10. Dresdner Baurechtstage
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Rechtssichere kommunale Grundstücksverkäufe im Rahmen der<br />
Investorenansiedlung? Strategien unter Beachtung der jüngsten<br />
Rechtsprechung<br />
Klaus Füßer<br />
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verwaltungsrecht
Struktur des Vortrages<br />
Einleitende Beispielfälle<br />
Rechtsgrundlagen - Überblick<br />
Rechtsprechung<br />
Aktuelle Entwicklung<br />
Abschließender Ausblick<br />
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Einleitende Beispielfälle<br />
Fall 1<br />
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Die Gemeinde A will ein nicht mehr benötigtes Grundstück<br />
veräußern, 100 % Wohnbebauung darauf möglich<br />
Makler führt zunächst Bieterverfahren durch<br />
Wert des Grundstücks 9 Millionen<br />
Angebot des X: 8,5 Millionen<br />
Angebot des Y: 9 Millionen: Auswahl als Verhandlungspartner<br />
Neu festgestellte Altlasten während Verhandlung mit Y<br />
Y handelt Preis auf 8 Millionen<br />
Fragen: 1. Hätte X einbezogen werden müssen, nachdem die<br />
Kontamination bekannt geworden war?<br />
2. Hätte ein erneutes Bieterverfahren durchgeführt werden<br />
müssen?
Einleitende Beispielfälle<br />
Fall 2<br />
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Gemeinde B beabsichtigt in ihrem Gemeindegebiet<br />
Gewerbebetriebe der holzverarbeitenden Industrie anzusiedeln<br />
Ziel: Zentrum der Holzverarbeitung zu etablieren, Arbeitsplätze<br />
zu schaffen und die heimische Holzwirtschaft zu revitalisieren<br />
Grundstücksverkauf an Investor I geplant<br />
Vorhabenbezogener B-Plan und Durchführungsvertrag geplant<br />
Fragen: 1. Kann die Gemeinde das Grundstück an I freihändig<br />
veräußern, oder ist eine europaweite Ausschreibung nach<br />
dem Vergaberecht erforderlich?<br />
2. Kann die Gemeinde als Investitionsanreiz für I einen<br />
deutlich unter dem Wert eines Baugrundstückes liegenden<br />
Preis anbieten?
Einleitende Beispielfälle<br />
Fall 3<br />
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Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) wollte ein<br />
ehemaliges Kasernengelände (24 ha) veräußern und gab dies im<br />
Internet bekannt<br />
Hinweis im Verkaufsexposé: Die zulässigen Nutzungen und<br />
baulichen Voraussetzungen sind mit der Gemeinde C<br />
abzustimmen<br />
Grundstückswert laut Sachverständigengutachten: 2,3 Mio. Euro<br />
Von vier Bietern setzt sich Y mit einem auf fünf bis zehn Jahre<br />
angelegten Entwicklunskonzept und einem Gebot von 2,5 Mio.<br />
Euro durch, nachdem die BImA sein Konzept aus städtebaulicher<br />
Sicht ausgewählt und die Gemeinde C ihr Einvernehmen zum<br />
Verkauf gegeben hatte.<br />
Frage: Ist der Grundstücksverkauf ein dem Vergaberecht unterliegender<br />
Vorgang und wegen Verstoßes gegen eine rechtzeitige<br />
Bieterinformation unwirksam?
Rechtsgrundlagen - Überblick<br />
Zivilrecht<br />
§ 311 b BGB<br />
Beihilferecht<br />
Art. 87 EG<br />
Art. 88 EG<br />
Europäisches<br />
Kommunal-<br />
wirtschaftsrecht<br />
Kartellvergaberecht<br />
Grundsätze des<br />
EG-Vertrages<br />
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§ 72 II SächsGemO<br />
§ 90 SächsGemO<br />
VwV Kommunale<br />
Grundstücksveräußerung<br />
RL 2004/18/EG<br />
(VRL)<br />
§§ 97 ff. GWB<br />
§ 13 VgV<br />
VOB/A<br />
Grundfreiheiten<br />
Gleichheitsgrundsatz<br />
Transparenzgebot
Rechtsprechung Fall 1 (BGH, Urt. v. 22. 2. 2008, - V ZR 56/07 -)<br />
Aussagen des BGH:<br />
Keine SE-Ansprüche aus §§ 280 I, 241 II, 311 II BGB<br />
Antworten Fall 1:<br />
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Verkauf kommunaler Grundstücke muss nicht nach<br />
vergaberechtlichen Vorschriften ausgeschrieben werden<br />
Freiwilliges Bieterverfahren begründet ein vorvertragliches<br />
Vertrauensverhältnis, das den Träger der öffentlichen<br />
Verwaltung zu Gleichbehandlung, Transparenz und<br />
Rücksichtnahme verpflichtet<br />
Hierbei aber geringere Maßstäbe als im EG-Vergaberecht<br />
Unrichtige Information verletzt nicht den<br />
Gleichbehandlungsgrundsatz, wenn alle Teilnehmer gleich<br />
