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Die Deutschen in Polen 1918 bis 1939

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<strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>in</strong> <strong>Polen</strong> <strong>1918</strong> <strong>bis</strong> <strong>1939</strong><br />

<strong>Die</strong> Wiedergeburt des Staates <strong>Polen</strong> und Hauptdaten ihrer Vorgeschichte<br />

Als 1919 der Staat <strong>Polen</strong> gegründet wurde, handelte es sich um e<strong>in</strong> besonderes Konstrukt,<br />

e<strong>in</strong>e eigenartige Konstellation. Das polnische Volk war ca. 120 Jahre ohne eigenen<br />

souveränen Staat und se<strong>in</strong> Gebiet von drei benachbarten Mächten okkupiert und aufgeteilt<br />

gewesen. Der neue Staat setzte sich <strong>in</strong>folgedessen aus drei verwaltungsmäßig und kulturell<br />

verschiedenen Gebilden zusammen. E<strong>in</strong>e weitere Besonderheit dieser Staatsgründung war<br />

die Tatsache, dass sowohl Europa als auch das polnische Volk selbst e<strong>in</strong>e falsche,<br />

unrealistische E<strong>in</strong>schätzung der polnischen Nation hatten.<br />

Wie konnte es zu den polnischen Teilungen 1772, 1793 und 1795 kommen? Zur<br />

Beantwortung dieser Frage muß man se<strong>in</strong>en Blick <strong>bis</strong> zur Mitte des 17. Jahrhunderts zurück<br />

richten. Im Wahlkönigtum <strong>Polen</strong> hatte der Adel e<strong>in</strong>e starke Position; durch den seit 1652<br />

praktizierten Grundsatz der notwendigen E<strong>in</strong>stimmigkeit im polnischen Adelsparlament, das<br />

„liberum veto“, wurde e<strong>in</strong>e fast ununterbrochene Beschlussunfähigkeit des Sejm, des<br />

polnischen Reichstags herbeigeführt.1) <strong>Die</strong>se Lage wurde von den europäischen<br />

Großmächten ausgenutzt. Zur Zeit der sächsischen Könige August II (1697-1733) und<br />

August III. (1733-1763), die <strong>in</strong> Personalunion auch polnische Könige waren, geriet <strong>Polen</strong> <strong>in</strong><br />

starke Abhängigkeit von Russland. Da die Gefahr bestand, dass Russland sich <strong>in</strong> Kürze<br />

ganz <strong>Polen</strong> e<strong>in</strong>verleiben würde, machte Friedrich der Große den Vorschlag e<strong>in</strong>er Teilung des<br />

Landes, dem sich die österreichische Kaiser<strong>in</strong> Maria Theresia anschloß. Für Preußen<br />

bedeutete die Grenzziehung von 1772 ke<strong>in</strong>e Annektierung re<strong>in</strong> polnischer Siedlungsgebiete,<br />

sondern die Wiedervere<strong>in</strong>igung des seit dem 2. Thorner Frieden von 1466 geteilten Preußen<br />

<strong>in</strong> Westpreußen, das – mit e<strong>in</strong>igen Privilegien ausgestattet – dem Königreich <strong>Polen</strong><br />

angeschlossen, und Ostpreußen, das durch den letzten Hochmeister des deutschen<br />

Ritterordens 1525 vom Ordensstaat <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Herzogtum umgewandelt worden war. <strong>Die</strong> erste<br />

Teilung wurde von den großenteils bestochenen Abgeordneten des Sejm 1773 akzeptiert.<br />

Angesichts der zerstrittenen polnischen Adelsparteien war es den Teilungsmächten e<strong>in</strong><br />

Leichtes, den restlichen polnischen Staat 1793 und 1795 ganz zu liquidieren, wobei an<br />

Preußen 20% der Fläche und 23% der Bevölkerung, an Österreich 18% der Fläche und 32%<br />

der Bevölkerung, an Russland 62% der Fläche und 45% der Bevölkerung fielen.2)<br />

Wenn beim bewundernswürdigen Wiederaufbau des unter polnischer Herrschaft weitgehend<br />

verfallenen Westpreußens vor allem deutsche Siedler e<strong>in</strong>gesetzt wurden, so lag dies nicht<br />

an e<strong>in</strong>em Versuch Friedrichs II., das Land e<strong>in</strong>zudeutschen oder zu entkatholisieren, sondern<br />

an der Tatsache, dass diese E<strong>in</strong>wanderer die besten waren, die er bekommen konnte. Im<br />

friderizianischen Preußen herrschte Religionsfreiheit; sogar <strong>in</strong> protestantischen Städten ließ<br />

der König auch katholische Garnisonskirchen errichten.3)<br />

Das europäische <strong>Polen</strong>bild im 19. Jahrhundert<br />

1


Im 19. Jahrhundert, vor allem <strong>in</strong> der Vormärzzeit, als die nationalliberalen Kräfte <strong>in</strong> Europa<br />

um nationale und <strong>in</strong>dividuelle Freiheit kämpften, wurden die <strong>in</strong> ihren Aufständen gegen<br />

Russland gescheiterten <strong>Polen</strong> zu Idealgestalten, zu edlen Rittern und selbstlosen Opfern des<br />

Kampfes für politische Emanzipation <strong>in</strong> Europa stilisiert. In Deutschland und Frankreich gab<br />

es nach dem Aufstand von 1830 geradezu e<strong>in</strong>e Polomanie; man gründete<br />

Hilfsgesellschaften und verfasste polenverherrlichende Gedichte und Prosawerke; die<br />

geflüchteten, durch Deutschland nach Frankreich ziehenden Reste der polnischen Armee<br />

wurden beherbergt und materiell unterstützt. Beim Hambacher Fest wurde neben der<br />

deutschen die polnische Fahne gehisst, und polnische Sprecher traten bei dieser<br />

Versammlung liberaler Deutscher auf. Zu diesem idealisierten <strong>Polen</strong>bild <strong>in</strong> Europa trugen die<br />

polnischen Dichter des 19. Jahrhunderts nicht unerheblich bei.<br />

Polnischer Messianismus<br />

Juliusz Slowacki beschrieb die Sendung <strong>Polen</strong>s als die e<strong>in</strong>es W<strong>in</strong>kelrieds der Nationen, der<br />

sich <strong>in</strong> die Speere stürzte, um die Freiheit aller Völker zu retten.4) Von solchem<br />

Messianismus s<strong>in</strong>d auch die Werke von Adam Mickiewicz und Zygmunt Kras<strong>in</strong>ski geprägt. In<br />

Mickiewicz’ Werk „<strong>Die</strong> Ahnen“ erschaut e<strong>in</strong> Mönch visionär das Golgatha des gekreuzigten<br />

<strong>Polen</strong>, der Christusnation, und die Gestalt des zweiten Welterlösers, der <strong>Polen</strong> auferweckt<br />

und e<strong>in</strong> Reich des Friedens stiftet.5) „Ausgehend von der Vorstellung, die Existenz <strong>Polen</strong>s<br />

sei zur Gewährleistung e<strong>in</strong>er göttlichen Harmonie unter den Nationen unabd<strong>in</strong>gbar, wiesen<br />

sie [diese Dichter] dem polnischen Volk e<strong>in</strong>e wichtige Mission für die Befreiung ganz<br />

Europas von Unfreiheit und Despotie und die Herstellung e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en, universalen<br />

Brüderlichkeit unter den Völkern zu – e<strong>in</strong>e Vorstellungswelt, die das Leiden der <strong>Polen</strong> unter<br />

der Fremdherrschaft als Ausdruck e<strong>in</strong>es göttlichen Willens <strong>in</strong>terpretierte und daher<br />

folgerichtig <strong>in</strong> dem Bild von <strong>Polen</strong> als dem ‚gekreuzigten Heiland der Völker’ [und ihrem<br />

Miterlöser] kulm<strong>in</strong>ierte.“6)<br />

E<strong>in</strong> solcher Glaube an Auserwähltheit zeigte sich erstmals 1656 offensichtlich <strong>in</strong> der<br />

symbolischen Vermählung der Gottesmutter Maria mit König Johann Kasimir, was Maria zur<br />

„König<strong>in</strong> der Krone <strong>Polen</strong>s“ machte.7) Solche Selbste<strong>in</strong>schätzung gibt es <strong>in</strong> <strong>Polen</strong> <strong>bis</strong> <strong>in</strong> die<br />

Gegenwart, wie etwa die Wahlergebnisse von Jaroslaw Kaczynski zeigen oder die Äußerung<br />

von Papst Johannes Paul II. bei se<strong>in</strong>em <strong>Polen</strong>besuch, der wichtigste Auftrag <strong>Polen</strong>s und<br />

se<strong>in</strong>er Kirche sei bei e<strong>in</strong>em EU-Beitritt des Landes die moralische Erneuerung Europas.<br />

Noch vor kurzem, im Jahr 2006, stellten 46 polnische Parlamentsabgeordnete den Antrag,<br />

Jesus Christus zum König von <strong>Polen</strong> zu krönen.8)<br />

<strong>Die</strong> vierte polnische Teilung; <strong>Polen</strong> nach 1815<br />

Nach dem von 1807 <strong>bis</strong> 1815 dauernden Zwischenspiel des von Napoleon <strong>in</strong>s Leben<br />

gerufenen Großherzogtums Warschau <strong>in</strong> Personalunion mit dem Königreich Sachsen,<br />

beschloß der Wiener Kongreß die Wiederherstellung der vorherigen Dreiteilung des Landes.<br />

2


Der preußische König Friedrich Wilhelm III. versicherte den <strong>Polen</strong>: „Wenn ihr auch Preußen<br />

zugeteilt seid, so habt ihr doch das Vaterland nicht verloren und braucht auch nicht auf eure<br />

Nationalität zu verzichten.“ Er gewährte den <strong>Polen</strong> Gleichberechtigung mit den <strong>Deutschen</strong><br />

und erlaubte die polnische Sprache <strong>in</strong> Schulen und Behörden.9)<br />

