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Crashkurs Zertifikate - boersenbuchverlag.de

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Alexan<strong>de</strong>r Natter<br />

CRASH-<br />

KURS<br />

Konstruktionen, Chancen,<br />

Risiken – dieses Buch macht<br />

Einsteiger fit für eine<br />

<strong>de</strong>r beliebtesten<br />

Anlagemetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Welt!<br />

<strong>Zertifikate</strong>


<strong>Crashkurs</strong><br />

<strong>Zertifikate</strong><br />

Konstruktionen, Chancen,<br />

Risiken – dieses Buch macht<br />

Einsteiger fit für eine<br />

<strong>de</strong>r beliebtesten<br />

Anlagemetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Welt!<br />

1 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


© Copyright 2007:<br />

BÖRSENMEDIEN AG; KULMBACH<br />

Gestaltung und Satz: Jürgen Hetz, Werbefritz! GmbH, Kulmbach<br />

Druck: Ebner & Spiegel, Ulm<br />

Alexan<strong>de</strong>r Natter – <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong><br />

ISBN 978-3-938350-43-0<br />

Band 2 <strong>de</strong>r Serie „<strong>Crashkurs</strong>“<br />

Bibliografische Information <strong>de</strong>r Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in <strong>de</strong>r<br />

Deu t schen Nationalbibliografie; <strong>de</strong>taillierte bibliografische<br />

Da ten sind im Internet über abrufbar.<br />

Alle Rechte <strong>de</strong>r Verbreitung, auch <strong>de</strong>s auszugweisen Nachdrucks,<br />

<strong>de</strong>r fotomechanischen Wie<strong>de</strong>rgabe und <strong>de</strong>r Verwertung durch<br />

Datenbanken o<strong>de</strong>r ähnliche Einrichtungen vorbehalten.<br />

Postfach 1449 • 95305 Kulmbach<br />

Tel. 09221-9051-304 • Fax 09221-9051-4444


Für meine Frau


Inhalt<br />

5 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


Inhalt<br />

Vorwort ..........................................................................................................................9<br />

Kapitel 1 – Grundlagen <strong>de</strong>r <strong>Zertifikate</strong> ...................................13<br />

Kapitel 2 – <strong>Zertifikate</strong> für Basisinvestments ....................39<br />

Kapitel 3 – <strong>Zertifikate</strong> für selektive Investments ........77<br />

Kapitel 4 – Spekulative <strong>Zertifikate</strong>...........................................111<br />

Kapitel 5 – Anlagepraxis mit <strong>Zertifikate</strong>n .........................149<br />

Kapitel 6 – Geldanlage mit <strong>Zertifikate</strong>n ..............................177<br />

7 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


Vorwort<br />

9 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


Vor einigen Jahren galten sie noch als unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Exoten am Produkt­<br />

horizont einiger Anlageprofis. Doch spätestens in <strong>de</strong>n letzten Jahren haben<br />

sich <strong>Zertifikate</strong> zu sehr interessanten, attraktiven und profitablen Anlagealternativen<br />

gemausert. Ob Aktien, festverzinsliche Papiere, Wäh r un gen,<br />

Rohstoffe o<strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lmetalle – für nahezu je<strong>de</strong>n Anlegerwunsch bieten die<br />

Finanzmärkte inzwischen spezielle <strong>Zertifikate</strong> an. Mittlerweile ist <strong>de</strong>r Siegeszug<br />

<strong>de</strong>r <strong>Zertifikate</strong> nicht mehr aufzuhalten. Allein in <strong>de</strong>n letzten drei<br />

Jahren hat sich die Zahl dieser Anlageprodukte fast verzehnfacht. Nach<br />

Angaben <strong>de</strong>s Deutschen Derivate Forums lagen die Börsenumsätze <strong>de</strong>r soge<br />

nannten <strong>de</strong>rivativen Wertpapiere bei durchschnittlich elf Milliar<strong>de</strong>n Eu ro<br />

pro Monat. Die Grün<strong>de</strong> für diesen Boom sind ziemlich leicht zu erkennen:<br />

Mit <strong>Zertifikate</strong>n hat nun endlich auch <strong>de</strong>r Privatanleger die Möglichkeit,<br />

kostengünstig in Anlageklassen zu investieren, die lange Zeit nur <strong>de</strong>n Profis<br />

vorbehalten waren. Und da die Emittenten neue Trends schnell erkennen<br />

und darauf reagieren, kann sich <strong>de</strong>r Anleger stets in neuen Boommärkten<br />

und ­branchen engagieren. Heute steht nicht mehr nur die Suche nach aussichtsreichen<br />

Aktien, Märkten und Branchen im Vor<strong>de</strong>rgrund, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die Frage, wie man erkennbare Börsentrends mit maßgeschnei<strong>de</strong>rten<br />

Chance­Risiko­Profilen optimal nutzen kann. Und genau dafür bieten <strong>Zertifikate</strong><br />

eine Plattform innovativer Finanzprodukte, mit <strong>de</strong>nen je<strong>de</strong>r Investor<br />

seinen Vermögensaufbau erfolgreich selbst bewerkstelligen kann.<br />

Doch lei<strong>de</strong>r gibt es bei dieser rasanten Entwicklung auch eine Kehrseite<br />

<strong>de</strong>r Medaille: Für <strong>de</strong>n Laien ist es angesichts <strong>de</strong>r enormen Produktvielfalt<br />

nahezu unmöglich, <strong>de</strong>n Überblick zu behalten. Erschwerend kommt<br />

hinzu, dass die Emittenten verschie<strong>de</strong>ne Bezeichnungen für ein und dasselbe<br />

