R22 Ersatz –Was ist zu beachten? - fuchs europe schmierstoffe gmbh
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www.<strong>fuchs</strong>-<strong>europe</strong>.de 07/2009<br />
FUCHS Kältemaschinenöle<br />
<strong>Ersatz</strong> von R 22 –<br />
Was <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
RENISO
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Mit dem anstehenden Verbot des Einsatzes von <strong>R22</strong> Frischware <strong>zu</strong> Wartungszwecken ab dem<br />
1.1.2010 in der EU <strong>ist</strong> erneut die Diskussion entfacht, wie sich <strong>R22</strong> in seinen vielfältigen<br />
Anwendungen optimal ersetzen läßt. Der nachfolgende Artikel <strong>ist</strong> der erste Teil einer zweiteiligen<br />
Veröffentlichung, die sich diesem Thema umfassend aus verschiedenen Sichtwinkeln eines<br />
Kältemittel- und Ölherstellers sowie eines Großhändlers und Anlagenbauers nähert.<br />
Beginnend mit der Beschreibung der gesetzlichen Lage und der derzeitigen Ausgangssituation<br />
bzgl. der verbauten <strong>R22</strong> Mengen, wird im ersten Teil auf die Theorie des Kältemittel und<br />
Kältemaschinenöl Systems eingegangen. Im zweiten Teil wird auf die praktischen Schritte von<br />
der Vorplanung bis <strong>zu</strong>m sicheren Betrieb bei der Umrüstung von <strong>R22</strong> Anlagen im Bereich der<br />
Industriekälte eingegangen. Anhand zweier Fallbeispiele werden die einzelnen Punkte der<br />
Umrüstung beschrieben.<br />
Die gesetzliche Lage<br />
Der Ausstieg aus der Verwendung von <strong>R22</strong> für Kälte- und Klimaanwendungen <strong>ist</strong> auf EU Ebene<br />
mit der Verordnung (VO) EG2037/2000 festgelegt. Als VO <strong>ist</strong> diese direkt für alle EU<br />
Mitgliedstaaten sofort verbindlich an<strong>zu</strong>wenden. In Deutschland regelt darüber hinaus die<br />
Chemikalien Ozonschicht VO (ChemOzonSchichtV) vom 13.11.2006 ergänzend Maßnahmen<br />
<strong>zu</strong>m Schutz der Ozonschicht. Diese waren bisher Bestandteil der FCKW-Halonverbots VO und<br />
wurden somit von der ChemOzonSchichtV abgelöst.<br />
Wie bereits erwähnt, <strong>ist</strong> das schrittweise Verbot der Verwendung von <strong>R22</strong> <strong>zu</strong> Wartungszwecken<br />
ab dem 1.1.2010 mit Frischware bzw. ab den 1.1.2015 mit rezykliertem <strong>R22</strong> ein zentraler Punkt<br />
der EG2037/2000. Bei der Umstellung von <strong>R22</strong> Altanlagen sind einige wichtige Rechtsaspekte <strong>zu</strong><br />
<strong>beachten</strong>:<br />
# Die Rückgewinnung von Kältemitteln während Wartung und Stilllegung <strong>ist</strong> in der<br />
EG2037/2000 Art.16, 1 verpflichtend vorgeschrieben. Nach § 3 Abs. 1 ChemOzon-<br />
SchichtV <strong>ist</strong> der Besitzer der Anlage für die ordnungsgemäße Rückgewinnung verantwortlich.<br />
Die Pflicht <strong>zu</strong>r ordnungsgemäßen Rückgewinnung kann an Dritte übertragen<br />
werden.<br />
# Die Rückgewinnung von <strong>R22</strong> darf nur von Personen vorgenommen werden, die sachkundig<br />
sind (z.B. Kälteanlagenbauer, Mechatroniker für Kältetechnik, Techniker und<br />
Ingenieure der Kältetechnik), über die erforderliche Ausrüstung verfügen, <strong>zu</strong>verlässig und<br />
die im Rahmen von Inspektions- und Wartungstätigkeiten nicht weisungsgebunden sind<br />
(vgl. § 5 Abs. 1 und 2 ChemOzonSchichtV).<br />
# Das gebrauchte <strong>R22</strong> <strong>ist</strong> ab dem 01.01.2010 Abfall, wenn es vom Eigentümer (Anlagenbetreiber)<br />
nicht mehr weiterverwendet werden kann und er sich des <strong>R22</strong> entledigen muß.<br />
Als Abfall unterliegt es dann den für Abfall gültigen Gesetzen und Verordnungen, z.B. der<br />
EG-Abfall-VerbringungsVO 1013/2006/EG, dem Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz<br />
(KrW-/AbfG) und anderen einschlägigen Vorschriften.<br />
# Der Kälteanlagenbauer, der <strong>R22</strong> aus der Anlage seines Kunden entnimmt, hat über Art<br />
und Menge des entnommenen Kältemittels Aufzeichnungen <strong>zu</strong> führen. Diese sind<br />
mindestens 5 Jahre auf<strong>zu</strong>bewahren. Betreiber von Entsorgungsanlagen, die nach dem<br />
Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz nachweispflichtig sind, müssen die Dokumentation<br />
über das Begleitscheinverfahren abwickeln (vgl. § 3 Abs. 3 ChemOzonSchichtV).<br />
1<br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
# Das gebrauchte <strong>R22</strong> darf nur direkt weiterverwendet werden, wenn es nicht den<br />
Eigentümer wechselt. Ist dies nicht der Fall, muß der Eigentumswechsel dokumentiert<br />
werden. Das gebrauchte <strong>R22</strong> muß als Abfall weiterbehandelt werden, bevor es als<br />
rezykliertes <strong>R22</strong> in Kälte- und Klimaanlagen wieder eingesetzt werden darf. (vgl. Art.16<br />
Abs. 1 bis 3 der Verordnung EG2037/2000).<br />
# Mit der Umstellung einer <strong>R22</strong> Anlage auf ein HFKW Kältemittel ändern sich gleichzeitig<br />
die gesetzlichen Regeln <strong>zu</strong>m Betrieb der umgestellten Anlage. Wesentliche Auswirkung<br />
hat dies auf die Betreiberpflicht, diese Anlagen gemäß der EG842/2006 (EG F-Gas VO)<br />
auf Leckagen <strong>zu</strong> überprüfen. Nachfolgend sind in Tabelle 1 die Unterschiede zwischen<br />
HFCKW und HFKW betriebenen Anlagen gegenüber gestellt:<br />
Logbuch ja Ja<br />
<strong>R22</strong> bisher HFKW Bemerkung<br />
Kontrolle < 3kg Nein nein* *< 6kg bei hermetischen Systemen<br />
3 – 30 kg Jährlich Jährlich<br />
30 – 300kg Jährlich ½ jährlich 1<br />
> 300kg Jährlich ¼ jährlich*<br />
Tabelle 1: Gegenüberstellung der Wartungsintervalle zw. <strong>R22</strong> und HFKW Anlagen<br />
Ausgangssituation<br />
In den me<strong>ist</strong>en Anwendungen <strong>ist</strong> bereits seit dem 1.1.2000 die Installation von Neuanlagen mit<br />
<strong>R22</strong> in der EU verboten. Demnach werden die jüngsten <strong>R22</strong> Anlagen mindesten 10 Jahre alt sein,<br />
wenn das Verwendungsverbot für <strong>R22</strong> Frischware <strong>zu</strong> Wartungszwecken greift.<br />
Anwendung Ø Füllmenge<br />
<strong>R22</strong>, kg<br />
Gewerbe<br />
klein<br />
Gewerbe<br />
groß<br />
Tabelle 2: <strong>R22</strong> und seine Verbraucher in Deutschland<br />
<strong>R22</strong> <strong>ist</strong> das Kältemittel, das in der Vergangenheit die weiteste Verbreitung fand, mit der größten<br />
Anzahl verschiedener Anwendungen von der Tiefkälte bis hin <strong>zu</strong> Klima- und Wärmepumpen-<br />
1<br />
Die Verlängerung der Inspektionsintervalle <strong>ist</strong> durch Installation eines Leckageüberwachungssystemes<br />
möglich<br />
2<br />
Werte geschätzt<br />
3<br />
Klein A/C Systeme: Vorwiegend Systeme <strong>zu</strong>r häuslichen Komfort-Klimatisierung 75kW<br />
Kältele<strong>ist</strong>ung<br />
Bank DE 2 ,<br />
to<br />
Ø Lebensdauer,<br />
Jahre<br />
2<br />
Ø Leckrate,<br />
%<br />
Anteil <strong>R22</strong><br />
Verbrauch, %<br />
10 1500 12 6,5 5<br />
300 6500 15 12 19<br />
Transport 10 800 9 10 0,3<br />
Industrie 1000 2500 20 12 9,6<br />
A/C,<br />
Klein 3<br />
3,5 1500 10 2 28.1<br />
A/C,<br />
Groß 4<br />
250 3000 15 5 37,9<br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
anwendungen. Die Verteilung der Anwendungen <strong>ist</strong> in einzelnen EU Mitgliedsstaaten (EU-MS)<br />
unterschiedlich. Der <strong>R22</strong> Bedarf <strong>zu</strong> Wartungszwecken variiert in den einzelnen Anwendungsbereichen.<br />
Dies hängt u.a. mit den unterschiedlichen Einsatzbereichen der <strong>R22</strong> Systeme und<br />
deren Lebensalter <strong>zu</strong>sammen. Tabelle 2 gibt die wichtigsten Kennzahlen für Deutschland wieder.<br />
Die gesamte Menge an installiertem <strong>R22</strong> in Deutschland wird auf ca. 16000to geschätzt. Die<br />
Hauptanwendungsgebiete sind große Gewerbekälte-, Industrie- und große Klimasysteme, deren<br />
durchschnittliche Füllmenge > 250kg <strong>ist</strong>. Diese Großsysteme sollen nachfolgend näher betrachtet<br />
werden. Die tatsächlich aufbereitbare Menge aus der geschätzten <strong>R22</strong> Bank läßt sich<br />
schwer und nur mit erheblichen Unsicherheiten abschätzen, da die <strong>R22</strong> Qualität, bzw.<br />
dessen Reinheit, häufig ungenügend <strong>ist</strong> (< 98 % <strong>R22</strong> Anteil). Dies <strong>ist</strong> jedoch die Grundvorausset<strong>zu</strong>ng<br />
für eine erfolgreiche Aufbereitung. Für Deutschland läßt sich für den<br />
Zeitraum 2010 – 2015 eine durchschnittliche Aufbereitungsquote von 450t/a annehmen 5 .<br />
