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Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Museum

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<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Unterkrain im Winter, 1934<br />

Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, WK 103<br />

Künstlerischer Nachlass <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

Existenz eines »freien Künstlers« zu führen (was ihm, nicht nur der ungünstigen<br />

Zeitumstände wegen, freilich nie so recht gelang). Dort, bei <strong>Nolde</strong>, also eine Tiefebene<br />

mit hohem Himmel und weiten Horizonten, mit dem allgegenwärtigen<br />

Meer und dem dramatischen Spiel der Wolken, hier, bei <strong>Berg</strong>, eine von Gebirgen<br />

geprägte Natur, mit dem vom Einschnitt der Drau beherrschten Land mit seinen<br />

vielen Erhebungen, nach Süden hin schroff durch den Zug der Karawanken abgeschlossen.<br />

<strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>, der einfache, aber instinktsichere Mensch, als Künstler gewiß, trotz<br />

aller früh bekundeten Neigungen ein Spätentwickler, war weitgereist (wenn auch<br />

darum nicht unbedingt weltläufig); er kannte wohl alle großen Städte Europas und<br />

ihre Museen, und die Winter verbrachte er (neben den Sommern in Alsen, Utenwarf<br />

bei Ruttebüll und Seebüll) regelmäßig in der Großstadt, seit 1909 und bis<br />

1940 in Berlin, wo er eine eigene Wohnung besaß. <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> verließ seinen<br />

Rutarhof dagegen relativ selten, und wenn, dann nur, um die bäuerlichen Märkte<br />

und Feste im Kärntner Unterland zu besuchen, wie zu kurzen Reisen, die ihn<br />

punktuell zu wichtigen Ausstellungen führten: in die Schweiz, nach Paris, nach<br />

München, zur Biennale in Venedig. Eine Reise wie die <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>s nach Neu-Guinea<br />

(als Begleitung einer ärztlich motivierten Expedition des Reichskolonialamtes,<br />

1913/14) lag nicht nur zeitbedingt jenseits dessen, was <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> sich vorzustellen<br />

vermochte.<br />

Anders als <strong>Nolde</strong>, der vor allem ein aus (einem freilich gut<br />

trainierten) Instinkt schaffender Mensch war (»Instinkt ist<br />

zehnmal mehr als Wissen«, <strong>Nolde</strong> in »Das eigene Leben«),<br />

war <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> ein Intellektueller (was nicht nur das in<br />

Staatswissenschaften an der Universität Wien erworbene<br />

Doktorat belegt), der seine Entscheidungen (so weit es<br />

irgend ging) bewußt traf und eindringlich begründen<br />

konnte, wie den Entschluß, sich gerade im Kärntner Grenzland<br />

niederzulassen und hier als Maler eine bäuerliche Existenz<br />

aufzubauen.<br />

Es gab also eine Reihe wesentlicher Bereiche, die den angehenden<br />

Künstler von dem inzwischen weithin anerkannten<br />

– wenn nicht gar auf der Höhe des Ruhmes stehenden –<br />

Meister unterschieden. Doch scheinen sie zu vernachlässigen,<br />

wenn wir die Faszination erörtern, die der Mensch<br />

<strong>Nolde</strong> und sein umfangreiches Œuvre auf den jungen <strong>Werner</strong><br />

<strong>Berg</strong> ausübten. So bewußt <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> im allgemeinen<br />

vorging, hier waren tiefere Zonen seines Selbst tangiert.<br />

Wenn wir von Gestalt und Werk eines anderen Menschen<br />

wirklich berührt und also gezwungen werden, uns wieder<br />

und wieder mit ihm auseinander zu setzen, ja, diese zum<br />

Ansporn eigenen Tuns nehmen, so ereignet sich das alles<br />

nicht nur in unserem Bewußtsein –plötzlich erscheinen 19

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