Produkt verwen<strong>de</strong>n.<br />

Mit diesem Buch möchte ich Ihnen einen Wegweiser an die Hand geben,<br />

<strong>de</strong>r Ihnen helfen soll, Ihre Geldanlage zukünftig auf sichere Beine zu stellen.<br />

Ich habe mich bemüht, Sie systematisch Schritt für Schritt in die Welt<br />

<strong>de</strong>r <strong>Zertifikate</strong> einzuführen. Wenn Sie bisher noch nicht viel mit diesem<br />

11 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


The ma zu tun hatten, erfahren Sie zunächst, was <strong>Zertifikate</strong> eigentlich<br />

sind, wie sie entstehen und wie man sie kaufen und auch wie<strong>de</strong>r verkaufen<br />

kann. Danach geht es gleich weiter zum eigentlichen Kern dieses Buches,<br />

<strong>de</strong>m Kompendium <strong>de</strong>r <strong>Zertifikate</strong>. Sie lernen die wichtigsten Produkttypen<br />

in ihrer Funktionsweise sowie mit ihren speziellen Chancen<br />

und Risiken kennen. In <strong>de</strong>n abschließen<strong>de</strong>n letzten Kapiteln geht es schließlich<br />

um die Anlagepraxis und <strong>de</strong>n systematischen Vermögensaufbau mit<br />

<strong>Zertifikate</strong>n.<br />

Lernen Sie also die vielfältigen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Kapitalanlage mit <strong>Zertifikate</strong>n<br />

kennen! Ohne zu übertreiben darf man nämlich behaupten,<br />

dass in <strong>de</strong>r Vielfalt dieser Produkte sehr attraktive Chancen für eine sinnvol<br />

le und vor allem profitable Vermögensanlage warten. Diese neue In vest­<br />

ment philosophie hat <strong>de</strong>n Markt revolutioniert. Die ersten Anzeichen sind<br />

unschwer erkennbar. Bil<strong>de</strong>n Sie sich selbst Ihre Meinung. Entschei<strong>de</strong>n<br />

Sie, ob auch Ihre Vermögensanlage in Zukunft auf diesen innovati ven<br />

Ins trumenten basieren soll. Ich hoffe, Sie sind nach <strong>de</strong>m Durchlesen die­<br />

ses Buches ein echter Profi, was das Thema <strong>Zertifikate</strong> angeht.<br />

Ihr<br />

Alexan<strong>de</strong>r Natter<br />

<strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong> / 12


Kapitel 1<br />

Grundlagen <strong>de</strong>r <strong>Zertifikate</strong><br />

13 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


Ein Zertifikat – was ist das?<br />

In Deutschland sind <strong>Zertifikate</strong> eine sehr junge Anlageform und wur­<br />

<strong>de</strong>n 1990 zum ersten Mal an <strong>de</strong>r Börse gehan<strong>de</strong>lt. Die Anfänge waren<br />

ziemlich unspektakulär, ja beschei<strong>de</strong>n. Die Dresdner Bank bot damals<br />

ihren Kun<strong>de</strong>n einen sogenannten Partizipationsschein auf <strong>de</strong>n DAX<br />

an. Das Motiv dafür: Es ist kein Geheimnis, dass Investoren ihr Vermögen<br />

langfristig sehr erfolgreich und vor allem einfach vermehren<br />

können, wenn sie sich an einem Aktienin<strong>de</strong>x orientieren. Doch lei<strong>de</strong>r<br />

ist <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>x kein Wertpapier, das man kaufen und verkaufen kann. Natürlich<br />

ist es möglich, in einem Depot einen In<strong>de</strong>x (zum Beispiel <strong>de</strong>n<br />

DAX) nachzubil<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m man die in diesem enthaltenen Aktien in<br />

<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Gewichtung kauft. Das funktioniert bei großen<br />

Ver mögen ohne Probleme. Aber auch nur dort! Privatanleger mit be­<br />

grenzter Kapitalausstattung haben keine Möglichkeit, auf diese Wei se<br />

<strong>de</strong>n In<strong>de</strong>x nachzubil<strong>de</strong>n. Damit man also beispielsweise <strong>de</strong>n DAX „kaufen“<br />

kann, musste ein <strong>de</strong>rivatives (<strong>de</strong>rivativ = abgeleitet) Instrument er ­<br />

fun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ssen Wertentwicklung genau <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>s In<strong>de</strong>x<br />

abbil<strong>de</strong>t. So entstand eben dieser Partizipationsschein, <strong>de</strong>n man heu te als<br />

Zertifikat bezeichnet.<br />

Diese Lösung ist einfach und genial! Ein Emittent begibt eine Schuld­<br />

verschreibung und versieht diese mit entsprechen<strong>de</strong>n Rückzahlungsmoda<br />

litäten am En<strong>de</strong> einer festgelegten Laufzeit. Bei einem sogenannten<br />

In<strong>de</strong>x­Zer tifikat verpflichtet sich <strong>de</strong>r Emittent beispielsweise, pro Papier<br />

einen <strong>de</strong>m zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n In<strong>de</strong>x entsprechen<strong>de</strong>n Geldbetrag unter<br />

Berücksichtigung eines bestimmten Bezugsverhältnisses an <strong>de</strong>n Käufer<br />

<strong>de</strong>s Papiers auszuzahlen. <strong>Zertifikate</strong> bieten <strong>de</strong>m Anleger damit die Möglichkeit,<br />

an <strong>de</strong>r Kursentwicklung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n jeweiligen Papieren zugrun<strong>de</strong><br />

liegen<strong>de</strong>n Ba sis wer te zu partizipieren.<br />

<strong>Zertifikate</strong> sind rechtlich gesehen keine Sachwertanlagen, son<strong>de</strong>rn ver ­<br />

briefen Verbindlichkeiten eines Emittenten. Ein Zertifikat ist damit al so<br />

<strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong> / 14


ein Wertpapier in <strong>de</strong>r Rechtsform einer Schuldverschreibung bzw. Anleihe.<br />

