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Integration türkischstämmiger Bürger in deutsche Vereine in Kreis ...

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August 2005<br />

1<br />

Machbarkeitsstudie<br />

<strong>Integration</strong> <strong>türkischstämmiger</strong><br />

<strong>Bürger</strong> <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong> <strong>Kreis</strong> und Stadt Offenbach<br />

Hauptteil<br />

Im Auftrag des<br />

Deutsch-Türkischen Forums Stadt und <strong>Kreis</strong> Offenbach e.V.<br />

und<br />

der Robert-Bosch-Stiftung, Stuttgart<br />

Dr. Cengiz Deniz<br />

Unter Mitarbeit von<br />

Güldane Atik-Yildizgördü<br />

und<br />

Henn<strong>in</strong>g von Arnim


Inhalt<br />

Hauptteil<br />

Daten<br />

2<br />

1.<br />

Übersicht über die Fragestellung der Untersuchung und die Methodik<br />

1.1 E<strong>in</strong>leitung ......................................................................................................................................... 3<br />

1.2 Ausgangslage ................................................................................................................................. 4<br />

1.3 Stand der Forschung ............................................................................................................ 4<br />

1.4 Forschungsmethode .............................................................................................................. 5<br />

1.5 Zielgruppe und methodisches Vorgehen ........................................................ 5<br />

1.6 Rücklauf der Fragebögen ................................................................................................. 6<br />

1.7 Zielsetzung der Untersuchung ................................................................................... 6<br />

1.8 Analyse der Daten .................................................................................................................... 7<br />

2. Übersicht über die Ergebnisse der Befragung, Interpretation der<br />

Ergebnisse und Handlungsempfehlungen<br />

2.1 Türkische Eltern ........................................................................................................................ 9<br />

2.2. Türkische Jugendliche ...................................................................................................... 11<br />

2.3. Deutsche Vere<strong>in</strong>e ................................................................................................................... 12<br />

2.4 Fazit ..................................................................................................................................................... 14<br />

3. Türkische Eltern<br />

3.1 Soziale Daten ............................................................................................................................16<br />

3.2 Kontakte zu Vere<strong>in</strong>en ........................................................................................................ 23<br />

3.3 Kontakte zu <strong>deutsche</strong>n Sport-, kulturellen und sozialen Vere<strong>in</strong>en 24<br />

3.4 Nehmen Sie an den Angeboten von türkischen Vere<strong>in</strong>en teil? ....... 27<br />

3.5 K<strong>in</strong>der und <strong>deutsche</strong> Sport-, soziale und kulturelle Vere<strong>in</strong>e ............ 28<br />

3.6 Mitgliedschaft <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en ........................................................................................... 28<br />

3.7 Handlungsempfehlungen .............................................................................................. 29<br />

4. Türkische Jugendliche<br />

4.1 Persönliches .............................................................................................................................. 32<br />

4.2 Freizeit .......................................................................................................................................... 35<br />

4.3 Kontakte zu Vere<strong>in</strong>en ........................................................................................................ 36<br />

4.4 Handlungsempfehlung .................................................................................................... 42<br />

5. Deutsche Vere<strong>in</strong>e<br />

5.1 Vere<strong>in</strong>saktivitäten ................................................................................................................ 43<br />

5.2 Vere<strong>in</strong>smitglieder ................................................................................................................. 49<br />

5.3 Türkische Jugendliche ..................................................................................................... 49<br />

5.4 <strong>Integration</strong> türkischer Jugendlicher ..................................................................... 52<br />

5.5 Handlungsempfehlung .................................................................................................... 52<br />

6. Vorschlag für e<strong>in</strong> Bildungssem<strong>in</strong>ar mit türkischen Eltern. ..................... 55<br />

7. Anhang: Fragebögen. ................................................................................................................ 56


1 Der Begriff „Migrant“ bezeichnet <strong>in</strong> diesem<br />

Bericht ke<strong>in</strong>e geschlechtsspezifische<br />

Differenzierung dar, er be<strong>in</strong>haltet sowohl<br />

die Migrant<strong>in</strong>nen als auch die Migranten.<br />

2 1.Beher, K. u.a. 1998, Das Ehrenamt <strong>in</strong><br />

empirischen Studien – e<strong>in</strong> sekundäranalytischer<br />

Vergleich. Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />

Familien, Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Schriftenreihe Band 163.<br />

2. Rosenbladt, v. B, (Hrsg.) Freiwilliges<br />

Engagement <strong>in</strong> Deutschland. Ergebnisse<br />

der Repräsentativuntersuchung 1999 zu<br />

Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem<br />

Engagement. Band 1,<br />

Gesamtbericht 2000, S. 216.<br />

3 <strong>Kreis</strong> Bergstraße, Agenda 21 Büro, 2001,<br />

Vere<strong>in</strong>sumfrage im <strong>Kreis</strong> Bergstraße.<br />

1. Sen, F. u.a. 2001, Integratives Verhalten<br />

und Selbst-Ethnisierung von türkischen<br />

Zuwanderern. Gutachten des Zentrum für<br />

Türkeistudien für die Unabhängige<br />

Kommission „Zuwanderung“. In: Bericht<br />

der Unabhängigen Kommission „Zuwanderung“<br />

, 2001, Seite 200.<br />

2. Palm, J./ Schumacher, J., 2005, E<strong>in</strong>e<br />

andere Arbeitswelt. (...) Fünf Fallstudien<br />

aus dem <strong>Kreis</strong> Offenbach. S.111 ff.<br />

3. Kle<strong>in</strong>, M.L., 2000, Interethnische Kontakte<br />

und Konflikte im Sport, In:<br />

Heitmeyer, W./Anhut, R. Bedrohte Stadtgesellschaft.,<br />

S. 307ff. We<strong>in</strong>heim.<br />

Anzumerken ist, dass viele Untersuchungen<br />

sich mit Sport befassen, während das<br />

breite Spektrum des Vere<strong>in</strong>swesens nicht<br />

berücksichtigt wird.<br />

Rosenbladt, v. B, (Hrsg.) Freiwilliges<br />

Engagement <strong>in</strong> Deutschland. Ergebnisse<br />

der Repräsentativuntersuchung 1999 zu<br />

Ehrenamt, Freiwil-ligenarbeit und<br />

bürgerschaftlichem Engagement. Band 1,<br />

Gesamtbericht 2000, S. 216.<br />

4 Enquetekommission „Zukunft des <strong>Bürger</strong>schaftlichen<br />

Engagements“ – Endbericht.<br />

Bundestags-Drucksache 14/8900<br />

vom 03.06.2002, Seite 40<br />

5 Vgl. Koopmanns u.a. zitiert nach Halm,<br />

Dirk, Freiwilliges Engagement von Türk<strong>in</strong>nen<br />

und Türken <strong>in</strong> Deutschland. 2004,<br />

Seite 417. In: Zeitschrift für Ausländerrecht,<br />

Nr. 11/2004<br />

6 Siehe Empfehlungen<br />

7 Landeszentrum für Zuwanderung<br />

Nordrhe<strong>in</strong> Westfalen. Bernhard Santel,<br />

Repräsentativbefragung zum Thema<br />

E<strong>in</strong>bürgerung. Sol<strong>in</strong>gen. 1999.<br />

8 Stüwe, Gerd, Sport, 1984, Seite 303f. In:<br />

Auernheimer, Georg, Handwörterbuch<br />

Ausländerarbeit. Darmstadt. 1984<br />

9 Ausländer <strong>in</strong> Deutschland, Isoplan Nr. 3,<br />

Seite 6<br />

3<br />

1. Übersicht über die Fragestellung der Untersuchung<br />

und die Methodik<br />

1.1 E<strong>in</strong>leitung<br />

In aktuellen Untersuchungen über das Vere<strong>in</strong>swesen / ehrenamtliches<br />

Engagement werden die Migrant/<strong>in</strong>nen1 , <strong>in</strong>sbesondere türksicher<br />

Herkunft, weitestgehend nicht spezifisch berücksichtigt2 . E<strong>in</strong>e spezifische<br />

Berücksichtigung3 von Migrant/-<strong>in</strong>nen soll die Segmentierung<br />

<strong>in</strong> der Gesellschaft nicht stärken, sondern den sozialen, kulturellen<br />

und den demografischen Wandel <strong>in</strong> der Gesellschaft transparent machen.<br />

Anders formuliert: Nur derjenige hat e<strong>in</strong> Recht mitzureden, der<br />

sich an der politischen, sozialen und kulturellen Gestaltung se<strong>in</strong>er<br />

Lebenswelt aktiv beteiligt. Das Vere<strong>in</strong>swesen ist e<strong>in</strong> relevanter Bestandteil<br />

zivilgesellschaftlicher und demokratischer Beteiligung. Durch den<br />

Migrationsprozess gibt es spezifische Erfahrungskontexte die nur über<br />

die subjektive Lebenssituation der Befragten erfahrbar gemacht werden<br />

können. Mitwirkung <strong>in</strong> den gesellschaftlichen Institutionen ist e<strong>in</strong><br />

relevanter Bestandteil gesellschaftlicher <strong>Integration</strong>, zumal dadurch<br />

der Austauschprozess – womit auch <strong>Integration</strong> geme<strong>in</strong>t ist – unter<br />

den Mitgliedern gewährleistet ist.<br />

In Zeiten der weltweiten Globalisierung und der Entwicklung der<br />

bundesrepublikanischen Gesellschaft zu e<strong>in</strong>er faktischen E<strong>in</strong>wanderungsgesellschaft<br />

stellen kulturelle Vielfalt und <strong>Integration</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

Widersprüche dar. Sie s<strong>in</strong>d Bestandteile e<strong>in</strong>er so def<strong>in</strong>ierten Gesellschaft.<br />

„<strong>Bürger</strong>schaftliches Engagement ist e<strong>in</strong>e freiwillige, nicht auf<br />

das Erzielen e<strong>in</strong>es persönlichen materiellen Gew<strong>in</strong>ns gerichtete, auf<br />

das Geme<strong>in</strong>wohl h<strong>in</strong> orientierte, kooperative Tätigkeit.“ 4<br />

Entgegen dieser ausdrücklich positiv konnotierten Auffassung wird<br />

<strong>in</strong>sbesondere im ethnisch freiwilligen Engagement e<strong>in</strong> des<strong>in</strong>tegrativer5 Prozess gesehen. Danach leisten die Migrantenselbstorganisationen<br />

Vorschub für Parallelgesellschaften. Das freiwillige Engagement von<br />

Migranten kann jedoch konstruktiv dazu genutzt werden, über die <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Öffnung von <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en nachzudenken. Angesichts<br />

des abnehmenden Interesses, sich im Vere<strong>in</strong> zu engagieren,<br />

kommt e<strong>in</strong>e solche Zusammenarbeit den Nutzern der Vere<strong>in</strong>e<br />

entgegen. Hierzu stehen allerd<strong>in</strong>gs konzeptionelle Überlegungen6 noch<br />

aus.<br />

Sowohl die hohe Zahl der E<strong>in</strong>bürgerungen, als auch die abnehmende<br />

Absicht zur Remigration7 deuten darauf h<strong>in</strong>, dass die Migranten türkischer<br />

Herkunft sich mit e<strong>in</strong>em dauerhaften Leben <strong>in</strong> Deutschland<br />

bzw. <strong>in</strong> Stadt und <strong>Kreis</strong> Offenbach arrangiert haben. Diese Entscheidung<br />

<strong>in</strong> Richtung sozialer <strong>Integration</strong> ist zu unterstützen, damit die<br />

Menschen das Gefühl entwickeln, Teil dieser Gesellschaft zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong><br />

wichtiger <strong>Integration</strong>sbereich ist das Vere<strong>in</strong>swesen. Jedoch sieht es<br />

dort nicht besser aus, als im gesamten gesellschaftlichen Leben. Die<br />

Vere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Spiegelbild der Gesellschaft. So auch im Kontext der<br />

<strong>Integration</strong> ethnischer M<strong>in</strong>derheiten. Bereits <strong>in</strong> früheren Studien wurde<br />

auf selektive <strong>Integration</strong>skraft von Vere<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>gewiesen8 . Der<br />

Informationsdienst9 „Ausländer <strong>in</strong> Deutschland“ machte unter dem


10 Insgesamt besteht zu diesem Thema e<strong>in</strong><br />

hoher Forschungsnachholbedarf.<br />

Zur Dokumentation durchgeführter<br />

Studien Siehe Fußnote 2.<br />

4<br />

Titel „Sport und <strong>Integration</strong>“ auf diese Notwendigkeit aufmerksam und<br />

hob hervor, dass ethnische Vere<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>en Gründungsboom verzeichneten<br />

und die <strong>deutsche</strong> Seite diese Entwicklung mit Resignation und<br />

Bedauern beobachtete.<br />

Ziel dieser Studie ist, handlungsrelevante Empfehlungen zur Förderung<br />

des ehrenamtlichen Engagements <strong>türkischstämmiger</strong> Jugendlicher<br />

und deren Familien <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en zu benennen, bzw.<br />

Vere<strong>in</strong>e und potenzielle Nutzer mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Kontakt zu br<strong>in</strong>gen bzw.<br />

bereits vorhandene Beziehungen qualitativ zu verbessern.<br />

Um diese Aufgabe im <strong>Kreis</strong> Offenbach und <strong>in</strong> der Stadt Offenbach zu<br />

erfüllen, hat das Deutsch-Türkische Forum <strong>Kreis</strong> und Stadt Offenbach<br />

e.V. die vorliegende Studie <strong>in</strong> Auftrag gegeben.<br />

Diese Untersuchung wurde freundlicherweise von der Robert- Bosch-<br />

Stiftung, Stuttgart, f<strong>in</strong>anziell gefördert.<br />

1.2 Ausgangslage<br />

Nach Angaben des Statistischen Amtes der Stadt Offenbach lebten am<br />

31.12.2004 <strong>in</strong>sgesamt 118.233 Personen <strong>in</strong> Offenbach. Davon waren<br />

58.460 weibliche und 56.773 männliche Personen. Die Zahl der Bewohner<br />

nicht-<strong>deutsche</strong>r Herkunft betrug <strong>in</strong> der Stadt Offenbach zum<br />

31.21.2004 37.684 Personen. Davon waren 19.557 männliche und<br />

17.512 weibliche Personen.<br />

Am 31.12.2004 lebten <strong>in</strong> der Stadt Offenbach 7.155 türkische Staatsanghörige.<br />

Davon waren 3.851 männliche und 3.304 weibliche Personen.<br />

Nach Angaben der <strong>Kreis</strong>verwaltung des <strong>Kreis</strong>es Offenbach lebten am<br />

31.12.2004 338.252 Personen im <strong>Kreis</strong> Offenbach. Davon waren 42.535<br />

Personen nicht-<strong>deutsche</strong>r Herkunft. 13.229 bzw. 24.22% s<strong>in</strong>d davon<br />

türkische Staatsangehörige.<br />

Der vorliegende Untersuchungsbericht beruht auf Erhebungsdaten,<br />

die <strong>in</strong> der Zeit vom März 2005 bis Juli 2005 <strong>in</strong> der Stadt Offenbach<br />

und im <strong>Kreis</strong> Offenbach erhoben wurden. Befragt wurden <strong>deutsche</strong><br />

Vere<strong>in</strong>svertreter sowie Eltern und Jugendliche türkischer Herkunft.<br />

Des weiteren werden die e<strong>in</strong>schlägigen Studien10 ergänzend h<strong>in</strong>zu gezogen.<br />

Anlass zu dieser Untersuchung war die Beobachtung, dass <strong>in</strong><br />

den <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en Familien und Jugendliche türkischer Herkunft<br />

unterrepräsentiert s<strong>in</strong>d. Während die höchste Beteiligungsquote die<br />

Fußballvere<strong>in</strong>e verzeichnen, gibt es <strong>in</strong> den kulturellen, sozialen und<br />

umweltschutzorientierten Vere<strong>in</strong>en kaum bis ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Jugendlichen<br />

türkischer Herkunft, der sich an den Aktivitäten beteiligt.<br />

Untersucht wurde, <strong>in</strong>wiefern Vere<strong>in</strong>e auf die türkischstämmige Bevölkerung<br />

e<strong>in</strong>gehen, z.B. beim Erwerb von neuen Vere<strong>in</strong>smitgliedern,<br />

und umkehrt, wie groß das Interesse dieser Population für e<strong>in</strong> Engagement<br />

<strong>in</strong> den verschiedenen Vere<strong>in</strong>stypen ist.<br />

1.3 Stand der Forschung<br />

Nach der Repräsentativbefragung „Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und<br />

<strong>Bürger</strong>schaftliches Engagement (Freiwilligensurvey 1999)“ ist jeder<br />

dritte Bundesbürger ehrenamtlich aktiv.


11 siehe Fußnote 2 und 3<br />

12 Die Fragebögen können im Anhang<br />

angesehen werden.<br />

13 So hat das Zentrum für Türkeistudien<br />

im Rahmen der Repräsentativbefragung<br />

<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen 2001 bei 1500<br />

Haushalten die Fragen <strong>in</strong> türkischer<br />

Sprache gestellt.<br />

5<br />

E<strong>in</strong>e Repräsentativbefragung über das ehrenamtliche Engagement von<br />

Migranten steht jedoch noch aus. Zu diesem Thema11 liegen regional<br />

e<strong>in</strong>gegrenzte bzw. eher sportorientierte Untersuchungen vor.<br />

1.4 Forschungsmethode<br />

Bei der Durchführung wurden quantitative (standardisierte) und qualitative<br />

(leitfadenorientierte Interviews) Forschungsmethoden12 angewandt.<br />

Leitfaden<strong>in</strong>terviews waren an Lamnek (1995:74) orientiert.<br />

Um e<strong>in</strong>e Vergleichbarkeit des erhobenen Materials sicherzustellen,<br />

wurden die Fragen <strong>in</strong> den standardisierten und Leitfadenfragebögen<br />

ähnlich formuliert.<br />

Für jeden Forschungsbereich, d.h. Eltern, Jugendliche und Vere<strong>in</strong>e,<br />

wurde e<strong>in</strong> spezifischer Fragebogen entwickelt. Dabei wurde jedes Feld<br />

quantitativ und qualitativ separat erforscht. Dieser zeitaufwendige<br />

Schritt war nötig, da es um e<strong>in</strong>e Generierung von H<strong>in</strong>tergrundwissen<br />

und Erfahren von Fe<strong>in</strong>heiten im Umgang mite<strong>in</strong>ander g<strong>in</strong>g, was durch<br />

standardisierte Erhebung nicht erlangt werden kann. Um e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>igermaßen treffsichere Aussage machen zu können, waren<br />

Fragebogenerhebung und ergänzende qualitative Interviews notwendig.<br />

Der Entwicklung der Fragebögen wurde e<strong>in</strong> Informationsgespräch bei<br />

allen drei Forschungsgruppen vorgeschaltet, um zielgruppenrelevante<br />

Fragen <strong>in</strong> den Forschungsprozess aufzunehmen, statt den Fragebogen<br />

am Schreibtisch zu entwickeln.<br />

Um potenziellen sprachlichen H<strong>in</strong>dernissen13 vorzubeugen, wurden für<br />

die Eltern beide Fragebögen <strong>in</strong>s Türkische übersetzt. Jugendliche und<br />

<strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e haben den Fragebogen nur <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>r Sprache<br />

bekommen.<br />

Die Leitfaden<strong>in</strong>terviews mit den Eltern wurden ebenfalls <strong>in</strong> türkischer<br />

Sprache geführt, um mögliche sprachliche Schwierigkeiten zu umgehen.<br />

Mit den Jugendlichen und Vere<strong>in</strong>svertretern wurde nur <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>r<br />

Sprache kommuniziert.<br />

Die Auswertung des standardisierten Datenmaterials erfolgte mit dem<br />

SPSS-Datenprogramm. Die Leitfaden<strong>in</strong>terviews wurden auf Tonband<br />

aufgenommen, transkribiert und zur Unterstützung des quantitativen<br />

Datenmaterials herangezogen.<br />

1.5 Zielgruppe und methodisches Vorgehen<br />

Die Zielgruppe der Untersuchung besteht aus:<br />

1. türkischen Eltern,<br />

2. türkischen Jugendlichen,<br />

3. <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en.<br />

Sie alle wohnen und leben bzw. s<strong>in</strong>d aktiv <strong>in</strong> der Stadt Offenbach oder<br />

im <strong>Kreis</strong> Offenbach.<br />

Das methodische Vorgehen wurde wie folgt gehandhabt:<br />

250 Vere<strong>in</strong>e (soziale, kulturelle und Sportvere<strong>in</strong>e) haben auf<br />

dem postalischen Weg e<strong>in</strong>en standardisierten Fragebogen, der<br />

auch offene Fragen enthielt, zum Ausfüllen bekommen.


14 Es sollten 125 Eltern befragt werden.<br />

Das Mitarbeiter-Team konnte aber mehr<br />

Eltern befragen als vorgesehen.<br />

15 Es sollten 125 Jugendliche befragt<br />

werden. Das Mitarbeiter-Team konnte<br />

aber mehr Jugendliche befragen als<br />

vorgesehen.<br />

6<br />

5 ausgewählte Vere<strong>in</strong>svertreter wurden nach Bedarf ergänzend<br />

leitfadenorientiert <strong>in</strong>terviewt.<br />

13614 Eltern/Elternteile wurden <strong>in</strong> der genannten Region<br />

ebenso durch unterschiedliche Zugangswege gebeten, e<strong>in</strong>en<br />

eigens für sie entwickelten Fragebogen auszufüllen. Ergänzend<br />

wurden 4 Eltern/Elternteile nach Bedarf leitfadenorientierte<br />

<strong>in</strong>terviewt. 17715 Jugendliche wurden ebenso durch unterschiedliche<br />

Zugangswege gebeten, den für sie entwickelten<br />

Fragebogen auszufüllen.<br />

3 weibliche Jugendliche und 3 männliche Jugendliche wurden<br />

leitfadenorientiert nach Bedarf <strong>in</strong>terviewt.<br />

Bei der Erhebung wurde darauf geachtet, dass sowohl die gesamte geografische<br />

Region als auch der unterschiedliche sozial-kulturelle Kontext<br />

der Zielgruppen entsprechend berücksichtigt wird.<br />

1.6 Rücklauf der Fragebögen<br />

Es ist üblich, dass bei Erhebung mit Fragebogenaktionen diese zweimal<br />

zugeschickt werden. Dies wurde auch hier praktiziert. Die Vere<strong>in</strong>e<br />

wurden mit e<strong>in</strong>em Begleitschreiben auf die Wichtigkeit dieser Untersuchung<br />

aufmerksam gemacht und zugleich gebeten, den Fragebogen<br />

auszufüllen und an die genannte Adresse zurückzusenden. Mit e<strong>in</strong>em<br />

zeitlichen Abstand von sechs Wochen wurde diese Aktion wiederholt.<br />

Dennoch lässt die Rücklaufquote von 10,4% auswertbarer Fragebögen<br />

zu wünschen übrig.<br />

Weitere 6,4% haben schriftlich auf die Umfrage reagiert. Bei den Reaktionen<br />

handelt es sich um Begründungen, weshalb sie den Fragebogen<br />

nicht ausfüllen wollten. Folgende Gründe wurden überwiegend<br />

genannt:<br />

Wir unterscheiden bei unseren Mitgliedern nicht nach der<br />

Nationalität, für uns s<strong>in</strong>d alle Mitglieder gleich.<br />

Wir haben ke<strong>in</strong>e türkischen Mitglieder.<br />

Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Kultur-, Heimat- und Geschichtsvere<strong>in</strong> (...) und<br />

beschäftigen uns mit der Geschichte unserer Stadt, aber zu<br />

ihrem Untersuchungsgegenstand können wir Ihnen ke<strong>in</strong>e<br />

Angaben machen.<br />

Wir haben eher ältere Mitglieder.<br />

Unser Vere<strong>in</strong> führt ke<strong>in</strong>e Nationalitätsstatistik.<br />

Türkische Jugendliche <strong>in</strong>teressieren sich für Fußball und<br />

Kampfsport, weniger für kulturelle Vere<strong>in</strong>e.<br />

Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong> für Kapellen-Musik, bislang konnten wir<br />

ke<strong>in</strong>e türkischen Jugendliche für unseren Vere<strong>in</strong> begeistern.<br />

1.7 Zielsetzung der Untersuchung<br />

Das Ziel dieser Studie ergibt sich aus der Beobachtung, dass türkische<br />

Jugendliche <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en unterrepräsentiert engagiert s<strong>in</strong>d.<br />

Mit dieser Studie wird auf die Rolle der Vere<strong>in</strong>e auf der e<strong>in</strong>en Seite<br />

und auf die Rolle der Eltern und Jugendlichen auf der anderen Seite<br />

aufmerksam gemacht, um die Beteiligung türkischer Jugendlicher und


16 Kle<strong>in</strong>, M.L., Kothy, J., Cabadag, G.,<br />

Interethnische Kontakte und Konflikte im<br />

Sport. In: Heitmeyer, W. , Anhut, R.<br />

(Hrsg.) We<strong>in</strong>heim und München. 2000.<br />

7<br />

deren Familien <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n kulturellen, sozialen, Umwelt- und Sportvere<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong> Stadt und <strong>Kreis</strong> Offenbach zu erhöhen.<br />

Im e<strong>in</strong>zelnen geht es um folgende Zielsetzungen:<br />

Bestandsaufnahme der Situation von türkischstämmigen<br />

<strong>Bürger</strong>n <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en<br />

Erfassung von Erwartungen und Motivationen von türkischstämmigen<br />

<strong>Bürger</strong>n, <strong>in</strong>sbesondere von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen,<br />

sich <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Herausarbeiten und Benennen von Hemmschwellen, die e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Integration</strong> von türkischstämmigen Familien, K<strong>in</strong>dern und<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en verh<strong>in</strong>dern.<br />

Aufzeigen von Chancen und Risiken e<strong>in</strong>es Projekts „<strong>Integration</strong><br />

<strong>türkischstämmiger</strong> <strong>Bürger</strong> <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e“ sowie von<br />

Ansatzpunkten für e<strong>in</strong> entsprechendes <strong>Integration</strong>sbemühen<br />

des Deutsch-Türkischen Forums <strong>in</strong> Stadt und <strong>Kreis</strong> Offenbach.<br />

Die wichtigsten Erhebungsdaten werden systematisch ausgewertet.<br />

E<strong>in</strong>e tiefgehende Auswertung f<strong>in</strong>det jedoch aufgrund relativ ger<strong>in</strong>ger<br />

Ressourcen nicht statt. Es handelt sich hier um e<strong>in</strong>e richtungsweisende<br />

und praxisrelevante Auswertung. Es werden Tipps und Handlungsweisen<br />

für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Vere<strong>in</strong>sarbeit bzw. für e<strong>in</strong> Engagement<br />

im Vere<strong>in</strong> abgeleitet.<br />

1.8 Analyse der Daten<br />

Grundsätzlich kann das Engagement türkischer Familien <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n<br />

Vere<strong>in</strong>en nicht ohne weiteres objektiv gemessen werden. In dieser Studie<br />

wird versucht, den Sachstand anhand geeigneter Fragen an die<br />

Interviewpartner soweit wie möglich transparent zu machen. Dabei<br />

geht es darum, staatlichen und zivilgesellschaftlichen Stellen Ansatzpunkte<br />

zur <strong>Integration</strong> im Rahmen des ehrenamtlichen Engagements<br />

vorzuschlagen bzw. begonnene Aktivitäten zu verbessern. Dieses Engagement<br />

ist angesichts der empirisch belegten Nachweise von Kle<strong>in</strong>16 u.a. (2000) über hohe <strong>in</strong>terethnische Konfliktpotentiale im Sport dr<strong>in</strong>gend<br />

notwendig. Diese Studie geht jedoch e<strong>in</strong>en Schritt weiter und<br />

beschäftigt sich <strong>in</strong>sgesamt mit dem Vere<strong>in</strong>swesen, d.h. es wurden kulturelle,<br />

soziale und Sportvere<strong>in</strong>e im Rahmen der Erhebung berücksichtigt.<br />

Somit geht es nicht nur um <strong>in</strong>terethnische Konflikte im Sport,<br />

sondern um <strong>Integration</strong> im allgeme<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>swesen.<br />

Das übergeordnete Ziel der empfehlungs- und handlungsorientierten<br />

Auswertung <strong>in</strong> dieser Studie besteht dar<strong>in</strong>, kausale Zusammenhänge<br />

zwischen den geäußerten Antworten und den persönlichen Erwartungen<br />

und Wünschen der befragten Personen herzustellen. Es geht also<br />

um e<strong>in</strong>e mehrperspektivische Charakteristik der Befragten, d.h. das<br />

Engagement bzw. das unterrepräsentierte Engagement türkischer Familien<br />

<strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en ist auf vielerlei Ursachen zurückzuführen.<br />

Diesem Umstand soll hier ansatzweise Rechnung getragen werden.<br />

Diese erweiterte Zielsetzung kann jedoch mit dieser Studie nicht e<strong>in</strong>gelöst<br />

werden, da entsprechend notwendige Rahmenbed<strong>in</strong>gungen dazu<br />

nicht vorhanden s<strong>in</strong>d. Insofern handelt es sich hier um handlungs-


8<br />

relevante Ableitungen e<strong>in</strong>erseits aus dem erhobenen Material und<br />

andererseits aus der e<strong>in</strong>schlägigen Fachliteratur.<br />

Es konnten nicht alle Informationen aus dem Fragebogen <strong>in</strong> diesem<br />

Bericht berücksichtigt werden. Fragen, die <strong>in</strong> den Bericht aufgenommen<br />

wurden, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der jeweiligen Grafik mit der Nummer versehen,<br />

die identisch ist mit der aus dem Fragebogen. Diese Vorgehensweise<br />

erleichtert das vergleichende Lesen mit dem Fragebogen.<br />

Der systematische Aufbau des Berichtes entspricht dem der Fragebögen.<br />

Die Grafiken s<strong>in</strong>d durchgehend nummeriert.