Auswahl Kältemittel für den <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong><br />
Kennzeichnend für die Großsysteme sind deren komplexer Anlagenaufbau, häufig als<br />
weitverzweigten, h<strong>ist</strong>orisch gewachsenen Rohrleitungssystemen ausgeführt bzw. mit überfluteten<br />
Verdampfersystemen <strong>zu</strong>r Übertragung großer Kältele<strong>ist</strong>ungen ausgerüstet.<br />
Grundsätzlich stehen vier Optionen <strong>zu</strong>r Verfügung, bestehende <strong>R22</strong> Anlagen nach 2010 weiter<br />
<strong>zu</strong> betreiben (siehe Tabelle 3). Alle Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile. Die beste Lösung<br />
sollte möglichst viele positive Eigenschaften des Anforderungsprofiles einer <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong>lösung auf<br />
sich vereinigen.<br />
Kriterium<br />
Restlaufzeit Komplexität Verdampfung Sicherheit Kosten<br />
5 a Einfach kompl. DX ü.flutet gering hoch Invest Betrieb<br />
Recy. <strong>R22</strong> ++ - ++ ++ ++ ++ + + ++ +<br />
Drop-In. ++ - + - + - + - ++ -<br />
Retrofit - + ++ ++ + ++ + + + +<br />
Neubau + - ++ ++ ++ ++ ++ ++ - - ++<br />
Tabelle3: Grobe Bewertung verschiedener Kriterien für den <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> nach 2010. “+“ steht für<br />
positive, „ - „ für eine negative Erfüllung des Kriteriums.<br />
Rezykliertes <strong>R22</strong> <strong>ist</strong> als eine Alternative für Systeme mit kurzer Restlaufzeit ernsthaft in Erwägung<br />
<strong>zu</strong> ziehen, da dies die wenigsten Probleme beim zeitlich begrenzten Weiterbetrieb verursacht.<br />
Lediglich die ausreichende Verfügbarkeit <strong>ist</strong> <strong>zu</strong>r Zeit unklar. Die Verfügbarkeit wird wesentlich<br />
vom Verhältnis außer Betrieb genommener Anlagen <strong>zu</strong> im Betrieb verbleibender Anlagen<br />
bestimmt. Unterschiedlichste Szenarien <strong>zu</strong>r Versorgungssituation kursieren, die alle auf nachvollziehbaren<br />
Annahmen beruhen. Jede für sich <strong>ist</strong> jedoch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.<br />
Mit der Nennung von Zahlen in diesem Bereich, die von einer massiven Unterversorgung bis hin<br />
<strong>zu</strong> einem großen Überangebot reichen, werden häufig auch politische Interessen verfolgt, so daß<br />
eine finale Einschät<strong>zu</strong>ng aus Gründen der Seriosität an dieser Stelle nicht vorgenommen wird.<br />
5 Basierend auf der Annahme, daß 75% der nominal Füllmenge bei der außer Betriebnahme der<br />
Kälteanlagen <strong>zu</strong>rück gewonnen werden können und sich aufbereiten lassen.<br />
3<br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Unter Drop-In wird im allgemeinen der reine Austausch des Kältemittels verstanden, ohne<br />
größere Umbaumaßnahmen am Kältekreis vornehmen <strong>zu</strong> müssen. Speziell das vorhandene<br />
Kältemaschinenöl kann im Kältekreis verbleiben und kann <strong>zu</strong>sammen mit dem neuen Drop-In<br />
Kältemittel weiterbetrieben werden. Drop-In Kältemittel stellen eine interessante Alternative <strong>zu</strong>m<br />
recycelten <strong>R22</strong> dar, wo geringe Restlaufzeiten und entsprechende Systemvorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
erfüllt sind.<br />
Als Retrofit wird eine aktive Anpassung des Kältesystems an den neuen <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong>stoff<br />
verstanden. Häufig geschieht dies mit dem Austausch des Kältemaschinenöls sowie einer weitgehenden<br />
Überholung des kompletten Systems einher. Ein Retrofit <strong>ist</strong> überall dort sinnvoll, wo<br />
längere Restlaufzeiten geplant sind, die Verfügbarkeit der Anlage (z.B. als Teil eines industriellen<br />
Prozesses) wichtig <strong>ist</strong> und Kosten für die Umstellung und den Betrieb eine Rolle spielen.<br />
Ein Neubau einer Anlage verspricht in Be<strong>zu</strong>g auf Effizienz und Sicherheit die größten Vorteile.<br />
Von der Kostenseite <strong>ist</strong> jedoch ein Neubau immer mit dem höchsten Invest verbunden. Häufig <strong>ist</strong><br />
aber aus räumlichen oder prozeßtechnischen Gründen ein Neubau z.B. wg. längerer Stillstandzeiten<br />
der Anlage nicht möglich.<br />
Anlagentechnische Eignung von <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong>stoffen<br />
Die anlagentechnische Eignung <strong>ist</strong> die Grundbedingung bei der Auswahl eines <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong>stoffs.<br />
Zur anlagentechnischen Eignung gehören u.a.:<br />
# Materialeigenschaften (Fe / Cu / Kunststoffe)<br />
# Sicherheitsaspekte ( Toxizität und Brennbarkeit)<br />
# das Anlagendesign (z.B. Verdampfer / Verdichter)<br />
Die anlagentechnische Eignung eines <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong>stoff <strong>ist</strong> nicht gegeben, wenn sich die <strong>zu</strong>vor<br />
genannten Punkte nur durch einen unverhältnismäßig hohen Aufwand bzw. überhaupt nicht lösen<br />
lassen.<br />
Materialeigenschaften<br />
Probleme mit metallischen Werkstoffen bei der Umstellung auf einen <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong>stoff sind eher<br />
selten. Als Beispiel wäre in diesem Zusammenhang der Wechsel <strong>zu</strong> NH3 in <strong>R22</strong> Anlagen <strong>zu</strong><br />
nennen, in denen Cu Materialien verbaut wurden. Sowohl Kohlenwasserstoffe (KWs) als auch<br />
HFKWs zeigen die gleiche Verträglichkeit gegenüber metallischen Werkstoffen wie <strong>R22</strong>.<br />
Kupferplattierung kann auftreten, wenn es im Kältekreislauf <strong>zu</strong>r Bildung von Säuren kommt,<br />
deren Ursache un<strong>zu</strong>reichendes Evakuieren und/oder Reste von chlorhaltigen Kältemitteln bzw.<br />
Spülsubstanzen sind.<br />
Anders <strong>ist</strong> das Materialverhalten gegenüber Kunststoffen und Elastomeren <strong>zu</strong> bewerten.<br />
Kältemittel und Öl können Füllstoffe und Weichmacher aus den Elastomerwerkstoffen lösen und<br />
diese für Ihren Einsatz in Kältekreisläufen unbrauchbar machen. Die Folgen sind der Ausfall des<br />
Bauteils (z.B. Wellendichtring) und Ablagerungen herausgelösten Materials aus dem Elastomerwerkstoffes<br />
in den Kältekreis. <strong>R22</strong>-Kältemaschinenölsysteme zeigen gegenüber diesen Werkstoffen<br />
andere Löseeigenschaften als die <strong>Ersatz</strong>stoffe. Generell sollten daher sämtliche Kältemittel<br />
/ Kältemaschinenöl berührten Elastomere und Kunststoffe bei der Umstellung auf ein neues<br />
Kältemittel gemäß den Herstellerangaben des Bauteils ausgetauscht werden. Tabelle 4 gibt eine<br />
Kurzübersicht über verwendbare Elastomere und Kunststoffe:<br />
4<br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Werkstoff NR BR EPDM CR NBR HNBR FKM PBT PA<br />
Kältemittel<br />
<strong>R22</strong> o + + o - - + +<br />
R134a + + + + + + - + +<br />
Propan 6 + + + +<br />
R407C + + + + + + - + +<br />
R417A + + + + + o - + +<br />
R422A-D + + + + + + - + +<br />
R427A + + + + + + - + +<br />
R428A o o + + o o - +<br />
R507 + + + + + + - + +<br />
Ammoniak 3 + + + - o o -<br />
Propylen - - + +<br />
Kältemaschinenöle<br />
Mineralöl o - - + + + +<br />
Alkybenzol o - - + + + +<br />
Polyolester o o + o + + -<br />
Tabelle 4: Elastomer- und Kunststoffverträglichkeit<br />
Durch die individuelle Zusammenset<strong>zu</strong>ng von Weichmachern, Füllmaterialien und anderen<br />
Additiven, <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong>m Basismaterial, sollte die Verträglichkeit der verwendeten Bauteile<br />
grundsätzlich <strong>zu</strong>vor mit dem Hersteller der Dichtungen bzw. dem Hersteller des Gesamtbauteils,<br />
in dem das Elastomer- oder Kunststoffmaterial <strong>zu</strong>m Einsatz kommt, abgestimmt werden.<br />
Als anschauliches Beispiel, welche Auswirkung die falsche Auswahl von Dichtungsmaterialien<br />
haben kann, zeigt Abb.1 einen zerstörten O-Ring aus Neoprene nach 24h Kontakt mit <strong>R22</strong> / AB-<br />
Öl.<br />
Abb.1: Aufgelöster O-Ring aus Neoprene nach 24h Kontakt mit <strong>R22</strong><br />
6 Daten aus: „Standard Katalog“ Fa. Freudenberg, Weinheim<br />
5<br />
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<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Sicherheitstechnische Eigenschaften<br />
<strong>R22</strong> <strong>ist</strong> gemäß DIN EN378-1 als nicht brennbares und nicht toxisches Kältemittel der Gruppe A1<br />
<strong>zu</strong>geordnet. Bei der Verwendung abweichend klassifizierter Kältemittel, z.B. NH3 (B2) oder<br />
