Festschrift – 60 Jahre politischer Liberalismus in - FDP Hamburg
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Die Bundespartei versucht 1952 diese Kontroverse mit Kompromissen bei den<br />
Vorstandswahlen und allgeme<strong>in</strong> gehaltenen Formulierungen zu überbrücken. Folglich fällt <strong>in</strong><br />
Bad Ems ke<strong>in</strong>e Entscheidung. Auch 1953 gehen weder ihr Wahl- und ihr<br />
Wirtschaftsprogramm, noch ihr “Manifest über Gesundheit, Freiheit und soziale Sicherheit“<br />
für den Bundestagswahlkampf auf diesen ernsten <strong>in</strong>ternen Richtungsstreit e<strong>in</strong>. Obwohl die<br />
Aufdeckung e<strong>in</strong>er nationalsozialistischen Unterwanderung im Landesverband Nordrhe<strong>in</strong>-<br />
Westfalen durch den britischen Geheimdienst diesen Parteiflügel schwächt und auch den<br />
Wahlkampf der Bundespartei bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
Erst 1956 entschließt sich die Parteiführung zu e<strong>in</strong>er politischen Profilierung, um regionale<br />
Auflösungstendenzen, Abspaltungen oder Resignation bei bis dah<strong>in</strong> aktiven Parteimitgliedern<br />
vorzubeugen, auch um die unerwartete Oppositionsrolle im Bund s<strong>in</strong>nvoll zu nützen. Im<br />
Januar 1957 wird das Berl<strong>in</strong>er Programm verabschiedet, das erste Grundsatzprogramm der<br />
<strong>FDP</strong>.<br />
In den <strong>Jahre</strong>n zwischen 1949 und 1953 müssen die <strong>Hamburg</strong>er Freien Demokraten <strong>in</strong> der<br />
Bürgerschaft die Oppositionsrolle üben, da der “Vaterstädtische Bund“, den sie 1948 mit der<br />
CDU wegen des ungünstigen Mehrheitswahlrechts geschlossen haben, bei den Wahlen an der<br />
absoluten SPD-Mehrheit gescheitert ist. Erst 1953 gel<strong>in</strong>gt ihnen als Teil des “<strong>Hamburg</strong>-<br />
Blocks“ - e<strong>in</strong>em Bündnis zwischen <strong>FDP</strong>, CDU, Deutscher Partei und BHE - e<strong>in</strong> knapper Sieg<br />
und damit e<strong>in</strong>e Koalitionsregierung gegen die Sozialdemokraten bis 1957. Wir sehen daran,<br />
dass auch die <strong>Hamburg</strong>er Freien Demokraten <strong>in</strong> dieser Zeit dem ‘Bürgerblock-Denken‘ der<br />
Bundespartei und vieler Landesverbände nicht ablehnend gegenüberstanden, sondern diese<br />
Orientierung auch <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> - trotz anderer Traditionsl<strong>in</strong>ien - umsetzten wollten.<br />
In dem <strong>in</strong>nerparteilichen Richtungsstreit bes<strong>in</strong>nen sie sich allerd<strong>in</strong>gs mehrheitlich auf ihre<br />
liberaldemokratischen Wurzeln und auf die Positionen ihres Gründungsaufrufes bzw. ersten<br />
Wahlprogramms. Zwar versuchen die <strong>Hamburg</strong>er Repräsentanten im Bundesvorstand und im<br />
Bundestag lange Zeit beschwichtigend zu wirken, vielleicht weil sie sich dort mehr als <strong>in</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> zur Loyalität verpflichtet fühlen, aber letztlich kann doch dieses “Liberale<br />
Manifest“ im Namen des gesamten Landesverbandes auf dem Bundesparteitag e<strong>in</strong>gebracht<br />
werden. Der Riss durch die Bundespartei verläuft bezeichnenderweise den unterschiedlichen<br />
Gründungssituationen entsprechend: die Landesverbände Hessen, Niedersachsen und<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen wollen e<strong>in</strong>e nationalliberale Sammelpartei rechts von der CDU - die<br />
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