9<br />

2. Übersicht über die Ergebnisse, der Befragung,<br />

Interpretation der Ergebnisse und Handlungsempfehlungen<br />

Die Auswertung des vom März 2005 bis Juli 2005 erhobenen Materials<br />

mit Vere<strong>in</strong>svertretern, türkischen Jugendlichen und deren Eltern<br />

hat e<strong>in</strong>e realitätsnahe Momentaufnahme zur Bestandsaufnahme der<br />

Situation von türkischstämmigen <strong>Bürger</strong>n <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en <strong>in</strong><br />

Stadt und <strong>Kreis</strong> Offenbach ermöglicht.<br />

Die Machbarkeitsstudie sollte folgende Fragestellungen erörtern:<br />

Erfassung von Erwartungen und Motivationen von türkischstämmigen<br />

<strong>Bürger</strong>n, <strong>in</strong>sbesondere von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen,<br />

sich <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Herausarbeiten und Benennen von Hemmschwellen, die e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Integration</strong> von türkischstämmigen Familien, K<strong>in</strong>dern und<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en verh<strong>in</strong>dern.<br />

Aufzeigen von Chancen und Risiken e<strong>in</strong>es Projekts „<strong>Integration</strong><br />

<strong>türkischstämmiger</strong> <strong>Bürger</strong> <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e“ sowie von<br />

Ansatzpunkten für e<strong>in</strong> entsprechendes <strong>Integration</strong>sbemühen<br />

des Deutsch-Türkischen Forums <strong>in</strong> Stadt und <strong>Kreis</strong> Offenbach.<br />

Das wissenschaftliche Erhebungs<strong>in</strong>strument bestand für jede Zielgruppe<br />

aus e<strong>in</strong>em Fragebogen mit überwiegend geschlossenen Fragen und<br />

e<strong>in</strong>igen offenen Fragen. Ergänzend wurden leitfadenorientierte qualitative<br />

Interviews mit Vertretern der e<strong>in</strong>zelnen Zielgruppen geführt.<br />

Es wurden 136 Eltern, 177 Jugendliche per Fragebogen befragt. Zwar<br />

wurden an 250 Vere<strong>in</strong>e die Fragebögen postalisch zweimal zugesandt,<br />

jedoch haben sich lediglich nur 26 Vere<strong>in</strong>e daran beteiligt, und weitere<br />

20 Vere<strong>in</strong>e haben aus verschiedenen Gründen e<strong>in</strong>e Beteiligung abgelehnt.<br />

2.1 Türkische Eltern<br />

Es lässt sich <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e Unterrepräsentanz türkischer Eltern <strong>in</strong><br />

<strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en zum Erhebungszeitpunkt feststellen. Aus Sicht der<br />

Eltern s<strong>in</strong>d folgende Gründe ausschlaggebend:<br />

Sie kennen die Vere<strong>in</strong>e nicht und wissen wenig über deren<br />

Aktivitäten.<br />

Die Vere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Türken gegenüber verschlossen.<br />

Sie haben ke<strong>in</strong>e Kenntnisse darüber, über welches Angebot die<br />

Vere<strong>in</strong>e verfügen.<br />

Es fehlt e<strong>in</strong>e persönliche Vere<strong>in</strong>ssozialisation, d.h. <strong>in</strong> ihrem<br />

biografischen Werdegang s<strong>in</strong>d sie mit Vere<strong>in</strong>en wenig <strong>in</strong><br />

Berührung gekommen.<br />

38% der befragten türkischen Eltern geben für sich an, „nie“ <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong><br />

kulturelle Vere<strong>in</strong>e gehen zu wollen.<br />

72% bevorzugen für ihre Aktivitäten deutsch-türkische Vere<strong>in</strong>sformen.<br />

46% der befragten Eltern wünschen „manchmal“ bzw. 38% „oft“ für<br />

ihre K<strong>in</strong>der, dass sie türkische kulturelle Vere<strong>in</strong>e besuchen.


10<br />

Demgegenüber wünschen 32%, dass ihre K<strong>in</strong>der „manchmal“ bzw.<br />

22% „oft“ <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> kulturelle Vere<strong>in</strong>e gehen sollen.<br />

Hier zeichnet sich e<strong>in</strong>deutig die Tendenz ab, dass die Eltern für die<br />

Freizeitgestaltung ihrer K<strong>in</strong>der an erster Stelle die türkischen kulturellen<br />

Vere<strong>in</strong>e und an zweiter Stelle die <strong>deutsche</strong>n kulturellen Vere<strong>in</strong>e<br />

favorisieren.<br />

Bezogen auf sportliche Aktivitäten zeichnet sich e<strong>in</strong> anderes Bild ab.<br />

48 % wünschen dass ihre K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong>en „oft“ aktiv<br />

s<strong>in</strong>d, 33% sprechen sich für türkische Sportvere<strong>in</strong>e.<br />

Nach Angaben von 20% sollen ihre K<strong>in</strong>der „nie“ <strong>in</strong> türkischen Sportvere<strong>in</strong>en<br />

aktiv se<strong>in</strong>, gegenüber <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong>en äußern 3%<br />

diesen Wunsch.<br />

Die Konstellation des ethnisch-gemischten Vere<strong>in</strong>s ist dem nach e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Arena, um e<strong>in</strong>e zivilgesellschaftliche Partizipation auf der<br />

Vere<strong>in</strong>sebene zu realisieren.<br />

Re<strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e oder re<strong>in</strong> türkische Vere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d demnach für<br />

die Elterngeneration nicht attraktiv, weil sie die sozial-kulturellen Bedürfnisse<br />

und die Gefühlslage der befragten Eltern nicht befriedigen.<br />

Für diese Bef<strong>in</strong>dlichkeit werden überwiegend folgende Gründe genannt:<br />

wir leben <strong>in</strong> Deutschland, deswegen sollen die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>iges<br />

kennen lernen<br />

wir haben zwei Kulturen und leben hier<br />

wenn die K<strong>in</strong>der beide Seiten kennen würden, wäre es gut<br />

weil die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> zwei Kulturen aufwachsen<br />

wäre besser für das K<strong>in</strong>d, weil auch die Freunde deutsch-tür<br />

kisch s<strong>in</strong>d<br />

sie sollen zwei Sprachen und zwei Kulturen kennen lernen<br />

sie sollen zu beidem gehen und mit zwei Kulturen aufwachsen<br />

sie sollen überall h<strong>in</strong> gehen, das Wichtige ist, dass sie wichtige<br />

D<strong>in</strong>ge lernen<br />

so lernen sie besser deutsch<br />

uns wurden bil<strong>in</strong>guale Vere<strong>in</strong>e empfohlen, die können uns<br />

behilflich se<strong>in</strong>, und wir lernen die Sprache<br />

Vere<strong>in</strong>e gew<strong>in</strong>nen neue Mitglieder hauptsächlich durch persönliches<br />

Ansprechen. Bei der Frage, ob türkische Eltern persönlich angesprochen<br />

worden s<strong>in</strong>d, haben 57% mit „ne<strong>in</strong>“ geantwortet.<br />

Die <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>svertreter sollten türkische Familien persönlich<br />

ansprechen, um sie für die Vere<strong>in</strong>aktivitäten zu gew<strong>in</strong>nen, denn die<br />

Befragung hat ergeben, dass sie offen s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e solche Begegnung.<br />

In diesem Kontext nehmen die Eltern auch sich selbst <strong>in</strong> die Pflicht.<br />

69% haben geäußert, dass „die türkischen Eltern sich bemühen sollen“.<br />

Die Begründung des Fernbleibens von Vere<strong>in</strong>en wurde von 43% der<br />

befragten Eltern mit der Höhe der Mitgliedsbeiträge begründet, und<br />

46% haben angegeben, sie wissen nicht, wo die Vere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d.<br />

Es ist die Tendenz zu erkennen, dass die „Anonymität“ der Vere<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong> reales H<strong>in</strong>dernis zur Öffnung darstellt.


11<br />

2.2 Türkische Jugendliche<br />

77% der befragten Jugendlichen leben im <strong>Kreis</strong> Offenbach und 22% <strong>in</strong><br />

der Stadt Offenbach.<br />

Es wurden zwei Hauptgruppen befragt. 50% der befragten Jugendlichen<br />

bilden die Alterskohorte der 14 – 16 Jährigen und 33% die Altersgruppe<br />

der 17 – 19 Jährigen. Die Differenz besteht aus älteren bzw.<br />

jüngeren Jugendlichen.<br />

58% der befragten Jugendlichen besuchen „nie“ <strong>deutsche</strong><br />

kulturelle Vere<strong>in</strong>e und zu 47% „nie“ türkische kulturelle Vere<strong>in</strong>e.<br />

Stellt man die Angaben der Eltern über die hohe Arbeitslosigkeit<br />

und den recht niedrigen Kontakt zu den kulturellen Vere<strong>in</strong>en,<br />

die eher höhere Mitgliedsbeiträge erheben, e<strong>in</strong>ander gegenüber,<br />

so lässt sich e<strong>in</strong>e positive Korrelation feststellen.<br />

Dies könnte auch e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf se<strong>in</strong>, dass türkische Eltern bzw.<br />

Jugendliche unter Kulturvere<strong>in</strong>en eher den Verlust des Eigenen bzw.<br />

e<strong>in</strong>e Überfremdung und Entfremdung befürchten und deswegen eher<br />

den <strong>deutsche</strong>n kulturellen Vere<strong>in</strong>en fernbleiben.<br />

42% der befragten Jugendlichen gehen „nie“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>deutsche</strong>n<br />

Sportvere<strong>in</strong>, während 80% der Jugendlichen angeben,<br />

„nie“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en türkischen Sportvere<strong>in</strong> zu gehen.<br />

Diese Feststellung ist darauf zurückzuführen, dass die soziale Gruppe,<br />

die häufig multikulturell besetzt ist, vielmehr <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong>en<br />

organisiert ist als <strong>in</strong> türkischen Sportvere<strong>in</strong>en.<br />

Tendenziell besuchen die befragten Jugendlichen eher <strong>deutsche</strong> Sportvere<strong>in</strong>e,<br />

d.h.<br />

während 34% „oft“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong> aktiv s<strong>in</strong>d,<br />

besuchen 27% türkische Sportvere<strong>in</strong>e.<br />

Es handelt sich hierbei um allgeme<strong>in</strong>e Angaben über die Aktivität im<br />

Vere<strong>in</strong>.<br />

Damit ist der <strong>deutsche</strong> Sportvere<strong>in</strong> der „Renner“ unter den Vere<strong>in</strong>sbesuchern,<br />

gefolgt von Personen, die „ke<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>“ besuchen; an<br />

dritter Stelle werden türkische Sportvere<strong>in</strong>e genannt.<br />

Über die geschlechtsdifferenzierte Nutzung der Vere<strong>in</strong>sangebote ist<br />

folgendes zu berichten:<br />

Die Zahl der weiblichen Jugendlichen, die „ke<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>“<br />

aufsuchen, liegt bei 35% Prozent, während bei männlichen<br />

Jugendlichen diese Angabe bei 11% liegt.<br />

Deutsche Vere<strong>in</strong>e werden mit 38% eher von männlichen<br />

türkischen Jugendlichen besucht als von weiblichen Jugendlichen,<br />

hier liegt der Anteil bei 34%.<br />

Auch <strong>in</strong> türkischen Vere<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d männliche Jugendliche mit<br />

32% im Vergleich zu türkischen weiblichen Jugendlichen mit<br />

24% <strong>in</strong> der Verteilung quantitativ überlegen.<br />

Die Anwerbepraxis sieht wie folgt aus:<br />

Die Anwerbungsdynamik sche<strong>in</strong>t eher <strong>in</strong> sozialen Gruppen und über<br />

Gruppenzugehörigkeit positiv zu funktionieren.<br />

30% der befragten Jugendlichen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong><br />

gehen, wurden von ihren Freund/<strong>in</strong>nen angeworben.


12<br />

22% haben die Eltern motiviert, <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>e zu gehen.<br />

Nur 13% wurden von Vere<strong>in</strong>svertretern angeworben.<br />

Es ist e<strong>in</strong>e fehlende <strong>in</strong>tensive Bemühung von Vere<strong>in</strong>svertretern zu verzeichnen,<br />

um türkische Jugendliche für die Vere<strong>in</strong>e zu gew<strong>in</strong>nen. Die<br />

Jugendlichen haben <strong>in</strong> den Interviews kritisiert, dass die Vere<strong>in</strong>e sich<br />

den türkischen Familien, also ihren Familien, nie vorgestellt haben.<br />

Die Vere<strong>in</strong>sbesucher s<strong>in</strong>d mit den Vere<strong>in</strong>en überwiegend zufrieden.<br />

Am meisten s<strong>in</strong>d sie mit dem <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong> zufrieden.<br />

71% der befragten Jugendlichen haben „gute Kontakte“ zu<br />

anderen Vere<strong>in</strong>smitgliedern.<br />

Es wird überwiegend von guten Kontakten berichtet, vermutlich<br />

auch deswegen, weil negative Kontakte gesellschaftlich<br />

nicht so hoch angesehen s<strong>in</strong>d.<br />

2.3 Deutsche Vere<strong>in</strong>e<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des Fragebogens wurde nach der Anzahl der Mitglieder im<br />

befragten Vere<strong>in</strong>, differenziert nach Alter, Geschlecht und Nationalität,<br />

für die Zeit von 1995 bis 2005 gefragt. Diese Fragen wurden durchgehend<br />

unvollständig beantwortet. Es wurde darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass<br />

ke<strong>in</strong>e Statistik getrennt nach Nationalität geführt wird. Aus diesem<br />

Grunde ist die statistische Datenlage bezüglich formeller Mitgliedschaft<br />

ungenügend. Deswegen wird hier auf e<strong>in</strong>e statistische Analyse verzichtet.<br />

46% der Neumitglieder werden nach Angaben von Vere<strong>in</strong>svertretern<br />

durch „persönliches Ansprechen“ gewonnen. 35%<br />

der Befragten beantworten diese Frage mit der Angabe „trifft<br />

eher zu“.<br />

E<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>svertreter stellt die Frage, warum und wieso zum Anwerben<br />

türkischer Jugendlicher spezielle Maßnahmen durchgeführt werden<br />

sollen, da „sie alle Sport treiben möchten“.<br />

Diese Sichtweise deutet auf e<strong>in</strong>e nicht h<strong>in</strong>reichende Reflexion im Kontext<br />

des demografischen Bevölkerungswandels e<strong>in</strong>schließlich der unterschiedlichen<br />

Sozialisationsprozesse h<strong>in</strong>.<br />

Insgesamt wird vom vollen Ausschöpfen der Vere<strong>in</strong>sangebote berichtet,<br />

<strong>in</strong>sbesondere von <strong>deutsche</strong>n Nutzern. Deshalb wird ke<strong>in</strong> weiterer<br />

Bedarf nach Rekrutierung von türkischen Jugendlichen gesehen.<br />

Der selbe Vere<strong>in</strong>svertreter kritisiert, dass ausländische Eltern am<br />

Vere<strong>in</strong>sgeschehen nicht aktiv teilnehmen, und zwar weder am Fahrdienst<br />

noch bei anderen Aktivitäten.<br />

Die Öffnung der Vere<strong>in</strong>e schließt gerade solche Problemlagen mit e<strong>in</strong>.<br />

Während die Vere<strong>in</strong>svertreter dieses Problem deutlich artikulieren,<br />

wurde von den Eltern signalisiert, dass sie bereit wären, konkrete Arbeiten,<br />

wie Fahrdienst oder Bierzapfen zu übernehmen, wenn man sie<br />

e<strong>in</strong>weist. Der fehlende kommunikative Austausch zwischen Eltern und<br />

Vere<strong>in</strong>svertretern führt dazu, dass man von den realen Problemen nicht<br />

erfährt und dass die Bereitschaft, dieses Problem zu lösen, gar nicht<br />

mehr erkannt wird.


13<br />

Die Vere<strong>in</strong>e machen zwar viel Pressearbeit, aber gerade türkische Familien<br />

werden von den Lokalzeitungen nicht erreicht, da die meisten<br />

diese Medien als Informationsquelle nicht nutzen.<br />

Während die Vere<strong>in</strong>sfunktionäre durch direktes Ansprechen<br />

e<strong>in</strong>e Erfolgsquote von 80% – 90% verzeichnen, s<strong>in</strong>kt diese auf<br />

62%, wenn Mitglieder neue Mitglieder anwerben. Der persönliche<br />

E<strong>in</strong>satz von Vere<strong>in</strong>sfunktionären ist hier e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong><br />

Vorteil beim Anwerben neuer Mitglieder. Türkische Familien<br />

oder Jugendliche werden jedoch im Verhältnis seltener von<br />

Vere<strong>in</strong>esvertretern angefragt oder angeworben.<br />

Über kritische Me<strong>in</strong>ungen türkischer Eltern bezüglich Vere<strong>in</strong>eswesen<br />

wird selten im Vere<strong>in</strong> reflektiert.<br />

92% der Vere<strong>in</strong>svertreter geben an, dass türkische Eltern sich<br />

nicht über die Höhe des Mitgliedsbeitrages beschwert hätten.<br />

(Dabei geben Eltern an, sich sehr wohl über die Höhe des<br />

Mitgliedsbeitrages beschwert zu haben).<br />

Dieser im ersten Moment widersprüchlich ersche<strong>in</strong>ende Sachverhalt<br />

ist dah<strong>in</strong>gehend zu verstehen, dass diejenigen Eltern, die sich beschwert<br />

haben, nicht <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>en aktiv s<strong>in</strong>d. Sowohl <strong>in</strong> den Informationsgesprächen<br />

als auch <strong>in</strong> der Fragebogenerhebung konnten die Eltern<br />

diese Kritik anonym äußern.<br />

Nicht nur die Eltern haben sich der Kritik bezüglich der Höhe des Mitgliedsbeitrages<br />

gegenüber den Vere<strong>in</strong>svertretern enthalten, sondern<br />

auch die Jugendlichen.<br />

Die <strong>in</strong>terkulturelle Öffnung der Vere<strong>in</strong>e wurde bislang wenig thematisiert.<br />

Für 73% der befragten Vere<strong>in</strong>svertreter hat e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Öffnung ke<strong>in</strong>e Bedeutung.<br />

Diese E<strong>in</strong>stellung könnte e<strong>in</strong> Grund dafür se<strong>in</strong>, weshalb e<strong>in</strong> Großteil<br />

<strong>deutsche</strong>r Vere<strong>in</strong>svertreter zur türkischen Bevölkerung ke<strong>in</strong>e direkte<br />

Kommunikation pflegt. Dies belegt, dass darüber <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>sgremien<br />

nicht diskutiert wurde.<br />

E<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>svertreter konstatierte: „Spezielle Nationalitäten s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong><br />

Thema. Bei uns kann jeder Tischtennis spielen.“ Die Eltern haben<br />

allerd<strong>in</strong>gs die Anonymität der Vere<strong>in</strong>e als Beitrittsh<strong>in</strong>dernis hervorgehoben.<br />

Insofern beruhigen zwar abstrakte Bekenntnisse die Gemüter, haben<br />

aber ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf e<strong>in</strong>e reale Öffnung der Vere<strong>in</strong>e für türkische<br />

Familien.<br />

E<strong>in</strong>e Sensibilisierung der Vere<strong>in</strong>svertreter ist aber unabd<strong>in</strong>gbar, da<br />

die Vere<strong>in</strong>e nur dadurch ihrem öffentlich- zivilgesellschaftlichen Auftrag<br />

gerecht werden können. Diese Sichtweisen können e<strong>in</strong>em klaren<br />

Verständnis folgender Angaben dienen:<br />

31% der befragten Vere<strong>in</strong>svertreter geben an, dass sie die<br />

Wünsche von türkischen Jugendlichen nicht berücksichtigen,<br />

und<br />

35% geben an, nicht zu wissen, ob sie dies tun.<br />

Diese Angaben deuten darauf h<strong>in</strong>, dass die Vere<strong>in</strong>e eher verschlossen<br />

s<strong>in</strong>d, sich nicht an neue Zielgruppen, z.B. türkische Familien, wenden.


14<br />

12% der befragten Vere<strong>in</strong>svertreter geben an, die Wünsche türkischer<br />

Jugendlicher bei der Vere<strong>in</strong>sarbeit zu berücksichtigen.<br />

Diese Vere<strong>in</strong>e könnten e<strong>in</strong>e primäre Multiplikatorenrolle spielen, <strong>in</strong>dem<br />

sie dah<strong>in</strong>gehend unterstützt werden, wenn sie ihr Konzept faktisch<br />

umsetzen wollen.<br />

Je allgeme<strong>in</strong>er die Fragen an die Vere<strong>in</strong>svertreter s<strong>in</strong>d, umso höher<br />

s<strong>in</strong>d die positiven Bekenntnisse.<br />

85% beantworten die Frage „Stehen Sie e<strong>in</strong>er Öffnung Ihres<br />

Vere<strong>in</strong>s für türkische Jugendliche generell positiv gegenüber?“<br />

e<strong>in</strong>deutig mit „ja“. Mit diesem Bekenntnis werden jedoch<br />

ke<strong>in</strong>e Verpflichtungen e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Diese pathetische Zustimmung ändert sich, wenn es um vollzogene<br />

konkrete Handlungen geht. Zum Anwerben neuer Mitglieder geben<br />

8% an, türkische Jugendliche direkt angesprochen zu haben.<br />

35% an, dass sie türkische Jugendliche nicht direkt angesprochen<br />

haben.<br />

46% an, ke<strong>in</strong>e spezifischen Aktivitäten durchgeführt zu haben.<br />

Danach gehen die Vere<strong>in</strong>e davon aus, dass die türkischen Eltern genauso<br />

gut über das Vere<strong>in</strong>swesen <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d wie die <strong>deutsche</strong> Bevölkerung.<br />

Deswegen sche<strong>in</strong>en ihnen spezifische Bemühungen nicht erforderlich<br />

zu se<strong>in</strong>, um türkische Jugendliche für die Vere<strong>in</strong>e zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Die allgeme<strong>in</strong>e Bejahung kann aber auch als e<strong>in</strong> klares Zeichen für die<br />

Bereitschaft zu <strong>in</strong>terkultureller Öffnung gewertet werden.<br />

Angesichts e<strong>in</strong>es faktisch multikulturellen Geme<strong>in</strong>wesens <strong>in</strong> Stadt und<br />

<strong>Kreis</strong> Offenbach kann e<strong>in</strong>e starres Vere<strong>in</strong>swesen ke<strong>in</strong>en Bestand mehr<br />

haben. Der Vere<strong>in</strong>snutzer entscheidet. Se<strong>in</strong> Verhalten und se<strong>in</strong>e Bef<strong>in</strong>dlichkeiten<br />

sollten daher immer wieder überprüft und die Vere<strong>in</strong>sgegebenheiten<br />

angepasst werden. Die öffentlich-adm<strong>in</strong>istrative Förderung<br />

des Vere<strong>in</strong>swesens sollte auch darauf achten, dass niemand<br />

im Rahmen der Vere<strong>in</strong>sangebote zurückgelassen wird.<br />

Fazit<br />

Die Ergebnisse aus den e<strong>in</strong>zelnen Erhebungsfeldern (Jugendlich, Eltern<br />

und Vere<strong>in</strong>e) deuten auf Kommunikationsdefizite zwischen den<br />

Vere<strong>in</strong>en und türkischstämmigen Nutzern der Vere<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>. Um diese<br />

Defizite auszuräumen und e<strong>in</strong>e verstärkte Teilhabe türkischer Familien<br />

<strong>in</strong> den <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en zu ermöglichen, bedarf es konkreter<br />

Umsetzung von Projekten vor Ort.<br />

Befragte türkische Eltern haben an mehreren Stellen hervorgehoben,<br />

dass sie e<strong>in</strong>e <strong>Integration</strong> ihrer K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e wünschen.<br />

Sie suchen für sich selbst eher Anschluss an Bekannte, Verwandte bzw.<br />

Vere<strong>in</strong>e mit deutsch-türkischem bzw. nur türkischem H<strong>in</strong>tergrund. Im<br />

ersten Moment hört sich diese Wahrnehmung zwar ambivalent an,<br />

aber bei genauem H<strong>in</strong>sehen kann dieser Schritt zu e<strong>in</strong>er erfolgversprechenden<br />

Aktivität im Vere<strong>in</strong>swesen führen. Zunächst sollte diese Bef<strong>in</strong>dlichkeit<br />

respektiert werden, denn <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> die Gesellschaft


15<br />

setzt mehrere Stufen e<strong>in</strong>er Teilhabe voraus. Insofern sprechen sich<br />

die Eltern nicht gegen die <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>e aus, sondern weisen auf<br />

die Grenzen ihrer Aufnahmeressourcen h<strong>in</strong>. Gerade für die Elterngeneration<br />

spielen demnach die deutsch-türkischen Vere<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Rolle im Zugang zu zivilgesellschaftlichem Engagement. Die<br />

geme<strong>in</strong>schaftlichen Traditionen können demnach am ehesten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

solchen Rahmen gepflegt werden. Gleichwohl können die hier<br />

gemachten stabilisierenden Erfahrungen genutzt werden, um sie für<br />

Aktivitäten auch <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en zu motivieren. So gesehen<br />

handelt es sich hier nicht um e<strong>in</strong>en Widerspruch, sondern es wird artikuliert,<br />

<strong>in</strong> welchen Etappen das Engagement <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>en erreicht<br />

werden kann.<br />

E<strong>in</strong>zelne Aktivitäten ergeben sich aus den jeweiligen Empfehlungen,<br />

die im folgenden Datenteil separat für jeden Bereich ausformuliert<br />

s<strong>in</strong>d. Diese Aktivitäten eröffnen die Chance, die Kommunikation zwischen<br />

den Vere<strong>in</strong>en und den türkischen Nutzern voranzutreiben, d. h.<br />

<strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>svertreter für diese Zielgruppe sensibel zu machen und<br />

die potenziellen türkischen Vere<strong>in</strong>snutzer auf Möglichkeiten zur Teilhabe<br />

an den Vere<strong>in</strong>sangeboten vorzubereiten und zu begleiten.<br />

Voraussetzung für e<strong>in</strong> friedliches und emanzipiertes Mite<strong>in</strong>ander von<br />

Deutschen und Türken ist die gesellschaftliche Anerkennung sowie die<br />

Vernetzung und Verbesserung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur Teilhabe<br />

an den Angeboten zivilgesellschaftlicher Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>Kreis</strong> und Stadt<br />

Offenbach. Dadurch können die negativen Zuschreibungs- und Ethnisierungsprozesse<br />

gegenüber türkeistämmigen Menschen m<strong>in</strong>imiert<br />

werden. Diese Aktivitäten dienen e<strong>in</strong>er sozio-kulturellen <strong>Integration</strong><br />

und fördern den Austausch mit der <strong>deutsche</strong>n Gesellschaft. Denn Vere<strong>in</strong>e<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil zivilgesellschaftlicher Kommunikation.<br />

Dieses Engagement kann staatliche und kommunale <strong>Integration</strong>sprogramme<br />

nicht ersetzen, sondern auf der zivilgesellschaftlichen<br />

Ebene e<strong>in</strong>e Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Insofern<br />

ist e<strong>in</strong>e Förderung und Anerkennung solcher Maßnahmen<br />

besonders wichtig.<br />

Mit der Durchführung dieser Machbarkeitsstudie wurde e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Schritt <strong>in</strong> die richtige Richtung vollzogen. Es geht nun darum, die aus<br />

dem erhobenen Material abgeleiteten Empfehlungen umzusetzen.<br />

Diese s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Patentrezepte. Im Rahmen dieses Engagements geht<br />

es darum, die komplexen zivilgesellschaftlichen Zusammenhänge im<br />

lokalen Umfeld zu berücksichtigen, maßgeschneiderte lokale Projekte<br />

zu <strong>in</strong>itiieren und mit lokalen Partnern durchzuführen.<br />

Pilotprojekte sollten dort ansetzen, wo die Erfolgschancen bereits jetzt<br />

qua vorhandener Infrastruktur hoch s<strong>in</strong>d – dort, wo türkische, besser<br />

noch deutsch-türkische Vere<strong>in</strong>e das Feld für Vere<strong>in</strong>smitarbeit überhaupt<br />

bereiten und die Schwelle zum zivilgesellschaftlichen Engagement<br />

schon gesenkt haben.


