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Truman Capote<br />
TRUMAN CAPOTE ist ja bekannter Maßen eines <strong>de</strong>r enfants terribles <strong>de</strong>r<br />
amerikanischen Literatur, manch einer meint, er sei einfach ein literarisch begabtes Schand -<br />
maul gewesen. Aber auch Monster haben Geburtstag, und Truman hätte im September seinen<br />
85. feiern können – wenn er nicht 1984 von <strong>de</strong>r Bühne seines Lebens abgetreten wäre. Im<br />
Verlag Kein & Aber sind dankenswerter Weise seine Werke neu übersetzt herausgekommen,<br />
jetzt ist noch ein Band mit Starporträts nachgeschoben wor<strong>de</strong>n und die ersten Bän<strong>de</strong> liegen<br />
bereits als Taschenbuch vor.<br />
Truman Capote<br />
Gerald Clarke<br />
Gebun<strong>de</strong>n,<br />
768 Seiten, 28,00 €<br />
Man könnte behaupten, es<br />
sei ein Leichtes, über eine<br />
so schillern<strong>de</strong> Figur wie Tru -<br />
man Capote eine spannen<strong>de</strong><br />
Biographie zu verfassen.<br />
Ist es nicht. Obwohl o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> weil Capote<br />
ein so bewegtes Leben geführt hat. Der Ruhm<br />
nach Kaltblütig war unendlich – Capote gehörte<br />
nicht nur zum New Yorker Jetset, er war<br />
Jetset. Aber seine Abstürze waren ebenso maßlos:<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren vor seinem Tod versank<br />
er mehr und mehr in Depressionen, in<br />
Sucht und Larmoyanz. Zerrissen fühlte er sich<br />
schon als kleiner Junge. Seine Mutter war<br />
schön, glamourös – und eine unberechenbare<br />
Alkoholikerin, <strong>de</strong>r zur Hochstapelei neigen<strong>de</strong><br />
Vater in Trumans Kindheit kaum präsent. Und<br />
trotz<strong>de</strong>m muss er bereits von seinen Spiel ka -<br />
me ra<strong>de</strong>n in Alabama als etwas sehr Ein zig ar ti -<br />
ges wie Eigenartiges wahrgenommen wor<strong>de</strong>n<br />
sein, als einer, <strong>de</strong>r zu verführen weiß, aber auch<br />
zu manipulieren.<br />
Gerald Clarke versteht sich auf die Kunst, die<br />
Stationen Capotes nicht einfach nur abzumalen,<br />
son<strong>de</strong>rn wirklich zu erzählen. Ihm gelingt<br />
das kleine Wun<strong>de</strong>r, dass sich seine Biographie<br />
so aufregend liest wie ein Roman.<br />
24<br />
An<strong>de</strong>re Stimmen, an<strong>de</strong>re Räume<br />
Taschenbuch,<br />
256 Seiten, 8,95 €<br />
Nach <strong>de</strong>m Tod seiner<br />
Mut ter soll <strong>de</strong>r<br />
dreizehn jäh rige Joel<br />
(zu hübsch, zu zart,<br />
zu hellhäutig) zu seinem<br />
Vater ziehen,<br />
<strong>de</strong>n er noch nie ge -<br />
se hen hat. Als er in<br />
Ala bama auf <strong>de</strong>m<br />
Land ankommt, fin<strong>de</strong>t<br />
er auf <strong>de</strong>m riesigen,<br />
verfallenen Anwesen nur sei ne missmutige,<br />
sprö<strong>de</strong> Stiefmutter Miss Amy und seinen<br />
durch geknallt – schwuchteligen Cousin Ran -<br />
dolph vor, die wie Gespenster durch das ge -<br />
heim nisvolle Haus geistern – vom Vater ist<br />
aber nichts zu sehen … Am En<strong>de</strong> dieses co -<br />
ming-of-age-Romans, <strong>de</strong>r sehr wohl auch ein<br />
homosexuelles Erwachen an<strong>de</strong>utet, steht das<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kindheit: Er blieb stehen und blick te<br />
zu rück zu <strong>de</strong>r blütenlosen, hereinbrechen<strong>de</strong>n<br />
Düs ternis, zu <strong>de</strong>m Jungen, <strong>de</strong>n er hinter sich ge -<br />
las sen hatte.<br />
Das Buch, mit <strong>de</strong>ssen Veröffentlichung sich <strong>de</strong>r<br />
erst 24-jährige Truman Capote 1948 in die ers -<br />
te Schriftstellerliga katapultierte.