<strong>Die</strong> <strong>Polen</strong>frage drang wieder <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> Europas während der revolutionären Jahre<br />

1848/49 mit den Debatten im Bundestag und dem Paulskirchenparlament über die politische<br />

Neugestaltung Deutschlands. Neben Freiheitspathos gab es auch realpolitische Stimmen,<br />

die <strong>in</strong> richtiger E<strong>in</strong>schätzung der polnischen Mentalität vor allzu idealistischen<br />

Zugeständnissen warnten. Bismarck nahm <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief an die „Magdeburger Zeitung“ vom<br />

20. April 1848 folgendermaßen Stellung: „Man kann <strong>Polen</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Grenzen von 1772<br />

herstellen wollen, ihm ganz <strong>Polen</strong>, Westpreußen und Ermland wiedergeben; dann würden<br />

Preußen se<strong>in</strong>e Sehnen durchschnitten und Millionen Deutscher der polnischen Willkür<br />

überantwortet se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>en unsicheren Verbündeten zu gew<strong>in</strong>nen, der lüstern auf jede<br />

Verlegenheit Deutschlands wartet, um Ostpreußen, `Polnisch’-Schlesien, die ‚polnischen’<br />

Bezirke von Pommern für sich zu gew<strong>in</strong>nen. Andererseits kann e<strong>in</strong>e Wiederherstellung<br />

<strong>Polen</strong>s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Umfang beabsichtigt werden, etwa so, dass Preußen zu diesem<br />

neuen Reiche nur den entschieden polnischen Teil des Großherzogtums <strong>Polen</strong> hergäbe. In<br />

diesem Fall kann nur der, welcher die <strong>Polen</strong> gar nicht kennt, daran zweifeln, dass sie unsere<br />

geschworenen Fe<strong>in</strong>de bleiben würden, solange sie nicht die Weichselmündung sowie jedes<br />

polnisch redende Dorf <strong>in</strong> West- und Ostpreußen, Pommern und Schlesien von uns erobert<br />

haben würden.“10)<br />

Der Erste Weltkrieg<br />

Der größte polnische Dichter Adam Mickiewicz ließ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en „Büchern der polnischen<br />

Pilgerfahrt“ se<strong>in</strong>e <strong>Polen</strong> beten: „O wojne powszechna prosimy Cie, Panie“ (Um e<strong>in</strong>en<br />

allgeme<strong>in</strong>en Krieg bitten wir Dich, o Herr). <strong>Die</strong>ses Beten um e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en europäischen<br />

Krieg, um e<strong>in</strong>en Weltkrieg, der <strong>Polen</strong> die Freiheit erbr<strong>in</strong>gen sollte, g<strong>in</strong>g 1914 <strong>in</strong> Erfüllung.<br />

Schon 1909 hatte der Offizier Josef Klemens Pilsudski begonnen, polnische E<strong>in</strong>heiten,<br />

sogenannte Schützenverbände, <strong>in</strong> Galizien aufzustellen. <strong>Die</strong>se kle<strong>in</strong>e Truppe wurde nach<br />

Kriegsausbruch mit zwei neu aufgestellten polnischen Legionen vere<strong>in</strong>igt und kämpfte auf<br />

Seiten Deutschlands und Österreich-Ungarns. Am 5. November 1916 erklärten diese beiden<br />

Länder die Wiederherstellung e<strong>in</strong>es selbständigen polnischen Staates. Auf e<strong>in</strong>en im Januar<br />

1917 gebildeten polnischen Regentschaftsrat folgte e<strong>in</strong> provisorischer Staatsrat, <strong>in</strong> dem<br />

Pilsudski Wehrm<strong>in</strong>ister und Oberbefehlshaber der polnischen Streitkräfte wurde; im Oktober<br />

1917 wurde dieser Staatsrat zu e<strong>in</strong>em polnischen Kronrat erhöht, der mit den wichtigsten<br />

Rechten wie Gerichtsbarkeit und Erziehungswesen ausgestattet war.11) Im Westen leistete<br />

der polnische Politiker Roman Dmowski, der Vorsitzende des vom ihm 1917 gegründeten<br />

„Polnischen Nationalkomitees“ , <strong>in</strong> London, Paris und Amerika effiziente Lobbyarbeit für den<br />

3


künftigen polnischen Staat. Dmowski und se<strong>in</strong> Komitee wurden von den Westmächten als<br />

Vertreter des „verbündeten <strong>Polen</strong>“ anerkannt. Pilsudski gab jetzt se<strong>in</strong>e Unterstützung<br />

Deutschlands auf, forderte e<strong>in</strong>e unabhängige polnische Nationalarmee und provozierte die<br />

<strong>Deutschen</strong> bewusst so lange, <strong>bis</strong> sie ihn <strong>bis</strong> zum Kriegsende auf der Festung Magdeburg<br />

<strong>in</strong>ternierten.<br />

Der neue polnische Staat und se<strong>in</strong>e Gewaltmaßnahmen<br />

Am 11. November <strong>1918</strong> übernahm Pilsudski auf Beschluß des Regentschaftsrates, der am<br />

7. Oktober <strong>1918</strong> die Unabhängigkeit <strong>Polen</strong>s erklärt hatte, die vollziehende Gewalt <strong>in</strong> dem von<br />

den Mittelmächten geschaffenen polnischen Staat. Am 22. November <strong>1918</strong> wurde er zum<br />

„Vorläufigen Staatschef“ ernannt und wirkte als solcher <strong>bis</strong> Juli 1922. Er e<strong>in</strong>igte sich mit dem<br />

Nationalkomitee und ernannte im Januar 1919 den bekannten Musiker Ignacy Jan<br />

Paderewski, der <strong>in</strong> Amerika wirksame Lobbyarbeit geleistet hatte, zum M<strong>in</strong>isterpräsidenten.<br />

Das von den Mittelmächten 1916 wieder errichtete <strong>Polen</strong> umfasste die Gebiete von<br />

Kongresspolen (das 1815 geschaffene, mit Russland <strong>in</strong> Personalunion verbundene<br />

Königreich <strong>Polen</strong>) und Westgalizien. Als e<strong>in</strong>e Geste der Achtung vor dem neuen Staat hatte<br />

Deutschland am 18. November <strong>1918</strong> den berühmten und weltmännischen Literaten Harry<br />

Graf Kessler zum Gesandten <strong>in</strong> <strong>Polen</strong> ernannt. E<strong>in</strong>en Monat später, am 15. Dezember <strong>1918</strong>,<br />

brach <strong>Polen</strong> die diplomatischen Beziehungen ab. Über den Dank <strong>Polen</strong>s für die deutsche<br />

Hilfe bei der Staatwerdung macht der Historiker Bolko Frh. von Richthofen folgende bittere<br />

Bemerkung: „Es muß unbegreiflich bleiben, dass <strong>Polen</strong> vom Tage se<strong>in</strong>er Neugründung an<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tensiven und brutalen Kampf um deutsche Gebiete begann und Deutschland wenige<br />

Jahre später im Zustand der Wehrlosigkeit übel mitspielte.“12)<br />

Noch vor Beg<strong>in</strong>n der Versailler Friedensverhandlungen hatte Dmowki für <strong>Polen</strong> 518 000<br />

Quadratkilometer, e<strong>in</strong> Gebiet ungefähr <strong>in</strong> der Größe des <strong>Deutschen</strong> Kaiserreichs, gefordert.<br />

Von Tag E<strong>in</strong>s ihrer Staatswerdung, vor der völkerrechtlich abgesicherten Festlegung der<br />

polnischen Grenzen <strong>in</strong> Versailles, versuchten die <strong>Polen</strong>, durch gewaltsame<br />

Gebietserweiterungen vollendete Tatsachen zu schaffen und ihr Programm der<br />

systematischen Vertreibung der deutschen M<strong>in</strong>derheit <strong>in</strong> die Tat umzusetzen. Der Aufstand<br />

vom 27. Dezember <strong>1918</strong>, durch den sich <strong>Polen</strong> die Prov<strong>in</strong>z Posen gewaltsam aneignete, traf<br />

die dortigen <strong>Deutschen</strong> mit voller Wucht und löste e<strong>in</strong>e Fluchtwelle <strong>in</strong> das Deutsche Reich<br />

aus. Zahllose Aussagen Überlebender bezeugen, dass die von polnischem Militär und vom<br />

Pöbel verübten Greuel sich gegen deutsche Soldaten und Zivilisten gleichermaßen richteten.<br />

Der preußische Staatskommissar für öffentliche Ordnung berichtete im September 1920 über<br />

die Lage der <strong>Deutschen</strong> <strong>in</strong> Pommerellen: „Das heutige <strong>Polen</strong> bemüht sich, die Schrecken<br />

des Thorner Blutgerichts, das vor fast 200 Jahren das Entsetzen und den Abscheu der<br />

damaligen Welt erregte, <strong>in</strong> den Schatten zu stellen. Unerhörte Grausamkeiten und<br />

Gewalttaten, Vergewaltigungen von deutschen Frauen und Mädchen,<br />

4


Untersuchungsmethoden, die an die grausamsten Foltern des Mittelalters er<strong>in</strong>nern, s<strong>in</strong>d an<br />

der Tagesordnung. In e<strong>in</strong>zelnen Teilen Pommerellens ist die Furcht der deutschen<br />

Landbewohner vor der polnischen Bürgerwehr so stark, dass sie nachts im Freien bleiben,<br />

um beim Herannahen dieser Horden besser fliehen zu können.“13) Zu den<br />

E<strong>in</strong>schüchterungs- und Zwangsmaßnahmen gehörten die Massen<strong>in</strong>ternierung Deutscher <strong>in</strong><br />

dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager Szcypiorno bei Kalisch, <strong>in</strong> dem mehr als 8000<br />