August 2005<br />

57<br />

Machbarkeitsstudie<br />

<strong>Integration</strong> <strong>türkischstämmiger</strong><br />

<strong>Bürger</strong> <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong> <strong>Kreis</strong> und Stadt Offenbach<br />

Daten<br />

Im Auftrag des<br />

Deutsch-Türkischen Forums Stadt und <strong>Kreis</strong> Offenbach e.V.<br />

und<br />

der Robert-Bosch-Stiftung, Stuttgart<br />

Dr. Cengiz Deniz<br />

Unter Mitarbeit von<br />

Güldane Atik-Yildizgördü<br />

und<br />

Henn<strong>in</strong>g von Arnim


Inhalt<br />

Hauptteil<br />

Daten<br />

58<br />

1.<br />

Übersicht über die Fragestellung der Untersuchung und die Methodik<br />

1.1 E<strong>in</strong>leitung ......................................................................................................................................... 3<br />

1.2 Ausgangslage ................................................................................................................................. 4<br />

1.3 Stand der Forschung ............................................................................................................ 4<br />

1.4 Forschungsmethode .............................................................................................................. 5<br />

1.5 Zielgruppe und methodisches Vorgehen ........................................................ 5<br />

1.6 Rücklauf der Fragebögen ................................................................................................. 6<br />

1.7 Zielsetzung der Untersuchung ................................................................................... 6<br />

1.8 Analyse der Daten .................................................................................................................... 7<br />

2. Übersicht über die Ergebnisse der Befragung, Interpretation der<br />

Ergebnisse und Handlungsempfehlungen<br />

2.1 Türkische Eltern ........................................................................................................................ 9<br />

2.2. Türkische Jugendliche ...................................................................................................... 11<br />

2.3. Deutsche Vere<strong>in</strong>e ................................................................................................................... 12<br />

2.4 Fazit ..................................................................................................................................................... 14<br />

3. Türkische Eltern<br />

3.1 Soziale Daten ............................................................................................................................16<br />

3.2 Kontakte zu Vere<strong>in</strong>en ........................................................................................................ 23<br />

3.3 Kontakte zu <strong>deutsche</strong>n Sport-, kulturellen und sozialen Vere<strong>in</strong>en 24<br />

3.4 Nehmen Sie an den Angeboten von türkischen Vere<strong>in</strong>en teil? ....... 27<br />

3.5 K<strong>in</strong>der und <strong>deutsche</strong> Sport-, soziale und kulturelle Vere<strong>in</strong>e ............ 28<br />

3.6 Mitgliedschaft <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en ........................................................................................... 28<br />

3.7 Handlungsempfehlungen .............................................................................................. 29<br />

4. Türkische Jugendliche<br />

4.1 Persönliches .............................................................................................................................. 32<br />

4.2 Freizeit .......................................................................................................................................... 35<br />

4.3 Kontakte zu Vere<strong>in</strong>en ........................................................................................................ 36<br />

4.4 Handlungsempfehlung .................................................................................................... 42<br />

5. Deutsche Vere<strong>in</strong>e<br />

5.1 Vere<strong>in</strong>saktivitäten ................................................................................................................ 43<br />

5.2 Vere<strong>in</strong>smitglieder ................................................................................................................. 49<br />

5.3 Türkische Jugendliche ..................................................................................................... 49<br />

5.4 <strong>Integration</strong> türkischer Jugendlicher ..................................................................... 52<br />

5.5 Handlungsempfehlung .................................................................................................... 52<br />

6. Vorschlag für e<strong>in</strong> Bildungssem<strong>in</strong>ar mit türkischen Eltern. ..................... 55<br />

7. Anhang: Fragebögen. ................................................................................................................ 56


17 An hundert fehlende Prozent: ke<strong>in</strong>e<br />

Angabe. Bei Werten die über 100% liegen,<br />

handelt es sich um statisch aufgerundete<br />

Angaben.<br />

16<br />

3 Türkische Eltern<br />

3.1 Soziale Daten<br />

Folgende statistische Angaben beziehen sich auf Aussagen von<br />

<strong>in</strong>sgesamt 136 Eltern/ Elternteile, die im Rahmen der Befragung den<br />

Fragebogen ausgefüllt haben.<br />

3.1.1 Seit wann leben Sie <strong>in</strong> Deutschland?<br />

Die Verweildauer <strong>in</strong> Deutschland kann relevant se<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> Engagement<br />

<strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>en. Die Daten17 werden kurz <strong>in</strong>terpretiert.<br />

45% der befragten Eltern leben seit 21 und mehr Jahren und die zweitgrößte<br />

Gruppe (36%) seit zwi-<br />

Seit wann leben Sie <strong>in</strong> Deutschland?<br />

Frage 1<br />

schen 11 und 20 Jahren <strong>in</strong><br />

50 50<br />

Deutschland. Es kann demnach<br />

45<br />

45 angenommen werden, dass sie <strong>in</strong><br />

40<br />

40<br />

30<br />

36<br />

dieser Zeit mit den <strong>deutsche</strong>n<br />

30<br />

36<br />

Vere<strong>in</strong>en hätten – gemessen an<br />

30<br />

20<br />

der Verweildauer <strong>in</strong> Deutsch-<br />

20<br />

20<br />

10 10<br />

16<br />

16<br />

0-10 Jahre 11-20 Jahre Jahre 21 und 21 mehr und Jahre mehr Jahre<br />

land- <strong>in</strong> Kontakt kommen können.<br />

Auch die Tatsache, dass sie<br />

16<br />

Grafik 10 3.1<br />

K<strong>in</strong>der unterschiedlichen Alters<br />

0-10 Jahre 11-20 Jahre 21 und mehr Jahre<br />

haben, könnte e<strong>in</strong> weiterer Indikator<br />

für Ihr Engagement <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>.(siehe auch Grafik 3.6.)<br />

Percent<br />

Percent<br />

Percent<br />

3.1.2 Welchen Schulabschluss haben Sie?<br />

Der Bildungsstatus ist e<strong>in</strong> wichtiger Indikator, um sich im Vere<strong>in</strong> zu<br />

engagieren. Die von uns befragten Mütter haben zu 43% und Väter zu<br />

41% e<strong>in</strong>en Grundschulabschluss. Dieser Status zeigt, dass sie <strong>in</strong> der<br />

Türkei die Schule abgeschlossen haben. Insofern können sie auf eigene<br />

biografische Sozialisation im <strong>deutsche</strong>n Schul- und Vere<strong>in</strong>swesen<br />

nicht zurückblicken. Diese fehlende soziale Erfahrung könnte als e<strong>in</strong><br />

wichtiger H<strong>in</strong>derungsgrund für das unterrepräsentierte Engagement<br />

<strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en gesehen werden.<br />

Percent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

25<br />

Schulabschluss Vater<br />

41<br />

Frage 2<br />

Ke<strong>in</strong> Abschluss<br />

Gymnasium<br />

Anderer Abschluss<br />

Grundschule<br />

Hauptschule<br />

10<br />

18<br />

Grafik 3.2 Grafik 3.3<br />

Schulabschluss Mutter<br />

Bei den Gymnasialabschlüssen von 18% handelt es sich mit großer<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit um das Abitur <strong>in</strong> der Türkei. Demgegenüber ist<br />

anzunehmen, dass es sich bei den je 25% Hauptschulabsolventen um<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Deutschland erworbenen Abschluss handelt.<br />

Percent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

25<br />

43<br />

Frage 2<br />

Ke<strong>in</strong> Abschluss<br />

Gymnasium<br />

Anderer Abschluss<br />

Grundschule<br />

Hauptschule<br />

4<br />

18<br />

4


18 Zwar bezieht sich diese Analyse auf türkische<br />

Vere<strong>in</strong>e, jedoch kann dieser vorhandene<br />

Kontakt zum ethnischen Vere<strong>in</strong><br />

ausgebaut und für die <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>e<br />

grundsätzlich nutzbar gemacht werden,<br />

wobei die <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>e dazu sensibilisiert<br />

werden sollten.<br />

17<br />

Gemessen am schulischen Abschluss ist <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> differenter<br />

Bildungsstatus festzustellen.<br />

3.1.3 S<strong>in</strong>d Sie berufstätig oder ohne Beschäftigung?<br />

Neben dem Bildungsstatus ist der Erwerbstatus e<strong>in</strong> wichtiges Kriterium<br />

der sozialen Interaktion mit der Umwelt bzw. mit den Vere<strong>in</strong>en.<br />

Durch die Berufstätigkeit haben die Eltern die Möglichkeit – im Gegensatz<br />

zu den Eltern ohne Beschäftigung – mit der „Außenwelt“ <strong>in</strong><br />

Kontakt zu treten, kommunikativ zu handeln und auf das Vere<strong>in</strong>swesen<br />

aufmerksam zu werden.<br />

Percent<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Beschäftigung Mutter<br />

39<br />

Beschäftigt<br />

Frage 3<br />

Grafik 3.4 Grafik 3.5<br />

Aus der Grafik 3.4 ist zu entnehmen, dass 53% der befragten Mütter<br />

ohne Beschäftigung s<strong>in</strong>d. Sie s<strong>in</strong>d jedoch diejenigen, die sich überwiegend<br />

um die Erziehung der K<strong>in</strong>der kümmern. Allerd<strong>in</strong>gs haben sie e<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong>geschränkten Zugang zur Außenwelt bzw. zum Vere<strong>in</strong>swesen.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d die Mütter e<strong>in</strong>e wichtige Zielgruppe für die Vere<strong>in</strong>sarbeit.<br />

Auch die Väter s<strong>in</strong>d zu 30% ohne Beschäftigung.<br />

Die hohe Arbeitslosigkeit der Eltern/-teile kann h<strong>in</strong>sichtlich der F<strong>in</strong>anzierung<br />

der Vere<strong>in</strong>sbeiträge als e<strong>in</strong> Grund für das zurückhaltende<br />

Engagement <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en gesehen werden. Diesen H<strong>in</strong>weis haben die<br />

Eltern auch <strong>in</strong> den Informationsgesprächen mehrfach erwähnt.<br />

3.1.4 Wie alt s<strong>in</strong>d Ihre K<strong>in</strong>der?<br />

Wie aus der Grafik ersichtlich,<br />

stellen die K<strong>in</strong>der der befragten<br />

Eltern e<strong>in</strong>e altersgemischte Population<br />

dar. Das gemischte Alter<br />

der K<strong>in</strong>der ist für die Vere<strong>in</strong>e<br />

relevant. Fragt man nach dem<br />

Kontakt zu den Vere<strong>in</strong>en, ergibt<br />

sich nebenstehendes Bild.<br />

53<br />

Ohne Beschäftigung<br />

Grafik 3.6<br />

Wie alt s<strong>in</strong>d ihre K<strong>in</strong>der?<br />

3.1.5 Wie verbr<strong>in</strong>gen Sie als Familie Ihre Freizeit ?<br />

48% der befragten Eltern haben e<strong>in</strong>en Kontakt zum türkischen Vere<strong>in</strong>swesen,<br />

wissen <strong>in</strong>sofern, dass es Vere<strong>in</strong>e gibt und dass sie deren Angebote<br />

<strong>in</strong> Anspruch nehmen können18 .<br />

Percent<br />

Percent<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

14<br />

26<br />

Beschäftigung Vater<br />

65<br />

Beschäftigt<br />

Frage 5<br />

21<br />

21 Jahre u. älter<br />

16-21 Jahre u. älter<br />

16-20 Jahre<br />

11-15 u. 16-20 J.<br />

11-15 Jahre<br />

1-10 u. 11-15 Jahre<br />

1-10 Jahre<br />

8<br />

Frage 3<br />

8<br />

Ohne Beschäftigung<br />

3<br />

30<br />

2


18<br />

Percent<br />

Grafik 3.7 Grafik 3.8<br />

Freizeit: Deutscher kultureller Vere<strong>in</strong><br />

70% der befragten Eltern haben „nie“ Kontakt zum <strong>deutsche</strong>n kulturellen<br />

Vere<strong>in</strong>. Diese Angabe bestätigt die Annahme, dass türkische<br />

Familien <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n kulturellen Vere<strong>in</strong>en unterrepräsentiert s<strong>in</strong>d.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist die Zahl derer, die ke<strong>in</strong>en Kontakt zu türkischen kulturellen<br />

Vere<strong>in</strong>en haben mit 25% „nie“ bzw. 17% „selten“ ebenfalls als<br />

hoch e<strong>in</strong>zuschätzen. Dabei handelt es sich um Familien mit K<strong>in</strong>dern,<br />

sie s<strong>in</strong>d als Nachwuchs für die Vere<strong>in</strong>e unverzichtbar.<br />

Das Fernbleiben dieser Population vom <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>swesen (und<br />

als Vergleich auch zum türkischen Vere<strong>in</strong>swesen) könnte auf mehrere<br />

Ursachen zurückgeführt werden. Hier werden e<strong>in</strong>ige Gründe genannt,<br />

die aus den leitfadenorientierten Interviews mit Eltern resultieren:<br />

Sie kennen die Vere<strong>in</strong>e nicht.<br />

Sie f<strong>in</strong>den ke<strong>in</strong>en Zugang <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>e, weil diese eher e<strong>in</strong><br />

Gebilde von „Landmannschaftsvere<strong>in</strong>en“ darstellen. Sie<br />

empf<strong>in</strong>den diese Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> sich verschlossen. Zum<strong>in</strong>dest legen<br />

sie ihnen diese Interpretation nahe.<br />

Die Vere<strong>in</strong>e wollen die Türken als Nutzer nicht haben.<br />

Sie schätzen die Aktivitäten dieser Vere<strong>in</strong>e nicht.<br />

Es fehlt ihnen die Vere<strong>in</strong>ssozialisation, d.h. <strong>in</strong> ihrem biografischen<br />

Werdegang s<strong>in</strong>d sie mit Vere<strong>in</strong>en nicht Berührung<br />

gekommen.<br />

Diese Analyse kann hilfreich se<strong>in</strong>, um folgende Antworten zu <strong>in</strong>terpretieren:<br />

Percent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Freizeit: Türkischer kultureller Vere<strong>in</strong><br />

25<br />

Nie<br />

17<br />

Selten<br />

Frage 6<br />

46<br />

Manchmal<br />

Oft<br />

Freizeit: Aktiv im dt. Sportvere<strong>in</strong><br />

45<br />

Nie<br />

9<br />

Selten<br />

Frage 6<br />

28<br />

Manchmal<br />

Grafik 3.9 Grafik 3.10<br />

9<br />

9<br />

Oft<br />

Während 45% angeben, „nie“ e<strong>in</strong>en <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong> zu besuchen,<br />

geben 66% an, <strong>in</strong> ihrer Freizeit „nie“ Angebote türkischer Sport-<br />

Percent<br />

Percent<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

70<br />

Nie<br />

9<br />

Selten<br />

Frage 6<br />

11<br />

Manchmal<br />

Oft<br />

Freizeit: Aktiv im türk. Sportvere<strong>in</strong><br />

66<br />

Nie<br />

9<br />

Selten<br />

Frage 6<br />

9<br />

Manchmal<br />

5<br />

Oft


19 Siehe auch Grafik Nr 7, 8 und 9<br />

bezüglich Wünsche kultureller Angebote.<br />

Hier kann die Empfehlung<br />

resultieren, dass die <strong>deutsche</strong>n Kulturvere<strong>in</strong>e<br />

ihr Kulturangebot öffnen und die<br />

Bedürfnisse größerer Populationen<br />

berücksichtigen sollten.<br />

19<br />

vere<strong>in</strong>e wahrzunehmen19 . Demnach werden <strong>deutsche</strong> Sportvere<strong>in</strong>e von<br />

den befragten Eltern eher frequentiert als türkische Sportvere<strong>in</strong>e.<br />

Schaut man sich die am häufigsten genannten Freizeitaktivitäten an,<br />

so stellt sich heraus, dass sie <strong>in</strong> ihrer Freizeit entweder fernsehen oder<br />

Freunde/Verwandtschaft treffen. Diese Aktivitäten erfordern ke<strong>in</strong>e<br />

spezifische Organisation und f<strong>in</strong>den im privaten Milieu statt und können<br />

spontan umgesetzt werden, während Aktivitäten im Vere<strong>in</strong><br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e niederschwellige Organisation und Motivation benötigen.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt der Vere<strong>in</strong>sbeitrag als Kostenfaktor und der fehlende<br />

soziale Kontakt zu den Vere<strong>in</strong>en.<br />

Percent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nie<br />

Freizeit: Fernsehen<br />

17<br />

Selten<br />

Frage 6<br />

47<br />

Manchmal<br />

Grafik 3.11 Grafik 3.12<br />

28<br />

Oft<br />

Freizeit: Freunde/ Verwandtschaft<br />

Aktivitäten im Vere<strong>in</strong>swesen erfordern faktische organisatorische<br />

Strukturen. Diese Nennung der Freizeitaktivitäten s<strong>in</strong>d jedoch eher<br />

passiver Natur und sie können jederzeit stattf<strong>in</strong>den, während die<br />

Vere<strong>in</strong>saktivitäten zu bestimmten festgelegten Zeiten und im öffentlichen<br />

Raum stattf<strong>in</strong>den.<br />

Sieht man von der juristischen Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>s ab, so könnten<br />

diese Aktivitäten auch im Vere<strong>in</strong>s-Kontext stattf<strong>in</strong>den. Der entscheidende<br />

Moment liegt jedoch dar<strong>in</strong>, dass die befragten Familien<br />

eher mit Verwandten, also Menschen, mit denen sie kulturelle und<br />

soziale Geme<strong>in</strong>samkeiten haben, zusammen s<strong>in</strong>d.<br />

Dieser Indikator kann auf Vere<strong>in</strong>swesen übertragen werden, wenn der<br />

genaue Auftrag der Vere<strong>in</strong>e ihnen transparent wäre.<br />

3.1.6 Wenn Sie viel Zeit und alle Möglichkeiten hätten, was würden Sie <strong>in</strong><br />

Ihrer Freizeit machen? Wunsch-Freizeitaktivität<br />

Die Eltern wurden nach ihren Wünschen befragt, um zu erfahren, ob<br />

diese sich von realen Aktivitäten im Vere<strong>in</strong>swesen unterscheiden. Diese<br />

Wünsche können zu Empfehlungen umgewandelt werden, da es sich<br />

um zielorientierte Antworten handelt.<br />

Auf die Wunsch-Frage „wie sie ihre Freizeit verbr<strong>in</strong>gen würden, wenn<br />

sie ke<strong>in</strong>erlei E<strong>in</strong>schränkungen hätten“, wurde wie <strong>in</strong> Grafik 3.13 und<br />

3.14 zu sehen geantwortet.<br />

Das Interesse an türkischen kulturellen Vere<strong>in</strong>en (TKV) bzw. an deren<br />

kulturellen Angeboten wird durch die hohen Werte (51% bzw. 30%)<br />

mit „manchmal“ und „oft“ sehr betont geäußert.<br />

Das Interesse für <strong>deutsche</strong> kulturelle Vere<strong>in</strong>e sche<strong>in</strong>t auch recht hoch<br />

zu se<strong>in</strong> (12% bzw. 25%), obwohl die Angabe „nie“ im Vergleich zu TKV<br />

Percent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

4<br />

Nie<br />

13<br />

Selten<br />

Frage 6<br />

44<br />

Manchmal<br />

33<br />

Oft


20<br />

Percent<br />

erstaunlich höher ist. Diese Me<strong>in</strong>ungsäußerung deutet auf sehr unterschiedliche<br />

Vorstellungen über <strong>deutsche</strong> kulturelle Vere<strong>in</strong>e (DKV)<br />

h<strong>in</strong>. Über die DKV existiert ke<strong>in</strong> starres e<strong>in</strong>heitliches Bild. Die Antworten<br />

s<strong>in</strong>d sehr verstreut1 . Die Unterschiede können demnach positiv<br />

gelenkt werden, <strong>in</strong>dem denen, die „manchmal“ oder „oft“ <strong>in</strong> die<br />

DKV gehen würden, diese Möglichkeit durch Austausch und Begegnung<br />

ermöglicht wird.<br />

Percent<br />

Wir würden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en türk. kulturellen Vere<strong>in</strong> gehen<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Wir würden aktiv im dt. Sportvere<strong>in</strong> werden<br />

9<br />

5<br />

Nie<br />

Nie<br />

7<br />

Selten<br />

12<br />

Selten<br />

Frage 7<br />

Frage 7<br />

38<br />

51<br />

Manchmal<br />

Grafik 3.13 Grafik 3.14<br />

Manchmal<br />

Grafik 3.15 Grafik 3.16<br />

30<br />

Oft<br />

30<br />

Oft<br />

Wir würden aktiv im türk. Sportvere<strong>in</strong> werden<br />

Im Unterschied zu den kulturellen Vere<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d die Antworten über<br />

Sportvere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n bzw. türkischen Vere<strong>in</strong>en umgekehrt ähnlich.<br />

Das Interesse, im <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong> (DSV) sich zu engagieren,<br />

f<strong>in</strong>det mit 30% „oft“ bzw. 38% „manchmal“ höhere Zustimmung,<br />

als <strong>in</strong> türkischen Sportvere<strong>in</strong>en (20% oft und 38% manchmal). An türkische<br />

Sportvere<strong>in</strong>e (TSV) wird mit 27% „nie“ e<strong>in</strong>e Absage erteilt. Das<br />

kann mit der Vielfalt der sportlichen Aktivitäten der <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>e<br />

oder mit mehr Kompetenzzuweisung zusammenhängen. Da es sich<br />

hier um e<strong>in</strong>e Wunschfrage und <strong>in</strong> der Folge auch um e<strong>in</strong>e Wunschantwort<br />

handelt, liegt die Chance hoch, dass sie sich bei Vorhandense<strong>in</strong><br />

von Basiskriterien für die DSV entscheiden würden. Diese Sichtweise<br />

wird auch durch die niedrige Angabe „nie“ bei DSV und hoch<br />

bei TSV unterstützt.<br />

Die Me<strong>in</strong>ung über die Freizeitgestaltung im Wunsch und <strong>in</strong> der Realität<br />

sche<strong>in</strong>t weitestgehend übere<strong>in</strong> zu stimmen. Bei der Frage nach der<br />

faktischen Freizeitgestaltung (siehe Grafik 3.12) haben 44% der Eltern<br />

geantwortet, „manchmal“ Freunde/Verwandte zu besuchen, und<br />

33% haben die Angabe „oft“ gemacht. Vergleicht man diese realen<br />

Angaben mit den Wunsch-Angaben, so erreicht man fast den gleichen<br />

Percent<br />

Percent<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Wir würden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en dt. kulturellen Vere<strong>in</strong> gehen<br />

0<br />

38<br />

Nie<br />

27<br />

Nie<br />

18<br />

Selten<br />

9<br />

Selten<br />

Frage 1<br />

Frage 7<br />

25<br />

Manchmal<br />

38<br />

Manchmal<br />

12<br />

Oft<br />

20<br />

Oft


21 Vere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e wichtige Begegnungsstätte,<br />

um im S<strong>in</strong>ne zivilgesellschaftlicher<br />

Dialoge Vorurteile abzubauen, und sich<br />

sozial zu engagieren. Insofern ist e<strong>in</strong>e<br />

Erhöhung des Anteils des Engagements<br />

der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den Sport- und Kulturvere<strong>in</strong>en<br />

vonnöten.<br />

22 In dieser Studie be<strong>in</strong>haltet der Begriff<br />

„<strong>deutsche</strong>r bzw. türkischer kultureller<br />

Vere<strong>in</strong>“ alle Vere<strong>in</strong>e, die im Bereich<br />

Musik, Theater, Folklore etc. aktiv s<strong>in</strong>d.<br />

21<br />

Percent<br />

Grafik 3.17 Grafik 3.18<br />

Tenor. Die befragten Eltern geben an, <strong>in</strong> ihrer Freizeit „nie“ etwas anderes<br />

machen zu wollen, als das, was ihnen vertraut ist. Diese soziale<br />

Kausalität legt mangelnde Kenntnisse über die Vielfältigkeit <strong>in</strong> der<br />

Freizeitgestaltung nahe. Aus diesem Fundus können für die Vere<strong>in</strong>e<br />

Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, um den Eltern die Vere<strong>in</strong>e<br />

bzw. ihre Möglichkeiten näher zu br<strong>in</strong>gen.<br />

3.1.7 Was machen Ihre K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Freizeit?<br />

Bei dieser Frage wurde nach den realen Freizeitaktivitäten von K<strong>in</strong>dern<br />

befragt.<br />

Percent<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Wir würden Freunde /Verwandtschaft treffen<br />