Es zählt zu <strong>de</strong>n Derivaten und <strong>de</strong>n strukturierten Finanzprodukten<br />

und wird im Gegensatz zu Fonds direkt vertrieben. Es er möglicht<br />

<strong>de</strong>m Käufer, an <strong>de</strong>r Entwicklung eines Basiswer tes (auch „Un <strong>de</strong>rlying“<br />

genannt) zu partizipieren. So realisiert etwa <strong>de</strong>r Käufer am Beispiel ei nes<br />

In<strong>de</strong>x­Zertifikats auf Basis <strong>de</strong>s DAX <strong>de</strong>ssen Wert ent wicklung, ohne in<br />

das entsprech en<strong>de</strong> Aktienportfo lio direkt investieren zu müssen. Im Ver­<br />

gleich zu einem solchen Dir ekt investment ist <strong>de</strong>r Investitionsbedarf für<br />

das ent sprechen<strong>de</strong> Zer tifikat sehr gering.<br />

Ausstattungsmerkmale<br />

Wie je<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>re Wertpapier o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re Finanzanlage haben auch<br />

<strong>Zertifikate</strong> bestimmte Ausstattungsmerkmale, die für die Handhabung<br />

dieser Produkte notwendig sind. Sie sind verbindlich und regeln das<br />

Verhältnis zwischen Emittent und Investor.<br />

!<br />

Im Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren Wertpapieren wie Aktien, Invest­<br />

mentfonds o<strong>de</strong>r festverzinslichen Wertpapieren gibt es bei<br />

<strong>Zertifikate</strong>n keine Ausschüttungen in Form von Zinsen o<strong>de</strong>r<br />

Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n. Die einzige Profitmöglichkeit dieser Papiere be­<br />

steht im Erzielen von Kursgewinnen.<br />

Der Emissionszeitpunkt<br />

So wie bei Aktien und festverzinslichen Papieren gibt es auch bei <strong>de</strong>n<br />

<strong>Zertifikate</strong>n einen Emissionszeitpunkt. Dies ist das Datum, an <strong>de</strong>m die<br />

Papiere zum ersten Mal gekauft wer<strong>de</strong>n können. Je nach Emittent wird<br />

bei manchen <strong>Zertifikate</strong>n ein Ausgabeaufschlag erhoben. Das ist in <strong>de</strong>r<br />

Regel bei Neuemissionen <strong>de</strong>r Fall. Sie sollten daher immer prüfen, ob es<br />

nicht zu Ihrem Wunschzertifikat Alternativen an<strong>de</strong>rer Emittenten gibt,<br />

die keinen Aus ga beaufschlag berechnen. Unter Umstän<strong>de</strong>n kann es<br />

15 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


auch günstiger sein, die Papiere später nach <strong>de</strong>r Emission an <strong>de</strong>r Börse<br />

zu kaufen.<br />

Die Laufzeit und die Fälligkeit<br />

Die Laufzeit ist von Zertifikat zu Zertifikat verschie<strong>de</strong>n und hängt wesent<br />

lich davon ab, welchen Typ Sie erwerben. Grundsätzlich han<strong>de</strong>lt es<br />

sich hierbei um <strong>de</strong>n Zeitraum zwischen Ausgabe und letztmöglichem<br />

Ausübungstag. Die Fälligkeit bezeichnet <strong>de</strong>n Zeitpunkt, an <strong>de</strong>m das Zerti<br />

fikat „verfällt“. Das heißt keineswegs, dass an diesem Tag ein Papier<br />

wert los wird. Es han<strong>de</strong>lt sich vielmehr beim Fälligkeitsdatum um einen<br />

Stichtag, an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Zertifikats an <strong>de</strong>n Käufer zurückgezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Einige <strong>Zertifikate</strong> haben <strong>de</strong>n Zusatz „open end“. Sol che Papie re laufen<br />

nie aus. Allerdings behalten sich vie le Emi t tenten das Recht vor, Open­<br />

End­<strong>Zertifikate</strong> vom Markt zu nehmen. Dies muss aber rechtzeitig ange­<br />

kündigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Vielleicht kommen Ihnen an dieser Stelle einige Be<strong>de</strong>nken, <strong>de</strong>nn wir<br />

haben bereits festgestellt, dass <strong>Zertifikate</strong> prinzipiell Anleihen sind und<br />

damit eigentlich einen festen Rückzahlungstermin besitzen müssen. An<strong>de</strong>rerseits<br />

haben Sie eben gelesen, dass es auch <strong>Zertifikate</strong> mit unendlich er<br />

Laufzeit gibt. Diese Modalität ist erst in <strong>de</strong>n letzten Jahren so richtig in<br />

Mo<strong>de</strong> gekommen und hat einen Hintergedanken: Viele <strong>Zertifikate</strong>, vor<br />

allem auch die einfachen In<strong>de</strong>x­<strong>Zertifikate</strong>, sollen <strong>de</strong>m Privatanleger in<br />

erster Linie zum langfristigen Vermögensaufbau dienen. Dabei wä re es<br />

kontraproduktiv, wenn feste Verfallstage existierten, an <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Anleger<br />

seine Positionen in neue Papiere umschichten müsste. Also hat man<br />

im Sinne <strong>de</strong>r Privatanleger eine neue Struktur eingeführt. In<strong>de</strong>m feste<br />