Propan (A3), ändert sich, je nach Aufstellungsort, die maximal <strong>zu</strong>lässige Füllmenge an Kältemittel.<br />
So ändert sich diese in einer direktverdampfenden <strong>R22</strong> Anlage in einem 400m² Lager mit 3m<br />
Höhe, welches nur autorisiertem Personal <strong>zu</strong>gänglich <strong>ist</strong>, von 400kg <strong>R22</strong> auf 50kg NH3 bzw.<br />
25kg Propan. Etwaige Umbaumaßnahmen in <strong>zu</strong>sätzliche Sicherheitstechnik bei Verwendung<br />
eines B2 oder A3 klassifizierten Kältemittels (z.B. in ein indirektes System mit Maschinenraum)<br />
haben Auswirkungen sowohl auf die reinen Umstellungskosten, als auch auf die späteren laufenden<br />
Betriebskosten durch den <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong> überwindenden Wärmeübergang des indirekten<br />
Systems. Die sicherheitstechnischen Anforderungen an Kälteanlagen und Kältemittel sind in der<br />
DIN EN378-1 beschrieben.<br />
Anlagentechnische Eigenschaften<br />
Bei der Berücksichtigung der anlagentechnischen Eignung spielt der Aufbau der Kälteanlage eine<br />
Rolle, in der das <strong>R22</strong> ersetzt werden soll. Folgende Punkte sollten dabei beachtet werden:<br />
# keine zeotropen Gemische (Kältemittel der 400er Serie) in überfluteten Verdampfersystemen<br />
# Sicherstellung des Ölrücktransportes bei weitverzweigten, komplex aufgebauten<br />
Systemen<br />
# Anpassung von Systemkomponenten an das neue Kältemittel (z.B. Trockner, Expansionsventil,<br />
ggfs. Kompressor)<br />
# Leitungsquerschnitte bzw. sich verändernde Strömungsdruckverluste in den Rohrleitung<br />
Generell sollte jedes einzelne Anlagenbauteil kritisch auf seine Weiterverwendbarkeit bei der<br />
Auswahl eines <strong>Ersatz</strong>stoffes geprüft werden.<br />
Thermophysikalische Eigenschaften<br />
Neben den systembezogenen Randbedingungen spielen auch die thermophysikalischen<br />
Eigenschaften eine wichtige Rolle, die richtige Auswahl des <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong>stoffs <strong>zu</strong> treffen.<br />
Das <strong>Ersatz</strong>kältemittel <strong>ist</strong> so <strong>zu</strong> wählen, daß es von seinen thermophysikalischen Eigenschaften<br />
sowohl für die kältetechnische Anwendung geeignet <strong>ist</strong>, als auch das <strong>R22</strong> im bestehenden Betriebspunkt<br />
bzw. –bereich optimal ersetzen kann. In Tabelle 5 gibt Auskunft über den Normalsiedepunkt<br />
(NSP) und die kritischen Werte, die <strong>zu</strong>sammen den Temperaturbereich festlegen, bei<br />
dem das Kältemittel in einem Naßdampfprozeß betrieben werden kann.<br />
6<br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Kältemittel<br />
Thermophysikalische Werte<br />
NSP, °C Tkrit., °C pkrit., bar<br />
<strong>R22</strong> -40 96 49,9<br />
7<br />
Bemerkung<br />
R134a -26 102 40.5 A1 nach EN378-1<br />
R290 (Propan) -42 97 42 A3 nach EN378-1, erhöhte<br />
Sicherheitsanforderung<br />
R407C -43 85 46 A1 nach EN378-1, Zeotrop<br />
R410A -51 70 48 A1 nach EN378-1<br />
höhere Drucklage, Zeotrop,<br />
R417A -39 87 40.5 A1 nach EN378-1, Zeotrop<br />
R422A -46 72 37.5 A1 nach EN378-1, Zeotrop<br />
R422D -43 80 39.2 A1 nach EN378-1, Zeotrop<br />
R427A -43 85 43.7 A1 nach EN378-1, Zeotrop<br />
R428A -48 69 37.2 A1 nach EN378-1, Zeotrop<br />
R507 -46 70 37 A1 nach EN378-1<br />
R717<br />
(Ammoniak)<br />
R1270<br />
(Propylen)<br />
-33 132 113 B2 nach EN378-1, erhöhte<br />
Sicherheitsanforderungen,<br />
Nicht in CU Systemen einsetzbar, erhöhter<br />
Verdichterendtemperaturen<br />
-47 92 46 A3 nach EN378-1, erhöhte<br />
Sicherheitsanforderungen<br />
Tabelle 5: Temperatur-Einsatzbereich der verschiedenen Kältemittel<br />
Die Verdampfungstemperatur der Kälteanlage sollte nicht unterhalb des NSP liegen, um ein Eindringen<br />
von Luft in das System <strong>zu</strong> vermeiden. Auf Seite des Verflüssigers <strong>ist</strong> die Obergrenze sowohl<br />
von der kritischen Temperatur als auch von dem max. Kondensationsdruck abhängig, der<br />
durch den maximalen Betriebsdruck der Anlage festgelegt <strong>ist</strong>.<br />
Ein weiteres Auswahlkriterium <strong>ist</strong> die energetische Eignung, <strong>R22</strong> <strong>zu</strong> ersetzen. Als Eckwerte<br />
dienen hierbei die Le<strong>ist</strong>ungszahl (COP) und die volumetrische Kältele<strong>ist</strong>ung (Qvol.). Der COP gibt<br />
Auskunft über die Effizienz, mit der die Kälteanlage betrieben werden kann. Qvol. -definiert als<br />
Verhältnis der Kältele<strong>ist</strong>ung <strong>zu</strong>m Gasvolumen im Ansaug<strong>zu</strong>stand- <strong>ist</strong> mehr noch als der COP von<br />
der Auswahl des Kältemittels abhängig und gibt Auskunft, ob die Le<strong>ist</strong>ung nach der Umstellung<br />
auf ein neues Kältemittel unter Beibehaltung bestehender Anlagenkomponenten erreicht werden<br />
kann oder nicht. Dies <strong>ist</strong> wichtig, wenn die bestehende <strong>R22</strong> Anlage bereits an ihrer Le<strong>ist</strong>ungsgrenze<br />
betrieben wird bzw. Komponenten wie z.B. das Expansionsventil oder der Kompressor an<br />
einen höheren Volumenstrom angepaßt werden müssen, um die erforderliche Le<strong>ist</strong>ung bereitstellen<br />
<strong>zu</strong> können.<br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
In Abb.2 <strong>ist</strong> die Le<strong>ist</strong>ungszahl (COP) verschiedener <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong>stoffe für einen einfachen<br />
Kreislauf über die Verdampfungstemperatur bei einer festen Kondensationstemperatur von 30°C<br />
aufgetragen. Die Bewertung beruht auf einer theoretischen Simulationsrechnung, die die unterschiedlichen<br />
Wärmeübertragungseigenschaften unberücksichtigt läßt.<br />
Abweichung <strong>zu</strong> <strong>R22</strong>, %<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
-15<br />
-20<br />
-25<br />
<strong>R22</strong><br />
COP von <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong>stoffen über<br />
der Verdampfungstemperatur<br />
Werte berechnet mit Refprop 8.0<br />
für einen einfachen Kreislauf:<br />
Tc= 30°C, T überh. =6K, T unterk. =2K<br />
-30<br />
-40 -30 -20 -10 0 10 20<br />
Verdampfungstemperatur, °C<br />
Abb.2: COP Vergleich verschiedener <strong>R22</strong> Substitute<br />
Die besten Le<strong>ist</strong>ungszahlen, bezogen auf <strong>R22</strong>, liefern Propan und Propylen (R1270), die über<br />
den gesamten Verdampfungstemperaturbereich ähnliche Le<strong>ist</strong>ungszahlen liefern, wie <strong>R22</strong>. NH3<br />
und R134a schneiden bei hohen Verdampfungstemperaturen besser ab, sind aber im Tieftemperaturbereich<br />
etwas weniger effizient, verglichen <strong>zu</strong> Propan und R1270. Hierbei unberücksichtigt<br />
<strong>ist</strong>, daß NH3, Propan und R1270 in vielen Anwendungen aus Sicherheitsgründen nur als<br />
indirekte Systeme ausgeführt werden können. Entsprechend würden sich in der Praxis deren<br />
COPs durch den <strong>zu</strong>sätzlichen Wärmeübergang verschlechtern und weichen von den hier<br />
berechneten ab.<br />
Das azeotrope R507 schneidet in dieser Betrachtung am besten von allen Blends ab und zeigt<br />
eine relative konstante Abweichung <strong>zu</strong> <strong>R22</strong> von ca. 5% über den betrachteten Verdampfungstemperaturbereich.<br />
Die zeotropen Blends liegen im unteren Bereich beim Vergleich der Le<strong>ist</strong>ungszahlen <strong>zu</strong> <strong>R22</strong> bei<br />
verschiedenen Verdampfungstemperaturen.<br />
8<br />
NH 3 , R134a<br />
Propan<br />
R1270<br />
R410A<br />
R507<br />
R428<br />
R422A<br />
R417A<br />
R422D<br />
R427A<br />
R407C<br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
Abweichung <strong>zu</strong> <strong>R22</strong>, %<br />
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
-40<br />
<strong>R22</strong><br />
Qvol. von <strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong>stoffen bei<br />
verschiedenen Verdampfungstempetarturen<br />
Werte berechnet mit Refprop 8.0<br />
für einen einfachen Kreislauf:<br />
Tc= 30°C, T überh. =6K, T unterk. =2K<br />
-60<br />
-40 -30 -20 -10 0 10 20<br />
Verdampfungstemperatur, °C<br />
9<br />
R410A<br />
R428<br />
R507<br />
NH3 R422A<br />
R1270<br />
R407C<br />
R422D<br />
R427A<br />
Propan<br />
R417A<br />
R134a<br />
Abb.3: Vergleich der volumetrischen Kältele<strong>ist</strong>ung verschiedener <strong>R22</strong> Substitute<br />
Für den Weiterbetrieb einer Anlage <strong>ist</strong> die erzielbare Kältele<strong>ist</strong>ung häufig kritischer <strong>zu</strong> bewerten,<br />
