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Die Kommune von Oaxaca

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Am 27. Oktober und ermutigt vom Verrat Ruedas<br />

griffen die paramilitärischen Banden an und<br />

verursachten vier Todesopfer (unter ihnen der<br />

unabhängiger Journalist Brad Will). Es gab<br />

Zusammenstöße in der ganzen Stadt, und die<br />

Stoßtruppen im <strong>Die</strong>nste <strong>von</strong> URO verbreiteten Angst<br />

und Schrecken. Das waren die ersten Ergebnisse der<br />

Politik der kompromissbereiten Führung unter Rueda<br />

Pacheco. Unter dem Vorwand, die Ordnung<br />

“wiederherzustellen”, startete die Bundespolizei ihren<br />

Einmarsch in die Stadt, und die Führung der APPO<br />

weigerte sich die Verteidigung der Stadt zu<br />

organisieren. Stattdessen rief sie zum „friedlichen<br />

Widerstand“ auf.<br />

Es erschien zunächst, dass das verräterische Manöver<br />

der Führung unter Rueda Pacheco sich ohne weiteres<br />

durchgesetzt hätte, was auch das Ende der Bewegung<br />

bedeutet hätte. Es kam jedoch ganz anders und es<br />

entstand eine neue Möglichkeit, den aufgrund der<br />

Politik der Führung verlorenen Boden wieder zu<br />

gewinnen. Am Sonntag den 29. Oktober rückte die<br />

Bundespolizei in die Stadt ein und trotz der<br />

hemmenden Politik der Führung gab es heftigen<br />

Widerstand, der vor allem an den Barrikaden (wie an<br />

der Barrikade <strong>von</strong> Vigueras, die sich durch ihre<br />

Kampfbereitschaft ausgezeichnet hatte) mehrere<br />

Stunden dauerte und bei dem mehrere Demonstranten<br />

getötet wurden. <strong>Die</strong> PFP schaffte es jedoch die<br />

Kontrolle über den wichtigen Zocalo zu übernehmen<br />

(auch aus psychologischer Sicht wichtig, da dieser<br />

Platz bis zu diesem Zeitpunkt das Herz der <strong>Kommune</strong><br />

gewesen war), was den Auftakt der Aushebung der<br />

<strong>Kommune</strong> bedeutete. Das war ein Wendepunkt im<br />

Kampf, da eine korrekte Politik unbedingt notwendig<br />

war, um den partiellen Sieg der Regierung rückgängig<br />

zu machen. Der Einmarsch der PFP und ihre<br />

repressiven Aktionen riefen große Unzufriedenheit<br />

hervor, da deutlich wurde, dass die vom<br />

Innenministerium vorangetriebene „Verhandlung“<br />

reiner Betrug war und letztlich darauf zielte die<br />

Repressionsmaßnahmen zu vereinfachen. In der<br />

Hauptstadt <strong>Oaxaca</strong> wuchs die Ablehnung auf die<br />

Repression und die Rückkehr der Lehrer in die<br />

Klassenzimmer verlangsamte sich.<br />

Am 2. November (Feiertag in ganz Mexiko) versuchte<br />

die Regierung die letzte Spur <strong>von</strong> Widerstand zu<br />

„säubern“, die sich in Radio Universidad und der<br />

UABJO konzentrierte, um die „Normalisierung“ des<br />

Stadtlebens zu gewährleisten. Das Vorgehen der PFP<br />

löste eine Reaktion weiter Teile der Bevölkerung aus,<br />

deren heldenhafte Reaktion ein zweiter Meilenstein der<br />

Bewegung werden sollte.<br />

Tausende Studenten, Arbeiter im Bildungssektor und<br />

andere, sowie Pächter der Gegend gingen, <strong>von</strong> Radio<br />

Universidad aufgerufen, auf die Straße um die<br />

Universitätsstadt zu verteidigen. <strong>Die</strong>ser Vorgang, der<br />

unter dem Namen „<strong>Die</strong> Schlacht um Cinco Señores“<br />

(der Ort, an dem die wichtigste und kämpferischste<br />

Barrikade gebaut war) bekannt geworden ist, wurde zur<br />

