Functional Food Nutriceuticals - Dialog - Gentechnik
Functional Food Nutriceuticals - Dialog - Gentechnik
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ACE-Wellness- und Energy Drinks, probiotische<br />
<strong>Functional</strong> <strong>Food</strong> <strong>Nutriceuticals</strong><br />
Milchprodukte, die die Abwehrkräfte stärken sollen,<br />
cholesterinsenkende Margarine, mit Vitaminen<br />
angereicherte Süßigkeiten, Brot mit Omega-3 Fettsäuren zur<br />
Senkung des Herzinfarktrisikos, mit Kalzium angereicherte<br />
Milch oder Orangensaft um der Osteoporose vorzubeugen -<br />
in beinahe jedem zweiten Haushalt quer durch alle<br />
Verbraucherschichten findet man „<strong>Functional</strong> <strong>Food</strong>s“.<br />
Bewusstsein und Interesse der KonsumentInnen an<br />
„gesunder Ernährung“ haben zugenommen, Gesundheit<br />
und „Wohlfühlen“ sind zurzeit DIE Ernährungstrends. Daher setzen LebensmittelherstellerInnen und von<br />
ArzneimittelproduzentInnen große Hoffnungen auf funktionelle Lebensmittel (<strong>Functional</strong> <strong>Food</strong>s, auch<br />
Nutraceuticals: von nutrition = Ernährung und pharmaceutical = Pharmazeutikum).<br />
Was sind <strong>Functional</strong> <strong>Food</strong>s?<br />
<strong>Functional</strong> <strong>Food</strong>s sind Lebensmittel, die uns nicht nur satt machen und mit den notwendigen Nährstoffen<br />
versorgen sollen, sondern auch das körperliche und seelische Wohlbefinden steigern und ernährungsabhängigen<br />
Erkrankungen vorbeugen. Sie enthalten spezielle Inhaltsstoffe, denen bestimmte positive Wirkungen auf<br />
Gesundheit und Wohlbefinden zugeschrieben werden.<br />
• Probiotische Milchsäurebakterien werden oft Milchprodukten zugesetzt, um die natürliche Darmflora zu<br />
unterstützen.<br />
• Präbiotika sollen im Dickdarm Mikroorganismen mit einem gesundheitsfördernden Einfluss für den<br />
Menschen anhäufen.<br />
• Antioxidantien, wie die Vitamine C und E können Zellschäden verhindern und so Krebserkrankungen<br />
vorbeugen.<br />
• Sekundäre Pflanzenstoffe, wie Carotinoide und Sterole haben oft antioxidative Wirkung, fördern die<br />
Immunabwehr und senken den Cholesterinspiegel.<br />
• Ballaststoffe haben positive Wirkung auf die Verdauung.<br />
• Wichtige Mineralstoffe, wie Magnesium, Eisen, Jod und Kalzium<br />
• Fett-Ersatz und -Austauschstoffe<br />
• Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie Omega-3 Fettsäuren sollen Erkrankungen des Herz-<br />
Kreislaufsystems vorbeugen.<br />
Bild: dialoggentechnik<br />
dialoggentechnik (js) Seite 1
Herstellung<br />
<strong>Functional</strong> <strong>Food</strong> <strong>Nutriceuticals</strong><br />
Bei der Herstellung von <strong>Functional</strong> <strong>Food</strong>s können:<br />
• Wirkstoffe zugesetzt werden die sonst nicht oder nur in geringerer Menge in dem Lebensmittel<br />
vorkommen.<br />
• Bestandteile, die unerwünschte Effekte zeigen, aus den Lebensmitteln entfernt werden.<br />
• „ungesunde“ durch „gesundene“ Bestandteile ausgetauscht werden.<br />
• Aufnahme und Verwertbarkeit der Nährstoffe verbessert werden.<br />
• Bestandteile die bei bestimmten Menschen Allergien auslösen aus den Lebensmitteln entfernt werden.<br />
In der Herstellung von <strong>Functional</strong> <strong>Food</strong>s werden traditionelle Technologien (Fermentation, enzymatische<br />
Prozesse), aber auch neu entwickelte Ansätze (z.B. Mikrokapseln) verwendet. Theoretisch könnten die<br />
ProduzentInnen auch die <strong>Gentechnik</strong> nutzen (z.B. gentechnisch modifizierte (GM) Lactobacillen für die<br />
Herstellung probiotischer Milchprodukte), bislang ist weltweit jedoch kein GM-Nutriceutical auf dem Markt.<br />
<strong>Functional</strong> <strong>Food</strong>: ein Weg aus der Fehl- und Mangelernährung?<br />
Unter ErnährungswissenschaftlerInnen ist der Nutzen von <strong>Functional</strong> <strong>Food</strong>s umstritten. Die Wirkungen der<br />
<strong>Nutriceuticals</strong> auf die Gesundheit sind in den wenigsten Fällen wissenschaftlich nachgewiesen. Teils wurde sogar<br />