7<br />

Nie<br />

Selten<br />

Frage 7<br />

62<br />

Manchmal<br />

22<br />

Oft<br />

Freizeit K<strong>in</strong>der: Türk. kultureller Vere<strong>in</strong><br />

48<br />

Nie<br />

19<br />

Selten<br />

Frage 8<br />

22<br />

Manchmal<br />

Grafik 3.19 Grafik 3.20<br />

4<br />

Oft<br />

Wir würden etwas <strong>in</strong> der Familie machen<br />

Wenn Familien Angeboten der Vere<strong>in</strong>e fernbleiben, so hat das Auswirkungen<br />

auf die Freizeitaktivitäten der K<strong>in</strong>der. Hier ist e<strong>in</strong> sozialkausaler<br />

Zusammenhang festzustellen <strong>in</strong>sofern, als dass sie zu 48%<br />

bzw. zu 59% die kulturellen Angebote der türkischen bzw. <strong>deutsche</strong>n<br />

Vere<strong>in</strong>e „nie“ <strong>in</strong> Anspruch nehmen21 . Die Zahl der K<strong>in</strong>der, die real die<br />

Angebote <strong>deutsche</strong>r kultureller Vere<strong>in</strong>e22 „oft“ <strong>in</strong> Anspruch nehmen,<br />

liegt lediglich bei mageren 4 %. Diese Angabe ist identisch mit der<br />

über türkische kulturelle Vere<strong>in</strong>e. Insofern haben beide Lager <strong>in</strong> dieser<br />

H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>en erhöhten Nachholbedarf.<br />

3.1.8 Wenn Ihre K<strong>in</strong>der viel Zeit und alle Möglichkeiten hätten, was<br />

sollten sie dann tun?<br />

Im folgenden werden die Wünsche <strong>in</strong> Bezug auf die Freizeitaktivitäten<br />

ihrer K<strong>in</strong>der diskutiert.<br />

Percent<br />

Percent<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0<br />

Nie<br />

4<br />

Selten<br />

Frage 7<br />

57<br />

Manchmal<br />

30<br />

Oft<br />

Freizeit K<strong>in</strong>der: Dt. kultureller Vere<strong>in</strong><br />

59<br />

Nie<br />

16<br />

Selten<br />

Frage 7<br />

12<br />

Manchmal<br />

4<br />

Oft


23 Die Wunschverstellungen s<strong>in</strong>d nicht<br />

immer e<strong>in</strong>heitlich. Es werden eher ausgewogene<br />

und von Fall zu Fall unterschiedliche<br />

Erwartungen artikuliert. Siehe<br />

auch folgende Grafik bezüglicher sportlicher<br />

Aktivitäten.<br />

24 Hieraus könnte sich die Empfehlung<br />

ableiten, dass sich <strong>deutsche</strong> Kulturvere<strong>in</strong>e<br />

mehr um Bedürfnisse der türkischen<br />

Eltern bemühen müssten, um türkische<br />

K<strong>in</strong>der als Mitglieder zu bekommen. E<strong>in</strong>e<br />

<strong>Integration</strong>, e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Gestaltung<br />

wird von Eltern befürwortet.<br />

22<br />

Percent<br />

Nach den Angaben <strong>in</strong> der Grafik 3.21 wird am meisten (46% manchmal<br />

und 38 oft) gewünscht, dass die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den türkischen kulturellen<br />

Vere<strong>in</strong>en aktiv se<strong>in</strong> sollen.<br />

Mit 28% (Grafik 3.22) ist e<strong>in</strong>e erstaunlich hohe Angabe über e<strong>in</strong>e Ablehnung<br />

des Engagements der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n kulturellen Vere<strong>in</strong>en<br />

zu verzeichnen. Demgegenüber wünschen 32%, dass ihre K<strong>in</strong>der<br />

„manchmal“ bzw. 22% „oft“ <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> kulturelle Vere<strong>in</strong>e gehen sollen.<br />

Hier zeichnet sich die Tendenz ab, dass die Eltern für die Freizeitgestaltung<br />

ihrer K<strong>in</strong>der an erster Stelle die türkischen kulturellen Vere<strong>in</strong>e<br />

und an zweiter Stelle die <strong>deutsche</strong>n kulturellen Vere<strong>in</strong>e favorisieren23<br />

.<br />

Mit e<strong>in</strong>er Angabe von 38% (siehe Grafik 3.14) hatten die Eltern <strong>in</strong> der<br />

Wunsch-Frage für sich dargelegt „nie“ <strong>in</strong> die <strong>deutsche</strong>n kulturellen<br />

Vere<strong>in</strong>e gehen zu wollen. Für ihre K<strong>in</strong>der aber wünschen sie sich eher,<br />

dass sie <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n kulturellen Vere<strong>in</strong>en aktiv s<strong>in</strong>d. Mit diesem Fokus<br />

ist das Interesse für <strong>deutsche</strong> kulturelle Vere<strong>in</strong>e aufgezeichnet.<br />

Dar<strong>in</strong> kann man e<strong>in</strong>e sensible Verlagerung des Interesses auf die <strong>deutsche</strong>n<br />

kulturellen Vere<strong>in</strong>e im Zuge des demografischen Wandels erkennen24<br />

.<br />

Percent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der sollten <strong>in</strong> dt. Sportvere<strong>in</strong> aktiv se<strong>in</strong><br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der sollten <strong>in</strong> türk. kult. Vere<strong>in</strong> gehen<br />

7<br />

Nie<br />

3<br />

Nie<br />

7<br />

4<br />

Selten<br />

Selten<br />

Frage 9<br />

Frage 9<br />

46<br />

Manchmal<br />

Grafik 3.21 Grafik 3.22<br />

36<br />

Manchmal<br />

Grafik 3.23 Grafik 3.24<br />

48<br />

Oft<br />

38<br />

Oft<br />

Me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der sollten <strong>in</strong> türk. Sportvere<strong>in</strong> aktiv se<strong>in</strong><br />

Mit e<strong>in</strong>er klaren Angabe von 48 % (Grafik 3.23) gegenüber 33% (Grafik<br />

3.24) wünschen sich die Eltern, dass ihre K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong>en<br />

aktiv s<strong>in</strong>d. Diese Wunsch-Entscheidung wird durch die Angabe<br />

<strong>in</strong> Höhe 20 % bzw. 15 %, dass ihre K<strong>in</strong>der „nie“ oder „selten“ <strong>in</strong><br />

türkischen Sportvere<strong>in</strong>en aktiv se<strong>in</strong> sollen, unmissverständlich unterstützt<br />

Percent<br />

Percent<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der sollten <strong>in</strong> dt. kult. Vere<strong>in</strong> gehen<br />

28<br />

Nie<br />

20<br />

Nie<br />

12<br />

Selten<br />

15<br />

Selten<br />

Frage 9<br />

Frage 9<br />

32<br />

Manchmal<br />

25<br />

Manchmal<br />

22<br />

Oft<br />

33<br />

Oft


Percent<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Ich bevorzuge Türkische Vere<strong>in</strong>e<br />

4<br />

3<br />

Frage 10<br />

14<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

33<br />

Trifft zu<br />

23<br />

3.2 Kontakte zu Vere<strong>in</strong>en<br />

Die Wunsch-Vorstellungen, <strong>in</strong> welchem Vere<strong>in</strong>stypus sie sich engagieren<br />

wollen, wird <strong>in</strong> folgenden Grafiken deutlich gemacht.<br />

Ich bevorzuge Deutsche Vere<strong>in</strong>e<br />

Grafik 3.25 Grafik 3.26 Grafik 3.27<br />

25 Bei Umsetzung der Praxismaßnahmen<br />

sollte dieser Umstand unbed<strong>in</strong>gt berücksichtigt<br />

werden, <strong>in</strong>dem deutsch-türkische<br />

Vere<strong>in</strong>s-Tandems zum Zuge kommen.<br />

Percent<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

5<br />

4<br />

Frage 10<br />

13<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

30<br />

Trifft zu<br />

Ich bevorzuge Deutsch-Türkische Vere<strong>in</strong>e<br />

Frage 10<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Aktivitäten <strong>in</strong> deutsch-türkischen Vere<strong>in</strong>en werden e<strong>in</strong>deutig von Eltern<br />

bevorzugt. Diese tendenzielle Entwicklung gibt e<strong>in</strong>e Antwort auf<br />

die bisherige vergleichende Diskussion, verbunden mit der Frage, <strong>in</strong><br />

welchen Vere<strong>in</strong>en sich türkische Eltern engagieren wollen.<br />

Die befragten Eltern bevorzugen für ihre Aktivitäten zu 72% (Grafik<br />

3.27) e<strong>in</strong>deutig deutsch-türkischen Vere<strong>in</strong>e. Die Konstellation des ethnisch-gemischten<br />

Vere<strong>in</strong>s ist demnach e<strong>in</strong>e wichtige Arena, um e<strong>in</strong>e<br />

zivilgesellschaftliche Partizipation auf der Vere<strong>in</strong>sebene zu realisieren25<br />

.<br />

Re<strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e oder re<strong>in</strong> türkische Vere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d demnach für<br />

die Elterngeneration nicht attraktiv, weil sie die sozial-kulturellen<br />

Bedürfnisse und die Gefühlslage der befragten Eltern nicht befriedigen.<br />

Hieraus kann sich vorsichtig die Tendenz ableiten lassen, dass<br />

türkische Eltern für e<strong>in</strong> bikulturelles Engagement e<strong>in</strong>treten, was sich<br />

<strong>in</strong> ihren Wünschen und Forderungen deutlich abzeichnet.<br />

In der anschließenden Frage wurde nach den Gründen ihrer Angaben<br />

gefragt. Folgende Auswahl wird präsentiert:<br />

Stimmen für deutsch-türkische Vere<strong>in</strong>e<br />

wir leben <strong>in</strong> diesem Land und sollten unsere Kulturen austauschen<br />

wir leben <strong>in</strong> Deutschland, deswegen sollen die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>iges<br />

kennen lernen<br />

wir haben zwei Kulturen und leben hier<br />

wenn die K<strong>in</strong>der beide Seiten kennen würden, wäre es gut<br />

wenn die K<strong>in</strong>der beide Kulturen kennen, ist das Leben für sie<br />

e<strong>in</strong>facher und bequemer<br />

weil die K<strong>in</strong>der sowohl deutsch als auch türkisch s<strong>in</strong>d<br />

weil die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> zwei Kulturen aufwachsen<br />

wäre besser, wenn sie beides lernen<br />

wäre besser für das K<strong>in</strong>d, weil auch die Freunde deutschtürkisch<br />

s<strong>in</strong>d<br />

wäre besser, beide Kulturen/Seiten zu kennen<br />

unsere K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d hier geboren, sie müssen mit zwei Kulturen<br />

aufwachsen<br />

Percent<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

17<br />

72<br />

Trifft zu


24<br />

unsere K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d hier geboren, im familiären Umkreis<br />

erleben sie die türkische Kultur, ich will, dass sie <strong>in</strong> beiden<br />

Kulturen aktiv werden<br />

um die eigene und die <strong>deutsche</strong> Kultur besser kennen zu lernen<br />

sie sollen zwei Sprachen und zwei Kulturen kennen lernen<br />

sie sollen zu beidem gehen und mit zwei Kulturen aufwachsen<br />

sie sollen überall h<strong>in</strong> gehen, das Wichtige ist, dass sie wichtige<br />

D<strong>in</strong>ge lernen<br />

so lernen sie besser deutsch<br />

uns wurden bil<strong>in</strong>guale Vere<strong>in</strong>e empfohlen, die können uns<br />

behilflich se<strong>in</strong>, und wir lernen die Sprache<br />

Andere Stimmen:<br />

unwichtig, Hauptsache sie verbr<strong>in</strong>gen ihre Freizeit s<strong>in</strong>nvoll<br />

unwichtig, <strong>in</strong> welchen Vere<strong>in</strong> die K<strong>in</strong>der gehen<br />

spielt ke<strong>in</strong>e Rolle, Hauptsache, sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>igung<br />

spielt ke<strong>in</strong>e Rolle, Hauptsache, sie kommen rum<br />

spielt ke<strong>in</strong>e Rolle, gemischt ist es besser<br />

spielt ke<strong>in</strong>e Rolle<br />

solange die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong> gehen, kommen sie nicht<br />

auf die schiefe Bahn<br />

3.3 Kontakte zu <strong>deutsche</strong>n Sport-, kulturellen und sozialen Vere<strong>in</strong>en<br />

3.3.1 Vere<strong>in</strong>e gew<strong>in</strong>nen Ihre Neumitglieder überwiegend durch<br />

persönliches Ansprechen. Wurden Sie schon mal angesprochen, ob<br />

Sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> Mitglied werden möchten?<br />

Wurden Sie schon e<strong>in</strong>mal angesprochen? Sowohl aus der qualitativen Er-<br />

Frage 12<br />

hebung als auch aus der standar-<br />

60<br />

57<br />

disierten Vere<strong>in</strong>sbefragung wur-<br />

50<br />

de deutlich, dass Vere<strong>in</strong>e ihre<br />

40<br />

neue Mitglieder hauptsächlich<br />

30<br />

36<br />

durch persönliches Ansprechen<br />

20<br />

rekrutieren. Bei der Frage, ob türkische<br />

Eltern persönlich ange-<br />

10<br />

0<br />

5<br />

Ja<br />

Ne<strong>in</strong> Ke<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerung<br />

sprochen worden s<strong>in</strong>d, haben<br />

57% mit „ne<strong>in</strong>“ geantwortet.<br />

Grafik 3.28<br />

Hieraus lässt sich tendenziell ableiten,<br />

wie türkische Eltern für die Vere<strong>in</strong>e gewonnen werden können.<br />

Folgende Antworten geben Aufschluss darüber.<br />

Percent<br />

3.3.2 Was muss passieren, damit viele türkische Familien <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n<br />

Sport-, kulturellen und sozialen Vere<strong>in</strong>en mitmachen?<br />

Die Antworten der befragten Eltern sprechen e<strong>in</strong>e klare Sprache. Mit<br />

deutlichem Abstand zu anderen Antwortmöglichkeiten geben sie an:<br />

1. Die <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>e sollen türkische Familien ansprechen,<br />

d.h. sie warten darauf, angesprochen und für die Vere<strong>in</strong>saktivitäten<br />

gewonnen zu werden. Sie s<strong>in</strong>d offen für e<strong>in</strong>e<br />

Begegnung und erwarten von der Mehrheitsgesellschaft den<br />

ersten Schritt des auf sie Zugehens. Das ist e<strong>in</strong>erseits auf die


25<br />

fehlende Vere<strong>in</strong>ssozialisation zurückzuführen, andererseits auf<br />

die Unsicherheit der türkischen Eltern, mit <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en/Vere<strong>in</strong>svertretern<br />

e<strong>in</strong>en aktiven Kontakt aufzunehmen.<br />

2. Die Vere<strong>in</strong>e sollen <strong>in</strong> türkischen Zeitungen werben. Aus f<strong>in</strong>anzieller<br />

Sicht mag e<strong>in</strong>e Werbekampagne kaum durchführbar zu<br />

se<strong>in</strong>, jedoch <strong>in</strong> den regional ersche<strong>in</strong>enden und kostenfrei<br />

verteilten türkischen Zeitungen könnte die Vere<strong>in</strong>sarbeit etwas<br />

mehr Resonanz bekommen. Im Rahmen der praktischen<br />

Durchführung der Maßnahmen ist diese Empfehlung unbed<strong>in</strong>gt<br />

zu berücksichtigen.<br />

3. Die Vere<strong>in</strong>e sollen <strong>in</strong> die Schulen gehen, dort ihre Aktivitäten<br />

präsentieren und Eltern zur Zusammenarbeit animieren. Die<br />

hier zu erwartende Hemmschwelle ist nicht von der Hand zu<br />

weisen, <strong>in</strong>sofern bedarf es hoher Sensibilität bei der Umsetzung<br />

der Empfehlungen.<br />

4. Die Eltern nehmen auch sich selbst <strong>in</strong> die Pflicht, nämlich „die<br />

türkischen Eltern sollen sich bemühen“ wurde von 69% (Grafik<br />

3.32) der befragten Eltern geäußert. Dies ist dah<strong>in</strong>gehend zu<br />

<strong>in</strong>terpretieren, dass die Eltern e<strong>in</strong> reales Interesse haben, mit<br />

<strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Kontakt zu kommen. E<strong>in</strong> fehlendes<br />

Interesse ist daraus nicht abzuleiten.<br />

Percent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Dt. Vere<strong>in</strong>e sollen türk. Familien ansprechen<br />

Frage 13<br />

14<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft zu<br />

Grafik 3.29 Grafik 3.30<br />

Percent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Dt. Vere<strong>in</strong>e sollen <strong>in</strong> Schulen gehen<br />

Frage 13<br />

10<br />

Grafik 3.31 Grafik 3.32<br />

78<br />

80<br />

Trifft nicht zu Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu Trifft zu<br />

Percent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Dt. Vere<strong>in</strong>e sollen <strong>in</strong> türk. Zeitungen werben<br />

Frage 13<br />

12<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

3.3.3 Nehmen Sie an den Angeboten von <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en teil?<br />

Es handelt sich hier um e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> formulierte Frage, die entsprechend<br />

von 55% der Befragten mit „ne<strong>in</strong>“ bzw. von 33% der Be-<br />

Percent<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

80<br />

Trifft zu<br />

Türkische Eltern sollen sich darum bemü<br />

Frage 13<br />

20<br />

69<br />

Trifft nicht zu Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu Trifft zu


26<br />

Percent<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Grafik 3.33<br />

Nehmen Sie an <strong>deutsche</strong>n Angeboten teil?<br />

55<br />

Ne<strong>in</strong><br />

Frage 14<br />

33<br />

Gelegentlich<br />

fragten mit „gelegentlich“ beantwortet<br />

wurde. Da hier ke<strong>in</strong>e Differenzierung<br />

vorgenommen wurde,<br />

handelt es sich um Aktivitäten<br />

aller Familienmitglieder.<br />

Insofern ist es nachvollziehbar,<br />

dass die Angabe „ja“ mit 8%<br />

recht ger<strong>in</strong>g angegeben wurde.<br />

Danach s<strong>in</strong>d es eher sehr motivierte<br />

Eltern, die die Angebote<br />

<strong>deutsche</strong>r Vere<strong>in</strong>e wahrnehmen.<br />

3.3.4 Wenn Sie Angebote nicht wahrnehmen oder nicht aktiv s<strong>in</strong>d, warum<br />

nicht?<br />

Gründe, weshalb sie an den Angeboten <strong>deutsche</strong>r Vere<strong>in</strong>e nicht partizipieren,<br />

sehen wie folgt aus:<br />

Percent<br />

Grafik 3.34 Grafik 3 .35<br />

43% der befragten Eltern geben an, dass die Mitgliedbeiträge zu hoch<br />

seien, und 46% wissen nicht, wo die Vere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d, und s<strong>in</strong>d deswegen<br />

nicht aktiv. Nur 6% haben diese Angabe mit „trifft nicht zu“ beantwortet.<br />

Es zeichnet sich die Tendenz ab, dass die „Anonymität“ der Vere<strong>in</strong>e<br />

tatsächlich e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis darstellt. E<strong>in</strong> weiteres H<strong>in</strong>dernis ist der hohe<br />

Mitgliedsbeitrag. Hier müssen ökonomische Lebensbed<strong>in</strong>gungen der<br />

Familien Beachtung f<strong>in</strong>den (siehe auch Kapitel 3.1. Arbeitslosigkeit).<br />

Percent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nicht aktiv, weil Mitgliedsbeiträge zu hoch s<strong>in</strong>d<br />

7<br />

Frage 16<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Grafik 3.36 Grafik 3.37<br />

8<br />

Ja<br />

Trifft zu<br />

Nicht aktiv, die Vere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d verschlossen<br />

10<br />

3<br />

Frage 16<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

43<br />

40<br />

Trifft zu<br />

Nicht aktiv, da ich nicht weiß, wo die Vere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d<br />

Frage 16<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Die Frage, weshalb die Eltern die Angebote der Vere<strong>in</strong>e nicht wahrnehmen,<br />

ist durchgehend mit dem H<strong>in</strong>weis auf die Defizite <strong>in</strong> der<br />

öffentlichen Darstellung der Vere<strong>in</strong>e beantwortet worden. Auch hier<br />

Percent<br />

Percent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

6<br />

6<br />

46<br />

Trifft zu<br />

Nicht aktiv, da ich nicht weiß, was Ver. machen<br />

0<br />

5<br />

Frage 16<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

4<br />

50<br />

Trifft zu


27<br />

ist der fehlende Wert mit 40% „verschlossen“ sehr hoch. Die relativ<br />

niedrige Beantwortung dieser Frage deutet daraufh<strong>in</strong>, dass die Probanden<br />

zu diesem Thema sich ke<strong>in</strong>e weiteren Gedanken gemacht haben<br />

und der Beantwortung dieser Frage ausgewichen s<strong>in</strong>d. Die konkrete<br />

Angabe, dass die <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>e „verschlossen“ seien, deutet<br />

vorsichtig formuliert eher auf e<strong>in</strong>e emotionale Bewertung des<br />

Sachgegenstandes und damit auf mangelnde Informationspolitik der<br />

Vere<strong>in</strong>e und fehlende eigene Sozialisation (Grafik 3.37) im Vere<strong>in</strong>swesen<br />

h<strong>in</strong>. In der Praxis ist dieser Aspekt zu berücksichtigen.<br />

3.3.5 Würden Sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ehrenamtliche Funktion<br />

übernehmen?<br />

Die befragten Eltern s<strong>in</strong>d bei dieser Frage sehr unentschlossen und<br />

tendieren eher zwischen den Angaben „darüber nicht nachgedacht“<br />

und „vielleicht“ h<strong>in</strong> und her. Die-<br />

Würden Sie ehrenamtlich <strong>in</strong> dt. Vere<strong>in</strong> tätig se<strong>in</strong>?<br />

Frage 17<br />

se Tendenz kann positiv besetzt<br />

40<br />

und ausgebaut werden. Die e<strong>in</strong>-<br />

35<br />

deutige Antwort „ne<strong>in</strong>“ mit 35%<br />

30<br />

33<br />

ist zwar auch sehr hoch, aber<br />

20<br />

angesichts der <strong>in</strong> Grafik 3.36 und<br />

20<br />

3.37 geführten Analyse bezüglich<br />

P<br />

e<br />

r<br />

c<br />

e<br />

n<br />

10<br />

11 fehlender eigener Sozialisation<br />

im Vere<strong>in</strong>swesen und vermutlich<br />

t 0<br />

Ne<strong>in</strong><br />

Nicht dar. nachged. fehlender Sprachkenntnisse im<br />

Vielleicht<br />

Ja<br />

Deutschen, sollte dieser Wert<br />

Grafik 3.38<br />

tendenziell nicht überbetont werden.<br />

E<strong>in</strong> Vater sagte im Interview: „wenn man mir sagt, was ich tun<br />

soll, dann b<strong>in</strong> ich gerne bereit, für e<strong>in</strong> paar Stunden z.B. Bier zu zapfen<br />

oder aufzuräumen usw.“ Auch wenn dieses Angebot an die Vere<strong>in</strong>svertreter<br />

nicht im engsten S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er ehrenamtlichen Tätigkeit gleichzusetzen<br />

ist, lohnt es sich dennoch, für niederschwellige Tätigkeiten<br />

türkische Eltern <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>sarbeit durch zugehendes und persönliches<br />

Ansprechen zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

3.4 Nehmen Sie an den Angeboten von türkischen Vere<strong>in</strong>en teil?<br />

Nach den Angaben <strong>in</strong> der Grafik 3.39 ist das Interesse der Eltern für<br />

türkische Vere<strong>in</strong>e auffällig größer als für <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e (siehe Grafik<br />

3.33). Dieser Umstand kann tendenziell e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf Sprach-<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Nehmen Sie an türkischen Angeboten teil?<br />

Frage 19<br />

22<br />

Ne<strong>in</strong><br />

59<br />

Gelegentlich<br />

15<br />

Ja<br />

Nehmen Sie an <strong>deutsche</strong>n Angeboten teil?<br />

Frage 14<br />

Grafik 3.39 Grafik 3.33 (zum Vergleich)<br />

Percent<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

55<br />

Ne<strong>in</strong><br />

33<br />

Gelegentlich<br />

8<br />

Ja


28<br />

barrieren sowie auf gegenseitige soziale Distanz se<strong>in</strong>. Hier geht es<br />

allerd<strong>in</strong>gs darum, ob die Eltern an den Angeboten teilnehmen, jedoch<br />

nicht ihre K<strong>in</strong>der. Insofern ist der Aspekt bezüglich Sprachbarrieren<br />

(zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der Fe<strong>in</strong>heit sprachlicher Kommunikation) und soziale<br />

Distanz zu den Vere<strong>in</strong>en als maßgebliche Indikatoren zu berücksichtigen.Zum<br />

Vergleich: 59% der befragten Eltern nehmen an den<br />

Angeboten türkischer Vere<strong>in</strong>e „gelegentlich“ teil.<br />

Dagegen nehmen an Angeboten <strong>deutsche</strong>r Vere<strong>in</strong>e 33% „gelegentlich“<br />

teil. Die Differenz liegt mit 26% sehr hoch. Die Angaben derer, die die<br />

Frage mit e<strong>in</strong>em klaren „ja“ beantworten, weist e<strong>in</strong>e Differenz von 7%<br />

auf. Dabei beantworten 15% bzw. 8% die Frage mit e<strong>in</strong>em klaren „ja“.<br />

3.5 K<strong>in</strong>der und <strong>deutsche</strong> Sport-, soziale und kulturelle Vere<strong>in</strong>e<br />

3.5.1 Möchten Sie, dass Ihr K<strong>in</strong>d <strong>deutsche</strong> Sport-, soziale und kulturelle<br />

Vere<strong>in</strong>e aufsucht?<br />

Um Me<strong>in</strong>ungen über den (Wunsch-)Kontakt zum <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>swesen<br />

vergleichen zu können, wurde an mehreren Stellen (s. Frage<br />

6.2, 7.2, 8.2 und 9.2) differenziert nachgefragt. (Die Analysen sollen<br />

nicht wiederholt werden, es wird aber darauf verwiesen. Die Tendenz<br />

zeigt, dass sich die Eltern, <strong>in</strong>s-<br />

Ich möchte, dass me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d dt. Vere<strong>in</strong>e aufsucht<br />

Frage 24<br />

besondere für ihre K<strong>in</strong>der, e<strong>in</strong>-<br />

100<br />

deutig für die Aktivitäten <strong>in</strong> deut-<br />

80<br />

schen Vere<strong>in</strong>en aussprechen.)<br />

79<br />

Wie aus der Grafik 3.40 ersicht-<br />

60<br />

lich, liegt der Wunsch der befrag-<br />

40<br />

ten Eltern, dass ihre K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> die<br />

P<br />

<strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>e gehen sollen,<br />

e<br />

r<br />

c<br />

e<br />

20<br />

mit e<strong>in</strong>em klaren „ja“ bei 79%.<br />

n<br />

t 0<br />

Ne<strong>in</strong> Nicht dar. nachged.<br />

7<br />

Weiß nicht E<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkulturellen Öffnung<br />

Vielleicht<br />

Ja<br />

des Vere<strong>in</strong>swesens steht damit<br />

Grafik 3.40<br />

aus Sicht der türkischen Nutzer<br />

ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis im Wege, d.h. sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig daran <strong>in</strong>teressiert.<br />