informiert wurden<br />
1. X musste nach Auswahl des Y als<br />
Verhandlungspartner nicht mehr berücksichtigt werden<br />
2. Keine Pflicht der Gemeinde zur Wiederholung eines<br />
freiwilligen Bieterverfahrens, wenn neue Tatsachen<br />
bekannt werden
Rechtsprechung Fall 2 (Ahlhorn -Rechtsprechung OLG Düsseldorf 1 )<br />
Aussagen des OLG-Düsseldorf:<br />
Antworten Fall 2:<br />
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auf einen Grundstückskaufvertrag, der mit einem städtebaulichen<br />
Vertrag nach § 11, 12 oder 124 BauGB verbunden ist,<br />
Vergaberecht Anwendung, soweit der Maßgebliche Schwellenwert<br />
überschritten ist<br />
Für das Vorliegen eines Bauauftrages oder einer Baukonzession<br />
genügt ein mittelbares Eigeninteresse an der Errichtung der<br />
Gebäude, etwa an einer geordneten städtebaulichen Entwicklung<br />
Bauaufträge in Verbindung mit Grundstücksveräußerungen werden<br />
als Baukonzessionen angesehen, da der Auftragnehmer das Recht<br />
zur Verwertung der Bauwerke erhält<br />
1. Nach bisheriger Rspr. des OLG Düsseldorf ist EG-Vergaberecht<br />
bei Überschreiten der Schwellenwerte vorliegend anwendbar<br />
und eine europaweite Ausschreibung ist erforderlich.<br />
2. Ein Unterwertverkauf wäre im Übrigen bereits aus<br />
kommunalrechtlichen Gründen und wegen dem Verbot<br />
unzulässiger Beihilfen unzulässig.<br />
1 OLG Düss Beschl. v. 13.6.2007 VII-Verg 2/07 (Ahlhorn); Beschl. v. 12.12.2007 VII-Verg<br />
30/07 -, (Wuppertal); Beschl. v. 30.1.2008 Verg 37/07 (Stadt Oer-Erkenschwick).
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Rechtsprechung Fall 3 (Vorlagebeschluss des OLG Düsseldorf v. 2. <strong>10.</strong> 2008 - VII-Verg 25/08 - )<br />
Aussagen des OLG-Düsseldorf:<br />
Antwort Fall 3:<br />
Ein körperlich greifbarer Beschaffungsbedarf des öffentlichen<br />
Auftraggebers sei für die Anwendung des Vergaberechts nicht<br />
erforderlich<br />
Eine Realisierungsverpflichtung bedeute nicht, dass es sich um eine<br />
einklagbare Verpflichtung handeln müsse<br />
Es genüge, wenn am Ende des Vergabeverfahrens der Abschluss<br />
einer Vereinbarung mit einer hinreichenden Bauverpflichtung stehen<br />
solle<br />
Wird das Grundstück von einem Dritten erworben und ein Bauauftrag<br />
mit der Gemeinde geschlossen, habe bei funktionaler Betrachtung<br />
eine Zusammenschau der Gesamtheit der Verträge stattzufinden<br />
Es gäbe keine Prämisse, wonach eine Baukonzession in jedem<br />
Falle befristet zu sein hätte<br />
Das OLG Düsseldorf hält den vorliegenden Kaufvertrag<br />
wegen Verstoßes gegen das Vergaberecht für unwirksam.<br />
Eine Entscheidung hängt jedoch von der Reaktion des EuGH<br />
ab
Aktuelle Entwicklung<br />
Gesetzesnovelle GWB<br />
In Zukunft keine Ausschreibungspflicht und<br />
Vergabeverfahren mehr bei kommunalen<br />
Grundstücksverkäufen mit Bauverpflichtung<br />
des Erwerbers!<br />
Beschaffungszweck ausdrücklich in § 99 III<br />
GWB betont<br />
Grundstücksveräußerung ist keine<br />
Baukonzession, da diese nach § 99 VI<br />
GWB zeitlich befristetes Nutzungsrecht<br />
enthalten muss<br />
Haltung der Eur opäischen Kommission<br />
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Keine Anwendung des Vergaberechtes, wenn mit einem<br />
Grundstücksvertrag keine verbindliche Bauverpflichtung<br />
verbunden wird<br />
Eine durchsetzbare Bauverpflichtung liegt auch dann nicht vor,<br />
wenn die Gemeinde sich ein Rückkaufsrecht vorbehält für den<br />
Fall, dass der Käufer nicht baut, da eine Bebauung auf diesem<br />
Weg nicht durchgesetzt werden kann
Abschließender Ausblick<br />
In Zukunft wird aufgrund der Neufassung des GWB die<br />
Ahlhorn- Ära beendet sein<br />
Der EuGH wird mit Beantwortung der vorgelegten<br />
Fragen auch die Europarechtskonformität der GWB-<br />
Novelle bestätigen<br />
Grundstücksverkäufe der öffentlichen Hand in<br />
Verbindung mit Bauverpflichtungen werden<br />
zukünftig nicht mehr dem Vergaberecht<br />
unterfallen<br />
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Vielen Dank für Ihre<br />
Aufmerksamkei t<br />
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