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Die Deutschen in Polen 1918 bis 1939

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<strong>in</strong> der Geschichte zivilisierter Völker dasteht.“31) Anfang Mai 1921 brach Korfanty <strong>in</strong><br />

Absprache mit Warschau den dritten Aufstand zur Eroberung Schlesiens vom Zaun. Der<br />

französische Wissenschaftler René Martel schrieb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „<strong>Die</strong> östlichen Grenzen<br />

Deutschlands“: „Am 2. Mai brach der von Korfanty aufgezogene dritte Aufstand <strong>in</strong><br />

Oberschlesien aus. Es brach e<strong>in</strong>e entsetzliche Schreckensherrschaft los. <strong>Die</strong> Mordtaten<br />

vervielfältigten sich. <strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong> wurden gemartert, verstümmelt, zu Tode gepe<strong>in</strong>igt, ihre<br />

Leichen geschändet. Dörfer und Schlösser wurden ausgeraubt, <strong>in</strong> Brand gesteckt, <strong>in</strong> die Luft<br />

gesprengt. <strong>Die</strong> im Bilde <strong>in</strong> der Offiziellen Veröffentlichung der deutschen Regierung 1921<br />

festgehaltenen Vorgänge überschritten an Grausamkeiten die schlimmsten Vorgänge, die<br />

man sich vorstellen kann.“32)<br />

Da die französischen Truppen entgegen ihrem Auftrag vom Völkerbund die polnischen<br />

Untaten unterstützen, die Engländer sich aus dem Konflikt heraushielten, waren es nur die<br />

italienischen Truppen, von denen die deutschen Freikorps <strong>in</strong> ihrem Abwehrkampf gegen<br />

Korfantys Truppen etwas Beistand bekamen. Dem Mut der idealistischen deutschen<br />

Freikorps ist es zu verdanken, dass der Großteil Schlesiens dem deutschen Reich erhalten<br />

blieb.<br />

Systematische Entdeutschung<br />

Am 28.Juni 1919 unterschrieb <strong>Polen</strong> e<strong>in</strong>en Vertrag mit den Siegermächten über den Schutz<br />

der nationalen M<strong>in</strong>derheiten, das Genfer M<strong>in</strong>derheitenabkommen. Dar<strong>in</strong> wird auch der<br />

deutschen M<strong>in</strong>derheit das Recht auf freie nationale, kulturelle und religiöse Betätigung<br />

zugestanden.33) Darüber h<strong>in</strong>aus schlossen Deutschland und <strong>Polen</strong> am 15. Mai 1922 für die<br />

Dauer von 15 Jahren e<strong>in</strong>en besonderen Vertrag über den Schutz der Rechte der nationalen<br />

M<strong>in</strong>derheiten <strong>in</strong> beiden Teilen Oberschlesiens. <strong>Die</strong> von <strong>Polen</strong> im September 1934<br />

gekündigte <strong>in</strong>ternationale M<strong>in</strong>derheitenkonvention wurde am 5. November 1937 durch e<strong>in</strong>e<br />

deutsch-polnische M<strong>in</strong>derheitenerklärung ersetzt.34)<br />

Alle diese Vere<strong>in</strong>barungen zum Schutz der M<strong>in</strong>derheiten wurden von <strong>Polen</strong> mit allerlei<br />

W<strong>in</strong>kelzügen entwertet, umgangen oder schlichtweg gebrochen. In der Wahl ihrer<br />

Entdeutschungsmethoden entwickelten die polnische Verwaltung und Gesellschaft e<strong>in</strong>e<br />

erstaunlich vielfältige Phantasie. <strong>Die</strong> Diskrim<strong>in</strong>ierung der <strong>Deutschen</strong> erstreckte sich auf fast<br />

alle Lebensbereiche: die Sprache, Schule und Kulturpflege, den Arbeitsmarkt und den<br />

Grundbesitz. <strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong> sollten aus <strong>Polen</strong> vertrieben werden, während die Politik<br />

gegenüber den Weißrussen und Ukra<strong>in</strong>ern auf Assimilation zielte.<br />

Um den E<strong>in</strong>fluß der <strong>Deutschen</strong> zu m<strong>in</strong>imieren, wurden Wahlkreise geändert, deutsche<br />

Wahllisten und e<strong>in</strong>zelne Stimmen für ungültig erklärt, Geme<strong>in</strong>deräte mit deutscher Mehrheit<br />

aufgelöst, Wahlversammlungen niedergeknüppelt, sogar e<strong>in</strong>zelne politische Vertreter der<br />

<strong>Deutschen</strong> ermordet.<br />

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