Rückzahlungstermine (zum Beispiel einmal im Quartal) zur Verfügung<br />

stehen, benötigt das Zertifikat keinen konkreten Verfallstermin mehr. Sie<br />

können das jeweilige Papier nun theoretisch als Investition für die Ewig­<br />

<strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong> / 16


Tipp!<br />

Achten Sie stets darauf,<br />

dass Sie immer Pa piere<br />

mit ausreichen <strong>de</strong>r<br />

Restlaufzeit auswäh len.<br />

Das gilt beson<strong>de</strong>rs dann,<br />

wenn Sie nicht innerhalb <strong>de</strong>r zwölf­<br />

monatigen Spekulationsfrist Ihre Papie<br />

re liquidieren wollen.<br />

keit ansehen, während Sie<br />

aber zu festgelegten Terminen<br />

immer die Möglichkeit<br />

haben, <strong>de</strong>n Auszahlungsbetrag<br />

vom Emittenten einzu<br />

for<strong>de</strong>rn.<br />

Vor allem bei <strong>de</strong>n ganz<br />

normalen In<strong>de</strong>x­<strong>Zertifikate</strong>n,<br />

die genau die Wert ent­<br />

wick lung eines Kursbarometers abbil<strong>de</strong>n, sind endlose Laufzeiten heute<br />

Standard. Man verwen<strong>de</strong>t die Endlos­Variante auch gerne bei Papieren,<br />

wenn im kursbestimmen<strong>de</strong>n Basiswert regelmäßig Umschichtungen vor ­<br />

ge nommen wer<strong>de</strong>n. Ein solcher Fall liegt vor, wenn ein Emittent seinem<br />

Zertifikat beispielsweise keinen fest zusammengesetzten Aktienkorb zugrun<strong>de</strong><br />

legt, son<strong>de</strong>rn ein Kursbarometer, das in bestimmten Abstän<strong>de</strong>n<br />

neu zusammengestellt wird. Dabei können sowohl feste Re gularien ein­<br />

gesetzt wer<strong>de</strong>n, als auch variable. So ist es durchaus möglich, dass ein bekannter<br />

Börsianer o<strong>de</strong>r Aktienprofi bestimmte Finanzinstrumente selektiert,<br />

auf <strong>de</strong>ren Verlauf hin das Zertifikat abgestellt wird.<br />

Eines sollten Sie aber beim Kauf eines Zertifikats ohne Laufzeitbegrenzung<br />

immer be<strong>de</strong>nken: Die Lebensdauer dieser Papiere ist nur in <strong>de</strong>r<br />

The orie unbegrenzt. Wie ich Ihnen später noch erläutern wer<strong>de</strong>, besitzt<br />

ein Emittent unter Einhaltung bestimmter Vorgaben immer eine Kündigungsmöglichkeit.<br />

So kann die Laufzeit eines Papiers dann doch begrenzt<br />

sein, wenn <strong>de</strong>r Emittent an einer Fortführung seiner Struktur nicht mehr<br />

festhalten will. Für einen langfristigen Vermögensaufbau kann dass unter<br />

Umstän<strong>de</strong>n sehr ärgerlich sein. Nicht nur aus diesem Grund sollten<br />

Sie Open­End­Papiere nur von namhaften Emittenten kaufen, bei <strong>de</strong>nen<br />

es weitgehend sicher ist, dass <strong>de</strong>ren Geschäft auch langfristig fortgeführt<br />

wird. Wie wir später noch ausführlicher besprechen wer<strong>de</strong>n, tragen<br />

17 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


Sie nämlich bei <strong>Zertifikate</strong>n auch ein Emittentenrisiko. <strong>Zertifikate</strong> sind<br />

Schuldverschreibungen und die Rückzahlung hängt immer auch von <strong>de</strong>r<br />

Bonität <strong>de</strong>s ausgeben<strong>de</strong>n Emittenten ab. Aber dazu später mehr.<br />

Das Bezugsverhältnis<br />

Das Bezugsverhältnis gibt an, wie eng ein Zertifikat an die Kursentwicklung<br />

seines jeweiligen Basiswertes gekoppelt ist. Nehmen wir einmal an,<br />

ein In<strong>de</strong>x steht bei 10.000 Punkten. Dann hätte ein In<strong>de</strong>xzertifikat mit<br />

einem Bezugsverhältnis von 1:10 einen Wert von 1.000 Euro. Unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s Bezugsverhältnisses verdient aber je<strong>de</strong>s Zertifikat<br />

gleich gut. Steigt beispielsweise ein In<strong>de</strong>x von 5.000 auf 6.000 Punkte,<br />

beträgt die relative Wertsteigerung exakt 20 Prozent. Hat ein Zer tifikat<br />

auf diesen In<strong>de</strong>x ein Bezugsverhältnis von 1:100, kostet es bei ei nem<br />

Stand von 6.000 Punkten 60 Euro. Der Anstieg von 50 auf 60 Euro beträgt<br />

dann ebenfalls 20 Prozent. Wertsteigerungen wer<strong>de</strong>n al so auch bei<br />

kleineren Bezugsverhältnissen vollständig mitgenommen.<br />

Die Währung<br />

In <strong>de</strong>r Regel notieren die gängigsten <strong>Zertifikate</strong>, die auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />

Markt angeboten wer<strong>de</strong>n, in Euro. Selbstverständlich gibt es aber auch<br />

welche, die in einer Fremdwährung als Basiswährung angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />

Dann ergeben sich für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Anleger Währungsrisiken,<br />

die man kennen und beachten sollte. Bei einigen <strong>Zertifikate</strong>n können<br />

auch Kauf­ und Rückzahlungswährung von einan<strong>de</strong>r abweichen. So<br />

kann es vorkommen, dass ein auf Euro laufen<strong>de</strong>s Papier in US­Dollar<br />

zurückgezahlt wird.<br />

Der Verbindlichkeitsrang<br />

Rechtlich betrachtet gleichen <strong>Zertifikate</strong> Schuldverschreibungen. Aus<br />

diesem Grund ist ein Ausstattungsmerkmal von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung:<br />

<strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong> / 18


Tipp!<br />

Achten Sie vor <strong>de</strong>m Kauf<br />

eines Zertifikats immer<br />

auf die Einstufung <strong>de</strong>s<br />

jeweiligen Papiers beim<br />

Emittenten.<br />

<strong>de</strong>r Rang <strong>de</strong>r Verbindlichkeit.<br />

Der Emittent <strong>de</strong>s Papiers<br />

ver pflichtet sich ge­<br />

gen über <strong>de</strong>m Käufer und<br />

späteren Inhaber, nach<br />

fest gelegten Konditionen<br />

Geld an die Anleger zurückzuzahlen. Diese Rückzahlung wird jedoch erheblich<br />

gefähr<strong>de</strong>t, wenn <strong>de</strong>r Emittent zahlungsunfähig wird. Deshalb ist<br />

es von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung, welchen Rang die Verbindlichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Emitten ten haben, die durch das Zertifikat verbrieft wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Regel unterschei<strong>de</strong>t man zwischen erstrangigen und nachrangigen<br />

Verbindlichkeiten. Erstrangige wer<strong>de</strong>n in einem Konkursfall bevorzugt<br />

behan<strong>de</strong>lt und vor allen an<strong>de</strong>ren Verbindlichkeiten bedient. Bei<br />

nachrangigen Verbindlichkei ten erhalten Gläubiger erst dann Geld aus<br />

<strong>de</strong>r Konkursmasse, wenn alle übrigen (vorrangigen) Gläubiger ausreichend<br />

bedient wur <strong>de</strong>n. Sollte das verbleiben<strong>de</strong> Kapital aus <strong>de</strong>r Konkurs­<br />

masse dann nicht mehr ausreichen, so müssen Inhaber von nachrangigen<br />

<strong>Zertifikate</strong>n mit einem Totalverlust rechnen.<br />

Die Son<strong>de</strong>rrechte <strong>de</strong>s Emittenten<br />

Bei manchen <strong>Zertifikate</strong>n wer<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rrechte <strong>de</strong>s Emittenten verbrieft,<br />

die es ihm ermöglichen, bestimmte Handlungen vorzunehmen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs bei Endlos­<strong>Zertifikate</strong>n mit unbegrenzter Laufzeit ist dies oft<br />

<strong>de</strong>r Fall. Emittenten räumen sich häu fig das Recht ein, das Zertifikat<br />

zu einem be stimmten Zeit­<br />

Studieren Sie vor <strong>de</strong>m punkt zu kündigen. Das be­<br />

Kauf eines Papiers sehr <strong>de</strong>utet, dass sie ein Papier<br />

gründ lich <strong>de</strong>n Emis ­ mit endloser Laufzeit in ei­<br />

sions prospekt, damit Sie nes mit begrenzter um wan­<br />

Tipp!<br />

alle Modalitä ten kennenlernen.<br />

<strong>de</strong>ln. Da rü ber hinaus sind<br />

19 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


Son <strong>de</strong>r rechte <strong>de</strong>nkbar, die es Emit tenten erlau ben, die Rück zah lungs­<br />

höhe <strong>de</strong>s Pa piers zu begrenzen.<br />

Die Quotation von <strong>Zertifikate</strong>n<br />

Wie wir bereits angesprochen haben, können Sie <strong>Zertifikate</strong> gleich bei<br />

<strong>de</strong>r Emission o<strong>de</strong>r später an <strong>de</strong>r Börse erwerben. <strong>Zertifikate</strong> notieren<br />

meistens im Freiverkehr, was aber keinerlei Rückschluss auf die Qualität<br />

<strong>de</strong>r Papiere zulässt. Im Freiverkehr besteht meist ein Liquiditätsproblem,<br />

da die Umsätze einzelner Papiere unter Umstän<strong>de</strong>n sehr gering ausfallen<br />

können. Bei Zertifika ten ist dies aber an<strong>de</strong>rs. Die Emittenten betreiben<br />

das so genannte Market Making. Das be<strong>de</strong>utet, dass Emittenten für<br />

ihre <strong>Zertifikate</strong> laufend An­ und Verkaufskurse stellen müssen, um einen<br />

reibungslosen und gut funktionieren<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l zu gewährleisten.<br />

Die vom Emittenten gestellten Kurse müssen <strong>de</strong>m fairen Wert eines Papiers<br />

entsprechen und lassen sich relativ einfach berechnen. Emitten ten<br />

sind aber alles an<strong>de</strong>re als Wohlfahrtsinstitute und ihr Ziel ist es, mit <strong>de</strong>r<br />

Auflegung von <strong>Zertifikate</strong>n möglichst hohen Profit zu erzielen. In <strong>de</strong>r<br />

Praxis wer<strong>de</strong>n die Kurse <strong>de</strong>r Papiere daher nicht auf Basis <strong>de</strong>s fairen<br />

Werts errechnet, son<strong>de</strong>rn mit Ab­ bzw. Aufschlägen auf <strong>de</strong>n fairen Wert.<br />

Die Differenz zu <strong>de</strong>n Kursauf­ bzw. ­abschlägen wird als Spread bezeichnet<br />

und die Spanne als Geld­/Briefspanne. Die Market Maker<br />

!<br />

Spread<br />

Beim Spread han<strong>de</strong>lt es sich um die Differenz zwischen<br />

<strong>de</strong>m An­ und Verkaufskurs eines Zertifikats. Der Ankaufskurs<br />

wird auch als Geldkurs, <strong>de</strong>r Verkaufskurs auch als<br />

Briefkurs bezeichnet. Bei manchen Papieren (zum Beispiel In<strong>de</strong>x­<br />