als die Effizienz, die sich prinzipiell über einen höheren Energieeinsatz – wenn auch aus ökologischer<br />
und ökonomischer Sicht bedenklich – ausgleichen läßt. Mangelnde volumetrische Kältele<strong>ist</strong>ung<br />
läßt sich jedoch nicht ohne massive Eingriffe in die Anlage ausgleichen, wenn im bestehenden<br />
Betrieb keine Le<strong>ist</strong>ungsreserven vorhanden sind und die Anlage an ihrem Le<strong>ist</strong>ungslimit<br />
gefahren wird. Besonders kritisch <strong>ist</strong> diese Situation, wenn die <strong>R22</strong> Anlage Teil einer Produktion<br />
<strong>ist</strong> bzw. hohe Werte von der Le<strong>ist</strong>ung abhängen, wie z.B. in einem Nahrungsmittellager.<br />
Kältemaschinenöle für <strong>R22</strong>-Nachfolgekältemittel<br />
In den zahlreichen <strong>R22</strong>- Anwendungen, insbesondere im Bereich der Gewerbe- und Industriekälte,<br />
werden heute als Schmierstoffe in der Regel mineralölbasierende Kältemaschinenöle<br />
(Normalkühlung) oder Alkylbenzolöle (bessere Mischbarkeit mit <strong>R22</strong>, daher insbesondere für tiefe<br />
Verdampfungstemperaturen/Tiefkühlung geeignet) eingesetzt.<br />
Bei der Frage nach einem geeigneten Nachfolgekältemittel kommen verschiedene Kältemittel/<br />
Kältemaschinenöl-Konzepte in Betracht:<br />
# einmal der bloße Austausch von <strong>R22</strong> gegen eine HFKW-Mischung mit geringem<br />
Kohlenwasserstoffanteil als Drop-In-Verfahren ohne Ölwechsel - das Schmieröl auf Basis<br />
von Mineralöl (MO) oder Alkylbenzol (AB) verbleibt in der Anlage<br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
# und <strong>zu</strong>m anderen der komplette Wechsel von Öl und Kältemittel (Retrofit) <strong>zu</strong> einem<br />
reinen HFKW-Kreislauf mit dem dafür geeigneten synthetischen Kältemaschinenöl auf<br />
Basis von Polyolester (POE). Die Nennviskosität des benötigten Polyolesters entspricht<br />
hierbei derjenigen des Mineral-/Alkylbenzolöls für <strong>R22</strong>.<br />
Als Drop-in-Kältemittel, die mit mineralöl- und alkylbenzolbasierenden Kältemaschinenölen, wie<br />
sie in den <strong>R22</strong>-Anlagen verwendet werden, lt. Hersteller einsetzbar sein sollen, werden Fluide<br />
wie R422D, R422A oder R417A empfohlen. R422A wird allerdings in erster Linie als Nachfolgekältemittel<br />
für R502 gesehen. Alle diese Mischungen bestehen überwiegend aus den beiden<br />
HFKW-Kältemitteln R134a und R125 und enthalten daneben einen kleinen Kohlenwasserstoffanteil<br />
(KW) von 3,4% iso- bzw. n-Butan (siehe Tabelle 6).<br />
Als Retrofit-Kältemittel, bei deren Einsatz ein Wechsel des Kältemaschinenöltyps erforderlich <strong>ist</strong>,<br />
sind R404A , R427A und R507 als mögliche Alternativen <strong>zu</strong> <strong>R22</strong> <strong>zu</strong> nennen.<br />
Bei der Beschäftigung mit dem jeweiligen Verdichterschmierstoff rücken Themen wie Kältemittelmischbarkeit,<br />
Verschleißschutz und Wasseraufnahmebestreben (Hygroskopie) des Kältemaschinenöles<br />
in den Vordergrund.<br />
Kältemittel Zusammenset<strong>zu</strong>ng (%) Geeignetes Kältemaschinenöl<br />
<strong>R22</strong> <strong>R22</strong> (100) MO / AB<br />
R502 <strong>R22</strong> / R115 (48.2 / 51.2) MO / AB<br />
R404A R125 / R143a / R134a (44 / 52 / 4) POE<br />
R417A R125 / R134a / R600 (46.6 / 50 / 3.4) MO / AB / POE<br />
R422A R125 / R134a / R600a (85.1 / 11.5 / 3.4) MO / AB / POE<br />
R422D R125 / R134a / R600a (65.1 / 31.5 / 3.4) MO / AB / POE<br />
R427A R32 / R125 / R143a / R134a (15/25/10/50) POE<br />
R507 R125 / R143a (50 / 50) POE<br />
Tabelle 6: <strong>R22</strong> Nachfolgekältemittel mit geeigneten Kältemaschinenölen. MO (Mineral Öl), AB<br />
(Alkylbenzol Öl), POE (Polyolester Öl)<br />
Kältemittelmischbarkeit<br />
Mit der Entwicklung der teilchlorierten HFCKW-Kältemittel (z.B. <strong>R22</strong>, R123, R124 und <strong>R22</strong>-<br />
Mischungen) wurden Alkylbenzolöle wegen ihrer vollständigen Mischbarkeit mit dieser Kältemittelklasse<br />
als Kältemaschinenöle eingeführt (s. Abb. 4). Auch Mineralöle weisen <strong>zu</strong>mindest im<br />
Bereich kleiner Ölumlaufraten eine <strong>zu</strong>friedenstellende Mischbarkeit mit <strong>R22</strong> auf (s. Abb. 5).<br />
Beim <strong>Ersatz</strong> des <strong>R22</strong> durch die beschriebenen alternativen Kältemittel ergeben sich hinsichtlich<br />
der Mischbarkeit folgende Szenarien:<br />
Stellvertretend für die Gruppe der reinen Drop-in-Kältemittel wurden bei FUCHS Mischbarkeitsuntersuchungen<br />
mit R422D durchgeführt. Die vom Hersteller empfohlenen Öltypen Mineralöl<br />
und Alkylbenzolöl (AB) haben sich dabei sowohl bei höheren als auch bei niederen Konzentrationen<br />
als nicht mischbar mit dem Kältemittel erwiesen (siehe Abb. 6). Beide Schmierstofftypen<br />
bilden bereits bei kleinen Konzentrationen eine eigene Phase aus (siehe Abb. 7). Ein Öltransport<br />
innerhalb der Kälteanlage insbesondere im Verdampfer bei entsprechend niedrigen Temperaturen<br />
kann nur auf dem Wege erfolgen, dass das Öl als eigene Phase innerhalb des flüssigen<br />
Kältemittels transportiert wird. Dem enthaltenen Anteil an Isobutan (R600a) kommt hierbei der<br />
Part eines Ölverdünners <strong>zu</strong>. Das Gas führt durch seine hohe Löslichkeit in Mineralöl da<strong>zu</strong>, dass<br />
10<br />
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<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
sich sein Anteil am Kältemittelgemisch in die Schmierstoffphase verlagert. Dadurch tritt eine<br />
Viskositätserniedrigung auf, die in einer besseren Fließfähigkeit des Schmierstoffs resultiert.<br />
Obwohl keine homogene Mischbarkeit, wie man sie von POE/HFKW-Systemen kennt, vorliegt,<br />
scheint es in einigen bereits von <strong>R22</strong> auf R422D umgestellten Anlagen <strong>zu</strong> keinen größeren<br />
Problemen beim Öltransport <strong>zu</strong> kommen.<br />
Ob dieser Verdünnungseffekt allein ausreicht, um auch in großen, verzweigten Rohrleitungssystemen<br />
das Öl im Umlauf <strong>zu</strong> halten, muss sicherlich kritisch betrachtet werden. Auch bei hohen<br />
Ölzirkulationsraten in der Anlage oder hohen Flüssigkeitsvolumina im Receiver kann die<br />
schlechte Mischbarkeit mit Mineral- bzw. Alkylbenzolöl problematisch sein. Durch einen Ölwechsel<br />
von Mineral-/Alkylbenzolöl <strong>zu</strong> POE können durch Entmischung verursachte Probleme<br />
vermieden werden: R422A, R422D und R417A sind in Verbindung mit POE über den ganzen<br />
Konzentrationsbereich voll-mischbar (siehe Abb. 8).<br />
Ein vom Kältemittelhersteller genannter nur teilweiser <strong>Ersatz</strong> von Mineral-/Alkylbenzol durch POE<br />
kann nicht empfohlen werden, da dies in vielen Fällen <strong>zu</strong> erhöhter Schaumneigung im Verdichterkurbelgehäuse,<br />
gestörter Ölrückführung und nicht eindeutig definierten Schmierungs<strong>zu</strong>ständen<br />
führen kann.<br />
temperature (°C)<br />
120<br />
90<br />
60<br />
o[ re<br />
30<br />
p<br />
eratu<br />
tem<br />
C]<br />
0<br />
-30<br />
Vollständige Mischbarkeit: Öl<br />
komplett gelöst im Kältemittel<br />
-60<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
concentration [mass% oil in <strong>R22</strong>]<br />
Abb.4: Mischbarkeitsverhalten von RENISO<br />
SP 32 (alkylbenzol-basierend) mit <strong>R22</strong><br />
11<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
o[ re<br />
20<br />
p<br />
eratu<br />
tem<br />
0<br />
C]<br />
-20<br />
-40<br />
Vollständige<br />
Mischbarkeit: Öl komplett<br />
gelöst im Kältemittel<br />
Trennung in Öl-<br />
und<br />
Kältemittelphase<br />
-60<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
concentration [mass% oil in <strong>R22</strong>]<br />
concentration (mass% oil in <strong>R22</strong>) concentration (mass% oil in <strong>R22</strong>)<br />
temperature (°C)<br />
Abb. 5: Mischbarkeitsverhalten von<br />
RENISO KM 32 (mineralöl-basierend) mit<br />
<strong>R22</strong><br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
o[ re C]<br />
temperature (°C)<br />
p<br />
eratu<br />
tem<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
concentration [mass% (mass% oil in in R422 <strong>R22</strong>) D]<br />
Abb. 6: Mischbarkeitsverhalten von RENISO<br />
KM 32 (mineralöl-basierend) mit R422D<br />
o[ re C]<br />
temperature (°C)<br />
p<br />
eratu<br />
tem<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
Trennung in Öl- und<br />
Kältemittelphase<br />
Vollständige Mischbarkeit: Öl<br />
