Festschrift – 60 Jahre politischer Liberalismus in - FDP Hamburg
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Der <strong>Hamburg</strong>er Landesverband versucht bei dieser Mediatisierung Schritt zu halten,<br />
allerd<strong>in</strong>gs mit se<strong>in</strong>em üblichen „sowohl-als-auch-Modell“; d.h. seriöse Kandidaten werden<br />
modisch verkleidet und der bewährte Bundestagsabgeordnete wird vom „Spaßwahlkampf“<br />
samt Selbstsuggestion über das „Projekt 18“ nahezu zugedeckt. Der Medienkontroverse<br />
„Möllemann gegen Friedman <strong>–</strong> Friedman gegen Möllemann“ können sich auch die<br />
<strong>Hamburg</strong>er Liberalen im Straßenwahlkampf nicht entziehen, sie trägt Zwietracht <strong>in</strong> die<br />
eigenen Reihen.<br />
Dieser Spagat führt jedoch eher zu e<strong>in</strong>em Austausch von Mitgliedern und dann auch<br />
Wählergruppen, als zu dauerhaften Zuwächsen und endet <strong>in</strong> zu vielen Wahlkreisen mit e<strong>in</strong>em<br />
„Nullsummenspiel“. Auch viele norddeutsche Liberale glauben ansche<strong>in</strong>end nicht mehr an die<br />
Kraft ihrer erfahrungspolitisch geprägten Argumente <strong>–</strong> geschweige denn an die stets<br />
beschworene Vernunft der „mündigen Bürger“. Warum sollte dies dann der Wähler noch tun?<br />
Die traditionelle Parteiendemokratie sche<strong>in</strong>t am Ende <strong>–</strong> es lebe die kommerzialisierte<br />
Mediendemokratie!<br />
Zwischenzeitlich ist jedoch auch die Sche<strong>in</strong>blüte der new economy verwelkt und hat dabei<br />
nicht nur Visionen vom leichten Geldgew<strong>in</strong>n sondern auch zahlreiche Existenzen ru<strong>in</strong>iert. Im<br />
Pr<strong>in</strong>zip erreichen die negativen Auswirkungen irgendwann alle Menschen, aber etliche neue<br />
Sympathisanten der Liberalen sche<strong>in</strong>en unmittelbarer getroffen: Ihr Lebensgefühl und ihre<br />
Lebensplanung müssen schmerzhaft revidiert werden, denn Hedonisten passen nicht mehr <strong>in</strong><br />
die eher graue Realität.<br />
Folglich f<strong>in</strong>den vielerorts nach hektischen Anschuldigungen und Fehlerzuweisungen vermehrt<br />
Analysen statt, gefolgt von e<strong>in</strong>er gewissen Nachdenklichkeit <strong>–</strong> und zwar <strong>in</strong> Wirtschaft und<br />
Politik. Inzwischen wird e<strong>in</strong>e Rückbes<strong>in</strong>nung auf frühere Lebens- und Politikformen<br />
öffentlich diskutiert, aber die simple „Rolle-rückwärts“ ist angesichts der aktuellen<br />
Vorstellungen von e<strong>in</strong>er zwangsläufigen Globalisierung des Wirtschaftslebens und angesichts<br />
der Medienmacht e<strong>in</strong>zelner Verlagshäuser unrealistisch.<br />
Deutschland bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Übergangsprozess und die liberale Partei müsste sich<br />
wieder e<strong>in</strong>mal dem entsprechend „neu erf<strong>in</strong>den“ <strong>–</strong> ähnlich wie <strong>in</strong> den sechziger <strong>Jahre</strong>n als<br />
„alte Zöpfe“ abgeschnitten und die Freiburger Thesen formuliert wurden. E<strong>in</strong> abrupter<br />
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