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Die Deutschen in Polen 1918 bis 1939

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Untersuchungsmethoden, die an die grausamsten Foltern des Mittelalters er<strong>in</strong>nern, s<strong>in</strong>d an<br />

der Tagesordnung. In e<strong>in</strong>zelnen Teilen Pommerellens ist die Furcht der deutschen<br />

Landbewohner vor der polnischen Bürgerwehr so stark, dass sie nachts im Freien bleiben,<br />

um beim Herannahen dieser Horden besser fliehen zu können.“13) Zu den<br />

E<strong>in</strong>schüchterungs- und Zwangsmaßnahmen gehörten die Massen<strong>in</strong>ternierung Deutscher <strong>in</strong><br />

dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager Szcypiorno bei Kalisch, <strong>in</strong> dem mehr als 8000<br />

Männer und Frauen wochen- und monatelang unter schlechtesten Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>gesperrt<br />

wurden.13a)<br />

Regelungen <strong>in</strong> Versailles<br />

An den Friedensverhandlungen <strong>in</strong> Versailles nahm e<strong>in</strong>e polnische Delegation unter der<br />

Führung Dmowskis teil. Bereits am 8. Oktober <strong>1918</strong> hatte dieser gegenüber dem<br />

amerikanischen Präsidenten Wilson maßlose Forderungen gestellt: ganz Posen und<br />

Westpreußen, ganz Oberschlesien sowie drei Kreise Niederschlesiens sollten an <strong>Polen</strong><br />

fallen, Ostpreußen sollte als autonome Prov<strong>in</strong>z angegliedert werden. <strong>Die</strong> von der polnischen<br />

Delegation am 29. Februar 1919 <strong>in</strong> Versailles gestellten Forderungen g<strong>in</strong>gen sogar über<br />

Dmowskis vorherige Ansprüche noch h<strong>in</strong>aus. <strong>Die</strong> <strong>Polen</strong> waren nicht zufrieden mit den ihnen<br />

von den Alliierten zugestandenen Territorien, aber aus deutscher Sicht waren die – vor allem<br />

der Hilfe Frankreichs zu verdankenden - polnischen Erfolge <strong>in</strong> Versailles unerhört und<br />

unakzeptabel: <strong>Polen</strong> wurde fast ganz Posen und der Großteil Westpreußens ohne<br />

Abstimmung zugesprochen, ebenso Teile ostpreußischer, niederschlesischer und<br />

pommerscher Kreise. In Westpreußen rechts der Weichsel, im südlichen Ostpreußen und <strong>in</strong><br />

Oberschlesien sollten Volksabstimmungen über das Schicksal der dortigen Bevölkerung<br />

stattf<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong> Stadt Danzig, deren Bevölkerung zu 95% deutsch war, wurde als „Freie<br />

Stadt“ unter die Aufsicht des Völkerbundes gestellt, was praktisch e<strong>in</strong>en von <strong>Polen</strong><br />

abhängigen Status bewirkte, durch e<strong>in</strong>e Reihe von polnischen Privilegien wie die<br />

Bahnverwaltung, das Recht der Hafennutzung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Freizone, die E<strong>in</strong>gliederung<br />

Danzigs <strong>in</strong> das polnische Zollgebiet und die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten der<br />

„Freien Stadt“ durch die polnische Regierung. Der Bevölkerung wurde die deutsche<br />

Staatsbürgerschaft aberkannt; immerh<strong>in</strong> genehmigte der Völkerbund die Verfassung<br />

Danzigs, deren Artikel 4 Deutsch als Amtssprache deklariert.<br />

<strong>Die</strong> deutsche Delegation unter der Leitung des Außenm<strong>in</strong>isters Graf Brockdorff-Rantzau<br />

hatte vergeblich gegen die polnischen Anmaßungen und die unfaire, unehrliche<br />

Verhandlungsführung der polnischen Delegation gekämpft. In e<strong>in</strong>er Erklärung vom 29. Mai<br />

1919 zählte er die Forderungen der <strong>Polen</strong> auf und zog das Fazit: „Solchen Bed<strong>in</strong>gungen liegt<br />

ke<strong>in</strong> Rechtsgedanke mehr zugrunde. Beliebig soll bald die Idee e<strong>in</strong>es unverjährbaren<br />

historischen Rechts, bald die Idee des ethnographischen Besitzstandes, bald der<br />

Gesichtspunkt wirtschaftlicher Interessen maßgebend se<strong>in</strong>, aber immer fällt die<br />

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