Männer und Frauen wochen- und monatelang unter schlechtesten Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>gesperrt<br />

wurden.13a)<br />

Regelungen <strong>in</strong> Versailles<br />

An den Friedensverhandlungen <strong>in</strong> Versailles nahm e<strong>in</strong>e polnische Delegation unter der<br />

Führung Dmowskis teil. Bereits am 8. Oktober <strong>1918</strong> hatte dieser gegenüber dem<br />

amerikanischen Präsidenten Wilson maßlose Forderungen gestellt: ganz Posen und<br />

Westpreußen, ganz Oberschlesien sowie drei Kreise Niederschlesiens sollten an <strong>Polen</strong><br />

fallen, Ostpreußen sollte als autonome Prov<strong>in</strong>z angegliedert werden. <strong>Die</strong> von der polnischen<br />

Delegation am 29. Februar 1919 <strong>in</strong> Versailles gestellten Forderungen g<strong>in</strong>gen sogar über<br />

Dmowskis vorherige Ansprüche noch h<strong>in</strong>aus. <strong>Die</strong> <strong>Polen</strong> waren nicht zufrieden mit den ihnen<br />

von den Alliierten zugestandenen Territorien, aber aus deutscher Sicht waren die – vor allem<br />

der Hilfe Frankreichs zu verdankenden - polnischen Erfolge <strong>in</strong> Versailles unerhört und<br />

unakzeptabel: <strong>Polen</strong> wurde fast ganz Posen und der Großteil Westpreußens ohne<br />

Abstimmung zugesprochen, ebenso Teile ostpreußischer, niederschlesischer und<br />

pommerscher Kreise. In Westpreußen rechts der Weichsel, im südlichen Ostpreußen und <strong>in</strong><br />

Oberschlesien sollten Volksabstimmungen über das Schicksal der dortigen Bevölkerung<br />

stattf<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong> Stadt Danzig, deren Bevölkerung zu 95% deutsch war, wurde als „Freie<br />

Stadt“ unter die Aufsicht des Völkerbundes gestellt, was praktisch e<strong>in</strong>en von <strong>Polen</strong><br />

abhängigen Status bewirkte, durch e<strong>in</strong>e Reihe von polnischen Privilegien wie die<br />

Bahnverwaltung, das Recht der Hafennutzung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Freizone, die E<strong>in</strong>gliederung<br />

Danzigs <strong>in</strong> das polnische Zollgebiet und die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten der<br />

„Freien Stadt“ durch die polnische Regierung. Der Bevölkerung wurde die deutsche<br />

Staatsbürgerschaft aberkannt; immerh<strong>in</strong> genehmigte der Völkerbund die Verfassung<br />

Danzigs, deren Artikel 4 Deutsch als Amtssprache deklariert.<br />

<strong>Die</strong> deutsche Delegation unter der Leitung des Außenm<strong>in</strong>isters Graf Brockdorff-Rantzau<br />

hatte vergeblich gegen die polnischen Anmaßungen und die unfaire, unehrliche<br />

Verhandlungsführung der polnischen Delegation gekämpft. In e<strong>in</strong>er Erklärung vom 29. Mai<br />

1919 zählte er die Forderungen der <strong>Polen</strong> auf und zog das Fazit: „Solchen Bed<strong>in</strong>gungen liegt<br />

ke<strong>in</strong> Rechtsgedanke mehr zugrunde. Beliebig soll bald die Idee e<strong>in</strong>es unverjährbaren<br />

historischen Rechts, bald die Idee des ethnographischen Besitzstandes, bald der<br />

Gesichtspunkt wirtschaftlicher Interessen maßgebend se<strong>in</strong>, aber immer fällt die<br />

5


Entscheidung zuungunsten Deutschlands … Andererseits ist es mit der Idee der nationalen<br />

Selbstbestimmung unvere<strong>in</strong>bar, wenn 2,5 Millionen Deutsche gegen ihren Willen von ihrem<br />

Heimatstaate losgerissen werden. Durch die beabsichtigte Grenzführung wird über re<strong>in</strong><br />

deutsches Territorium zugunsten der polnischen Nachbarn verfügt.“14) Über die polnische<br />

Verhandlungsführung stöhnte Carlo Graf Sforza, der italienische Außenm<strong>in</strong>ister: „<strong>Die</strong>se<br />

<strong>Polen</strong> waren fürchterlich hartnäckig mit dem Erfolg, dass jedem übel wurde von ihren ewigen<br />

Ansprüchen. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, so wäre halb Europa ehemals polnisch<br />

gewesen und hätte wieder polnisch werden müssen.“15)<br />

Warnungen bezüglich der Ungerechtigkeit und Gefährlichkeit der Versailler Bestimmungen<br />

blieben leider ungehört. Prophetisch war die Warnung des englischen Premierm<strong>in</strong>isters<br />

Lloyd George <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Memorandum vom 25. März 1919 an die Versailler<br />

Friedenskonferenz: „Der Vorschlag der polnischen Kommission, 2 100 000 Deutsche der<br />

Aufsicht e<strong>in</strong>es Volkes von anderer Religion und Rasse zu unterstellen, das noch niemals im<br />

Laufe se<strong>in</strong>er Geschichte die Fähigkeit zu stabiler Selbstregierung bewiesen hat, muß nach<br />

me<strong>in</strong>er Beurteilung früher oder später zu e<strong>in</strong>em neuen Krieg <strong>in</strong> Osteuropa führen.“16) Der<br />

italienische M<strong>in</strong>isterpräsident Francesco Nitti erklärte: „Ke<strong>in</strong> gerecht denkender Mensch trägt<br />

noch Zweifel an der unerhörten Ungerechtigkeit des Vertrages von Versailles und aller von<br />

ihm abgeleiteten Verträge … Der polnische Korridor, der ke<strong>in</strong>e andere Aufgabe hat, als<br />

Deutschland <strong>in</strong> zwei Teile zu zerschneiden, ist die größte politische und wirtschaftliche<br />

Absurdität …, die <strong>in</strong> der neueren Geschichte zu f<strong>in</strong>den ist.“17) Der Senat der USA<br />

verweigerte entgegen dem Vorschlag von Präsident Woodrow Wilson die Ratifizierung des<br />

Versailler Vertrags. Senator Philander Knox, Außenm<strong>in</strong>ister von 1909 <strong>bis</strong> 1913, stellte 1919<br />

fest: „<strong>Die</strong>ser Vertrag ist e<strong>in</strong>e Anklage gegen die, die ihn entworfen haben. Er ist e<strong>in</strong><br />

Verrechen gegen die Zivilisation.“ Bei der zweiten Senatsdebatte warnte Knox 1920: „<strong>Die</strong>ser<br />

Vertrag bildet die Grundlage für e<strong>in</strong> jahrzehntelanges Blutvergießen, <strong>in</strong> das die USA mit<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gezogen werden sollen.“18)<br />

Unter den polnischen Argumenten für e<strong>in</strong>e Wiedergutmachung erlittenen Unrechts spielte die<br />

angebliche preußische Unterdrückung e<strong>in</strong>e große Rolle, sodass kurz darauf e<strong>in</strong>gegangen<br />

werden muß. Das Deutschtum <strong>in</strong> Kernpolen und <strong>in</strong> den 1919 neu gewonnen Gebieten<br />

entstammte fast ganz der um die Mitte des 16. Jahrhunderts begonnenen letzten<br />

Siedlungswelle zur Kolonisierung leerstehenden Landes; die mittelalterlichen <strong>Deutschen</strong>,<br />

denen die Gründung großer Städte <strong>in</strong> <strong>Polen</strong>, z. B. Krakau, zu verdanken ist, waren zu<br />

Beg<strong>in</strong>n der Neuzeit schon assimiliert. <strong>Die</strong>se letzte E<strong>in</strong>wanderung deutscher Bauern und<br />

Handwerker dauerte <strong>bis</strong> <strong>in</strong> die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aus dem 1871<br />

erstandenen <strong>Deutschen</strong> Reich kamen fast ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wanderer mehr, ja es erwies sich sogar<br />

als Magnet für Rückwanderer auch aus <strong>Polen</strong>, und der Rückgang des deutschen Anteil <strong>in</strong><br />

den gemischtnationalen Teilen veranlasste Preußen zu e<strong>in</strong>er aktiven E<strong>in</strong>wanderungspolitik.<br />

6


<strong>Die</strong> 1886 gegründete preußische Ansiedlungskommission kaufte systematisch ländlichen<br />

Grundbesitz auf, doch waren davon 313 657 ha aus deutscher und nur 125 750 ha aus<br />

polnischer Hand. Bis <strong>1918</strong> betrug die angekaufte Fläche 466 750 ha, die sich aus 828<br />

Gütern und 631 Bauernwirtschaften zusammensetzte. In e<strong>in</strong>em Zeitraum von 30 Jahren<br />

wurden nur vier Güter mit 1655 ha enteignet; die Entschädigungssummen lagen <strong>in</strong> der Regel<br />

über den Marktpreisen. (H 13). Der polnische Besitzstand erlitt ke<strong>in</strong>en Schaden, er<br />

vergrößerte sich sogar. Der deutsche Bevölkerungszuwachs durch gezielte<br />

E<strong>in</strong>wanderungsförderung betrug zwischen 80 000 und 90 000 Personen; bei e<strong>in</strong>er<br />

Gesamtbevölkerung von 5,5 Millionen fiel diese Zahl nicht <strong>in</strong>s Gewicht. „Es kann also<br />

festgestellt werden, dass die Tätigkeit der preußischem Ansiedlungskommission weder den<br />

polnischen Grundbesitz wesentlich bee<strong>in</strong>trächtigt noch den deutschen Bevölkerungsanteil<br />

besonders gestärkt hat.“ 19). Jedoch bot die lärmende und oft ungeschickte Arbeit der<br />