Bei der Umsetzung der Maßnahmen ist darauf zu achten, dass die Vere<strong>in</strong>svertreter<br />

von dieser Intention der Eltern unmissverständlich <strong>in</strong><br />

Kenntnis gesetzt werden, um mit den Eltern geme<strong>in</strong>sam ihre Wünsche<br />

umzusetzen.<br />

3.6 Mitgliedschaft <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en<br />

3.6.1 S<strong>in</strong>d Sie oder jemand von Ihrer<br />

Familie Mitglied <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

S<strong>in</strong>d Sie oder ist jemand von Ihrer Familie<br />

Mitglied <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>?<br />

Frage 27<br />

<strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>?<br />

40<br />

38<br />

Ausgehend von 42% fehlender Abgaben<br />

über e<strong>in</strong>e formelle Mitgliedschaft<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong><br />

30<br />

lässt sich festhalten, dass die befragten<br />

Eltern mit dieser verb<strong>in</strong>dlichen<br />

20<br />

20<br />

10<br />

Vere<strong>in</strong>sstruktur nicht vertraut s<strong>in</strong>d.<br />

Ne<strong>in</strong><br />

Ja<br />

Es ist durchaus auch möglich, dass Grafik 3.41<br />

die Beantwortung dieser Frage aus diesen Gründen e<strong>in</strong>fach umgangen<br />

wurde.<br />

Percent


26 In den Interviews haben die Eltern ihre<br />

Bereitschaft gezeigt, bei praktischen<br />

Arbeiten mitzuhelfen, z.B. Auf- und Abbau,<br />

Fahrdienst und Bierzapfen. Dies deutet<br />

daraufh<strong>in</strong>, dass je genauer die auszuübende<br />

Funktion ist, desto eher s<strong>in</strong>d die Eltern<br />

willig, mitzuhelfen, während sie sich<br />

Funktionärstätigkeiten nicht gewachsen<br />

fühlen. Fehlende Kenntnisse der <strong>deutsche</strong>n<br />

Sprache und zur Leitung e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>s<br />

mögen die Ursachen dafür se<strong>in</strong>.<br />

27 Siehe auch Grafik 2,38<br />

29<br />

Dennoch: 38% geben an, dass jemand aus der Familie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong><br />

Mitglied ist. Es könnte sich dabei um K<strong>in</strong>der handeln, die <strong>in</strong> Sportvere<strong>in</strong>en<br />

aktiv s<strong>in</strong>d. Zur Verifizierung diese Annahme wurde danach<br />

gefragt, wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> Mitglied ist. Die folgende Grafik gibt<br />

darüber nähere Auskunft.<br />

3.6.2 Wer nimmt an den Angeboten teil? Sie oder Ihr K<strong>in</strong>d?<br />

Aus der Grafik ist zu ersehen, dass<br />

nur 1% der Eltern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deut-<br />

Frage 30<br />

schen Vere<strong>in</strong> Mitglied ist. Die Sozialisation<br />

der K<strong>in</strong>der im Vere<strong>in</strong><br />

20<br />

über das Engagement der Eltern ist<br />

damit kaum möglich. Im Rahmen<br />

10<br />

14<br />

7<br />

der Empfehlungen sollte auch<br />

Elternarbeit anvisiert werden.<br />

Die hauptsächlichen Nutzer der<br />

Vere<strong>in</strong>sangebote s<strong>in</strong>d demnach die<br />

0<br />

1<br />

K<strong>in</strong>der unterschiedlichen Alters.<br />

Grafik 3.42<br />

Wer nimmt an den Angeboten <strong>deutsche</strong>r Vere<strong>in</strong>e teil?<br />

Jüngeres K<strong>in</strong>d<br />

Wir - die Eltern<br />

Jüng. u. ält. K<strong>in</strong>d<br />

3.6.3 Möchten Sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong> ehrenamtliche e<strong>in</strong>e Aufgabe<br />

übernehmen?<br />

In der Frage Nr. 17 wurde nach Übernahme e<strong>in</strong>er ehrenamtlichen<br />

Funktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong> gefragt. Hier handelt es sich um<br />

e<strong>in</strong>e Kontrollfrage. Die Antworten<br />

s<strong>in</strong>d demnach weitestgehend identisch,<br />

d.h. die Eltern s<strong>in</strong>d eher nicht<br />

geneigt, formelle Funktionen26 <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> zu übernehmen. Für<br />

die befragten Eltern sche<strong>in</strong>t wichtig<br />

zu se<strong>in</strong>, dass man sie direkt und<br />

unmissverständlich mit konkreten<br />

Aufgaben beauftragt, statt sie mit<br />

eher abstrakten Planungen oder<br />

sonstigen Funktionärstätigkeiten<br />

zu konfrontieren. Konkrete Handlungsanweisungen können erledigt<br />

und der unmittelbare Erfolg sofort registriert werden, was den Eltern<br />

Mut macht, sich mit dem Vere<strong>in</strong> bzw. mit der geleisteten konkreten<br />

Aufgabe im Rahmen des Vere<strong>in</strong>swesens zu identifizieren27 Möchten Sie ehrenamtlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

<strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong> tätig se<strong>in</strong>?<br />

Frage 33<br />

30<br />

26<br />

20<br />

21<br />

10<br />

12<br />

0<br />

Besser nicht Ne<strong>in</strong> Weiß nicht Ja<br />

Grafik 3.43<br />

.<br />

Percent<br />

3.7 Handlungsempfehlungen<br />

Folgende Handlungsempfehlungen resultieren aus dem Erhebungsmaterial<br />

mit den Eltern. Sie wurden mit e<strong>in</strong>schlägigen Ideen und erprobten<br />

Maßnahmen aus der Fachliteratur ergänzt.<br />

Exkurs:<br />

Aus den Interviews mit den Vere<strong>in</strong>svertretern war zu erfahren, dass<br />

viele Vere<strong>in</strong>e neue Mitglieder eher aus dem Bekannten-, Nachbarschafts-<br />

und Kollegenkreis anwerben, bzw. geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en neuen<br />

Vere<strong>in</strong> gründen, sofern e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Interesse gepflegt werden<br />

will. Zwischen <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>svertretern bzw. <strong>deutsche</strong>r Bevölke-<br />

Percent<br />

Älteres K<strong>in</strong>d<br />

17


30<br />

rung und türkischer Bevölkerung war allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e gelebte soziale<br />

Distanz zu erfahren, weshalb die durchaus vorhandenen geme<strong>in</strong>samen<br />

Interessen (z. B. Umwelt, handwerkliches Interesse, K<strong>in</strong>dererziehung,<br />

Sport etc. um e<strong>in</strong>ige geme<strong>in</strong>same, aber herkunftskulturunabhängige<br />

Interessenfelder zu benennen) <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er konkreten<br />

kommunikativen Handlung nicht ausgetauscht werden können. Für<br />

das Vere<strong>in</strong>sleben gilt die Pflege des geme<strong>in</strong>samen Interesses als vordergründiges<br />

Argument. Obwohl also beide Bevölkerungsgruppen die<br />

selben Interessen pflegen können, gel<strong>in</strong>gt der Blick über den Gartenzaun<br />

nicht, da man gegenseitig vone<strong>in</strong>ander den ersten Schritt erwartet.<br />

Die Empfehlungen sollen erstens durch niederschwellige und konkrete<br />

Handlungsbeispiele dazu dienen, den ersten Schritt zu vollziehen,<br />

und zweitens die Formen und Möglichkeiten e<strong>in</strong>er Nachhaltigkeit<br />

zu benennen. Diese sollen kurz-, mittel- und langfristig geplant werden.<br />

Grundsätzlich gilt es, bereits vorhandene Ressourcen zu aktivieren,<br />

d.h. diejenigen <strong>in</strong> Planung und Durchführung e<strong>in</strong>beziehen, die<br />

dazu ihre Bereitschaft geäußert haben.<br />

Themen für Bildungs- und Informationssem<strong>in</strong>are mit türkischen Eltern<br />

1. Mikro-Gesprächskreise (3-7 Teilnehmer) zum Thema „Was<br />

machen Vere<strong>in</strong>e? Wo s<strong>in</strong>d Vere<strong>in</strong>e?“ mit türkischen Eltern<br />

durchführen, gegliedert nach:<br />

mit bereits engagierten Eltern bzw. mit den Vertretern von<br />

Ausländerbeiräten, Elternvere<strong>in</strong>en und <strong>in</strong>dividuell engagierten<br />

Personen und<br />

mit Eltern, die sich bislang nicht engagiert haben. (Dies setzt<br />

besondere Sensibilität voraus! Ke<strong>in</strong>e hohen Ansprüche<br />

stellen, sondern niederschwellige Informationen über Standort,<br />

Angebote, Kosten vermitteln. Daran sollten <strong>deutsche</strong><br />

Vere<strong>in</strong>svertreter auch teilnehmen und sich e<strong>in</strong>mal den türkischen<br />

Familien zeigen.)<br />

2. Aus diesen Sem<strong>in</strong>aren unter aktiver Beteiligung von türkischen<br />

Eltern – aber mit professioneller Begleitung – weitere Sem<strong>in</strong>are<br />

konzipieren und durchführen.<br />

3. Diese Sem<strong>in</strong>are sollten <strong>in</strong> den Räumen der <strong>in</strong> der Ortsgeme<strong>in</strong>de<br />

ansässigen Vere<strong>in</strong>e stattf<strong>in</strong>den<br />

4. Mutter-K<strong>in</strong>d-<strong>Kreis</strong> bilden<br />

5. Familientreffs organisieren<br />

6. Soziale und kulturelle Gesprächsgruppen/Angebote Film,<br />

Musik, Theater, Literatur Tanz und Sport organisieren<br />

7. Zu Hochzeiten gezielt Vere<strong>in</strong>esvertreter e<strong>in</strong>laden<br />

8. Handwerkliche Angebote machen<br />

9. Geme<strong>in</strong>samen Urlaub von Nachbarn, Arbeitskollegen, Schülern,<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> die Türkei - am besten noch <strong>in</strong> die<br />

Herkunftsregion - organisieren, diese Aktivität soll <strong>in</strong> der<br />

regionalen Presse und im Vere<strong>in</strong>sbericht ausdrücklich erwähnt<br />

werden<br />

10. Geme<strong>in</strong>samen Urlaub speziell mit <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>svertretern<br />

durchführen


31<br />

11. Deutsch-türkische Grillparty (Teilnehmer maximal drei Familien)<br />

veranstalten<br />

12.Subjektive Kompetenzen e<strong>in</strong>zelner Beteiligter für gegenseitige<br />

Dialoge durch konkrete Maßnahmen (niederschwellige Fortbildungen,<br />

Beauftragung zur Teilnahme an kommunalen<br />

Gremien) anerkennen<br />

13.Chancen für Gruppenprozesse <strong>in</strong> Form von Tandems (Vere<strong>in</strong>sund<br />

Personentandem, d.h. Frauen-, K<strong>in</strong>der- Männer-, Väter-,<br />

Müttertandems) e<strong>in</strong>räumen,<br />

14.Nur niederschwellige Wissensvermittlung, Spaß und<br />

Handlungslust sollten im Vordergrund stehen und für alle<br />

Beteiligte transparent und konkret nachvollziehbar se<strong>in</strong><br />

15.In der Regel nur stadtteil- bzw. ortsgeme<strong>in</strong>deorientierte<br />

Vere<strong>in</strong>snutzer/Eltern bevorzugen. Die Aktivitäten sollten<br />

lebensweltnah und auf konkrete Projekte bezogen se<strong>in</strong>.


32<br />

4. Türkische Jugendliche<br />

Folgende statistische Angaben beziehen sich auf 177 türkische Jugendliche,<br />

die im Rahmen der Befragung Fragebögen ausgefüllt haben.<br />

4.1 Persönliches<br />

Im Rahmen dieser Studie wurden Vere<strong>in</strong>e, K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

sowie Eltern <strong>in</strong> Stadt Offenbach und im <strong>Kreis</strong> Offenbach zur Fragestellung<br />

dieser Studie befragt.<br />

Um e<strong>in</strong>e Konzentration auf Stadt<br />

Offenbach zu vermeiden und möglichst<br />

viele Jugendliche <strong>in</strong> ihrer<br />

E<strong>in</strong>stellung zum Vere<strong>in</strong>swesen zu<br />

erfassen, wurde breitflächig auf der<br />

.<br />

<strong>Kreis</strong>ebene befragt. So leben 77%<br />

der befragten Jugendlichen im<br />

<strong>Kreis</strong> und 22% <strong>in</strong> der Stadt .<br />

Wie aus der Grafik 4.1 zu entneh-<br />

28 Frage ohne Nummer Grafik 4.1 Wohnort men ist, wurde die Befragung der<br />

geografischen Fläche angepasst. Daraus ergeben sich unterschiedliche<br />

Handlungskonzepte. Während die türkische Bevölkerung im <strong>Kreis</strong><br />

Offenbach eher verstreut wohnt, ist <strong>in</strong> der Stadt Offenbach –<br />

<strong>in</strong>sbesondere im Stadtkern – e<strong>in</strong>e hohe Konzentration der Migrantenpopulation<br />

zu verzeichnen.<br />

Die Wege zum Vere<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Stadt zwar kürzer, auch mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln leichter zu erreichen, dafür s<strong>in</strong>d die Vere<strong>in</strong>e jedoch<br />

noch anonymer als <strong>in</strong> den kreisangehörigen Kommunen.<br />

28<br />

Wohnort<br />

90<br />

80<br />

77<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

22<br />

Stadt Offenbach <strong>Kreis</strong> Offenbach<br />

29 Daraus resultiert die Empfehlung, dass<br />

bei den Angeboten <strong>in</strong>sbesondere die<br />

Bedürfnisse dieser Altersgruppen berücksichtigt<br />

werden sollten.<br />

Percent<br />

4.1.1 Wie alt bist du?<br />

Um e<strong>in</strong>erseits das Interesse unterschiedlicher Altersgruppen zu erfassen,<br />

andererseits die Maßnahmen<br />

altersorientiert durchzuführen,<br />

wurden unterschiedliche<br />

Altersgruppen gezielt befragt.<br />

Wie aus der Grafik 4.2 zu entnehmen<br />

ist, bilden 50% der befragten<br />

Jugendlichen die<br />

Alterskohorte der 14 – 16 Jährigen,<br />

während 33% der Altersgruppe<br />

der 17 – 19 Jährigen zuzuordnen<br />

s<strong>in</strong>d. Bei den Interviews<br />

mit den Vere<strong>in</strong>svertretern wurde bestätigt, dass diese Altersgruppen<br />

am häufigsten an den Angeboten der Vere<strong>in</strong>e teilnehmen29 Alterklassen<br />

Frage 1<br />

60<br />

50<br />

50<br />

40<br />

30<br />

33<br />

20<br />

10<br />

0<br />

6<br />

8<br />

Grafik 4.2<br />

.<br />

Kritisch zu betrachten ist der recht späte Kontakt der 11 – 13 Jährigen<br />

mit e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong>. Dieser Anteil liegt mit 7% recht niedrig. Der relativ<br />

späte Kontakt kann zu sozialen Devianzen und Störungen im Vere<strong>in</strong><br />

führen, da die K<strong>in</strong>der auf unterschiedliche Vere<strong>in</strong>ssozialisation zurückblicken<br />

werden und sich möglicherweise hieraus Konflikte mit der<br />

Percent<br />

23 Jahre und älter<br />

20 - 22 Jahre<br />

17 - 19 Jahre<br />

14 - 16 Jahre<br />

11 - 13 Jahre


30 Hier empfiehlt es sich, die Eltern und<br />

die Vere<strong>in</strong>e auf diese Zielgruppe<br />

besonders aufmerksam zu machen<br />

33<br />

Hierarchie und mit den Machtverhältnissen ergeben könnten. Es kann<br />

davon ausgegangen werden, dass die sozialen Beziehungen und Freundschaften<br />

der Vere<strong>in</strong>sbesucher untere<strong>in</strong>ander bereits verfestigt s<strong>in</strong>d, wenn<br />

türkische K<strong>in</strong>der erst mit 11 Jahren <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>e kommen30 .<br />

4.1.2 Geschlecht<br />

E<strong>in</strong> weiterer relevanter Indikator zur<br />

Erfassung des Interesses an den Ver-<br />

Geschlecht<br />

Frage 2<br />

e<strong>in</strong>sangeboten ist das Geschlecht der<br />

50<br />

befragten Jugendlichen. Hier geht es<br />

darum, die Unterschiede und die Ge-<br />

50<br />

50<br />

me<strong>in</strong>samkeiten der geschlechtsspezi-<br />

49<br />

fischen Erwartungen und Bedürfnisse<br />

zu erfassen, um im Rahmen der<br />

49<br />

durchzuführenden Maßnahmen ge-<br />

48<br />

48<br />

zielt darauf Bezug nehmen zu können.<br />

48<br />

Insofern wurde es als s<strong>in</strong>nvoll erach-<br />

Weiblich<br />

Männlich<br />

tet, e<strong>in</strong>e gleichmäßige Verteilung der Grafik 4.4<br />

Geschlechter bei der Befragung zu berücksichtigen. Das ist hier geschehen.<br />

50% der Befragten s<strong>in</strong>d männlich und 48 % s<strong>in</strong>d weiblich.<br />

2% haben ke<strong>in</strong>e Angaben gemacht.<br />

4.1.3 Bist Du (Status)…… und Schultyp<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche Differenzierung bildet der Bildungsstatus der befragten<br />

Jugendlichen. E<strong>in</strong>e gleichmäßige Beteiligung an den Vere<strong>in</strong>sangeboten<br />

ist zu erkennen bei den Real-, Gesamt- und Gymnasial-<br />

Status (Schule/ Ausbildung/ Arbeitslos) schülern, während die Haupt-<br />

Frage 3 + 4<br />

schüler sich nur mit 8% an der<br />

30<br />

Befragung beteiligt haben. Dies<br />

24<br />

27<br />

kann verschiedene Gründe ha-<br />

20<br />

20<br />

ben. Bei der Befragung wurde<br />

festgestellt, dass manche Jugend-<br />

10<br />

11<br />

liche zwar sehr redegewandt über<br />

8<br />

7 Alltagsthemen sprachen, aber<br />

ke<strong>in</strong> Interesse zum Ausfüllen des<br />

0<br />

Hauptschule Ausbildung Gymnasium<br />

Realschule Gesamtschule Arbeitslos Fragebogens zeigten. Es konnte<br />

im Laufe des Gesprächs festge-<br />

Grafik 4.5<br />

stellt werden, dass es sich bei denen,<br />

die sich <strong>in</strong> der schriftliche Beantwortung <strong>in</strong> Zurückhaltung geübt<br />

haben überwiegend um Hauptschüler handelte. Hier sche<strong>in</strong>t sich tendenziell<br />

e<strong>in</strong>e Unsicherheit abzuzeichnen, auf die nicht näher e<strong>in</strong>gegangen<br />

wird. Bei Anwerbung dieser Population ist es wichtig, diesen<br />

Umstand entsprechend zu berücksichtigen. Hier könnte die Methode<br />

der Mund-zu-Mund-Propaganda eher Erfolgschancen haben.<br />

Um unterschiedliche Jugendliche zu erreichen, wurden sie <strong>in</strong> den Schulen,<br />

auf der Straße, <strong>in</strong> den Familien und <strong>in</strong> den Jugendhilfee<strong>in</strong>richtungen<br />

aufgesucht und befragt.<br />

Am schwierigsten waren die arbeitslosen Jugendlichen zum Ausfüllen<br />

des Fragebogens zu motivieren. Auch an e<strong>in</strong>em mündlichen Inter-<br />

Percent<br />

Percent


31 Für diese Zielgruppe sollten spezielle<br />

Vere<strong>in</strong>sangebote, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den<br />

sozial-kulturell ausgerichteten Vere<strong>in</strong>en,<br />

angeboten werden.<br />

32 Informationsgespräche bezeichnet den<br />

Austausch vor bzw. nach dem Ausfüllen<br />

der Fragebögen.<br />

34<br />

view waren sie eher nicht <strong>in</strong>teressiert. Der soziale Status31 sche<strong>in</strong>t demnach<br />

sowohl für die Teilnahme an e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Untersuchung<br />

als auch zur Motivation für die Vere<strong>in</strong>stätigkeit bedeutend zu<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Jugendliche, die sich <strong>in</strong> der Ausbildung bef<strong>in</strong>den, haben oft verbal geäußert,<br />

dass sie aus zeitlichen Gründen ke<strong>in</strong> Interesse für Vere<strong>in</strong>saktivitäten<br />

hätten, weil sie arbeiten und sonst auch andere Verpflichtungen<br />

im Freundeskreis hätten.<br />

Das könnte e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf se<strong>in</strong>, dass türkische Jugendliche, die<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zeitlich strukturierten Rahmen bewegen, eher über ihre<br />

soziale Gruppe zu erreichen s<strong>in</strong>d.<br />

Die Vere<strong>in</strong>svertreter haben <strong>in</strong> den Interviews oft auf das Ausscheiden<br />

türkischer Jugendlicher ab dem 17./18. Lebensjahr h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

Insbesondere das Ausscheiden aus dem Fußballvere<strong>in</strong> haben die Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> den Informationsgesprächen32 damit begründet, dass<br />

sie eher auf der Ersatzbank sitzen, während <strong>deutsche</strong> Spieler auf dem<br />

Fußballfeld spielen.<br />

Hieraus lässt sich ebenfalls vorsichtig ableiten, dass türkische Jugendliche,<br />

wenn sie <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>stätigkeit <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d, den Anspruch<br />

haben, e<strong>in</strong>erseits gleichberechtigt behandelt zu werden, andererseits<br />

aber auch Verantwortung zu übernehmen, um das Gefühl der Zugehörigkeit<br />

zu leben.<br />

4.1.4 Beruflicher Status der Eltern<br />

Die sozio-ökonomischen Verhältnisse der Befragten werden <strong>in</strong> dieser<br />

Studie durch die Erfassung der Berufstätigkeit der Eltern vorgenommen.<br />

Die Hypothese ist hier, dass die relativ ger<strong>in</strong>ge Teilnahme an<br />

den Vere<strong>in</strong>saktivitäten mit dem E<strong>in</strong>kommen der befragten Familien<br />

positiv korreliert. Dieser Hypothese liegt die Tatsache zugrunde, dass<br />

die Arbeitslosigkeit bei der türkischen Bevölkerung im Vergleich zur<br />

allgeme<strong>in</strong>en Population höher liegt. Die Eltern haben <strong>in</strong> den Informationsgesprächen<br />

mit Nachdruck betont, dass die Vere<strong>in</strong>sbeiträge<br />

zu hoch seien, weshalb sie zögerten, ihre K<strong>in</strong>der im Vere<strong>in</strong>en anzumelden.<br />

Percent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

15<br />

Beruf Mutter<br />

15<br />

Frage 5<br />

10<br />

10<br />

8<br />

5<br />

0<br />

Selbstständig Arbeiter<strong>in</strong> Arbeitslos<br />

Angestellte Hausfrau Weiß nicht<br />

45<br />

Grafik 4.6 Grafik 4.7<br />

Percent<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

17<br />

37<br />

Beruf Vater<br />

Frage 5<br />

29<br />

0<br />

3<br />

Selbstständig Arbeiter Arbeitslos<br />

Angestellter Hausmann Weiß nicht<br />

Nach dieser Grafik s<strong>in</strong>d 10% der Väter befragter Jugendlicher arbeitslos<br />

und 5% der Mütter. Dieses Resultat entspricht nicht den eigenen<br />

Angaben der Eltern (siehe Grafik 3.4 und 3.5). Sie haben wesentlich<br />

10


33 „Je größer das E<strong>in</strong>kommen, desto eher<br />

engagiert man sich. Ähnlich verhält es<br />

sich bei Vere<strong>in</strong>en und Umweltschutzorganisationen.“<br />

Vergleiche: 2. Armutsund<br />

Reichtumsbericht der Bundesregierung<br />

2005. Zitiert nach Böckler Impuls<br />

Nr. 14/2005, Seite 6.<br />

35<br />

höhere Arbeitslosenquoten angegeben. Dies erklärt sich so, dass nicht<br />

alle Mitglieder e<strong>in</strong>er Familie befragt wurden, sondern nach Zufallspr<strong>in</strong>zip<br />

befragt worden ist.<br />

Die o.g. Hypothese resultiert aus folgenden Überlegungen:<br />

E<strong>in</strong>e Berufstätigkeit ist mit e<strong>in</strong>em geregelten Familiene<strong>in</strong>kommen33<br />

zu verb<strong>in</strong>den.<br />

F<strong>in</strong>anziell besser situierte Familien s<strong>in</strong>d eher <strong>in</strong> der Lage, die<br />

Vere<strong>in</strong>sbeiträge zu zahlen.<br />

Schwache f<strong>in</strong>anzielle Verhältnisse führen zum Des<strong>in</strong>teresse<br />

gegenüber Vere<strong>in</strong>en.<br />

Je höher die zur Verfügung stehenden f<strong>in</strong>anziellen Mittel, um<br />

so wahrsche<strong>in</strong>licher ist es, dass das Interesse für e<strong>in</strong>e Freizeitgestaltung<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>s gegeben ist.<br />

Je mehr Familien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> sozialisiert s<strong>in</strong>d, desto höher<br />

ist die Chance, mit der <strong>deutsche</strong>n Bevölkerung sich auszutauschen,<br />

was zur Völkerverständigung führen kann.<br />

Je <strong>in</strong>tegrierter sie s<strong>in</strong>d, desto höher steigt der soziale Status<br />

aller Familienmitglieder <strong>in</strong> der Gesellschaft.<br />

Zur Überprüfung dieser These wurde nach den Vere<strong>in</strong>stypen gefragt,<br />

<strong>in</strong> denen sie aktiv s<strong>in</strong>d.<br />

4.2 Freizeit<br />

4.2.1 Was machst du <strong>in</strong> de<strong>in</strong>er Freizeit<br />

Die Mitgliedsbeiträge für Sportvere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel niedriger als<br />

für kulturelle Vere<strong>in</strong>e. Aus den Grafiken 4.8 und 4.9 ist zu entnehmen,<br />

dass die befragten Jugendlichen zu 58% „nie“ <strong>deutsche</strong> kulturelle<br />

Vere<strong>in</strong>e und zu 47% „nie“ türkische kulturelle Vere<strong>in</strong>e aufsuchen.<br />

Stellt man die Angaben der Eltern über die hohe Arbeitslosigkeit und<br />

den recht niedrigen Kontakt zu den kulturellen Vere<strong>in</strong>en, die eher<br />

höhere Mitgliedsbeiträge erheben, e<strong>in</strong>ander gegenüber, so lässt sich<br />

e<strong>in</strong>e positive Korrelation feststellen.<br />

Percent<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Ich gehe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en dt. kulturellen Vere<strong>in</strong><br />

58<br />

Nie<br />

9<br />

Selten<br />

Frage 6<br />

5<br />

Manchmal<br />

18<br />

Oft<br />

Ich gehe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en türk. kulturellen Vere<strong>in</strong><br />

Frage 6<br />

Manchmal<br />

Grafik 4.8 Grafik 4.9<br />

Dennoch ist es nicht ausreichend, das fehlende Interesse an den Vere<strong>in</strong>en<br />

ausschließlich mit ökonomischen Argumenten begründen zu<br />

wollen. Allerd<strong>in</strong>gs könnte dieser Aspekt e<strong>in</strong>e wichtige Größe se<strong>in</strong>, auf<br />

die unbed<strong>in</strong>gt Bezug genommen werden muss.<br />

Es könnte auch e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf se<strong>in</strong>, dass türkische Eltern bzw.<br />

Jugendliche unter Kulturvere<strong>in</strong>en eher den Verlust des Eigenen bzw.<br />

Percent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

47<br />

Nie<br />

16<br />

Selten<br />

7<br />

19<br />

Oft


36<br />

e<strong>in</strong>e Überfremdung und Entfremdung befürchten und deswegen eher<br />

den <strong>deutsche</strong>n kulturellen Vere<strong>in</strong>en fernbleiben.<br />