Speerspitze einer semi-insurrektionalen Aktion. <strong>Die</strong>se<br />

Aktion war nur zum Teil spontan, da die Aufforderung<br />

zur Verteidigung nicht <strong>von</strong> der APPO-Führung<br />

ausgegangen, sondern <strong>von</strong> Radio Universidad organisiert<br />

und zentralisiert worden war. <strong>Die</strong>s zeigte, wie die<br />

Massenmedien in den Händen der Massen zur mächtigen<br />

Waffe bei der Organisation des Kampfes sowie zu einem<br />

Kommunikationsmedium zwischen den verschiedenen<br />

geographischen Sektoren und Zonen der <strong>Kommune</strong><br />

werden konnten. <strong>Die</strong>se Aktion hatte ähnliche Züge wie<br />

die vom 14. Juni, die, obwohl als<br />

Verteidigungsmaßnahme begonnen, in einem Sieg gegen<br />

die Repressivkräfte endete, die zurückgeschlagen in die<br />

Stadtmitte abziehen mussten. <strong>Die</strong>se heldenhafte Aktion<br />

fand jedoch statt, als die Bewegung als ganzes in die<br />

Defensive geraten war, die territoriale Kontrolle verloren<br />

hatte und aufgrund des ständigen Verrats und der<br />

versöhnlichen Politik der Führung zum Teil zermürbt<br />

war.<br />

Obwohl die Schlacht <strong>von</strong> „Cinco Señores“ (die zweite<br />

Aktion allgemeiner Konfrontation in drei und einhalb<br />

Monaten) starke „Bürgerkriegsmethoden“ aufwies,<br />

stärker sogar als im Juni, waren die Massen wegen der<br />

Politik der APPO-Führung nicht in der Lage die PFP<br />

komplett zu besiegen (die Bundespolizei aus der Stadt zu<br />

vertreiben, wäre eine solche Niederlage gewesen), und<br />

sie stellten sich auch nicht die Aufgabe die Kontrolle<br />

über die Stadtmitte wieder zu erobern.<br />

Es begann die vierte Phase des Kampfes in <strong>Oaxaca</strong>, in<br />

der es der APPO möglich gewesen wäre, erneut in die<br />

Offensive zu gehen und entscheidende Schritte in<br />

Richtung Erfüllung ihrer Forderungen zu gehen. <strong>Die</strong>se<br />

Möglichkeit war sowohl beim heroischen Kampf vom 2.<br />

November als auch bei der sechsten Megademo vom<br />

Sonntag, den 5. November, gegeben, als die PFP in den<br />

Stadtkern zurückgedrängt wurde.<br />

<strong>Die</strong> Schlacht um „Cinco Señores“, die Verteidigung der<br />

Universitätsstadt und der Teilsieg gegen die PFP<br />

erschwerten den Verrat seitens der Führung der<br />

Lehrergewerkschaft. <strong>Die</strong>s führte dazu, dass das Ende der<br />

Repressionswelle zur Bedingung für die Rückkehr zur<br />

Arbeit gemacht wurde. In den folgenden Wochen<br />

versuchten diese Führungen die Bewegung auslaufen zu<br />

lassen, indem sie Vertrauen in die parlamentarischen<br />

Debatten und in die Institutionen des Regimes legten.<br />

Genau zu diesem Zeitpunkt stieg die PRD voll in die<br />

Bewegung ein. Während die PRD sich solidarisch mit<br />

dem Kampf in <strong>Oaxaca</strong> zeigte, versuchte sie auch den<br />

Radikalisierungsprozess zu hemmen, indem sie die<br />

Sektoren mit ähnlichen Positionen wie die <strong>von</strong> Flavio<br />

Sosa (der nationales Ratsmitglied dieser Partei ist)<br />

verstärkten. Währenddessen besetzte die PFP immer<br />

weitere wichtige Stellungen in der Stadt, womit auch<br />

verschiedene Bereiche des „konstitutionellen Lebens“<br />

nach und nach wiederhergestellt wurden, welche die<br />

Grundlagen der territorialen Kontrolle der APPO<br />

unterminierten. Allmählich setzte sich die Politik der

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