Kommission der polnischen Propaganda viele Angriffspunkte. Hermann Rauschn<strong>in</strong>g<br />

bemerkte hierzu: „<strong>Die</strong> preußische <strong>Polen</strong>politik der jüngsten Jahrzehnte hat freilich e<strong>in</strong>e große<br />

Schwäche gehabt, sie hat es nicht verstanden, ihre Ziele h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Schleier humanitärer<br />

Phrasen zu verbergen, sondern die D<strong>in</strong>ge nüchtern beim Namen genannt. Und die<br />

öffentliche Me<strong>in</strong>ung, die ihr Urteil an Äußerlichkeiten bildet, verzeiht nicht das immer brutale<br />

E<strong>in</strong>geständnis wirklicher Kräfte und Ziele.“20) Bis 1876 war es möglich, mit den Ämtern<br />

polnisch zu kommunizieren; erst <strong>in</strong> diesem Jahr wurde Deutsch <strong>in</strong> Preußen die Amtssprache.<br />

Während <strong>in</strong> Westpreußen zur Zeit der polnischen Herrschaft durch Verwaltung und Kirche<br />

der deutsche Adel und Teile der ländlichen Bevölkerung polonisiert wurden und <strong>in</strong> den<br />

Städten wie auf dem Lande das Gebiet wirtschaftlich absank, erfolgte seit Friedrich dem<br />

Großen e<strong>in</strong>e vorbildliche Aufbauarbeit: vom Wiederaufbau der wüsten Stellen <strong>in</strong> den<br />

Städten, Bodenverbesserungen, Bauernbefreiung und Schulgründungen <strong>bis</strong> zur Ordnung<br />

des Gesundheitswesens und der äußeren Ordnung <strong>in</strong> die kle<strong>in</strong>sten E<strong>in</strong>zelheiten h<strong>in</strong>ab.21)<br />

<strong>Die</strong>se vorbildliche preußische Verwaltungstätigkeit und Erziehungsarbeit hatte aber<br />

angesichts der <strong>in</strong> diesem Rechtsstaat strikt e<strong>in</strong>gehaltenen Gleichheit vor dem Gesetz e<strong>in</strong><br />

Janusgesicht. Denn dadurch konnte sich im preußischen Teil <strong>Polen</strong>s e<strong>in</strong> polnischer<br />

Mittelstand ausbilden, der zum gefährlichsten Gegner der <strong>Deutschen</strong> wurde. E<strong>in</strong>igen um ihr<br />

nationale Freiheit kämpfenden <strong>Polen</strong> wurde dies bewusst, wie e<strong>in</strong> paar fast triumphierende<br />

Stimmen bezeugen. In der Posener Zeitung Oredownik vom 14. September 1900 kann man<br />

lesen: „Niemand und nichts <strong>in</strong> der preußischen Monarchie ist heute imstande, den Puls des<br />

nationalen Lebens des polnischen Elementes zu unterb<strong>in</strong>den, denn heute dienen tausend<br />

Mittel der Gesetzgebung und preußische E<strong>in</strong>richtungen der sozialen Entwicklung und<br />

allgeme<strong>in</strong>en Kultur den <strong>Polen</strong> im preußischen Anteil und verhelfen ihnen zum Wohlstand und<br />

zur Entwicklung ihrer nationalen Kraft.“22) Ebenso unmissverständlich sprach dies die<br />

Lemberger Zeitung Przeglad Wszechpolski aus: „Wenn wir im russischen Anteil diejenigen<br />

7


Rechte hätten, welche die preußische Konstitution der polnischen Bevölkerung <strong>in</strong> den<br />

westlichen Grenzbezirken zusichert, dann könnten wir der Gefahr leichten Herzens <strong>in</strong>s Auge<br />

sehen … In den westlichen Grenzgebieten besitzen wir e<strong>in</strong> starkes Mittel, das uns nicht nur<br />

um unsere nationale Existenz kämpfen, sondern diese auch erfolgreich zu verteidigen<br />

gestattet. <strong>Die</strong>ses Mittel ist die preußische und deutsche Verfassung.“23) Wie vertragen sich<br />

solche Stellungnahmen mit den immer wiederholten polnischen Anklagen gegen die<br />

furchtbare Unterdrückung durch die Preußen, welche Wiedergutmachung erfordert?<br />

Imperialismus des neuen Staates<br />

<strong>Die</strong> für sie sehr günstigen Regelungen im Versailler Vertrag waren den <strong>Polen</strong> aber nicht gut<br />

genug, und die direkten und <strong>in</strong>direkten Forderungen, sich Danzig e<strong>in</strong>zuverleiben,<br />

verstummten <strong>bis</strong> <strong>1939</strong> nicht. Werner Fuchs hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Selbstzeugnisse polnischen<br />

Eroberungswillens“ zur Danzig-Frage 24) und den anderen beanspruchten deutschen<br />

Prov<strong>in</strong>zen Ostpreußen 25), Schlesien 26) und Pommern.27) Hunderte von Aussagen<br />

polnischer Politiker, Journalisten, Pädagogen und gesellschaftlich hochgestellten Personen<br />

zusammengestellt, die <strong>Polen</strong>s imperialistische Absichten bezeugen. Selbst Geistliche und<br />

Wissenschaftler beteiligten sich an diesem bedrohlichen Stimmenchor. Drei Zitate zur<br />

Danzig-Frage mögen genügen. In der Denkschrift der Polnischen<br />

Sachverständigenkommission im März 1919 hieß es: „<strong>Die</strong> Germanisierung Danzigs ist<br />

oberflächlich; und sobald die <strong>Polen</strong> das Recht haben werden, sich <strong>in</strong> der Stadt<br />

niederzulassen, wird sie wieder polnisch werden … Danzig wird bald e<strong>in</strong>e vorwiegend<br />

polnische Stadt werden … <strong>Die</strong> E<strong>in</strong>stimmigkeit der öffentlichen Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> <strong>Polen</strong> betreffend<br />

Danzigs ist derart vollständig, dass e<strong>in</strong> dauernder Friede so lange unmöglich würde, als die<br />

Mündungen des nationalen polnischen Flusses <strong>in</strong> den Händen der Fe<strong>in</strong>de <strong>Polen</strong>s und der<br />

Humanität bleiben würden …“28) Im Mai 1923 verkündete der polnische Staatspräsident<br />

Stanislaw Wojciechowski (1869-1953) unverfroren Folgendes: „Man muß Danzig all<br />

diejenigen lebenswichtigen Säfte unterb<strong>in</strong>den, die es <strong>Polen</strong> entnimmt, und dies solange, <strong>bis</strong><br />

<strong>in</strong> Danzig e<strong>in</strong>e andere dauerhafte Richtung die Oberhand gew<strong>in</strong>nt, die ke<strong>in</strong>en Kampf noch<br />

Entgegensetzung von Schwierigkeiten will, sondern e<strong>in</strong>e loyale Zusammenarbeit sucht und<br />

<strong>Polen</strong> als Großmacht anerkennt, die an Danzig nicht nur geschriebene, sondern natürliche<br />

Rechte hat. Danzig hat nur zwei Wege, entweder e<strong>in</strong>en Wirtschaftskampf mit <strong>Polen</strong>, <strong>in</strong> dem<br />

wir mit völliger Rücksichtslosigkeit Widerstand leisten werden, oder e<strong>in</strong> loyales Vorgehen der<br />

Freien Stadt gegenüber dem großen polnischen Reich.“29) Anfang 1925 wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Nachtaktion an Danziger Gebäuden <strong>in</strong> polnischem Besitz polnische Briefkästen angebracht,<br />

was zu e<strong>in</strong>em leider vergeblichen Protest Danzigs beim Völkerbund führte. In der<br />

aufgerührten Stimmung brachte die Zeitung „Stanica Baltyka“ <strong>in</strong> Graudenz folgenden Aufruf:<br />

„Aufständische und Soldaten! Ihr zählt <strong>in</strong> Pommerellen 150 000 Mann. Wenn nur jeder Dritte<br />

von Euch geht, so könnten wir mit Danzig dasselbe tun, was die Litauer mit dem Memellande<br />

8


getan haben. Denn solange <strong>in</strong> Danzig e<strong>in</strong> Senat von Hakatisten [Mitgliedern des <strong>Deutschen</strong><br />

Ostmarkenvere<strong>in</strong>s] regiert, werden wir ke<strong>in</strong>e Ruhe und ke<strong>in</strong>en freien Zutritt zum Meere<br />

haben. Eure Pflicht ist es, Soldaten, auch dieses kle<strong>in</strong>e Stückchen polnischen Landes,<br />

welches ungeduldig darauf harrt, zu erobern. Rafft Euch empor zu dieser Tat.“30)<br />

<strong>Die</strong> polnischen Nationalisten waren sich e<strong>in</strong>ig dar<strong>in</strong>, dass <strong>Polen</strong> mit den seitens der Alliierten<br />

zugestandenen Gebieten nicht saturiert sei und sich notwendigerweise ausdehnen müsse.<br />

Während Dmowski und se<strong>in</strong>e Anhänger, die e<strong>in</strong>e Westausdehnung <strong>bis</strong> an die Oder<br />

forderten, <strong>bis</strong> zum Ende des 2. Weltkriegs warten mussten, konnte Pilsudski die von ihm<br />

geforderte Ostkolonisation <strong>in</strong> die Tat umsetzen. Bereits 1919 drangen polnische Truppen<br />

über die <strong>in</strong> Versailles festgelegte Grenze, die nach dem britischen Außenm<strong>in</strong>ister benannte<br />

Curzon-L<strong>in</strong>ie, vor. Im April 1920 brach der polnisch-sowjetische Krieg aus, <strong>in</strong> dem polnische<br />

Truppen <strong>bis</strong> nach Kiew vorstießen. E<strong>in</strong>e sowjetisch Gegenoffensive wurde im August 1920<br />

zurückgeschlagen. Der sowjetisch-polnische Friedensvertrag vom März 1921 erbrachte<br />