Percent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Ich gehe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en dt. Sportvere<strong>in</strong><br />

42<br />

Nie<br />

9<br />

Selten<br />

Frage 6<br />

4<br />

Manchmal<br />

Grafik 4.10 Grafik 4.11<br />

34<br />

Oft<br />

Ich gehe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en türkischen Sportvere<strong>in</strong><br />

Bezüglich Freizeitaktivitäten s<strong>in</strong>d folgende Tendenzen aus den Grafiken<br />

zu entnehmen:<br />

Aktivitäten <strong>in</strong> den kulturellen Vere<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d im Vergleich zu<br />

Sportvere<strong>in</strong>en eher ger<strong>in</strong>g, 58% gehen „nie“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>deutsche</strong>n<br />

kulturellen Vere<strong>in</strong>. Ebenfalls 47% der Befragten gehen „nie“ <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en türkischen kulturellen Vere<strong>in</strong>.<br />

42% der befragten Jugendlichen gehen „nie“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>deutsche</strong>n<br />

Sportvere<strong>in</strong> während 80% der Jugendlichen angeben,<br />

„nie“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en türkischen Sportvere<strong>in</strong> zu gehen.<br />

Hieraus könnte sich tendenziell die Vermutung ableiten lassen, dass<br />

türkische Jugendliche <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong>en mehr Kompetenzen<br />

als den türkischen Sportvere<strong>in</strong>en zusprechen. Die <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong>e<br />

werden eher frequentiert, weil die soziale Gruppe, die häufig<br />

multikulturell besetzt ist, vielmehr <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong>en organisiert<br />

ist, als <strong>in</strong> türkischen Sportvere<strong>in</strong>en.<br />

Tendenziell besuchen die befragten Jugendlichen eher <strong>deutsche</strong><br />

Sportvere<strong>in</strong>e, d.h. während 34% „oft“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n<br />

Sportvere<strong>in</strong> aktiv s<strong>in</strong>d, besuchen 27% türkische Sportvere<strong>in</strong>e.<br />

Demgegenüber geben 80% an, „nie“ <strong>in</strong> türkische Sportvere<strong>in</strong>e<br />

zu gehen.<br />

Dabei handelt es sich um allgeme<strong>in</strong>e Angaben über Aktivitäten <strong>in</strong> der<br />

Freizeit. (Differenzierte Angaben werden <strong>in</strong> der Folge besprochen).<br />

4.3 Kontakte zu Vere<strong>in</strong>en<br />

4.3.1 Gehst du <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> oder <strong>in</strong> türkische Vere<strong>in</strong>e?<br />

Es wurde direkt danach gefragt, ob die befragten Jugendlichen im allgeme<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>e gehen. Die Erhebung hat ergeben, dass 36%<br />

der befragten Jugendlichen <strong>in</strong> die <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>e gehen, während<br />

28% der Jugendlichen <strong>in</strong> türkischen Vere<strong>in</strong>en organisiert s<strong>in</strong>d. Es lässt<br />

sich festhalten, dass <strong>in</strong>sgesamt 64% (36%+28%) der befragten Jugendlichen<br />

generell e<strong>in</strong>en Kontakt zu Vere<strong>in</strong>en haben, und 36% der Jugendlichen<br />

weder zu <strong>deutsche</strong>n noch zu türkischen Vere<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>en<br />

Kontakt unterhalten.<br />

E<strong>in</strong>e detaillierte Frage nach Vere<strong>in</strong>stypen bei der selben Population<br />

ergibt folgendes Bild:<br />

Count<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

80<br />

Nie<br />

15<br />

Selten<br />

Frage 6<br />

11<br />

Manchmal<br />

47<br />

Oft


37<br />

Percent<br />

38<br />

36<br />

34<br />

32<br />

30<br />

28<br />

26<br />

Ich gehe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en dt./ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en türk. Vere<strong>in</strong><br />

36<br />

Deutscher Vere<strong>in</strong><br />

Frage 8<br />

Türkischer Vere<strong>in</strong><br />

Grafik 4.12 Grafik 4.13<br />

28<br />

Vere<strong>in</strong>stypen<br />

Frage 8 + 8a<br />

Türk. Sport- und Kul<br />

Dt. Sport- und Kultu<br />

Ke<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong><br />

Dt. Sport- u. türk.<br />

Türk. Kulturvere<strong>in</strong><br />

Dt. Kulturvere<strong>in</strong><br />

Türk. Sportvere<strong>in</strong><br />

Dt. Sportvere<strong>in</strong><br />

Während 32% bei e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong> aktiv s<strong>in</strong>d,<br />

s<strong>in</strong>d 15% der befragten Jugendlichen im türkischen Sportvere<strong>in</strong><br />

aktiv.<br />

Im Vgleich zum vorherigen Ergebnis s<strong>in</strong>d 3% der türkischen<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Kulturvere<strong>in</strong>en aktiv, während 12%<br />

der türkischen Jugendlichen <strong>in</strong> türkischen Kulturvere<strong>in</strong>en<br />

aktiv s<strong>in</strong>d.<br />

Der prozentuale Anteil derer, die sowohl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n<br />

als auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em türkischen Sportvere<strong>in</strong> aktiv ist, liegt<br />

<strong>in</strong>sgesamt bei 13%.<br />

24% geben an, <strong>in</strong> „ke<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>“ zu gehen. (Die hier entstandene<br />

Differenz von 12% (36%-24%) ist auf das „Launische“<br />

beim Ausfüllen des Fragebogens zurückzuführen.)<br />

Kaum nennenswert ist die Anzahl derer, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n<br />

Sport- und Kulturvere<strong>in</strong> bzw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em türkischen Sport<br />

– und Kulturvere<strong>in</strong> aktiv s<strong>in</strong>d.<br />

Damit ist der <strong>deutsche</strong> Sportvere<strong>in</strong> der „Renner“ unter den Vere<strong>in</strong>sbesuchern,<br />

gefolgt von Personen, die „ke<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>“ besuchen; an<br />

dritter Stelle werden türkische Sportvere<strong>in</strong>e genannt.<br />

Um e<strong>in</strong>en Überblick über die ge-<br />

Gehst Du <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> oder türkische Vere<strong>in</strong>e?<br />

schlechtsspezifischenVere<strong>in</strong>s- (Frage 8)<br />

nutzer/<strong>in</strong>nen zu gew<strong>in</strong>nen, wur-<br />

40<br />

38<br />

de danach gefragt. Folgende Grafik<br />

gibt mehr Aufschluss darüber;<br />

30<br />

35<br />

34<br />

32<br />

24<br />

Weibliche Jugendliche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

20<br />

19<br />

Vere<strong>in</strong>saktivitäten grundsätzlich<br />

10 11<br />

Geschlecht<br />

im Vergleich zu männlichen Ju-<br />

7<br />

Weiblich<br />

gendlichen ger<strong>in</strong>ger vertreten.<br />

Die Zahl der weiblichen<br />

Jugendlichen, die „ke<strong>in</strong>en<br />

0<br />

Männlich<br />

Vere<strong>in</strong>“ aufsuchen, liegt Grafik 4.14<br />

bei 35% Prozent, während bei männlichen Jugendlichen diese<br />

Angabe bei 11% liegt.<br />

Deutsche Vere<strong>in</strong>e werden mit 38% eher von männlichen<br />

türkischen Jugendlichen besucht als von weiblichen Jugendlichen,<br />

hier liegt der Anteil bei 34%.<br />

Percent<br />

Percent<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

32<br />

15<br />

3<br />

Ke<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong><br />

12<br />

13<br />

Deutscher Vere<strong>in</strong><br />

24<br />

Türkischer Vere<strong>in</strong><br />

Dt. u. türk. Vere<strong>in</strong>


38<br />

Auch <strong>in</strong> türkischen Vere<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d männliche Jugendliche mit<br />

32% im Vergleich zu türkischen weiblichen Jugendlichen mit<br />

24% <strong>in</strong> der Verteilung quantitativ überlegen.<br />

Beim Vergleich der <strong>deutsche</strong>n und türkischen Vere<strong>in</strong>e lässt<br />

sich e<strong>in</strong>e größere Differenz h<strong>in</strong>sichtlich der Besucherstruktur<br />

feststellen. 19% aller befragten männlichen Jugendlichen<br />

besuchen <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e, während dieser Anteil bei den<br />

weiblichen Jugendlichen nur 7% beträgt.<br />

Bei der Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen sollte mit dem<br />

geschlechtsspezifischen Aspekt sehr sensibel umgegangen werden.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Elternarbeit ist hier erforderlich. Auch <strong>in</strong>sofern, als dass<br />

hier kulturspezifische Momente und E<strong>in</strong>stellungen zur geschlechtsspezifischen<br />

Erziehung und im Umgang mit Geschlechtern tendenziell<br />

zum Ausdruck kommen.<br />

4.3.2 Wer hat dich zum ersten Mal auf die Idee gebracht, <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong> zu<br />

gehen?<br />

Den Weg <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den die Jugendlichen <strong>in</strong> der Regel durch<br />

bereits <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Personen aus dem sozialen Umfeld.<br />

Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie formelle Vere<strong>in</strong>svertreter sowie dort aktive<br />

Mitglieder. Eltern s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichti-<br />

Idee für Vere<strong>in</strong>besuch kam von ...<br />

Frage 12<br />

ger Multiplikator, wobei türkische<br />

40<br />

Eltern häufig berichtet haben, dass<br />

30<br />

30<br />

sie nicht wissen, wo die Vere<strong>in</strong>e<br />

s<strong>in</strong>d bzw. über deren Aktivitäten<br />

20 22<br />

auch nicht <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d.<br />

10<br />

13<br />

11 11<br />

Die Anwerbungsdynamik sche<strong>in</strong>t<br />

5<br />

0<br />

3 eher <strong>in</strong> sozialen Gruppen und über<br />

Gruppenzugehörigkeit positiv zu<br />

funktionieren. 30% der befragten<br />

Grafik 4.15<br />

Jugendlichen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>deutsche</strong>n<br />

Vere<strong>in</strong> gehen, wurden von ihren Freunden/<strong>in</strong>nen angeworben.<br />

An zweiter Stelle werden die Eltern mit 22% benannt. Hier zeigt sich<br />

die Tendenz, dass Eltern Ihre Modellfunktion als Erziehungspersonen<br />

auch <strong>in</strong> E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>e übernehmen. An dritter Stelle, mit<br />

13%, werden die Vere<strong>in</strong>svertreter genannt. Es ist e<strong>in</strong>e fehlende <strong>in</strong>tensive<br />

Bemühung von Vere<strong>in</strong>svertretern zu verzeichnen, um türkische<br />

Jugendliche für die Vere<strong>in</strong>e zu gew<strong>in</strong>nen. Die Jugendlichen haben <strong>in</strong><br />

den Interviews kritisiert, dass die Vere<strong>in</strong>e sich den türkischen Familien,<br />

also ihren Familien, nie vorgestellt haben. (Siehe Interview Mädchengruppe<br />

Dreieich). Hier lässt sich e<strong>in</strong>deutig feststellen, dass türkische<br />

Jugendliche die Ansprache der Vere<strong>in</strong>svertreter für wichtig erachten.<br />

Daraus lässt sich die Empfehlung ableiten, dass Vere<strong>in</strong>svertreter<br />

zur Anwerbung türkischer Personen für die Vere<strong>in</strong>smitgliedschaft<br />

unbed<strong>in</strong>gt die persönliche Ansprache bevorzugen sollten.<br />

Percent<br />

Eltern u. Andere<br />

Vere<strong>in</strong>svertreter u.<br />

Freund/ Freund<strong>in</strong><br />

Lehrer<br />

Vere<strong>in</strong>svertreter<br />

Geschwister<br />

Eltern<br />

4.3.3 Was sagt De<strong>in</strong>e Familie dazu , dass du <strong>in</strong> diesem Vere<strong>in</strong> mitmachst?<br />

59% der türkischen Eltern oder Familienmitglieder befragter Jugendlicher<br />

„f<strong>in</strong>den gut“, dass ihre K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en aktiv s<strong>in</strong>d.


39<br />

Dies ist e<strong>in</strong>e hohe Zustimmung.<br />

95% der Probanden haben diese<br />

Frage beantwortet, was e<strong>in</strong> Zeichen<br />

e<strong>in</strong>es hohen Interesses für<br />

das Vere<strong>in</strong>swesen darstellt, wenn<br />

es K<strong>in</strong>der gibt, die e<strong>in</strong>en <strong>deutsche</strong>n<br />

Vere<strong>in</strong>e besuchen.<br />

4.3.4 Wie zufrieden bist du mit dem Vere<strong>in</strong>?<br />

Befragte türkische Jugendliche, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong> aktiv<br />

s<strong>in</strong>d, geben mit 68% an, dass sie mit dem Vere<strong>in</strong> zufrieden s<strong>in</strong>d.<br />

Zufriedenheit mit dem Vere<strong>in</strong> 19% der befragten Jugendlichen<br />

Frage 15<br />

grenzt die Zufriedenheit mit der<br />

80<br />

60<br />

68<br />

Antwort „eher zufrieden“ e<strong>in</strong>.<br />

Hier lässt sich e<strong>in</strong>e hohe<br />

Zufriedenheitstendenz verzeich-<br />

40<br />

nen. Die Unzufriedenen s<strong>in</strong>d mit<br />

etwa 9% eher unterpräsentiert.<br />

P<br />

e r<br />

c<br />

e<br />

n t<br />

20<br />

19<br />

Es ist dennoch zu betonen, dass<br />

8<br />

diese Angaben von denjenigen<br />

0<br />

Unzufrieden<br />

Eher zufrieden<br />

gemacht wurden, die e<strong>in</strong>en deut-<br />

Eher unzufrieden<br />

Zufrieden<br />

schen Vere<strong>in</strong> aktiv besuchen. Die-<br />

Grafik 4.17<br />

ser Umstand nährt die Vermutung,<br />

dass sie <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong> gehen, weil sie mit ihm zufrieden s<strong>in</strong>d.<br />

Andernfalls würden sie den Kontakt mit dem Vere<strong>in</strong> abbrechen. Anders<br />

formuliert: es ist vermutlich von eher wohlgesonnenen Jugendlichen<br />

auszugehen, die im Sportvere<strong>in</strong> aktiv und erfolgreich s<strong>in</strong>d. Hier sei<br />

noch mal erwähnt, dass befragte türkische Jugendliche im Rahmen<br />

der Untersuchung auch kundgetan haben, dass sie sich nicht gleichberechtigt<br />

fühlen und bei Übertragung von Verantwortung <strong>deutsche</strong>n<br />

Jugendlichen gleichgestellt se<strong>in</strong> wollen.<br />

Frage 15 (Zufriedenheit mit dem<br />

Vere<strong>in</strong>) <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Frage 8<br />

(Vere<strong>in</strong>)<br />

Aus dieser komb<strong>in</strong>ierten Grafik<br />

bestehend aus Vere<strong>in</strong>estyp und<br />

Zufriedenheit im Vere<strong>in</strong>, lässt<br />

sich e<strong>in</strong> differenziertes Bild über<br />

die Bef<strong>in</strong>dlichkeit im Vere<strong>in</strong> ableiten.<br />

Nach der Grafik zu urteilen,<br />

s<strong>in</strong>d türkische Jugendliche,<br />

die <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en organisiert<br />

s<strong>in</strong>d, mit 39_% mit deut-<br />

P<br />

e r<br />

c<br />

e<br />

n<br />

t<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Grafik 4.16<br />

Dt. Sportvere<strong>in</strong><br />

Dt. u. türk. Sportv.<br />

Dt. Sport-u. Kult.v.<br />

Dt. Kulturvere<strong>in</strong><br />

Me<strong>in</strong>ung der Familie zur Vere<strong>in</strong>saktivität<br />

Frage 13<br />

16<br />

Grafik 4.17a<br />

6<br />

14<br />

59<br />

F<strong>in</strong>det schlecht Weiß nicht<br />

Sagt nichts<br />

F<strong>in</strong>det gut<br />

Zufriedenheit mit dem dt. Vere<strong>in</strong><br />

0<br />

Frage 15<br />

10<br />

12<br />

Häufigkeit<br />

10<br />

20<br />

30<br />

39<br />

40<br />

50<br />

Zufriedenheit<br />

Unzufrieden<br />

Eher unzufrieden<br />

Eher zufrieden<br />

Zufrieden


40<br />

schen Sportvere<strong>in</strong>en zufrieden, gefolgt von 12% von türkischen Jugendlichen,<br />

die mit <strong>deutsche</strong>n und im türkischen Vere<strong>in</strong>en zufrieden s<strong>in</strong>d.<br />

Aus der Grafik 3.13 ist ersichtlich, dass die meisten befragten Jugendlichen<br />

(32%) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n Sportvere<strong>in</strong> aktiv s<strong>in</strong>d. Der prozentuale<br />

Anteil der Jugendlichen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n Kulturvere<strong>in</strong><br />

aktiv s<strong>in</strong>d, ist relativ ger<strong>in</strong>g (3%). Diejenigen, die im <strong>deutsche</strong>n Kulturvere<strong>in</strong><br />

aktiv s<strong>in</strong>d, fühlen sich zufrieden. Am wenigsten zufrieden s<strong>in</strong>d<br />

allerd<strong>in</strong>gs diejenigen befragten Jugendlichen, die <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong>n Sportund<br />

Kulturvere<strong>in</strong>en aktiv s<strong>in</strong>d.<br />

Hier lässt sich festhalten, dass türkischstämmige Mitbürger sich bereitwilliger<br />

<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>e aufnehmen lassen, deren Mitgliederschaft bereits<br />

ethnisch gemischt ist, weshalb sie sich dort eher angenommen und<br />

zufrieden fühlen. (siehe auch Grafik 3.16 und 3.17)<br />

4.3.5 Wie ist De<strong>in</strong> Kontakt zu den<br />

anderen Vere<strong>in</strong>smitgliedern?<br />

Die <strong>in</strong> Grafik 4.17 erfahrene positive<br />

E<strong>in</strong>schätzung der Jugendlichen<br />

schlägt sich <strong>in</strong> 4.18 entsprechend<br />

nieder. Danach haben 71% der befragten<br />

Jugendlichen „gute Kontakte“<br />

zu anderen Vere<strong>in</strong>smitglie-dern.<br />

Dies kann unter folgenden Aspekten<br />

gesehen werden:<br />

1. Es handelt sich um soziale<br />

Grafik 4.18<br />

Erwünschtheit. Man wünscht sich „gute Kontakte“, also s<strong>in</strong>d<br />

sie existent.<br />

2. Es ist tatsächlich so, dass man „gute Kontakte“ hat.<br />

3. Die negativen Erfahrungen wurden bislang nicht reflektiert.<br />

4. Jugendliche haben deswegen gute Kontakte zu Vere<strong>in</strong>smitgliedern,<br />

weil sie von Mitgliedern ihrer sozialen Gruppe<br />

angeworben wurden.<br />

5. Guter Kontakt zu Vere<strong>in</strong>smitgliedern besteht, da die Vere<strong>in</strong>sstruktur<br />

kulturspezifische Momente aufweist und Fremdheitsfaktoren<br />

abschwächt.<br />

6. Es wird von guten Kontakten berichtet, da negative Kontakte<br />

gesellschaftlich nicht so hoch angesehen s<strong>in</strong>d.<br />

4.3.6 Zu welchen Mitgliedern hast Du<br />

im Vere<strong>in</strong> eher Kontakte?<br />

Befragte türkische Jugendliche, die<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong> aktiv s<strong>in</strong>d<br />

haben zu<br />

33% Kontakt zu Deutschen,<br />

21% Kontakt zu Türken und<br />

17% Kontakt zu Deutschen<br />

und Türken<br />

Nach diesen ersten drei ranghöchsten<br />

Nennungen lässt sich feststellen,<br />

P<br />

e r<br />

c<br />

e<br />

n t<br />

P<br />

e<br />

r<br />

c<br />

e<br />

n t<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Grafik 4.19<br />

Kontakt zu anderen Vere<strong>in</strong>smitgliedern<br />

Frage 16<br />

17<br />

Schlecht<br />

Bisschen gut<br />

Bisschen schlecht<br />

33<br />

Zu wem hast Du eher Kontakte?<br />

Frage 17<br />

21<br />

6<br />

71<br />

Gut<br />

0<br />

3<br />

Zu Deutschen Zu anderen Nat. Dt. u. and. Nat.<br />

Zu Türken Zu Dt. u. Türken Türk. u. and. Nat.<br />

17<br />

6


34 Der Auftrag dieser Studie besteht dar<strong>in</strong>,<br />

den Status „türkischer Jugendlicher <strong>in</strong><br />

<strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en“ zu untersuchen und<br />

Handlungsmaßnahmen zu empfehlen. Es<br />

sollte <strong>in</strong> diesem Geiste weiter überlegt<br />

werden, ob diese Maßnahmen mittel- und<br />

langfristig auch auf andere migrantische<br />

Jugendliche übertragen werden sollten.<br />

41<br />

dass diese Vere<strong>in</strong>e von der Mitgliederzahl her <strong>in</strong>terethnisch frequentiert<br />

s<strong>in</strong>d. Es handelt sich also nicht um Vere<strong>in</strong>e, die zu e<strong>in</strong>er großen<br />

Mehrheit nur von <strong>deutsche</strong>n Jugendlichen aufgesucht werden. Dieses<br />

Bild der „durchmischten Vere<strong>in</strong>smitglieder“ führt demnach zu e<strong>in</strong>em<br />

positivem Kontakt unter den Jugendlichen im Vere<strong>in</strong>34 .<br />

4.3.7 Hast Du Lust, <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>sgremien aktiv mitzumachen?<br />

Die Frage nach e<strong>in</strong>er aktiven Übernahme e<strong>in</strong>es Ehrenamtes im Vere<strong>in</strong><br />

Lust auf Mitarbeit im Vere<strong>in</strong>?<br />

zeigt, dass türkische Jugendliche<br />

Frage 18<br />

eher nicht willig s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Ver-<br />

40<br />

antwortung zu übernehmen. 35%<br />

35<br />

der befragten Jugendlichen sagen<br />

30<br />

def<strong>in</strong>itiv „ne<strong>in</strong>“ zu e<strong>in</strong>em Ehrenamt<br />

und 19% neigen „eher nicht“<br />

24 dazu.<br />

P<br />

20<br />

19<br />

24% der befragten Jugendlichen<br />

e<br />

r<br />

c<br />

e<br />

14<br />

geben e<strong>in</strong>e klare Zustimmung zu<br />

n<br />

t 10<br />

e<strong>in</strong>em Ehrenamt ab, und 14% sa-<br />

Ne<strong>in</strong> Eher Ne<strong>in</strong> Eher Ja Ja<br />

Grafik 4.20<br />

gen tendenziell „ja“.<br />

Daraus resultiert, dass für die<br />

große Mehrheit der Vere<strong>in</strong> zum Zeitvertreib nützlich ist, sie aber ke<strong>in</strong>e<br />

Verantwortung für den Vere<strong>in</strong> übernehmen wollen. Dies dürfte mit<br />

der allgeme<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stellung zum Ehrenamt deckungsgleich se<strong>in</strong>.<br />

In e<strong>in</strong>em Begleitschreiben e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>s zum ausgefüllten Fragebogen<br />

heißt es:<br />

„Leider s<strong>in</strong>d bisher ke<strong>in</strong>e ausländischen Mitglieder bereit, im<br />

Vorstand Verantwortung zu übernehmen. Sie stehen „nur“ als<br />

Helfer zur Verfügung. E<strong>in</strong>mal im Jahr veranstalten wir e<strong>in</strong><br />

Sommerfest, das unter e<strong>in</strong>em nationalen Titel steht. Letztes<br />

Jahr hatten wir e<strong>in</strong>en spanischen Abend mit Folkloredarbietungen.<br />

In 2006 planen wir e<strong>in</strong>en türkischen Abend,<br />

ebenfalls mit folkloristischer Unterhaltung.“<br />

4.3.8 Hast Du bisher andere Jugendliche für den Vere<strong>in</strong> angeworben?<br />

4.3.9 Wenn ja, hast du türkische oder <strong>deutsche</strong> Jugendliche angeworben?<br />

Bezogen auf das „Anwerben<br />

Hast Du andere Jugendliche angeworben?<br />

neuer Mitglieder für den Ver-<br />

Frage 19<br />

e<strong>in</strong>“ ist der Dienst für den Ver-<br />

70<br />

e<strong>in</strong> für die befragten Jugendli- 60<br />

chen attraktiv. Bemerkenswert 50<br />

57<br />

ist jedoch das Ergebnis, dass 40<br />

türkische Jugendliche zu 57%<br />

<strong>deutsche</strong> Jugendliche und nur<br />

30<br />

ca. 3-4% türkische Jugendliche<br />

für den Vere<strong>in</strong> angeworben ha-<br />

10<br />

11<br />

ben. Das zeigt den hohen Kon-<br />

0<br />

Ne<strong>in</strong><br />

Ke<strong>in</strong> Interesse<br />

taktwunsch türkischer Jugend-<br />

Ja, Deutsche<br />

licher zu <strong>deutsche</strong>n Jugendli- Grafik 4.21<br />

chen und zwar sowohl im Vere<strong>in</strong> als auch außerhalb des Vere<strong>in</strong>s.<br />

P<br />

e r<br />

c<br />

e<br />

n t<br />

20<br />

22<br />

Ja, Türken u. Deut.


42<br />

4.4 Handlungsempfehlung - Jugendliche<br />

Mit den hier vorgeschlagenen Maßnahmenempfehlungen ist der<br />

Planungsprozess ke<strong>in</strong>eswegs als abgeschlossen zu sehen. Um nachhaltige<br />

Ergebnisse zu sichern, bedarf es <strong>in</strong>sofern weiterer konkreter bedarfsgerechter,<br />

<strong>in</strong>teressengerechter und zukunftstauglicher Weiterkonzipierung<br />

von Maßnahmen.<br />

Die Interviews mit vielen Vere<strong>in</strong>svertretern haben gezeigt, dass Vere<strong>in</strong>sstrukturen<br />

eher traditionell gewachsen s<strong>in</strong>d. Dieser Prozess kann<br />

systematisch um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkulturelle Perspektive erweitert werden.<br />

Vom Standort der demografischen Entwicklung <strong>in</strong> <strong>Kreis</strong> und Stadt<br />

Offenbach aus betrachtet, ist diese Tätigkeit dr<strong>in</strong>gend erforderlich. Die<br />

Fortsetzung der Vere<strong>in</strong>sarbeit besteht dar<strong>in</strong>, dass immer wieder neue<br />

Mitglieder h<strong>in</strong>zugewonnen werden.<br />

Bei den hier vorgeschlagenen Empfehlungen (diese könnten erweitert<br />

werden) ist e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche und professionelle Begleitung erforderlich.<br />

Das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es solchen Rahmens kann mehr Transparenz<br />

bei den Maßnahmen ermöglichen und auf potenzielle Angebotslücken<br />

zeitnah reagieren. Andernfalls scheitern die Maßnahmen an<br />

äußeren Bed<strong>in</strong>gungen und h<strong>in</strong>terlassen e<strong>in</strong>en negativen Schatten.<br />

1. Schaffung e<strong>in</strong>es Netzwerkes <strong>in</strong>nerhalb der Jugendverbände:<br />

zum Thema <strong>in</strong>terkulturelle Öffnung der Jugendverbände,<br />

<strong>in</strong>sbesondere auf Ortsgeme<strong>in</strong>deebene, d.h. lebensort- und<br />

lebensweltnah.<br />

2. Konzeptionelle Förderung und Initiierung von Kooperationen<br />

zwischen <strong>deutsche</strong>n und türkischen Jugendlichen auf der<br />

Ebene von Mikro-Kle<strong>in</strong>gruppen-Arbeit <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Institutionen wie Bibliotheken und Vere<strong>in</strong>en (es handelt sich<br />

hier um KEINE Sonderbehandlung, sondern bietet die Chance,<br />

die Erwartung, „der andere soll den ersten Schritt machen“, zu<br />

realisieren).<br />

3. Planung und Durchführung von Wettbewerbs-Ausschreibungen<br />

für Schulklassen mit dem Schwerpunkt „Türkisch-Deutsche<br />

Begegnungen“. Dies sollte allerd<strong>in</strong>gs von Anfang bis Ende<br />

von Jugendlichen realisiert, aber professionell begleitet werden.<br />

4. Förderung von Initiativen und E<strong>in</strong>richtungen, die e<strong>in</strong>en<br />

Schwerpunkt zur Gew<strong>in</strong>nung von türkischen Jugendlichen<br />

konzeptionell anstreben bzw. E<strong>in</strong>richtungen / Initiativen dazu<br />

anregen.<br />

5. Für Jugendliche mit Beh<strong>in</strong>derung besondere Maßnahmen<br />

ergreifen, bzw. sich den bestehenden anschlissen und die<br />

Aktivitäten konzeptionell <strong>in</strong>terkulturelle öffnen.<br />

6. Beteiligung <strong>in</strong> Projektwochen <strong>in</strong> der Schule zum Thema<br />

„Lebensentwürfe von Jugendlichen und Familien“ <strong>in</strong> Stadt und<br />

<strong>Kreis</strong> Offenbach, bzw. <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Geme<strong>in</strong>den.<br />

7. Angebote jugendkultureller Medien wie Video, Foto, Film,<br />

Comics, Musik, Theater, Tanz und Sport unterbreiten, dabei<br />

auf türkisch-<strong>deutsche</strong> Tandems bei Jugendlichen achten.


