Schule anders – nur ein Traum? Protokoll zum Vortrag Prof. Gleich
Schule anders – nur ein Traum? Protokoll zum Vortrag Prof. Gleich
Schule anders – nur ein Traum? Protokoll zum Vortrag Prof. Gleich
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Schule</strong> <strong>anders</strong> <strong>–</strong> <strong>nur</strong> <strong>ein</strong> <strong>Traum</strong>?<br />
<strong>Protokoll</strong> <strong>zum</strong> <strong>Vortrag</strong> <strong>Prof</strong>. <strong>Gleich</strong><br />
Was ist los in der <strong>Schule</strong>? Was geht ab?<br />
Wir haben <strong>ein</strong>e „Bildungsrepublik“ Deutschland<br />
Diese ist <strong>ein</strong>geteilt in 5 Bildungsbereiche. Für diese Bildungsbereiche wurden<br />
Strukturveränderungen zur Verbesserung der Bildung geplant:<br />
1. Elementarbereich (Vorschule, Kiga)<br />
Orientierungspläne für Erzieherinnen, Evaluation<br />
2. Primarbereich (Grundschule)<br />
Fremdsprache ab 1. Klasse, flexible <strong>Schule</strong>ingangsphasen, flächendeckende<br />
Ganztagsschulen, verlässliche Grundschule, Evaluation<br />
3. Sekundarbereich I (Mittelschule)<br />
Bereicharbeiten, Evaluation, verkürzte Anwesenheitszeiten, Übergänge<br />
zwischen den <strong>Schule</strong>n<br />
4. Sekundarbereich II (Abitur und berufliche Gymnasien)<br />
Standardisierung (Vergleichsarbeiten), zentrales Abitur, Erweiterung:<br />
berufliche Gymnasien, Evaluation<br />
5. Tertiärbereich (Studium, Abschlüsse, Graduationen)<br />
Modularisierung der Studien, gestufte Abschlüsse, Graduierungsschulen,<br />
verkürzte Studienzeiten, Ranking, Anerkennung von Studienzeiten<br />
Anlass war 1997 die Konstanzer Beschlüsse der Bildungsminister der Bundesländer,<br />
die <strong>ein</strong>e Systemänderung forderten. Das inputorientierte Lernen soll<br />
outputorientierter strukturiert werden, Leitprinzip sollte nicht mehr s<strong>ein</strong>: Geld, egal,<br />
was rauskommt, sondern „Viele Schüler - viel Geld, wenig Schüler, wenig Geld“<br />
(Geld folgt den Schülern)<br />
Warum?<br />
Internationale Vergleiche wie IGLU, TIMS und PISA haben gezeigt, dass den<br />
deutschen Schülern sog. Kompetenzen fehlen. Über den frontalen Unterricht wird<br />
zwar Wissen vermittelt, zusätzlich sollen die neuen Bildungspläne die Kompetenz<br />
verschaffen, in anderen Bereichen oder Themen ihr Wissen um- bzw. <strong>ein</strong>zusetzen.<br />
Mängel wurde aufgelistet:<br />
1. Deutschland schnitt in den Studien schlecht ab, was auf <strong>ein</strong>e zu große<br />
Steuerung zurückzuführen ist,<br />
2. die Studienabgänger waren zu alt,<br />
3. nicht alle Kinder haben die gleichen Chancen,<br />
4. die Jungen schneiden schlechter (im Mittel 0.8 Notenpunkte) ab, und <strong>nur</strong> 46%<br />
der Abiturienten sind Jungs.<br />
Nach PISA soll nun outputorientiert gelehrt werden, die Effektivität des Gelernten soll<br />
geprüft und verbessert werden. Erreicht kann dies <strong>nur</strong> über <strong>ein</strong>e Änderung der<br />
<strong>Schule</strong>.
Man erkannte, dass<br />
a. in der frühen Kindheit ist Lernen wichtig ist,<br />
b. <strong>ein</strong>e „Biologie des Lernens“,<br />
c. die Familienstruktur sich verändert hat, d.h. es herrschten früher preußische<br />
Strukturen, woraus sich <strong>ein</strong> anderen Schulkonzept entwickelte als z.B. in<br />
Finnland, und auch die Zahl der All<strong>ein</strong>erziehenden steigt, Eltern müssen<br />
„flexibel“ arbeiten<br />
Reaktionen auf PISA und Co<br />
1. die Gruppe derer, die sagten: „Ohne mich“,<br />
2. andere m<strong>ein</strong>ten, die Lehrer seien schuld,<br />
3. die „Lösungssucher“, die alles ändern wollen wegen PISA. Es war die..<br />
a. Stunde der Chaoten,<br />
b. Stunde der Gladiatoren (wollten Finnland übertragen. Dies ist aber<br />
aufgrund der Verschiedenheit der Länder (Populationsverteilung<br />
und Homogenität) nicht möglich,<br />
c. Stunde der Ver<strong>ein</strong>facher (die, die schon alles wissen: ....es liegt<br />
an der Disziplin, ...es liegt an der Führungskultur der <strong>Schule</strong>),<br />
d. Stunde der Radikalen, die der Auffassung sind, die <strong>Schule</strong> muss<br />
radikal geändert werden<br />
e. und die der Flüchtlinge, die ihre Kinder auf Privatschulen geben.<br />
Es gibt nun bildungspolitisch <strong>ein</strong> 4 - Phasenkonzept, das <strong>zum</strong> Ziel führen soll:<br />