komplett gelöst im Kältemittel<br />
-60<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
concentration [mass% (mass% oil in in <strong>R22</strong>) R422 D]<br />
Abb.8: Mischbarkeitsverhalten von RENISO<br />
TRITON SEZ 32 (polyolester-basierend) mit<br />
R422D<br />
12<br />
Abb. 7: 2-Phasensystem Kältemittel R422D<br />
(farblos) – mineralölbasierendes<br />
Kältemaschinenöl RENISO KM 32 (gelblich)<br />
temperature (°C)<br />
120<br />
o[ re<br />
p<br />
eratu<br />
tem<br />
C]<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
-30<br />
Trennung in Öl- und<br />
Kältemittelphase<br />
Vollständige Mischbarkeit: Öl<br />
komplett gelöst im Kältemittel<br />
-60<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
concentration (mass% oil in <strong>R22</strong>)<br />
concentration [mass % oil in R507]<br />
Abb. 9: Mischbarkeitsverhalten von RENISO<br />
TRITON SEZ 32 (polyolester-basierend) mit<br />
R507A<br />
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<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Reine HFKW-Kältemittel zeigen ebenfalls eine gute Mischbarkeit mit POE-Ölen. Insbesondere<br />
bei tiefen Temperaturen < 7°C liegt im System R507-Polyolester vollständige Mischbarkeit vor (s.<br />
Abb. 9). Damit besteht im hinsichtlich einer möglichen Ölablagerung kritischen Verdampferteil der<br />
Kälteanlage nicht die Gefahr einer Phasentrennung. Öl bleibt im Kältemittel in jedem Fall gelöst<br />
und kann auch in weitläufigen Rohrleitungsnetzen sicher in Richtung des Verdichters transportiert<br />
werden.<br />
Ölviskosität und Verschleißschutz<br />
Die Verschleißschutzeigenschaften von chlorhaltigen Kohlenwasserstoffen sind hinreichend bekannt.<br />
Solche Stoffe wurden bis vor kurzem noch insbesondere in Form von Chlorparaffinen für<br />
Metallbearbeitungsflüssigkeiten <strong>zu</strong>r Verbesserung der Schmierungseigenschaften eingesetzt.<br />
Heute jedoch werden sie aus Umweltschutzgründen kaum noch verwendet.<br />
Auch chlorhaltige Kältemittel wie <strong>R22</strong> haben eine verschleißschützende Wirkung. Durch die hohe<br />
Einlösung dieser HFCKW-Kältemittel in mineralölbasierenden Kältemaschinenölen (analog Alkylbenzolen)<br />
ergibt sich ein le<strong>ist</strong>ungsfähiges System im Hinblick auf den Schutz der Metalloberflächen<br />
vor Materialabtrag. Beim Wechsel auf HFKW/KW-Kältemittel und Beibehalten der Ölsorte<br />
wird dieser Wegfall der verschleißschützenden Chlorverbindungen nicht kompensiert: das Mineralöl<br />
muss ohne diese hilfreichen Reaktionspartner im Schmierspalt vor Abrieb schützen.<br />
Bei der Substitution des <strong>R22</strong> durch reine HFKW-Kältemittel wird gleichzeitig das Verdichteröl<br />
gegen einen POE-Schmierstoff ausgetauscht. POE haben wesentlich günstigere Schmierungseigenschaften<br />
als Mineralöle/Alkylbenzole. Zum einen aufgrund des chemischen Aufbaus <strong>zu</strong>m<br />
anderen aufgrund des günstigeren VT-Verhaltens. Ein Maß für dieses VT-Verhalten <strong>ist</strong> der Viskositätsindex<br />
(VI) – je höher der VI desto geringer die Temperaturabhängigkeit der Viskosität des<br />
Schmierstoffes, was für die Praxis von Vorteil <strong>ist</strong>, wie sich im folgenden Beispiel sehen lässt<br />
(s. Abb. 10).<br />
Bei erhöhten Temperaturen (>60-80°C) wie sie in den Schmierspalten der Verdichterbauteile (z.B.<br />
Lager, Ventile, Kolben) herrschen, nimmt die Viskosität eines nominell äquiviskosen POE (POE<br />
Oil: high VI = hoher Viskositätsindex (VI)) im Vergleich <strong>zu</strong> einem konventionellen mineralölbasischen<br />
Kältemaschinenöl (Mineral Oil: low VI = niedriger Viskositätsindex) weniger stark ab.<br />
Es bildet sich ein höher-viskoser und damit tragfähigerer Schmierfilm aus. Der Verschleißschutz<br />
durch POE-Öl <strong>ist</strong> deutlich höher.<br />
Im Hinblick auf die kinematische Viskosität eines neu ein<strong>zu</strong>setzenden Kältemaschienöles auf<br />
POE-Basis sowohl für R422A, R422D und R417A als auch für R507 kann daher generell ein<br />
Produkt mit der gleichen Ausgangsviskosität wie das für <strong>R22</strong> eingesetzte Mineral-/Alkylbenzolöl<br />
empfohlen werden. Es sollte jedoch mit dem betreffenden Verdichterhersteller Rücksprache<br />
gehalten werden.<br />
13<br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Abb. 10: Kältemaschinenöle auf POE-Basis: günstiges Viskositäts-Temperatur-Verhalten / hoher<br />
Viskositätsindex<br />
Hygroskopie<br />
Kältemaschinenöle auf Basis von Polyolestern (POE) haben im Vergleich <strong>zu</strong> mineralöl-/alkylbenzolbasierenden<br />
Produkten ein wesentlich stärkeres Wasseraufnahmebestreben (Hygroskopie).<br />
Diese Eigenschaft beschreibt das Vermögen, aus der Umgebungsluft, die immer mit einer gewissen<br />
Feuchte behaftet <strong>ist</strong>, Wasser auf<strong>zu</strong>nehmen und verhältnismäßig stark <strong>zu</strong> binden. Der<br />
Wassergehalt solcher hygroskopischer Öle - in erster Linie POE und in noch stärkerem Maße<br />
Polyalkylenglykole (PAG) - kann schon durch relativ kurzen Kontakt <strong>zu</strong>r Umgebungsluft sehr<br />
stark ansteigen auf Werte, die einen unkritischen Einsatz des Kältemaschinenöls in der Kältemaschine<br />
ausschließen.<br />
Die Ergebnisse aus einem Versuch <strong>zu</strong>m Anstieg des Wassergehaltes von Kältemaschinenölen<br />
bei der Lagerung in unverschlossenen Gebinden <strong>ist</strong> in Abb. 11 dargestellt. Deutlich <strong>ist</strong> der <strong>zu</strong>nehmende<br />
Wassergehalt der POE- und PAG-Öle schon nach relativ kurzem Luftkontakt <strong>zu</strong> erkennen.<br />
Bei dem untersuchten POE der Viskositätsklasse ISO VG 32 bemerkt man beispielsweise einen<br />
deutlichen Anstieg des Wassergehaltes von 30 auf 280 ppm nach 4 h Lagerung im offenen<br />
Gebinde. Damit <strong>ist</strong> der Frischölwert gem. DIN 51503-1 von max. 100 ppm deutlich überschritten.<br />
Das Phänomen der Hygroskopie der POE-Kältemaschinenöle <strong>ist</strong> seit der Einführung der<br />
HFKW/FKW-Kältemittel jedoch bekannt und kann durch angemessene Sorgfalt im Umgang mit<br />
den Schmierstoffen, wie z.B. Lagerung nur in verschlossenen Originalgebinden und Vermeidung<br />
von Luftkontakt sicher beherrscht werden.<br />
Mineralöle und Alkylbenzole als Grundstoffe für Schmierstoffe für R422A, R422D und R417A<br />
haben ein deutlich schwächeres Bestreben, Wasser auf<strong>zu</strong>nehmen. Jedoch muss auch hier auf<br />
Sorgfalt bei der Handhabung geachtet werden, um Feuchtigkeitseintrag in den Kätekreislauf<br />
aus<strong>zu</strong>schleißen.<br />
Bei einem Wechsel von <strong>R22</strong>/Mineralöl (Alkylbenzol) auf ein System R507/POE <strong>ist</strong> anlagenseitig<br />
lediglich die Kapazität der Trockner in der Umstellungsphase öfter <strong>zu</strong> überprüfen und ggf. sind<br />
die Trockner entsprechend aus<strong>zu</strong>tauschen. Desweiteren <strong>ist</strong> eine Kontrolle des Wassergehaltes<br />
14<br />
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<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
des Schmieröls nach beendetem Kältemittel-/Öltausch erforderlich. Der Wassergehalt sollte sich<br />
im Bereich unter 100 ppm befinden. Bei hohen Wasserkonzentrationen im Öl (> 200 ppm)<br />
besteht u.a. die Gefahr von korrosivem Angriff der Metalloberflächen und Kupferplattierung<br />
(Ausbildung von Kupferschichten auf mechanisch stark belasteten Oberflächen z.B. in Lagern) im<br />
Kompressor. Es sollte dementsprechend bei solchen Wasserwerten eine Überprüfung der Anlage<br />
bzw. ein Ölwechsel erfolgen.<br />
Abb. 11: Hygroskopie von Kältemaschinenölen auf Basis von Polyolestern (POE) und<br />
Polyalkylenglykolen (PAG)<br />
Ablagerungsneigung und Abreinigungseffekte<br />
Aufgrund Ihrer guten Lösemitteleigenschaften können durch POE-basierende Kältemaschinenöle<br />
Ablagerungs- und Zerset<strong>zu</strong>ngsprodukte vorher eingesetzter Öl/<strong>R22</strong>-Systeme sowie Schmutz aus<br />
der Anlage gelöst werden. Diese Verunreinigungen der Anlage werden vom POE-Kältemaschinenöl<br />
in Schwebe gehalten (dispergiert) und/oder im Filtertrockner abgeschieden. Eventuell<br />
müssen größer dimensionierte Filter in der Saugleitung montiert werden, um der gestiegenen<br />
Menge an abgelösten Feststoffen Rechnung <strong>zu</strong> tragen. Da der reiningende Prozess der POE-<br />
Kältemaschinenöle allerdings nicht schlagartig abläuft, <strong>ist</strong> mit einer Störung der Anlage z.B. durch<br />
eine plötzliche Filterblockade nicht <strong>zu</strong> rechnen.<br />
