Der IKEA-Check - Die ver.di-Betriebsgruppe IKEA Wallau informiert
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kommt auf rund 1.100 Euro.<br />
<strong>IKEA</strong> erklärt <strong>di</strong>e viele Teilzeitarbeit damit, dass man mal mehr, mal weniger Leute benötige, wie im<br />
Einzelhandel üblich. Wie zufrieden <strong>di</strong>e Mitarbeiter wirklich sind, dürfen wir während der<br />
Dreharbeiten nicht fragen. Auch Betriebsräte sind zurückhaltend. Eine Betriebsrätin, <strong>di</strong>e sich<br />
öffentlich kritisch geäußert hat, sollte sogar entlassen werden. Für Gewerkschaftssekretär Klaus<br />
Grawunder passt das ins Bild: „<strong>IKEA</strong> ist ein auf Profit orientiertes Unternehmen. <strong>IKEA</strong> gibt sich<br />
<strong>di</strong>esen jugendlichen Sozialtouch mit dem ‚Du‘. Aber der Hintergrund ist ein anderer. Dort wird<br />
knallhart Politik gemacht.“<br />
Einen der ersten Schritte in <strong>di</strong>e Welt machte <strong>IKEA</strong> in den damaligen Ostblock. Schon in den 70er-<br />
Jahren ließ <strong>IKEA</strong> in der DDR Möbel produzieren. <strong>Der</strong> VEB Heimgestaltung produzierte für <strong>IKEA</strong><br />
Kinderzimmer, Schlafzimmer, Bretter - über 20 Jahre lang. Wir begeben uns weiter auf<br />
Spurensuche. Aus Archiven bekommen wir Unterlagen der Stasi. <strong>Die</strong> dokumentieren <strong>di</strong>e<br />
Zusammenarbeit der DDR mit <strong>IKEA</strong>. Eine Spur führt uns nach Waldheim. Dort werden <strong>di</strong>e Reste<br />
des ehemaligen VEB Sitzmöbelwerk Waldheim abgerissen. <strong>Die</strong> Stasiunterlagen besagen: Waldheim<br />
produzierte einen <strong>IKEA</strong>-Klassiker: das Sofa Klippan. Auch <strong>IKEA</strong>-Gründer Ingvar Kamprad wird<br />
erwähnt. Und: In Waldheim arbeiteten zu Beginn der 80er-Jahre zahlreiche Strafgefangene und<br />
Zwangsarbeiter.<br />
Das Gefängnis liegt gleich nebenan. Walter Koslowski leitet seit Beginn der 80er-Jahre das<br />
Gefängnis. Er war dort zustän<strong>di</strong>g für <strong>di</strong>e Versorgung und Ökonomie. Er erinnert sich: „In<br />
Zusammenarbeit mit den VEBs war es sehr erforderlich, jede Ressource auszuschöpfen und das<br />
wurde getan. Daher ist es schon ein sehr wesentlicher Anteil an Gefangenenarbeit an den<br />
Produktionen der DDR gewesen.“<br />
Strafgefangene waren bei Erfüllung des Plansolls fest eingeplant. Das geht aus einem geheimen<br />
Ministerratsbeschluss von 1973 hervor. In den Gefängnissen der DDR saßen viele zu Unrecht. Rund<br />
20 Prozent der Gefangenen waren politische Häftlinge, Menschen, <strong>di</strong>e politisch nicht ins Konzept<br />
gepasst haben oder einfach nur das Land <strong>ver</strong>lassen wollten.<br />
Einer von ihnen ist Hans Otto Klare. Er ist als politischer Häftling anerkannt. Auch er wollte in den<br />
Westen und wurde geschnappt. Er berichtet aus seinem Gefangenenalltag: „Unser<br />
Arbeitskommando wohnte im oberen Teil, dort, wo <strong>di</strong>e Fenster <strong>ver</strong>blendet sind. Im unteren Teil des<br />
Gebäudes standen <strong>di</strong>e Maschinen, da wurde gearbeitet. Und das ging rund um <strong>di</strong>e Uhr. Man hatte<br />
kaum Ruhe, wenn man aus der Nachtschicht gekommen war und in Rufe schlafen wollte. (…) An<br />
den Maschinen war es so: Man hatte keine richtigen Sitze, keinen Gehörschutz, keine<br />
Arbeitshandschuhe. Es war noch primiti<strong>ver</strong> als es in der DDR-Wirtschaft schon gelaufen ist. Es war<br />
Sklavenarbeit.“ Klare stellte Scharniere und Beschläge her für ein schwe<strong>di</strong>sches<br />
Möbelunternehmen. Ein Mithäftling von Klare, der vor der Kamera nicht sprechen will, erzählt uns,<br />
wie er <strong>di</strong>e Teile später wiedererkannt hat - beim Einkauf bei <strong>IKEA</strong>.<br />
<strong>Die</strong> DDR soll für <strong>IKEA</strong> in Naumburg, Leipzig und Dresden produziert haben. Offenbar waren es<br />
mindestens 65 Produktionsstätten, entnehmen wir den Unterlagen. Was sagt <strong>IKEA</strong> zu <strong>di</strong>esem<br />
Kapitel seiner Geschichte? Pressesprecherin Sabine Nold antwortet: „Dazu kann ich Ihnen nichts<br />
sagen. Das ist 25 Jahre her und etwas, was in unserem Alltagsgeschäft heute nicht präsent ist.“<br />
Inzwischen, so <strong>IKEA</strong>, gebe es einen Lieferantenkodex, der akzeptable Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
einfordere. Zwangsarbeit <strong>ver</strong>urteile man. Das Thema DDR wolle man jetzt intern recherchieren.<br />
Dabei hatte <strong>IKEA</strong> offenbar schon weit früher Hinweise auf <strong>di</strong>e Zwangsarbeit. <strong>IKEA</strong>-Chef Ingvar<br />
Kamprad soll das - den Unterlagen der Stasispitzel zufolge - so kommentiert haben: „Herr Kamprad<br />
hatte eine offizielle Erklärung abgegeben, dass er von einer solchen Produktion keine Kenntnis<br />
hatte, <strong>di</strong>e aber, wenn es sie gibt, nach Ansicht von <strong>IKEA</strong> durchaus im gesellschaftlichen Interesse