gezeigt, dass die angepriesene Wirkung schlichtweg nicht erfüllt wird. So konnten bei ACE Säften keine positiven<br />
Auswirkungen auf ein längeres Leben, das Herzinfarkt- oder das Krebsrisiko festgestellt werden.<br />
Bild: Rainer Zenz - dialoggentechnik; cc/by-sa<br />
Die ExpertInnen warnen zudem vor der Überdosierung<br />
einzelner Wirkstoffe. Ist die Menge so gering, dass keine<br />
Nebenwirkungen zu befürchten sind, so wird auch die<br />
mögliche positive Wirkung ausbleiben. Bei höheren Dosen<br />
sind aber schwer kalkulierbare Risiken zu erwarten. Zum<br />
Beispiel reduzieren cholesterinsenkende Zusätze nicht nur<br />
die Aufnahme der unerwünschten Fette, sondern hemmen<br />
auch bestimmte Vitamine. Hier besteht trotz der<br />
(kleingedruckten) Warnhinweise auf der Verpackung die<br />
Gefahr einer Überdosierung. Es könnte auch problematisch<br />
sein, wenn ein medizinisch wirksames Produkt nicht nur<br />
von jenen konsumiert wird, bei denen z.B. der Cholesterinspiegel zu hoch ist, sondern etwa von der ganzen<br />
Familie. Oft scheint die Zugabe von Wirkstoffen unmotiviert und willkürlich, es gibt z.B. Fruchtsäfte bei denen<br />
in 100 ml die 20-fache Menge der empfohlenen Tagesdosis des Vitamins Folsäure enthalten sind!<br />
dialoggentechnik (js) Seite 2
<strong>Functional</strong> <strong>Food</strong> <strong>Nutriceuticals</strong><br />
Für bedenklich halten ErnährungswissenschaftlerInnen die Anreicherung von Wirkstoffen in Lebensmittel, die<br />
in großer Menge gekauft werden und vor allem bei Kindern beliebt sind. So sollen etwa zugesetzte Vitamine<br />
Süßigkeiten gesundes Image zu verleihen, was die Naschsachen aber noch lange nicht zu gesunden<br />
Lebensmitteln macht.<br />
Die meisten <strong>Functional</strong> <strong>Food</strong>s sind nach Ansicht der ErnährungswissenschaftlerInnen mehr oder weniger<br />
nutzlos und überteuert. Außerdem sind etwa ein Drittel der Produkte, die mit Schlagworten wie „probiotisch“<br />
beworben werden, konventionelle Lebensmittel, die als Trittbrettfahrer vom Image der Funcional <strong>Food</strong>s<br />
profitieren wollen.<br />
„Wenn der Verbraucher glaubt, sich mit einem Nutriceutical die Gesundheit kaufen zu können, die er durch<br />
falsche Ernährung geschwächt hat, so wird das nicht funktionieren.“ - Deutsche Gesellschaft für Ernährung<br />
ErnährungswissenschaftlerInnen sind einhellig der Meinung, dass für eine gesundheitsfördernde<br />
Ernährungsweise eine ausgewogene, abwechslungsreiche Kost mit hohem Anteil an Obst und Gemüse und einer<br />
an den persönlichen Energiebedarf angepasste Lebensmittelauswahl wesentlich sind. Der Mehrverzehr<br />
bestimmter Zusätze kann die Folgen einer falschen Ernährungsweise nicht kompensieren.<br />
Recht<br />
In Europa bewegen sich die HerstellerInnen von <strong>Nutriceuticals</strong> in einer Grauzone zwischen Lebensmittel- und<br />
Arzneimittelrecht. In Deutschland und Österreich ist bei Lebensmitteln die Werbung mit gesundheitsbezogenen<br />
Aussagen verboten. Wird mit solchen Slogans geworben, so fallen die Produkte eigentlich unter das<br />
Arzneimittelgesetz, wo viel strengere Auflagen, Tests und Untersuchungen von den ProduzentInnen gefordert<br />
werden.<br />
Laut einer neuen EU-Richtlinie sind gesundheitsbezogene Werbebehauptungen wissenschaftlich nachzuweisen,<br />
was von der EFSA (der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit) überprüft werden soll. Die<br />
HerstellerInnen müssen dann nachweisen, dass gewisse Produkte tatsächlich „Kinder froh machen“, „der<br />
Gesundheit dienen“, oder „das Wohlbefinden steigern“, oder auf solche Werbebotschaften verzichten.<br />
Zukunftsvisionen<br />
In Zukunft soll <strong>Functional</strong> <strong>Food</strong> zunehmend auf die individuellen Gesundheitsbedürfnisse eingehen. Auf Basis<br />
des genetischen Profils des Verbrauchers oder der Verbraucherin sollen Lebensmittel und deren Inhaltsstoffe<br />
individuell an den Bedarf angepasst werden.<br />
dialoggentechnik (js) Seite 3