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bottled liFe – neStléS geSchäFte mit WaSSer - File Server - educa.ch

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ottled <strong>liFe</strong> <strong>–</strong> <strong>neStléS</strong> <strong>geS<strong>ch</strong>äFte</strong> <strong>mit</strong> <strong>WaSSer</strong><br />

Quelle:<br />

Pressedossier zum Film<br />

IM AuFTRAG DER Solothurner Filmtage<br />

bluewashing<br />

Der langjährige Konzern<strong>ch</strong>ef von Nestlé, der Österrei<strong>ch</strong>er Peter Brabeck, hat die politis<strong>ch</strong>e Sensibilität seines<br />

Wasserges<strong>ch</strong>äftes erkannt. Während er die entspre<strong>ch</strong>enden Kontroversen über das Engagement in der Dritten<br />

Welt no<strong>ch</strong> weitgehend aussen vor halten kann, zwang ihn der starke politis<strong>ch</strong>e Widerstand in den uSA<br />

zum Handeln. Na<strong>ch</strong> Jahren grossen Wa<strong>ch</strong>stums fiel 2008 der umsatz im grössten Nestlé-Markt zum ersten<br />

Mal. Die Flas<strong>ch</strong>enwasserindustrie erklärte dies weitgehend <strong>mit</strong> dem gewi<strong>ch</strong>tigen Konjunktureinbru<strong>ch</strong>, do<strong>ch</strong><br />

namhafte uS-Medien waren si<strong>ch</strong> einig, dass der ges<strong>ch</strong>mälerte umsatz auf zahlrei<strong>ch</strong>e Bürgerbewegungen<br />

zurückzuführen ist. Die Grassroot-Gruppen stellen si<strong>ch</strong> vehement gegen das Flas<strong>ch</strong>enwasser, propagieren die<br />

Rückkehr zum Hahnenwasser und s<strong>ch</strong>ärfen da<strong>mit</strong> das Bewusstsein der Konsumenten. Nestlé hatte s<strong>ch</strong>on vor<br />

der Wirts<strong>ch</strong>aftskrise Re<strong>ch</strong>tfertigungstheorien für sein Wasserges<strong>ch</strong>äft gezimmert. Sie waren von Anfang an<br />

Chefsa<strong>ch</strong>e. Peter Brabeck war ni<strong>ch</strong>t nur clever genug, Wasser s<strong>ch</strong>on früh als wi<strong>ch</strong>tigste Kraft, ja, als eigentli<strong>ch</strong>en<br />

Treibstoff für sein unternehmen zu erkennen, er ist seit Jahren au<strong>ch</strong> äusserst agil, Nestlés sensitives<br />

Milliardenges<strong>ch</strong>äft als forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>, na<strong>ch</strong>haltig und politis<strong>ch</strong> korrekt darzustellen. Der Konzern vom Genfersee<br />

reiht si<strong>ch</strong> dabei ein in eine ganze Reihe von Grosskonzernen, die auf ho<strong>ch</strong> gerüstete interne oder externe<br />

Kommunikationsabteilungen setzen. Die Aufgabe sol<strong>ch</strong>er PR-Mas<strong>ch</strong>inerien ist die Analyse allgemeiner<br />

Imagerisiken und das Abwiegeln konkreter Forderungen der Zivilgesells<strong>ch</strong>aft. Brabeck begnügte si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t,<br />

sol<strong>ch</strong>es Wissen einzukaufen. Er hat seit seinem We<strong>ch</strong>sel vom Konzern<strong>ch</strong>ef zum Verwaltungsratspräsidenten<br />

Gefallen daran gefunden, die sogenannte unternehmeris<strong>ch</strong>e Sozialverantwortung, die Corporate Social<br />

Responsibililty, zu einer Nestlé-eigenen Philosophie auszubauen. Bei Nestlé heisst das jetzt «Gemeinsam<br />

Werte s<strong>ch</strong>affen» (Creating Shared Value). Der Widerspru<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en dem Anspru<strong>ch</strong> auf Wasser als Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t<br />

und der Brabecks<strong>ch</strong>en Losung, Wasser sei eine Handelsware, ist da<strong>mit</strong> allerdings ni<strong>ch</strong>t gelöst.<br />

I<strong>ch</strong> meine, es ist uns in unserem Film re<strong>ch</strong>t gut gelungen, die Nestlé-Philosophie als Brabecks persönli<strong>ch</strong>e<br />

