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<strong>Die</strong>ser harte Schlag bedeutet aber nicht, dass die<br />
Bewegung der Arbeiter und des verarmten Volkes sich<br />
nicht im Kampf für die Freilassung der Gefangenen<br />
erholen könnte. Es ist weiterhin möglich, dass wir<br />
demnächst Zeugen neuer Aktionen gegen den immer<br />
noch amtierenden Ulises Ruiz und der PFP werden.<br />
Ein Zeichen dafür ist die erste Demonstration vom 2.<br />
Dezember, die <strong>von</strong> Tausenden Mitgliedern der<br />
Lehrerbewegung und der APPO durchgeführt wurde.<br />
<strong>Die</strong> Politik der Regierung und des Regimes<br />
Fox setzte sich mit der Alternative auseinander, die<br />
sich seit September verstärkte. Einerseits verzögerte er<br />
die Anwendung repressiver Maßnahmen für eine<br />
Lösung des Konflikts, um den Amtsantritt Calderons<br />
als Präsident nicht zu beeinträchtigen. Dabei<br />
befürchtete er, dass ein generalisierter Aufstand mit<br />
unberechenbaren Folgen auf Staatsebene und mit<br />
nationalen Auswirkungen möglich wäre. Auf der<br />
anderen Seite konnte die Regierung der Forderung<br />
"URO muss weg" nicht nachgeben, weil sein Sturz für<br />
die Massen des ganzen Landes als Vorbild und für die<br />
Bewegung in <strong>Oaxaca</strong> als Sieg hätte angesehen werden<br />
können. URO zu unterstützen gestattete der<br />
Regierung, sich an die Abmachungen und<br />
Vereinbarungen zwischen PAN und PRI zu halten, die<br />
nötig waren, damit die Zukunft der Calderon<br />
Regierung eine relativ große politische Stabilität und<br />
institutionelle Basis genießen konnte.<br />
<strong>Die</strong>ser Politikkurs öffnete Breschen im Regime.<br />
Einerseits positionierte sich die PRD im Oktober und<br />
November erneut. Dabei unterstützte sie die Forderung,<br />
dass der Senat den Konflikt durch Neuwahlen lösen<br />
sollte (dies hätte den Weg für einen institutionellen<br />
Abgang UROs eröffnet). Danach verurteilte die PRD<br />
die Repression und den Eintritt der PFP in die Stadt.<br />
Andererseits versuchte die Partei „del Sol Azteca“ jene<br />
Sektoren der Bewegung wie die Gruppierung <strong>von</strong><br />
Flavio Sosa zu stärken, die auf Ausgleich bedacht<br />
waren. <strong>Die</strong>s verband sich mit der Vorgehensweise der<br />
Gewerkschaftsführungen der Opposition, obwohl<br />
letztere weder zu Solidaritäts- noch zum Generalstreik<br />
aufriefen und obwohl sie sich auf bloße Reden<br />
beschränkten.<br />
<strong>Die</strong> Regierung setzte darauf, am Verhandlungstisch auf<br />
die Bewegung Druck auszuüben, um einen<br />
ungünstigen Ausweg für ihre Forderungen zu erzielen.<br />
Dabei setzte sie auf einen möglichen Verrat der<br />
Bewegungsführung. <strong>Die</strong>s versuchte die Regierung bei<br />
der Vereinbarung mit der Sektion XXII. Dadurch, dass<br />
eine Verständigung zu einer Rückkehr in den<br />
Unterricht aufgezwungen wurde, bereitete die<br />
Regierung den Eintritt der PFP (nach vorherigen<br />
Aktionen der paramilitärischen Banden am 27.<br />
Oktober) vor, um den widerständigen Vorreitern der<br />
Bewegung einen Schlag zu erteilen und dadurch die<br />
Massen zu entmutigen. Auf diese Art und Weise nutzte<br />
Fox den Verrat der Lehrerführung (und ihrer Politik<br />
des Friedens und des „Sich nicht Provozieren<br />
Lassens“) aus, um die Stadt teilweise zu besetzen.<br />
Dennoch mussten die Pläne der Regierung wegen des<br />
Widerstandes vom 2. November verzögert werden.<br />