Eine Ölanalyse nach ca. 500 bis 1000h Betriebsstunden kann Aufschluss darüber geben, wie<br />
hoch der Anteil an Altablagerungen, die auch den Wärmeübergang negativ beeinflussen können,<br />
<strong>ist</strong>. Ist der Abreinigungseffekt durch das POE –Öl nach einer Anfangsbetriebsphase abgeschlossen,<br />
bleibt die im Hinblick auf die Effizienz der Anlage dauerhaft positive Wirkung durch die<br />
Sauberkeit des Systems bestehen.<br />
15<br />
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<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Wird in R422A/R422D/R417A- oder R507–Anlagen POE –Öl eingesetzt, so erhöht sich hierdurch<br />
die thermische Belastbarkeit des Schmierstoffsystems im Vergleich <strong>zu</strong>m im <strong>R22</strong>-Kreislauf verwendeten<br />
Mineral-/Alkylbenzolöl. Es treten an heißen Stellen wie z.B. Ventilplatten weniger<br />
Verklebungen/Verlackungen auf und die Lebensdauer der Ölfüllung wird durch die höhere<br />
thermische Stabilität verlängert. Die höheren Anschaffungskosten des POE-Kältemaschinenöles<br />
im Vergleich <strong>zu</strong> Mineral-/Alkylbenzolöl können durch diese verlängerten Ölwechselintervalle<br />
kompensiert werden.<br />
Ölanalysen<br />
Analysen von Ölproben aus der Anlage können belegen, ob der Umstieg von <strong>R22</strong>/Mineralöl auf<br />
HFKW/POE-Öl als erfolgreich und abgeschlossen bezeichnet werden kann oder ob weitere Maßnahmen<br />
wie Filter/Trockner- oder Ölwechsel notwendig sind. Zum Umfang einer aussagekräftigen<br />
Ölanalyse hinsichtlich des Status der Umrüstung der Anlage gehören die Bestimmung<br />
des Wassergehaltes, des Restmineralölgehaltes (durch Vermischung von Restmengen von<br />
Kältemaschinenöl aus dem <strong>R22</strong>-System mit neubefülltem POE) und der Verschmut<strong>zu</strong>ngsgrad.<br />
Dem Gehalt an noch im POE enthalten Mineralöl aus dem <strong>R22</strong>-Betrieb kommt hierbei eine besondere<br />
Bedeutung <strong>zu</strong>. Bei Restgehalten von maximal 4% Mineralöl kann auch bei tiefen<br />
Verdampfungstemperaturen von -35°C und darunter noch ein funktionierender Öltransport garantiert<br />
werden. Bei höheren Mineralölkonzentrationen können Ölrückführung und Wärmeübergang<br />
durch Entmischungs<strong>zu</strong>stände zwischen Schmierstoff- und Kältemittelphase behindert werden.<br />
Hinsichtlich der Bestimmung des Wassergehaltes nach der Karl-Fischer Methode (DIN 51777<br />
Teil1 - direkte Methode: ausschließlich für unadditivierte Kältemaschinenöle / Teil 2 - indirekte<br />
Methode: sowohl für unadditivierte als auch für additivierte Öle) <strong>ist</strong> darauf <strong>zu</strong> achten, dass bei der<br />
Ölentnahme nur gasdichte Glasflaschen verwendet werden, um eine Beeinträchtigung der Werte<br />
durch Eindringen von Luftfeuchtigkeit in das Probengefäß ausschließen <strong>zu</strong> können. In Abb. 12<br />
sind solche geeigneten Probenflaschen – Laborglasflaschen mit speziell abdichtendem Schraubverschluss<br />
<strong>zu</strong> erkennen.<br />
Abb. 12: spezielle, gasdichte Probengefäße für die Analyse von Kältemaschinenölproben<br />
16<br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Arbeitssicherheit<br />
Beim Wechsel von <strong>R22</strong> auf R422A, R422D und R417A werden durch den Anteil an brennbarem<br />
Kohlenwasserstoff erhöhte Anforderungen an die Arbeitssicherheit gestellt. Durch geeignete<br />
Arbeitsanweisungen im Rahmen von Instandset<strong>zu</strong>ngsarbeiten/Wartungen <strong>ist</strong> sicher<strong>zu</strong>stellen,<br />
dass keine zündfähige Atmosphäre entsteht. Hierbei muss insbesondere auch eine mögliche Aufkonzentrierung<br />
von Kohlenwasserstoff im Mineralöl durch die hohe gegenseitige Löslichkeit beachtet<br />
werden. Reine HFKW-Kältemittel wie R507 unterliegen analog <strong>R22</strong> aufgrund Ihrer<br />
Nichtbrennbarkeit keinen <strong>zu</strong>sätzlichen Sicherheitsauflagen.<br />
Umweltaspekte<br />
Sowohl HFCKWs (z.B. <strong>R22</strong>) als auch HFKWs (z.B. R507) haben negative Auswirkungen auf die<br />
Umwelt, wenn sie aus dem geschlossenen Kältekreislauf in die Atmosphäre emittieren. Dieses <strong>zu</strong><br />
verhindern <strong>ist</strong> Ziel der - bereits erwähnten - EG2037/2000 und F-Gas VO, sowie deren nationalen<br />
Durchführungsverordnungen.<br />
Gefährdungen für die Umwelt, die vom Kältemaschinenöl ausgehen, beschränken sich im<br />
wesentlichen auf etwaige Verschmut<strong>zu</strong>ngen von Gewässern und Erdböden.<br />
Für beide Arbeitsstoffe gilt, die Hinweise <strong>zu</strong>m Umgang <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>, wie sie in den Sicherheitsdatenblätter<br />
hinterlegt sind. Sicherheitsdatenblätter sind vom Großhändler und den Herstellern<br />
der Kältemittel und Kältemaschinenöle z.B. unter www.ghc.com, www.solvay-fluor.com<br />
oder www.<strong>fuchs</strong><strong>europe</strong>.com erhältlich.<br />
Leitfaden <strong>zu</strong>r Umrüstung von <strong>R22</strong>-Kälteanlagen auf R507<br />
Grundsätzlich <strong>ist</strong> bei der Umrüstung einer größeren <strong>R22</strong>-Kälteanlage (> 100kg) auf R507 von<br />
einem größeren Eingriff von einem Umbau der Anlage aus<strong>zu</strong>gehen.<br />
Insbesondere überflutete Verdampfersysteme und <strong>R22</strong>-Pumpenkälteanlagen mit dezentralen<br />
Verbrauchern sind hierbei gewissenhaft auf ihre Eignung <strong>zu</strong>r Umrüstung auf R507 <strong>zu</strong> prüfen.<br />
Da auch die umgerüstete Kälteanlage mit einem druckverflüssigten Arbeitsstoff arbeiten wird, der<br />
keinen Leckageverlusten unterliegen darf, <strong>ist</strong> der langfr<strong>ist</strong>ige Erfolg der Umrüstung nur durch<br />
sorgfältiges Arbeiten, durch Auswahl geeigneter Komponenten und Arbeitsschritte sowie nachfolgende<br />
Wartung der Anlage nach Abschluß der Umrüstung <strong>zu</strong> erreichen.<br />
Da die Arbeitsstoffe, das Kältemittel und das Kältemaschinenöl, geändert werden, <strong>ist</strong> die<br />
Betriebsanleitung, Dokumentation und arbeitssicherheitstechnische Unterweisung der Mitarbeiter<br />
entsprechend zeitgleich <strong>zu</strong>r Umrüstung <strong>zu</strong> überarbeiten bzw. durch<strong>zu</strong>führen.<br />
Prüfung der Wirtschaftlichkeit<br />
Ausgehend vom Anlagenalter, Anlagen<strong>zu</strong>stand und real<strong>ist</strong>ischer Restnut<strong>zu</strong>ngszeit <strong>ist</strong> das Vorhaben<br />
der Umrüstung mit dem Anlagenbetreiber <strong>zu</strong> diskutieren.<br />
Folgende Aspekte sind hierbei <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>:<br />
• Wartungs-, Reparatur-, und Energiekosten der letzten 3 Jahre<br />
• Änderungen bei Strom- und Wasserkosten<br />
• Abschreibungszeitraum<br />
• Änderungen im Prozeßablauf des Betreibers in der Peripherie der Anlage<br />
• Budget des Betreibers für Umrüstung<br />
• Mögliche Änderungen bzgl. Effizienz und Le<strong>ist</strong>ung der Anlage nach erfolgter Umrüstung<br />
17<br />
Alle Angaben entsprechen nach bestem Wissen dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und unserer Entwicklung. Änderungen bleiben vorbehalten. Stand 07/2009
<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Vergleich der Betriebsparameter <strong>R22</strong>/R507<br />
Bei der Prüfung einer Umrüstung auf R507 <strong>ist</strong> eine Berechnung des bestehenden Kältekreislaufes<br />
vor und nach Umstellung der Anlage zwingend geboten. Insbesondere Änderungen bei<br />
Kondensations- und Mitteldrücken sind hierbei <strong>zu</strong> betrachten. Ferner sollten bei der Umrüstung<br />
von <strong>R22</strong> auf R507 Änderungsmöglichkeit <strong>zu</strong>r Optimierung bzw. <strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng der abweichenden<br />
Fluideigenschaften von R507 gegenüber <strong>R22</strong> überprüft werden. In Tabelle 7 sind verschiedene<br />
Konzepte bei gleichen Randbedingungen bzgl. Temperatur und Le<strong>ist</strong>ung gegenübergestellt.<br />
Aufgrund seines günstigen thermo-physikalischen Verhaltens tendiert R507 <strong>zu</strong> niedrigeren<br />
Verdichterendtemperaturen als <strong>R22</strong>. Dieser Vorteil kann beispielsweise durch Einbau eines<br />
inneren Wärmetauschers (IWT) genutzt werden. Nach Tabelle 7 wird dadurch der relative Effizienzverlust<br />
zwischen den Kreisläufen <strong>R22</strong> einfach / R507 einfach und R507 IWT von 10% auf<br />
3% reduziert werden. Gleichzeitig erhöht sich beim Einsatz des IWT die volumetrische Kältele<strong>ist</strong>ung.<br />