35 Mehrfachnennungen waren möglich.<br />

36 Siehe auch Grafik 4.26<br />

43<br />

5. Deutsche Vere<strong>in</strong>e<br />

Die Datenbasis folgender statistischer Angaben beruht auf 26 von<br />

Vere<strong>in</strong>svertretern ausgefüllten Fragebögen.<br />

5.1 Vere<strong>in</strong>saktivitäten<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des Fragebogens wurde nach der Anzahl der Mitglieder im<br />

befragten Vere<strong>in</strong>, differenziert nach Alter, Geschlecht und Nationalität,<br />

für die Zeit von 1995 bis 2005 gefragt. Diese Frage wurde durchgehend<br />

unvollständig beantwortet. Es wurde darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass<br />

ke<strong>in</strong>e Statistik getrennt nach Nationalität geführt wird. Aus diesem Grunde<br />

ist die statistische Datenlage bezüglich formeller Mitgliedschaft ungenügend.<br />

Deswegen wird hier auf e<strong>in</strong>e statistische Analyse verzichtet.<br />

5.1.1 Was unternehmen Sie, um neue Mitglieder zu werben? 35<br />

46% der Neumitglieder für die<br />

Vere<strong>in</strong>e werden nach Angaben von<br />

Vere<strong>in</strong>svertretern durch „persönliches<br />

Ansprechen“ gewonnen.<br />

35% der Befragten beantworten<br />

diese Frage mit Angabe „trifft eher<br />

zu“. Diese Feststellung ist identisch<br />

mit den im Laufe der Leitfaden<strong>in</strong>terviews<br />

mit den Vere<strong>in</strong>svertretern<br />

gewonnenen Erkenntnissen36<br />

Anwerben: Persönliches Ansprechen<br />

Frage 10<br />

50<br />

46<br />

40<br />

30<br />

35<br />

20<br />

10<br />

12<br />

0<br />

4<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft zu<br />

.<br />

Grafik 5.10.1<br />

Vertreter e<strong>in</strong>es Sportvere<strong>in</strong>s sehen diese Frage aus e<strong>in</strong>em kritischen<br />

Blickw<strong>in</strong>kel:<br />

N.: Da stellt sich e<strong>in</strong>fach die Frage: Warum, wieso? Es muss ja<br />

´ne Grundlage da se<strong>in</strong>, warum wir das wollen, also nicht nur,<br />

also das hat ja mit den Nationalitäten nichts zu tun, das geht<br />

ja um die Sportart eigentlich und ob man sich dementsprechend<br />

dort engagieren möchte, ob man Sport treiben möchte,<br />

da spielt es für uns eigentlich ke<strong>in</strong>e Rolle, welche Nationalität.<br />

Wenn man jemanden ansprechen will, dann muss es auch<br />

irgendwo e<strong>in</strong>en Bedarf dazu geben. Also wir wüssten jetzt<br />

nicht, warum oder welche Liebhabereien türkische K<strong>in</strong>der<br />

haben gegenüber Deutschen oder ob es da Unterschiede gibt<br />

<strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form. Ich denke mal, die K<strong>in</strong>der turnen<br />

genauso gerne, spielen gerne Fußball, würden auch Volleyball<br />

spielen. (Interviewnr. 04, Zeile 41)<br />

Diese ausstehenden Antworten auf die <strong>in</strong> den Interviews eben aufgeworfenen<br />

Fragen deuten auf e<strong>in</strong>e nicht h<strong>in</strong>reichende Reflexion der<br />

Vere<strong>in</strong>sarbeit, weil die Vere<strong>in</strong>sangebote <strong>in</strong> vollem Maße von <strong>deutsche</strong>n<br />

Nutzern angenommen werden, weshalb ke<strong>in</strong> weiterer Bedarf nach<br />

Rekrutierung von türkischen Jugendlichen gesehen wird.<br />

So vermerkt e<strong>in</strong> anderer Vere<strong>in</strong>svertreter folgendes:<br />

A.: Ja, da geht´s um die Jugendlichen, zum<strong>in</strong>dest momentan.<br />

Und wir haben e<strong>in</strong>en regen Zulauf, allerd<strong>in</strong>gs es ist e<strong>in</strong><br />

Kommen und Gehen. (Interviewnr. 04, Zeile 52)<br />

Percent


37 Auch die Eltern haben mehrfach<br />

erwähnt, dass die Vere<strong>in</strong>e sich <strong>in</strong> der<br />

Schule präsentieren sollten, damit<br />

sie von den Vere<strong>in</strong>sangeboten erfahren.<br />

44<br />

Danach wird aufgrund des regen Zulaufes ke<strong>in</strong> weiteres Engagement<br />

als notwendig erachtet.<br />

E<strong>in</strong>e differenzierte Analyse (siehe z.B. Grafik 5.16.1) ergibt jedoch, dass<br />

die Vere<strong>in</strong>e und die türkischen Eltern und Jugendliche schwerlich<br />

zue<strong>in</strong>ander f<strong>in</strong>den.<br />

Der selbe Vere<strong>in</strong>svertreter nennt e<strong>in</strong> weiteres Problem:<br />

A: Das Problem s<strong>in</strong>d dann größtenteils die Eltern, weil sie z.B.<br />

am Fahrdienst nicht teilnehmen.... (Interviewnr. 04, Zeile 52)<br />

Die Öffnung der Vere<strong>in</strong>e schließt gerade solche Problemlagen mit e<strong>in</strong>.<br />

Während die Vere<strong>in</strong>svertreter dieses Problem deutlich artikulieren,<br />

wurde von den Eltern signalisiert, dass sie bereit wären, konkrete Arbeiten,<br />

wie z.B. Fahrdienst, Bierzapfen, zu übernehmen, wenn man<br />

sie e<strong>in</strong>weist. Der fehlende kommunikative Austausch zwischen Eltern<br />

und Vere<strong>in</strong>svertretern führt dazu, dass man von den realen Problemen<br />

nicht erfährt, und dass die Bereitschaft, dieses Problem zu lösen,<br />

gar nicht mehr erkannt wird.<br />

Der selbe Vere<strong>in</strong> hat auch andere Aktivitäten durchgeführt, um Neumitglieder<br />

anzuwerben:<br />

S.: (...) aber wenn man jetzt <strong>in</strong> der Turnsparte bleibt und zu<br />

HipHop geht, da war´s jetzt auch gewesen, dass die Übungsleiter<strong>in</strong><br />

A. (türkische Übungsleiter<strong>in</strong>, C.D.), die ist 16, und hat<br />

<strong>in</strong> der Projektwoche der Schule e<strong>in</strong> Projekt dort angeboten<br />

und dadurch wieder neue Mitglieder geworben. Interessenten,<br />

die sich das e<strong>in</strong> paar mal ansehen wollen und dann sehen,<br />

ob sie Mitglied werden. (Interviewnr. 04, Zeile 32)<br />

Es ist hier zwar nicht e<strong>in</strong>deutig, ob die Übungsleiter<strong>in</strong> türkische Jugendliche<br />

durch dieses Schulprojekt37 angeworben hat, jedenfalls sche<strong>in</strong>t diese<br />

aktive Methode die Interessenten aus der Reserve zu locken.<br />

A: Es wird auch Pressearbeit gemacht. Es ist relativ oft über den<br />

Sport Club S. zu lesen <strong>in</strong> der Lokalseite Dietzenbach über die<br />

verschiedenen Abteilungen, was gemacht worden ist, auch<br />

Wandertreffs und es gibt auch e<strong>in</strong>en gewissen Zeitplan. Man<br />

liest immer sehr sehr oft über den Sport Club S.“ (Interviewnr.<br />

04, Zeile 32).<br />

Die Pressearbeit ist zwar attraktiv für <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>s<strong>in</strong>teressenten,<br />

aber gerade türkische Familien werden von den Lokalzeitungen nicht<br />

tangiert, da die meisten diese Medien als Informationsquelle nicht<br />

nutzen.<br />

Doch diese Vorgehensweisen werden je nach Sportart differenziert. So<br />

wird z.B. für den Bereich Fußball diese Notwendigkeit nicht gesehen.<br />

E<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>svertreter sagt:<br />

A: „Ich b<strong>in</strong> nicht der Me<strong>in</strong>ung, dass wir da jetzt Sonderaktionen<br />

starten müssen, noch mehr, spezifisch bei türkischen Jugendlichen,<br />

die kommen von alle<strong>in</strong>e.<br />

C.D.: Reden sie vom gesamten Vere<strong>in</strong> oder vom Fußball?<br />

A: Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, ich rede jetzt vom Fußball.“ (Interview04, Zeile 44-46).<br />

Neben Fußball gibt es allerd<strong>in</strong>gs auch andere Sportarten und vor allem<br />

kulturelle und soziale Vere<strong>in</strong>e, wo gezielte Werbeaktionen auf jeden Fall<br />

notwendig s<strong>in</strong>d, um das Interesse für diese Vere<strong>in</strong>e zu wecken.


45<br />

Anwerben: Mund-zu-Mund- Propaganda Die kommunikative Methode der<br />

Frage 10<br />

Mund-zu-Mund-Propaganda wird<br />

50<br />

46<br />

46 gleichmäßig häufig von den<br />

40<br />

Vere<strong>in</strong>svertretern zum Anwerbe<br />

30<br />

neuer Mitglieder e<strong>in</strong>gesetzt. 46%<br />

sagen „trifft eher zu“ und 46% ge-<br />

20<br />

ben an „trifft zu“. Hier sche<strong>in</strong>en die<br />

10<br />

direkten kommunikativen Methoden<br />

die ergiebigsten zu se<strong>in</strong>.<br />

0<br />

4<br />

Trifft nicht zu Trifft eher zu Trifft zu Je mehr die Anwerbung durch<br />

Grafik 5.10.2<br />

Nicht-Vere<strong>in</strong>sfuktionäre vollzogen<br />

wird, um so ger<strong>in</strong>ger ist der Erfolg des direkt-kommunikativen<br />

Ansprechens. Die Nennungen verteilen sich auf mehrere Angaben. Wie<br />

<strong>in</strong> dieser Grafik ersichtlich, s<strong>in</strong>kt die Höhe der Angabe zugunsten mehrerer<br />

Nennungen. Während die Vere<strong>in</strong>svertreter durch direktes Ansprechen<br />

e<strong>in</strong>e Erfolgsquote von 80% – 90% (Grafik 5.10.1 und 5.10.2)<br />

verzeichnen, s<strong>in</strong>kt diese auf 62%, wenn Mitglieder neue Mitglieder<br />

anwerben. Der persönliche E<strong>in</strong>satz von Vere<strong>in</strong>sfunktionären ist hier<br />

e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong> Vorreiter im Anwerben neuer Mitglieder.<br />

Percent<br />

Percent<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Anwerben: Mitglieder werben neue Mitglieder<br />

8<br />

15<br />

Frage 10<br />

31<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft zu<br />

Grafik 5.10.3 Grafik, 5.10.4<br />

31<br />

Percent<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Anwerben: Informationsveranstaltung<br />

15<br />

12<br />

Frage 10<br />

31<br />

35<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft zu<br />

Je <strong>in</strong>direkter die Anwerbung gestaltet wird, desto häufiger wird angegeben,<br />

dass es nicht zutreffe, durch <strong>in</strong>direkte Kommunikationsformen<br />

neue Mitglieder werben zu können. Hier liegt die Quote <strong>in</strong>sgesamt bei<br />

27% (15% trifft nicht zu + 12% trifft eher nicht zu). Diese Feststellungen<br />

werden bei der Diskussion, wie Vere<strong>in</strong>e türkische Jugendliche oder<br />

Familien anwerben können, von großer Bedeutung se<strong>in</strong>. Denn zwischen<br />

<strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>snutzern und türkischer Bevölkerung, so hat<br />

es sich <strong>in</strong> den Informationsgesprächen ergeben, besteht e<strong>in</strong>e soziale<br />

Distanz. Diese Distanz kann jedoch am effektivsten durch persönliches<br />

Ansprechen m<strong>in</strong>imiert werden.<br />

5.1.2 Gab es Beschwerden über die Höhe der Mitgliedsbeiträge?<br />

Türkische Eltern haben ihr zurückhaltendes Engagement für die Vere<strong>in</strong>e<br />

häufig damit begründet, dass die Mitgliedsbeiträge zu hoch se<strong>in</strong>.<br />

Die Angaben der Vere<strong>in</strong>svertreter bestätigen jedoch diese Aussage<br />

nicht, da 92% von ihnen angeben, dass türkische Eltern sich nicht über<br />

die Höhe des Mitgliedsbeitrages beschwert hätten. Dieser im ersten


46<br />

Percent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Beschw. über die Höhe der Beiträge von ...<br />

92<br />

Ne<strong>in</strong><br />

türkischen Eltern<br />

Frage 12<br />

Grafik 5.12.1 Grafik 5.12.2<br />

Ja<br />

Beschw. über die Höhe der Beiträge von ...<br />

türkischen Jugendlichen<br />

Ke<strong>in</strong>e Angabe<br />

Moment widersprüchlich ersche<strong>in</strong>ende Sachverhalt ist dah<strong>in</strong>gehend<br />

zu verstehen, dass diejenigen Eltern, die sich beschwert haben, nicht<br />

<strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>en aktiv s<strong>in</strong>d. Es handelt sich vermutlich um die wenigen<br />

Eltern, die sich f<strong>in</strong>anziell leisten können, ihre K<strong>in</strong>der im Vere<strong>in</strong><br />

anzumelden, bzw. aus Gründen des Gesichtsverlustes tragen die Eltern<br />

diese Beschwerde den Vere<strong>in</strong>svertretern nicht vor. Sowohl <strong>in</strong> den<br />

Informationsgesprächen als auch <strong>in</strong> der Fragebogenerhebung konnten<br />

die Eltern diese Kritik anonym äußern.<br />

Nicht nur die Eltern haben sich der Kritik bezüglich der Höhe des Mitgliedsbeitrages<br />

gegenüber den Vere<strong>in</strong>svertretern enthalten, sondern<br />

auch die Jugendlichen. Dennoch ist an diesen Angaben ke<strong>in</strong>e<br />

Widersprüchlichkeit festzustellen, sondern es geht eher um noch ausstehende<br />

Gespräche zwischen Vere<strong>in</strong>svertretern und türkischen Eltern<br />

bzw. Jugendlichen.<br />

5.1.3 Wurde bisher <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>sgremien über die <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Öffnung des Vere<strong>in</strong>s, d.h. über die Gew<strong>in</strong>nung von türkischen<br />

Jugendlichen für den Vere<strong>in</strong>, gesprochen?<br />

Diese Frage sche<strong>in</strong>t für 73% der befragten Vere<strong>in</strong>svertreter ke<strong>in</strong>e Bedeutung<br />

zu haben. Diese E<strong>in</strong>stellung könnte e<strong>in</strong> Grund dafür se<strong>in</strong>,<br />

weshalb e<strong>in</strong> Großteil <strong>deutsche</strong>r Vere<strong>in</strong>svertreter zur türkischen Bevöl-<br />

Gew<strong>in</strong>nung von türk. Jugendl.: kerung ke<strong>in</strong>e direkte Kommunika-<br />

Wurde darüber gesprochen? tion pflegt. Dabei wurden <strong>in</strong> der<br />

Frage 14<br />

Grafik 5.10.1 – 5.10.4 die Aussagen<br />

80<br />

73<br />

summiert, dass durch direkten<br />

60<br />

Kontakt die meisten Mitglieder<br />

angeworben wurden. Es bedarf<br />

40<br />

also e<strong>in</strong>er differenzierten Wahr-<br />

20<br />

27<br />

nehmung und aktiver Handlungen.<br />

Dies soll die Vere<strong>in</strong>e für die<br />

0<br />

Ne<strong>in</strong><br />

Ja Menschen öffnen, die nicht über<br />

Grafik 5.14.1<br />

das Wissen verfügen, wie man den<br />

üblichen Weg <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det, und nicht als e<strong>in</strong> „Zusatzbonbon“<br />

für die Türken zu verstehen se<strong>in</strong> soll.<br />

In e<strong>in</strong>em schriftlichen Kommentar zu dieser Frage hat e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>svertreter<br />

folgendes vermerkt: „Spezielle Nationalitäten s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong><br />

Thema. Bei uns kann jeder Tischtennis spielen.“ (Fragebogennr. 26).<br />

Diese Sichtweise der Selbstverständlichkeit hat ihre Berechtigung. Den-<br />

Percent<br />

P<br />

e<br />

r<br />

c<br />

e<br />

n<br />

t<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

96<br />

Ne<strong>in</strong>


47<br />

noch: entscheidend ist die Frage, ob die Eltern von dieser Möglichkeit<br />

wissen. S<strong>in</strong>d ihnen die Anmeldemodalitäten bekannt? Wissen sie, wo<br />

der Vere<strong>in</strong> ist? Können sie den Vere<strong>in</strong>szweck nachvollziehen? Mit diesen<br />

Fragen sche<strong>in</strong>en sich 73% der Vere<strong>in</strong>svertreter noch nicht befasst<br />

zu haben.<br />

5.1.4 Was erhoffen Sie sich von e<strong>in</strong>er solchen Öffnung?<br />

Die Ergebnisse <strong>in</strong> der Grafik 5.15.1 korrelieren mit den vorangegangenen<br />

Angaben, wonach die <strong>in</strong>terkulturelle Öffnung für die Vere<strong>in</strong>svertreter<br />

ke<strong>in</strong> Thema war. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit von 27% trifft die<br />

Aussage, dass es um <strong>Integration</strong> g<strong>in</strong>ge bei der Diskussion um Öffnung<br />

des Vere<strong>in</strong>s. Immerh<strong>in</strong> machen 31% ke<strong>in</strong>e Angaben. Dies deutete<br />

daraufh<strong>in</strong>, dass man sich darüber ke<strong>in</strong>erlei Gedanken gemacht hat.<br />

P<br />

e<br />

r<br />

c<br />

e<br />

n t<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

4<br />

Von Öffnung erhoffe ich ...<br />

Förderung der <strong>Integration</strong><br />

15<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft zu<br />

Grafik 5.15.1 Grafik 5.15.2<br />

Aus der Grafik 5.15.2 ist ersichtlich, dass mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Öffnung der Mitgliederschwund nicht ausgeglichen werden will. Bedenkt<br />

man die demografische Entwicklung, wonach bspw. <strong>in</strong> Offenbach-Stadtmitte<br />

über die Hälfte der Jugendlichen nicht-<strong>deutsche</strong>r<br />

Herkunft s<strong>in</strong>d, ist diese Wahrnehmung der Vere<strong>in</strong>svertreter nicht auf<br />

die Bedürfnisse der Menschen konzentriert, sondern sie streifen nur<br />

diese Realität. Das abstrakte Bekenntnis, für alle Nationalitäten offen<br />

zu se<strong>in</strong>, mag die Gemüter beruhigen, aber hat ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss darauf,<br />

ob potenzielle Nutzer tatsächlich den Weg <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>den.<br />

Dies belegt, dass darüber <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>sgremien nicht diskutiert wurde.<br />

E<strong>in</strong>e Sensibilisierung der Vere<strong>in</strong>svertreter ist aber unabd<strong>in</strong>gbar,<br />

da die Vere<strong>in</strong>e nur dadurch ihrem öffentlich- zivilgesellschaftlichen<br />

Auftrag gerecht werden können.<br />

5.1.5 Berücksichtigen Sie bei der<br />

Entwicklung Ihrer Angebote die<br />

Besonderheiten und Wünsche<br />

türkischer Jugendlicher und ihrer<br />

Familien?<br />

Etwa e<strong>in</strong> Drittel (31%) der befragten<br />

Vere<strong>in</strong>svertreter geben an, dass sie die<br />

Wünsche von türkischen Jugendlichen<br />

nicht berücksichtigen, und 35%<br />

geben an, nicht zu wissen, ob sie dies<br />

tun. Diese Angaben deuten daraufh<strong>in</strong>,<br />

23<br />

27<br />

P<br />

e<br />

r<br />

c<br />

e<br />

n t<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Percent<br />

27<br />

Von Öffnung erhoffe ich ...<br />

Ausgleich des Mitgliederverlusts<br />

23<br />

Frage 15<br />

Trifft nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Grafik 5.16.1<br />

8<br />

4<br />

Trifft zu<br />

Berücksichtigen Sie die Wünsche<br />

türkischer Jugendlicher?<br />

31<br />

Ne<strong>in</strong><br />

8<br />

Frage 16<br />

35<br />

Manchmal Weiß nicht<br />

12<br />

Ja


38 Zwar hat e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>svertreter (siehe<br />

Grafik 4.14.1) betont, dass der Vere<strong>in</strong> für<br />

alle Nationalitäten offen stehe, jedoch<br />

deutet dieser H<strong>in</strong>weis eher auf e<strong>in</strong><br />

abstraktes Bekenntnis, weniger auf<br />

pragmatische Überlegungen.<br />

48<br />

dass die Vere<strong>in</strong>e eher verschlossen s<strong>in</strong>d, und die Bevölkerungsentwicklung<br />

nicht so sehr zum Gegenstand ihrer konzeptionellen und<br />

<strong>in</strong>haltlichen Arbeit gemacht haben38 . Bedenkt man bei dieser Analyse,<br />

dass es vermutlich eher an migrantischen bzw. türkischen Jugendlichen<br />

<strong>in</strong>teressierte Vere<strong>in</strong>e waren, die den Fragebogen ausgefüllt haben,<br />

so erstaunt dieses Ergebnis um so mehr. Vere<strong>in</strong>e, die den Bogen<br />

nicht ausgefüllt haben, s<strong>in</strong>d demnach von diesem Thema noch weit<br />

entfernt. Bei der Umsetzung der Maßnahmen-Empfehlungen sollten<br />

aber alle Vere<strong>in</strong>e konzeptionell berücksichtigt werden. Dabei geht es<br />

darum, die allgeme<strong>in</strong>e abstrakte Aussage, „für alle Menschen da zu<br />

se<strong>in</strong>“, <strong>in</strong> praxisnahe Konzepte umzuwandeln.<br />

E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit von 12% gibt an, die Wünsche türkischer Jugendlicher<br />

bei der Vere<strong>in</strong>sarbeit zu berücksichtigen. Diese Vere<strong>in</strong>e<br />

könnten e<strong>in</strong>e primäre Multiplikatorenrolle spielen, <strong>in</strong>dem sie dah<strong>in</strong>gehend<br />

unterstützt werden, wenn sie ihr Konzept faktisch umsetzen<br />

wollen. (Siehe auch Frage 30).<br />

5.1.6 Stehen Sie e<strong>in</strong>er Öffnung Ihres Vere<strong>in</strong>s für türkische Jugendliche<br />

generell positiv gegenüber?<br />

Positive E<strong>in</strong>stellung zur Öffnung Je allgeme<strong>in</strong>er die Fragen an die<br />

des Vere<strong>in</strong>s für türkische Jugendliche? Vere<strong>in</strong>svertreter s<strong>in</strong>d, umso hö-<br />

Frage 17<br />

her fallen die positiven Antwor-<br />

100<br />

ten aus. Bei dieser Frage antwor-<br />

80<br />

85 ten 85% e<strong>in</strong>deutig mit „ja“. Denn<br />

60<br />

damit hat man sich noch lange zu<br />

nichts verpflichtet und braucht<br />

40<br />

auch ke<strong>in</strong>e konkreten Maßnah-<br />

20<br />

men zu benennen, die man<br />

0<br />

durchgeführt hat, um diese posi-<br />

Manchmal Weiß nicht Ja<br />

Grafik 5.17.1<br />

tive E<strong>in</strong>stellung umzusetzen. Die<br />

allgeme<strong>in</strong>e Bejahung kann aber<br />

auch als e<strong>in</strong> klares Zeichen für <strong>in</strong>terkulturelle Öffnung gewertet werden.<br />

Es s<strong>in</strong>d nur noch entsprechende Maßnahmen e<strong>in</strong>zuleiten, um das<br />

Interesse der Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Richtung <strong>in</strong>terkultureller Öffnung herauszufordern.<br />

Percent<br />

5.1.7 Wünschen Sie e<strong>in</strong>e Kooperation mit türkischen Vere<strong>in</strong>en?<br />

E<strong>in</strong>e Kooperation mit ethnisch ho-<br />

Wünschen Sie Kooperation mit türk. Vere<strong>in</strong>en?<br />

mogenen türkischen Vere<strong>in</strong>en<br />

Frage 19<br />

43<br />

könnte dem Öffnungsprozess von<br />

<strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en dienlich se<strong>in</strong>.<br />

42<br />

42<br />

42% der befragten Vere<strong>in</strong>svertreter<br />

stehen dieser Idee positiv gegenü-<br />

41<br />

ber, während 38% sie ablehnen. Es<br />

40<br />

handelt sich nur um e<strong>in</strong>e hypothe-<br />

P<br />

e<br />

r<br />

39<br />

tische Frage. Dennoch ist es erstaunlich,<br />

dass fast die Hälfte der<br />

c<br />

e<br />

n<br />

t 38<br />

38<br />

Ne<strong>in</strong><br />

Ja<br />

befragten Vere<strong>in</strong>svertreter diese Grafik 5.19.1<br />

Frage mit „ne<strong>in</strong>“ beantwortet hat. Es könnten Konkurrenzgedanken


39 Es handelt sich um die Frage 26,<br />

irrtümlich steht <strong>in</strong> der Grafik „Frage 1“<br />

49<br />

dah<strong>in</strong>ter vermutet werden. Dabei sollte es darum gehen, dass die <strong>deutsche</strong>n<br />