1. es wurde <strong>ein</strong> Konzept verabschiedet, welches <strong>ein</strong>e<br />
2. Planungsphase,<br />
3. die von <strong>ein</strong>er Durchführungsphase gefolgt würde, welche <strong>ein</strong>e<br />
4. Evaluation nach sich zieht.<br />
Wer war der Auftraggeber des Konzepts?<br />
a. die Wirtschaft (Demoskopie, Bildungsniveauüberprüfung)<br />
b. die Eltern, besonders die neuen Ein-Kind-Familien, sch<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong> Misstrauen<br />
bezüglich der Bildung ihrer Kinder zu haben<br />
c. Brüssel: 2000 wurden in Lissabon Beschlüsse gefasst, mit denen<br />
Unterstützungen bewilligt würden: Leonardo <strong>–</strong> Erasmus <strong>–</strong> Sokrates <strong>–</strong><br />
Programme für Studierende auf europäischer Ebene. Diese erfordern <strong>ein</strong><br />
<strong>ein</strong>heitliches Bildungssystem.<br />
Zu 1. Konzeptphase:<br />
Die Leitlinie heißt: Wozu lerne ich, was sind die Ziele der <strong>Schule</strong>?<br />
Was: Lerninhalt sollen ökonomisch, berufsorientiert und emanzipatorisch gleich (<br />
Erschließung von Chancengleichheit) vermittelt werden,<br />
wie: Entfaltung der Anlagen und<br />
wozu: für Bildung (Entfaltung der Persönlichkeit, taugliche Bürger, Natur der Kultur<br />
=>Kompetenz)
Dies soll für alle <strong>Schule</strong>n gelten.<br />
Das Ziel ist:<br />
1. Förderung aller, niemand wird aufgegeben.<br />
2. Niemand verlässt die <strong>Schule</strong> ohne Abschluss.<br />
3. Verbindliche Standards, gewährleistet und kontrolliert durch<br />
Vergleichsarbeiten.<br />
4. Durchlässigkeit der Systeme.<br />
5. Kürzere Schulzeit.<br />
6. Höhere Abschlüsse.<br />
Zum Vergleich:<br />
Deutschland Finnland OECD-Ø<br />
Abitur: 27-29% 60% 32%<br />
Hochschulabsolventen: 19% 45% Schweden: 75%<br />
Zu 2. Planungsphase<br />
1. Erfolgreiches Lernen hängt demnach von dem Lernen für Umstellung auf<br />
andere Situationen ab.<br />
2. Schulleistung Kinder sollen die Gelegenheit haben, Aufgaben zu lösen,<br />
Erfolgserlebnisse, Hilfe, Anregungen, z.B. Lernwerkstatt<br />
3. <strong>Schule</strong> als Chance: Fördern und Fordern, fördern nicht <strong>nur</strong> im unteren<br />
Bereich, sondern auch im oberen, k<strong>ein</strong> Kind soll beschämt werden.<br />
Der Lernerfolg <strong>ein</strong>es Schülers wird zu 2/3 Elternhausbestimmt!<br />
Effektives Lernen: <strong>Gleich</strong>altrige und gleichartige lernen gut mit<strong>ein</strong>ander,<br />
(„Lernzwilling“), <strong>ein</strong> Tutorensystem soll <strong>ein</strong>geführt werden, d.h. Ältere sollen<br />
für Jüngere verantwortlich s<strong>ein</strong>, die Lehrpläne müssen ver<strong>ein</strong>heitlicht werden.<br />
Es gibt 1060 Lehrpläne für 13 Schuljahre, das Schulsystem soll heterogener<br />
werden, d.h. beweglicher gestaltet s<strong>ein</strong>.<br />
4. Die Unterrichtsgestaltung soll verändert werden. Kinder können nicht mehr<br />
zuhören (Medien). Sie sollten das zu Lernende sprechen lernen und die<br />
Einstellung bekommen, dass jeder selbst etwas tun muss.<br />
5. Die Lehrerausbildung soll optimalisiert werden. Z.B. in Hamburg gehen die<br />
Lehramtsanwärter von Anfang an mit in die Klassen, fungieren dort als<br />
Assistenten. Dadurch hat jede Klasse mehrere Betreuer. Auf <strong>ein</strong>en Lehrer<br />
kommen ca. 2-3 Assistenten. Oder Lerncoachs. Die Eltern müssen auch<br />
<strong>ein</strong>bezogen werden (Erziehungspartnerschaft“, Sozialpädagogen müssen<br />
<strong>ein</strong>bezogen werden. Es sollte im Team gearbeitet werden, <strong>ein</strong>e Supervision<br />
ist erwünscht. Projektmitarbeiter sollen Eltern werden.<br />
6. Auch die Schulleitung soll das ihrige Tun: es soll <strong>ein</strong>e Dezentralisierung<br />
stattfinden, <strong>ein</strong>e innere <strong>Schule</strong>ntwicklung wird gefordert mit Qualitäts- und<br />
Personalmanagement, Budgetplanung, Öffnung nach außen (PR), und<br />
Teamentwicklung.<br />
Was ist <strong>ein</strong>e gute <strong>Schule</strong>?<br />
Beispielschulen sind<br />
1. Laborschule Bielefeld<br />
2. Helen-Lange-<strong>Schule</strong>, Wiesbaden<br />
3. Schiller-<strong>Schule</strong>, Marbach
4. Montessori - Oberschule, Potsdam<br />
Die optimale <strong>Schule</strong>....<br />
1. fördert jeden Schüler<br />
2. kooperiert mit den Eltern<br />
3. hat Schwerpunkte und <strong>Prof</strong>ile<br />
4. integriert alle Schüler<br />
5. ist <strong>ein</strong>e Ganztagsschule