Dies schafft bei gleichem Fördervolumen des Kompressors <strong>zu</strong>sätzliche Le<strong>ist</strong>ungsreserven<br />
der Kälteanlage.<br />
Der Einsatz eines Schraubenkompressors mit Economizer mit R507 bringt eine geringe Le<strong>ist</strong>ungssteigerung,<br />
liefert aber mit dem gleichen <strong>R22</strong> Aggregat eine ca. 10%ige Steigerung der<br />
Kältele<strong>ist</strong>ung bei gleicher Drehzahl.<br />
Wichtig <strong>ist</strong> darauf <strong>zu</strong> achten, daß der Antriebsmotor nach der Umstellung auf R507 genügend<br />
Le<strong>ist</strong>ungsreserve hat. Ist dies nicht der Fall, muß eine Anpassung des Motors vorgenommen<br />
werden.<br />
Parameter 7 <strong>R22</strong> einfach <strong>R22</strong> ECO R507 einfach R507 ECO R507 IWT<br />
Q0, kW 60 60 60 60 60<br />
t0, °C -10 -10 -10 -10 -10<br />
tC; °c 40 40 40 40 40<br />
Tüberh., K 7 7 7 7 7<br />
Tunterk., K 2 2 2 2 2<br />
tend, °C 83,9 92.4 58,0 61,0 94,0<br />
pc, bar 15,3 15,3 18,7 18,7 18,7<br />
COP 3,21 3.09 2,87 2,90 3,11<br />
Qvol., kJ/m³ 2353 2734 2385 3081 2631<br />
Fördervol., m³/h 91,8 71,0ND/74,0HD 90,5 63,0ND/59,0HD 82,0<br />
Bemerkung ECO: ΔT 5K;<br />
ECO: ΔT 5K; ΔT IWT 5K<br />
Tü 7K<br />
18<br />
Tü 7K<br />
Auswahl Bitzer 8 6H.2 OSK5341-K 6H.2Y OSK5341-K<br />
pm(ECO), bar - 4,52 - 6,85 −<br />
Q0, kW 59,1 61,4 59,2 67,8 −<br />
Motor, kW 22 22 30 30 −<br />
Tabelle 7: Gegenüberstellung der Betriebsparameter verschiedener Systemvarianten bei der<br />
Umstellung von <strong>R22</strong> auf R507<br />
Die tabellarische Gegenüberstellung von alten und neuen Betriebsparametern sollte Vertragsgegenstand<br />
sein.<br />
7 Daten berechnet mit Solkane 6.01<br />
8 Daten berechnet mit dem Auslegungsprogramm der Fa. Bitzer Version 5.02<br />
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<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Prüfung Komponenten und Verbraucher gemäß Herstellervorgaben<br />
Ausgehend von den Werten aus dem Vergleich der Betriebsparameter <strong>ist</strong> für jede Komponente<br />
des vorhandenen Kühlkreislaufes die technische Eignung der Baugruppe bei Betrieb mit R507<br />
nach<strong>zu</strong>weisen.<br />
Dabei <strong>ist</strong> auch auf Dichtwerkstoffe und die Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit von Drosselorganen mit den neuen<br />
Betriebsmitteln <strong>zu</strong> achten. <strong>R22</strong> besitzt andere Lösungseigenschaften als R507. Dichtwerkstoffe<br />
können davon direkt betroffen sein. Ein Nachweis der Verträglichkeit aller verbauten Dichtwerkstoffe<br />
gegenüber dem geänderten Kältemittel (R507) und dem verwendeten Kältemaschinenöl<br />
<strong>ist</strong> zwingend notwendig.<br />
Betriebliche Vorplanung<br />
Da die Betreiber Kälteanlagen nicht <strong>zu</strong>m Selbstzweck betreiben und insbesondere größere <strong>R22</strong>-<br />
Anlagen häufig elementare Produktionsfaktoren darstellen, <strong>ist</strong> die ausführliche Planung einer Umrüstung<br />
auf neue Kältemittel / Öle unablässig <strong>zu</strong>r Sicherstellung des wirtschaftlichen Erfolgs aller<br />
Beteiligten.<br />
Zeitplan<br />
Basis für ein erfolgreiche Kältemittel / Kältemaschinenöl-Umrüstung <strong>ist</strong> ein ausführlicher Zeitplan,<br />
in dem festgelegt wird, welche Vorle<strong>ist</strong>ungen, Hauptle<strong>ist</strong>ungen und baulichen Le<strong>ist</strong>ungen, <strong>zu</strong><br />
welchem Zeitpunkt und von welcher Vertragspartei <strong>zu</strong> erbringen sind.<br />
Mögliche Betriebsunterbrechungen, auch während Inbetriebnahme bzw. Phasen mit reduzierter<br />
Le<strong>ist</strong>ung, sind eingehend zwischen den beiden Vertragsparteien heraus<strong>zu</strong>arbeiten.<br />
Ein Zeitplan sollte Bestandteil des Vertrages sein.<br />
<strong>Ersatz</strong>kälteversorgung / Notbetrieb<br />
Ausgehend vom Zeitplan <strong>ist</strong> bei längeren Le<strong>ist</strong>ungsstörungen für die Produktion, die Bereitstellung<br />
von <strong>Ersatz</strong>kälteanlagen (z.B. Mietaggregate) bzw. die separate Realisierung eines Notbetriebes<br />
<strong>zu</strong> prüfen und gegebenenfalls um<strong>zu</strong>setzen.<br />
Wichtig <strong>ist</strong> hierbei die frühzeitige Klärung dieser Punkte, um eine kostengünstige und sichere Versorgung<br />
für den Umbauzeitraum bereit<strong>zu</strong>stellen.<br />
Vertragliche Gestaltung<br />
Da die Umrüstung einer bestehenden <strong>R22</strong>-Kälteanlage eine umfangreiche und kostenintensive<br />
Maßnahme darstellt, <strong>ist</strong> eine umfangreiche vertragliche Fixierung notwendig. Diese sollte<br />
folgende Punkte umfassen:<br />
• Festlegung von Lieferein- und -ausschlüssen<br />
Je Umfangreicher die Aufl<strong>ist</strong>ung, desto transparenter <strong>ist</strong> das Vorhaben für alle Beteiligten<br />
von Beginn an.<br />
• Garantiewerte Kältele<strong>ist</strong>ung / zeitlicher Ablauf<br />
Siehe Parametervergleich und Zeitplan<br />
• Garantien und Gewährle<strong>ist</strong>ungen<br />
Der Garantie- und Gewährle<strong>ist</strong>ungsumfang der vereinbarten Kältemittel-/ und Öl-<br />
Umrüstung sollte klar umrissen werden.<br />
Die Übernahme von Garantie und Gewährle<strong>ist</strong>ungs<strong>zu</strong>sagen für Altkomponenten <strong>ist</strong> <strong>zu</strong><br />
vermeiden. Des weiteren <strong>ist</strong> möglichen Kältemittelverlusten und <strong>zu</strong>sätzlichen Ölwechseln<br />
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<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
ein erhöhtes Augenmerk <strong>zu</strong> widmen, um hier nicht unkalkulierbare Kosten für den<br />
Anlagenbauer <strong>zu</strong> erzeugen.<br />
• Haftungsein- und -ausschlüsse<br />
Wichtig <strong>ist</strong> hierbei, daß sich beide Vertragspartner über die Grundlage von Haftung,<br />
Folgeschadenhaftung (inkl. möglicher Produktionsausfälle) und auch<br />
Bearbeitungsschäden offen auseinandersetzen.<br />
In der Regel <strong>ist</strong> ein pauschal gehaltenes Einkaufs-AGB für die vorgenannten<br />
Umrüstungsarbeiten ungeeignet und eine individuelle Bearbeitung bzw. ein individueller<br />
Vertrag <strong>ist</strong> an<strong>zu</strong>streben.<br />
• Arbeitssicherheit und Umweltschutz<br />
Im Vertrag sollte das Thema Arbeitssicherheit und Umweltschutz fixiert werden.<br />
Das Thema Arbeitssicherheit <strong>ist</strong>, mittels einer Gefahrenanalyse und Mitarbeiterbelehrung,<br />
<strong>zu</strong> behandeln und <strong>zu</strong> protokollieren. Der Umweltschutz <strong>ist</strong>, auf betriebliche, örtliche und<br />
gesetzliche Belange hin <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>.<br />
Die Beseitigung und Vermeidung von Abfällen <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> klären. Bei Altanlagen <strong>ist</strong><br />
möglicherweise noch mit asbesthaltigen Abfällen (Dichtungen) <strong>zu</strong> rechnen. Grundsätzlich<br />
<strong>ist</strong> der Eigentümer / Betreiber der Abfallerzeuger und <strong>zu</strong>r ordnungsgemäßen<br />
Abfallbehandlung verpflichtet.<br />
Beschaffung von Materialien und Komponenten<br />
Bei der Entsorgung und Reinigung vor Ort sind folgende Werkzeuge, Arbeits- und Betriebsstoffe<br />
sind vor<strong>zu</strong>halten:<br />
• persönliche Sicherheitsausrüstung gem. BGR500<br />
• Kältemittelrecycling – Behälter<br />
• Ölauffangbehälter / Recyclingbehälter<br />
• Waage<br />
• Absaugaggregate / Vakuumpumpe<br />
• Lecksuchgerät<br />
• Monteurhilfe<br />
• Stickstoff bzw. getrocknete Druckluft<br />
• Arbeitserlaubnis inkl. Feuerarbeiten<br />
• schriftliche Arbeitsanweisung erstellen<br />
Ferner muß, gemäß der EG303/2008, die Eignung des ausführenden Fachpersonals nachgewiesen<br />
werden.<br />
Bezüglich der Beschaffung von Komponenten <strong>ist</strong> vorher <strong>zu</strong> prüfen, wie jedes einzelne Bauteil der<br />
Anlage behandelt werden soll, ob es ersetzt werden muß oder ein Weiterbetrieb mit der Komponente<br />
möglich <strong>ist</strong>.<br />
Dies betrifft insbesondere sämtliche Dichtwerkstoffe, die auf ihre Eignung bezüglich des neuen<br />
Kältemittel-/Ölgemisch <strong>zu</strong> prüfen und <strong>zu</strong> bewerten sind. Bei nachfolgenden Komponenten sind<br />
<strong>zu</strong>sätzliche Punkte <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>:<br />
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<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Verdichter<br />