<strong>Zertifikate</strong>n) fällt <strong>de</strong>r Spread allerdings komplett weg. Hier beträgt<br />

die Geld­/Briefspanne genau null.<br />

<strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong> / 20


stellen für je<strong>de</strong>s Zertifikat zwei Kurse. Den Verkaufskurs, zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Emittent bereit ist, Kaufaufträge abzuwickeln (Briefkurs), und <strong>de</strong>n Ankaufskurs,<br />

zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Emittent die Verkaufsauf träge seiner Kun<strong>de</strong>n bedient<br />

(Geldkurs).<br />

Der Briefkurs ist dabei immer höher als <strong>de</strong>r Geldkurs. Das be<strong>de</strong>utet, Anleger,<br />

die ihre <strong>Zertifikate</strong> verkaufen wollen, bekommen einen niedrigeren<br />

Kurs als diejenigen, die Papiere kaufen wollen. Dieser Spread trägt wesentlich<br />

zu <strong>de</strong>n Profiten <strong>de</strong>r Emittenten bei. Die Höhe <strong>de</strong>s Spreads wird<br />

vorher von <strong>de</strong>n Emittenten im Verkaufsprospekt festgelegt. Unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

kann hiervon auch im weiteren Zeitverlauf abgewichen wer<strong>de</strong>n.<br />

Dazu später mehr, wenn wir das Spread­Risiko behan<strong>de</strong>ln.<br />

!<br />

Die Höhe <strong>de</strong>s Spreads wird wie folgt <strong>de</strong>finiert:<br />

Spread in Prozent = (Briefkurs – Geldkurs) x 100<br />

Neben <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l an <strong>de</strong>r Börse können <strong>Zertifikate</strong> auch im außerbörslichen<br />

Han<strong>de</strong>l ge­ und verkauft wer<strong>de</strong>n. In diesem Fall wird eine Transaktion<br />

direkt zwischen <strong>de</strong>m Anleger und <strong>de</strong>r Bank abgewickelt.<br />

Gebühren bei <strong>Zertifikate</strong>n<br />

Auch wenn <strong>Zertifikate</strong> allgemein als sehr kostengünstige Anlagealternative<br />

gelten, so fallen bei <strong>de</strong>ren An­ und Verkauf doch diverse Gebühren<br />

an, die Sie berücksichtigen müssen. Wie bei an<strong>de</strong>ren Anlagen<br />

auch haben sie direkten Einfluss auf Ihren Anlageerfolg. Fleißiges Anund<br />

Verkaufen hat zur Folge, dass die Gebühren Ihre Rendite <strong>de</strong>utlich<br />

schmälern können. Die folgen<strong>de</strong>n Gebühren müssen Sie immer einkalkulieren:<br />

21 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


Aufgeld<br />

Ein Aufgeld fällt nur bei wenigen <strong>Zertifikate</strong>n an. Beson<strong>de</strong>rs betroffen<br />

sind die sogenannten Basket­<strong>Zertifikate</strong>. Bei diesem <strong>Zertifikate</strong>­Typ wollen<br />

die Emittenten gleich am Emissionstag verdienen. Das Aufgeld zahlen Sie<br />

zusätzlich zum Kaufkurs. Die Höhe ist natürlich von Papier zu Papier unterschiedlich<br />

und beträgt in <strong>de</strong>r Regel zwischen einem und drei Prozent.<br />

Spread<br />

Die Differenz zwischen <strong>de</strong>n An­ und Verkaufskursen muss im börslichen<br />

als auch im außerbörslichen Han<strong>de</strong>l entrichtet wer<strong>de</strong>n. Die Spanne <strong>de</strong>s<br />

Spreads kann je nach Papier und abgebil<strong>de</strong>tem Basiswert bei zwei o<strong>de</strong>r<br />

mehr Prozent liegen.<br />

Bank-/Brokergebühren<br />

Beim Kauf und Verkauf verlangt Ihr <strong>de</strong>potführen<strong>de</strong>s Institut in <strong>de</strong>r Regel<br />

Transaktionsgebühren. Diese sind ungefähr so hoch wie beim Han<strong>de</strong>l<br />

mit Aktien. Für spezielle Sparpläne mit <strong>Zertifikate</strong>n wer<strong>de</strong>n diese Gebühren<br />

aber im Sinne <strong>de</strong>r Anleger bzw. Sparer meistens etwas reduziert. Viele<br />

Institute bieten für <strong>de</strong>n außerbörslichen Han<strong>de</strong>l auch Son<strong>de</strong>rkonditionen<br />

an, die teilweise niedriger sind als beim börslichen Han<strong>de</strong>l.<br />

Börsengebühr<br />

Diese geringe Gebühr fällt nur beim börslichen Han<strong>de</strong>l an. Früher war diese<br />

Gebühr bereits in <strong>de</strong>n Bank­ o<strong>de</strong>r Brokergebühren enthalten. Im Zuge <strong>de</strong>r<br />

Gewinnmaximierung vieler Institute wird sie heute meist extra berechnet.<br />

Maklercourtage<br />

Die Maklercourtage fällt nur beim börslichen Han<strong>de</strong>l an. Hierbei han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um die Provision für die Börsenmakler, die <strong>de</strong>rzeit mit 0,08<br />

Prozent <strong>de</strong>s Auftragsvolumens in Rechnung gestellt wird.<br />

<strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong> / 22


Managementgebühr<br />

Ähnlich wie bei Investmentfonds berechnen einige Emittenten von<br />

<strong>Zertifikate</strong>n eine Managementgebühr, die in <strong>de</strong>r Regel bei 0,5 Prozent<br />

per an num liegt.<br />

Neben diesen aufgeführten Kosten können <strong>Zertifikate</strong> aber auch indirekte<br />

