DIE WOHNPLÄTZE - Pipeline

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Lange Jahre wurde der geschichtsträchige Stein im Garten der Burg Miltenberg aufbewahrt. Heute hat er einen würdigen Platz im Miltenberger Schnatterloch-Museum gefunden nommen werden, dass es sich um einen ehemaligen Grenzstein handelt. Da die Grenzmarkierung im Bereich der römischen Besatzung stand, könnte er von ihnen aufgestellt oder zumindest von ihnen geduldet worden sein. Der italienische Altertumsforscher Santo Mazzarino, ein anerkannter Antikwissenschaftler, hat sich mit der geheimnisvollen Botschaft auf der Felsnadel von Miltenberg befasst. Nach seiner Interpretation sind die sechs Inschriftzeilen eine in lateinischen Buchstaben ausgefertigte keltische Inschrift (Die Kelten hatten keine eigene Schrift). Wie 39 bekannt, war das Gebiet rechts des Rheines freies keltisch-germanisches Gebiet, was auch der römische Geschichtsschreiber Tacitus bezeugt. Als nun unter Kaiser Domitian ab 80 n. Chr. die römische Provinz weiter nach Osten mit dem Bau des Odenwaldlimes ausgedehnt wurde, weisen keinerlei Spuren mehr auf das Vorhandensein eines keltischen Stammes der Toutonen im Bereich Miltenbergs hin. Also, folgert Mazzarino, muss der Grenzstein schon in vorrömischer Zeit errichtet worden sein. Darauf deutet auch die archaische Form DER TOUTONENSTEIN VON MILTENBERG Schautafel über dem Toutonenstein Inschrift auf dem Stein der Buchstaben hin, was auch von anderen Altertumsforschern anerkannt wird. Die Buchstaben und ihre Bedeutung sind laut Mazzarino wie folgt zu interpretieren: Die Worte INTER und TOUTO- NOS sind voll ausgeschrieben. Das im Lateinischen oft gebrauchte Wort INTER findet sich auch in keltischen sprachlichen Zusammenhängen und ist mit „zwischen oder innerhalb“ zu übersetzen. Die Umschrift in der zweiten Reihe ist durch einen Doppelpunkt getrennt und liest sich eindeutig als TOUTONOS. Dieses Wort ist kel-
DIE WOHNPLÄTZE DER KELTEN · DER HEILIGENBERG BEI HEIDELBERG tischen Ursprungs und weist auf einen keltischen Volksstamm. Damit ist der Eingangstext mit „Innerhalb (des Gebietes der) Toutonen“ aufzulösen. Besondere Aufmerksamkeit widmet Mazzarino den untereinander geschriebenen Buchstaben der Reihen drei bis sechs. Er widerspricht anderen Deutungen, welche die Buchstaben C; A; H; I; als Anfangsbuchstaben der Keltenstämme Cimbern, Ambronen, Haruden und I (ussu) auf die anwesende römische Autorität beziehen könnten. Ein gemeinsamer Grenzstein für drei Keltenstämme ist unwahrscheinlich, da, wie die Geschichte lehrt, die Kelten untereinander ständig in Streit lebten. Mazzarino liest die Buchstaben von oben nach unten als Wort CAHI. In dieser Worthülse, so glaubt er, steckt als Wurzel das keltische Hauptwort CAGIO, mit der Bedeutung „Umfriedeter Bezirk oder Territorium“. Damit hätte der Monolith als Grenzstein auf den Hoheitsanspruch der angrenzenden Toutonen hinzuweisen. Der Stamm der Toutonen könnte eine kleine Volksgruppe mit Sitz im Raume Miltenberg gewesen sein und darf nicht mit dem bekannteren Stamm der Teutonen verwechselt werden. Sollte diese Annahme stimmen, so könnten die Toutonen auch die Erbauer der gewaltigen Ring- Auf dem Greinberg, etwa 100 Meter südlich der historischen Ringwallanlage, befindet sich der Ort, an dem im Jahre 1878 der berühmte Toutonenstein gefunden wurde. Dereinst haben ihn vorzeitliche Steinhauer von einem gewachsenen Sandsteinfelsen abgetrennt. Noch heute sind die Spuren der Steinmetzarbeiten am Felsspalt zu sehen. Auf der Steinoberfläche hat der Finder, vermutlich der Geschichtsforscher Conradi, folgende Schrift einmeißeln lassen: „HIER STAND DER RÖMISCH- DEUTSCHE GRENZSTEIN TEUTO- NENSTEIN.“ wallanlagen auf dem Greinberg und auf dem benachbarten Wannenberg gewesen sein. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die lateinische Umschrift auf der Steinsäule sehr wahrscheinlich keltischen Ursprungs ist und übersetzt bedeutet: „Im Bereich der Toutonon, ein begrenzter, umfriedeter Bezirk!“ 40 DIE WOHNPLÄTZE DER KELTEN In der berühmten „Palatinatus ad Rhenum“ (die Pfalz beim Rhein) einer kolorierten Kupferstich-Landkarte mit lateinischer Beschreibung aus dem Jahr um 1600 n. Chr. wird die Stadt Heidelberg wie folgt beschrieben: „Der Name Heidelberg stammt von den Heiden, die im Deutschen „Heyden“ genannt werden, dass sie also gleichsam „Berg der Heiden“ heißt. Die Stadt selbst ist groß und außergewöhnlich. Das benachbarte Ackerland ist fruchtbar an allen zum Leben notwendigen Dingen, da die Berge voll sind von Weinbergen und Kastanien, das Ackerland voller Saat, die Wälder voller Tiere, die Flüsse voller Fische und die Täler voller Quellen...“ Bei diesen günstigen Voraussetzungen nimmt es nicht Wunder, dass der Kulturraum in und um Heidelberg schon seit Urzeiten bevorzugt von Menschen besiedelt wurde. DER HEILIGENBERG BEI HEIDELBERG Der nördlich von Heidelberg gelegene Höhenzug dürfte zu den ältesten Wohnstätten in Mitteleuropa, weit über den Odenwald hinaus, zu zählen sein. Spuren menschlicher Besiedlung können durchgängig von der Steinzeit bis heute nachgewiesen werden. Bandkeramische Gefäßscherben, Steinbeile und Steinmesser wurden hier gefunden und beweisen, dass sich Menschen schon zur Steinzeit hier aufgehalten haben. Die Bronzezeit ist durch den Fund einer Ziernadel und einer Hornstein-Pfeilspitze belegt. Aus der Epoche der Urnenfelderzeit haben sich reichlich Gefäßscherben mit den typischen Fingerdruck- Verzierungen der Zeit gefunden. Da diese Scherben nachweislich aus Fehlbränden stammen, muss auf dem Berg eine Tonwarenproduktion mit entsprechender Besiedelung bestanden haben. Die Kelten der Eisenzeit siedelten dort und schützten sich gegen feindliche Angriffe durch gewaltige Ringwallanlagen. Am höchsten Punkt des Berges richteten sie ihr Heiligtum ein, das auch später noch von den neuen Herrn, den Römern, genutzt wurde. Die Römer erkannten die strategische Bedeutung des
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