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Großunternehmer und NSDAP im November 1932 - eine wissenschaftspropädeutische Unterrichtsreihe Henry Ashby Turner jr.: Professor für Geschichte an der Yale University, New Haven (USA). Dirk Stegmann, Professor für Geschichte an der Hochschule Lüneburg. Die Textauszüge sind folgenden Arbeiten entnommen: Turner: Faschismus und Kapitalismus in Deutschland. Studien zum Verhältnis zwischen Nationalsozialismus und Wirtschaft. Göttingen 1972 (Sammlung von sechs seit 1969 erschienenen Aufsätzen). 2. unveränderte Auflage 1980. Stegmann: Zum Verhältnis von Großindustrie und Nationalsozialismus 1930-1933. Ein Beitrag zur Geschichte der sog. Machtergreifung. In: Archiv für Sozialgeschichte 13 (1973) S.399-482. Turner: Großunternehmertum und Nationalsozialismus 1930-1933. Kritisches und Ergänzendes zu zwei neuen Forschungsbeiträgen. In: Historische Zeitschrift 221 (1975) S.18-68. Stegmann: Antiquierte Personalisierung oder sozialökonomische Faschismus- Analyse? Eine Antwort auf H. A. Turners Kritik an meinen Thesen zum Verhältnis von Nationalsozialismus und Großindustrie vor 1933. In: Archiv für Sozialgeschichte 17 (1977) S.275-296. Erste Kontroverse: Die Entstehung der Eingabe Zum Verständnis des ersten Textpaares sind Angaben zur Zusammensetzung des sog. Keppler-Kreises erforderlich. Diese nach ihrem Leiter Wilhelm Keppler, dem früheren Mitinhaber einer chemischen Fabrik, benannte Gruppe hatte sich im Juni 1932 mit Zustimmung Hitlers konstituiert und bemühte sich um eine Beratung der NSDAP in wirtschaftspolitischen Fragen. Die Frage, wie eng das Verhältnis zwischen den Mitgliedern des Kreises und der Partei war, soll hier nicht grundsätzlich erörtert werden. Jedenfalls bestand die Gruppe aus 12 NSfreundlichen Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft, unter ihnen der Reichsbankpräsident a. D. Hjalmar Schacht, der Bankier Kurt v. Schroeder und der Hamburger Großkaufmann Emil Helfferich (dessen Korrespondenz mit Keppler und dem Reeder Carl Vincent Krogmann in diesem Zusammenhang von Bedeutung ist). Nun zur ersten Kontroverse. Turner schreibt 1975 (S.59): Aus einem Brief Kepplers an Emil Helfferich vom 29. Oktober (der in Abschrift an Krogmann geschickt wurde), geht klar hervor, daß die Idee der Eingabe an Hindenburg schon vor den Reichstagswahlen vom 6. November entstand und von Keppler selbst, d.h. von nationalsozialistischer Seite, stammte. 66 66 Ebenda [gemeint: Abschrift in Akte 913, Forschungsstelle zur Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg. - R. D.] Ein kurzer Teilauszug wird in [Helfferich, Tatsachen, S. 16, abgedruckt. © Rainer Decker – Studienseminar Sek II Paderborn 4
Großunternehmer und NSDAP im November 1932 - eine wissenschaftspropädeutische Unterrichtsreihe Stegmann äußert dagegen 1977 (S. 294): Entgegen dem in den Memoiren Helfferichs z.T. abgedruckten Briefwechsel zwischen Keppler und Helfferich, aus dem mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit hervorgeht, daß der Gedanke, bei Hindenburg für eine Kanzlerschaft Hitlers zu intervenieren, ,aus dem Westen ,95, d.h. aus der Ruhrindustrie 96 , initiiert wurde und nicht originär aus dem Keppler-Kreis selbst stammte, sucht Turner diese Zielsetzung dem Keppler-Kreis, d. h. in seiner Interpretation: einer Parteiinstanz, zuzuschreiben. 95 Helfferich Bd. IV, S. 18, Keppler an Helfferich, 26.10.32. 96 Diese Interpretation geht aus den ebda. folgenden Sätzen und der ähnlichen Formulierung ebda. S. 19 hervor. Es wäre denkbar, daß der Plan zu einer Eingabe an Hindenburg am 20.10.1932 gefaßt wurde, als sich Hitler mit Kirdorf und Thyssen sowie Vögler im Revier traf [Es folgt ein Quellenverweis. - R. D.] Auch wenn die weit verbreitete Unart, in Anmerkungen kürzere oder längere Exkurse unterzubringen, die Schüler zunächst etwas befremden mag, so ist doch der Dissens evident: Während Turner die Idee für die Eingabe im Keppler- Kreis lokalisiert, hält Stegmann eine Entstehung in der Ruhrindustrie für wahrscheinlich. Hier sollte der Lehrer den Schülern helfen, die Relevanz dieser konträren Standpunkte zu durchschauen. Daß es eine kleine Gruppe von NSfreundlichen Unternehmern gab, die sich im Keppler-Kreis zusammenfand und eine Petition zwecks Übertragung des Kanzleramtes an Hitler verfaßte, wäre nicht überraschend und besagte nichts über die Haltung größerer Teile der Wirtschaft. Käme die Idee aber aus ,,der" Ruhrindustrie, der vor dem Zechensterben der 60er Jahre mächtigsten deutschen Wirtschaftsregion, so stellte sich das Verhältnis Nationalsozialismus - Großunternehmertum ganz anders dar. An dieser Stelle werden die Quellen vorgelegt, auf die sich die beiden Forscher beziehen: Zum einen der Brief Kepplers an Emil Helfferich vom 29. Oktober 1932, den Turner als Beleg angibt, zum anderen Helfferichs 1964 erschienene Memoiren mit den dort abgedruckten Auszügen aus Kepplers Briefen vom 26. und 29. Oktober, auf die sich Stegmann beruft (siehe Quellenanhang). Wie eine erste Klassifikation der Texte zeigt, handelt es sich um Primärquellen in dem Sinne, daß die beiden Verfasser Augenzeugen und unmittelbar Beteiligte waren. Helfferichs Memoiren, vermutlich erst einige Jahrzehnte nach den berichteten Ereignissen entstanden und für die Öffentlichkeit bestimmt, gehören zur Gruppe der Traditionsquellen. Dagegen stellen die Briefe Kepplers im Sinne der Quellenkunde Überreste dar und dürften daher grundsätzlich zuverlässiger sein als die Traditionsquellen. © Rainer Decker – Studienseminar Sek II Paderborn 5
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Seite 3: Großunternehmer und NSDAP im Novem
Seite 7 und 8: Großunternehmer und NSDAP im Novem
Seite 19 und 20: Nicht unterzeichneten, obwohl v. Sc

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