<strong>Polen</strong> e<strong>in</strong>e Ostgrenze 200 <strong>bis</strong> 300 Kilometer östlich der Curzon-L<strong>in</strong>ie und nach e<strong>in</strong>er<br />

Volkszählung von 1931 ca.4,5 Millionen Ukra<strong>in</strong>er und 1,75 Millionen Weißrussen. Noch im<br />

Oktober 1920 eroberten die <strong>Polen</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Handstreich Wilna und zwangen Litauen 1923<br />

zur Anerkennung der neuen Grenze.<br />

<strong>Die</strong> Abstimmungen und ihre Folgen<br />

Trotz erheblicher Beh<strong>in</strong>derungen votierten <strong>in</strong> den westpreußischem Abstimmungsgebieten<br />

bei der Wahl am 11. Juli 1920 votierten <strong>in</strong> Westpreußen 92,3 Prozent, <strong>in</strong> Masuren sogar 97,8<br />

Prozent für Deutschland. Im gemischtsprachigen Oberschlesien entschieden sich am<br />

20.3.1921 immerh<strong>in</strong> fast 60% für Deutschland. Trotzdem beschlossen die Alliierten auf<br />

Drängen Frankreichs, am 21. Oktober 1921 Ostoberschlesien mit se<strong>in</strong>en Kohlen- und<br />

Industriegegenden, auch Kattowitz (mit 58,8 deutschen Stimmen) und Königshütte (mit<br />

59,8%) <strong>Polen</strong> zu überlassen. <strong>Die</strong>s genügte den polnischen Nationalisten nicht, und sie<br />

versuchten, wie <strong>in</strong> Posen auch <strong>in</strong> Schlesien den Anschluß mit Waffengewalt zu erreichen.<br />

Der polnische Ple<strong>bis</strong>zitkommisar Wojciech Korfanty organisierte Aufstände; der erste<br />

Aufstand im August 1919 wurde von deutschem Militär zurückgeschlagen; beim zweiten<br />

Aufstand im August 1920 verh<strong>in</strong>derten die deutschen Selbstschutzverbände der<br />

Oberschlesier die geplante Eroberung. Angesichts des polnischen Terrors bei der<br />

Abstimmung im März 1921 protestierte die deutsche Reichsregierung beim Völkerbund:<br />

„Selbst am helllichten Tage werden <strong>in</strong> belebten Straßen Passanten ausgeplündert und von<br />

sogenannten Entkleidungskommissionen ihrer Kleidung beraubt … Politischer Terror wird <strong>in</strong><br />

allen nur denkbaren Formen von den <strong>Polen</strong> ausgeübt und äußert sich im Schießen und<br />

Werfen von Handgranaten und Sprengen von Denkmälern … Deutsche Versammlungen<br />

werden mit Gummiknüppeln und Handgranaten ause<strong>in</strong>andergejagt. Politische<br />

Mordanschläge und brutale Morde haben e<strong>in</strong>e Verbreitung gefunden, wie sie wohl e<strong>in</strong>zigartig<br />

9


<strong>in</strong> der Geschichte zivilisierter Völker dasteht.“31) Anfang Mai 1921 brach Korfanty <strong>in</strong><br />

Absprache mit Warschau den dritten Aufstand zur Eroberung Schlesiens vom Zaun. Der<br />

französische Wissenschaftler René Martel schrieb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „<strong>Die</strong> östlichen Grenzen<br />

Deutschlands“: „Am 2. Mai brach der von Korfanty aufgezogene dritte Aufstand <strong>in</strong><br />

Oberschlesien aus. Es brach e<strong>in</strong>e entsetzliche Schreckensherrschaft los. <strong>Die</strong> Mordtaten<br />

vervielfältigten sich. <strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong> wurden gemartert, verstümmelt, zu Tode gepe<strong>in</strong>igt, ihre<br />

Leichen geschändet. Dörfer und Schlösser wurden ausgeraubt, <strong>in</strong> Brand gesteckt, <strong>in</strong> die Luft<br />

gesprengt. <strong>Die</strong> im Bilde <strong>in</strong> der Offiziellen Veröffentlichung der deutschen Regierung 1921<br />

festgehaltenen Vorgänge überschritten an Grausamkeiten die schlimmsten Vorgänge, die<br />

man sich vorstellen kann.“32)<br />

Da die französischen Truppen entgegen ihrem Auftrag vom Völkerbund die polnischen<br />

Untaten unterstützen, die Engländer sich aus dem Konflikt heraushielten, waren es nur die<br />

italienischen Truppen, von denen die deutschen Freikorps <strong>in</strong> ihrem Abwehrkampf gegen<br />

Korfantys Truppen etwas Beistand bekamen. Dem Mut der idealistischen deutschen<br />

Freikorps ist es zu verdanken, dass der Großteil Schlesiens dem deutschen Reich erhalten<br />

blieb.<br />

Systematische Entdeutschung<br />

Am 28.Juni 1919 unterschrieb <strong>Polen</strong> e<strong>in</strong>en Vertrag mit den Siegermächten über den Schutz<br />

der nationalen M<strong>in</strong>derheiten, das Genfer M<strong>in</strong>derheitenabkommen. Dar<strong>in</strong> wird auch der<br />

deutschen M<strong>in</strong>derheit das Recht auf freie nationale, kulturelle und religiöse Betätigung<br />

zugestanden.33) Darüber h<strong>in</strong>aus schlossen Deutschland und <strong>Polen</strong> am 15. Mai 1922 für die<br />

Dauer von 15 Jahren e<strong>in</strong>en besonderen Vertrag über den Schutz der Rechte der nationalen<br />

M<strong>in</strong>derheiten <strong>in</strong> beiden Teilen Oberschlesiens. <strong>Die</strong> von <strong>Polen</strong> im September 1934<br />

gekündigte <strong>in</strong>ternationale M<strong>in</strong>derheitenkonvention wurde am 5. November 1937 durch e<strong>in</strong>e<br />

deutsch-polnische M<strong>in</strong>derheitenerklärung ersetzt.34)<br />

Alle diese Vere<strong>in</strong>barungen zum Schutz der M<strong>in</strong>derheiten wurden von <strong>Polen</strong> mit allerlei<br />

W<strong>in</strong>kelzügen entwertet, umgangen oder schlichtweg gebrochen. In der Wahl ihrer<br />

Entdeutschungsmethoden entwickelten die polnische Verwaltung und Gesellschaft e<strong>in</strong>e<br />

erstaunlich vielfältige Phantasie. <strong>Die</strong> Diskrim<strong>in</strong>ierung der <strong>Deutschen</strong> erstreckte sich auf fast<br />

alle Lebensbereiche: die Sprache, Schule und Kulturpflege, den Arbeitsmarkt und den<br />

Grundbesitz. <strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong> sollten aus <strong>Polen</strong> vertrieben werden, während die Politik<br />

gegenüber den Weißrussen und Ukra<strong>in</strong>ern auf Assimilation zielte.<br />

Um den E<strong>in</strong>fluß der <strong>Deutschen</strong> zu m<strong>in</strong>imieren, wurden Wahlkreise geändert, deutsche<br />

Wahllisten und e<strong>in</strong>zelne Stimmen für ungültig erklärt, Geme<strong>in</strong>deräte mit deutscher Mehrheit<br />

aufgelöst, Wahlversammlungen niedergeknüppelt, sogar e<strong>in</strong>zelne politische Vertreter der<br />

<strong>Deutschen</strong> ermordet.<br />

10


Um den Zusammenhalt der <strong>Deutschen</strong> zu schwächen, wurden Organisationen Satzungen<br />

verweigert, Vorstandsmitglieder mit fadensche<strong>in</strong>igen Begründungen angeklagt, Vere<strong>in</strong>e der<br />

Geheimbündelei bezichtigt und aufgelöst. Ständig gab es Hausdurchsuchungen und<br />

Verhaftungen von „Verdächtigen“, z.B. wegen Sabotage.<br />

Sehr wichtig war der polnischen Verwaltung die Schwächung der deutschen Schulen: die<br />

deutschen Lehrersem<strong>in</strong>are wurden liquidiert, deutsche Schulen enteignet, die deutsche<br />

Unterrichtssprache wurde zunehmend verdrängt, die deutschen Lehrer <strong>in</strong> staatlichen<br />

Schulen wurden bei Androhung von Entlassung unter Druck gesetzt, deutsche<br />

Privatschullehrer unterlagen Willkürmaßnahmen, deutschen Schülern wurde die Aufnahme<br />

<strong>in</strong> M<strong>in</strong>derheitenschulen verweigert. Auf die Eltern wurde massiver Zwang ausgeübt, ihre<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> polnische Schulen zu schicken. Deutsche Prüfungen wurden nicht anerkannt,<br />

zahllose deutsche Lehrer wurden des Landes verwiesen. Das Resultat dieser<br />

Unterdrückungsmaßnahmen war, dass <strong>1939</strong> nur noch e<strong>in</strong> Drittel der deutschen K<strong>in</strong>der<br />

deutsche Schulen besuchte.<br />

<strong>Die</strong> deutsche Presse wurde massiv beh<strong>in</strong>dert durch Beschlagnahmungen, Geldstrafen,<br />

Hausdurchsuchungen, Verbote und Zensurprozesse. In se<strong>in</strong>em Buch „<strong>Die</strong> deutsche<br />

Volksgruppe <strong>in</strong> <strong>Polen</strong> 1934-<strong>1939</strong>“ schreibt Theodor Bierschenk: „Als typisch für die<br />

Geschichte der deutschbewussten Presse <strong>in</strong> <strong>Polen</strong> können wir die für die „Deutsche<br />

Rundschau“ <strong>in</strong> Bromberg vorliegenden Zahlen bezeichnen. <strong>Die</strong>sem Blatte waren von 1920<br />

<strong>bis</strong> <strong>1939</strong> 872 Strafverfahren angehängt worden. 546mal unterlag die Zeitung der<br />

