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Justiz / Hexenprozesse in<br />
der Zeit der Aufklärung<br />
auf www.fo-net.de LGA 32<br />
Die systematische Verfolgung von Hexen und Zauberern in Holstein<br />
erstreckte sich von etwa 1450 bis 1750 und kostete laut Schätzungen zwischen<br />
100.000 und 500.000 Menschen das Leben. Die Lübeckerinnen Gertrud Treptow,<br />
Anna Heiss, und Gertrud Tiessen starben 1637 im Feuer. Unter der Tortur hatten sie<br />
gestanden, Kühe besprochen, Butter und Milch verdorben und mit Kräutern und<br />
Zaubersprüchen magische Rituale praktiziert zu haben.<br />
Noch am 3.12.1678 wurde eine Anke<br />
Mißfeldt (5820) zusammen mit drei<br />
anderen Personen als Hexe<br />
verbrannt ( laut dem alten<br />
Bornhöveder Kirchenbuch 1655-<br />
1689) . Mit Zustimmung der<br />
juristischen Fakultät in Kiel wurden<br />
am 3. Dezember des Jahres 1678<br />
auch Trienke Pahlen aus<br />
Wankendorf, Antje Kummerfeldt von<br />
Horst, sowie Ove Freesen aus Stolpe<br />
wahrscheinlich auf dem Totenberg<br />
westlich der Depenauer Mühle auf<br />
dem Scheiterhaufen verbrannt.<br />
Das Ende der Hexenprozesse im Heiligen Römischen<br />
Reich<br />
Die gröbsten Schilderungen von Dämonenpakt und teuflischen Hexereien<br />
verursachten schon im beginnenden 18.Jahrhundert Unbehagen und stießen auf<br />
Ablehnung. Dies zeigt sich bei vielen juristischen und theologischen Autoren, auch<br />
im Ablauf der nun deutlich verminderten Hexenprozesse. Den Kampf gegen den<br />
Hexenwahn hat in dieser Zeit die Berufung seiner Befürworter auf die Autorität der<br />
Heiligen Schrift erheblich erschwert: Die Versuchung Hiobs im Alten Testament, die<br />
dreimalige Versuchung Jesu (Mt 4, 1-I 1; Mk 1, 12. I3; Lk 4, 1-I 3) und die<br />
zahlreichen Berichte über Dämonenaustreibung und Heilung Besessener verstand<br />
man als handgreifliche Zeugnisse dafür, dass der teuflische Satan körperliche<br />
Gestalt annehmen und im Menschen viel Unheil anrichten könne. Überall war der<br />
Teufelsglaube noch massiv verbreitet. Erst seit der Mitte des 18. Jahrhunderts geriet<br />
diese Auslegung der Heiligen Schrift unter dem Vordringen der philosophischen<br />
Aufklärung und der bei einzelnen katholischen und evangelischen Theologen stärker<br />
einsetzenden Bibelkritik, zunächst einer historisch-kritischen Untersuchung der<br />
überlieferten Texte, allmählich ins Wanken. An schärfstem Widerstand der<br />
kirchlichen Obrigkeiten gegen diese «Neuerer» hat es nicht gefehlt. Dies beweist am<br />
ehesten die Geschichte der kritischen Erforschung der Bibel in dieser Epoche, vom<br />
gelehrten französischen Oratorianer Richard Simon (I638-17I2) angefangen bis zum<br />
klassischen Schriftwechsel Gotthold Ephraim Lessings (1729-I781) mit dem<br />
Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze (I7I7-1786).<br />
Die Rechtsgelehrten der Universität Helmstedt hatten sich z.B. im Februar 1714 für<br />
die <strong>Fo</strong>lterung ausgesprochen, als ein frecher Dieb ergriffen wurde, der standhaft