Vere<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>en Zugang zur türkischen Klientel f<strong>in</strong>den. Es ist also<br />

e<strong>in</strong> gewagter Versuch, sich auf das Terra<strong>in</strong> anderer Vere<strong>in</strong>skulturen<br />

zu begeben, und sich dort zu präsentieren. Dieser Schritt entspricht<br />

nicht den Anwerbemodalitäten, die man als Vere<strong>in</strong> bislang traditionell<br />

praktiziert hat. Das bürgerschaftliche Engagement könnte aber<br />

auch andere Wege gehen.<br />

5.2. Vere<strong>in</strong>smitglieder<br />

5.2.1 Haben <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>smitglieder türkische Jugendliche als<br />

Mitglieder angeworben?<br />

Es wurde mehrfach betont, dass<br />

Haben <strong>deutsche</strong> Mitglieder türkische<br />

Mund-zu-Mund-Propaganda die<br />

Jugendliche angeworben?<br />

wirksamste Methode ist, um Neumitglieder<br />

anzuwerben. Doch die-<br />

50<br />

Frage 21<br />

se aktive Methode hat bei den<br />

40<br />

42<br />

Vere<strong>in</strong>smitgliedern nur e<strong>in</strong>en mä-<br />

30<br />

31<br />

ßigen Erfolg von 12% „ja“ zu ver-<br />

20<br />

zeichnen. 42% geben e<strong>in</strong>deutig<br />

„ne<strong>in</strong>“ an und 31% „wissen nicht“,<br />

P<br />

e<br />

r 10<br />

c<br />

e<br />

n<br />

t 0<br />

12<br />

ob die <strong>deutsche</strong>n Mitglieder tür-<br />

Ne<strong>in</strong><br />

Ja Weiß nicht<br />

kische Mitglieder angeworben ha- Grafik 5.21.1<br />

ben oder nicht. Danach ist die Methode der Anwerbung <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong> unterbelichtetes Thema.<br />

5.3. Türkische Jugendliche<br />

5.3.1 Welche Aktivitäten haben Sie bereits unternommen, damit türkische<br />

Jugendliche vermehrt Ihre Vere<strong>in</strong>sangebote annehmen?<br />

P<br />

e<br />

r<br />

c<br />

e<br />

n<br />

t<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Welche Aktivitäten unternommen:<br />

Türk. Jugendliche direkt angesprochen<br />

35<br />

Frage 1<br />

4<br />

Trifft nicht zuTrifft<br />

eher nicht zu Trifft eher zu<br />

8<br />

P<br />

e<br />

r<br />

c<br />

e<br />

n<br />

t<br />

Welche Aktivitäten unternommen:<br />

Ke<strong>in</strong>e<br />

Trifft nicht zu<br />

Frage 26<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft zu<br />

Grafik<br />

Durch direktes Ansprechen werden die meisten Mitglieder angeworben,<br />

aber diese Methode wird bei türkischen Jugendlichen (Grafik<br />

5.26.1) nur mit 8% beziffert. Immerh<strong>in</strong> geben 35% an, dass sie türkische<br />

Jugendliche nicht direkt angesprochen haben. Die pathetische<br />

Zustimmung <strong>in</strong> der Grafik 5.17.1. wird hiermit <strong>in</strong> Frage gestellt, wenn<br />

es um Reflexion konkreter Anwerbe-Maßnahmen geht. Dieses klare<br />

Bild zeigt die dr<strong>in</strong>gende Notwendigkeit, mit den Vere<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>sam<br />

praktische Anwerbungen zu überlegen bzw. diese umzusetzen.<br />

39 5.26.1 Grafik 5.26.2<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

4<br />

12<br />

46


40 Dem steht allerd<strong>in</strong>gs die verschw<strong>in</strong>dend<br />

ger<strong>in</strong>ge Anzahl türkischer Jugendlicher <strong>in</strong><br />

<strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en gegenüber.<br />

50<br />

In der Grafik 5.26.2 werden die Anwerbebemühungen noch deutlicher.<br />

46% geben an, ke<strong>in</strong>e spezifischen Aktivitäten durchgeführt zu haben,<br />

um türkische Jugendliche anzuwerben. Danach gehen die Vere<strong>in</strong>e<br />

davon aus, dass die türkischen Eltern genauso gut über das Vere<strong>in</strong>swesen<br />

<strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d wie die <strong>deutsche</strong> Bevölkerung. Deswegen sche<strong>in</strong>en<br />

ihnen spezifische Bemühungen nicht erforderlich zu se<strong>in</strong>, um türkische<br />

Jugendliche für die Vere<strong>in</strong>e zu gew<strong>in</strong>nen40 .<br />

5.3.2 Was vermuten Sie, weshalb türkischstämmige Jugendliche Ihre<br />

Vere<strong>in</strong>sangebote nicht wahrnehmen?<br />

Mit dieser Frage sollte der Umgang zwischen <strong>deutsche</strong>n und türkischen<br />

Mitgliedern beleuchtet sowie aus Sicht der Vere<strong>in</strong>svertreter Informationen<br />

über deren Psychodynamik gewonnen werden.<br />

P<br />

e<br />

r<br />

c<br />

e<br />

n t<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

12<br />

E<strong>in</strong>druck des Mite<strong>in</strong>anders:<br />

"Deutsche s<strong>in</strong>d distanziert"<br />

Frage 28<br />

23<br />

Trifft nicht zu Trifft eher nicht zu Trifft eher zu<br />

Grafik 5.28.1 Grafik 5.28.2<br />

4<br />

E<strong>in</strong>druck des Mite<strong>in</strong>anders:<br />

"Türken s<strong>in</strong>d distanziert"<br />

Frage 28<br />

Trifft nicht zu Trifft eher nicht zu Trifft eher zu<br />

Danach ist zu verzeichnen, die Jugendlichen e<strong>in</strong>ander gegenüber eher<br />

nicht distanziert s<strong>in</strong>d. Es ist auffällig, dass etwa 40% der befragten<br />

Vere<strong>in</strong>svertreter diese Frage beantwortet haben. Die restlichen Vere<strong>in</strong>svertreter<br />

haben entweder ke<strong>in</strong>erlei Beobachtungen gemacht oder waren<br />

nicht willens, ihre Sichtweise zu dokumentieren. Dieses Ergebnis<br />

deutet auf e<strong>in</strong>e Zurückhaltung der Vere<strong>in</strong>svertreter, wenn es um spezifischen<br />

sozialen Umgang türkischer Vere<strong>in</strong>smitglieder mit <strong>deutsche</strong>n<br />

Vere<strong>in</strong>smitgliedern geht. Sie sehen vermutlich ihre Aufgabe <strong>in</strong> der<br />

Wahrnehmung klar def<strong>in</strong>ierter Vere<strong>in</strong>sziele, jedoch nicht <strong>in</strong> der Begleitung<br />

psycho-sozialer Dynamik. Vermutlich s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong>dividuell auch<br />

überfordert, um diese Aufgabe zu bewältigen. Im Rahmen der Umsetzung<br />

der Empfehlungen sollte dieses Thema auch besprochen werden.<br />

5.3.3 Berücksichtigen Sie kulturelle und religiöse Eigenarten und<br />

Wünsche von türkischen Jugendlichen<br />

bei der Planung und<br />

türkischer Jugendlicher?<br />

Umsetzung Ihrer Angebote?<br />

40<br />

Frage 30<br />

In e<strong>in</strong>er ähnlichen Version wurde diese<br />

38<br />

38<br />

Frage bereits unter der Fragenummer 16<br />

36<br />

gestellt (siehe Grafik 5.16.1). Dort wa-<br />

34<br />

ren mehrere Antwortalternativen mög-<br />

32<br />

P<br />

lich. An dieser Grafik ist abzulesen, dass<br />

e<br />

r<br />

c 30<br />

e<br />

38% der befragten Vere<strong>in</strong>svertreter die-<br />

n<br />

t 28<br />

Ne<strong>in</strong><br />

se Frage mit e<strong>in</strong>em klaren „ne<strong>in</strong>“ be- Grafik 5.30.1<br />

P<br />

e<br />

r<br />

c<br />

e<br />

n t<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

12<br />

19<br />

12<br />

Berücksichtigen Sie die Wünsche<br />

31<br />

Ja


41 Quantitativ haben die Ne<strong>in</strong>sager selten<br />

e<strong>in</strong>e Begründung genannt.<br />

51<br />

antworten, während 31% „ja“ sagen. Der fehlende Wert liegt damit bei<br />

31%. Verschiedene Ursachen können vorliegen. Um e<strong>in</strong>ige zu nennen:<br />

Man hat sich mit der Thematik nicht befasst.<br />

Angebote werden nicht auf Planungen zurückgeführt, sondern<br />

die Nachfrage entscheidet.<br />

Türkische Jugendliche oder Eltern haben sich nie zu Wort<br />

gemeldet.<br />

Man geht davon aus, dass die Wünsche von Türken und<br />

Deutschen die gleichen s<strong>in</strong>d.<br />

Angesichts dieser Überlegungen können ke<strong>in</strong>e sozio-kulturellen Differenzierungen<br />

<strong>in</strong> der Planung und Durchführung der Angebote berücksichtigt<br />

werden. Die öffentlich-adm<strong>in</strong>istrative Förderung der Vere<strong>in</strong>e<br />

sollte aber auch darauf achten, dass niemand im Rahmen der<br />

Vere<strong>in</strong>sangebote zurückgelassen wird.<br />

5.3.4 Könnten Sie sich türkische Jugendliche bzw. türkische Mitglieder im<br />

Vorstand bzw. <strong>in</strong> anderen Gremien Ihres Vere<strong>in</strong>es vorstellen?<br />

Die Antwortangaben „ja“ bzw. „ne<strong>in</strong>“ aus der vorangegangenen Frage<br />

(siehe Grafik 4.30.1) wurde wie folgt begründet41 .<br />

Ja<br />

Selbstverständlich, auf diese Weise kann man evtl. Probleme<br />

besser angehen, und wir erreichen unsere Vere<strong>in</strong>smitglieder<br />

auch trotz sprachlicher Schwierigkeiten<br />

Ja, wenn sie <strong>in</strong> jeglicher H<strong>in</strong>sicht den <strong>deutsche</strong>n Lebensgewohnheiten<br />

angepasst leben<br />

Ist bereits realisiert. Spielausschussvorsitzender, Mitglied<br />

Spielausschuss, Vergnügungsausschuss, Kapitän<br />

Weil sie die gleichen Vere<strong>in</strong>sziele verfolgen wie die anderen<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>en Unterschied zwischen Deutschen und Türken<br />

Wer mitarbeitet, ist willkommen<br />

Solange sie die freiheitliche Grundordnung der BRD beachten:<br />

gerne<br />

Wenn fachliches Interesse und Kompetenz vorliegt, können<br />

auch Ausländer und türkische Jugendliche Vorstandsämter<br />

übernehmen<br />

Ja, ganz allmählich fangen islamisch gekleidete Frauen mit<br />

nordic walk<strong>in</strong>g an. Bei Tennis ist noch immer Eigen<strong>in</strong>itiative<br />

gefragt<br />

Das sportliche Interesse reicht über die Kulturen h<strong>in</strong>weg, und<br />

außerdem lernt man so neue Gesichtspunkte kennen<br />

Wenn sich jemand für die Sache <strong>in</strong>teressiert, ist es mir egal,<br />

welcher Nationalität er angehört .<br />

Ne<strong>in</strong><br />

Wenn wir Türken hätten, könnte ich mir die Mitarbeit im<br />

Vorstand vorstellen<br />

Ke<strong>in</strong>e Resonanz<br />

Es gibt zu wenig türk. Jugendliche die mitwirken, und die, die<br />

s<strong>in</strong>gen, s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e Vorstandsarbeit zu jung


42 Diese Vorgehensweise ist ganz im S<strong>in</strong>ne<br />

des bürgerschaftlichen Engagements.<br />

52<br />

Insgesamt lässt sich e<strong>in</strong> wohlwollender Tenor der Vere<strong>in</strong>svertreter feststellen,<br />

es s<strong>in</strong>d jedoch e<strong>in</strong>ige „fe<strong>in</strong>e Sticheleien“ zu verzeichnen. So<br />

z.B. die Aussage, „wenn sie <strong>in</strong> jeglicher H<strong>in</strong>sicht den <strong>deutsche</strong>n Lebensgewohnheiten<br />

angepasst haben.“ Dies kann e<strong>in</strong>e Kommunikation ad<br />

absurdum führen, kann aber auch unter Beachtung des gegenseitigen<br />

Respekts e<strong>in</strong>e pragmatische Diskussion fördern. Die Chance liegt nun<br />

dar<strong>in</strong>, durch die kooperative Zusammenarbeit mit den Vere<strong>in</strong>svertretern<br />

eher den pragmatischen Weg zu gehen42 . Die Schwierigkeit<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkulturellen Kommunikation liegt gerade dar<strong>in</strong>, aufzudecken,<br />

weshalb die sozialen Lebensgewohnheiten des Anderen zunächst fremd<br />

und bedrohlich empfunden werden.<br />

5.4. <strong>Integration</strong> türkischer Jugendlicher<br />

5.4.1 In welchem Maße ist das Thema der <strong>Integration</strong> türkischer<br />

Jugendlicher <strong>in</strong> <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e für Sie wichtig?<br />

Um e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Me<strong>in</strong>ungsbild der Vere<strong>in</strong>svertreter zur Fragestellung<br />

dieser Studie zu erhalten, wurde abschließend danach gefragt.<br />

In welchem Maße ist Ihnen die <strong>Integration</strong> Insgesamt haben 88% der Befrag-<br />

türkischer Jugendlicher wichtig? ten ihre Me<strong>in</strong>ung dazu geäußert.<br />

Frage 36<br />

50<br />

Dieser Wert ist wichtig, da bei vie-<br />

40<br />

len anderen Fragen die Beantwor-<br />

30<br />

38<br />

tungshäufigkeit wesentlich darun-<br />

20<br />

23<br />

ter lag. Danach sagen 38%, dass<br />

10<br />

15<br />

12<br />

es ihnen „<strong>in</strong> hohem Maße“ und<br />

0<br />

23%, dass es ihnen „im mittleren<br />

Maße“ die <strong>Integration</strong> türkischer<br />

Jugendlicher <strong>in</strong> die <strong>deutsche</strong>n<br />

Grafik 5.36.1<br />

Vere<strong>in</strong>e wichtig ist. Mit diesem<br />

Me<strong>in</strong>ungsbild haben sie sich auch<br />

der Verantwortung gestellt, sich <strong>in</strong>terkulturell zu öffnen. Außenstehende<br />

Personen können den Vere<strong>in</strong>svertretern diese Aufgabe nicht abnehmen.<br />

Zwar zeigen sich <strong>in</strong>sgesamt 27% „<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Maße“ bzw. „überhaupt<br />

nicht“ <strong>in</strong>teressiert an der <strong>Integration</strong> türkischer Jugendlicher <strong>in</strong> die<br />

<strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>e, dies soll die vielfältige Me<strong>in</strong>ungs- und Schwerpunktfreiheit<br />

im Vere<strong>in</strong>swesen dokumentieren. Dem ist nichts entgegenzusetzen.<br />

Percent<br />

Überhaupt nicht<br />

In ger<strong>in</strong>gem Maße<br />

In mittlerem Maße<br />

In hohem Maße<br />

5.5 Handlungsempfehlung – Vere<strong>in</strong>e<br />

1. Das E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den von türkischen Familien <strong>in</strong> die Ortsvere<strong>in</strong>e sollte<br />

grundsätzlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> ganzheitliches Konzept der Vere<strong>in</strong>sarbeit im<br />

<strong>Kreis</strong> und <strong>in</strong> der Stadt Offenbach aufgenommen werden.<br />

2. Kommunale Förderkriterien sollten (Jugend-)Vere<strong>in</strong>e auch an<br />

der <strong>in</strong>haltlichen und an der quantitativen Beteiligung migrantischer<br />

(türkischer) Jugendlicher messen und so Vere<strong>in</strong>e motivieren,<br />

sich <strong>in</strong>terkulturell zu öffnen (<strong>in</strong> Orientierung an der kommunalen<br />

Mädchenförderung im Rahmen der Jugendarbeit nach<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfegesetz). Das erfordert ke<strong>in</strong>esfalls mehr<br />

Geld, sondern es handelt sich um zielgerichtete Förderung).


53<br />

3. Über Alternativ-F<strong>in</strong>anzierungen von Projekten, z.B. über die<br />

Robert-Bosch-Stiftung oder die Stiftung Jugendmarke, sollte<br />

genauso nachgedacht werden wie über Aktivitäten mit dem<br />

Ziel Fund-Rais<strong>in</strong>g.<br />

4. Es bedarf grundsätzlich e<strong>in</strong>er Evaluation des (Jugend-<br />

)Vere<strong>in</strong>swesens, um traditionell gewachsene und unveränderlich<br />

ersche<strong>in</strong>ende Vere<strong>in</strong>sstrukturen zugunsten e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Öffnung zu durchleuchten. Gleichwohl im nächsten<br />

Schritt ist über e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>swesen nachzudenken, das konzeptionell<br />

<strong>in</strong>terkulturell ausgerichtet ist.<br />

5. Sensibilisierung <strong>deutsche</strong>r Vere<strong>in</strong>svertreter sowohl auf Geme<strong>in</strong>de-<br />

als auch auf <strong>Kreis</strong>ebene für Fortbildungen und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

zum Thema „Öffnung des Vere<strong>in</strong>s für türkische Jugendliche“,<br />

evtl. mit kommunalem (siehe oben) f<strong>in</strong>anziellen Anreiz. (Dabei<br />

geht es nicht um Intervention <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>shoheit, sondern um<br />

Wissensvermittlung). In diesem Kontext kann auch mit der<br />

örtlichen Volkshochschule zusammengearbeitet werden.<br />

6. Vere<strong>in</strong>svertreter können Deutsch- und/oder <strong>Integration</strong>skurse<br />

aufsuchen und ihre Vere<strong>in</strong>saktivitäten bekannt geben sowie<br />

neue Mitglieder werben.<br />

7. Für Fortbildungen können sowohl Fortbilder/Tra<strong>in</strong>er auf dem<br />

freien Markt angeworben oder auch aus dem Pool vorhandener<br />

Kompetenzen vor Ort oder im Vere<strong>in</strong> rekrutiert werden.<br />

8. Aktivitäten der Vere<strong>in</strong>e sollten auf Geme<strong>in</strong>deebene der türkischstämmigen<br />

Bevölkerung durch Zugehen der Vere<strong>in</strong>svertreter auf<br />

die Familien bekannt gemacht werden.<br />

Diese Aktivitäten bilden konkrete Anlässe zum <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Dialog im Rahmen des Vere<strong>in</strong>s (dieser Wunsch wurde <strong>in</strong> den<br />

Interviews mit Eltern und Jugendlichen mehrfach betont). Vor<br />

Ort und unter E<strong>in</strong>beziehen von Beteiligten können fehlende und<br />

gewünschte Kommunikationsstrukturen entwickelt, d.h. e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>terkulturelles Bewusstse<strong>in</strong> <strong>in</strong>itiiert werden. Sonstige abstrakte<br />

Bekenntnisse landen bekanntlich <strong>in</strong> der Sackgasse.<br />

9. Im Jahresrückblick sollten türkisch-<strong>deutsche</strong> Perspektiven im<br />

Vere<strong>in</strong> thematisiert und im Jahresbericht dokumentiert<br />

werden. Dabei können e<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>weise zur Vere<strong>in</strong>saktivität <strong>in</strong><br />

den Jahresberichten <strong>in</strong> türkischer Sprache verfasst se<strong>in</strong>.<br />

10. Von e<strong>in</strong>em kreis- bzw. stadtweiten Gesamtkonzept der Öffnung<br />

der Vere<strong>in</strong>e ist aufgrund der Interviews mit den Familien<br />

und Jugendlichen abzusehen, denn die Aktivität wird lebensortnah<br />

gewünscht. Außerdem können die Familien für Vere<strong>in</strong>saktivitäten<br />

gewonnen werden, wenn sie sich im vertrauten<br />

Raum und <strong>in</strong> vertrauter Geselligkeit bef<strong>in</strong>den.<br />

11. Vere<strong>in</strong>e sollen sich und ihre Angebote auf <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Festen präsentieren und türkische Familien anwerben.<br />

12. Mit <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>svertretern sollten gezielte Fortbildung<br />

oder Schulungen zum Anwerben türkischer Familien durchgeführt<br />

werden. Diese Projekte sollten wissenschaftlich begleitet<br />

werden.


54<br />

13. Fortbildungsthemen könnten se<strong>in</strong>:<br />

Spezielles Anwerben von K<strong>in</strong>dern- und Jugendlichen, von<br />

Mädchen, von Müttern<br />

14. B<strong>in</strong>ationale Ehen und Partnerschaften bzw. deren K<strong>in</strong>der für<br />

Vere<strong>in</strong>sarbeit gew<strong>in</strong>nen (Zusammenarbeit mit IAF-Verband<br />

b<strong>in</strong>ationaler Partnerschaften)<br />

15. Zusammenarbeit mit deutsch-türkischen Vere<strong>in</strong>en bzw. mit<br />

türkischen Vere<strong>in</strong>en<br />

16. Interkulturelle Kompetenz der Vere<strong>in</strong>svertreter durch Fachtagungen,<br />

Fortbildungen oder Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs steigern (zuerst mit<br />

denjenigen Vere<strong>in</strong>svertretern arbeiten, die sich durch persönliches<br />

Ansprechen von Multiplikatoren und im Rahmen dieser<br />

Studie dazu bereit erklärt oder Interesse gezeigt haben)<br />

17. Mitteilungen über Vere<strong>in</strong>saktivitäten auch <strong>in</strong> türkischer<br />

Sprache nutzer- und zielorientiert ( z.B. <strong>in</strong> KiTa oder Schule)<br />

verteilen. In diesem Kontext könnte mit ausgesuchten<br />

„Pilotvere<strong>in</strong>en“ begonnen werden.<br />

18. In e<strong>in</strong>igen Geme<strong>in</strong>den des <strong>Kreis</strong>es Offenbach und <strong>in</strong> der<br />

Stadt Offenbach niederschwellige Mikro-Pilotprojekte (z.B.<br />

Zusammenleben im Stadtteil, E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten,<br />

K<strong>in</strong>derbetreuung, Seniorenbetreuung, Erzählcafe, die Entwicklung<br />

<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de durch Zuwanderung, deutschtürkisches<br />

K<strong>in</strong>dertheater), organisieren, die von <strong>deutsche</strong>n<br />

und türkischen Eltern geme<strong>in</strong>sam getragen werden.<br />

19. Jährliche Evaluationen durchführen, um die Entwicklung<br />

kont<strong>in</strong>uierlich zu begleiten<br />

20. Aktivitäten nicht auf <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>e reduzieren, sondern<br />

deutsch-türkische und türkische Vere<strong>in</strong>e als Multiplikatoren<br />

für Tandems e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den. Der Personenkreis könnte bestehen<br />

aus: muttersprachlichen Türkischlehrern, <strong>in</strong>teressierten Vere<strong>in</strong>svertretern<br />

(der Projektleitung liegen e<strong>in</strong>ige Namen vor,<br />

zur Wahrung der Anonymität können die nur <strong>in</strong>tern weitergegeben<br />

werden), Elternvertretern, Kommunalpolitikern,<br />

engagierten E<strong>in</strong>zelpersonen.<br />

21. Die öffentliche Förderung der Vere<strong>in</strong>e sollte aber auch darauf<br />

achten, dass niemand im Rahmen der Vere<strong>in</strong>sangebote<br />

zurückgelassen wird.<br />

Der Schlusssatz:<br />

Die Umsetzung aller Empfehlungen sollte kurz-, mittel- und langfristig<br />

durchgeführt werden. Um e<strong>in</strong>e überschaubare Nachhaltigkeit<br />

zu gewährleisten, sollten die o.g. Empfehlungen primär<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Gruppen und <strong>in</strong> den jeweiligen Ortsgeme<strong>in</strong>den umgesetzt<br />

werden. Groß angelegte Projekte s<strong>in</strong>d anonym und drohen<br />

eher zu scheitern. Der Kontakt zwischen <strong>deutsche</strong>n Vere<strong>in</strong>en und<br />

türkischen Familien kann nur durch konkreten gegenseitigen Mikro-Dialog<br />

hergestellt und vertieft werden. Auf diesen Bedarf wurde<br />

<strong>in</strong> den Interviews von den Familien und teilweise von den Jugendlichen<br />

h<strong>in</strong>gewiesen.


43 Dieser Vorschlag kann auch im Bereich<br />

der Empfehlungen für Vere<strong>in</strong>e und<br />

Jugendliche angewandt werden.<br />

55<br />

6. Vorschlag für e<strong>in</strong>e Projektstruktur zum<br />

Bildungssem<strong>in</strong>ar mit türkischen Eltern 43<br />

Aus den Analysen dieser Machbarkeitstudie ergibt sich e<strong>in</strong> konkreter<br />

Nachholbedarf über <strong>Integration</strong> türkischer Jugendlicher <strong>in</strong> die <strong>deutsche</strong>n<br />

Vere<strong>in</strong>e. Die am Ende e<strong>in</strong>es jeden Bereiches aufgelisteten Empfehlungen<br />

können <strong>in</strong> Form von Projekten umgesetzt werden. E<strong>in</strong> Beispiel,<br />

wie e<strong>in</strong> solches Projekt aufgebaut werden kann, liefert das folgende<br />

Modell.<br />

Praktische Umsetzung der Projektstruktur:<br />

1. Schritt Vertreter bzw. Beauftragte des Türkisch-Deutschen-Forums<br />

bereiten den Sem<strong>in</strong>arablauf vor, legen Zeit und Ort (Vere<strong>in</strong>sräume<br />

<strong>in</strong> der Ortgeme<strong>in</strong>de aktiven Vere<strong>in</strong>s) und Kosten (Teilnahmebeitrag<br />

auch für Eltern 5€ - mit Ermäßigung) fest<br />

2. Schritt Eltern ansprechen<br />

Methode: Bekanntgabe über Schulen, Türkischlehrer, Plakate <strong>in</strong> den<br />

türkischen Läden und Männercafes und persönliches Ansprechen im<br />

privaten Bekanntenkreis, Bekanntgabe <strong>in</strong> türkischen kostenlosen<br />

Werbezeitungen (Zeitung Toplum), Hessischer Rundfunk und anderen<br />

Medien<br />

3. Schritt Parallel zum 1. bzw. 2. Schritt <strong>deutsche</strong> Vere<strong>in</strong>svertreter<br />

ansprechen, dass sie an dem Sem<strong>in</strong>ar – zum<strong>in</strong>dest für e<strong>in</strong> paar Stunden<br />

– aktiv teilnehmen, und die Vere<strong>in</strong>sangebote und Bed<strong>in</strong>gungen<br />

zur Teilnahme vorstellen<br />

4. Schritt Praktischer Sem<strong>in</strong>arablauf: Nicht nur Frontalunterricht,<br />

sondern auch kreatives Mitgestalten der Teilnehmer (siehe 1. Schritt)<br />

E<strong>in</strong>zelne Mikro-Projekte werden im Vorfeld abgesprochen<br />

5. Schritt: Auswertung des Sem<strong>in</strong>ars (Zwischenergebnis) Themen<br />

für Fortsetzungs-Sem<strong>in</strong>are festlegen Welche Eltern wurden nicht erreicht<br />

(die schweigende Mehrheit) Für das nächste Sem<strong>in</strong>ar br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e<br />

Familie e<strong>in</strong>e andere mit (selbstverpflichtend) Wurden die Inhalte gut<br />

vermittelt? Was hat gefehlt? Und weitere Fragen<br />

6. Schritt Alle Materialien für die Dokumentation sichten<br />

7. Schritt Abschluss /Dokumentation


56<br />

7. Anhang Fragebögen

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