Beschlagnahme. Aber die Schriftleiter waren <strong>in</strong>sgesamt nur zu 5 Jahren 11 Monaten und 20<br />

Tagen Gefängnis sowie zu 24 050 Zloty Geld und 38 700 Zloty Gerichtsstrafen verurteilt<br />

worden. <strong>Die</strong>ses im Verhältnis zu der Anzahl der Strafverfahren oder Beschlagnahmen<br />

Gesamtausmaß an Strafen beweist, dass weitaus die meisten Verfahren mit e<strong>in</strong>em<br />

Freispruch bzw. mit e<strong>in</strong>er Niederschlagung endeten, die Verfahren also zu Unrecht<br />

e<strong>in</strong>geleitet worden waren.“35)<br />

<strong>Die</strong> evangelische Kirche wurde dadurch geschwächt, dass gleich zu Beg<strong>in</strong>n der polnischen<br />

Herrschaft viele Geistliche vertrieben wurden. <strong>Die</strong> zurück gebliebenen Pfarrer waren starkem<br />

Druck und sogar Terror ausgesetzt. Gottesdienste wurden gesprengt, ja sogar evangelische<br />

Friedhöfe geschändet. Kirchliches Eigentum wurde beschlagnahmt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen sogar<br />

Kirchengebäude.<br />

Das Kulturleben der deutschen Geme<strong>in</strong>schaft wurde vielfach beh<strong>in</strong>dert. <strong>Die</strong> großen<br />

wissenschaftlichen Institute <strong>in</strong> Posen wurden umfunktioniert, Bibliotheken wurden<br />

geschlossen, darunter die für das bäuerliche H<strong>in</strong>terland wertvolle Wanderbibliothek <strong>in</strong><br />

Bromberg, oder sie wurden gemäß e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>e Zeitlang existierenden Index von verdächtig<br />

ersche<strong>in</strong>enden Büchern gesäubert. Für die Vere<strong>in</strong>stätigkeit gab es e<strong>in</strong>e starke Überwachung<br />

und streng gewahrte Genehmigungspflicht für alle Veranstaltungen. Das deutsche<br />

11


Theaterwesen wurde schwer bee<strong>in</strong>trächtigt durch Zensur und Genehmigungspflicht.<br />

Deutsche Künstlern und Wissenschaftler aus dem Reich erhielten oft ke<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>reisegenehmigung. Beamteten Lehrern wurde die Mitwirkung an deutschen<br />

Veranstaltungen unmöglich gemacht, weil sie bei Teilnahme mit Maßregelung oder<br />

Versetzung rechnen mußte. Da gerade diese wichtigen Kulturvermittler ausgeschaltet waren,<br />

litt das freie Volksbildungs- und Unterhaltungswesen auf dem Lande empf<strong>in</strong>dlich. Den<br />

Schulk<strong>in</strong>dern wurde oft die Benützung deutscher Bibliotheken verboten, <strong>in</strong>dem sie auf die<br />

polnische Schulbibliothek verwiesen wurden. Das Vere<strong>in</strong>swesen sah sich dem ständigen<br />

Verdacht politischer Betätigung ausgesetzt.36)<br />

<strong>Die</strong> Wirtschaft der deutschen M<strong>in</strong>derheit wurde geschädigt durch e<strong>in</strong>e Reihe von Erlassen,<br />

die Enteignung deutschen Besitzes ermöglichten wie z.B. das Grenzzonengesetz im<br />

Dezember 1927. Durch das Alkoholgesetz von 1920 mit se<strong>in</strong>en Konzessionsregelungen<br />

wurden die deutschen Gaststätten weitgehend beseitigt. Deutsche Geschäfte wurden<br />

boykottiert, deutsche Arbeiter und Angestellte massenhaft entlassen. Willkürliche<br />

Besteuerungen und Verzögerung bei der Belieferung mit Rohmaterial und Betriebsmitteln<br />

machten den deutschen Firmen schwer zu schaffen. <strong>Die</strong> Agrarrefom von 1925 ermöglichte<br />

die weitreichende Enteignung deutschen Grundbesitzes,<br />

Ganz gleich, wie sich das Verhältnis zwischen <strong>Polen</strong> und Deutschland gestaltete, <strong>in</strong> der<br />

fe<strong>in</strong>dseligen Behandlung der deutschen M<strong>in</strong>derheit durch Verwaltung und Gesellschaft<br />

änderte sich nichts, auch nicht zur Regierungszeit des 1926 durch e<strong>in</strong>en Putsch an die<br />

Macht gekommenen Diktators Pilsudski, der den <strong>Deutschen</strong> gegenüber ke<strong>in</strong>en Haß wie z.B.<br />

Dmowski, empfand und im Januar 1934 e<strong>in</strong>en Nichtangriffspakt mit dem <strong>Deutschen</strong> Reich<br />

abschloß.<br />

Das Schicksal der <strong>Deutschen</strong> <strong>in</strong> der Zwischenkriegszeit war e<strong>in</strong> Leidensweg. Neben<br />

schwerem gesellschaftlichen Druck mussten die <strong>Deutschen</strong> von <strong>1918</strong> <strong>bis</strong> <strong>1939</strong> fe<strong>in</strong>dselige<br />

Akte seitens der Regierung erdulden durch Ausnahmegesetze, Erschwernisse des<br />

Rechtsweges, vorläufige Aussetzung der Wirksamkeit wichtiger Rechte und H<strong>in</strong>ausschieben<br />

notwendiger gesetzgeberischer Akte. Zu den gesellschaftlichen Kräften, die die<br />

Entgermanisierung predigten und bei der Durchführung mitwirkten, zählten Verbände wie der<br />

Westmarkenvere<strong>in</strong>, der Verband der <strong>Polen</strong> aus Ermland und Masuren, der Verband der<br />

Oberschlesischen Aufständischen, der Verband der polnischen Reserveoffiziere, der<br />

Verband der Legionäre und Schützen und der Verband der Haller-Soldaten sowie drei<br />

Propaganda<strong>in</strong>stitute, das Baltische Institut <strong>in</strong> Thorn, das Westslawische Institut <strong>in</strong> Posen und<br />

das Projekt des Meeres-Museums <strong>in</strong> Gd<strong>in</strong>gen.37)<br />

Hermann Rauschn<strong>in</strong>g hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 405 Seiten umfassenden, 1930 erschienenen und 1990<br />

neu aufgelegten Dokumentation „<strong>Die</strong> Entdeutschung Westpreußens und Posens“ die<br />

systematischen Unterdrückungsmaßnahmen detailliert aufgelistet. Das Buch ist <strong>in</strong> folgende<br />

12


Kapitel gegliedert: <strong>Die</strong> polnische Frage im Versailler Friedensvertrage; <strong>Die</strong> Entwicklung des<br />

polnischen Entdeutschungssystems; Der Kampf um Heimat- und Staatsbürgerrecht; <strong>Die</strong><br />

Verdrängung vom wirtschaftlichen Lebensraum; <strong>Die</strong> Vernichtung des deutschen<br />

Grundbesitzes – Liquidation – Annullation – Pächtervertreibung – Agrarreform; Der Kampf<br />

um staatsbürgerliche Gleichberechtigung und persönliche Freiheit; Der Kampf um die<br />

deutsche Kulturpflege; Umfang und Wirkung der Entdeutschung.38)<br />

Wie sich diese schwierige Lage auf das deutsche Geme<strong>in</strong>schaftsleben auswirkte, ist <strong>in</strong> dem<br />

äußerst detailreichen, <strong>in</strong>formativen, 1955 publizierten, 1995 neu aufgelegtes Buch von Otto<br />

Heike „Das Deutschum <strong>in</strong> <strong>Polen</strong> <strong>1918</strong> – <strong>1939</strong>“ , e<strong>in</strong>em wahrhaften Nachschlagewerk,<br />

nachzulesen. Er berichtet über die Entwicklung der deutschen Parteien und politischen<br />

Organisationen, ihre politisch-parlamentarische Tätigkeit und Wahlergebnisse, ihre<br />

Wirtschaftsorganisationen und Genossenschaften, den deutschen Landverlust <strong>in</strong> Posen und<br />

Pommerellen, die Kirche, das deutsche Schulwesen, Zeitungen und Zeitschriften, das<br />

deutsche Theater, Kulturleben und Kulturleistung sowie Kulturorganisationen und andere<br />

Vere<strong>in</strong>e. Den Schluß bildet e<strong>in</strong> Kapitel über das Jahr <strong>1939</strong>. Abgerundet wird Heikes<br />

Dokumentation durch e<strong>in</strong>e ausführliche Bibliographie des Schrifttums über das Deutschtum<br />

<strong>in</strong> <strong>Polen</strong>.39)<br />

Der Erfolg der polnischen Vertreibungspolitik lässt sich an den Statistiken erkennen. <strong>Die</strong><br />

amtliche deutsche Volkszaehlung im Jahre 1910 wies <strong>in</strong> <strong>in</strong> Posen und Pommerellen 1 100<br />

372 Personen mit deutscher Muttersprache aus. Gemaess der ersten polnischen Zaehlung<br />

von 1921 war die Zahl der <strong>Deutschen</strong> bereits auf 503 617 und <strong>bis</strong> zur deutschen<br />

Selbstzaehlung 1926 auf 341 505 zurueckgegangen. <strong>Die</strong> zweite deutsche Selbtzaehlung im<br />

Jahre 1934 wies dann nur noch 312 690 Deutsche <strong>in</strong> Posen und Pomerellen aus, was<br />

gegenueber dem Stand von 1910 e<strong>in</strong>en Rueckgang von 71,6% bedeutet. Riesig war der<br />

Rueckgang <strong>in</strong> der Stadt Thorn, von 30 509 im Jahr 1910 auf 4923 im Jahr 1921.40) In<br />

Ostoberschlesien reduzierte sich das Deutschtum von 263 453 im Jahre 1910 auf ca. 180<br />