Kosten enthalten. Sie beteiligen Anleger in <strong>de</strong>r Regel nicht an<br />

Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nausschüttungen. Da Ihnen als Anleger diese Ausschüt tungen<br />

im Gegensatz zum Direktengagement entgehen, können sie auch als<br />

indirek te Kosten aufgefasst wer<strong>de</strong>n. Die Höhe ist vom jewei li gen Basiswert<br />

ab hän gig. Wenn es sich bei diesem Basiswert beispielswei se um<br />

eine divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n starke Aktie han<strong>de</strong>lt, können Ihnen gut und gerne Erträge<br />

von vier o<strong>de</strong>r fünf Prozent entgehen.<br />

Wenn es sich hingegen um einen Aktienkorb von Werten han<strong>de</strong>lt,<br />

die als nicht so divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nstark gelten, fällt dieser entgangene Gewinn<br />

nicht so sehr ins Gewicht. Diese Unternehmen zeichnen sich <strong>de</strong>rzeit<br />

noch mehr durch Kursgewinne als durch nachhaltige Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nerträge<br />

aus.<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Zertifikate</strong><br />

– sind ihrer rechtlichen Struktur nach<br />

Inhaberschuldverschreibungen, also Anleihen.<br />

– verfügen über einen Rückzahlungsbetrag,<br />

<strong>de</strong>r nach bestimmten Modalitäten von<br />

<strong>de</strong>r Kursentwicklung eines Basiswertes (In<strong>de</strong>x, Aktien,<br />

Aktienkorb, Währung, Rohstoff usw.) abhängig ist.<br />

– sind börslich o<strong>de</strong>r außerbörslich han<strong>de</strong>lbar.<br />

– haben eine begrenzte o<strong>de</strong>r unbegrenzte Laufzeit.<br />

– besitzen einen je<strong>de</strong>rzeit berechenbaren Wert.<br />

23 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


Wie <strong>Zertifikate</strong> entstehen<br />

Ein Zertifikat ist <strong>de</strong>rzeit sicher eine <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnsten und in no va­<br />

tivs ten An la gemöglichkeiten, insbeson<strong>de</strong>re für private Investoren.<br />

Wenn Ihnen im In ter net, in einer Anzeige, bei Ihrer Bank o<strong>de</strong>r bei<br />

Ih rem Anlageberater ein be stimmtes Papier angeboten wird, dann<br />

kön nen Sie davon aus gehen, dass bei <strong>de</strong>r emittieren<strong>de</strong>n Bank im<br />

Vorfeld ein langer und auf wen diger Entwick lungsprozess stattgefun­<br />

<strong>de</strong>n hat. Vie le Anleger und auch An la ge berater machen sich darüber<br />

wenige Gedanken. Um aber <strong>de</strong>n Sinn und die Funktionswei se die ser<br />

Anlagemedien vollkommen zu verstehen, sollten Sie sich auch ein<br />

we nig mit Ihrem Vertragspartner, also <strong>de</strong>m Emittenten <strong>de</strong>s Zertifikats,<br />

ausei nan <strong>de</strong>r setzen.<br />

Je<strong>de</strong> halbwegs gute Emissionsbank beschäftigt hoch bezahlte Spe­<br />

zialisten, <strong>de</strong> ren Aufgabe es ist, mo<strong>de</strong>rne Finanzprodukte zu kreieren<br />

und auf <strong>de</strong>n Markt zu bringen. In diesem Punkt unterschei<strong>de</strong>t sich<br />

die Finanzindustrie kaum von an<strong>de</strong>ren Branchen. Im Fokus steht<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n es gilt zufrie<strong>de</strong>nzustellen. Wie gut man diese Aufgabe<br />

erledigt, entschei<strong>de</strong>t über geschäft lichen Erfolg o<strong>de</strong>r Misserfolg<br />

eines Finanzunternehmens. Den Spezialisten steht dabei eine immense<br />

Fülle an Finanzproduk ten zur Verfügung, zu <strong>de</strong>nen Privatanleger<br />

teilweise überhaupt keinen Zu gang haben und von <strong>de</strong>ren Ex is tenz<br />

sie oft nichts wissen. Dazu gehören beispielsweise auch die so ge nann­<br />

ten Finanz<strong>de</strong>rivate. Die Spezialisten hinter <strong>de</strong>n gläsernen Fassa<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Ban ken haben zum Beispiel die Auf gabe, aus <strong>de</strong>r Vielzahl dieser<br />

möglichen Fi nanzprodukte wie<strong>de</strong>rum Pro dukte zu entwickeln, <strong>de</strong>­<br />

ren Chance­Risiko­Struk tur möglichst besser als die <strong>de</strong>r herkömmli­<br />

chen Anlagemedien ausfällt. Wer die besseren Pro dukte entwickelt<br />

und seinen Anlagekun<strong>de</strong>n höhe re Renditen bescheren kann, <strong>de</strong>r wird<br />

im immer härter wer<strong>de</strong>n Wettbewerb un ter <strong>de</strong>n Banken auch lang­<br />

fris tig die Nase vorn haben.<br />

<strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong> / 24


Von <strong>de</strong>r Produkti<strong>de</strong>e zum Zertifikat<br />

Die Spezialisten in <strong>de</strong>n Entwicklungsabteilungen <strong>de</strong>r Emissionsban ken ge­<br />

hen bei <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>enfindung für ein neues Zertifikat in <strong>de</strong>r Regel nicht von<br />

allgemeinen Meinun gen o<strong>de</strong>r Markttrends aus, die ihnen vielleicht von ihren<br />

