Ergebnisse einer Delphi-Breitband-Erhebung Migrationsspezifische ...
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diese herausfordernde psychische Leistung der oder<br />
des Ratsuchenden muss soweit möglich durch die im<br />
Regelwerk der Arbeitsförderung zur Verfügung stehenden<br />
Instrumente und Möglichkeiten abgesichert<br />
werden. So geht es bei der Auswahl und Gestaltung<br />
entsprechender Bildungsmaßnahmen gerade darum,<br />
sich nicht auf in kurzer Zeit erreichbare, die bisherige<br />
Erwerbsposition kaum transzendierende (Teil-)Zertifikate<br />
zu konzentrieren, sondern auf eine möglichst<br />
weitreichende Verbesserung der bisherigen beruflichen<br />
Position, beispielsweise durch das Nachholen<br />
eines ersten Berufsabschlusses oder die Vermittlung<br />
eines neuen Berufsabschlusses, der eine umfassende<br />
Neuorientierung ermöglicht. Zusätzlich muss nach effektiven<br />
didaktischen Angeboten gesucht werden, die<br />
es Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit Deutsch als<br />
zweiterworbener Sprache ermöglichen, die meist überwiegend<br />
schulisch organisierten Bildungsangebote<br />
auch tatsächlich erfolgreich nutzen zu können. Dies<br />
bedarf in der Regel ebenfalls zusätzlicher Zeit-Investitionen.<br />
Die finanzielle Steuerung der Förderbudgets<br />
bei der Bundesagentur für Arbeit und bei den Trägern<br />
der Grundsicherung für Arbeitsuchende hat in den<br />
letzten Jahren aber sehr deutlich auf eine Umschichtung<br />
der Mittel weg von längeren Qualifizierungen und<br />
hin zu kurzen, billigeren Maßnahmen geführt; Grundsicherungsträger<br />
machen von beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen<br />
insgesamt bisher kaum Gebrauch 30 .<br />
Diese die Umsetzung des gesetzgeberischen Willens<br />
zumindest stark einschränkende Förderpraxis benachteiligt<br />
Ratsuchende mit Migrationshintergrund in besonderer<br />
Weise. 31<br />
Anspruch an die Beratungskompetenz [ . ]<br />
Aus den für diesen Beratungsanlass - die Beratung<br />
zur Überwindung von Arbeitslosigkeit und zur nachhaltigen<br />
Integration von Ratsuchenden mit Migrationshintergrund<br />
- geschilderten Herausforderungen<br />
ergeben sich erneut komplexe Anforderungen an die<br />
Kompetenz der Beraterinnen und Berater, wie sie auch<br />
schon bei den vorher beschriebenen Beratungsanlässen<br />
deutlich wurden: komplexe Wissensbestände um<br />
migrationsspezifische Diskriminierungsmuster im<br />
Bildungs- und Erwerbssystem und um deren Folgen<br />
für Bewusstsein und Verhalten von Ratsuchenden mit<br />
Migrationshintergrund, hoch reflektierte und differenzierte<br />
Kommunikationsstrategien, insbesondere die<br />
Fähigkeit zur ausgewogenen Nutzung aktivierender<br />
und respektierender Signale sowie die konsequente<br />
Nutzung aller zur Verfügung stehenden Förderinstrumente<br />
bis hin zur bedarfsgerechten inhaltlichen und<br />
didaktischen Steuerung beim Einsatz dieser Instrumente.<br />
Es wurde deutlich, dass die gegenwärtige Organisation<br />
(Beratung im Zwangskontext) und Steuerung<br />
(Konzentration auf das Einsparen finanzieller Fördermittel)<br />
bei den Hauptträgern dieser Beratungsangebote<br />
in ihrer Praxis eine migrationsspezifische Beratung<br />
eigentlich nicht zulassen.<br />
9. Beratung beim Zuzug nach Deutschland<br />
zur Integration in den deutschen Erwerbsarbeitsmarkt<br />
(durch berufliche Ausbildung, direkte<br />
Aufnahme <strong>einer</strong> Erwerbstätigkeit oder<br />
berufliche Anpassungs- und Weiterbildung)<br />
(Z [ B/E/W)<br />
Übergangsberatung Zuzug -<br />
Erstausbildung/Erwerbsarbeit/Weiterbildung<br />
30 So standen im Jahr 2009 einem Anteil von 57 Prozent neu arbeitslos gewordener Berechtigter im Rechtskreis des II. Bandes Sozialgesetzbuch, die noch nicht<br />
über einen formalen Berufsabschluss verfügten, lediglich 11 Prozent aller Neueintritte in Maßnahmen zur arbeitsmarktpolitischen Förderung gegenüber, die auf<br />
eine berufliche Weiterbildung gerichtet waren. (Daten: Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen)<br />
31 Konsortium 2009: S. 24f