000 im Jahre 1938. Ger<strong>in</strong>ger war der Verlust <strong>in</strong> Mittelpolen, hier g<strong>in</strong>g die Zahl von der <strong>in</strong> der<br />

russischen Volkszählung 1897 festgestellten Zahl von 381 400 auf 350 000 im Jahre 1938<br />

zurück, <strong>in</strong> Wolhynien von ca. 10 000 auf 60 000.41). 1922 betrug die Anzahl der <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Polen</strong> 2 Millionen (7,3%), 1930 waren es nur noch 1 200 000 (4 %) Wegen der massiven<br />

E<strong>in</strong>schüchterung erhielt der M<strong>in</strong>derheiten-Block bei der Wahl im März 1928 im Sejm unter<br />

444 Abgeordneten nur 55 Mandate (davon 17 Deutsche), im Senat unter 111 nur 21 (davon<br />

5 Deutsche). <strong>Die</strong> verschiedensten Druckmittel der Warschauer Regierung, die nichtpolnische<br />

Bevölkerung an der Ausuebung ihres Wahlrechts zu h<strong>in</strong>dern, hatten auch bei den anderen<br />

M<strong>in</strong>derheiten Erfolg Ukra<strong>in</strong>ern, Juden, Weissrussen, Litauern und Tschechendie zusammen<br />

44,5% der Gesamtbevoelkerung ausmachten.42)<br />

<strong>Die</strong> Zuspitzung des Konflikts <strong>in</strong> den Jahren 1938 und <strong>1939</strong><br />

13


Im Herbst 1938 erreichten die <strong>Deutschen</strong>verfolgungen e<strong>in</strong>en erneuten Höhepunkt, der sich<br />

<strong>1939</strong> noch steigerte. Obwohl die <strong>Polen</strong> im Oktober 1938 das tschechische Olsa-Gebiet mit<br />

Erlaubnis Hitlers besetzten, g<strong>in</strong>gen sie rücksichtslos gegen die dortige deutsche M<strong>in</strong>derheit<br />

vor und zogen, wie der deutsche Innenm<strong>in</strong>ister am 5. November 1938 berichtete, „alle<br />

Register der Repression. Deutsche Arbeitnehmer wurden oft unverzüglich von ihren<br />

Arbeitsplätzen verdrängt, Pensionären und Rentnern die Zahlungen entzogen , deutsche<br />

Betriebe Zwangsverwaltern unterstellt, deutschen Staatsangehörigen die Rückreise <strong>in</strong>s Olsa-<br />

Gebiet untersagt, deutsche Schulen aufgelöst und deutsche K<strong>in</strong>der zwangsweise <strong>in</strong><br />

polnische Schulen gegeben. Infolgedessen hatten zu dieser Zeit schon 30 <strong>bis</strong> 40% der<br />

<strong>Deutschen</strong> ihre Heimat fluchtartig verlassen.43) Auch <strong>in</strong> anderen Teilen <strong>Polen</strong>s nahmen die<br />

<strong>Deutschen</strong>verfolgungen <strong>1939</strong> erheblich zu, wie Otto Heike im e<strong>in</strong>zelnen dokumentiert.44)<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong>hetze <strong>in</strong>tensivierte sich. Am 31. März berichtete der deutsche Generalkonsul<br />

<strong>in</strong> Posen: „Seit Monaten arbeitet die polnische Presse <strong>in</strong> den Westgebieten auf e<strong>in</strong>e<br />

Vergiftung der öffentlichen Me<strong>in</strong>ung gegen die <strong>Deutschen</strong> h<strong>in</strong>. <strong>Die</strong>se deutschfe<strong>in</strong>dliche<br />

Stimmungsmache, die besonders seit der Septemberkrise des letzten Jahres stetig<br />

gewachsen ist, hat jetzt, offenbar <strong>in</strong> Zusammenhang mit der Entwicklung der politischen<br />

Lage <strong>in</strong> Europa, zu e<strong>in</strong>er Entladung geführt. <strong>Die</strong> Presse äußert hemmungslos ihre<br />

deutschfe<strong>in</strong>dlichen Gefühle, und es vergeht kaum e<strong>in</strong> Tag, an dem nicht die Posener Blätter<br />

irgende<strong>in</strong>en mehr oder weniger aggressiven Artikel oder ausfallende Bemerkung gegen das<br />

Deutschtum br<strong>in</strong>gen.“45) Am 8. Mai <strong>1939</strong> meldete der deutsche Konsul <strong>in</strong> Lodz: „Der Terror<br />

der verhetzten polnischen Bevölkerung gegen die <strong>Deutschen</strong> <strong>in</strong> der Wojwodschaft Lodz, der<br />

durch zahlreiche Schlägereien mit oft schweren Körperverletzungen, Drohungen,<br />

Beleidigungen, Boykott, Eigentumsbeschädigungen, Verhaftungen und Schikanen aller Art,<br />

nicht zuletzt durch Brandstiftungen äußert, hält unverm<strong>in</strong>dert an.“46) Am 3. August schrieb<br />

der flämische Schriftsteller Ward Hermanns über die neuen polnischen Landkarten: „<strong>Die</strong><br />

<strong>Polen</strong> haben das letzte Gefühl für Maß und Größe verloren. Jeder Ausländer, der <strong>in</strong> <strong>Polen</strong><br />

die neuen Landkarten betrachtet, worauf e<strong>in</strong> großer Teil Deutschlands <strong>bis</strong> <strong>in</strong> die Nähe von<br />

Berl<strong>in</strong>, weiter Böhmen, Mähren, die Slowakei und e<strong>in</strong> riesiger Teil Russlands <strong>in</strong> der überaus<br />

reichen Phantasie der <strong>Polen</strong> schon annektiert s<strong>in</strong>d, muß denken, dass <strong>Polen</strong> e<strong>in</strong>e riesige<br />

Irrenanstalt geworden ist.“47) Am 20. August kann man <strong>in</strong> der Warschauer „Depesza“ lesen:<br />

„Wir s<strong>in</strong>d bereit, mit dem Teufel e<strong>in</strong>en Pakt abzuschließen, wenn er uns im Kampf gegen<br />

Hitler hilft. Hört ihr: gegen Deutschland, nicht nur gegen Hitler. Das deutsche Blut wird <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em kommenden Krieg <strong>in</strong> solchen Strömen vergossen werden, wie dies seit der<br />

Entstehung der Welt noch nicht gesehen worden ist.“48)<br />

Nachdem 1938 die Anweisung der Reichsregierung an die deutsche Presse, über die<br />

polnischen Untaten nicht zu berichten, aufgehoben worden war, erhitzte sich auch die<br />

Stimmung <strong>in</strong> Deutschland, und die Anstrengungen, e<strong>in</strong>e befriedigende Lösung für Danzig<br />

14


und den Korridor zu f<strong>in</strong>den, verstärkten sich. Der deutsche Außenm<strong>in</strong>ister Ribbentrop<br />

unterbreitete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gespräch mit Botschafter Lipski die deutschen Vorschläge zu e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>vernehmlichen Regelung des Korridor- und des Danzigproblems; <strong>in</strong> der Antwortnote<br />

betonte Oberst Beck: „Trotz des komplexen Charakters e<strong>in</strong>es solchen Vertrags fühlt sich die<br />

polnische Regierung zu der Erklärung gezwungen, dass jede andere Lösung, <strong>in</strong>sbesondere<br />

die E<strong>in</strong>gliederung der Freien Stadt <strong>in</strong> das Reic, zweifellos zu e<strong>in</strong>em Konflikt führen<br />

müsse.“49) Am 21. März <strong>1939</strong> bat Ribbentrop Lipski zu e<strong>in</strong>er erneuten Unterredung, bei der<br />

er ihm nahe legte, ke<strong>in</strong>e frühere Regierung sei <strong>in</strong> der Lage gewesen, auf die deutschen<br />

Rechtsansprüche zu verzichten, ohne <strong>in</strong>nerhalb von 48 Stunden vom Reichstag fortgefegt zu<br />

werden. Doch die polnische Regierung lehnte am 26. März ab; sie ließ ihren Botschafter <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> darauf h<strong>in</strong>weisen, dass jeder Versuch, Danzig wieder an Deutschland anzugliedern,<br />

Krieg mit <strong>Polen</strong> bedeuten würde. Der Brockhaus von 1956 schreibt unter dem Stichwort<br />

„Weltkrieg II“ zu der Märzkrise: „Drei Tage zuvor [am 23.3.<strong>1939</strong>] hatte die polnische<br />

Regierung Maßnahmen zu e<strong>in</strong>er Teilmobilisierung und Zusammenziehung von Truppen an<br />

der Danziger Grenze getroffen. Darauf befahl Hitler Ende März, sich auf die unvermeidlich<br />

ersche<strong>in</strong>ende militärische Ause<strong>in</strong>andersetzung mit <strong>Polen</strong> vorzubereiten. An e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen<br />

Großbritanniens und Frankreichs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en deutsch-polnischen Krieg glaubte er nicht, obwohl<br />

die britische und die französische Regierung am 31. März <strong>Polen</strong> ihre volle Unterstützung im<br />

Falle e<strong>in</strong>er Bedrohung zugesichert und Großbritannien die polnischen Grenzen garantiert<br />

hatte.“50) E<strong>in</strong> letzter, von Großbritannien vorgeschlagener Versuch direkter deutsch-<br />

polnischer Verhandlungen am 29. August scheiterte, weil der polnische Unterhändler nicht<br />

erschien.<br />

Am 23. und am 25. August wurden zwei deutsche Flugzeuge von der Halb<strong>in</strong>sel Hela und von<br />

e<strong>in</strong>em polnischen Kriegsschiff aus beschossen.51) Am 23. August erg<strong>in</strong>g der Befehl zur<br />

polnischen Mobilmachung. In den letzten Augusttagen gab es wiederholt gezielte<br />

