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Weiterlesen - Katholischer Deutscher Frauenbund Berlin

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Das II. Vatikanische Konzil - eine Chance für mehr<br />

Gestaltungsspielraum für Frauen in der Kirche?<br />

Anlässlich des 50. Jahrestages der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils<br />

veranstaltete der Katholische Deutsche <strong>Frauenbund</strong> Diözesanverband <strong>Berlin</strong> e.V.<br />

(KDFB <strong>Berlin</strong>) am 29.10.2012 gemeinsam mit dem Diözesanrat der Katholiken<br />

im Erzbistum <strong>Berlin</strong> eine Podiumsdiskussion zum Thema „Das II. Vatikanische<br />

Konzil - eine Chance für mehr Gestaltungsspielraum für Frauen in der Kirche?“.<br />

Das Podium war besetzt mit: Dr. Ursula Hansen, von 1991 bis 1999 Präsidentin<br />

des Katholischen Deutschen <strong>Frauenbund</strong>es; Lizzy Eichert, Theologin und<br />

Vorstandsmitglied des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum <strong>Berlin</strong>;<br />

Sr. Dagmar Plum, Theologin und Missionsärztliche Schwester sowie Prof. Dr.<br />

Anja Middelbeck-Varwick, Juniorprofessorin für Theologie an der Freien<br />

Universität <strong>Berlin</strong>. Die Veranstaltung wurde von der geistlichen Beirätin des KDFB<br />

<strong>Berlin</strong>, Christine Boehl, moderiert.<br />

Die Zugänge, die die vier Expertinnen auf dem Podium zum Konzil hatten, waren<br />

sehr unterschiedlich. Dr. Ursula Hansen und Sr. Dagmar Plum erlebten das Konzil<br />

als Zeitzeuginnen mit.<br />

Für Schwester Dagmar Plum eröffnete sich durch das II. Vatikanum eine ganz<br />

neue Welt: „Ohne das Konzil wäre ich nicht in den Orden eingetreten. Die Vielfalt<br />

der Gläubigen wurde mit einem Mal deutlich und es war spannend zu entdecken,<br />

dass es außer der europäischen katholischen Kirche noch ganz viel mehr gab.“<br />

Als missionsärztliche Schwester war sie viele Jahre insbesondere in afrikanischen<br />

Ländern tätig und erlebte ihre Kirche hautnah in der Welt. „Durch das Konzil<br />

wurden Gemeinsamkeiten betont, es kam Verständigung zustande, das<br />

ermöglichte einen wirklichen Dialog,“ erzählt sie.<br />

Dr. Ursula Hansen erlebte die Konzilsjahre eher am Rande, da sie mit ihrer<br />

Familiengründung einhergingen. Erst viel später, Anfang der neunziger Jahre als<br />

Präsidentin des <strong>Frauenbund</strong>es, hat sie die starken Impulse, die sich aus dem<br />

Konzil für die Beteiligung der Frauen in und an Kirche ergaben, erleben und<br />

umsetzen dürfen. So erhielt der <strong>Frauenbund</strong> in den neunziger Jahren erstmalig<br />

eine geistliche Beirätin, Schwester Benedicta. „Gerade war unsere<br />

Bundesdelegiertenversammlung. Mittlerweile hat fast jeder Zweigverein eine<br />

geistliche Beirätin. Das ist selbstverständlich geworden,“ stellt Frau Dr. Hansen<br />

auf dem Podium fest. Des Weiteren hatten Frauen nun die Möglichkeit, in<br />

verschiedenen Gremien zu partizipieren, die vorher nur Männern offen standen -<br />

alles Errungenschaften, die für die zwei weiteren Podiumsteilnehmerinnen, Anja<br />

Middelbeck-Varwick und Lissy Eichert, die die katholische Kirche erst in der<br />

nachkonziliaren Zeit erlebten, selbstverständlich sind.<br />

Beiden fehlt die befreiende und motivierende Erfahrung des Konzils. So fragt<br />

Prof. Middelbeck-Varwick, Juniorprofessorin für Theologie an der FU <strong>Berlin</strong>, „Wo<br />

sind die Frauen heute in der Kirche? Haben sie resigniert? Wenden sie sich ab,<br />

weil ihre Großmütter und Mütter schon den gleichen Kampf erfolglos gekämpft<br />

haben?“ Sie warnt davor, das Konzil wie ein Flagschiff für die Öffnung der Kirche<br />

zu behandeln. „Da gibt es auch Brüche, widersprüchliche Passagen, die werden<br />

zu wenig gelesen.“ Trotzdem hält sie das Konzilskompendium, welches ihr ihre<br />

Mutter gab, die in den Konzilsjahren vom Aufbruch in der Kirche überzeugt war,


in Ehren. „Eine Wiederbelebung und ein Fortschreiben der Texte lohnt sich auf<br />

jeden Fall“, so Prof. Middelbeck-Varwick.<br />

Auch Lissy Eichert stellt fest, dass die jungen Frauen, die 25-45jährigen, sich<br />

kaum noch in der Kirche engagieren. Wenn auch Frauen der Zugang zu allen<br />

Ämtern möglich wäre, da ist sie sich sicher, würden die Frauen wieder mehr Lust<br />

auf Kirche haben. Immerhin. Sie appelliert an den Mut der Frauen, sich mehr zu<br />

trauen und auch kirchlichen Amtsinhabern auf Augenhöhe zu begegnen. Sie<br />

erwartet keine Lösung von oben sondern rät „die Lücken zu nutzen, die bereits<br />

geschlagen sind.“<br />

Prof. Middelbeck-Varwick stimmt ihr zu: „Wir müssen aufhören in<br />

Erlaubnishierachien zu denken und eher die Räume, die frei geworden sind<br />

bespielen, denn letztendlich gibt es ganz andere Aufgaben, wo sich die Kirche als<br />

Kirche beweisen muss.“<br />

Gleichwohl, da waren sich alle Expertinnen auf dem Podium einig, bleibt der<br />

politische Auftrag, sich für mehr Gleichberechtigung in der Kirche einzusetzen.<br />

Denn wie könne eine Kirche Menschlichkeit und Gleichheit predigen, wenn sie<br />

eine Gruppe von bestimmten Ämtern ausschließt? Frau Dr. Hansen formulierte es<br />

am Ende der Diskussion so: „ Die Kirche macht sich da doch selbst arm, wenn sie<br />

eine ganze Hälfte mit ihren Fähigkeiten und Charismen ausschließt. Das ist doch<br />

eine Verarmung der Kirche!“<br />

Johanna Dietrich<br />

Öffentlichkeitsreferentin

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