Bluewashing-Strategie na<strong>ch</strong>zuzei<strong>ch</strong>nen. Bluewashing, das heisst, der wahre Zweck des Ges<strong>ch</strong>äfts wird<br />

«gewas<strong>ch</strong>en» und <strong>–</strong> im Fall des Flas<strong>ch</strong>enwassers <strong>–</strong> als mögli<strong>ch</strong>st gesundheitsfördernd, trendig, aber au<strong>ch</strong><br />

sozial- und umweltverträgli<strong>ch</strong> dargestellt.<br />

und europa?<br />

Warum ist die Nestlé-Kritik der uS-amerikanis<strong>ch</strong>en Bürgerbewegungen bisher ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Europa und in die<br />

S<strong>ch</strong>weiz überges<strong>ch</strong>wappt? Es gibt vers<strong>ch</strong>iedene Gründe. Zum einen sind in Europa grosse klassis<strong>ch</strong>e Nestlé-<br />

Wassermarken wie Vittel, Perrier und San Pellegrino bekannt. Das sind besonders mineralhaltige Wasser aus<br />

einer Quelle an einem Ort. In den uSA hingegen pumpt Nestlé Wasser aus unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en, örtli<strong>ch</strong> oft weit<br />

auseinanderliegenden Quellen. Man<strong>ch</strong>erorts sind die Nestlé-Quellen ni<strong>ch</strong>ts anderes als Bohrlö<strong>ch</strong>er, die ins<br />

Grundwasser hinunterrei<strong>ch</strong>en. Oder das Wasser wird als Leitungswasser bei kommunalen Versorgungsbetrieben<br />

eingekauft und aus deren Trinkwasserversorgungen gepumpt. In den Abfüllfabriken mis<strong>ch</strong>t Nestlé das<br />

Wasser dann zusammen und bewirbt die Brands, als wären sie klassis<strong>ch</strong>e Herkunfts-Mineralwasser. No<strong>ch</strong><br />

krasser gehen Coca Cola und Pepsi Cola vor. Die beiden Firmen füllen einfa<strong>ch</strong> Leitungswasser in Flas<strong>ch</strong>en ab.<br />

Fazit<br />

Mit «Bottled Life» haben wir uns ein weitgehend unbekanntes Thema vorgenommen <strong>–</strong> Nestlés Ges<strong>ch</strong>äfte <strong>mit</strong><br />

dem Flas<strong>ch</strong>enwasser. Wir fokussieren ganz klar auf den grössten Nahrungs<strong>mit</strong>telkonzern der Welt und dessen<br />

Ges<strong>ch</strong>äfte <strong>mit</strong> dem heiklen Gut Wasser. Viele Aspekte der allgemeinen Wasserproblematik spielen da hinein.<br />

Wir haben sol<strong>ch</strong>e Aspekte, soweit sie ni<strong>ch</strong>t unser spezifis<strong>ch</strong>es Thema berühren, absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t weiter<br />

vertieft. Der Stoff ist s<strong>ch</strong>on so komplex genug. Er hat uns zahlrei<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>laflose Nä<strong>ch</strong>te bes<strong>ch</strong>ert. S<strong>ch</strong>wierig<br />

ma<strong>ch</strong>te es uns vor allem Nestlé selber <strong>–</strong> <strong>mit</strong> der Weigerung, in irgendeiner Form <strong>mit</strong>zuwirken, ni<strong>ch</strong>t nur in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz, sondern überall dort, wo wir Nestlé-Fabriken oder Nestlé-Veranstaltungen filmen und <strong>mit</strong> Nestlé-<br />

Vertretern ins Gesprä<strong>ch</strong> kommen wollten. Weltweit. Ni<strong>ch</strong>t nur in diesem Zusammenhang standen Peter<br />

Brabecks öffentli<strong>ch</strong>e Auftritte und Reden <strong>mit</strong> dem tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Konzernverhalten im Widerspru<strong>ch</strong>.<br />

Trotz aller Widrigkeiten <strong>–</strong> unser Film liegt jetzt vor. Wir sind gespannt auf die Reaktionen.<br />

SFT 47/2012 BOTTLED LIFE <strong>–</strong> NESTLÉS GESCHÄFTE MIT WASSER SEITE 6

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