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Die Deutschen in Polen 1918 bis 1939

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Um den Zusammenhalt der <strong>Deutschen</strong> zu schwächen, wurden Organisationen Satzungen<br />

verweigert, Vorstandsmitglieder mit fadensche<strong>in</strong>igen Begründungen angeklagt, Vere<strong>in</strong>e der<br />

Geheimbündelei bezichtigt und aufgelöst. Ständig gab es Hausdurchsuchungen und<br />

Verhaftungen von „Verdächtigen“, z.B. wegen Sabotage.<br />

Sehr wichtig war der polnischen Verwaltung die Schwächung der deutschen Schulen: die<br />

deutschen Lehrersem<strong>in</strong>are wurden liquidiert, deutsche Schulen enteignet, die deutsche<br />

Unterrichtssprache wurde zunehmend verdrängt, die deutschen Lehrer <strong>in</strong> staatlichen<br />

Schulen wurden bei Androhung von Entlassung unter Druck gesetzt, deutsche<br />

Privatschullehrer unterlagen Willkürmaßnahmen, deutschen Schülern wurde die Aufnahme<br />

<strong>in</strong> M<strong>in</strong>derheitenschulen verweigert. Auf die Eltern wurde massiver Zwang ausgeübt, ihre<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> polnische Schulen zu schicken. Deutsche Prüfungen wurden nicht anerkannt,<br />

zahllose deutsche Lehrer wurden des Landes verwiesen. Das Resultat dieser<br />

Unterdrückungsmaßnahmen war, dass <strong>1939</strong> nur noch e<strong>in</strong> Drittel der deutschen K<strong>in</strong>der<br />

deutsche Schulen besuchte.<br />

<strong>Die</strong> deutsche Presse wurde massiv beh<strong>in</strong>dert durch Beschlagnahmungen, Geldstrafen,<br />

Hausdurchsuchungen, Verbote und Zensurprozesse. In se<strong>in</strong>em Buch „<strong>Die</strong> deutsche<br />

Volksgruppe <strong>in</strong> <strong>Polen</strong> 1934-<strong>1939</strong>“ schreibt Theodor Bierschenk: „Als typisch für die<br />

Geschichte der deutschbewussten Presse <strong>in</strong> <strong>Polen</strong> können wir die für die „Deutsche<br />

Rundschau“ <strong>in</strong> Bromberg vorliegenden Zahlen bezeichnen. <strong>Die</strong>sem Blatte waren von 1920<br />

<strong>bis</strong> <strong>1939</strong> 872 Strafverfahren angehängt worden. 546mal unterlag die Zeitung der<br />

Beschlagnahme. Aber die Schriftleiter waren <strong>in</strong>sgesamt nur zu 5 Jahren 11 Monaten und 20<br />

Tagen Gefängnis sowie zu 24 050 Zloty Geld und 38 700 Zloty Gerichtsstrafen verurteilt<br />

worden. <strong>Die</strong>ses im Verhältnis zu der Anzahl der Strafverfahren oder Beschlagnahmen<br />

Gesamtausmaß an Strafen beweist, dass weitaus die meisten Verfahren mit e<strong>in</strong>em<br />

Freispruch bzw. mit e<strong>in</strong>er Niederschlagung endeten, die Verfahren also zu Unrecht<br />

e<strong>in</strong>geleitet worden waren.“35)<br />

<strong>Die</strong> evangelische Kirche wurde dadurch geschwächt, dass gleich zu Beg<strong>in</strong>n der polnischen<br />

Herrschaft viele Geistliche vertrieben wurden. <strong>Die</strong> zurück gebliebenen Pfarrer waren starkem<br />

Druck und sogar Terror ausgesetzt. Gottesdienste wurden gesprengt, ja sogar evangelische<br />

Friedhöfe geschändet. Kirchliches Eigentum wurde beschlagnahmt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen sogar<br />

Kirchengebäude.<br />

Das Kulturleben der deutschen Geme<strong>in</strong>schaft wurde vielfach beh<strong>in</strong>dert. <strong>Die</strong> großen<br />

wissenschaftlichen Institute <strong>in</strong> Posen wurden umfunktioniert, Bibliotheken wurden<br />

geschlossen, darunter die für das bäuerliche H<strong>in</strong>terland wertvolle Wanderbibliothek <strong>in</strong><br />

Bromberg, oder sie wurden gemäß e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>e Zeitlang existierenden Index von verdächtig<br />

ersche<strong>in</strong>enden Büchern gesäubert. Für die Vere<strong>in</strong>stätigkeit gab es e<strong>in</strong>e starke Überwachung<br />

und streng gewahrte Genehmigungspflicht für alle Veranstaltungen. Das deutsche<br />

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