Danach setzte die Regierung die Betrugsmaschinerie<br />
wieder in Gang durch die Verhandlungen mit der Segob.<br />
Dadurch wurde die Bewegung zermürbt und bessere<br />
Grundlagen für die militärische Aktion des 25.<br />
November geschaffen. Fox’ Politik war ganz klar<br />
(unterstützt <strong>von</strong> und in Überreinstimmung mit Calderón),<br />
die Bewegung zu unterdrücken. <strong>Die</strong>s beweist auch<br />
heutzutage die Tatsache, dass Aktivisten und Führer der<br />
Bewegung (sogar jene, die eine neue Verhandlungsrunde<br />
wie z.B. Flavio Sosa vorbereitet hatten) insgesamt<br />
inhaftiert sind.<br />
<strong>Die</strong> sozialen Kräfte und die Rolle der Arbeiterklasse<br />
Das Bundesland <strong>Oaxaca</strong> zeichnet sich durch große<br />
Unterentwicklung und die Armut der Massen <strong>von</strong><br />
Unterdrückten und Ausgebeuteten aus. <strong>Oaxaca</strong> liegt im<br />
Südwesten Mexikos und gehört zum Projekt des Plans<br />
Puebla- Panama, durch den die imperialistischen<br />
Transnationalen und ihre einheimischen Geschäftspartner<br />
versuchen, die Rekolonisierung des mexikanischen<br />
Südens und Zentralamerikas zu vertiefen. Wie alle<br />
Bundesländer, die Teil des Projekts sind, verfügt <strong>Oaxaca</strong><br />
über beträchtliche natürliche Ressourcen und attraktive<br />
touristische Ziele, welche <strong>von</strong> den Riesenkonzernen<br />
dieser Branche ausgebeutet werden. Der Tourismus ist<br />
der Hauptwirtschaftszweig des Landes. Danach folgen<br />
der Bausektor und die restlichen <strong>Die</strong>nstleistungssektoren.<br />
Der Industrie- und Manufakturzweig sind dagegen nur<br />
sehr gering entwickelt. Da in diesem Land überwiegend<br />
Indios und Bauern leben, ist es stets eines der wichtigsten<br />
Bundesländer gewesen, aus dem Arbeitskräfte in die<br />
großen Industriegebiete und in die USA abgewandert<br />
sind. Das Land <strong>Oaxaca</strong> besteht aus mehr als 10 000<br />
kleinen Gemeinden, die in ca. 570 Bezirken organisiert<br />
sind, in denen wiederum 16 ethnolinguistische Gruppen<br />
leben (vgl. die Zeitschrift Memoria, Nr. 212 <strong>von</strong> Oktober<br />
2006). Trotzdem zeigte sich deutlich die Bedeutung des<br />
Städtischen in der Rolle, die die Hauptstadt spielte, da<br />
der städtische Klassenkampf sich stark entwickelte und<br />
eine politische Bedeutung erreichte, die nicht nur die<br />
Region, sondern auch das Land beeinflusste.<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung der Arbeiterklasse zeigte sich ebenso in<br />
der <strong>Kommune</strong> <strong>von</strong> <strong>Oaxaca</strong>. In diesem Bundesland tat<br />
sich der Lehrerschaft innerhalb der Arbeiterbewegung<br />
stets besonders hervor. Es geht um eine soziale Kraft <strong>von</strong><br />
mehr als 70 000 Lohnempfängern mit einer<br />
kämpferischen Tradition <strong>von</strong> mehr als 20 Jahren. <strong>Die</strong>se<br />
Tradition machte wichtige antibürokratische<br />
Erfahrungen, wie z.B. die Entstehung der Organisation<br />
zur nationalen Koordinierung der Arbeiter im<br />
Bildungsbereich- Coordinadora Nacional de<br />
Trabajadores de la Educación (CNTE). Außerdem<br />
fungieren die Lehrer als „Verbindungsglied“ zwischen<br />
der Stadt und dem Land, da viele <strong>von</strong> ihnen die meiste<br />
Zeit als Landlehrer in den Gemeinden verbringen. Man<br />
kann sagen, dass aufgrund der langjährigen Erfahrungen<br />
bedeutende Arbeitergruppen entstanden sind, die im<br />
ständigen Kampf und durch den Widerstand an