize<br />
zu setzten. Die Ergebnisse<br />
bleiben jedoch hinter den Erwartungen<br />
zurück. Umfragen zufolge sind zwar drei<br />
Viertel der Erwerbstätigen der Meinung,<br />
die Versorgungslücke durch private<br />
Altersvorsorge schließen zu müssen,<br />
aber nur acht Prozent haben bereits<br />
einen Vertrag abgeschlossen. 1 Welche<br />
Gründe gibt es für die Zurückhaltung?<br />
An dieser entscheidenden Stelle setzt die<br />
vorliegende Arbeit an. Die systematische<br />
„Fehlersuche“ macht eine chronologische<br />
Einteilung der Altersvorsorge nach<br />
ihrer Entstehung notwendig. Betrachtet<br />
werden drei Phasen: die Entscheidungsphase,<br />
die Ressourcenabschätzung und<br />
die Produktwahl. In der Entscheidungsphase<br />
soll festgestellt werden, ob Bürger<br />
sich bewusst gegen Altersvorsorge<br />
entscheiden oder ihre Zurückhaltung<br />
aus einer mangelnden Wahrnehmung<br />
der Altersvorsorgeproblematik resultiert.<br />
Letzteres konnte im Rahmen der Arbeit<br />
widerlegt werden. Dagegen stellten<br />
die Autoren fest, dass auf dem zu<br />
befriedigenden Sicherheitsbedürfnis, zu<br />
dem auch die Altersvorsorge zählt, drei<br />
Motivationshemmer lasten. Zum einen<br />
bewirkt eine zu geringe Informationspersonalisierung,<br />
dass keine Transformation<br />
des abstrakten Problems der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung in ein individuelles<br />
Vorsorgeproblem erfolgt. Eine mögliche<br />
Lösung wäre die Visualisierung der<br />
persönlichen Rentenansprüche durch die<br />
institutsinterne Einbindung eines informativen<br />
Vorsorgemoduls in die bestehende<br />
Online-Banking-Maske oder die<br />
Schaffung eines institutsübergreifenden<br />
Renteninformationssystems nach dem<br />
dänischen Vorbild „PensionsInfo“. Als<br />
weitere Motivationshemmer werden von<br />
den Autoren die Zeitpräferenzrate von<br />
Konsum und Sparneigung, der überdurchschnittlich<br />
steigende Wertverfall<br />
von weit in der Zukunft liegenden Einzahlungen<br />
(hyperbolische Abdiskontierung)<br />
sowie die suggerierte Sicherheit einer<br />
gesetzlichen „Restrente“ identifiziert.<br />
Die Phase der Ressourcenabschätzung<br />
umfasst die Fragestellung, ob private<br />
Altersvorsorge als zusätzliche Belastung<br />
durch den Bürger finanzierbar ist. Hier<br />
ergab sich ein gemischtes Bild. Einem<br />
Teil der Haushalte fehlt die Sparfähigkeit,<br />
die jedoch Voraussetzung der privaten<br />
Altersvorsorge ist. Die staatliche Sparförderung<br />
läuft hier ins Leere. Der weit<br />
größere Teil der Bevölkerung wäre jedoch<br />
grundsätzlich in der Lage, die finanziellen<br />
Mittel für seine private Vorsorge aus der<br />
vorhandenen Sparleistung aufzubringen.<br />
Fehlende finanzielle Mittel sind somit<br />
kein Grund für die Zurückhaltung in<br />
Vorsorgedingen. Ein wichtiger Bestandteil<br />
der Arbeit ist die Betrachtung der Phase<br />
der Produktwahl. Auch wenn Vorsorgeprodukte<br />
durch gesetzliche Vorgaben bereits<br />
an Transparenz und Vergleichbarkeit<br />
gewonnen haben, offenbaren sich noch<br />
große Mängel. Viele Kunden scheitern<br />
an unflexiblen Vertragsbedingungen, die<br />
wenig Rücksicht auf vorhersehbare wie<br />
plötzliche Lebensumstände nehmen. Vorzeitige<br />
Kündigungen führen in der Folge<br />
zum Abbruch von Kundenbeziehungen<br />
und im schlimmsten Fall auch zum Abbruch<br />
sämtlicher Vorsorgebemühungen.<br />
Ein möglicher Lösungsansatz wird in der<br />
Trennung von Grundsatzentscheidung<br />
für Vorsorge und Produktwahl gesehen.<br />
Weiterhin zeigen die Autoren auf, wie<br />
im Rahmen einer Weiterentwicklung<br />
des Target Costing zum Target Insuring<br />
flexible und streng an den Kundenbedürfnissen<br />
orientierte Vorsorgeprodukte<br />
der Zukunft kalkuliert werden können.<br />
Überblickend stellen die Autoren fest,<br />
dass private Altersvorsorge im Rahmen<br />
eines Allfinanzkonzepts eines<br />
der wichtigsten Geschäftsfelder der<br />
Banken darstellt. Dabei ist die Motivation<br />
der Bürger und die Flexibilisierung<br />
der angebotenen Vorsorgeprodukte<br />
ein unerlässlicher Schritt, um Kunden<br />
über den gesamten Lebenszyklus hinweg<br />
an die Bank binden zu können.<br />
¹ Vgl. Bundesverband deutscher Banken,<br />
Argumente zum Finanzmarkt, (2002), S.3.