Grenzverletzungen seitens des polnischen Militärs.52) Wer angesichts dieser Tatsachen<br />

noch von e<strong>in</strong>em Überfall Hitler-Deutschlands auf das ahnungslose <strong>Polen</strong> redet, ist entweder<br />

hoffnungslos h<strong>in</strong>ter dem aktuellen Forschungsstand zurück oder er ist aus ideologischer<br />

Verblendung nicht fähig, die Tatsachen zu sehen und richtig e<strong>in</strong>zuordnen. Zwei Tage nach<br />

dem deutschen Angriff am 1.September erklärten die selbsternannten Schutzmächte <strong>Polen</strong>s,<br />

England und Frankreich, Deutschland den Krieg. Dadurch weitete sich der bilaterale<br />

kriegerische Konflikt zu e<strong>in</strong>em Weltkrieg aus, e<strong>in</strong>em Krieg – wie Gerd Schultze-Rhonhof <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em grundlegenden Werk dargelegt hat -, der viele Väter hatte.53) E<strong>in</strong>er davon war<br />

<strong>Polen</strong>. In den ersten Tagen des Krieges sahen sich die dortigen <strong>Deutschen</strong> grauenvollem<br />

Terror ausgeliefert. Am sogenannten Bromberger Blutsonntag, am 3. September, zwei Tage<br />

nach dem deutschen E<strong>in</strong>marsch, wurden fast 4000 Deutsche ermordet. <strong>Die</strong> Überlebenden<br />

und andere Deutsche Westpreußens wurden abgeführt und auf Todesmärschen nach<br />

15


Warschau <strong>in</strong> das dortige Konzentrationslager Bereza Kartuska 54) getrieben. Edw<strong>in</strong> Erich<br />

Dw<strong>in</strong>ger, der die unbeschreiblichen Grausamkeiten dieser Gewaltmärsche <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch<br />

„Der Tod <strong>in</strong> <strong>Polen</strong>“ (1940) schildert, schreibt im Vorwort: „<strong>Die</strong>ses Buch war die schwerste von<br />

allen Aufgaben, die mir unsre Zeit <strong>bis</strong>her als Chronist stellte: Es enthält lediglich die nackte<br />

Wahrheit, jeder Name ist der se<strong>in</strong>es wirklichen Trägers, jede Schilderung beruht auf e<strong>in</strong>er<br />

eidlichen Aussage.“55)<br />

Fazit<br />

Ich möchte nicht, dass me<strong>in</strong> Vortrag missverstanden wird. Ich selbst hege ke<strong>in</strong>e<br />

antipolnischem Gefühle und ich möchte sie auch nicht bei me<strong>in</strong>en Zuhörern hervorrufen.<br />

Mir geht es um Gerechtigkeit im historischen Rückblick. Im Interesse Europas ist es äußerst<br />

wichtig, dass e<strong>in</strong> faires Geschichtsbild Allgeme<strong>in</strong>gut wird, dass die e<strong>in</strong>seitige<br />

Schuldzuweisung für die beiden Weltkriege und die damit verbundenen Verbrechen an die<br />

<strong>Deutschen</strong> aufhört. Europa kann nicht auf Ungerechtigkeit aufgebaut werden.<br />

Das Thema me<strong>in</strong>es Vortags ist e<strong>in</strong> historisches über e<strong>in</strong>e kurze spezifische Periode. Warum<br />

sollte es jemanden außer e<strong>in</strong>igen Westpreußen und Oberschlesiern <strong>in</strong>teressieren? Ich b<strong>in</strong><br />

der Me<strong>in</strong>ung, dass es heute noch relevant ist. Es gehört <strong>in</strong> den auszudiskutierenden<br />

Komplex der deutsch-polnischen Beziehungen. E<strong>in</strong>e echte Aussöhnung zwischen diesen<br />

beiden Völkern ist nur auf der Basis der Wahrheit möglich. Gleichgültig, was unwissende<br />

Politiker und opportunistische Medien sagen: erst wenn die <strong>Polen</strong> wie die <strong>Deutschen</strong> ihre<br />

Sünden e<strong>in</strong>gestehen und glaubwürdig bereuen, kann es e<strong>in</strong>e echte, <strong>in</strong> der Zukunft stabile<br />

Verständigung geben, die dem Wohle Deutschlands, <strong>Polen</strong>s und Europas dient.<br />

Fußnoten<br />

1.) Meiser S.26 2) Rauschn<strong>in</strong>g S. 321<br />

3) Rauschn<strong>in</strong>g S. 321, Meiser S. 26-28 4) Nawratil S. 33<br />

5) Nawratil S. 36 6) Nawratil S. 35<br />

7) Nawratil S. 36 8) Ibid.<br />

9 )Rauschn<strong>in</strong>g S. 411 10) Fuchs S. 3<br />

11) Rauschn<strong>in</strong>g S. 406 12) Ibid.<br />

16


13) Frey S. 31 14) Frey S. 28<br />

15) Frey S. 30 16.) Frey S. 27<br />

17) Frey S. 29 18) Ibid.<br />

19) Fu 14 20) Rauschn<strong>in</strong>g S. 388<br />

21) Rauschn<strong>in</strong>g S. 384 22) Fuchs S. 163, Rauschn<strong>in</strong>g S. 390<br />

23) Rauschn<strong>in</strong>g S. 390 24) Fuchs S. 32<br />

25) Fuchs S. 25f., 26) Fuchs S. 28<br />

27) Fuchs S. 27 28) Frey S. 58<br />

29) Frey S. 61 30) Meiser S. 114<br />

31) Frey S. 37 32) Frey S. 40<br />

33) Heike S. 40f. 34) Fuchs S. 44<br />

35) Frey S. 79f. 36) Rauschn<strong>in</strong>g S. 329f.<br />

37) Fuchs S. 115-157 38) Rauschn<strong>in</strong>g S.5<br />

39) Heike 1955, 2. Aufl. 1995 40) Frey S. 31<br />

41) Heike S. 28ff. 42) Fuchs S. 208f.<br />

43) Frey S. 129 44) Heike S. 219-234<br />

45) Meiser S. 176 46) Meiser S. 178<br />

47) Rauschn<strong>in</strong>g S. 504 48) Ibid.<br />

49) Frey S. 132 50) Frey S. 134<br />

51) Das Weißbuch S.394 (Meldungen vom 23. und 24.8.<strong>1939</strong>)<br />

52) Weißbuch S.438-444 (Meldungen vom 25.8. <strong>bis</strong> 31.8.<strong>1939</strong>)<br />

53) Schultze-Rhonhof, 1. Auflage 2003, <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> der fünften Auflage<br />

54) Frey S.101f.<br />

55) Dw<strong>in</strong>ger; vgl. auch Der Tod <strong>in</strong> <strong>Polen</strong><br />

Bibliographie benützter und weiterführender Literatur<br />

Der Tod sprach polnisch. Dokumente polnischer Grausamkeiten an <strong>Deutschen</strong> 1919-<br />

1949. Kiel: Arndt-Verlag 2010<br />

17


Dw<strong>in</strong>ger, Edw<strong>in</strong> Erich, Der Tod <strong>in</strong> <strong>Polen</strong>. 25884 Viöl: Verlag für ganzheitliche Forschung<br />

2007 (Nachdruck der Ausgabe von 1940)<br />

Frey, Gerhard (Hrg.), Antwort an Warschau. Was <strong>Polen</strong>s Regierung verschweigt und was<br />

Berl<strong>in</strong> nicht zu sagen wagt. München: FZ-Verlag 2009<br />

Fuchs, Werner, Selbstzeugnisse polnischen Eroberungswillens. Viöl: Institut für<br />

ganzheitliche Forschung 2007 (3. Aufl.)<br />

Heike, Otto, Das Deutschtum <strong>in</strong> <strong>Polen</strong> <strong>1918</strong> – <strong>1939</strong>. Viöl: Verlag für ganzheitliche<br />

Forschung 2. Aufl.1995 (1. Aufl. 1955)<br />

Kollwitz-Seldte, Berndt zu (Hrg.), Das Weißbuch. Dokumente zur Vorgeschichte des<br />

Krieges. 89122 Langenau: ATB: <strong>Die</strong> Büchermacher 2000<br />

Meiser, Hans, <strong>Polen</strong> – e<strong>in</strong> Ärgernis? <strong>Die</strong> Geschichte e<strong>in</strong>er gestörten Nachbarschaft.<br />

Tüb<strong>in</strong>gen: Grabert-Verlag 2008<br />

Nawratil, He<strong>in</strong>z, <strong>Die</strong> Versöhnungsfalle. Deutsche Beflissenheit und polnisches<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong>. Wien: Universitas 2011<br />

Rauschn<strong>in</strong>g, Hermann, <strong>Die</strong> Entdeutschung Westpreußens und Posens. Zehn Jahre<br />

polnischer Politik. Viöl 1990. (Nachdruck der Ausgabe von 1930).<br />

Richthofen, Bolko Frh. von und Oheim, Re<strong>in</strong>hold Robert, <strong>Die</strong> polnische Legende.<br />

(Sammelband der Bücher: <strong>Polen</strong>s Traum von Großreich; <strong>Polen</strong>s Marsch zum Meer; <strong>Die</strong><br />

polnische Legende). Kiel: Arndt 2007<br />

Schultze-Rhonhof, Gerd, Der Krieg, der viele Väter hatte. Der lange Anlauf zum Zweiten<br />

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(Gliederung : a) Das Verhältnis zwischen <strong>Deutschen</strong> und <strong>Polen</strong> – zur politischen,<br />

wirtschaftlichen und rechtlichen Lage; b) Siedlung, Kirche und Schule, Heimat- und<br />

Volkskunde; c) Dichtung, schöngeistige Literatur, Bibliographien, deutsche Lieder und<br />

Kulturleben; d) Fest- und Gedenkschriften, Berichte; e) Sonstiges Schrifttum)<br />

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