Das Branchen-Qualitätsmanagement des RBV - FITR
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III/6 <strong>Das</strong> <strong>Branchen</strong>-<strong>Qualitätsmanagement</strong> <strong>des</strong> <strong>RBV</strong><br />
102<br />
Dipl.-Ing. Klaus Küsel<br />
Seit Jahren sind <strong>Qualitätsmanagement</strong>-Systeme in aller Munde. Die internationale Norm DIN<br />
ISO 9000 ff steht als Begriff und Basis für alle Anstrengungen, Qualität und Qualifikation zu<br />
definieren und zu beschreiben. Ist in der Automobilbranche und im Maschinenbau eine Zertifizierung<br />
schon länger üblich, so sehen sich die Firmen der Baubranche und <strong>des</strong> Rohrleitungsbaus<br />
zunehmend vor die Situation gestellt, ein Qualitäts-Management-System einzuführen<br />
(Bild 1).<br />
Bild 1: BQM – Betriebliches <strong>Qualitätsmanagement</strong><br />
Bild 2: Verantwortung und Verpflichtung<br />
Die Beweggründe, ein QM-System aufzubauen, sind vielschichtig. Oft ist der Kundenwunsch<br />
Motor <strong>des</strong> Gedankens, da immer mehr Versorgungsunternehmen sich selbst der Aufgabe<br />
stellen und mit einem Präqualifikationsverfahren ihre Bieter bewerten. Oft ist es auch ein Akquisitionsziel,<br />
da eine Auftragserteilung aus der Chemie oder der Petrochemie eine Zertifizierung<br />
nach DIN ISO 9001, 14001 und SCC zwingend vorschreibt.<br />
In vielen Unternehmen besteht zudem der innerbetriebliche Wunsch, im Zuge der Globalisierung<br />
der Märkte und dem Auftreten von ausländischen Firmen und Beteiligungsgesellschaften<br />
das eigene Profil zu stärken und Qualifikationsmerkmale deutlicher darzustellen. Der<br />
Themenkreis <strong>des</strong> Organisationsverschuldens und <strong>des</strong> Strafrechts verstärkt die Neigung, sein<br />
Haus zu bestellen.<br />
Ein neuer Faktor, die Einführung der DVGW-Arbeitsblätter G 1000 und W 1000 „Anforderungen<br />
an die Qualifikation und die Organisation von Versorgungsunternehmen“ wird diesen<br />
Trend insbesondere im Bereich der Rohrleitungsbaufirmen rasant beschleunigen. Der umfangreiche<br />
Fragenkatalog, der im Leitfaden zur Technischen Regel G 1000 dem Versorgungsunternehmen<br />
gestellt wird, wird sich im gleichen Maße auf die beauftragten Kontraktoren<br />
niederschlagen. Wenn der DVGW überlegt, die Versorgungsunternehmen zukünftig nach<br />
diesen Arbeitsblättern zu zertifizieren, schließt sich der Kreis und macht deutlich, welcher<br />
Aufgabe wir uns stellen müssen (Bild 2).<br />
Wenn wir uns das Thema <strong>des</strong> Vortages ins Gedächtnis rufen, so sind die naheliegensten Beweggründe<br />
zum Aufbau eines Betrieblichen Qualitäts-Management-Systems die eigene Verantwortung<br />
und die eingegangene Verpflichtung dem anvertrauten Mensch und Mitarbeiter<br />
gegenüber. Ist der Schutz der eigenen Person und der eigenen Familie nicht auch bedenkenswert?<br />
Und wird nicht gerade dieser Aspekt im Tagesgeschehen übersehen?
