24 Lofoten Safari eisgekühlt Der raue Charme der Lofoten kommt im <strong>Winter</strong> besonders zum Tragen. Tiere in dieser stillen Zeit zu beobachten, ist ein echtes Highlight. Bei uns eher selten, auf den Lofoten ein beinahe ständiger Begleiter: der Seeadler. Kalt, aber aber mindestens genauso schön wie der Strandspaziergang im Badeurlaub. Träume leben. Seeadler, Lofoten, Nordnorwegen. Foto: www.lofoten-opplevelser.no Lofoten, Nordnorwegen. Foto: Terje Rakke/ Nordic Life/ Nordland Reiseliv
„Endlich kamen die obersten messerscharfen Gipfel frei und stachen gegen den tiefblauen Himmel ab, in dem der Nebel unmittelbar versank. Ja, es lässt sich nicht abstreiten – ein beeindruckender Anblick: Das Reinste vom Reinen, das Kälteste vom Kalten, das Züchtigste vom Züchtigen, das Vornehmste das sich denken lässt, Altäre des Gottes der Einsamkeit und der göttlichen Unberührtheit der Keuschheit. Schwierig – schwierig dies zu malen! Diese Hoheit, Größe und unerbittliche, unbarmherzige Ruhe und Gleichgültigkeit der Natur hervorzubringen.“ So beschrieb der norwegische Maler Christian Krohg 1896 seine Ankunft in Svolvær. Unsere Ankunft war gestern vernebelt, doch heute kann die Hintergrundkulisse des Ortes locker mit Krohgs malerischen Beschreibungen mithalten. Beim Gang durch die klitzekleine Hauptstadt der Lofoten drängt sich etwas anderes in den Vordergrund: die großen Holzgestelle für die Stockfisch-Herstellung. Sie bedecken nahezu jede freie Fläche. Im leichten Wind baumeln die Dorsche zu Hunderten an den Gestellen. „Das sind aber beileibe nicht die einzigen Tiere, die hier zu beobachten sind“, flachst unser Guide Jann Engstadt bei der Begrüßung am Hafenkai. Händedruck wie ein Schraubstock, ein Mann wie ein Baumstamm. Und er trägt die guten alten Pelzstiefel. Was soll mit so einer Begleitung noch schief gehen? Da kann selbst der schwerste Schneesturm kommen. Nach dem schaut es heute aber gar nicht aus. Die blaugraue See ist ruhig und glatt, eine Ahnung von Sonne bemüht sich hinter den Bergen. Seeadler und Dämonen Wir gehen wieder an Bord, diesmal aber nicht auf ein Schiff der Hurtigruten, sondern auf ein „Safari-Schiff“. „Tierbeobachtungen im <strong>Winter</strong> sind ein echtes Highlight auf den Lofoten“, erklärt Jann, als wir uns entlang der Küste in Bewegung setzen. Und wie um seine Aussage zu bekräftigen, segelt einige Sekunden später bereits ein Seeadler über unsere Köpfe hinweg. Jann gibt Anweisung, ihn im Auge zu behalten. Es lohnt sich, denn kaum 50 Meter weiter stößt er plötzlich in Richtung Wasser hinab und schafft es auf Anhieb, den anvisierten Fisch zu greifen. Auch der Dämon aus der Hölle habe es auf Fisch, genauer gesagt den Hering abgesehen, spannt Jann den Bogen weiter – nicht ohne dabei ein wenig geheimnisvoll zu klingen. Dämon aus der Hölle, ein Name mit Programm. Eine perfekte Kampfmaschine, vielleicht die gefährlichste, die sich durchs Meer bewegt. Bis zu zehn Meter lang, neun Tonnen schwer und 55 km/h schnell, bringt er vereint in der Königskrabbensafari, Lofoten. Foto: Terje Rakke/Nordic Life/www.visitnorway.com Mit dem Schlauchboot lassen sich auch Königskrabben entdecken. Besonders im <strong>Winter</strong> stehen die Chancen gut, bei einer Boots-Safari Orcas zu Gesicht zu bekommen. Lofoten Gruppe so ziemlich alles zur Strecke, was sich im Ozean tummelt. Steht ganz, ganz oben in der Nahrungskette, sogar über dem Weißen Hai. Na, wer errät den Meeresbewohner, von dem Jann spricht? „Das kann nur der Killerwal sein“, vermutet Paul. Richtig. Orcinus orca, wie er ganz harmlos unübersetzt im lateinischen Original heißt. „Orcas haben ein Gehirn, das ähnlich komplex ist wie unseres, nur viel größer“, Jann macht eine Pause, dann wird sein Tonfall nachdenklich: „Vielleicht sind sie sogar intelligenter als wir.“ Berührtes Schweigen. Dann angestrengtes Schauen. Denn im flachen Licht des <strong>Winter</strong>s ist es nicht einfach, etwas an der Wasseroberfläche zu erkennen. Der Skipper steuert in einen Fjord hinein. Wir fahren, wir suchen, wir staunen. Über das Meer, die Berge, das bläuliche Licht. Über die Adler, über neugierige Robben. Nur Orcas lassen sich nicht blicken. Und schließlich tauchen die ochsenblutroten Häuser von Svolvær wieder im Sichtfeld auf. Jann grinst: „Heute wird es wohl nichts mehr mit den Orcas. Aber morgen können wir mit dem Kajak raus. Ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, ist sowieso noch eine Spur intensiver, um nicht zu sagen nervenaufreibender.“ Ganz der Typ Baumstamm eben. INFO: LOFOTEN Das Fremdenverkehrsamt der Lofoten, Destination Lofoten, hat auf seiner Internetseite zahlreiche Anreiseinfos, Übernachtungs- und Aktivitätsangebote: www.lofoten.info Lofoten Orca, Lofoten, Nordnorwegen. Foto: Orca Lofoten AS, Johnny Storvik NORWEGEN Jann Engstadt ist Besitzer des Unternehmens Lofoten Kajakk und bietet winters wie sommers vielfältige Aktivitäten für Outdoorliebhaber an. Dazu zählen Skitouren und Schneeschuhwanderungen, besonders Kälteunempfindliche können auch Kajaktouren mit ihm unternehmen: www.lofoten-kajakk.no Träume leben. 25