Auf Basis des neuen Betriebspunktes Eignungsüberprüfung nachfolgender Komponenten:<br />
• E-Motor / Schaltanlage<br />
• Ölkühlerle<strong>ist</strong>ung und Funktion<br />
• Dichtungsmaterialen, gegebenenfalls Neueindichtung<br />
• Gleitringdichtung<br />
• Wechsel aller Filterelemente<br />
• Manometer an neues Kältemittel anpassen<br />
• Druckbereich und Einstellung DBK / SDBK / Überstromventile<br />
• Vollständige Reinigung von Triebwerk und gegebenenfalls des Ölabscheider<br />
Wärmetauscher<br />
Auf Basis des neuen Betriebspunktes Eignungsüberprüfung nach folgender Punkte:<br />
• Verdampferle<strong>ist</strong>ung / Kondensationsle<strong>ist</strong>ung<br />
• Sauberkeit Wärmeaustauschflächen<br />
• Eignung Verdampferreglung / Kondensatorreglung<br />
• Funktion Ölrückführung<br />
• Dimensionierung von Armaturen und Rohrleitungen<br />
• Druckprobe vor Umrüstung<br />
Rohrleitungen und Ölrückführungen<br />
• Entleeren und Spülen der Rohrleitungen (mit Stickstoff, getrockneter Luft)<br />
• Entleeren von „Säcken“ und Tiefpunkten<br />
• Festlegung der Ölrückführsystematik unter Zugrundelegung von Dichte und Lösbarkeit<br />
der neuen Kältemittel / Öle<br />
• Druckprobe vor Umrüstung<br />
Armaturen und Automatik<br />
• Überprüfung Funktion und Dimensionierung für neuen Betriebspunkt<br />
• Demontage und Austausch / Reinigung von Filtern und Dichtungen<br />
• besonderes Augenmerk auf Expansionsorgane wie:<br />
- ND Schwimmer<br />
- HD Schwimmer<br />
- DX – Ventile, etc.<br />
• Schaltungen / SPS-Programmierung<br />
sonstige Bauteile:<br />
• Niveau-Sonden<br />
• Kältemittelpumpen<br />
• Schaugläser / Indikatoren<br />
• Filtertrockner<br />
• Austausch von zweifelhaften Bauteilen, insbesondere bei schlechtem Zustand und<br />
<strong>zu</strong>künftig zweifelhafter <strong>Ersatz</strong>teilversorgung.<br />
Gaswarnsystem<br />
• Umrüstung vorhandener Gaswarnsysteme auf das neue Kältemittel<br />
• Prüfung des Gaswarnsystems<br />
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<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Kältemittel / Kältemaschinenöl<br />
Bei der Beschaffung des Kältemittels <strong>ist</strong> vorher die Menge an Frischware fest<strong>zu</strong>legen. Die Menge<br />
an Frischware sollte mit einem Reservepuffer für etwaige Mehrmengen an Kältemittel versehen<br />
sein, die <strong>zu</strong>m Erreichen des stabilen Laufes im Betriebspunkt nötig seien könnten.<br />
Das Kältemittel kann in unterschiedlichsten Gebindegrößen vom Fachhandel <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt<br />
werden (siehe Bild 9).<br />
Abb. 13: Verschieden Liefergebinde für R507 in der Größe 14,3l, 59l, 79l und 900l<br />
Nach der EG2037/2000 <strong>ist</strong> die in der Anlage befindliche Menge an <strong>R22</strong> <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>gewinnen und<br />
der Entsorgung bzw. einer weiteren Behandlung <strong>zu</strong><strong>zu</strong>führen (vgl. Teil 1, Abschnitt gesetzliche<br />
Regelungen). Hierfür sind spezielle Recyclingbehälter, die für <strong>R22</strong> <strong>zu</strong>gelassen sind, vor<strong>zu</strong>halten.<br />
Für das Kältemaschinenöl gelten gleiche Grundsätze bei der Beschaffung wie für das Kältemittel.<br />
Hierbei muß speziell eine etwaige Mehrmenge für <strong>zu</strong>sätzliche Ölwechsel berücksichtigt werden.<br />
Sicherheitsdatenblatt R507 und POE Kältemaschinenöl<br />
Im Sicherheitsdatenblatt sind wichtige Hinweise <strong>zu</strong> einer etwaig ausgehenden Gefahr und dessen<br />
Abwehr sowie <strong>zu</strong>r Handhabung und Lagerung enthalten. Diese sollten unbedingt vorher <strong>zu</strong>r<br />
Kenntnis genommen werden und können vom Hersteller bzw. dem Lieferanten des Kältemittels<br />
und Kältemaschinenöls bezogen werden (z.B. www.<strong>fuchs</strong><strong>europe</strong>.com oder www.ghc.com oder<br />
www.solvay-fluor.com)<br />
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<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Technische Umset<strong>zu</strong>ng vor Ort<br />
Die technische Umset<strong>zu</strong>ng der Umrüstung <strong>ist</strong> gemäß der beschriebenen Grundsätze der DIN<br />
EN378-4:2008 durch<strong>zu</strong>führen.<br />
Inbetriebnahme / Probebetrieb<br />
Nach Umrüstung der Anlage <strong>ist</strong> die Kälteanlage vergleichbar einer Neuinbetriebnahme ein<strong>zu</strong>fahren<br />
und ab<strong>zu</strong>prüfen.<br />
Entsprechende Prüfroutinen sind für das Kältemaschinenöl um<strong>zu</strong>setzen und durch Laboruntersuchungen<br />
<strong>zu</strong> dokumentieren. Die Laboruntersuchungen sollten die Analyse des Restöl- und<br />
Wassergehaltes im Kältemaschinenöl umfassen.<br />
Le<strong>ist</strong>ungstest<br />
Im Rahmen eines Abnahmeprotokolls <strong>ist</strong>, wenn möglich, ein Le<strong>ist</strong>ungstest <strong>zu</strong> fahren.<br />
Bei den Le<strong>ist</strong>ungsangaben, speziell bei Garantiewerten, <strong>ist</strong> ein Toleranzband von +/- 10% an<strong>zu</strong>streben.<br />
Empfehlenswert <strong>ist</strong> weiterhin die Festlegung der Le<strong>ist</strong>ungsfahrt hinsichtlich Umfang und Randbedingungen<br />
im Vertrag.<br />
Abnahme / Übergabe / Dokumentation / Betriebsanleitung<br />
Für die Abnahme und Übergabe der umgerüsteten Anlage sollte ein identisches Prozedere eingehalten<br />
werden, wie bei der Erstellung einer Neuanlage. Hilfreich <strong>ist</strong> hierbei die Nut<strong>zu</strong>ng von<br />
Prüf – und Übergabeprotokollen, wie sie beispielsweise vom VDMA erhältlich sind. Die Prüfung<br />
<strong>ist</strong> gemäß DIN EN378-2:2008 Abschnitt 6.3. durch<strong>zu</strong>führen<br />
Durch die Umrüstung auf einen anderen Arbeitsstoff sind auch Änderungen und Anpassungen<br />
bzgl. der Dokumentation bzw. Betriebsanleitung vor<strong>zu</strong>nehmen.<br />
Dies sollte nach DIN EN378-2:2008 Abschnitt 6.4. geschehen.<br />
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<strong>R22</strong> <strong>Ersatz</strong> <strong>–Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>beachten</strong>?<br />
Ablaufdiagramm: Umstellung von <strong>R22</strong>/Mineralöl (Alkylbenzol) auf R507/POE-Öl<br />
Ersetzen der<br />
nicht<br />
kompatiblen<br />
Komponenten<br />
Ersetzen des POE-<br />
Öls bzw. R507<br />
<strong>R22</strong> System in einem<br />
guten Zustand?<br />
Daten sammeln aus<br />
Verdampfer,<br />
Kondensator und<br />
Kompressor Unterlagen<br />
<strong>R22</strong> entfernen, notieren<br />
des Gewichtes.<br />
Öl entfernen, notieren<br />
des Volumens<br />
Reinigen der<br />
Anlagenkomponenten<br />
Ausführen notwendiger<br />
Reparaturen<br />
Nicht<br />
kompatibel<br />
Prüfung der<br />
Materialverträglichkeit der<br />
Systemkomponenten bzgl. R507<br />
/ POE Öl (Vorabinfo<br />
Hersteller)<br />
Tauschen des<br />
Filtertrockners,<br />
Dichtheitsprüfung<br />
Füllen des Systems<br />
mit POE Öl / R507<br />
gem. notierter Menge<br />
Betrieb der Anlage im<br />
Betriebspkt. für 8 -<br />
24h (je nach Größe)<br />
Prüfung auf<br />
Restmenge <strong>R22</strong> (zeotropes<br />
Verhalten), Restmenge<br />
urspr. <strong>R22</strong> Öl:<br />
< 4%<br />
Abb. 14: Ablaufdiagramm einer Umrüstung von <strong>R22</strong> auf R507<br />
24<br />
ggfs. Filtertrockner<br />
tauschen<br />
Einfahren der Anlage<br />
ggfs. R507 nachfüllen<br />
bis stabiler<br />
Betriebspkt. erreicht<br />
<strong>ist</strong><br />
Dichtheitsprüfung<br />
Anlagenbeschriftung<br />
gem. EG842/2006<br />
Ergänzen Betriebsanl.<br />
Abnahme und<br />
Übergabe<br />
Achtung:<br />
Um ein Überfüllen der Anlage <strong>zu</strong><br />
vermeiden, sollten <strong>zu</strong>nächst nur 80% der<br />
ursprünglichen <strong>R22</strong> Masse eingefüllt<br />
werden.<br />
Es sollte möglichst viel R507 aus der<br />
Flüssigphase auf die HD-Seite des<br />
stillstehenden Systems gefüllt werden.<br />
Nach Anfahren der Anlage <strong>ist</strong> bei Bedarf<br />
weiteres R507 über die ND-Seite<br />
auf<strong>zu</strong>füllen.<br />
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AUTOREN<br />
Wolfgang Eckhoff<br />
Leitung Verkauf<br />
GHC Gerling, Holz & Co. Handels GmbH, Hamburg<br />
Dipl.-Ing. Chr<strong>ist</strong>ian Puhl<br />
Produktmanagement Kältemaschinen- und Industrieöle<br />
Fuchs Europe Schmierstoffe GmbH, Mannheim<br />
Dipl.-Ing. Felix Flohr<br />
Leiter Anwendungstechnik Kältemittel<br />
Solvay Fluor GmbH, Hannover<br />
Dipl.-Ing. Kai Selmer<br />
Vorstand<br />
Arctos Industriekälte AG, Sörup<br />
Stand 07/2009