Vor dem Hintergrund dieser umfassenden Bewegung hat der <strong>RBV</strong> beschlossen, seinen Mitgliederfirmen<br />
eine Hilfestellung zum Aufbau eines Qualitäts-Management-Systems zu geben,<br />
und einen Leitfaden entwickelt (Bild 3).<br />
Bild 3: Beschluss <strong>des</strong> Rohrleitungsbauverban<strong>des</strong><br />
Bild 4: Grundlagen <strong>des</strong> <strong>RBV</strong>-<br />
Beschlusses<br />
Um gerade die mittelständischen Rohrleitungsbaufirmen zu unterstützen, sind die Erfahrungen<br />
vieler, schon zertifizierter Unternehmen zusammengetragen worden. Der Leitfaden <strong>des</strong><br />
<strong>RBV</strong> soll kostspielige Verirrungen vermeiden helfen, soll den sicher mühsamen Weg kalkulierbar<br />
machen.<br />
Grundlage <strong>des</strong> <strong>RBV</strong>-Gedankens ist, ein Qualitätsmodell zu schaffen und eine breit angelegte<br />
Organisationsstruktur vorzubereiten. Nicht jede Firma muss als Zielsetzung die Zertifizierung<br />
nach DIN ISO 9001, 14001 oder SCC haben. Jede Firma muss jedoch die für ihr Aufgabengebiet<br />
gültigen Gesetze und Vorschriften kennen und deren Befolgung dokumentieren (Bild 4).<br />
<strong>Das</strong> DVGW-Zertifizierungs-Verfahren nach 301 fordert nicht nur die personelle und technische<br />
Qualifikation eines Rohrleitungsbaubetriebes, sondern auch die Einhaltung aller gültigen<br />
Gesetzte, Vorschriften und Normen.<br />
Was erwartet man vom BQM, was ist das Ziel?<br />
<strong>Das</strong> wichtigste Ziel ist die Auseinandersetzung mit der Organisation im Betrieb, die Zusammenarbeit<br />
zu festigen und Arbeitsabläufe zu verselbständigen. Der Arbeitsablauf muss in gesicherten<br />
Strukturen verlaufen, auch ohne ständiges Eingreifen der Führung. Dies kann nur<br />
gelingen, wenn der Mitarbeiter seine Aufgaben, aber auch die seiner Kollegen kennt. Es gibt<br />
viele Vorteile eines <strong>Qualitätsmanagement</strong>s intern und extern (Bild 5); der größte Nutzen eines<br />
lebenden <strong>Qualitätsmanagement</strong>s ist die zwingend zu erarbeitende „Unternehmensstrategie“<br />
(Bild 6).<br />
Bild 5: Interner und externer Nutzen Bild 6: Unternehmensstrategie<br />
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Bild 7: Stufen zur Qualifikation<br />
<strong>Das</strong> Modell <strong>des</strong> <strong>RBV</strong> ist die Grundbasis je<strong>des</strong> <strong>Qualitätsmanagement</strong>systems. Wer die „Stufen<br />
zur Qualifikation“ (Bild 7) erklommen hat und sein Handbuch vorlegen kann, hat die erste<br />
und oft ausreichende Stufe der Qualifikation erreicht. Es ist nicht das Ziel <strong>des</strong> <strong>RBV</strong> alle<br />
Rohrbaufirmen zu einem integrierten Managementsystem zu führen. Der weite Weg liegt in<br />
der Entscheidung je<strong>des</strong> einzelnen Unternehmens und seiner ihn umschließenden Anforderung.<br />
Wie startet man ein <strong>Qualitätsmanagement</strong>-System (Bilder 8 und 9) ?<br />
Der Beginn für je<strong>des</strong> <strong>Qualitätsmanagement</strong>systems liegt in der Entscheidung der Führung, die<br />
Herausforderung anzunehmen und die uneingeschränkte Qualitätsaussage zu proklamieren,<br />
die Qualitätsverpflichtung zu begreifen und die Qualitätspolitik zu verkünden. Erst wenn die<br />
Grundsatzentscheidung gefällt ist, sollte man den Bereich und den Umfang festlegen. Was ist<br />
meine Zielsetzung, wie weit will ich gehen, was soll mein Unternehmen abdecken?<br />
Wer werden meine Kunden sein und welche Anforderungen werden dadurch auf mich zukommen?<br />
Schon an diesem Punkt beginnt Unternehmensstrategie. Danach erfolgt die Festlegung<br />
auf die Verantwortlichen, die Aufgabenverteilung auf das Team. Zu beachten ist, alle<br />
Betriebsbereiche in das Team einzubinden. <strong>Das</strong> gilt auch für alle kaufmännischen Bereiche.<br />
Der schwerste Fehler ist die Ernennung eines einzelnen Qualitätsbeauftragten, der somit verdammt<br />
ist, zur betrieblichen Unperson zu werden. Nur wenn alle Verantwortlichen aus Verwaltung<br />
und Betrieb Teil <strong>des</strong> <strong>Qualitätsmanagement</strong>s sind, wird das System funktionieren.<br />
Die Bestandsaufnahme der bisherigen betriebsinternen Strukturen, Abläufe und Dokumente<br />
ist ein wesentlicher Eckpfeiler je<strong>des</strong> betrieblichen <strong>Qualitätsmanagement</strong>. Es ist doch selbst-<br />
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Bild 8: Integriertes Managementsystem<br />
Bild 9: Umsetzung <strong>des</strong> Systems<br />
verständlich, dass in jedem funktionierenden Betrieb auch jetzt schon Funktionen und Abläufe<br />
existieren, die Basis <strong>des</strong> Geschäftserfolges sind. Es gilt, diese eingeübten und den Mitarbeitern<br />
