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APA0025 5 II 0645 WI/CI Do, 01.Dez 2011<br />

Soziales/<strong>Sozialversicherung</strong>/Gesundheit/Wirtschaftskammer/Ärztekammer<br />

Lockangebot für Selbstständige - gesund leben, weniger bezahlen<br />

Utl.: Erreichen von Gesundheitszielen erspart ab 2012 halben Selbstbehalt<br />

Wien (APA) - Selbstständige können sich ab kommendem Jahr die Hälfte ihres 20-prozentigen<br />

Selbstbehalts beim Arzt ersparen. Voraussetzung dafür ist, dass sie mit ihren Ärzten vereinbarte<br />

Gesundheitsziele erreichen. Angesetzt wird bei Gewicht, Blutdruck, Alkohol, Rauchen und Sport.<br />

Zusätzliches Zuckerl: Streng kontrolliert wird nicht. "Es gilt die Unschuldsvermutung", erklärte der<br />

Chef der niedergelassenen Ärzte, Günther Wawrowsky bei der Vorstellung des Konzepts<br />

Mittwochabend.<br />

Das zwischen Ärztekammer und <strong>Sozialversicherung</strong> der Gewerblichen Wirtschaft (SVA)<br />

vereinbarte Programm ist direkte Folge des Honorarstreits vom vergangenen Jahr, der<br />

zwischenzeitlich sogar zu einem vertragslosen Zustand geführt hatte. Als man sich im Juni 2010<br />

zwischen Kasse und Medizinern letztlich doch noch einigte, wurde quasi als Sideletter vereinbart,<br />

ein völlig neues Vorsorgemodell zu kreieren.<br />

Nach gut einem Jahr ist man nun mit den Verhandlungen fertig und SVA-Obmann Christoph Leitl<br />

und Ärztekammer-Präsident Walter Dorner konnten ihre Begeisterung darüber am Mittwoch kaum<br />

zähmen: "Wenn zwei sich einig sind, freut sich der Dritte, der Patient", frohlockte Projektinitiator<br />

Leitl. Dorner sprach von einer bahnbrechenden Idee, die auch bei den anderen Krankenkassen<br />

Schule machen sollte. Wawrovsky meinte, die Zustimmung der Ärzte belege, dass die Kammer<br />

entgegen ihrem Ruf nicht aus Blockierern bestehe: "Im Prinzip sind wir es nicht."<br />

Funktionieren wird das Modell, von dem rund 550.000 Selbstständige (Ausnahme: Beitragsbefreite<br />

und Kinder) profitieren könnten, an sich simpel. Wie Peter McDonald, geschäftsführender SVA-<br />

Obmann und einer der Hauptarchitekten des Konzepts, ausführte, werden die Versicherten erstmals<br />

kommenden Jänner postalisch zur Teilnahme motiviert.<br />

Dann kann der Patient mit dem Arzt des Vertrauens nach einer Vorsorge-Untersuchung schriftlich<br />

fünf Gesundheitsziele ausmachen, die innerhalb von etwa sechs Monaten erfüllt werden sollen. So<br />

soll man etwa in Sachen Alkohol vom Viel- zum Wenigtrinker werden, den Blutdruck unter einen<br />

Wert von 140:90 drücken, das Gewicht auf einen vernünftigen Body-Mass-Index reduzieren,<br />

zumindest gelegentlich Bewegung machen und das Rauchen aufgeben. Lebt man ohnehin schon<br />

gesund, lautet die Aufgabe, diesen Status beizubehalten.<br />

Voraussetzung dafür, dass man künftig nur noch die Hälfte des Selbstbehalts bezahlen muss, ist,<br />

dass in allen fünf Kategorien die Ziele erreicht werden. Dann können sich Unter-40-Jährige drei,<br />

Ältere zwei Jahre über den niedrigeren Betrag freuen, freilich nur wenn es sich nicht um Leistungen<br />

handelt, die schon jetzt einen höheren Selbstbehalt erfordern wie Zahnersatz oder Regulierungen.<br />

Nach Ablauf der Periode können wieder Gesundheitsziele ausverhandelt werden und der Prozess<br />

startet von neuem.<br />

Wirklich betrugssicher ist das Modell freilich nicht. Denn streng kontrolliert werden muss von den<br />

Medizinern nicht, ob der Versicherte nun tatsächlich seltener zu Flasche oder Zigarette greift. Hier<br />

müsse man eben auch den Patienten vertrauen, meinten Wawrowsky und Dorner unisono. Alles<br />

gefallen lassen würde sich die Kasse allerdings nicht, stellte McDonald klar. Allenfalls gäbe es in<br />

Verdachtsfällen die Möglichkeit stichprobenartiger Kontrollen wie schon jetzt beim Krankengeld.


Durch die sinkenden Beiträge werden sich für die SVA zu Beginn jedenfalls Mehrkosten ergeben.<br />

In Schätzungen geht man von etwa 2,5 Millionen im ersten Jahr aus, wenn 20 Prozent der<br />

Versicherten sich auf Gesundheitsziele einlassen und diese auch erreichen. Ab dem zweiten Jahr<br />

könnten es dann schon fünf Millionen sein. Auf Perspektive lohne sich das Projekt aber auch<br />

finanziell, ist McDonald überzeugt. Studien zeigten, dass ein Euro in Prävention mittelfristig drei<br />

Euro an Einsparungen bringe. Als (finanziellen) Vorteil für die Ärzte nannte Wawrowsky, dass sich<br />

durch die Motivationsspritze für häufigere Vorsorge wohl mehr Patienten bei den Medizinern<br />

einfinden würden.<br />

Betont wurde von den SVA-Vertretern, dass das Programm ein freiwilliges Angebot für die<br />

Versicherten darstelle. Auch wenn sich das Projekt bewähren sollte, ist an keine Verpflichtung<br />

gedacht. Er habe noch nie etwas von Zwang gehalten, meinte Leitl.<br />

Der Obmann selbst will übrigens das Modell persönlich erproben. Ob er die Gesundheitsziele<br />

erreiche, müsse man allerdings abwarten. "Wir werden es aus der ELGA ablesen können", ätzte<br />

Wawrowsky, dessen Ärztekammer das von Gesundheitsminister Alois Stöger (S) forcierte Modell<br />

der elektronischen Gesundheitsakte unter anderem aus Datenschutzgründen bekämpft. (Schluss)<br />

bei/vos<br />

APA0025 2011-12-01/06:00<br />

010600 Dez 11<br />

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