Vorstandsetagen vorgegeben wer<strong>de</strong>n. Ähnlich wie die Ingenieure eines<br />

Au tomobilherstel lers steht bei <strong>de</strong>n Entwicklern von <strong>Zertifikate</strong>n immer zu­<br />

erst <strong>de</strong>r Bedarf <strong>de</strong>s potenziellen Kun<strong>de</strong>n und damit die Frage im Vor<strong>de</strong>r­<br />

grund, welches An lagekonzept die bestmöglichen Renditechancen bringt,<br />

wenn eine be stimmte Marktentwicklung einsetzt. Das Ziel ist es nämlich,<br />

<strong>de</strong>n Anlegern möglichst maßgeschnei<strong>de</strong>rte Produkte für alle er<strong>de</strong>nklichen<br />

Markt­ und Börsenphasen zur Verfügung zu stellen, damit sie von diesen<br />

auch bestmöglich profitieren können. Wie sich die Kurse <strong>de</strong>r Basiswerte <strong>de</strong>s<br />

neuen Zertifikats dann schließlich entwickeln wer<strong>de</strong>n, kann und muss je<strong>de</strong>r<br />

Anleger selbst analysieren und einschätzen. Das Zertifikat ist ja nur ein sehr<br />

wirksames Instrument, um eine bestimmte Marktentwicklung hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s Profits zu optimieren. Tat kräftige Unterstützung bei <strong>de</strong>r Marktprognose<br />

und Analyse erhält man zum Beispiel aus <strong>de</strong>n Medien und/o<strong>de</strong>r speziellen<br />

Informationsdiensten, die zum Teil auch von <strong>de</strong>n Emittenten <strong>de</strong>r <strong>Zertifikate</strong><br />

mitfinanziert wer<strong>de</strong>n. Im Gegensatz zur weitver breiteten Meinung haben<br />

Banken ein großes und ureigenes In teresse daran, dass möglichst viele Anle­<br />

ger in Sachen Marktprognose und Analyse zu Experten wer<strong>de</strong>n und mit sicherer<br />

Hand die besten Anlagechancen selbst auswählen können.<br />

Für die Entwicklung einer Produkti<strong>de</strong>e ist sehr viel mathematisches<br />

Know­how, finanzanalytisches Wissen und vor allem sehr viel Arbeit<br />

nötig, bis man ein neues Zertifikat entwickelt hat. Erst wenn diese umfangreichen<br />

Vorarbeiten abgeschlossen sind, kann und muss ein Zertifikat<br />

zur Marktreife gebracht wer<strong>de</strong>n. Dazu muss <strong>de</strong>r Emittent sehr<br />

viele han<strong>de</strong>lstechnische Vorbereitungen erledigen. Dazu ge hört auch die<br />

Er stel lung eines verbindlichen Verkaufsprospekts. Dieser muss schließ­<br />

lich bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zur<br />

25 / <strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong>


Prüfung vorgelegt wer<strong>de</strong>n. Anhand dieses Verkaufsprospekts prüft die Ba­<br />

Fin das neue Zertifikat und leitet ein Genehmigungsverfahren ein. Wenn<br />

die Genehmigung erteilt wird, dann kann das neue Zertifikat für die<br />

Emission freigegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei einem Verkaufsprospekt han<strong>de</strong>lt es sich nicht etwa um eine Werbebroschüre,<br />

son<strong>de</strong>rn um eine offizielle, nüchterne und ausführliche Abhandlung<br />

über die exakte Funktionsweise eines neuen Zertifikats. Der<br />

Prospekt muss bei <strong>de</strong>r BaFin eingereicht und dort geprüft wer<strong>de</strong>n. Dazu<br />

verwen<strong>de</strong>n Emittenten in <strong>de</strong>r Regel einen sogenannten unvollständigen<br />

Ver kaufsprospekt, <strong>de</strong>r zwar die komplette Struktur <strong>de</strong>s Zertifikats umfas­<br />

send und nachvollziehbar erklärt, aber noch nicht das einzelne Produkt mit<br />

seinen speziellen Ausstattungskriterien, <strong>de</strong>r Wertpapierkennziffer usw. enthält.<br />

Nach einer ersten Genehmigung <strong>de</strong>r BaFin muss die emittieren<strong>de</strong><br />

Bank noch Nachträge zum unvollständigen Prospekt einreichen, wenn<br />

neue Papiere <strong>de</strong>rselben Struktur aufgelegt wer<strong>de</strong>n. Das alles kostet natürlich<br />

Geld, dass die Emittenten vorfinanzieren müssen.<br />

Die Verkaufsprospekte stellen nicht unbedingt ein amüsantes Lesevergnügen<br />

für lange Winteraben<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Kamin dar. Dennoch sollte es<br />

für je<strong>de</strong>n Anleger Pflicht sein, diese Prospekte genau zu studieren. Sie<br />

regeln nämlich die Konditionen und die Bedingungen zwischen Emittent<br />

und Käufer eines Zertifikats. Nach <strong>de</strong>r endgültigen Genehmigung<br />

durch die BaFin kann <strong>de</strong>r Emittent sein Zertifikat auf <strong>de</strong>n Weg bringen<br />

und zur Zeichnung anbieten. Mit seinen spezifischen Parametern, einer<br />

Wert papierkennziffer sowie einer ISIN ausgestattet kann das neue Wert­<br />

papier vom Anleger erworben wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Emittent: Ihr Partner für die Geldanlage<br />

Ein Zertifikat wird in <strong>de</strong>r Regel von einer Bank (einem Emittenten) he raus­<br />

gegeben (emittiert). Der Emittent produziert also die Instrumente für Ihre<br />

<strong>Crashkurs</strong> <strong>Zertifikate</strong> / 26

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