vertrauten Abläufe – so sie richtig sind – zu erhalten. Niemand sollte dem Betrieb eine<br />
anonyme Organisation überstülpen und die Mitarbeiter, die ihre normale Arbeit auch während<br />
der Aufschulung weiterführen müssen, überfordern. Dieser Umstand setzt auch die zeitliche<br />
Abfolge bei der Durchführung eines betrieblichen QM fest. Die Mitarbeiter müssen bei der<br />
Erstellung und Umsetzung unterstützt, ermuntert und begleitet werden (Bild 10).<br />
<strong>Das</strong> Team wird in Gruppenarbeit die Art und den Umfang der Dokumentationen festlegen.<br />
Entscheidungen müssen gefällt werden, ob die Organisation beschrieben oder auf Matrixen<br />
festgelegt wird. Müssen Formblätter entwickelt, Vordrucke überarbeitet oder neu herausge-<br />
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Bild 10: Einbindung <strong>des</strong> BQM in <strong>Qualitätsmanagement</strong>systeme<br />
bracht werden? Wieviel und zu welchem Thema müssen Arbeitsanweisungen geschrieben<br />
werden? Erst wenn alle Abläufe <strong>des</strong> Betriebes organisiert und für schlüssig befunden werden,<br />
wenn Vordrucke, Formulare als nützlich erkannt und damit gearbeitet wird, sollte man mit der<br />
Erstellung <strong>des</strong> Handbuches beginnen. <strong>Das</strong> Handbuch soll logisch und für einen Außenstehenden<br />
verständlich sein. Mit der externen Überprüfung <strong>des</strong> Handbuches und der Freigabe beginnt<br />
die förmliche Inkraftsetzung und die Verkündigung der Unternehmenspolitik. Um nach<br />
den Freuden der Inkrafttretung nicht das Vergessen zu ermöglichen, muss ein Qualitätsjahreskalender<br />
erstellt werden, um Überwachung, Prüfung und Weiterentwicklung zeitlich auf<br />
das Jahr zu verteilen.<br />
<strong>Das</strong> Seminarmodul <strong>des</strong> <strong>RBV</strong>:<br />
Der <strong>RBV</strong> hat sich zum Ziel gesetzt, allen mittelständischen Rohrleitungsbaufirmen, seinen<br />
Mitgliedern, bei der schwierigen Durchführung zu helfen und durch ein Schulungsprogramm<br />
zu begleiten. Sinn ist, den Mitgliedern „Kosten zu ersparen“, „Verirrungen zu vermeiden“<br />
und die Überprüfung der Systeme durch „Vereinheitlichung zu erleichtern“. Wenn der<br />
DVGW als Ersteller der Arbeitsblätter G 1000 und W 1000 die Versorgungsunternehmen<br />
zukünftig zertifizieren wird und das BQM <strong>des</strong> Rohrleitungsbaus begleitet, ist die spätere Zertifizierung<br />
leichter und bezogen auf die Qualitätserfahrung im Gas- und Wasserfach zielführend.<br />
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Bild 11: Seminarangebot <strong>des</strong> brbv<br />
Der Aufbau <strong>des</strong> Betrieblichen QM <strong>des</strong> <strong>RBV</strong> gliedert sich in drei Module (Bild 11) mit den<br />
Schulungsschwerpunkten<br />
1. Gesetze, Verordnungen, Verantwortung und Verpflichtung,<br />
2. Organisation, Management und Qualifikation sowie<br />
3. Umsetzung im Betrieb, Matrixen, Anweisungen und Dokumentationen.<br />
Nach jedem Schulungsmodul wird eine mehrmonatliche Erarbeitungs- und Umsetzungspause<br />
festgelegt, in der die Verantwortlichen die gewonnenen Erkenntnisse im Betrieb umsetzen<br />
können. Hilfestellung und Vorschläge für die Dokumentation, Vordrucke und Formblätter<br />
werden den Seminarteilnehmern mitgegeben. Nach der betrieblichen Umsetzung können die<br />
Arbeiten zur Beurteilung eingeschickt werden. Erst wenn ein bestimmter Level erreicht wird,<br />
ist die Weiterführung sinnvoll.<br />
<strong>Das</strong> Abschlussmodul wird die Erarbeitung <strong>des</strong> BQM-<strong>RBV</strong>-Handbuches sein. Wer sein Unternehmen<br />
bis zu diesem Punkt bringt, hat die Grundforderungen aus Verantwortung und Verpflichtung<br />
eines Unternehmers erreicht (Bild 8).<br />
Sollte die Geschäftsleitung entscheiden, den nächsten Schritt zu einem integrierten Managementsystem<br />
zu tun, so sind schon jetzt 80 % aller Aufgaben und Anforderungen erfüllt. Dies<br />
ist für alle Beteiligten ein beruhigen<strong>des</strong> Gefühl und gibt dem Unternehmen Sicherheit und<br />
Stärke.<br />
Sollte eine Unternehmensführung noch Zweifel haben, ob es sinnvoll ist, diesen Weg zu gehen,<br />
so muss man sich sicher nur mit den Fragenkatalogen der Rating-Argenturen beschäftigen<br />
um zu erkennen, dass man besser vorgestern mit der Organisation seines Unternehmens<br />
begonnen hätte.<br />
Verfasser: Dipl.-Ing. Klaus Küsel<br />
Heinrich Scheven Anlagen- und Leitungsbau GmbH<br />
Max-Planck-Straße 77<br />
40699 Erkrath<br />
Telefon: (0 21 04) 49 05 – 0<br />
Telefax: (0 21 04) 49 05 – 20<br />
e-mail: k.kuesel@scheven-industries.de<br />
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